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Welches Pony geht schon gerne baden? Eigentlich gar keins. Doch in den Reiterferien auf der Nordseeinsel Wanghörn machen Lou und ihr Pony Lakritz ausgiebig Bekanntschaft mit dem feuchten Nass. Sie reiten zusammen am Strand aus, gehen auf Schatzsuche und schließen Freundschaft mit Seehunden. Und als sie eines Tages Hilferufe aus dem Watt hören, beweisen Lou und Lakritz, dass sie ein unschlagbares Team sind ... In dieser frechen Pferdebuch-Reihe erlebt Lou gemeinsam mit ihrem Pony Lakritz auf dem Reiterhof spannende Abenteuer. Bei den witzigen Geschichten und liebevollen Illustrationen kommen nicht nur Pferdefans auf ihre Kosten!
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Seitenzahl: 79
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Inhalt
Herrliche Aussichten
Ein Findelkind für Opa
Los geht’s!
Auf dem Meeresgrund
Endlich ist es so weit!
Die Meisterdetektivin
Zweimal Sommersprossen
Durch Schlick und Watt
Dicke Luft
Auf Schnitzeljagd
Herrliche Aussichten
„So, und jetzt ab mit euch in die Ferien!“, lacht Frau Treuben.
Lou und Jella strahlen sich an. Endlich ist es so weit: Sommerferien!
Vorsichtig schiebt Lou ihr Zeugnis in die Schultasche, die heute ausnahmsweise federleicht ist. Federleicht wie Lou, als sie zusammen mit Jella die Treppe zum Schulhof runterspringt. „Sechs Wochen frei. Und in zwei Tagen sind wir schon auf der Insel!“ Lou kann es noch gar nicht fassen.
„Ja, das wird super!“, ruft Jella. „Wir und Hanna und die Ponys!“
„Den ganzen Tag reiten und schwimmen, und abends machen wir ein Lagerfeuer“, schwärmt Lou. „Das Leben kann echt schön sein!“
„Hab ich mir’s doch gedacht.“ Opa nickt zufrieden, als er sich wenig später Lous Zeugnis anschaut. „Ganz prima, Lou! Und deswegen habe ich auch was für dich.“
Lou macht große Augen, als Opa aus einer Schublade ein Fernglas zaubert.
„Es ist zwar schon ein bisschen älter, aber es funktioniert einwandfrei. Ich habe damit früher oft Vögel und andere Tiere beobachtet. Und ich dachte, das möchtest du auch, wenn du jetzt an die Nordsee fährst!“
„Danke, Opa!“ Lou fällt ihm um den Hals. „Ich habe mir schon immer ein Fernglas gewünscht!“
„He, he, kein Grund, deinen alten Opa zu erdrücken!“, lacht er.
Lou gibt ihm noch ein Knallküsschen oben auf den Kopf, da, wo fast keine Haare mehr sind. Das geht aber nur, weil Opa schon wieder auf dem Sofa sitzt.
„Das ist einfach super!“ Lou schaut durch die Gläser und sieht von Opa plötzlich nur noch eine riesige Nasenspitze.
„Ich weiß, wo wir das Fernglas ausprobieren können!“, ruft sie dann und zieht Opa vom Sofa. „Los, komm!“
Lou springt die Treppe hoch. Von ihrem Zimmer aus hat sie eine prima Aussicht auf den Reitclub und die Pferdeweiden.
Sie braucht nicht lange zu suchen, schon hat sie ein braunes Pony im Visier. Seine pechschwarze Mähne sieht auch durch das Fernglas wie ein Bündel glänzender Lakritzschnüre aus. Das findet Lou zumindest. Und das ist kein Wunder, wo sie doch Lakritze über alles liebt. Am meisten aber liebt sie Lakritze ohne „e“: also Lakritz, denn so heißt ihr Pony.
„Schau mal, wen ich vom Fenster aus sehen kann!“
Lou streckt Opa das Fernglas entgegen, der jetzt gerade erst ins Zimmer kommt, weil er auf der Treppe nicht wie Lou drei Stufen auf einmal genommen hat.
Opa guckt durchs Fernglas und lacht: „Als ob du nicht sowieso den ganzen Tag drüben bei Lakritz wärst!“
Lou nimmt Opa das Glas wieder aus der Hand und sieht zu ihrem Pony rüber. „Das gibt es doch gar nicht!“
Lakritz wirft stolz den Kopf in den Nacken, schlägt heftig mit seinem schwarzen Schweif und macht einen kleinen Freudensprung.
„Als ob er mich auch sehen könnte“, murmelt Lou verzückt. Doch sie braucht das Fernglas nur ein wenig über die Weide schwenken, um zu sehen, dass Lakritz’ ausgelassene Begrüßung nicht ihr gilt, sondern Stella, einer schneeweißen Stute, die soeben auf die Weide geführt wird.
Lou beobachtet, wie Lakritz Stella umkreist und schließlich direkt vor ihr stehen bleibt. Er streckt seinen Hals und stupst sie vorsichtig mit seiner Nase an. Es dauert nicht lange, da beknabbern die beiden Ponys gegenseitig ihr Fell.
Wortlos reicht Lou das Glas noch einmal an Opa weiter.
„Na, wenn das keine Liebe ist“, schmunzelt er.
Lou seufzt. Wenn sie jetzt ein Pony wäre, würde sie wahrscheinlich ganz schön eifersüchtig sein. Aber so ist sie es eben nur ein kleines bisschen…
„Schau mal, was ich von Opa bekommen habe!“ Till stürmt in Lous Zimmer.
„Einen Kompass!“, ruft Lou.
„Und was für einen!“ Till strahlt. „Genau der richtige für meinen Segeltörn!“
Denn während Lou Reiterferien macht, geht Till mit Freunden segeln.
Lou schaut ihren Bruder herausfordernd an: „Dann brauchst du ja deinen alten Kompass gar nicht mehr, oder?“
Till hat gleich verstanden.
Nachdenklich wiegt er seinen neuen Kompass in der Hand. „Eigentlich brauche ich den alten wirklich nicht mehr“, überlegt er. „Also gut, du kannst ihn haben.“
„Jippih!“, ruft Lou. „Danke, Till!“
Till wischt sich angewidert Lous Küsschen von der Wange.
„Das ist mein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“, stellt er klar. „Nicht dass du dich im Dezember wunderst, wenn du nichts mehr von mir kriegst!“
„Ay, ay, Käpten!“ Lou muss grinsen: Denn bis Weihnachten hat Till den Kompass längst vergessen und schenkt ihr bestimmt noch etwas anderes!
Am Abend sitzt Lou auf ihrem Bett, den neuen Kompass in den Händen. „Die Tür liegt im Nordosten, das Fenster genau im Südwesten“, murmelt sie. „Und das Regal im Nordwesten.“ Mit dem Fernglas schaut sie hinüber und überfliegt die Titel auf den Buchrücken. Selbst das Kleingedruckte kann sie vom Bett aus lesen. Nur ein Buch ist selbst mit dem Fernglas nicht zu entdecken, denn es ist hinter dem Regal versteckt. Lou steht auf und zieht an einem Faden ein altes Schulheft hervor. Wer würde ahnen, dass dieses unscheinbare Heft Lous ganze Geheimnisse birgt?
Das alte Schulheft ist nämlich nichts anderes als Lous Geheimtagebuch. Dort schreibt sie nur das Allerwichtigste hinein. Jeden Tag nur einen einzigen Satz. Manchmal ist es gar nicht leicht zu entscheiden, was wirklich das Wichtigste war. Doch heute ist es ganz einfach. Und so schreibt Lou, ohne lang zu überlegen:
Ein Findelkind für Opa
Eigentlich wollte Lou an ihrem ersten Ferientag ganz lange ausschlafen. Genau wie ihr Bruder Till, der Schreckliches angekündigt hat für den Fall, dass jemand vor zwölf Uhr mittags sein Zimmer betritt oder ihn sonst wie weckt.
Aber trotz ihres guten Vorsatzes wacht Lou um Punkt sieben auf. Wenn sie Schule hätte, müsste sie jetzt aufstehen. Aber sie hat keine Schule. Ganze sechs Wochen nicht! Lou reibt sich verschlafen die Augen: Keine Schule – wäre das nicht ein Grund, erst recht früh aufzustehen? Lou springt aus dem Bett. Klar, je früher sie aufsteht, desto mehr Ferien hat sie doch!
Und das frühe Aufstehen hat noch was Gutes: Sie muss nicht alleine frühstücken. In der Küche sitzen nämlich schon Mama, Papa und Opa.
„Du hast nicht zufällig Lust, mit zum Safaripark zu kommen?“, fragt Mama ganz nebenbei. „Ich könnte heute nämlich gut ein bisschen Hilfe brauchen.“
„Arbeiten? In den Ferien? Ich?“ Lou schnappt empört nach Luft.
„Es war nur eine Frage“, lenkt Mama sofort beschwichtigend ein.
„Hab doch nur so getan!“, lacht Lou. „Na klar komme ich mit! Um was geht’s denn?“
„Nur so getan!“ Opa grinst. „Also wirklich, Lou, du solltest Schauspielerin werden.“
„Nee, lieber Tierärztin“, sagt Lou, „wie Mama!“
Und genau deshalb begleitet sie ihre Mutter auch liebend gern in den Safaripark. Vor allem wo es heute darum geht, die Koalabären zu impfen. Lou darf sie dann auf dem Arm halten, während Mama ihnen die Spritze gibt!
Der große Parkplatz ist noch ganz leer. Für Besucher hat der Safaripark erst ab zehn Uhr geöffnet. Doch obwohl weit und breit niemand zu sehen ist, hört Lou ein lautes Gezeter. Es kommt vorn vom Kassenhäuschen.
Lou und ihre Mutter schauen sich überrascht an: „Was ist denn da los?“
Neugierig geht Lou bei der Kasse vorbei. Sie hat noch geschlossen, aber direkt vor ihr steht ein Vogelkäfig mit einem großen schwarzen Vogel.
„Mama, guck doch mal“, ruft Lou erstaunt. „Ein Beo!“
„Ach du meine Güte“, kreischt der Beo aufgebracht. „Alle Mann über Bord! Aber zack, zack!“
„Ist ja gut“, versucht ihn Lou zu beruhigen und beugt sich zu ihm hinunter. Am Käfig steckt eine Karte. Nur ein paar Zeilen stehen darauf:
„Wer macht denn so was?“, fragt Lou fassungslos und reicht die Karte an ihre Mutter weiter.
„Es ist eben Urlaubszeit“, antwortet Mama nur.„Aber das ist doch kein Grund, ein Tier auszusetzen!“
Mama zuckt mit den Schultern: „Nein, Lou, eigentlich nicht.“
Herr Lose, der Direktor, schüttelt den Kopf. „Das arme Kerlchen“, sagt er, als Lou und ihre Mutter den Beo in sein Büro bringen.
„Was die Leute nur denken!“, stöhnt er, während er die Karte liest. „Wir sind doch kein Tierheim! Wenn wir wenigstens andere Beos hätten. Aber so … Ich habe keine Ahnung, wo wir den Vogel unterbringen sollen, Frau Dr.Ruben-Matzke. Sie etwa?“
„Und wenn Opa ihn nimmt?“, schlägt Lou vor.
„Mein Vater hat bereits einen Beo zu Hause“, erklärt Lous Mutter dem Direktor. „Ein zweiter hat da auch noch Platz.“
„Das wäre toll!“ Herr Lose lächelt erleichtert. „Dann ist Maximilian ja bestens versorgt!“
Mittags fahren Mama und Lou nach Hause. Lou hält den Käfig mit dem Beo auf den Knien.
„Da wird sich Opa bestimmt freuen“, meint sie. Und sie hat recht.
„Ihr habt noch einen Beo für mich?“ Opas Augen leuchten. „Na, wie heißt du denn?“
„Maximilian heißt er“, antwortet Lou und hält Opa die Karte hin.
„Was? Ausgesetzt?“, ruft Opa. „Also wirklich!“ Fassungslos schüttelt er den Kopf, dann beugt er sich zu dem verschüchterten Vogel: „Aber jetzt bleibst du bei uns, nicht wahr, Mäxchen!“
Opa nimmt den Käfig mit in sein Wohnzimmer. Hier steht eine riesige Voliere. Anselmus hüpft aufgeregt ans Gitter.
„Hallooo!“, kreischt er ausgelassen.
„Hallo Anselmus“, begrüßt Opa seinen Beo. „Sieh mal, du bekommst einen neuen Freund. Er heißt Maximilian!“
Lou und Mama schauen zu, wie Opa Maximilians Käfig in die Voliere stellt, damit sich die beiden Beos aneinander gewöhnen können.
„So könnt ihr euch schon mal ein bisschen kennenlernen“, sagt er freundlich.