Lucy und das verborgene Wissen - Anya Kaldek - E-Book

Lucy und das verborgene Wissen E-Book

Anya Kaldek

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Beschreibung

Gibt es noch andere Wirklichkeiten? Bist du so frei, wie du meinst, oder wer hält die Fäden in der Hand? Und bist du dir all deiner Gaben bewusst? In Spanien, bei dem alten Meister Aramis, erhielt Lucy einen Einblick in die Mysterien unserer Realität und in ihr inneres Wesen. Doch zurück in Deutschland begreift sie schnell, dass dies noch nicht ausreicht, um mit den Widrigkeiten dieser Zeit zurecht zukommen. Die Welt scheint immer mehr aus der Balance zu geraten. Als zudem ein mysteriöser Drohbrief auftaucht, wird ihr klar: Um voranzukommen, muss sie zurückgehen. Nach Spanien! Dort erklimmt sie die Stufen des Bewusstseins, erkennt die Notwendigkeit des doppelten Erwachens und lernt die Superkraft der kosmischen Gesetze kennen. Ein Aufenthalt in den Wäldern der Sierra Nevada gibt ihrem Leben eine Wendung. In dem heilsamen Naturreich kommt sie ihrer eigenen Natur nahe. Doch düstere Einblicke hinter die Kulissen der großen Weltbühne fordern sie auf, sich zu erinnern, wer wir Menschen wirklich sind. Faszinierend. Inspirierend. Erhellend. Die Zeitenwandel Trilogie ist eine Einladung an dich, unsere Welt mit anderen Augen zu betrachten. Die Geschichte hat die Kraft, dein Leben und die Sicht auf unsere Realität zu verändern! »Die Lösungen für ein harmonisches Leben auf der Erde sind alle schon vorhanden. Wenn wir hinter den Vorhang der Illusion schauen, entdecken wir ungeahnte Möglichkeiten.« Anya Kaldek

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Seitenzahl: 222

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Lucy und das verborgene Wissen
Die Entdeckung der Wirklichkeit
Band 2
1. Auflage 2023
Copyright © Anya Kaldek
Alle Rechte vorbehalten

Kapitel

England 1723

Zurück nach vorne

Die Botschaft

Haschen nach dem Wind

Auf der anderen Seite des Lichts

Die Abwesenheit vom Selbst

Wach auf

Das himmelsgleiche Bewusstsein

Weiter als der Horizont

Die Sprache des Universums

Neue Pfade einschlagen

Ausflug in andere Höhen

Kendra

Wiederherstellung der Ordnung

Die Umarmung der Weltenseele

Seelengespräche

Scheinwelt

Die Seele der Wälder

Erzähl mir deinen Traum

Die Ebenen des Bewusstseins

Dunkle Schatten

Ein Leuchtturm im Sturm

Hinter den Kulissen

Wiedersehen

Die Marionettenspieler

Ich sehe dich

Tanz der Gefühle

Der Weltenraum

Wir sind Sternensaat

Zurück zum Ursprung

Liebe ist immer die Antwort

Alles fließt

Ein Stück Unendlichkeit

Wege und Pfade

Spielfiguren

Ort der Dunkelheit

Parallelwelten

Licht über Schatten

Epilog

Vita

Die Reise geht weiter

England 1723
»Sie hatten Erinnerungen an Dinge, die sich noch ereignen werden.«
Die zuckenden Flammen des lodernden Feuers hinterließen verzehrte Schattenspiele auf ihren Umhängen. Sie bildeten einen Kreis um das große Lagerfeuer. Die Kapuzen weit nach vorne gezogen, so dass ihre Gesichter verborgen blieben - 16 Brüder, jeder in dunkler Robe gekleidet und ausstaffiert mit goldbesticktem Schurz. Die elitären Ordensabzeichen an den Schärpen blitzten im Schein des Feuers auf.
Feierlich zog einer nach dem anderen eine gravierte Tafel aus der Ledertasche an seinem Bund und hielt sie sich vor die Stirn.
Der Meister, man erkannte ihn an seiner Ordensschärpe, trat hervor und öffnete eine goldene Schatulle. Er schritt den Kreis seines Gefolges ab und jeder Bruder legte seine Tafel in die Kassette.
Es war beschlossen, dass der Inhalt der Tafeln nicht an das Volk weitergegeben werden durfte. Die Aufklärung der Menschheit über die wahren Geschehnisse auf der Erde war nicht im Sinne der Bruderschaft. Ein Verstoß gegen diese Prinzipien galt als unehrenhaft und wurde erbittert bestraft.
Ein Segelschiff würde die Schatulle mitsamt den Tafeln auf offener See für immer verschwinden lassen.
Niemand ahnte in jener Phase, dass Mutter Erde persönlich dafür Sorge tragen würde, dass die Tafeln zu gegebener Zeit vom Meer ausgespien und am Strand einer kleinen Insel im Mittelmeer angespült werden sollten. Man möchte glauben, sie wusste, dass es sich bei den Prophezeiungen auf den Tafeln um ihr Schicksal und das ihrer Menschenkinder handelte.
So nahm diese Geschichte hier ihren Lauf.
Zurück nach vorne
»Je mehr du erkennst, umso sensibler wirst du.«
Meine Augen sind geschlossen. Das Brechen der Wellen rauscht leise in meinen Ohren und helle Sonnenstrahlen küssen mich sanft wach. Gedanken kommen und gehen, wie Schaumkronen, die vom Meer angeschwemmt und weggespült werden.
»Na toll. Jetzt halluziniere ich auch noch.«
Ich öffne meine Augen. Das Meeresrauschen entpuppt sich als das Prasseln des Regens, welches durch mein Schlafzimmerfenster dringt und die Spiegelungen der Lichter als Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos. Zu meinem Bedauern liege ich im Bett meiner Wohnung in Deutschland und nicht am Sandstrand an der spanischen Mittelmeerküste.
Es ist Ende September. Die Erinnerungen an die Zeit vor 5 Monaten in Moraira, dem magischen Küstenort, bewegen mich noch jeden Tag.
Doch der Alltag hatte mich so schnell wieder eingeholt, wie eine Spinne ihren Fang im Netz. Schon auf dem Rückweg von Spanien hatte ich die Personalabteilung des Museums am Telefon. Sie boten mir einen befristeten Vertrag für 3 Monate an. Offensichtlich nur damit ich meine Fundstücke, die geheimnisvollen Tafeln, zur weiteren Erforschung in ihrem Museum überlasse. Im Grunde spielten sie nur auf die Publicity ab, welche die ‚imposante archäologische Entdeckung‘ in der internationalen Presse bekam. Mir war es recht, denn meine Kasse war so leer wie ein ausgetrocknetes Flussbett.
Meine gesundheitlichen Probleme kamen ebenso nach und nach aus dem ‚Urlaub‘ zurück. Mein Bauch zickt wieder mal herum und der Tinnitus rauscht ebenfalls aufs Neue wildvergnügt in meinen Ohren. Und ich hatte gehofft, das hätte ich hinter mir gelassen.
Trotzdem hat sich etwas verändert. Es fällt mir schwer, mich wieder in das System einzugliedern. Es ist befremdlich, in einer Gesellschaft zu leben, in der beschäftigt sein bedeutet, Leistung zu bringen, obwohl es doch in Wahrheit darum geht, die Reise hier auf der Erde an sich zu schätzen und zu genießen.
Ich reagiere so empfindlich auf all die Einflüsse um mich herum und sehe wie durch eine Lupe und höre wie durch einen Verstärker. Da ist die aufdringliche Werbung, die uns an jeder Ecke mit ihrem maßlosen Konsumangebot zu verführen versucht. Dann die geheuchelten Versprechen der sogenannten Experten und Politiker, die mir in zahllosen Talkrunden aus dem Fernseher entgegen geifern und die stumpfsinnige Unterhaltungsindustrie, die uns vom echten Leben ablenken will. Brot und Spiele für die Masse. Am schlimmsten empfinde ich die Nachrichten. Egal auf welchem Sender oder in welcher Zeitung: Alles erscheint gleich, überall begegnet einem derselbe Tenor und man wird mit fragwürdigem Inhalt gefüttert. Dabei kommt mir immer ein Hinweis von Aramis in den Sinn:
»Betrachte die Welt mit den Augen deines Herzens, dann fühlst du, was wahr ist.«
Ach, Aramis. Wärst du doch nur hier und könntest mich mit deinem Wissen unterstützen.
Auf dem Fußboden liegt die ungeöffnete Post der letzten Tage. Oben darauf der Zeitungsbericht, den Eloy über unsere Entdeckung, die geheimnisvollen Tafeln, veröffentlicht hatte. ‚Ein Sensationsfund mit zukunftsweisenden Botschaften‘, so der Titel. Auch von mir ist ein Foto dabei, wie ich die Tafeln dem Museum überreiche. Die Bildunterschrift lautet: ‚Liegt die Zukunft der Menschheit in unseren Gedanken?‘
Was die ‚zukunftweisenden‘ Botschaften angeht, da hatte ich mit mehr Aufsehen gerechnet. Offensichtlich kam diese Meldung aber nicht gegen die Großbuchstaben der Mainstreampresse an. Zu unbedeutend. Wer will schon lesen, wie wir ‚durch gute Gedanken‘ die Welt retten können. Ganz im Gegenteil: Ich wurde im Internet von ein paar Spinnern angefeindet. Man fragte sich, ob ich unter Realitätsverlust leide. Pah, ich leide nicht darunter, ich suche ihn.
Eloy war nicht erstaunt über die öffentliche Reaktion. Er war es gewohnt, dass die Menschen eher von Hass, Brutalität und nackten Tatsachen angesprochen werden. Ein Bericht über entdeckte Weissagungen aus alten Kulturen sind eben nicht fesselnd genug.
Eloy ... mein Herz macht immer einen kleinen Sprung, wenn sich meine Gedanken in seine Nähe schleichen. Ganz so, als wenn es ihm entgegenspringen möchte. Die gemeinsame Zeit in Spanien kommt mir vor wie eine Fantasie aus einem anderen Leben. War es die richtige Wahl, zurück nach Deutschland zu gehen? Es war keine Entscheidung gegen Eloy oder gegen Spanien. Ich war nur noch nicht soweit. Etwas sagte mir, dass ich womöglich eine andere Bestimmung habe, die es zu erfüllen gilt.
Wie sehr dies zutrifft, ahne ich in diesem Moment noch nicht.
Die Botschaft
»Angst ist ein Weckruf. Begegne ihr mutig.«
Ich schiebe lustlos mit der Hand durch die ungeöffneten Briefe, bis mir ein dunkler Umschlag auffällt. Er ist mattschwarz, wie ein Trauerbrief. Angespannt richte ich mich auf. Komisch, kein Absender. Behutsam öffne ich das Kuvert und nehme das Schreiben in die Hand:
Wenn man MICH sieht,
So sieht man mich nicht.
Sieht man mich nicht,
So sieht man mich.
Doch, wenn ich DICH sehe, ist es zu spät.
Wendest du dich an die Öffentlichkeit,
wirst du sichtbar, drum bleibe im Verborgenen.
Eiskalt läuft es mir den Rücken herunter. Mit zitternder Hand lasse ich die Nachricht sinken. Ich drehe und wende den Brief und untersuche die gedruckten Buchstaben, als könnten Sie mir einen Hinweis über den Verfasser liefern.
Ein lautes, metallisches Klingeln ertönt plötzlich im Raum. Mein Körper zuckt vor Schreck zusammen. Es dauert einen kurzen Moment, bis ich begreife, dass es meine Türklingel ist. Wer kann das sein? Vorsichtig öffne ich die Tür. Vor mir steht ein freundlich dreinblickender Mann in zerrissenen Jeans und mit einem knallroten Lockenkopf.
»Tom«, rufe ich mit einer Mischung aus erstaunen und Erleichterung auf.
»Lucy, wie schön dich zu sehen. Du siehst ... ja wie siehst du überhaupt aus? Geht es dir nicht gut?« Abrupt falle ich Tom um den Hals und eine Mischung aus Freuden- und Verzweiflungstränen schießen mir in die Augen.
»Hey, hey. Mädchen. Was ist denn los?«
»Ach, es fühlt sich einfach gut an, dein ehrliches Gesicht zu sehen. Komm, gehen wir rein.«
Tom folgt mir in die Küche. »Kaffee?«
»Gerne.«
Wir setzten uns an den kleinen Tisch.
»Also, was ist los?« Tom sieht mich mitfühlend an.
»Ach Tom. Seit meiner Rückkehr fühle ich mich wie in einem Paralleluniversum. Es fällt mir schwer, mich einzuleben. Früher ist es mir nicht so stark aufgefallen, wie sehr mich das Leben hier einschränkt und belastet. Morgens werde ich in aller Früh gegen meine innere Uhr vom Wecker aus den Schlaf gerissen. Dann jeden Tag die deprimierende Fahrt in der U-Bahn mit völlig abwesenden Mitmenschen, deren Blicke wie paralysiert auf Smartphones geheftet sind. Wie die Augen einer Maus vor dem Zugriff der Schlange. Für meine Kollegen ist der Höhepunkt des Tages das stupide Fernsehprogramm am Abend.« Meine Schultern sinken nach unten. »Ich vermisse Spanien. Die Sonne und den Sternenhimmel über Moraira. Und die gemeinsamen Abende mit Aramis und euch allen.«
Verständnisvoll schaut Tom mich an. Ich bin dankbar, dass er da ist.
»Als ich im Frühjahr Spanien verließ, war ich aufgeladen mit positiver Energie. Voll motiviert dank der inspirierenden Gespräche mit Aramis. Es war eine so magische Zeit dort unten.«
Tom sitzt da und hört mir geduldig zu. Ich liebe es, wenn Menschen einfach nur zuhören, ohne Vorschläge für mein Verhalten oder Tipps zu meinem Gefühlsleben preiszugeben. Außer bei Aramis.
Erinnerungen an meine Träume kommen mir in den Sinn, die ich in Moraira erlebt habe. In ihnen habe ich von meinem inneren Licht erfahren. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, doch die Erinnerungen an die Träume und die bedeutsamen Erkenntnisse daraus scheinen zu verblassen. So, als wenn jemand Schleier über meine Erinnerungen legen würde. Tag für Tag einen Schleier mehr.
»Ich möchte wissen, wie ich all die Eindrücke verinnerlichen kann. Wie ich meine positiven Gefühle aufrecht erhalten kann. Ja, wie ich mein Licht hochhalten kann. Am liebsten würde ich jetzt zu Aramis in den Garten gehen und ihn um Rat fragen.« Wehmütig lege ich eine Hand auf mein Herz. Meine Gedanken sind bei dem alten weisen Mann, der mein ganzes Denken und mein Leben umgekrempelt hat.
»Dann mach das doch. Komm mit mir nach Moraira.«
Überrascht und überrumpelt von dieser Idee schaue ich Tom an, als spräche er über etwas Unmögliches. Oder war es doch möglich?
Mir fiel jetzt erst auf, dass ich Tom noch keine Gelegenheit gegeben hatte, mir den Grund für seinen Besuch zu nennen.
»Was machst du überhaupt hier in der Stadt?«
»Ich hatte beruflich in der Nähe zu tun und da dachte ich, ich schau mal bei dir vorbei. Wie ich sehe, war das eine gute Eingebung.«
Plötzlich fällt mir der Brief wieder ein. Ich springe auf, um ihn Tom zu zeigen.
»Schau mal, dieses Schreiben habe ich bekommen.«
Tom liest sich den Text durch. »Was soll das denn? Von wem ist die Nachricht?«
»Keine Ahnung. Es steht kein Absender darauf.«
»Wirklich seltsam.«
»Ja, allerdings. Im Internet konnte ich mir schon einige üble Kommentare ansehen, aber ein Brief an meine private Adresse ... das ist nicht lustig.«
»Da möchte dir wohl jemand Angst einjagen.«
Ich schaue Tom groß an. »Aber Warum?«
»Keine Ahnung. Es gibt viele Spinner auf der Welt. Komm mit nach Moraira und wir besprechen das mit Aramis.« Tom schaut mich an. Ich schüttle den Kopf.
»Das geht nicht. Ich kann hier nicht einfach von einem Tag auf den anderen abhauen.«
Haschen nach dem Wind
»Je mehr ich erkenne was wirklich leuchtet, desto bedeutungsloser wird das, was blendet.«
Ok, ich gebe zu, es hat nicht lange gedauert, mich zu überzeugen. Ich musste nur ein paar Sachen packen und dem Museum meine neue Adresse durchgeben. Aramis haben wir von unterwegs mitgeteilt, dass ich nach Moraira komme.
Jetzt sitze ich hier neben Tom im Auto auf dem Weg in Richtung Spanien. Verrückt. Zu meiner Freude konnte ich ihn überzeugen mit meinem Volvo zu fahren, da es doch viel bequemer ist, als in diesen überfüllten Flugzeugen zu reisen. Mit dem Fahren wechseln wir uns ab. So habe ich diesmal die Gelegenheit, mir die Landschaften etwas anzusehen. »Ich freue mich schon auf Moraira, auf Aramis und auf Eloy.«
»Eloy ist nicht in Moraira.«
»Was? Wieso? Aber, ... wo ist er denn?« Ein kleiner Stich geht durch mein Herz.
»Keine Ahnung. Er hat vor einiger Zeit die Segel gesetzt und ist, ohne etwas zu sagen, losgedüst.«
»Oh.« Ich versuche mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Und was hast du dann in Moraira vor?«
»Ich will mir ein paar Häuser und Wohnungen ansehen. Ich spiele mit dem Gedanken dort hinzuziehen.«
Erstaunt schaue ich Tom an. »Wow, das sind ja mal Neuigkeiten. Hast du einen bestimmten Grund dafür?«
»Mir wird es alles zu stressig in Deutschland. Die entspannte Lebensart dort unten passt einfach besser zu mir.«
Ja, das passt besser zu Tom. Bewundernd schaue ich ihn aus den Augenwinkeln an. Ob ich mich das auch trauen würde? Einfach alle Zelte hinter mir abzubrechen? Nicht, dass ich viele Zelte hätte, aber es ist etwas anderes, die gewohnten Sorgen gegen das Unbekannte auszutauschen. Verträumt schaue ich durch die Windschutzscheibe in die Ferne, die vor mir liegt.
Vor sechs Stunden haben wir die Grenze nach Spanien überquert und ich fühle, wie die Anspannung der letzten Wochen von mir fällt. Meine Schultern werden lockerer und mein Bauch wird weicher. Ich atme tief ein und spüre, wie das Leben in mich einströmt.
»Du siehst schon deutlich relaxter aus.« Tom schaut kurz zu mir herüber. Die tiefstehende Sonne wirft ihre goldenen Strahlen auf die Kronen der Pinien und auf die gewaltigen Bergkuppen, die mir nur hin und wieder einen weiten Blick ins Landesinnere gewähren.
»Ich fühle mich auch schon viel besser, aber es kommt mir so unwirklich vor, dass ich gleich Aramis sehen werde.«
Mein Puls schlägt schneller vor Freude. Auf den letzten Kilometern rutsche ich ungeduldig hin und her. Dann ist es soweit. Tom lenkt den Wagen in die kleine Seitenstraße. Da sehe ich das Schild über dem beschaulichen Gasthof von Aramis: ‚Entre los Mundos‘. Da bin ich wieder.
Wir schreiten durch den Rundbogen in den Innenhof. Alles ist so, wie ich es vor Monaten verlassen hatte. Auf den Holztischen, die den Platz einrahmen, stehen kleine Tonvasen mit Blumen. Lichterketten und Lampions sorgen für eine schummrige Beleuchtung. Der Duft von Zitronen- und Orangenbäume liegt betörend in der Luft und mitten im Garten thront ein dicker, alter Olivenbaum. Aus den Fenstern des Hotelgebäudes flackern die Lichter unzähliger Kerzen. Ein paar Gäste genießen die laue Nachtluft bei Wein und Tapas.
Da ertönt eine sonore Stimme hinter mir. »Lucy, du bist da.«
Ich drehe mich um und blicke in die Tiefe dieser hellblauen Augen, die mich so sehr an Aramis faszinieren. Das weiße Haar fällt wild auf seine Schultern und erinnern ein wenig an Dumbledore aus Harry Potter. Es scheint so, dass es Menschen gibt, die Frieden ausatmen, Licht ausstrahlen und mit Güte auf die Welt kommen.
»Aramis« Freudentränen schießen mir in die Augen, als er mich in seine Arme schließt. Wie ein Kind, dass die pure Geborgenheit der Eltern aufsaugt, fließt es warm durch meinen Körper. Er rückt mich mit gestreckten Armen ins Licht. »Komm, du brauchst erstmal etwas Nahrhaftes. Bringt eure Taschen nach oben. Lucy, du bekommst dein altes Zimmer wieder. Und Tom, dein Zimmer liegt am Ende des Flures im ersten Stock.« Aramis zieht die Schlüssel aus seiner Hosentasche. »Ich bereite euch inzwischen etwas zu Essen zu.«
Alles erinnert mich an meinen ersten Abend hier. Ein Gefühl von ‚nachhause kommen‘ erfüllt mich.
Tom und ich genießen die Köstlichkeiten, die Aramis uns serviert hat. Die letzten Gäste verlassen den Innenhof. Auch Tom verabschiedet sich bald. Er wird morgen früh aufstehen, um sich mit einem Makler zu treffen.
Die Grillen zirpen lauter als im Frühjahr und die Sterne leuchten heller am Firmament. Alles wirkt intensiver auf mich. Aramis setzt sich mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern zu mir.
»Ach, Aramis. Es tut so gut wieder hier zu sein. Ich hatte echt Probleme mit meinem alten Leben in der Großstadt. Es fühlte sich alles so fremd an.«
»Ein kluger Mann sagte einmal: Je realer du wirst, desto unwirklicher wird die Welt.«
»Wer war der Mann?«
»John Lennon.«
»Oh ja, das war ein wirklich aufrichtiger Mann. Er hatte eine außerordentliche Strahlkraft. Ich befürchte, mein Licht ist wohl schon wieder erloschen.«
Aramis schüttelt den Kopf. »Nein, nein. Es ist nicht verschwunden. Es war immer in dir und wird immer in dir sein. Es kommt vor, dass es etwas abdunkelt, wenn es im Außen mehr Dunkelheit gibt.«
»Ja, das kann sein. Mir war bis vor kurzem nicht bewusst, wie so vieles auf unserer Erde aus den Fugen geraten ist. Jetzt fällt es mir plötzlich auf. Ständig und überall. Unsere Systeme kommen mir so krank vor. Unser untaugliches Schulsystem, das ungerechte Finanzsystem, die Politik, die von Lobbyisten geleitet wird. Und dazu kommt die Spaltung zwischen den Menschen. Jeder pocht auf seine Gesinnung und meint, nur sein Weltbild sei das richtige: Für einige ist es eine Frage der Rasse, für andere die Religion und für viele das Lager in der Politik. Wo man auch hinsieht, gibt es Trennung.«
»Da könnte man auf die Idee kommen, da steckt eine Absicht dahinter, nicht wahr? Ein zerstrittenes Volk ist leichter zu kontrollieren.
Sobald der Mensch auf die Welt kommt, erhält er eine Art Code. Er bekommt einen Namen, eine Religion, eine Staatsangehörigkeit und Rassenzugehörigkeit. Obwohl er dies alles nicht frei gewählt hat, wird er sein Leben lang diese angelegte Identität verteidigen.«
»Du hast recht. Erstaunlich, so habe ich es noch nie gesehen. Vieles nehme ich inzwischen ganz anders wahr.«
Aramis nickt. »Wenn sich deine Wahrnehmung für die Abläufe auf der Erde verändern, ist das ein Zeichen dafür, dass du tiefe innere Prozesse angestoßen hast.«
»Ok. Doch wie kann ich bei all dem noch positiv drauf sein? Wie schaffe ich es, trotzdem mein Licht hochhalten?«
Aramis hebt eine Augenbraue und sieht mir in die Augen. »Wenn ein Drache fliegen will, muss er gegen den Wind antreten. Je höher du gleiten möchtest, umso tiefer sollte dein Blick in die Mysterien der Welt eindringen.«
Ein wohliges Raunen kommt aus meinem Hals. Wie sehr hatten mir doch die Gespräche mit Aramis gefehlt. Ich proste ihm zu. »Ich trinke auf meine weitere Reise in die Mysterien der Welt. Bitte sei du wieder mein Flugbegleiter in den Stürmen aus Erkenntnissen.«
Aramis´ Augen blitzen kurz auf und ein Schmunzeln war auf seinen Lippen zu erkennen. »Es wird mir eine Freude sein, dich auf deinem Pfad zu begleiten und Wind unter deine Flüge zu bringen.«
Zufrieden lächle ich Aramis an. »Wundervoll. Wie fangen wir an.«
»Indem wir zunächst schlafen gehen. Alles Wesentliche kommt aus der Ruhe. Erhole dich erstmal.«
Erst jetzt fällt mir meine Müdigkeit auf. Ich nicke Aramis zu. »Einverstanden. Eine Frage habe ich noch. Weißt du wo Eloy ist?«
»Eloy. Er ist vor einiger Zeit mit seinem Boot davon gesegelt. Ich kann dir nicht sagen, wo er sich aufhält und wann er zurückkommen wird.«
Ein Stich geht mir durch die Brust. »Ach so. Na dann erstmal gute Nacht.«
Die Enttäuschung steht mir anscheinend ins Gesicht geschrieben. Aramis´ Blick folgt mir bis ich im Haus verschwunden bin.
Auf der anderen Seite des Lichts
Der altertümliche Schreibtisch aus schwerem Eichenholz lag im Halbdunkel des Zimmers. Der Lichtschein einer Schreibtischlampe fällt auf einen Stapel Briefumschläge. Alle von tiefschwarzer Farbe, adressiert und mit Briefmarken versehen. Ein Mann in einem jagdgrünen Flanell Anzug steckte die Briefe in eine verschlissene Ledertasche.
Im Flur gestattete er sich noch einen Blick in den Spiegel, strich die gegelten Haare zurück und verpasste seinem Siegelring einen frenetischen Kuss. Missgunst stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er das Haus im Villenviertel der Vorstadt verlässt.
»Dann wollen wir doch mal sehen, ob wir etwas für Angst und Schrecken sorgen können.«
Lotus mit Unalome – Das Symbol steht für Erleuchtung und symbolisiert deinen Weg in die Freiheit. Die geschwungene Linie stellt die Herausforderungen im Leben dar, raus aus dem Schlamm, um zu erblühen und die großartige Schöpfung zu sein, für die du geschaffen wurdest.
Die Abwesenheit vom Selbst
»Du musst nicht immer weiterkommen. Ankommen reicht auch.«
Das Zimmer ist so gemütlich, wie ich es in Erinnerung hatte. Das rote Sofa unter dem Fenster lädt mich ein, darauf Platz zu nehmen. Die Beine über die Lehne geschlagen blicke ich hinauf zu den Sternen. Meine Gedanken wandern zu dem Drohbrief mit dem seltsamen Rätsel. Wer macht so etwas? Und was will dieser Mensch von mir? Mich schaudert es bei diesen Fragen. Doch das beständige Rauschen der Wellen hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Müde gehe ich zu Bett.
*
Der Wind weht kräftig und wirbelt durch meine langen Haare. Es ist tiefschwarze Nacht und außer dem Rauschen des Luftstromes ist es totenstill. Um mich herum ist eine Art heller Schein. Ich erkenne soeben meine Arme und Beine, was dahinterliegt, bleibt in der Dunkelheit verborgen.
Nur schwarze, endlose Stille. Doch dann ist da ein Flüsterton nah an meinem Ohr: »Lucy, erwache. Es ist Zeit zu erkennen.«
*
Mein Puls rast. Erschrocken fahre ich hoch. Es dauert einen kurzen Moment bis ich erkenne, wo ich mich befinde. Ich bin bei Aramis. Und es war nur ein Traum. Erleichtert atme ich auf und falle in meine Kissen zurück.
Was hat es schon wieder mit diesen Träumen auf sich? Sie erschrecken mich. Wecken aber auch eine Neugier in mir. Was hat es mit der Dunkelheit auf sich? Wofür ist es Zeit aufzuwachen? Und ... wer spricht da zu mir?
Schließlich bin ich über meine Gedanken eingeschlafen. Die Sonne lockt mich am Morgen mit ihren wärmenden Strahlen aus dem Bett. Mich zieht es an den Strand.
Die Küste ist beinahe menschenleer. Tausendfach spiegelt sich die Sonne in winzigen, blitzenden Lichtern auf dem Wasser wieder. Tief atme ich die salzige Luft in meine Lungen ein. Meine Füße schieben sich in den weichen Sand. Die Sandalen in den Händen haltend streife ich durch die frische Brandung. Das Wasser ist angenehm warm. Ich fühle mich seit langem wieder richtig lebendig. Etwas magisches geht vom Meer aus. Als wenn es meine Gedanken reinigen und meinen Geist weiten kann. Das Meer ist nicht die Antwort, aber du vergisst hier die Frage.
Was sich allerdings ebenfalls weitet, ist mein Magen, der sich mit einem lauten Knurren meldet.
Das kunterbunte Frühstücksbuffet im Innenhof ist unter dem großen Olivenbaum aufgebaut und wird von einigen Gästen belagert. Ich bediene mich mit köstlich duftenden Brötchen und suche mir den hintersten Tisch aus. Von hier habe ich einen guten Überblick auf das Geschehen im Garten. Mein Blick fällt auf die Zitronenbäume. Waren sie im Frühjahr schon so voller Zitronen? Am Haus sehe ich einige Holzkästen mit frischen Kräutern. Aromen von Thymian, Rosmarin und Majoran ziehen durch den Garten bis zu meinem Platz. Es ist wirklich ein bezaubernder Ort.
Doch kaum einer der Gäste scheint die Schönheit der Kulisse hier wahrzunehmen. Alle sind vertieft in ihrer eigenen Welt. Drüben sitzt ein Pärchen mittleren Alters. Ich staune darüber, wie sie es schafft gleichzeitig zu essen und dabei, ohne Unterbrechung zu reden, während sein Blick stur auf sein Handy gerichtet ist. Zwischendurch nickt er, um seine Partnerin wissen zu lassen, dass er ‚zuhört‘. Es scheint sie nicht zu stören, dass er dies aber ganz offensichtlich nicht tut.
Daneben ist eine Familie mit einem Jungen. Sie planen lautstark für heute einen Ausflug mit dem Kajak, nachdem sie gestern eine Mountainbike Tour gemacht hatten und übermorgen einen Freizeitpark besuchen werden. Bei der ganzen Planung schaffen sie, es leider nicht zu sehen, was sie sich alles auf den Teller laden. Sie haben auch keinen freundlichen Blick für Aramis übrig, als er ihnen aufmerksam Getränke nachschenkt.
Links von mir sitzt ein älterer, rundlicher Mann alleine am Tisch. Man könnte meinen, so ohne Ablenkung würde er sein Essen genießen, aber ich sehe kaum, dass er kaut. Er scheint jedes Stück, welches er in den Mund steckt, ganz hinunterzuschlucken. Und es sind wirklich vieeeele Stücke.
Nach und nach verlassen die Gäste ihre Tische und ich genieße die aufkommende Ruhe und das Alleinsein. Einzig das Klappern von Geschirr ist zu hören und im Baum oben trillert ein Vogel seine prächtigen Lieder.
»Er singt wundervoll nicht wahr?«, fragt Aramis, als er mit einem Becher Tee zu mir an den Tisch kommt.
»Oh ja, das tut er. Ich finde es verblüffend, dass die anderen Gäste ihn offensichtlich nicht wahrnehmen. Die Menschen sind alle so abwesend. War ich genauso, bei meinem ersten Besuch hier?«
»Mhhh nun ja, du bist inzwischen sensibel für die Schwingungen deiner Umwelt geworden. Deine Intuition ist stärker und du reagierst bewusster auf die Energien um dich herum. Das kann manchmal anstrengend sein, wenn du die Energien anderer Menschen zu deutlich wahrnimmst.«
»Oh ja«, nicke ich zustimmend.
»Es kann aber auch bereichernd sein, sobald du die Schwingungen der Natur mit deinen Sinnen und deinem Geist erfasst. Je entspannter du in deiner Mitte bist, umso bewusster kannst du auf alle Energien regieren.«
Ich nicke. »Das erklärt, weshalb es mir so schwerfällt, mich in meinem alten Leben zurechtzufinden und ich so stark auf alles um mich herum reagiere.
Früher empfand ich Alleinsein als Strafe, doch in letzter Zeit ist es ein Segen für mich.
Warum sind viele Menschen ständig abwesend und gehen so achtlos durch ihren Tag. Ganz so, als wären sie nicht in sich zuhause.«
Aramis wirft mir einen anerkennenden Blick zu. »Präzise beobachtet. Viele sind körperlich anwesend, aber ihr Geist ist in ständiger Ablenkung. Müssten sie sich mit dem Hier und Jetzt auseinandersetzten, wären viele überfordert. Nichts zu tun, haben die meisten nicht gelernt. Dabei kommen die wichtigen Eingebungen aus der Stille.«
»Aber warum sind alle so abgelenkt? Und von was?«
»Zum einen liegt es in der Natur des Menschen und dann gibt es da eine Macht, die dies für ihre eigenen Zwecke forciert.«
»Warte, eins nach dem anderen. Wieso liegt es in unserer Natur, uns abzulenken?«
»Frage dich erstmal, wovon wir uns wegleiten?«
»Ich weiß es nicht.«
»Von dem, was ist. Ablenkung geschieht, wenn man nicht mit dem, was ist, zufrieden ist. Dem Menschen reicht sein gegenwärtiger Zustand nicht aus. Er will mehr sein, als er ist und er will mehr haben, als er hat. Es geht um Geld, Besitz, Macht, Vergnügen, Liebe, Wissen, egal was. Der Wunsch nach Mehr ist eine Sehnsucht nach dem Unbegrenzten. Erst, wenn wir unsere eigene Grenzenlosigkeit erkennen, wird dieses Bedürfnis aufhören.«
»Wow. So entsteht permanent Mangeldenken.«
»Exakt.«
»Also, ist jede Ablenkung eine Art Ersatzdroge, weil wir nicht sehen, was wir wirklich sind?«