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Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Lulu – nymphomane Kindfrau und Männerphanstasie. Frank Wedekinds Stück wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach seinem Erscheinen postwendend verboten.
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Seitenzahl: 221
Frank Wedekind
Lulu
Fischer e-books
Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.
Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.
Tragödie in vier Aufzügen
»Mich schuf aus gröberm Stoffe die Natur,
Und zu der Erde zieht mich die Begierde.
Dem bösen Geist gehört die Erde, nicht
Dem guten. Was die Göttlichen uns senden
Von oben, sind nur allgemeine Güter;
Ihr Licht erfreut, doch macht es keinen reich,
In ihrem Staat erringt sich kein Besitz.
Den Edelstein, das allgeschätzte Gold
Muss man den falschen Mächten abgewinnen,
Die unterm Tage schlimmgeartet hausen.
Nicht ohne Opfer macht man sie geneigt,
Und keiner lebet, der aus ihrem Dienst
Die Seele hätte rein zurückgezogen.«
Willy Grétor gewidmet
Medizinalrat DR. GOLL
DR. SCHÖN, Chefredakteur
ALWA, sein Sohn
SCHWARZ, Kunstmaler
PRINZ ESCERNY, Afrikareisender
SCHIGOLCH
RODRIGO, Artist
HUGENBERG, Gymnasiast
ESCHERICH, Reporter
LULU
GRÄFIN GESCHWITZ, Malerin
FERDINAND, Kutscher
HENRIETTE, Zimmermädchen
Ein BEDIENTER
Die Rolle HUGENBERG wird von einem Mädchen gespielt.
Rechts und links vom Zuschauer aus.
Ein TIERBÄNDIGER tritt, nachdem der aufgezogene Vorhang einen Zelteingang hat sichtbar werden lassen, in zinnoberrotem Frack, weißer Krawatte, langen schwarzen Locken, weißen Beinkleidern und Stulpstiefeln, in der Linken eine Hetzpeitsche, in der Rechten einen geladenen Revolver, unter Zimbelklängen und Paukenschlägen aus dem Zelt.
Hereinspaziert in die Menagerie,
Ihr stolzen Herrn, ihr lebenslust’gen Frauen,
Mit heißer Wollust und mit kaltem Grauen
Die unbeseelte Kreatur zu schauen,
Gebändigt durch das menschliche Genie.
Hereinspaziert, die Vorstellung beginnt! –
Auf zwei Personen kommt umsonst ein Kind.
Hier kämpfen Tier und Mensch im engen Gitter,
Wo jener höhnend seine Peitsche schwingt
Und dieses, mit Gebrüll wie Ungewitter,
Dem Menschen mörderisch an die Kehle springt;
Wo bald der Kluge, bald der Starke siegt,
Bald Mensch, bald Tier geduckt am Estrich liegt;
Das Tier bäumt sich, der Mensch auf allen vieren!
Ein eisig kalter Herrscherblick –
Die Bestie beugt entartet das Genick
Und lässt sich fromm die Ferse drauf postieren.
Schlecht sind die Zeiten! – All die Herrn und Damen,
Die einst vor meinem Käfig sich geschart,
Beehren Possen, Ibsen, Opern, Dramen
Mit ihrer hochgeschätzten Gegenwart.
An Futter fehlt es meinen Pensionären,
So dass sie gegenseitig sich verzehren.
Wie gut hat’s am Theater ein Akteur!
Des Fleischs auf seinen Rippen ist er sicher,
Sei auch der Hunger ein ganz fürchterlicher
Und des Kollegen Magen noch so leer. –
Doch will man Großes in der Kunst erreichen,
Darf man Verdienst nicht mit dem Lohn vergleichen.
Was seht ihr in den Lust- und Trauerspielen?! –
Haustiere, die so wohlgesittet fühlen,
An blasser Pflanzenkost ihr Mütchen kühlen
Und schwelgen in behaglichem Geplärr,
Wie jene andern – unten im Paterre:
Der eine Held kann keinen Schnaps vertragen,
Der andre zweifelt, ob er richtig liebt,
Den dritten hört ihr an der Welt verzagen,
Fünf Akte lang hört ihr ihn sich beklagen,
Und niemand, der den Gnadenstoß ihm gibt. –
Das wahre Tier, das wilde,schöne Tier,
Das – meine Damen! – sehn Sie nur bei mir.
Sie sehen den Tiger, der gewohnheitsmäßig,
Was in den Sprung ihm läuft, hinunterschlingt;
Den Bären, der, von Anbeginn gefräßig,
Beim späten Nachtmahl tot zu Boden sinkt;
Sie sehn den kleinen amüsanten Affen
Aus Langeweile seine Kraft verpaffen;
Er hat Talent, doch fehlt ihm jede Größe,
Drum kokettiert er frech mit seiner Blöße;
Sie sehn in meinem Zelte, meiner Seel’,
Sogar gleich hinterm Vorhang ein Kamel! –
Und sanft schmiegt das Getier sich mir zu Füßen,
Wenn – (er schießt ins Publikum)
– donnernd mein Revolver knallt.
Rings bebt die Kreatur; ich bleibe kalt –
Der Mensch bleibt kalt! – Sie ehrfurchtsvoll zu
grüßen.
Hereinspaziert! – Sie traun sich nicht herein? –
Wohlan, Sie mögen selber Richter sein!
Sie sehn auch das Gewürm aus allen Zonen:
Chamäleone, Schlangen, Krokodile,
Drachen und Molche, die in Klüften wohnen.
Gewiss, ich weiß, Sie lächeln in der Stille
Und glauben mir nicht eine Silbe mehr –
(er lüftet den Türvorhang und ruft in das Zelt)
He, Aujust! Bring mir unsre Schlange her!
(Ein schmerbäuchiger Arbeiter trägt die Darstellerin der LULU in ihrem Pierrotkostüm aus dem Zelt und setzt sie vor dem Tierbändiger nieder.)
Sie ward geschaffen, Unheil anzustiften,
Zu locken, zu verführen, zu vergiften –
Zu morden, ohne dass es einer spürt.
(Lulu am Kinn kraulend.)
Mein süßes Tier, sei ja nur nicht geziert!
Nicht albern, nicht gekünstelt, nicht
verschroben,
Auch wenn die Kritiker dich weniger loben.
Du hast kein Recht, uns durch Miaun und Fauchen
Die Urgestalt des Weibes zu verstauchen,
Durch Faxenmachen uns und Fratzenschneiden
Des Lasters Kindereinfalt zu verleiden!
Du sollst – drum sprech’ ich heute sehr ausführlich –
Natürlich sprechen und nicht unnatürlich!
Denn erstes Grundgesetz seit frühster Zeit
In jeder Kunst war Selbstverständlichkeit!
(Zum Publikum.)
Es ist jetzt nichts Besondres dran zu sehen,
Doch warten Sie, was später wird geschehen:
Mit starkem Druck umringelt sie den Tiger;
Er heult und stöhnt! – Wer bleibt am Ende Sieger?! –
Hopp, Aujust! Marsch! Trag sie an ihren Platz –
(Der Arbeiter nimmt Lulu quer auf die Arme; der Tierbändiger tätschelt ihr die Hüften.)
Die süße Unschuld – meinen größten Schatz!
(Der Arbeiter trägt Lulu ins Zelt zurück.)
Und nun bleibt noch das Beste zu erwähnen:
Mein Schädel zwischen eines Raubtiers Zähnen.
Hereinspaziert! Das Schauspiel ist nicht neu,
Doch seine Freude hat man stets dabei.
Ich wag’ es, ihm den Rachen aufzureißen,
Und dieses Raubtier wagt nicht zuzubeißen.
So schön es ist, so wild und buntgefleckt,
Vor meinem Schädel hat das Tier Respekt!
Getrost leg’ ich mein Haupt ihm in den Rachen;
Ein Witz – und meine beiden Schläfen krachen!
Dabei verzicht’ ich auf des Auges Blitz;
Mein Leben setz’ ich gegen einen Witz;
Die Peitsche werf ich fort und diese Waffen
Und geb’ mich harmlos, wie mich Gott geschaffen. –
Wisst ihr den Namen, den dies Raubtier führt? – –
Verehrtes Publikum – – Hereinspaziert!!
(Der Tierbändiger tritt unter Zimbelklängen und Paukenschlägen in das Zelt zurück.)
Geräumiges Atelier. – Rechts hinten Entreetür, rechts vorn Seitentür zum Schlafkabinett. In der Mitte ein Podium. Hinter dem Podium eine spanische Wand. Vor dem Podium ein Smyrnateppich. Links vorn zwei Staffeleien. Auf der hinteren das Brustbild eines jungen Mädchens. Gegen die vordere lehnt eine umgekehrte Leinwand. Vor den Staffeleien, etwas gegen die Mitte vorn, eine Ottomane. Darüber ein Tigerfell. Rechts an der Wand zwei Sessel. Im Hintergrund eine Trittleiter.
SCHWARZ und SCHÖN.
SCHÖN (auf dem Fußende der Ottomane sitzend, mustert das Brustbild auf der hinteren Staffelei)
Wissen Sie, dass ich die Dame von einer ganz neuen Seite kennenlerne?
SCHWARZ (Pinsel und Palette in der Hand, steht hinter der Ottomane)
Ich habe noch niemanden gemalt, bei dem der Gesichtsausdruck so ununterbrochen wechselte. – Es war mir kaum möglich, einen einzigen Zug dauernd festzuhalten.
SCHÖN (auf das Bild deutend, ihn ansehend)
Finden Sie das darin?
SCHWARZ
Ich habe das Erdenklichste getan, um durch meine Unterhaltung während der Sitzungen wenigstens etwas Ruhe in der Stimmung hervorzurufen.
SCHÖN
Dann verstehe ich den Unterschied.
SCHWARZ
(taucht den Pinsel ins Ölnäpfchen und überstreicht die Gesichtszüge).
SCHÖN
Glauben Sie, es wird dadurch ähnlicher?
SCHWARZ
Man kann nicht mehr tun, als es mit der Kunst so gewissenhaft wie möglich nehmen.
SCHÖN
Sagen Sie mal …
SCHWARZ (zurücktretend)
Die Farbe ist auch wieder etwas eingeschlagen.
SCHÖN (ihn ansehend)
Haben Sie jemals in Ihrem Leben ein Weib geliebt?
SCHWARZ (geht auf die Staffelei zu, setzt eine Farbe auf und tritt auf der anderen Seite zurück)
Der Stoff ist noch nicht genügend abgehoben. Man sieht noch nicht recht, dass ein lebender Körper darunter ist.
SCHÖN
Ich zweifle nicht daran, dass die Arbeit gut ist.
SCHWARZ
Wenn Sie hierhertreten wollen.
SCHÖN (sich erhebend)
Sie müssen ihr wahre Schauergeschichten erzählt haben.
SCHWARZ
So weit wie möglich zurück.
SCHÖN (zurücktretend, stößt die an die vordere Staffelei gelehnte Leinwand um)
Pardon …
SCHWARZ (den Rahmen aufhebend)
O bitte …
SCHÖN (betroffen)
Was ist das …
SCHWARZ
Kennen Sie sie?
SCHÖN
Nein.
SCHWARZ (setzt das Bild auf die Staffelei. Man sieht eine Dame als Pierrot gekleidet mit einem hohen Schäferstab in der Hand)
Ein Kostümbild.
SCHÖN
Die ist Ihnen aber gelungen.
SCHWARZ
Sie kennen sie?
SCHÖN
Nein. Und in dem Kostüm?
SCHWARZ
Es fehlt noch die ganze Ausführung.
SCHÖN
Na ja.
SCHWARZ
Was wollen Sie. Während sie mir steht, habe ich das Vergnügen, ihren Mann zu unterhalten.
SCHÖN
Sagen Sie …
SCHWARZ
Über Kunst natürlich, um mein Glück zu vervollständigen.
SCHÖN
Wie kommen Sie denn zu der reizenden Bekanntschaft?
SCHWARZ
Wie man dazu kommt. Ein steinalter, wackliger Knirps fällt mir hier herein, ob ich seine Frau malen könne. Nun natürlich, und wenn sie runzlig wie Mutter Erde ist. Andern Tags Punkt zehn fliegen die Türen auf, und der Schmerbauch treibt dies Engelskind vor sich her. Ich fühle jetzt noch, wie mir die Knie schwankten. Ein stocksteifer, saftgrüner Lakai mit einem Paket unter dem Arm. Wo die Garderobe sei. Denken Sie sich meine Lage. Ich öffne die Tür da (nach rechts deutend). Nur ein Glück, dass schon alles in Ordnung war. Das süße Geschöpf huscht hinein, und der Alte postiert sich als Schanzkorb davor. Zwei Minuten darauf tritt sie in diesem Pierrot heraus. (Den Kopf schüttelnd.) Ich habe nie so was gesehen. (Geht nach rechts und starrt an die Schlafzimmertür hin.)
SCHÖN (der ihm mit dem Blick gefolgt)
Und der Schmerbauch steht Schildwache?
SCHWARZ (sich umwendend)
Der ganze Körper im Einklang mit dem unmöglichen Kostüm, als wäre er darin zur Welt gekommen. Ihre Art, die Ellbogen in die Taschen zu vergraben, die Füßchen vom Teppich zu heben – mir schießt oft das Blut zu Kopf …
SCHÖN
Das sieht man dem Bild an.
SCHWARZ (kopfschüttelnd)
Unsereiner, wissen Sie …
SCHÖN
Hier führt das Modell die Konversation.
SCHWARZ
Sie hat den Mund noch nicht aufgetan.
SCHÖN
Ist’s möglich!
SCHWARZ
Erlauben Sie, dass ich Ihnen das Kostüm zeige. (Nach rechts ab.)
SCHÖN (allein, vor dem Pierrot)
Eine Teufelsschönheit. (Vor dem Brustbild.) Hier ist mehr Fond. (Nach vorn kommend.) Er ist noch etwas jung für sein Alter.
SCHWARZ (kommt mit einem weißen Atlaskostüm zurück)
Was das für Stoff sein mag?
SCHÖN (den Stoff befühlend)
Atlas.
SCHWARZ
Und alles in einem Stück.
SCHÖN
Wie kommt man denn da hinein?
SCHWARZ
Das kann ich Ihnen nicht sagen.
SCHÖN (das Kostüm bei den Beinen nehmend)
Diese riesigen Hosenpfeifen!
SCHWARZ
Die linke rafft sie hinauf.
SCHÖN (auf das Bild sehend)
Bis übers Knie!
SCHWARZ
Sie macht das zum Entzücken.
SCHÖN
Und transparente Strümpfe?
SCHWARZ
Die wollen nämlich gemalt sein.
SCHÖN
Oh, das können Sie.
SCHWARZ
Dabei von einer Koketterie!
SCHÖN
Wie kommen Sie auf den entsetzlichen Verdacht?
SCHWARZ
Es gibt Dinge, von denen sich unsere Schulweisheit nichts träumen lässt. (Trägt das Kostüm in sein Schlafzimmer.)
SCHÖN (allein)
Wenn man schläft …
SCHWARZ (kommt zurück, sieht nach der Uhr)
Wenn Sie übrigens ihre Bekanntschaft machen wollen …
SCHÖN
Nein.
SCHWARZ
Sie müssen im Augenblicke hier sein.
SCHÖN
Wie oft wird denn die Dame noch sitzen müssen?
SCHWARZ
Ich werde die Tantalusqual wohl noch ein Vierteljahr zu erdulden haben.
SCHÖN
Ich meine die andere.
SCHWARZ
Entschuldigen Sie. Dreimal höchstens. (Ihn zur Tür geleitend.) Wenn mir die Dame dann nur ihre Taille dalassen will.
SCHÖN
Mit Vergnügen. Lassen Sie sich bald wieder bei mir sehen. (Stößt in der Tür auf Dr. Goll und Lulu.) In Gottes Namen!
DR. GOLL. LULU. DIE VORIGEN.
SCHWARZ
Darf ich vorstellen …
GOLL (zu Schön)
Was treiben denn Sie hier?
SCHÖN (Lulu die Hand küssend)
Frau Medizinalrat.
LULU
Sie wollen doch nicht schon gehen?
GOLL
Welcher Wind führt denn Sie hierher?
SCHÖN
Ich habe mir das Bild meiner Braut angesehen.
LULU (nach vorn kommend)
Ihre Braut ist hier?
GOLL
Sie lassen hier also auch arbeiten?
LULU (vor dem Brustbild)
Sieh da! Bezaubernd! Entzückend!
GOLL (sich umsehend)
Sie halten sie wohl hier irgendwo versteckt?
LULU
Das ist also das süße Wunderkind, das Sie zu einem Menschen gemacht …
SCHÖN
Sie sitzt meistens am Nachmittag.
GOLL
Und davon erzählen Sie einem nichts?
LULU (sich umwendend)
Ist sie denn wirklich so ernst?
SCHÖN
Wohl noch die Nachwirkung der Pensionszeit, gnädige Frau.
GOLL (vor dem Brustbild)
Man sieht, dass Sie eine tiefgehende Wandlung durchgemacht haben.
LULU
Nun dürfen Sie sie aber auch nicht mehr länger warten lassen.
SCHÖN
In vierzehn Tagen denke ich unsere Verlobung bekanntzumachen.
GOLL (zu Lulu)
Lass uns keine Zeit verlieren. Hopp!
LULU (zu Schön)
Denken Sie, wir fuhren im Trab über die neue Kaibrücke. Ich habe selber kutschiert.
SCHÖN
(will sich verabschieden).
GOLL
Nein, nein. Wir beide sprechen nachher weiter. Geh, Nelli. Hopp!
LULU
Jetzt kommt’s an mich!
GOLL
Unser Apelles leckt sich schon die Pinsel ab.
LULU
Ich hatte mir das viel amüsanter vorgestellt.
SCHÖN
Sie haben dabei immerhin die Genugtuung, uns den seltensten Genuss zu bereiten.
LULU (nach rechts gehend)
Na, warten Sie nur.
SCHWARZ (vor der Schlafzimmertür)
Wenn Frau Obermedizinalrat so freundlich sein wollen. (Schließt die Tür hinter ihr und bleibt davor stehen.)
GOLL
Ich habe sie in unserm Ehekontrakt nämlich Nelli getauft.
SCHÖN
So? – Ja.
GOLL
Was halten Sie davon?
SCHÖN
Warum nennen Sie sie nicht lieber Mignon?
GOLL
Das wäre auch was. Daran habe ich nicht gedacht.
SCHÖN
Glauben Sie, dass der Name so viel dabei ausmacht?
GOLL
Hm – Sie wissen, ich habe keine Kinder.
SCHÖN (sein Zigarettenetui aus der Tasche nehmend)
Sie sind doch aber auch erst ein paar Monate verheiratet.
GOLL
Danke. Ich wünsche mir keine.
SCHÖN
Rauchen Sie ein Zigarette?
GOLL (sich bedienend)
Ich habe an dem einen vollkommen genug. (Zu Schwarz.) Sagen Sie mal, was macht denn eigentlich Ihre kleine Tänzerin?
SCHÖN (sich nach Schwarz umwendend)
Sie und eine Tänzerin?
SCHWARZ
Die Dame saß mir damals nur aus Gefälligkeit. Ich kenne die Dame von einem Ausflug des Cäcilienvereins her.
GOLL (zu Schön)
Hm – ich glaube, wir kriegen anderes Wetter.
SCHÖN
Das geht wohl nicht so rasch mit der Toilette?
GOLL
Das geht wie der Blitz! Die Frau muss Virtuosin in ihrem Fach sein. Das muss jeder von uns in seinem Fach, wenn das Leben nicht zur Bettelei werden soll. (Ruft.) Hopp, Nelli!
SCHWARZ (an der Tür)
Frau Obermedizinalrat!
LULU (von innen)
Gleich, gleich.
GOLL (zu Schön)
Ich begreife solche Stockfische nicht.
SCHÖN
Ich beneide sie. Diese Stockfische kennen nichts Heiligeres als ihr Hungertuch. Sie fühlen sich reicher als unsereiner mit 30 000 Mark Renten. Sie können übrigens nicht über einen Menschen urteilen, der von Kindesbeinen an von der Palette in den Mund gelebt hat. Nehmen Sie es auf sich, ihn zu finanzieren. Es ist ein Rechenexempel. Mir fehlt der moralische Mut. Man verbrennt sich auch leicht die Finger …
LULU (als Pierrot aus dem Schlafzimmer tretend)
Da bin ich.
SCHÖN (wendet sich um, nach einer Pause)
Superb!
LULU (tritt näher)
Nun?
SCHÖN
Sie beschämen die kühnste Phantasie.
LULU
Wie gefall’ ich Ihnen?
SCHÖN
Ein Bild, vor dem die Kunst verzweifeln muss.
GOLL
Finden Sie nicht auch?
SCHÖN (zu Lulu)
Sie wissen doch wohl nicht recht, was Sie tun.
LULU
Ich bin mir meiner vollkommen bewusst!
SCHÖN
Dann dürften Sie etwas besonnener sein.
LULU
Ich tue ja doch nur meine Schuldigkeit.
SCHÖN
Sie sind gepudert?
LULU
Was fällt Ihnen ein!
GOLL
Sie hat eine weiße Haut, wie ich sie noch nirgends gesehen habe. Ich habe unserem Raffael auch gesagt, er möge sich mit dem Fleisch nur ja so wenig wie möglich abgeben. Ich kann mich einmal für die moderne Klexerei nicht begeistern.
SCHWARZ (an den Staffeleien, seine Farben präparierend)
Dem Impressionismus dankt es die heutige Kunst jedenfalls, dass sie sich alten Meistern ohne Erröten an die Seite stellen darf.
GOLL
Für ein Stück Schlachtvieh mag sie ja ganz angebracht sein.
SCHÖN
Nur um Gottes willen keine Aufregung!
LULU
(fällt Goll um den Hals und küsst ihn).
GOLL
Man sieht dein Negligé. Du musst es herunterziehen.
LULU
Ich hätte es am liebsten weggelassen. Es geniert nur.
GOLL
Er wäre imstande und malte es hin.
LULU (nimmt den Schäferstab, der an der spanischen Wand lehnt, auf das Podium steigend, zu Schön)
Was würden Sie jetzt sagen, wenn Sie zwei Stunden Parade stehen müssten?
SCHÖN
Meine Seele verschriebe ich dem Teufel, um mit Ihnen tauschen zu dürfen.
GOLL (sich rechts setzend)
Kommen Sie hierher. Hier ist nämlich mein Beobachtungsposten.
LULU (das linke Beinkleid bis zum Knie hinaufraffend, zu Schwarz)
So?
SCHWARZ
Ja …
LULU (es um eine Idee höher raffend)
So?
SCHWARZ
Ja, ja …
GOLL (zu Schön, der auf dem Sessel neben ihm Platz genommen hat, mit einer Handbewegung)
Ich finde sie nämlich von hier aus noch vorteilhafter.
LULU (ohne sich zu rühren)
Ich bitte sehr! Ich bin von allen Seiten gleich vorteilhaft.
SCHWARZ (zu Lulu)
Das rechte Knie weiter vor, bitte.
SCHÖN (mit einer Geste)
Der Körper zeigt vielleicht feinere Linien …
SCHWARZ
Die Beleuchtung ist heute zum mindesten halbwegs erträglich.
GOLL
Sie müssen sie flott hinwerfen! Fassen Sie Ihren Pinsel etwas länger!
SCHWARZ
Gewiss, Herr Medizinalrat.
SCHÖN
Behandeln Sie sie als Stillleben!
SCHWARZ
Gewiss, Herr Doktor. (Zu Lulu.) Sie pflegten den Kopf um eine Idee höher zu halten, Frau Medizinalrat.
LULU (den Kopf hebend)
Malen Sie mir die Lippen etwas geöffnet.
SCHÖN
Malen Sie Schnee auf Eis. Wenn Sie sich dabei erwärmen, dann wird Ihre Kunst sofort unkünstlerisch.
SCHWARZ
Gewiss, Herr Doktor!
GOLL
Die Kunst, wissen Sie, muss die Natur so wiedergeben, dass man wenigstens geistig dabei genießen kann!
LULU (den Mund etwas öffnend, zu Schwarz)
So – sehen Sie. So halte ich sie halb geöffnet.
SCHWARZ
Sobald die Sonne kommt, wirft die Mauer von gegenüber warme Reflexe herein.
GOLL (zu Lulu)
Du musst dich in deiner Stellung überhaupt so verhalten, als ob unser Velasquez hier gar nicht vorhanden wäre.
LULU
Ein Maler ist doch auch eigentlich gar kein Mann.
SCHÖN
Ich glaube nicht, dass Sie von einer rühmlichen Ausnahme so ohne weiteres auf die ganze Zunft schließen dürfen.
SCHWARZ (von der Staffelei zurücktretend)
Ich hätte mir im vergangenen Herbst doch lieber ein anderes Atelier mieten müssen.
SCHÖN (zu Goll)
Was ich fragen wollte – haben Sie die kleine O’Morphi schon als peruanische Perlenfischerin gesehen?
GOLL
Morgen sehe ich sie mir zum viertenmal an. Der Fürst Polossow führte mich hin. Sein Haar ist vor Entzücken schon wieder dunkelblond geworden.
SCHÖN
Sie finden sie also auch so fabelhaft?
GOLL
Wer will das je im Voraus beurteilen!
LULU
Ich glaube, es hat geklopft.
SCHWARZ
Entschuldigen Sie mich einen Augenblick. (Geht zur Türe und öffnet.)
GOLL
Du darfst ihn getrost etwas unbefangener anlächeln.
SCHÖN
Dem macht das gar nichts.
GOLL
Und wenn! – Wozu sitzen wir beide denn hier!
ALWA SCHÖN. DIE VORIGEN.
ALWA (noch hinter der spanischen Wand)
Darf man eintreten?
SCHÖN
Mein Sohn.
LULU
Das ist ja Herr Alwa!
GOLL
Kommen Sie nur ungeniert herein!
ALWA (vortretend, reicht Schön und Goll die Hand)
Herr Medizinalrat … (Sich nach Lulu umwendend.) Seh ich recht? – Wenn ich Sie doch nur für meine Hauptrolle engagieren könnte!
LULU
Ich würde für Ihr Stück wohl kaum gut genug tanzen.
ALWA
Aber Sie haben doch einen Tanzlehrer, wie man ihn an keiner Bühne Europas findet!
SCHÖN
Was führt dich denn hierher?
GOLL
Sie lassen hier wohl auch insgeheim irgendjemanden porträtieren?
ALWA (zu Schön)
Ich wollte dich zur Generalprobe abholen.
SCHÖN
(erhebt sich).
GOLL
Lassen Sie denn heute schon in vollem Kostüm tanzen?
ALWA
Versteht sich. Kommen Sie mit. In fünf Minuten muss ich auf der Bühne sein. (Zu Lulu.) Ich Unglücklicher!
GOLL
Ich habe ganz vergessen – wie nennt sich doch Ihr Ballett?
ALWA
»Dalailama«.
GOLL
Ich glaubte, der wäre im Irrenhaus.
SCHÖN
Sie meinen Nietzsche, Herr Sanitätsrat.
GOLL
Sie haben recht. Ich verwechsle die beiden.
ALWA
Ich habe dem Buddhismus auf die Beine geholfen.
GOLL
An den Beinen erkennt man den Bühnendichter.
ALWA
Die Corticelli tanzt den jugendlichen Buddah, als hätte sie am Ganges das Licht der Welt erblickt.
SCHÖN
Solang die Mutter noch lebte, tanzte sie mit den Beinen …
ALWA
Als sie dann frei wurde, tanzte sie mit dem Verstande …
GOLL
Jetzt tanzt sie mit dem Herzen!
ALWA
Wenn Sie sie sehen wollen?
GOLL
Danke.
ALWA
Kommen Sie doch mit!
GOLL
Unmöglich!
SCHÖN
Wir haben übrigens keine Zeit zu verlieren.
ALWA
Kommen Sie mit, Herr Medizinalrat. Im dritten Akt sehen Sie Dalailama in seinem Kloster, mit seinen Mönchen …
GOLL
Mir wäre es lediglich um den jugendlichen Buddah zu tun.
ALWA
Was hindert Sie denn?
GOLL
Es geht nicht. Es geht nicht.
ALWA
Wir gehen nachher zu Peters. Da können Sie Ihrer Bewunderung Ausdruck geben.
GOLL
Dringen Sie nicht weiter in mich. Ich bitte Sie.
ALWA
Sie sehen die zahmen Affen, die beiden Brahmanen, die kleinen Mädchen …
GOLL
Bleiben Sie mir nur um Gottes willen mit den kleinen Mädchen vom Halse!
LULU
Reservieren Sie uns eine Proszeniumsloge auf Montag, Herr Alwa!
ALWA
Wie konnten gnädige Frau daran zweifeln.
GOLL
Wenn ich zurückkomme, hat mir der Höllenbreugel das ganze Bild verpatzt!
ALWA
Das wäre doch kein Unglück. Das lässt sich übermalen.
GOLL
Wenn man dem Caravacci nicht jeden Pinselstrich expliziert …
SCHÖN
Ich halte Ihre Befürchtungen übrigens für unbegründet.
GOLL
Das nächste Mal, meine Herren!
ALWA
Die Brahmanen werden ungeduldig! Die Töchter Nirvanas schlottern in ihren Trikots!
GOLL
Verdammte Klexerei!!
SCHÖN
Man wird uns auszanken, dass wir Sie nicht mitbringen.
GOLL
In fünf Minuten bin ich zurück. (Stellt sich links vorn hinter Schwarz und vergleicht das Bild mit Lulu.)
ALWA (zu Lulu)
Mich ruft leider die Pflicht, gnädige Frau.
GOLL (zu Schwarz)
Sie müssen hier ein wenig mehr modellieren. Das Haar ist schlecht. Sie sind nicht genug bei der Sache …
ALWA
Kommen Sie.
GOLL
Nun nur hopp! Zu Peters bringen mich keine zehn Pferde.
SCHÖN (Alwa und Goll folgend)
Wir nehmen meinen Wagen, der unten steht.
SCHWARZ. LULU.
SCHWARZ (beugt sich nach links, spuckt aus)
Pack! – Wäre doch das Leben zu Ende! – Der Brotkorb! – Brotkorb und Maulkorb! Jetzt bäumt sich mein Künstlerstolz. (Nach einem Blick auf Lulu.) Diese Gesellschaft! – (Erhebt sich, geht nach rechts hinten, betrachtet Lulu von allen Seiten, setzt sich wieder an die Staffelei.) Die Wahl würde einem schwer. – – Wenn ich Frau Obermedizinalrat ersuchen darf, die rechte Hand etwas höher.
LULU (nimmt den Schäferstab so hoch sie reichen kann, für sich)
Wer hätte das für möglich gehalten!
SCHWARZ
Ich bin wohl recht lächerlich?
LULU
Er kommt gleich zurück.
SCHWARZ
Ich kann nicht mehr tun als malen.
LULU
Da ist er.
SCHWARZ (sich erhebend)
Nun?
LULU
Hören Sie nicht?
SCHWARZ
Es kommt jemand …
LULU
Ich wusste es ja.
SCHWARZ
Es ist der Hausmeister. Er fegt die Treppe.
LULU
Gott sei Dank.
SCHWARZ
Sie begleiten Herrn Obermedizinalrat wohl auf seine Praxis?
LULU
Das fehlte mir noch!
SCHWARZ
Weil Sie es nicht gewohnt sind, allein zu sein.
LULU
Wir haben zu Hause eine Haushälterin.
SCHWARZ
Die Ihnen Gesellschaft leistet?
LULU
Sie hat viel Geschmack.
SCHWARZ
Wofür?
LULU
Sie zieht mich an.
SCHWARZ
Sie gehen wohl viel auf Bälle?
LULU
Nie.
SCHWARZ
Wozu brauchen Sie denn dann die Toiletten?
LULU
Zum Tanzen.
SCHWARZ
Sie tanzen wirklich?
LULU
Csardas – Samaqueca – Skirtdance …
SCHWARZ
Widert Sie denn das nicht an?
LULU
Sie finden mich häßlich?
SCHWARZ
Sie verstehen mich nicht. – Wer gibt Ihnen denn den Unterricht?
LULU
Er.
SCHWARZ
Wer?
LULU
Er.
SCHWARZ
Er?
LULU
Er spielt Violine. – – –
SCHWARZ
Man lernt jeden Tag ein neues Stück Welt kennen.
LULU
Ich habe in Paris gelernt. Ich nahm Stunden bei Eugenie Fougère. Sie hat mich auch ihre Kostüme kopieren lassen.
SCHWARZ
Wie sind denn die?
LULU
Grünes Spitzenröckchen bis zum Knie, ganz in Volants, dekolletiert natürlich, sehr dekolletiert und fürchterlich geschnürt. Hellgrüner Unterrock, dann immer heller. Schneeweiße Dessous mit handbreiten Spitzen …
SCHWARZ
Ich kann nicht mehr …
LULU
Malen Sie doch!
SCHWARZ (mit dem Spachtel schabend)
Ist Ihnen denn nicht kalt?
LULU
Gott bewahre! Nein. Wie kommen Sie auf die Frage? Ist Ihnen denn so kalt?
SCHWARZ
Heute nicht. Nein.
LULU
Gottlob kann man atmen!
SCHWARZ
Wieso …
LULU
(atmet tief ein).
SCHWARZ
Lassen Sie das, bitte! – (Springt auf, wirft Pinsel und Palette weg, geht auf und nieder.) Der Stiefelputzer hat es wenigstens nur mit ihren Füßen zu tun. Seine Farbe frißt ihm auch nicht ins Geld. Wenn mir morgen das Abendbrot fehlt, fragt mich kein Weltdämchen danach, ob ich mich aufs Austernschlecken verstehe.
LULU
Ist das ein Unhold!
SCHWARZ (nimmt die Arbeit wieder auf)
Was jagt den Kerl auch in diese Probe!
LULU
Mir wäre es auch lieber, er wäre dageblieben.
SCHWARZ
Wir sind wirklich die Märtyrer unseres Berufes!
LULU
Ich wollte Ihnen nicht weh tun.
SCHWARZ (zögernd, zu Lulu)
Wenn Sie links – das Beinkleid – ein wenig höher …
LULU
Hier?
SCHWARZ (tritt zum Podium)
Erlauben Sie …
LULU
Was wollen Sie?
SCHWARZ
Ich zeige es Ihnen.
LULU
Es geht nicht.
SCHWARZ
Sie sind nervös … (Will ihre Hand fassen.)
LULU (wirft ihm den Schäferstab ins Gesicht)
Lassen Sie mich in Ruhe! (Eilt zur Entreetür.) Sie bekommen mich noch lange nicht.
SCHWARZ
Sie verstehen keinen Scherz.
LULU
Doch, ich verstehe alles. Lassen Sie mich nur frei. Mit Gewalt erreichen Sie gar nichts bei mir. Gehen Sie an Ihre Arbeit. Sie haben kein Recht, mich zu belästigen. (Flüchtet hinter die Ottomane.) Setzen Sie sich hinter Ihre Staffelei.
SCHWARZ (will um die Ottomane)
Sobald ich Sie für Ihre Launenhaftigkeit bestraft habe.
LULU (ausweichend)
Dazu müssen Sie mich aber erst haben. Gehen Sie, Sie erwischen mich doch nicht. – In langen Kleidern wäre ich Ihnen längst in die Hände gefallen. – Aber in dem Pierrot!
SCHWARZ (sich der Länge nach über die Ottomane werfend)
Habe ich dich!
LULU (schlägt ihm das Tigerfell über den Kopf)
Gute Nacht! (Springt über das Podium, klettert auf die Trittleiter.) Ich sehe über alle Städte der Erde weg …
SCHWARZ (sich aus der Decke wickelnd)
Dieser Balg!
LULU
Ich greife in den Himmel und stecke mir die Sterne ins Haar.
SCHWARZ (ihr nachkletternd)
Ich schüttle, bis Sie herunterfallen.
LULU (höher steigend)
Wenn Sie nicht aufhören, werfe ich die Leiter um. Werden Sie meine Beine loslassen. – Gott schütze Polen! (Bringt die Leiter zu Fall, springt auf das Podium und wirft Schwarz, wie er sich vom Boden aufrafft, die spanische Wand an den Kopf. Nach vorn eilend, an den Staffeleien.) Ich habe Ihnen ja gesagt, dass Sie mich nicht bekommen.
SCHWARZ (nach vorn kommend)
Lassen Sie uns Frieden schließen. (Will sie umfassen.)
LULU
Bleiben Sie mir vom Leib, oder … (Sie wirft ihm die Staffelei mit dem Brustbild entgegen, dass beides krachend zu Boden stürzt.)
SCHWARZ (schreit auf)
Barmherziger Gott!
LULU (links hinten)
Das Loch haben Sie selber hineingeschlagen.
SCHWARZ
Ich bin ruiniert! Zehn Wochen Arbeit, meine Reise, meine Ausstellung. – Jetzt ist nichts mehr zu verlieren. (Stürzt ihr nach.)
LULU (springt über die Ottomane, über die umgestürzte Trittleiter, kommt über das Podium nach vorn)
Ein Graben! – Fallen Sie nicht hinein! (Stapft durch das Brustbild.) Sie hat einen neuen Menschen aus ihm gemacht! (Fällt vornüber.)
SCHWARZ (über die spanische Wand stolpernd)
Ich kenne kein Erbarmen mehr.
LULU (im Hintergrund)
Lassen Sie mich jetzt in Ruhe. – Mir wird schwindlig. – – O Gott, o Gott … (Kommt nach vorn und sinkt auf die Ottomane.)
SCHWARZ