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Lykanta ist zurück! Nach ihrem turbulenten Start in ihr neues Dasein als Vampir, wollte sie es nun eigentlich ruhiger angehen lassen. Doch erneut steckt sie innerhalb kürzester Zeit, bis zum Hals in Schwierigkeiten. Neben privaten Problemen hat sie schnell auch noch rachsüchtige Vampire am Hals. Richtig kritisch wird das Ganze jedoch, als Lyk außerhalb der Enklave auf altbekannte Feinde trifft. Dadurch setzt sich ein Prozess in Gang der weitreichende Folgen hat und Lyks Welt erneut auf den Kopf stellt. Ein weiteres Mal beschließt unsere Antiheldin auf eigene Faust losziehen, um Schlimmeres zu verhindern. Leider klappt das bei Lykanta in den seltensten Fällen wie geplant... Sex, Crime und ein gewisses Augenzwinkern geben auch in diesem Buch wieder den Ton an.
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Seitenzahl: 1047
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Oliver Speier
Lykanta
Nichts als Ärger
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
Was bisher geschah...
Strafdienst
It`s shopping time
Böse Überraschung
Betrogen
Auf der Suche nach Trost
Entenbrust und Kaugummi
Rate mal...
Wetten
Hier und Jetzt...
Eine tiefgehende Erfahrung
Unliebsames Treffen
Auf die Verlassenen
Ist doch ganz einfach
Ich bin doch nicht blöd...
Bei Michelle
Geständnisse
Frühstück mit Hindernissen
Blutiges Erwachen
Totensonntag
Unter Vampiren
Erinnerungen
Schlimmer geht’s immer
Das Verhör
Nichts als Ärger
Die Drohung
Enttarnt
Pest und Cholera
Die Kunst zu bezirzen
Der Flyer
Sannur
Vor dem Kampf
Der Ring
Nachwehen
Azaroth
Beißlust
Ärger zieht auf
Na du Floh
Das hat ein Nachspiel
Der Fund
Ich lass mich nicht zwingen...
Do it yourself
Befragung
Von wegen Sex
Neue Erkenntnisse
Auf eigene Faust
Das Gehöft
Taube Ohren
Glossar
Nachwort und Danksagung
Gemetzel
Impressum neobooks
Die Angestellte Eleonora Schmidt gerät auf ihrem späten Heimweg, durch Zufall in die Auseinandersetzung zwischen einem Werwolf und einer Vampirin. Eher durch Zufall rettet sie dieser dabei das Leben. Die Gerettete ist jedoch durch ihre Verletzungen gezwungen von Eleonora soviel Blut zu trinken, dass sie diese zum Vampir wandeln muss, um ihren Tod zu verhindern.
Eleonoras Entsetzen über ihr neues Dasein wandelt sich jedoch schnell in ungläubiges Staunen, als sie über einige Eigenarten der Vampire aufgeklärt wird, die sie nicht für möglich gehalten hat.
Doch schon beim Ankunft in der Enklave (Einem geheimen Stützpunkt der Vampire), legt sie sich durch ihr freches Mundwerk mit dem Anführer der Vampire an. Dieser verpasst ihr, wegen dem Werwolfgeruch, den sie durch den Kampf an sich trägt, den Spottnamen Lykanta.
Eleonora oder auch Lykanta wie sie nun von allen genannt wird, versucht sich in ihrer neuen Existenz zurecht zu finden. Schnell eckt sie jedoch überall an und hat sich schon nach kürzester Zeit einen Vampirclan zum Feind gemacht.
Doch sie schließt auch einige Freundschaften. Einer dieser Freunde wird bald des Mordes an einem andern Vampir beschuldigt und ihm droht die Todesstrafe. Um seine Unschuld zu beweisen macht sich Lykanta daran, heimlich Nachforschungen zu betreiben.
Bei dem Versuch seine Unschuld zu Beweisen, gerät sie jedoch in die Fänge von Vampirjägern.
Diese versuchen durch Folter an Informationen über die Vampire zu kommen. Die Hilfe von Michelle, einer Vampirjägerin, welche ihr überraschenderweise hilft und dem Auftauchen eines Werwolfs entgeht sie dem Foltertod. Sowohl Lykanta als auch Michelle geraten in die Fänge des Werwolfs, der sie beide überwältigt und verschleppt. Mit viel Glück gelingt ihnen die Flucht und sie lernen sich etwas besser kennen. Michelle übergibt Lykanta zu deren Erstaunen die erhofften Beweise und lässt sie ziehen.
Voller Zuversicht bringt Lykanta diese in die Enklave. Bei ihrem Eintreffen wird sie jedoch festgenommen und kommt selbst in Haft. Zwar gelingt es ihr noch Die Beweismittel vorzulegen, doch diese scheinen wertlos. Es kommt zur Verhandlung und sie erhält eine empfindliche Strafe. Die Verurteilung ihres Freundes scheint besiegelt, doch dann überschlagen sich die Ereignisse und alles kommt ganz anders als gedacht.
Zwar geht das Abenteuer für Lykanta relativ glimpflich aus, doch sie ist gezwungen ihre Strafe in Angriff zu nehmen. Hier beginnt dann auch Buch 2...
Stöhnend richtete ich mich auf und drückte die Hände in meinen Rücken. Verzweifelt warf ich einen Blick zu der Uhr an der Wand, doch die Uhrzeit nahm mir jegliche Motivation und frustriert warf ich die Bürste in den Kofferraum. Bis zum Feierabend dauerte es noch über zwei Stunden. Diese Arbeit war herabwürdigend. Ich war ein Vampir, für so etwas hatten wir die Ghule. Na gut, ich war ein recht junger Vampir. Meine Verwandlung lag noch keinen Monat zurück, aber dieser Strafdienst war wirklich demütigend und vor allem eklig.
Luna hatte mich gleich nach der Verhandlung hierher gebracht. Beim Kaffee und Tee, den ich mit ihr und Stefan zusammen getrunken hatte, war ich noch überzeugt gewesen, Matthias hätte die Anklage gegen mich fallen lassen.
Sie klärte mich jedoch darüber auf, dass ich meine Stunden und das Geld sehr wohl zu begleichen hatte. Stefans Rettung hatte nichts mit meiner Strafe wegen dem Ärger mit den Blutsäufern zu tun. Diese hatte ich wohl oder übel abzuleisten.
Ivan hatte nicht lange gezögert. Kaum war ich ihm zugeteilt worden, hatte er mich in die Garage gebracht. Hier standen acht Fahrzeuge, die zum Teil sehr verschmutzt vom Einsatz zurückgekommen waren. Ich war nun fürs Reinigen zuständig. Momentan war ich beim fünften Wagen, der recht sauber war. Der Wagen davor hatte jedoch ausgesehen, als hätte man darin ein Schwein geschlachtet.
Als hätte er es gerochen, dass ich eben nichts tat, kam nun auch noch Ivan vorbei und baute sich wichtigtuerisch vor mir auf.
" Hey Lykanta, putzen, nicht rumstehen! Wir haben hier wichtige Arbeit zu verrichten, also schau zu, dass du fertig wirst, da warten noch immer drei Fahrzeuge auf dich! "
Es war ihm deutlich anzusehen, wie sehr er es genoss mich herumzukommandieren. Genervt beugte ich mich ins Fahrzeug und putzte weiter. Er beobachtete mich noch einige Zeit und gab belehrende Kommentare von sich, ehe er großspurig davon marschierte. Nachdem ich mich mit einem schnellen Blick in die Runde davon überzeugt hatte unbeobachtet zu sein, streckte ich ihm heimlich den Stinkefinger hinterher.
Kaum war Ivan verschwunden, stoppte ich das Putzen erneut und richtete mich wieder auf, um meinen Rücken zu entspannen. Ich trug noch immer meine Kleidung aus der Gruft. Sie war nun schon recht versaut und voller Blutflecken. Ivan hatte mir keine Zeit zum umziehen gelassen, sondern mich gleich an die Arbeit gejagt. Das mit der Kleidung fand ich nicht mal so schlimm. Ich war inzwischen recht froh, nicht meine eigenen Klamotten versauen zu müssen, doch mittlerweile hatte ich richtig Hunger. Das ganze Vorgehen regte mich sowieso auf. Meine Sachen lagen noch alle in Stefans Zimmer und ich würde sie nachher erst mal holen müssen. Susi musste ich auch noch Bescheid geben. Sicher machte sie sich Sorgen um mich. Schlimmer noch, sie dachte vielleicht ich würde sie nun, da Stefan gerettet war, ignorieren.
Mein Magen knurrte laut auf und ich hatte schrecklichen Durst. Wenn ich das recht bedachte, war sogar Blutdurst dabei. Scheinbar brauchte ich Nachschlag. Der Aufenthalt im Tageslicht hatte seine Spuren hinterlassen. Ich hatte mich vorhin beim Putzen dabei erwischt, wie ich beinahe meine blutigen Finger abgeleckt hätte.
Beim Gedanken daran schüttelte es mich erneut. Schon krank, was das Vampirsein mit einem anstellte. Die meiste Zeit vergaß ich, was ich jetzt war, doch in solchen Augenblicken, wie mit den blutverschmierten Fingern, wurde es mir wieder deutlich vor Augen geführt.
Erneut wurde die Eingangstür geöffnet. Erschrocken beugte ich mich wieder ins Fahrzeug und tat so als würde ich kräftig schrubben, da ich dachte Ivan kam zurück. Umso erfreuter war ich, als ich Susis Stimme vernahm.
" Lyk, bist du da? "
Eifrig rutschte ich aus dem Kofferraum und ließ die Bürste fallen.
" Klar, hier bin ich! ", rief ich und winkte ihr lachend zu.
Sie reagierte nicht, sondern blieb unsicher an der Tür stehen und starrte angestrengt in die Halle. Erst da wurde mir klar, dass ich hier praktisch im Dunkeln arbeitete. Das war für mich zwar kein Problem, sie hatte jedoch nicht meine Sinne und konnte in der schlecht beleuchteten Halle wohl nichts erkennen. Um sie nicht zu erschrecken, ging ich langsam auf sie zu und meinte gutgelaunt.
" Mensch Susi, du glaubst gar nicht wie froh ich bin, dein hübsches Gesicht hier zu sehen. "
Ein Lächeln erstrahlte auf eben diesem. Ich trat zu ihr und wollte gerade ihre Hand nehmen, da beugte sie sich in meine Richtung, um mir einen Kuss zu geben. Erschrocken hielt ich sie davon ab. " Lieber nicht, ich bin ganz dreckig! "
Sie ignorierte meine Bedenken und drückte sich im Dunkeln an mich. Kaum hatten ihre Lippen meinen Mund gefunden, schob sie frech ihre Zunge hinein. Mein Widerstand erstarb augenblicklich und so standen wir einige Zeit eng umschlungen da, ehe ich mich bedauernd von ihr löste.
" Das ist gemein Susi. Jetzt hast du mich total heiß gemacht und ich muss noch mindestens zwei Stunden diese blöden Autos putzen. "
Susi kicherte und strich mir übers Gesicht.
" Oh, arme Lyk, dabei wollte ich dir doch was Gutes tun. Ich hab von Stefan erfahren was passiert ist und dachte mir, ich schau eben vorbei. "
Ich schnappte sie am Arm und zog sie hinaus in den Flur. Hier gab es zwar auch keine Fenster, aber mehr Licht. Susi musterte mich mit kritischem Blick.
" Uh, du bist ja wirklich total dreckig und die Klamotten stehen dir farblich überhaupt nicht! "
Als sie meinen beleidigten Gesichtsausdruck bemerkte, kicherte sie erneut los.
" Das war ein Witz Lyk. Stefan hat mir alles haargenau erzählt und ich finde es total mutig, was du gemacht hast. Ich hatte solche Angst um dich, nachdem ich dich nicht mehr über das Handy erreichen konnte. Wir haben überall nach dir gesucht und ich habe schon mit dem Schlimmsten gerechnet, doch jetzt hat alles genauso funktioniert, wie du es gedacht hast."
Sie wirkte total überschwänglich und ich sah mich gezwungen, ihre Begeisterung etwas zu dämpfen.
" Naja, fünfzig Strafstunden hier bei Ivan waren nicht eingeplant und zehntausend Euro Geldstrafe sind auch nicht gerade ein Pappenstiel."
Sie winkte ab.
" Ach was, ich frag einfach, ob du die restlichen Stunden bei uns im Krankenbereich abarbeiten kannst und das mit dem Geld bekommen wir auch geregelt."
Die Vorstellung bei Susanne arbeiten zu können, zauberte ein Lächeln in mein Gesicht. Durch ihre quirlige und frohsinnige Art, schaffte sie es immer wieder mich mitzureißen. In ihrer Nähe war Trübsal ein Fremdwort. Ehe ich ihr danken konnte, drückte sie mir eine Papiertüte in die Hand.
" Hier, für dich. Ich dachte, du kannst es brauchen. "
Sie gab mir noch einmal einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich verabschiedete.
" Sorry Lyk, ich muss jetzt zur Arbeit. Wollte mich nur vorher versichern, dass es dir gutgeht. "
Gutgelaunt eilte sie davon und auch mir war plötzlich viel freier ums Herz. Beim Öffnen der Tüte stieg mir der himmlische Duft einer Leberkäsesemmel in die Nase. Daneben war eine kleine Plastikflasche und schon beim Herausholen erkannte ich, dass darin Blut war. Ich fragte mich, wo Susi es abgezweigt hatte, dankte ihr jedoch von Herzen dafür.
Nachdem ich die Flasche geöffnet hatte, nahm ich einen tiefen Schluck davon. Erneut wunderte ich mich, wie mein Körper darauf reagierte. Es roch nach Blut, es schmeckte nach Blut und dennoch erzeugte es keinen Ekel in mir. Es war wie schon beschrieben, am ehesten mit einem kühlen Glas Wasser an einem heißen Sommertag zu vergleichen. Genauso fühlte sich das Blut an, als es durch meine Kehle floss. Herzhaft biss ich in die Semmel. Viel zu schnell war das gute Stück verspeist und ich spülte nochmal mit dem letzten Blut aus der Flasche nach. Mit Bedauern verpackte ich die leere Flasche in der Tüte und legte diese neben dem Wagen auf den Boden.
Gestärkt kehrte ich an meine Arbeit zurück und als Ivan zwei Stunden später tatsächlich erneut auftauchte, war ich eben dabei meine Putzsachen aus dem letzten Fahrzeug zu räumen. Kritisch überprüfte er die Wagen und fand bei jedem etwas zu mäkeln. Als er meinen säuerlichen Gesichtsausdruck wahrnahm, klopfte er mir gönnerhaft auf die Schulter.
" Nimms nicht so schwer. Für einen Laien hast du dich gar nicht mal schlecht angestellt. Wenn wir dich noch ein paar Tage hier haben, machen wir vielleicht noch eine ganz passable Putzkraft aus dir. Solltest du dich bis dahin etwas geschickter anstellen, darfst du gegen Ende der Woche sogar helfen, die Leichenteile zu entsorgen. "
Meine Augen wurden vor Entsetzen groß. Dachte er wirklich, ich würde das Entsorgen von Leichenteilen als Beförderung empfinden? Seine nächsten Worte erweckten ganz den Anschein.
" Keine Bange Lyk. Mir ist klar, dass so eine Arbeit Profis erfordert. Ich werde deshalb dabei sein und überwachen, dass du nichts falsch machst. "
Ich lächelte ihn gequält an und betete im Stillen, Susi würde es gelingen mich bis dahin zu sich in die Krankenstation zu holen. Ich verabschiedete mich von ihm und war eben dabei die Halle zu verlassen, da pfiff mich Ivan zurück. Anklagend hielt er die Tüte in die Luft, in der mir Susi das Essen gebracht hatte.
" Die gehört ja garantiert dir. "
Der Satz war eine Feststellung und keine Frage. Betreten nickte ich und wollte nach der Tüte greifen, um sie in den Müll zu werfen. Blitzschnell zog er sie zurück und blickte mich lauernd an.
" Da war wohl dein Essen drin? "
Ich nickte und griff erneut nach ihr.
Wiederum brachte er sie schnell aus meiner Reichweite und schüttelte bedauernd den Kopf.
" So leid es mir tut Lyk, aber da müssen wir eine halbe Stunde, als Pause von der Arbeitszeit abziehen. "
Aufgebracht schnauzte ich ihn an.
" Wie bitte? Eine halbe Stunde, das ist doch wohl ein schlechter Witz? Ich habe keine fünf Minuten für das Essen gebraucht! "
Zweifelnd wackelte er mit seinem Kopf.
" Ich würde dir ja gerne glauben, aber wir haben Vorschriften und ich als... "
Genervt unterbrach ich ihn.
" Ja ja, schon klar. Sie als PROFI halten sich natürlich akribisch an die Vorschriften. "
Ivan strahlte mich zufrieden an.
" Mit dem akaribischem Zeugs hab ich nichts am Hut, aber ich bin sehr genau wenn es um die Vorschriften geht und Pausen müssen nun mal als 30 Minuten geschrieben werden. "
Zu müde und frustriert, um darauf noch weiter einzugehen, winkte ich ab. Statt dessen hielt ich ihm meine Hand hin und nun legte er die Tüte zufrieden darauf ab.
" Ich wusste, eine clevere Frau wie du, versteht das. "
Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und marschierte schlecht gelaunt aus der Garage. Beim Verlassen des Gebäudes blendete mich die Sonne, welche noch hoch am Himmel stand. Ich vermisste schmerzhaft meine Sonnenbrille, die ebenfalls in Stefans Zimmer lag. Beim Betreten des Hotels pfefferte ich die Tüte wütend in einen der Abfalleimer, was mir umgehend erstaunte Blicke verschiedener Leute einbrachte. Vielleicht lag es auch an meiner Gefängniskluft, welche verdreckt und blutverschmiert an mir hing. Ich ignorierte die Blicke und machte mich auf den Weg zu Stefans Zimmer. Dort angekommen, musste ich mich kurz sammeln, ehe ich anklopfte.
Das Geräusch eines Stuhls, der über den Boden kratzte war zu vernehmen und kurz darauf öffnete Stefan die Tür. Er war nur mit einem T-Shirt und einer Jeans bekleidet. Seine nackten Füße und sein zerknautschtes Haar brachten den Verdacht auf, dass er wohl bis gerade eben geschlafen hatte.
Bei meinem Anblick versuchte er hektisch, sein Shirt in die Hose zu stopfen und zappelte dabei wild herum.
Mir war es fast peinlich, ihn gestört zu haben, doch ich brauchte meine Sachen. Als ich ihm den Grund meines Auftauchens nannte, wirkte er recht erleichtert. Er hob die Hand und eilte zurück ins Zimmer. Kurz darauf tauchte er mit meiner gepackten Tasche auf. Fragend hob ich eine Augenbraue und er wurde rot. Nervös murmelte er.
" Ich dachte mir, es wäre ganz praktisch, wenn ich die Sachen schon mal für dich verstaue. Du musstest ja arbeiten und ich hatte Zeit. "
Er drückte mir die Tasche in die Hand und ich wollte mich eben verabschieden, als er erneut die Hand hob.
" Moment, das wichtigste hab ich ja vergessen. "
Er eilte davon und kam kurz darauf mit einem Schlüssel zurück.
" Hier, den hat mir Sannur vorbeigebracht. Der ist für dein Zimmer. "
Ich bedankte mich und drehte mich um. Beim Weggehen rief er mir unsicher nach.
" Wenn was ist Lyk, einfach melden. "
Ohne mich umzudrehen nickte ich und marschierte weiter. Ich wollte nur noch raus aus den Klamotten und mich frisch machen.
Meine Zimmertür stach zwischen den anderen im Flur heraus. Nagelneu und glänzend, hob sie sich deutlich vom Rest ab. Nachdem ich meine Räume betreten hatte, bemerkte ich auch hier die Veränderungen. Es roch nach frischer Farbe und die Möbel im Zimmer waren zum Teil neu. Leider war mein Bett nicht bezogen. Ich ignorierte den Umstand und puhlte mich erst mal aus den dreckigen Klamotten. Wenigstens war ein Handtuch im Bad und meine Hygieneartikel hatte Stefan fein säuberlich zuoberst in die Tasche gelegt.
Eine Viertelstunde später, fühlte ich mich sauber und frisch. Ich brauchte danach fast länger, um einigermaßen passende Kleidung aus meiner Tasche herauszusuchen. Vieles hatte nach meiner Wandlung mehr schlecht als recht gepasst, da ich nun um einiges schlanker war. Der Einbruch in meinem Zimmer und die Verwüstung hatte meinen Klamottenfundus noch mehr ausgedünnt. Kritisch betrachtete ich mich im Spiegel. Ich brauchte dringendst neue Kleidung. Es wurde Zeit, dass meine Scheckkarte endlich freigegeben wurde.
Wenn ich daran dachte, dass ich von dem mühsam ersparten Geld, den Blutsäufern zehntausend Euro in den Rachen werfen musste, packte mich erneut die Wut. Aufseufzend rollte ich die Gefängniskluft zusammen und versuchte diesen Umstand, so gut es ging, zu ignorieren.
Mit der dreckigen Kleidung unter dem Arm, begab ich mich zu Stefans Zimmer und klopfte erneut. Diesmal musste ich um einiges länger warten, ehe er mir die Tür öffnete.
Entschuldigend hielt ich im meine Gefängniskleidung hin.
" Sorry, ich störe ungern schon wieder, aber wo gebe ich die am Besten ab? Bettwäsche brauche ich auch noch. Da du mir letztes Mal eine gebracht hast, dachte ich, du könntest mich diesmal mitnehmen, dann brauch ich dich in Zukunft deswegen nicht mehr damit belästigen. "
Unschlüssig starrte er auf die Kleidung und dann über seine Schulter. Zu meiner Verwunderung öffnete er die Tür und trat einen Schritt zur Seite.
" Mach ich gerne Lyk, aber könntest du kurz reinkommen? Ich.. äh.. wir sind eben in einem Raid, ich sollte mich da kurz Abmelden. "
Ich zögerte nicht lange, sondern schritt an ihm vorbei in die Wohnung. Beim ersten Blick in die Runde, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Stefan hatte es in der kurzen Zeit geschafft, dem Zimmer seinen Junggesellencharm zurückzugeben.
Überall stand benutztes Geschirr und Klamotten lagen wild verstreut im Zimmer herum. Er versuchte das Chaos etwas zu kaschieren und sammelte die Teller ein um sie in seine Küche zu bringen.
Auf dem Schreibtisch stand der Laptop und das von mir so schlecht gemachte Spiel lief darauf. Ich musste an mein Streitgespräch mit Michelle denken und ein Lächeln stahl sich in mein Gesicht. Ob sie wohl eben auch darin unterwegs war?
Stefan kam aus der Küche zurück und interpretierte mein Lächeln wohl falsch. Mit rotem Kopf huschte er an mir vorbei.
" Tut mir leid, ich muss nur schnell Bescheid geben, dann können wir los. "
Er setzte sich hin und griff nach einem Headset.
" Re, sorry Leute..ähh ich weiß, das kommt jetzt etwas blöd, aber ich muss weg. Eine Freundin braucht meine Hilfe. "
Keine Ahnung was er zu hören bekam, doch er wurde immer nervöser und entschuldigte sich erneut.
" Nein Mann, dass ist keine billige Ausrede... was? Quatsch, wie kommst du auf so was? Jetzt hör doch mal zu Quirin, es ist echt wichtig! "
Stefan sah aus als würde er am liebsten losheulen. Ich verdrehte die Augen und marschierte zu ihm hin. Ohne lange zu fragen, zog ich ihm das Headset herunter und hielt es an mein Ohr.
" So Jungs, genug gelabert, Stefan gehört jetzt erst mal mir! "
Ich ließ meinen Blick zum Monitor wandern und versuchte mir ein Bild von dem Geschehen zu machen.
" Ihr könnt eure... mhh Gartenzwerge, oder was das auch immer sein soll, später mit ihm verhauen. Jetzt muss er sich erst Mal um meine Bedürfnisse kümmern."
Hatte ich bis jetzt nichts gehört, fingen plötzlich fünf bis sechs Leute gleichzeitig an zu reden.
" Boah ich glaubs ja nicht, der hat wirklich ne Tussi da!"
Ein anderer meinte begeistert.
" Hey, wer bist du denn? "
Jemand, der wohl den Stimmbruch noch vor sich hatte, rief.
" Cool, Darkknight hat Frauenbesuch uih juih juih. "
Eine weitere Stimme meldete sich zu Wort.
" Wenn sie so aussieht wie sie klingt, Jackpot! "
Darauf meinte jemand begeistert.
" Da hast du recht Killerboy. Hey Mädel, bleib lieber du im Chat, dass ist viel besser als mit Darkknight zu labern.."
So ging es in einer Tour weiter. Kopfschüttelnd reichte ich Stefan das Headset zurück. Er griff wie ein ertrinkender danach und setzte es hektisch auf.
" Ok Leute, ihr habt es ja selbst gehört. Was, sag mal spinnst du? Nein, mach ich nicht! Sie ist eine Freundin...hahaha..ja du mich auch..bis später Leute. "
Er riss sich das Headset vom Kopf und warf es auf den Tisch. Hektisch klickte er mehrere Fenster zu, ehe er sich leicht verschämt zu mir drehte.
" Keine Ahnung, was die alles zu dir gesagt haben, aber du solltest es auf jeden Fall nicht zu ernst nehmen. Die sind eigentlich alle recht nett. "
Schmunzelnd winkte ich ab.
" Was die da sagen kann mir egal sein. Solange du deinen Spaß dabei hast, passt das schon. "
Stefan wirkte erleichtert, doch etwas schien ihm noch auf dem Herzen zu liegen.
" Die dachten eben, du wärst meine Freundin. "
Verdutzt blickte ich ihn an.
" Äh, bin ich doch auch. "
Sichtlich nervös suchte er nach den passenden Worten. Endlich schnallte ich, was er mir sagen wollte.
" Ach jetzt kapier ich es. Du meinst deine richtige Freundin? "
Bekümmert nickte er mir zu. Verwundert fragte ich ihn.
" Findest du es so schlimm, dass sie das denken? "
Er riss erschrocken die Augen auf.
" Nein, nein, ganz im Gegenteil! Ich dachte nur, du könntest das schlimm finden? "
Stirnrunzelnd blickte ich ihn an.
" Was bringt dich bitte auf die Idee, eine Frau könnte es schlimm finden, für deine Freundin gehalten zu werden? "
Bekümmert sackte Stefan in sich zusammen und murmelte.
" Ich bin ein Versager. Was habe ich bisher schon in meinem Leben erreicht? Die ganze Enklave blickt mit Verachtung auf mich herab. "
Bei seinen selbstmitleidigen Worten, stemmte ich die Hände in meine Hüfte und blickte ihn streng an.
" Jetzt mal langsam mein Lieber. Was bitteschön bringt dich darauf, du könntest ein Versager sein? "
Verärgert deutete ich zur Tür.
" Nur weil du nicht wie alle da draußen herum rennst und kämpfst, bist du noch lange kein Versager. So wie ich das sehe, bist du sogar einer der Wenigen hier, der Hirnschmalz zeigt. "
Ich warf die Hände in die Luft.
" Wieso überhaupt all dieses Morden und Kämpfen? Wieso kann man die ganze Sache nicht irgendwie friedlich lösen? "
Stefan blickte befangen zu mir hoch. Mein emotionaler Ausbruch hatte ihn wohl etwas eingeschüchtert. Ich zwang mich zur Ruhe, ehe ich weiter sprach.
" Wie auch immer, du bist garantiert kein Versager! "
Ich deutete im Zimmer umher.
" Du malst wundervolle Bilder, bist zu jedem freundlich und hilfsbereit. Überlege doch mal was das bedeutet. Du hast trotz deiner Wandlung zum Vampir mehr Menschlichkeit bewahrt als so mancher Mensch. Das ist in meinen Augen keine Schwäche, das ist pure Stärke. Laut Katana verhalten sich Vampire wie Raubtiere. Ich hatte anfangs große Sorge meine Menschlichkeit nach und nach zu verlieren, aber dank dir habe ich das Gefühl, es ist durchaus möglich, auch als Vampir normal durchs Leben zu gehen. "
Ich verstummte und Stefan blickte mich erstaunt an.
" So hab ich es noch gar nie betrachtet Lyk, aber du hast glaube ich recht. "
Versonnen blickte er vor sich hin.
" Pure Stärke, mhh..."
Voller Elan sprang er auf und eilte ins Bad. Dabei rief er mir über die Schulter zu.
" Danke Lyk, wieder einmal hast du mir die Augen geöffnet. Ich bin nicht schwach! Es ist vielleicht eine etwas andere Stärke, aber es ist eine Stärke! "
Amüsiert setzte ich mich aufs Bett und rief zurück.
" Gern geschehen, aber was treibst du da? "
Ich hörte ihn Sachen umwerfen ehe er sich meldete.
" Uh, ich richte mich nur eben...scheiße..dann können wir los. "
Erneut hörte ich wie Dinge zu Boden fielen und er leise fluchte.
Lachend fragte ich.
" Brauchst du Hilfe da drinnen? "
Der Lärm brach ansatzlos ab und es herrschte totale Stille, ehe er sich aufgeregt erneut zu Wort meldetet.
" Nein, nein, alles in Ordnung! Ich muss nur eben ein bis zwei Dinge erledigen, dann komme ich. "
Es war zu hören wie Schränke auf und zu gemacht wurden. Der Wasserhahn lief mehrmals und dann auch noch die Klospülung. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Er brauchte ja länger als eine Frau im Bad, dabei wollte ich doch nur Wäsche abgeben und neue holen.
Gerade als ich erneut nachfragen wollte, stürmte er aus dem Bad. Sein Haar lag angeklatscht am Kopf und im Gesicht klebten mehrere Stücke Toilettenpapier, die er auf Schnittverletzungen gedrückt hatte, welche wohl vom eben erfolgten Rasieren stammten.
Ich musste ein Lachen unterdrücken, denn schon jetzt war ihm anzusehen, wie peinlich ihm sein Auftreten war. Er hetzte durchs Zimmer und sammelte noch einige Dinge ein, ehe er sich vor mir aufstellte.
" Ok, ich bin so weit, von mir aus können wir gehen. "
Grinsend deutete ich auf meine Wangen. Seine Augen weiteten sich erschrocken und er zupfte die Schnipsel hektisch aus seinem Gesicht. Mit rotem Kopf fragte er.
" Alle weg? "
Bestätigend nickte ich und stand auf. Auf dem Weg zur Wäscherei klärte mich Stefan über die Öffnungszeiten auf. Beim Betreten der Wäscheausgabe war niemand zu sehen. Stefan drückte eine Klingel und wir warteten.
Kurz darauf betrat eine korpulente Frau den Raum und blickte uns fragend an. Ich hob den Overall.
" Den würde ich gerne abgeben und dann bräuchte ich noch neue Bettwäsche und Handtücher. "
Ohne ein Wort knallte sie einen Zettel vor mich hin. Danach begann sie in den Regalen die Dinge zusammen zu sammeln. Neugierig griff ich nach einem Stift und beugte mich über das Blatt. Erneut wurde mir bewusst, wie wenig mein Vampirleben mit meiner ehemaligen Vorstellung überein stimmte. Von wegen mystisch, geheimnisvoll und interessant.
Hier herrschte graue Alltagswelt vor. Ich sollte Name, Wohnung und Datum angeben. Der Name war ja kein Problem, aber schon bei der Wohnung und dem Datum hatte ich keinen Plan. Hilflos wendete ich mich an Stefan. Dieser wusste sofort, wo es klemmte.
" Zimmer 27 und der 19. September "
Dankend kritzelte ich die Daten hin. Ein Stapel Bettwäsche samt Handtücher wurde neben mir auf den Tresen gewuchtet und die Frau zog das Blatt zu sich, um einen Blick darauf zu werfen. Ihre Augenbrauen gingen nach oben und sie warf mir einen interessierten Blick zu.
" Sieh an, sieh an, endlich lerne ich unsere kleine Berühmtheit auch kennen. "
Abschätzend glitt ihr Blick an mir hoch und runter.
" Mhh Mädel, nach all den Geschichten die erzählt wurden, hab ich dich mir taffer vorgestellt."
Ich griff nach der Wäsche und meinte entschuldigend.
" Tut mir leid, aber sie kennen ja die Leute. Machen aus jeder Mücke einen Elefanten. "
Scheinbar hatte ich den rechten Ton getroffen, denn sie lachte begeistert auf.
" Da hast du recht Mädel. Wenigstens hast du deinen Verstand behalten. So bist du mir lieber, als wenn da so eine aufgeblasene, selbstüberzeugte Schnepfe herein gekommen wäre."
Stefan war das Ganze wohl etwas peinlich, denn er zupfte mich am Ärmel, um mich dadurch zum Gehen aufzufordern.
Die Waschfrau bemerkte es und hob abschätzend den Kopf.
" Na Kleiner, was ist los mit dir? "
Stefan zuckte erschrocken zusammen und hob abwehrend die Hände.
" Gar nichts, ich hab ihr nur den Weg gezeigt. "
Spöttisch hob sie den Kopf.
" Schon klar Kleiner. Bei so einem hübschen Feger hilft man natürlich gerne, um Pluspunkte für eine Bettnummer auf sein Konto zu bekommen."
Stefans entsetztes Gesicht ließ sie herzhaft Lachen. Dieser fand ihren Kommentar wohl nicht ganz so lustig, denn er flüchtete ohne einen Abschiedsgruß auf den Flur. Ich nickte ihr amüsiert zu, ehe ich ihm folgte.
Nach wenigen Schritten hatte ich ihn eingeholt und schlenderte gutgelaunt neben ihm her. Beleidigt warf er mir einen Blick zu.
" Findest du das witzig? "
Ich konnte ein Kichern nicht unterdrücken.
" Jetzt stell dich nicht so an Stefan. Sie hat doch nur herumgealbert. "
Missmutig lief er neben mir her und schwieg. Seufzend begann ich auf ihn einzureden.
" Jetzt nimm doch nicht immer alles so persönlich. Werde einfach ein bisschen lockerer und spontaner. "
Nach meiner kleinen Predigt liefen wir eine Weile schweigend nebeneinander her. Unsicher setzte er zu einer Frage an, verstummte jedoch nach dem ersten Wort wieder. Seine zögerliche Art frustrierte mich und so meinte ich.
" Denk nicht immer über alles was du sagst oder machst zweimal nach. Einfach raus mit den Gefühlen und Fragen. Du wirst sehen, danach geht vieles leichter. "
Als er dann zu Sprechen anhob, dachte ich mir nichts Böses und wurde von seiner Frage prompt kalt erwischt.
" Äh, wer ist eigentlich der lange Franz und was meint er mit dem Satz. ' Bild ist angekommen. GEIL! Hast du noch mehr von dir?' "
Nun war es an mir feuerrot zu werden und unsicher herum zu stammeln. Den Kerl aus dem Partnerportal hatte ich komplett vergessen. Mitten in meinen mehr oder minder gelungenen Ausflüchten, blickte ich zu Stefan und bemerkte, dass er grinsend neben mir her lief.
Ich verstummte und hakte lauernd nach.
" Was ist denn bitte so lustig an dem Ganzen? "
Nun war er es, der sich belehrend an mich wandte und in ironischem Tonfall erklärte.
" Du kannst dir deine Ausflüchte sparen. Ich habe ihn selber gefragt, was er damit meint und er hat mir das Bild nochmal geschickt. "
Allein bei dem Gedanken daran, stieg mir die Schamröte ins Gesicht und ich wusste nicht was ich sagen sollte. Stefan war jedoch noch nicht fertig. Sein Grinsen wurde immer breiter und er meinte gut gelaunt.
" Also ich war ja schwer überrascht, aber ausgezogen wirkst du ganz schön alt und fett! "
Aufschreiend versuchte ich nach ihm zu hauen, doch er hatte meine Reaktion wohl erwartet und war schon einen guten Meter davon gerannt. Halb lachend, halb schimpfen verfolgte ich ihn und hatte dabei Mühe meine Bettwäsche nicht zu verlieren. Die wenigen Vampire an denen wir vorbeirannten, warfen uns verständnislose Blicke nach.
Total außer Atem erreichten wir seine Zimmertür und blieben beide nach Luft ringend stehen. Nachdem wir uns etwas erholt hatten, schauten wir uns unschlüssig an. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte und so hob ich meine Wäsche in die Höhe.
" Dann werde ich mal mein Bett herrichten und du kannst wieder deine Gartenzwerge verhauen."
Grinsend winkte er ab.
" Das hat sich für heute sowieso erledigt, ich räume mal besser meine Wohnung auf. "
Wir verabschiedeten uns mit einem Nicken und ich marschierte gut gelaunt zu meinem Zimmer.
Kaum war ich mit dem Beziehen des Bettes fertig, klopfte es an meiner Tür. Ich tippte auf Stefan oder Susi. Umso erstaunter war ich, als ich Katana erblickte. Mit einem Grinsen im Gesicht trat sie auf mich zu und nahm mich in die Arme.
" Na du Heldin, alles gut überstanden? Wie gehts dir denn? "
Ohne überhaupt auf meine Antwort zu warten, schob sie mich auf Armlänge von sich und ließ ihren Blick kritisch über mich gleiten. Mit einem missbilligendem Zungeschnalzen meinte sie.
" Mädel, wie läufst du wieder rum? Wir sind Vampire und nicht Mitglieder des örtlichen Häkelclubs. "
Entschuldigend hob ich die Arme.
" Ist leider alles, was ich noch zum Anziehen habe. "
Ihre Augen blitzten triumphierend auf und sie hob einen Umschlag in die Höhe.
" Deine Durststrecke ist zu Ende. Die Papiere sind fertig und wir können losziehen um dich neu einzukleiden. "
Aufgeregt zog ich sie in die Wohnung. Lachend folgte sie mir und legte den Umschlag auf den Tisch. Nun gab es kein Halten mehr für mich. Aufgeregt öffnete ich ihn und leerte den Inhalt heraus. Ich entdeckte allerhand Schriftstücke und Papiere. Doch das Wichtigste war wohl ein Personalausweis, ein Reisepass, sowie eine Scheck- und Mastercard.
Auf dem Ausweis stand neben meinem richtigen Namen, als Pseudonym, doch tatsächlich Lykanta. Sogar auf den Scheckkarten prangte mein neuer Name. Katana drängte mich, beide gleich zu unterschreiben und hielt mir einen Stift hin. Nachdem ich das erledigt hatte, klatschte sie begeistert in die Hände.
" Super, dann kann es ja losgehen. Wir gehen shoppen Lyk! "
Ich wollte sie in ihrer Begeisterung zwar nicht bremsen, doch meine zehntausend Euro Strafe, die ich an die Blutsäufer abdrücken musste, lagen mir schwer im Magen. Katana wischte meine Bedenken zur Seite.
" Pah, ist alles schon bezahlt Lyk und ich kann dir sagen, du hast noch genug auf dem Konto, um es richtig Krachen zu lassen. "
Mit einem Kopfschütteln gab ich mich geschlagen. Ich brauchte sowieso neue Klamotten und wenn ich dafür meine letzten Kröten auf den Kopf hauen musste, dann sollte es eben so sein. Katana ließ mir kaum Zeit, alles was ich brauchte einzustecken. Aufgeregt zog sie mich durchs Gebäude hinaus zu den Parkplätzen.
" Wo gehen wir überhaupt hin? ", fragte ich neugierig.
Sie grinste schelmisch.
" Nur in ein bis zwei Läden, wo wir anständige Kleidung für dich finden. "
Drei Stunden später, saßen wir erschöpft in einem kleinen seltsamen Straßencafé. Unzählige Tüten stapelten sich um uns herum. Mein Aussehen hatte sich extrem verändert. Ich trug nun eine Lederhose, kniehohe Stiefel und eine schwarze Bluse. Meinen Ledermantel hatte ich auf einen Stuhl neben mir gelegt. Katana war ähnlich gekleidet und wir wirkten als wären wir direkt aus "Matrix" oder "Underworld" entsprungen. Eigentlich hätten wir wie bunte Hunde auffallen müssen, doch keiner schenkte uns groß Beachtung. Dies lag wohl zum großen Teil daran, dass wir in einem Gothcafé saßen. Sowohl Katana, als auch ich gehörten hier eher zu den normaleren Gästen. Es gab allerhand skurrile Dinge zu entdecken, was Aussehen, Körperschmuck und Verhalten betraf.
Die Bedienung kam erneut an unseren Tisch, um zu fragen, ob wir nochmal etwas bestellen wollten. Dabei lächelte sie uns freundlich an und präsentierte ihre Fangzähne. Nicht das wir uns falsch verstehen. Sie war ein Mensch, doch nicht wenige der Leute hier im Café, liefen mit falschen Fängen herum. Noch immer konnte ich nicht ganz fassen, was hier um uns herum alles abging.
Beim Betreten des Cafés, hatte ich erst mal große Augen bekommen. Katana hatte sich nur mit Mühe ein Lachen über meine Reaktion verkneifen können. Als sie danach auch noch ihre eigenen Fänge bedenkenlos zeigte, war ich Anfangs recht nervös geworden. Doch scheinbar war Katana nicht zum ersten Mal hier. Viele der Gäste grüßten sie mit einem Kopfnicken oder wechselten kurz einige Worte mit ihr.
Neugierige Blicke wurden mir zugeworfen und Katana stellte mich als alte Freundin vor, die eben in die Stadt gezogen war. Ich musste mehrfach meine Einkäufe und meine " Zahnimplantate " vorzeigen. Diese wurden mit eigenen verglichen und beurteilt. Nicht wenige der Gäste hatten längere Fangzähne im Mund als ich und Katana. Ich fragte mich, wie sie mit diesen Zähnen überhaupt essen konnten.
Nach allerhand Tratsch saßen wir endlich alleine an unserem Tisch. Unsicher beugte ich mich zu Kati und flüsterte.
" Ist das nicht riskant was wir hier machen? "
Sie blickte mich erstaunt an.
" Quatsch, ganz im Gegenteil. Wir sitzen hier in einem Stadtbekannten Gothcafé, haben Sandwiches gegessen und trinken soeben Bier und Tee. Wer kommt da auf die Idee uns nicht als normale Menschen abzustempeln? "
Sie deutete auf die Tüten um uns herum und grinste diabolisch.
" Spätestens wenn sie unsere Einkäufe sehen, werden sie uns für ganz normale, typisch Frauen halten. "
Bei ihrem Satz musste ich laut auflachen und alle blickten neugierig in unsere Richtung. Erschrocken hob ich die Hand vor meinen Mund um meine Zähne zu verstecken, ehe mir die Sinnlosigkeit meiner Aktion bewusst wurde. Wir saßen noch einige Zeit, ehe die Bedienung erneut zu uns kam, um abzukassieren. Katana gab noch ein dickes Trinkgeld, ehe wir unsere Tüten einsammelten und uns auf den Weg nach draußen machten. Von überall her wurden Abschiedsworte gerufen und nicht wenige frotzelten uns mit Sätzen wie...
" Leer geräumte Geschäfte..." und " überzogene Kreditkarten... "
Was die Kreditkarten betraf, konnten sie durchaus recht haben. Kati hatte mich sozusagen im Alleingang eingekleidet. Bei vielen Sachen hatte sie mir nicht mal den Preis genannt, sondern sie einfach nach der Anprobe auf einen Stapel gelegt und gekauft. Einige der Verkäufer hatten dabei regelrecht Freudentränen in den Augen und ich vermutete, ich hatte wohl Geld im vierstelligen Bereich ausgegeben.
Meine Finanzen lagen mir doch schwer im Magen und ich sprach sie beim Rückweg zum Auto darauf an. Spöttisch hob sie ihre Augenbrauen und wechselte wortlos die Richtung. Wohl oder übel musste ich ihr folgen und kurz darauf standen wir vor einem Geldautomaten.
Gutgelaunt drehte sie sich zu mir.
" So du armes Würstchen, jetzt steckst du mal deine Karte in den Schlitz und machst eine Kontoabfrage. "
Durch den exzessiven Einkaufsbummel war mir meine neue PIN schon in Fleisch und Blut übergegangen. Ich gab die Nummer ein und drückte mit Herzklopfen auf die Bestätigungstaste.
Mein Kontostand erschien auf dem Schirm und ich sog erschrocken die Luft ein, ehe ich mich aufgeregt an Katana wandte.
" Da ist etwas schief gegangen Kati. "
Sie schüttelte lachend den Kopf, was mich auf den Schirm deuten ließ.
" Und ob, ich hab noch nie im Leben soviel Geld besessen und sogar wenn die Wohnung verkauft wurde, kann das nicht stimmen. "
Erneut blickte ich die Zahl an. 732118,23€ prangten auf dem Schirm. Fast eine dreiviertel Million.
Kati klopfte mir gutgelaunt auf die Schulter.
" Süße das passt. Nimm deine Karte, ich erkläre dir alles beim Laufen. "
Noch immer total überrumpelt von meinem neuen Reichtum, verstaute ich die Karte in meinem Geldbeutel, sammelte meine Taschen ein und folgte ihr. Aufgeregt marschierte ich neben ihr durch die Dunkelheit, doch Katana schwieg. Schließlich hielt ich es nicht mehr länger aus und bohrte nach.
" Jetzt sag schon, wo kommt das ganze Geld her? "
Grinsend meinte sie.
" Ist eigentlich schnell erklärt. Dein Geld wurde über verschiedene Kanäle überall abgezogen und auf das neue Konto übertragen. Doch das meiste Geld stammt von Bertrams Vermögen. Der Rat hat sich darauf geeinigt, dir 10% seines Vermögens zu überlassen, weil du an der Aufdeckung seiner Machenschaften beteiligt warst. Der Rest ging an die Enklave. "
Beeindruckt schluckte ich. Meine Laune stieg schlagartig.
" Mensch Kati, ich bin reich! Mit dem Geld kann ich auf Jahre haushalten. "
Sie lachte auf.
" Du bist sogar noch reicher. Was du da auf dem Konto hast, ist für die Spesen. Dein eigentliches Vermögen dürfte zehnmal höher liegen, ist jedoch in Wertpapieren und Fonts angelegt, um die sich die Enklave kümmert. "
Fassungslos lief ich neben ihr her und überschlug den Betrag. Sieben Millionen. Wenn das nur 10% von Bertrams Vermögen war, hatte er fast siebzig Millionen besessen. Bei der Zahl wurde mir ganz anders. Doch schon nach kurzer Zeit lachte ich befreit auf. Egal was meine Wohnung und all die Dinge in der Enklave kosteten. Mit soviel Geld im Rücken war ich auf der sicheren Seite und hatte finanziell ausgesorgt. Ich spürte wie mir eine große Last von den Schultern genommen wurde. Wir waren am Auto angekommen und verstauten unsere Einkäufe im Kofferraum. Zufrieden setzte ich mich neben Kati ins Auto und sie fuhr los. Nach kurzer Zeit unterbrach sie die Stille und begann zu sprechen.
" Wie du ja bei deiner Verhandlung sicher bemerkt hast, bin ich aus meinem Clan ausgetreten. Viele spekulieren nun, ob ich in einen anderen Clan wechseln will und ich bekomme ständig Angebote. "
Das konnte ich bestätigen. Alleine während unserer Einkaufstour war sie dreimal angerufen worden und hatte die Anrufer abwimmeln müssen. Ich hörte anfangs gar nicht richtig zu, als sie nun weiter sprach.
" Tja um ehrlich zu sein, habe ich mir überlegt selber einen Clan zu gründen und wenn du Lust hast, kannst du gerne beitreten. "
Ich bekam große Augen und starrte sie verblüfft an.
" Du willst mich in deinem Clan? Bist du dir da sicher? Ich hab glaub einige Probleme in der Enklave und kenne mich doch noch gar nicht aus. Von Clans hab ich auch keine Ahnung. "
Sie grinste mich gutgelaunt an.
" Gut, dann sind wir ja schon zwei, die mit Clans keine Erfahrung haben und was deine Probleme betrifft. Ich mag Leute, die nicht bei allem Ja und Amen sagen. "
Besorgt blickte ich sie an.
" Kati, du musst mich nicht in deinen Clan einladen nur weil du dich für mich verantwortlich fühlst. Ich glaube, mit mir handelst du dir in der Enklave nur Stress ein. Ich hab so ein Händchen alle zu verärgern. "
Auf ihre typisch unbekümmerte Art wischte sie meine Bedenken zur Seite.
" Pah, ich mag dich. Zudem hab ich nichts gesehen, was mich dazu bringt, dich nicht in meinem Clan haben zu wollen. Du bist voll in Ordnung und geistig normal. Naja, ich geh davon aus, dass die Sache mit dem Sonnenbad eine einmalige Aktion war. "
Für diese Spitze gegen mich, knuffte ich sie leicht in die Seite, was ein Quieken ihrerseits und unser beider Gelächter zur Folge hatte. Nachdem wir uns beruhigt hatten, fragte ich neugierig nach.
" Was hätte ich in so einem Clan denn für Pflichten? "
Mit ernster Miene begann Kati an ihren Fingern aufzuzählen.
Den Clan vor Schaden schützen.
Den Mitgliedern so gut es geht helfen.
Den Clan gut nach außen präsentieren.
Dem Clan durch eigene Taten zu mehr Einfluss verhelfen
Keine Kämpfe gegen Clanmitglieder
Der Clanführerin in ihren Anweisungen gehorsam leisten.
Der....
" Kati ! ", mein Aufschrei ließ sie erschrocken nach dem Lenkrad greifen um uns zurück auf unsere Fahrbahnseite zu bringen.
In ihrer Begeisterung hatte sie zuerst eine, dann auch noch die andere Hand zum Aufzählen benutzt.
Ich warf ihr einen kritischen Blick zu und meinte kopfschüttelnd.
" Und eine Clanleiterin, sollte stets um das Wohl ihrer Untergebenen besorgt sein und nicht freihändig durch die Gegend fahren. "
Freudig überrascht blickte sie mich an.
" Lyk, war das eben so etwas wie ein 'Ja' zum Clanbeitritt? "
Unsicher nickte ich.
" Klar, wenn du mich dabei haben willst. "
Sie verdrehte die Augen.
" Ist doch klar, hätte ich sonst gefragt? "
Neugierig hakte ich nach.
" Wer ist denn sonst noch alles dabei? "
Bei meiner Frage wurde sie verlegen und druckste etwas herum, ehe sie Antwortete.
" Nun, äh, ich bin eben dabei Sannur zu bearbeiten und ein bis zwei andere überlegen es sich auch. "
Nicht gerade beeindruckt hob ich eine Augenbraue.
" Und sonst? "
Sie ignorierte meine Frage und schien sich total auf den Verkehr zu konzentrieren. Ich ließ nicht locker und bohrte weiter.
" Sag mal Kati, wie viel Leute braucht man eigentlich um einen Clan zu gründen? "
Damit lockte ich sie aus der Reserve. Sie wedelte unbestimmt mit der Hand in der Luft herum.
" Im Prinzip reicht es, wenn ich den Clan anmelde, aber es kommt natürlich besser, wenn ich dabei gleich einige Leute eintragen kann. "
Ich dachte einige Zeit nach, ehe ich sie fragte.
" Hast du Stefan schon gefragt? "
Erstaunt schaute sie mich an.
" Den Eremiten? Ich glaube kaum, dass er zusagen würde. Der hält sich schon immer aus allem heraus, was mit Clans zu tun hat. "
Plötzlich schwieg sie und schien über etwas nachzugrübeln, ehe sie mich frech grinsend anblickte.
" Aber du bringst mich da auf eine super Idee Lyk. Eigentlich solltest einfach du ihn fragen. Könnte ja sein, dadurch ist er eher gewogen beizutreten. "
Sie ließ ihre Augenbrauen hüpfen und wirkte recht zufrieden mit ihrer Lösung. Etwas verlegen erwiderte ich.
" Findest du das ihm gegenüber fair, ihn mit mir zu ködern? Dir ist doch klar, dass ich ihn nur als Freund sehe? "
Kati zog eine Schnute.
" Jetzt hab dich mal nicht so Lyk. Als Clanleiterin muss ich alle Optionen nutzen, die mir zur Verfügung stehen. "
Ich schaute sie pikiert an.
" Na, du fängst ja gut an. Kaum gebe ich dir den kleinen Finger, schon spielst du mich gegen meine Freunde aus. "
Anstatt bei meinen Worten beleidigt oder verlegen zu sein, kicherte sie vor sich hin.
" Jau Lyk, ich bin eine ganz Schlimme. Jetzt wo das geklärt ist, fragst du ihn ? "
Kopfschütteln hob ich die Hände. " Ja ja, ich frag ihn, aber wenn er nein sagt, wars das. Ich werde ihn weder drängeln, noch darum betteln. "
Katana nickte bestätigend.
" Ja ist klar. "
Schweigend, doch mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht, fuhr sie weiter. Spöttisch blickte ich sie an.
" Dich scheint meine Zusage ja in gute Stimmung versetzt zu haben. "
Gutgelaunt drehte sie sich zu mir.
" Klar, mit dir und Stefan ist mein Clan jetzt schon auf drei Leute angewachsen. "
Ich stöhnte auf.
" Kati, ich hab gesagt, dass ich ihn fragen werde. Von in den Clan holen war nie die Rede. "
Ihr Lächeln wurde breiter.
" Wo bitte liegt da der Unterschied Lyk? "
Mein gespielter Schlag in ihre Seite, ließ sie vor Heiterkeit laut auflachen. Wir hatten beide noch ein Grinsen im Gesicht, als wir am Tor der Enklave ankamen. Diesmal empfing uns ein weiblicher Vampir. Unsere fröhlichen Gesichter schien sie etwas zu irritieren, doch als sie die Taschen auf der Rückbank entdeckte, legte sich ein sehnsüchtiger Ausdruck über ihr Gesicht.
" Ah, ihr ward shoppen. Wie ich sehe, sogar im Extreme. Da will ich auch schon lange mal wieder hin, aber ich habe zur Zeit unmögliche Arbeitszeiten. "
Kati beugte sich verschwörerisch zu ihr.
" Schau dass du deinen Dienst tauschen kannst. Die haben zur Zeit 30% Rabatt auf die alte Kollektion und da sind einige nette Dinge dabei. "
Ich konnte förmlich sehen, wie ihre Worte die Rädchen bei der Wachfrau zum Drehen brachte. Mit großen Augen meinte sie.
" Krass, bei soviel Prozenten lohnt es sich wirklich vorbei zu schauen. Danke für den Tipp."
Mit diesen Worten richtete sie sich auf und winkte uns weiter. Katana stellte den Wagen auf dem Parkplatz ab und schwer beladen marschierten wir ins Gebäude. In der Lobby zogen wir dadurch allerhand neugierige Blicke auf uns. Katis Schwarm stand hinter dem Tresen und hob grüßend die Hand. Katana zwinkerte ihm zu und lief hüftschwingend an ihm vorbei. Nach einigen Metern beugte ich mich neugierig in ihre Richtung und flüsterte.
" Habt ihr euch eigentlich schon getroffen? "
Kichernd meinte sie. " Na klar, ich lass nichts anbrennen. In zwei Stunden treffe ich ihn sogar schon wieder und ich schwöre dir. Der kommt mir nicht aus dem Zimmer, bevor ich ihn leer gesaugt habe und ich rede dabei nicht nur von seinem Blut! "
Ich schüttelte grinsend den Kopf.
" Kati, du bist echt total versaut. "
Lachend meinte sie.
" Da liegst du vollkommen richtig. Was glaubst du, warum der mich schon wieder treffen will? ", bei diesem Satz, ließ sie ihre Augenbrauen mehrmals nach oben schnellen.
Kichernd liefen wir durch die Gänge. Nachdem wir in meinem Zimmer angelangt waren, legte sie die Taschen auf meinen Tisch.
" So, nicht böse sein Lyk, aber ich verlasse dich. Bevor der Kerl kommt muss ich mich eben noch etwas frisch machen. "
Katana gab mir noch zwei Küsschen auf die Wange, ehe sie aus dem Zimmer eilte. Lachend machte ich mich daran, meine Einkäufe zu verstauen.
Ich öffnete die Schranktür und begann die Klamotten einzuräumen. Bei einigen davon hatte ich Zweifel, ob ich mich je trauen würde, sie anzuziehen. Sie waren mir viel zu gewagt, doch Katana hatte mich so lange bequatscht, bis ich sie gekauft hatte.
Zwei Tüten alleine mit Schuhen, dazu weitere drei mit Blusen, Gürteln, Hosen. Ich war noch mitten im Einräumen, als es an der Tür klopfte und ich Susis Stimme hörte. Erfreut eilte ich zur Tür und riss sie auf. Lächelnd stand sie vor mir und auch ich hatte plötzlich ein Grinsen im Gesicht. Gutgelaunt zog ich sie ins Zimmer.
Kaum hatte sie die Taschen entdeckt, gab es kein Halten mehr. Sie drängte mich, ihr alles zu zeigen. So verbrachten wir die nächsten zwanzig Minuten mit einer kleinen Modeschau. Dabei testete sie einige meiner Einkäufe gleich selbst.
Irgendwann nutzten wir eine der Umziehphasen, um im Bett zu landen. Eine halbe Stunde später lagen wir nackt und zufrieden nebeneinander. Susi lag an mich gekuschelt und hatte ihren Kopf auf meinen Busen gebettet. Plötzlich drehte sie den Kopf etwas und blickte mich neugierig an.
" Sag mal Lyk, wieso beißt du mich nie? "
Die Frage überrumpelte mich etwas. Spontan musste ich an Michelle denken. Diese hatte mich ja auch darauf angesprochen, ob ich meinen Partner als Blutlieferant nutzen würde. Unsicher blickte ich Susi an.
" Willst du denn gebissen werden? Das tut doch weh! "
Nun war es an ihr unschlüssig mit dem Kopf zu wackeln.
" Stimmt, ein bisschen tut es schon weh, aber irgendwie bewirkt es auch einen Kick, wenn ihr an mir saugt. "
Das Wort 'ihr' machte mir mal wieder klar, wie locker Susi den Sex und den Umgang mit Vampiren sah. Sie hatte nie erwähnt, mit wie vielen Vampiren sie eine sexuelle Beziehung gehabt hatte, doch ich vermutete stark, dass sie mich mit ihren Ex Partnern weit in den Schatten stellte. Ich richtete mich etwas auf, was sie auf meinen Bauch rutschen ließ.
" Also um ehrlich zu sein Susanne. Ich habe überhaupt keinen Plan, wie und wo ich dich beißen kann, ohne dich dadurch in Gefahr zu bringen. "
Meine Worte brachten Leben in sie. Sie richtete sich auf und kniete nackt vor mir im Bett.
" Da mach dir mal keine Sorgen Lyk. Die Wunden schließen sich sehr schnell und die Bissspuren sind nach drei Wochen so gut wie unsichtbar. Schau! "
Sie hielt mir ihr Handgelenk hin. Zuerst konnte ich nichts entdecken. Erst als sie mit dem Finger auf die Punkte deutete, sah ich einige Bisse, wenn auch nur sehr schwach.
" Puh, die sieht man ja echt kaum ", meinte ich beeindruckt.
Sie nickte grinsend.
" Am liebsten hab ich es am Hals, Busen und zwischen den Beinen. "
Bei meinen hochgezogenen Augenbrauen lachte sie laut auf.
" Tja Lyk, da zeigt sich dann, wer sauber lecken kann. "
Auch ich lachte auf und zog sie spielerisch an den Haaren zu mir herunter. Sie folgte willig und küsste mich. Dabei drückte sie ihre Zunge in einen meiner Fangzähne und kurz darauf flutete Blutgeschmack meinen Mund. Gierig begann ich an ihrer Zunge zu saugen und sie ging begeistert darauf ein.
Nach einiger Zeit ebbte der Blutfluss ab und wir lösten uns etwas atemlos voneinander. Abwartend schaute sie mich an und fragte.
" Lust auf mehr? "
Der Blutgeschmack war immer noch in meinem Mund und kurz überlegte ich, meine Hemmungen beiseite zu schieben und sie zu beißen. Letztendlich schüttelte ich jedoch den Kopf. Susi wirkte enttäuscht und ich strich ihr zärtlich durchs Haar.
" Jetzt mach mal kein so Gesicht, wir haben noch genug Zeit für unseren ersten Biss. "
Bei meinem Satz mussten wir beide auflachen. Diese Worte wurden sonst ja eher für den ersten Kuss oder Sex verwendet. Susanne akzeptierte mein Zögern und richtete sich in sitzende Position auf. Sie streckte die Hände Richtung Decke und machte Dehnübungen.
Ihr Anblick war eine Augenweide. Fasziniert betrachtete ich ihren perfekten Körper. Sie bemerkte mein Starren und kicherte los.
" Lyk, du bist ja schlimmer als jeder Mann! Doch noch Lust auf mehr? "
Erneut mussten wir Lachen, doch ich schüttelte meinen Kopf. Susi zuckte die Schultern, krabbelte über mich hinweg aus dem Bett, griff nach ihren Klamotten und schlüpfte hinein.
" Dann geh ich eben schwimmen. Kommst du mit? "
Ich winkte stöhnend ab. Weder hatte ich daran gedacht einen passenden Badeanzug zu kaufen, noch hatte ich nach unserem Liebesspiel Lust auf schwimmen. Ich deutete auf die gekauften Klamotten, die noch überall im Zimmer herumlagen.
" Ein andermal gerne, aber ich muss den Saustall jetzt erst mal einräumen und danach noch zum Essen gehen. "
Ich gratulierte mir im Stillen zu meiner Ausrede und Susi akzeptierte diese ohne Murren. So wälzte auch ich mich aus dem Bett und begann mich anzuziehen. Ich war noch nicht recht fertig, da klopfte es. Ehe ich darauf reagieren konnte, sprang Susi zur Tür und öffnete sie. Zwar sah ich nicht wer auf dem Flur stand, doch Susi wirkte recht entspannt.
" Hi, was führt dich denn hierher? "
Ich hörte ein Gemurmel, verstand jedoch kein Wort und beeilte mich zur Tür zu gehen. Erneut wurde gesprochen und Susi griff nach etwas.
" Gib her, ich gebs ihr, kein Problem. "
Ein erschrockenes Aufkeuchen war zu hören. Susi zog den Arm zurück und eine Plastiktüte wurde sichtbar. Nun war es auch an mir zu erschrecken. Es war eben jene Tüte, in der mir Sannur meinen Vibrator zu Stefans Zimmer gebracht hatte. Ich hatte ihn dort einfach auf eine Kommode gelegt und bis eben total vergessen. Er war wohl vorbeigekommen um mir das Teil zu bringen. Noch ehe ich reagieren konnte, öffnete Susi die Tüte und blickte hinein. Die Sache war mir schon jetzt ultra-peinlich, doch Susanne machte es noch schlimmer, als sie hinein griff und den Vibrator begeistert heraus zog. Ohne jegliche Scham meinte sie.
" Och schade. Blöd, dass du den erst jetzt vorbeibringst. Den hätten wir zwei vorhin gut gebrauchen können. "
Alles in mir zog sich zusammen. Sie hatte soeben praktisch zugegeben, dass wir Sex miteinander gehabt hatten. Mein Blut, welches mir beim Anblick der Tüte, vor Schrecken in die Beine gesackt war, schoss mir nun mit aller Gewalt zurück ins Gesicht. Susanne war jedoch total unbefangen. Sie hielt denVibrator vor sich und meinte.
" Ganz schön lang das Teil, oder? "
Um noch größeren Schaden abzuwenden, stürzte ich zur Tür und riss ihr den Vibrator aus der Hand. So schnell ich konnte stopfte ich ihn zurück in die Tüte. Dabei traute ich mich nicht, Stefan ins Gesicht zu blicken. Ihm war das alles wohl genauso peinlich, denn er meinte verlegen.
" Naja, geht so. "
Susi ließ sich durch mich nicht aus der Ruhe bringen. Neugierig hakte sie bei Stefan nach.
" Was bitte meinst du mit 'geht so'? "
Stefan druckste etwas herum, ehe er nuschelte.
" Na die Größe von dem Teil. "
Bei seinen Worten blickte ihn Susanne überrascht an und auch ich hob spontan den Kopf. Das Ganze schien ihm wohl richtig peinlich zu sein, denn er vermied es, uns anzublicken. Statt dessen starrte er irgendwie zwischen uns hindurch. Mit roten Wangen und Schweiß auf der Stirn murmelte er.
" Ich geh dann wieder. Wollte euch nicht stören, sondern nur eben die Tüte vorbeibringen. "
Susi winkte lächelnd ab.
" Du störst nicht, wir sind ja schon fertig. Ich wollte eben sowieso zum Schwimmen gehen. "
Sie drehte sich zu mir und ehe ich kapierte was sie vorhatte, gab sie mir vor Stefan einen Kuss auf den Mund. Mir war es irgendwie peinlich, vor ihm, so intim von ihr geküsst zu werden und ich fühlte mich an die Aktion von Michelle in der Bäckerei erinnert. Ich sollte jedoch nicht die Einzige bleiben, die von Susi überrumpelt wurde. Nachdem sie sich von mir löste, drehte sie sich zu Stefan, der das Geschehen mit großen Augen verfolgt hatte.
" Du Stefan, bist du in einer Stunde in deinem Zimmer? "
Die Lesbenknutscherei hatte ihn wohl etwas überfordert und er nickte nur verdattert. Susi klatschte begeistert in die Hände.
" Super, dann komme ich nachher kurz bei dir vorbei. Ich wollte dich einige Dinge wegen deiner Bilder fragen. "
Seine Augen wurden bei ihrer Ankündigung noch größer, doch sie setzte noch eins drauf, indem sie sich zu ihm beugte und ihm schnell zwei Küsschen auf die Wange gab. Winkend drehte sie sich um und eilte davon. Dabei rief sie ein vergnügtes " Tschaui! ", über die Schulter.
Zurück blieben zwei verschämte und verschüchterte Vampire. Zerknirscht blickte mich Stefan an.
" Entschuldigung, wenn ich gewusst hätte, dass du Besuch hast, hätte ich die Tüte später vorbeigebracht. "
Ich stieß etwas frustriert die Luft aus. Die Situation war mir recht peinlich, doch ich konnte ihm ja wohl keine Schuld daran geben. So winkte ich ab und fragte statt dessen.
" Willst du noch eben herein kommen? "
Die Vorstellung jetzt mit ihm reden zu müssen, verursachte mir leichte Magenschmerzen. Was wenn das Gespräch auf mich, Susanne und meine sexuelle Orientierung kam? Zu meiner Erleichterung schüttelte Stefan jedoch verneinend den Kopf.
" Lieber nicht. Äh.. also, sonst gerne, aber Susanne will ja nachher noch vorbeikommen und da sollte ich dringendst mein Zimmer etwas auf Vordermann bringen. "
Er blickte mich fast flehentlich an. Nur allzu gerne gab ich nach. War ich doch insgeheim froh, die peinliche Situation beenden zu können.
" Ist klar, dann eben ein andermal. "
Erleichtert nickte er mir noch einmal zu, ehe er sich umdrehte und fast rennend davon eilte. Aufstöhnend schloss ich die Tür und ließ mich mit der Stirn dagegen sacken. Das konnte ja nur mal wieder mir passieren. Jetzt war ich als Lesbe mit Hang zu großen männlichen Kunstschwänzen bloßgestellt. Wenn das raus kam, war ich wieder Mal das Gespräch des Tages. Zum Glück wussten die zwei nichts von meinem Fetisch, dadurch wäre ich bestimmt bei beiden unten durch gewesen und als krank abgestempelt worden. Frustriert marschierte ich zum Nachtkästchen und knallte die Tüte hinein. Danach machte ich mich endlich daran, meine Einkäufe im Schrank zu verstauen. Dabei drehten sich meine Gedanken ständig um das eben Erlebte. Ich war total aufgewühlt und es baute sich immer mehr Frust in mir auf. Wieso hatte ich solche Probleme zu meinen Neigungen zu stehen? Wieso konnte ich nicht hergehen und allen sagen.
" Seht her, dass bin ich. Entweder ihr akzeptiert mich so wie ich bin oder ihr könnt hingehen wo der Pfeffer wächst. "
Statt dessen vertuschte ich alles und machte mir selbst das Leben damit schwer. Noch während ich darüber nachgrübelte, räumte ich die letzten Sachen in den Schrank. Unschlüssig stand ich im Raum und überlegte, was ich machen sollte. Ich hatte einen langen Tag hinter mir, doch irgendwie wollte sich keine Müdigkeit einstellen. Mein knurrender Magen gab schließlich den Ausschlag. Ich richtete mich im Bad etwas her, was seit meiner Wandlung zum Vampir recht schnell ging. Anschließend machte ich mich auf den Weg zum Restaurant.
Jetzt war einiges los auf den Fluren. Die meisten Leute denen ich begegnete, ignorierten mich, doch der ein oder andere warf mir ein Nicken oder einen Gruß zu. Als ich beim Restaurant ankam, wartete noch ein Pärchen vor mir darauf, einen Platz zugewiesen zu bekommen. Der Mann lächelte mich freundlich an, was im prompt einen giftigen Blick seiner Begleiterin einbrachte. Danach fixierte sie mich mit einem stechenden Blick der eindeutig ausdrückte
" Finger weg von dem Kerl, der gehört mir! "
Ich ignorierte sie und tat einfach so, als hätte ich nichts mitbekommen. Sie drehte sich mit einem Nasenrümpfen um. Nach einiger Zeit wendete sich der Mann noch einmal in meine Richtung und entschuldigte sich stumm mit einem bedauernden Blick. Ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu und lächelte. Ehe seine Begleiterin etwas davon bemerkte, hatte er sich schon wieder umgedreht. Dennoch schien sie zu spüren, dass da eben etwas an ihr vorbeigegangen war. Misstrauisch blickte sie zu ihrem Partner, der mit einem zufriedenen Lächeln neben ihr stand. Ihr Blick glitt zu mir, doch ich tat so, als würde ich etwas in meiner Handtasche suchen. So blieb ihr nichts übrig, als sich wieder umzudrehen.
Ich streckte ihr heimlich die Zunge heraus. Ihr Begleiter bekam es mit und konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen. Aufgebracht knallte sie ihm den Ellenbogen in die Seite, ehe sie wütend zu mir herum wirbelte und mich mit entblößten Fängen anfunkelte. Auch wenn sie nicht mitbekommen hatte, was seinen Heiterkeitsausbruch verursacht hatte, war ihr wohl klar, dass sie der Grund dafür war. Genauso klar war ihr auch, wer den Heiterkeitsausbruch verursacht hatte. Bevor die Situation jedoch weiter eskalieren konnte, wurden die zwei von einem Kellner an ihren Platz geführt.