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Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Sprachwissenschaft / Sprachforschung (fachübergreifend), Note: 1,7, Technische Universität Berlin (Sprache und Kommunikation), Veranstaltung: Sprachphilosophie und Kommunikationstheorie, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Zeichensystem Sprache sind es zuallererst Gedichte, denen ein ästhetischer Wert zugeschrieben wird. Lyrik vermag es besonders gut, sinnliche Vorstellungen beim Rezipienten auszulösen und Stimmungen zu evozieren. Deswegen sind Gedichte ein geeigneter Gegenstand für den Versuch, ästhetische Phänomene zu erklären. Die Frage lautet also: Aufgrund welcher Eigenschaften finden wir Gedichte schön? Oder anders formuliert: Wie entsteht sprachliche Ästhetik in lyrischen Texten? Die Frage nach dem Schönen und nach Wesen und Wert von Kunst, Literatur und Musik wurde schon von Platon und Aristoteles gestellt. Bis heute wird erforscht, was Menschen als schön empfinden, welche Rolle ihre Wahrnehmung dabei spielt und ob es objektive Kriterien für Schönheit gibt. Während in der Antike und in Mittelalter allerdings nach „objektiven“ Wesenseigenschaften von „schönen“ Objekten gesucht wurde, verschob sich in der Neuzeit der Fokus auf ästhetische Objekte als Zeichensysteme und damit auf die Frage was ästhetische von anderen Zeichenprozessen unterscheidet. Heute werden der objektivistische und der subjektivistische Schönheitsbegriff häufig miteinander verbunden, also Aspekte, die im Subjekt und Aspekte, die im Objekt liegen. Gefragt wird nun, aufgrund welcher Eigenschaften des Gegenstandes der Rezipient diesen als schön empfindet.
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Inhaltsverzeichnis
0. Einleitung
0.1 Fragestellung und These
0.2 Korpus
1. Theoretische Grundlagen
1.1 Die poetische Funktion der Sprache nach Jakobson
1.2 Zum Zeichenbegriff: Bedeutung
2. Korpusanalyse
2.1 Phonologische Ebene: die Ebene der Signifikanten
2.1.1 Versform/ Reim
2.1.2 Rhythmus
2.2 Semantische Ebene: die Ebene der Signifikate
2.2.1 Metapher
2.2.2 Besonderheiten des Wortgebrauchs
2.3 Syntaktische Ebene: Ebene der Signifikanten und Signifikate
2.3.1 Enjambement
2.3.2 Parallelismus
3. Fazit
4. Bibliographie
5. Quellenverzeichnis
6. Abbildungsverzeichnis
„Die Ästhetik (als Theorie der freien Künste, als untere Erkenntnislehre, als Kunst des schönen Denkens und als Kunst des der Vernunft analogen Denkens) ist die Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis“ (Baumgarten 1750: 4). Mit dieser Definition begründete Alexander Gottlieb Baumgarten im Jahr 1750 die Ästhetik als eigenständige philosophische Disziplin. Baumgarten war es auch, der den Begriff Ästhetik – von altgriechisch αἴσθησις aísthēsis „sinnliche Wahrnehmung“ – erstmals in seiner Abhandlung PhilosophischeBetrachtungen über einige Bedingungen des Gedichts (1735) verwendete. Die Frage nach dem Schönen und nach Wesen und Wert von Kunst, Literatur und Musik wurde allerdings schon von Platon und Aristoteles gestellt. Bis heute wird erforscht, was Menschen als schön empfinden, welche Rolle ihre Wahrnehmung dabei spielt und ob es objektive Kriterien für Schönheit gibt. Während in der Antike und in Mittelalter allerdings nach „objektiven“ Wesenseigenschaften von „schönen“ Objekten gesucht wurde, verschob sich in der Neuzeit der Fokus auf ästhetische Objekte als Zeichensysteme und damit auf die Frage was ästhetische von anderen Zeichenprozessen unterscheidet. Heute werden der objektivistische und der subjektivistische Schönheitsbegriff häufig miteinander verbunden, also Aspekte, die im Subjekt und Aspekte, die im Objekt liegen. Gefragt wird nun, aufgrund welcher Eigenschaften des Gegenstandes der Rezipient diesen als schön empfindet (vgl. Schweppenhäuser 2007: 12-15).
Im Zeichensystem Sprache sind es zuallererst Gedichte, denen ein ästhetischer Wert zugeschrieben wird. Lyrik vermag es besonders gut, sinnliche Vorstellungen beim Rezipienten auszulösen und Stimmungen zu evozieren. Deswegen sind Gedichte ein geeigneter Gegenstand für den Versuch, ästhetische Phänomene zu erklären.
Die Frage lautet also: Aufgrund welcher Eigenschaften finden wir Gedichte schön? Oder anders formuliert: Wie entsteht sprachliche Ästhetik in lyrischen Texten? Zahlreiche Philosophen und Sprachwissenschaftler haben sich mit der Frage beschäftigt – bzw. tun dies immer noch – inwieweit Sprache schön ist oder Schönheit durch Sprache entsteht. Für die vorliegende Arbeit soll Roman Jakobsons Theorie der poetische Funktion von Sprache – die er im Rahmen seines sechsgliedrigen Kommunikationsmodells entwickelt hat – als Grundlage der Untersuchung herangezogen werden, in welcher Jakobson definiert, was eine Aussage vom Standpunkt des Strukturalismus zu einer künstlerischen Äußerung macht. Demnach sind es sprachliche Formalisierungstechniken, die für die Entstehung von Wortkunst verantwortlich sind (vgl. Jakobson 1960: 83-119). Die darauf aufbauende Frage lautet: Ist die ästhetische Form alleine Sinn und Zweck eines Gedichtes? Inwiefern hat die ästhetische Gestaltung Auswirkungen auf die Bedeutung eines Gedichtes?
Die Form hat immer Einfluss auf den Inhalt eines Gedichtes. Das Verhältnis von Ästhetik und Bedeutung im Gedicht kann differieren: Entweder die Ästhetik unterstützt die Bedeutung oder sie ist konträr zur Bedeutung. Diese Thesen sollen in der vorliegenden Arbeit anhand konkreter Beispiele aus einem selbst zusammengestellten Korpus eingehend erörtert werden. Zunächst werden die ästhetischen Strukturen auf formaler Ebene herausgearbeitet und anschließend wird in einem zweiten Schritt untersucht, welche Bezüge auf der Bedeutungsebene damit impliziert werden. Damit wird Jakobsons Forderung, dass die Analyse nicht auf der Strukturebene stehenbleiben dürfe, Rechnung getragen (vgl. Jakobson 1960: 106 f.). Jakobsons Überlegungen zur Bedeutungsfunktion von sprachlichen Formalisierungstechniken finden im Analyse-Teil der Arbeit Eingang.
Das Korpus besteht aus zwölf ausgewählten deutschsprachigen Gedichten über die Großstadt Berlin. Mit Georg Heym, Oskar Loerke, Paul Boldt, Ernst Blass und Alfred Lichtenstein habe ich Gedichte aus der Epoche des Expressionismus und mit Dirk von Petersdorff, Martin Jankowski, Tanja Dückers, Volker Braun, Richard Dove und Robert Gernhardt Gedichte von Vertretern der Gegenwartsliteratur gewählt.