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Dieses E-Book entspricht 184 Taschenbuchseiten ... Begeben Sie sich auf eine sinnliche Reise voller erotischer Begegnungen, sexuellem Verlangen und ungeahnter Sehnsüchte … Ob mit dem Chef im SM-Studio, heimlich mit einem Vampir, mit zwei Studenten auf der Dachterrasse oder unbewusst mit einem Dämon ... Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 222
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Impressum:
Mach mich scharf! Erotische Geschichten
von Lucy Palmer
Lucy Palmer, die auch unter den Pseudonymen Inka Loreen Minden, Ariana Adaire, Mo Davis (Mystery) und Monica Davis (All Age) schreibt, ist eine bekannte Autorin erotischer Literatur. Von ihr sind bereits über 90 Bücher, 16 Hörbücher, mehrere Übersetzungen und zahlreiche E-Books erschienen, die regelmäßig unter den Online-Jahresbestsellern zu finden sind.Neben einer spannenden Rahmenhandlung legt sie Wert auf eine niveauvolle Sprache und lebendige Figuren. Romantische Erotik – gepaart mit Liebe und Leidenschaft – findet sich in all ihren Storys, die an den unterschiedlichsten Schauplätzen spielen.Lucy Palmer liebt es, ihre Leser in andere Welten zu entführen, in denen es immer ein Happy End gibt.
Lektorat: Nicola Heubach
Originalausgabe
© 2020 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © Iconogenic @ istock.com
Umschlaggestaltung: Matthias Heubach
ISBN 9783750740082
www.blue-panther-books.de
Reine Chefsache
Samstag, zweiundzwanzig Uhr im Chez Monique, einem SM-Club in Westlake, Los Angeles:
Herausgeputzt wie eine erstklassige Edelhure stehe ich mit wackeligen Beinen in hochhackigen Stiefeln. Die verrucht schwarze Perücke juckt und unter der Latexmaske sammelt sich bereits der Schweiß. In dem abgedunkelten Raum mit den seltsamen Geräten zittern mir jetzt schon die Knie und am liebsten möchte ich mich auf der Stelle übergeben. Wie konnte ich mich nur auf das hier einlassen?
Gerade, als ich mich auf das Bett sinken lassen will, wird die Tür geöffnet und ER kommt herein: David O`Connell. Noch habe ich Gelegenheit, einfach davonzulaufen, stattdessen halte ich mich krampfhaft an der Lederpeitsche fest. Oh Gott, wie der Typ aussieht! Er ist herausgeputzt, als würde er auf ein Meeting gehen: dunkler Anzug, weißes Hemd, Krawatte. Allein sein selbstsicheres Auftreten macht mich schon wieder ganz klein.
Meine Hände sind feucht und mein Gesicht muss in Flammen stehen. Doch zum Glück kann Mr O`Connell das nicht erkennen, dafür ist es hier drin zu dunkel und die Maske bedeckt den größten Teil meines Gesichts. Er mustert mich kurz von oben bis unten, wobei ich Lust erkenne, die in seinen Augen lodert.
Na warte, dir Mistkerl werde ich deine Geilheit schon austreiben!, mache ich mir Mut.
In einer Ecke brennt ein dreiarmiger Kerzenleuchter, der aber genug Licht spendet, um zu erkennen, wie aus diesem Mann plötzlich alle Autorität weicht. Seine Schultern sacken nach vorne und er blickt unterwürfig auf den Boden.
»Tür zu!«, gebe ich meinen ersten Befehl. Mr O`Connell gehorcht aufs Wort.
Sehr schön, das hat ja schon mal ganz gut geklappt!
Wie ein begossener Pudel steht er mit dem Rücken zu mir.
»Umdrehen!«
Wieder tut er, was ich sage. Ich versuche, meine Stimme eine Oktave tiefer zu halten, doch als er mir durch die Sehschlitze der Maske direkt in die Augen blickt, zucke ich kurz zusammen und meine Stimme versagt mir beinahe. Ich hoffe, dass er mich nicht erkennt!
»Sieh mich nicht an!«, zische ich, und sofort senkt er den Blick. Dafür starrt er jetzt auf meine Spalte, die sich durch das enge Material überdeutlich abzeichnet.
Auch bei ihm zeichnet sich etwas ab. Zwischen meinen Schenkeln beginnt es zu kribbeln. Was Mr O`Connell wohl für ein Kaliber hat? Gleich werde ich es wissen. Ich wollte ihn schon immer einmal nackt sehen, und würde meiner Freundin nicht dieser Club gehören, könnte ich noch ewig darauf warten.
»Zieh dich aus! Ganz!«
Zuerst löst er seine Krawatte, dann streift er sich die Jacke von den Schultern. Er legt alles auf das Fußende des großen Bettes. Es folgt sein Hemd, das er mit zitternden Fingern aufknöpft. Ein interessanter Körper kommt zum Vorschein, der mir das Wasser zwischen den Beinen zusammenlaufen lässt. Mein Herz schlägt bis zum Hals. Ich hatte ja keine Ahnung, dass dieser Sklaventreiber so erregend gut gebaut ist: groß, schlank, sportlich. Genau mein Typ. Aber leider unerlaubter Weidegrund, schießt es mir ins Hirn, worauf ich beinahe geseufzt hätte.
Augenblicklich versteife ich mich und mache ein paar Schritte auf ihn zu, bis ich dicht vor ihm stehe. Himmel, wie dieser Kerl riecht! Sein Aftershave hat mich bereits in der Kanzlei in den Wahnsinn getrieben, doch hier mischt es sich mit einem Duft von ihm als Mann. Ja, Mr O`Connell ist ein richtiger Mann!
Als er aus der Hose steigt und sie zu den anderen Sachen legt, starre ich auf sein riesiges Glied, das schon fest absteht.
Ich atme tief durch und lasse die Peitsche über seinen knackigen Hintern gleiten. Während ich um ihn herumgehe und ihn begutachte wie ausgestellte Ware auf einer Auktion, blickt er unentwegt auf den Boden. Oder aber, er sieht in meinen Ausschnitt, das möchte ich jetzt nicht überprüfen, denn Mr O`Connell ist einen guten Kopf größer als ich. Und das, obwohl ich Absätze wie Bleistifte habe. Neue Bleistifte. Ich kann kaum gehen in den Dingern!
Ich hatte keine Vorstellung davon, dass dieser Job so anstrengend sein würde, doch langsam werde ich warm. Dort, wo die Peitsche seine Haut berührt, stellen sich alle Härchen auf. Ich liebe Männer mit Haaren an den Unterarmen. Sexy. Einfach männlich. Zärtlich streiche ich mit der Peitsche an ihnen auf und ab. Seine Arme hängen schlapp an den Seiten herab, doch immer, wenn ich Mr O`Connell berühre, spannen sie sich kurz an.
Auch auf seiner Brust sprießen vereinzelt Haare, doch am allermeisten erregt mich die feine dunkle Spur, die von seinem Bauchnabel hinunter zu seinem Schwanz führt.
Das Leder gleitet an dem festen Fleisch hinab und streift seine Erektion. Sofort zuckt sie unter der Berührung. Ein Lusttropfen bahnt sich seinen Weg durch das kleine Loch in der glänzenden Spitze. Wie gerne würde ich ihn jetzt auflecken. Er würde leicht salzig schmecken, genau wie Davids … Mr O`Connells Haut.
Dieser Mann beherrscht mich sogar noch, wenn er total unterwürfig vor mir steht – obwohl er bis jetzt noch kein Wort gesprochen hat! Braver Sklave. Ob er es bemerkt, dass ich keiner dieser Profis bin? Ich habe doch keine Ahnung, was so eine Domina überhaupt macht, weshalb ich mir zuvor schon Mut antrinken musste. Wie oft war er wohl schon bei solchen Frauen?
Dieser Gedanke treibt mir einen gemeinen Stich durch den Magen. Er ist nicht dein Liebhaber, flüstert eine innere Stimme. Es kann dir also egal sein!
Doch das ist es nicht.
Ich höre seine beschleunigte Atmung. Er ist erregt. Sehr erregt. Sein flacher Bauch bewegt sich schnell.
»Setz dich da hin!« Mit der Peitsche deute ich auf einen massiven Stuhl, der an der Wand steht. Gepolsterte Armlehnen. Das sieht doch bequem und gemütlich aus, denke ich mir, denn lange kann ich in diesen Tretern nicht mehr stehen. Geheiligt sei der Erfinder meiner Sneaker, die jetzt bei Trish im Büro stehen und auf meine Rückkehr warten. Doch sie müssen sich noch gedulden, denn Mr O`Connell muss ausreichend bestraft werden. Endlich kann ich meinen ganzen Frust an ihm ablassen!
Christine machen Sie dies … Christine, machen Sie das ... Christine, geben Sie mir den Ordner von … Christine, holen Sie mir einen Kaffee … Christine, das hab ich schon mal schneller gesehen! Diese Worte hallen mir plötzlich klar und deutlich durch den Kopf. Ich höre sie jeden Tag. Kein »Bitte«, kein »Danke«. Die liebe Christine springt trotzdem. Aber nicht heute! Dieser Abend gehört alleine mir! Diese Herausforderung ist Trishs Geburtstagsgeschenk an mich, das allerdings nur zustande kam, weil ich schon zwei Gläser zu viel hatte.
Als er sitzt, drücke ich ihm die Schenkel auseinander, bis seine Waden die Stuhlbeine berühren. »Klick« links, »Klick« rechts, und schon sind die Beine in gepolsterten Schellen gefangen. Eigentlich hätte er welche mit Dornen dran verdient.
»Arme über den Kopf!« Wieder klickt es zwei Mal und der Diktator ist gefesselt.
Als Letztes schnüre ich den Gürtel, der am Stuhl in Kopfhöhe angebracht ist, um seinen Hals. Fest, aber nicht zu fest, dass er mir vielleicht noch erstickt. Das würde noch fehlen, wenn ich den Leithammel umbringe!
Jetzt kann er sich kaum noch bewegen. Nackt und ausgeliefert präsentiert er sich meinen hungrigen Augen. Wieder muss ich diesen leckeren Körper bewundern. Wann findet der Mann eigentlich die Zeit, seinen Body zu trainieren?
Vielleicht hat er ja keine Freundin?, hoffe ich. In der Kanzlei hat er noch nie einen persönlichen Anruf bekommen.
Ich streiche mit der Peitsche an den Innenseiten der muskulösen Oberschenkel entlang. Mr O`Connell zuckt und mit ihm sein Penis. Weitere Lusttropfen glitzern an der dunkelroten Spitze. Himmel, er wird mich fristlos entlassen, wenn er erfährt, dass ich es bin, die ihm den Hintern versohlt! Aber für den Fall der Fälle hat mir Trish schon eine Stelle in ihrem Etablissement angeboten. Als ob mich das aufbaut! Ich habe bereits genug Probleme mit meinem ersten Freier!
Dennoch kann ich nicht anders und greife nach seinem Schaft. Mein Opfer stöhnt verhalten auf und sieht genau zu, wie ich an ihm reibe. Er fühlt sich heiß an, samtig und glatt. Nur an seiner Wurzel pikst es ein wenig, dort, wo er sich rasiert hat. Meine Scham beginnt zu pochen. Ob ich es wagen kann? Nackt ist er zudem viel wehrloser als im Anzug. Hier jagt er mir keine Angst ein. Soll ich …?
Plötzlich fühle ich seine Augen auf mir. Heiß, brennend. Erschrocken weiche ich einen Schritt zurück und starre ihm direkt in die stahlgraue Iris. Derselbe eindringliche Blick wie manchmal in der Kanzlei. Fuck! Bloß nichts anmerken lassen!
Ich greife nach einem dunklen Tuch und binde es ihm vor die Augen. Er atmet schneller. Feine Schweißperlen glänzen auf seiner Brust und auf der Oberlippe.
»War da jemand ein ungezogener Junge?«, flüstere ich in sein Ohr. Mr O`Connell nickt bloß.
»Muss ich den ungezogenen Jungen bestrafen?« Wieder nickt er, so weit es der Gurt um seinen Hals zulässt.
»Was? Ich habe dich nicht verstanden!« Meine Peitsche saust auf den Oberschenkel und verfehlt seine Erektion nur knapp.
Er stöhnt auf. »Ja!« Seine Stimme klingt heiser vor Verlangen.
»So ist es brav!« Langsam macht mir die Sache Spaß. Jetzt, wo er gefesselt vor mir sitzt und nichts mehr sieht, kann ich mich vollkommen auf meine Rolle konzentrieren und den ganzen angestauten Frust ablassen.
Lautlos schlüpfe ich aus dem engen Höschen, das schon ganz feucht von meinem Saft ist, und steige zu ihm auf den Stuhl. Meine Beine zittern rechts und links auf den Armlehnen – verdammte Absätze! – und ich muss mich dabei an den Ringen festhalten, die von der Decke hängen. Dann gehe ich in die Hocke. Meine Spalte öffnet sich schmatzend vor seinem Gesicht.
Mein Sklave öffnet den Mund. Ich spürte den warmen, abgehackten Atem auf meiner empfindlichen Stelle. Er kann meinen weiblichen Duft riechen, da bin ich mir sicher. Mit der Zunge benetzt Mr O`Connell seine Lippen. Er besitzt schmale, sinnliche Männerlippen, die mir Montagmorgen schon wieder die ersten Befehle diktieren werden, doch hier befiehlt er nicht! Hier gebe ich den Ton an!
Da presse ich ihm meine feuchte Scham ins Gesicht. »Leck mich!«
Als er meinen Kitzler mit der Zunge berührt, durchzucken Stromstöße meinen Körper. Er leckt über mein heißes Fleisch, saugt an der Klit und gleitet in mein Inneres. Sein heißer Atem stößt keuchend an meine geschwollenen Schamlippen.
Oh Gott, wie soll ich diesem Mann je wieder in die Augen sehen?! Doch diese Gedanken driften immer mehr ab. Mr O`Connell beherrscht seinen Job! Schon spüre ich die ersten Kontraktionen in meinem Unterleib, ich möchte aber nicht, dass es so schnell vorbei ist.
»Stopp!«, befehle ich ihm abgelenkt und er gehorcht sofort.
Die gepolsterte Sitzfläche ist breit genug, sodass ich mich bequem daraufknien kann. Dabei streift mein nacktes Delta seinen Schwanz. Mein Freier zieht scharf die Luft ein, doch genau in diesem Moment hebe ich eine Brust aus der Korsage und drücke ihm den harten Nippel in den Mund. Seine Zunge leckt gehorsam und er saugt genau so, wie ich es gerne habe. Ich wusste nicht, dass Mr O`Connell mit den Lippen außer Anweisungen auch Freuden spenden kann.
Wahre Sinnesfreuden!
Einer meiner Finger fährt in meine Spalte, mit der anderen Hand halte ich mich an seinem Nacken fest. Dort schwitzt er leicht. Im Büro gerät er nie ins Schwitzen.
Meine Mundwinkel umspielt ein maliziöses Lächeln, als ich den feuchten Finger aus mir herausziehe und ihn in den Mund meines Untergebenen stecke. »Ja, leck ihn schön sauber. Braver Junge!« Hier diktierst du nicht!
Mr O`Connell saugt, als hätte ich ein Lebenselixier an den Fingern. Ja, das Elixier meiner Lust. Wieder tauche ich den Finger ein, verteile meinen Saft auf den Brüsten und mein braver Chef leckt auch diese sauber.
»Das hast du gut gemacht!«, lobe ich ihn. »Dafür gibt es jetzt eine kleine Belohnung!« Und ohne Vorwarnung führe ich mir seine Härte ein. Sofort füllt er mich voll und ganz aus.
Mein Opfer schreit auf und legt den Kopf zurück. Ich hebe und senke meine Hüften. Erst langsam, dann immer schneller. Meine Klit reibt an seinem gestutzten Schamhaar, unsere Oberschenkel klatschen aufeinander.
Verdammt, ich schlafe mit meinem Chef!
Geil! Berauschend!
Ich bewundere den ausgeprägten Kehlkopf auf dem bartschattigen Hals und merke, dass David kurz vor dem Höhepunkt steht. Er atmet so schnell, dass ich befürchte, er hyperventiliert. »Wehe du kommst!«, flüstere ich erregt. Ich will ihn noch länger leiden lassen. »Wehe du kommst, bevor ich komme!«
»Ich kann nicht«, antwortet er heiser. »Bitte!«
»NEIN!«
»Bitte!« Und wie er so unter mir winselt und fleht, überrollt eine gewaltige Welle meinen Körper. Ich schreie den fantastischen Orgasmus aus mir heraus, während mir das Blut in den Ohren rauscht und feine Silberpunkte vor meinen Augen tanzen.
David lässt ebenfalls Schreie los. Laut, animalisch. Seine Oberarme spannen sich an, worauf die ausgeprägten Muskeln deutlich hervortreten. Mein Chef ist ein Raubtier und ich seine Dompteuse.
***
Montagmorgen, Rechtsanwaltskanzlei O`Connell & Partner, Southeast, Los Angeles:
»Guten Morgen, Christine!«, kommt David O`Connell gut gelaunt ins Büro.
Ich habe mich hinter meinem Computer verschanzt, ganz graues Mäuschen, wie immer. »Guten ...«, ich räuspere mich kurz, »guten Morgen, Mr O`Connell.«
Ich höre, wie er die Tür schließt und sein Sakko an den Haken daneben hängt. »Haben Sie Ihren Geburtstag gut überstanden?«
»Bestens«, antworte ich knapp, ohne den Blick vom Monitor zu nehmen. Nie hat mich der blinkende Cursor mehr fasziniert.
Mr O`Connell durchmisst mit drei großen Schritten den Raum und bleibt direkt vor meinem Tisch stehen.
»Mr Fine hat angerufen«, versuche ich gleich in die Normalität überzuwechseln. »Sein Mandant wünscht …«
»Christine!«, unterbricht er mich.
Ich blicke erschrocken zu ihm auf. Diese stahlgrauen Augen taxieren mich länger als gewöhnlich und mein verräterisches Herz schlägt Purzelbäume. Mr O`Connell balanciert ein buntes Päckchen vor meiner Nase, das er auf meine Unterlage stellt. »Noch mal alles Gute nachträglich.«
Er beugt sich über den Tisch, greift nach meiner Hand, die auf der Tastatur zittert, und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich keuche überrascht auf. »Danke, Mr O`Connell, aber das wäre wirklich nicht nötig gewesen.«
Ein Geschenk von meinem Chef? Dass er überhaupt an meinen Geburtstag gedacht hat, wundert mich.
Er ist mir so nah – ich rieche sein Aftershave und es kribbelt in meinem Bauch.
»David«, sagt er, ohne meine Hand loszulassen. »Sie dürfen mich ab heute ›David‹ nennen. Ich finde, nach fünf Jahren vertrauensvoller Zusammenarbeit ist das drin.«
Er lächelt mich verwegen an und die Grübchen in seinen Wangen lassen mein Herz bis zum Hals schlagen. Dann wendet er sich interessiert meiner Hand zu. »Ein schöner Ring, den Sie da tragen, Christine. So einen habe ich erst ein Mal gesehen.«
»Unmöglich«, grinse ich schief und wünsche mir, er würde mich wieder loslassen. »Der hier ist eine Einzelanfertigung.«
»So?« Endlich lässt er von mir ab und marschiert zu seinem Schreibtisch, um die Akten durchzusehen, die ich schon für ihn bereitgelegt habe.
Ich atme tief durch.
Beinahe hüpfe ich vom Stuhl, als er »Na machen Sie schon auf!« zu mir herüberruft, ohne den Blick von seinen Papieren abzuwenden.
Mit zitternden Fingern löse ich die Schleife.
Christine, er hat keine Ahnung, also beruhige dich wieder, sonst hätte er dich schon längst gefeuert!, versuche ich mir einzureden. Er ist heute nur so anders, weil er den Fick seines Lebens hatte!
Ich muss schmunzeln. Wenn der wüsste!
Doch als ich den Deckel abhebe und hineinblicke, bleibt mir beinahe das Herz stehen. Aus den Tiefen der Verpackung lacht mich eine schwarze Lederpeitsche an.
Ich schlucke schwer und blicke zu David, der ganz in seine Arbeit versunken scheint. Tränen steigen in meine Augen. Verdammt, er hat es gewusst!
Langsam erhebe ich mich und schleiche auf die Tür zu. Es ist mir klar, dass die Peitsche einer Kündigung gleichkommt. Deswegen ist er so gut gelaunt. Endlich ist er mich los!
»Wenn Sie sich einen Kaffee holen«, ruft er mir nach, »dann bringen Sie mir bitte auch einen mit.«
»Einen Kaffee?«, hauche ich, ohne mich umzudrehen.
»Ja, sie wissen schon«, meint er. »Braunes Pulver mit kochendem Wasser übergossen.« Ich fühle, wie er grinst.
»Okay, Chef.«
Als ich gerade den Raum verlassen möchte, ruft er mir hinterher: »Würden Sie demnächst Ihr Geschenk einmal mit mir ausprobieren wollen?«
Führe mich nicht in Versuchung!
»Der Grauhaarige von Tisch drei möchte eine Bloody Mary«, hauchte eine samtige Stimme in Rianas Ohr, was ihrem Körper ein angenehmes Prickeln einbrachte. Sie blickte zu Duncan O`Sullivan auf, der mit geschmeidigen Bewegungen an ihr vorbeiglitt, um einer Frau am Tresen einen Whiskey einzuschenken.
Argwöhnisch beobachtete Riana ihren Arbeitgeber, weil er mit der Dame zu flirten begann, und mixte geistesabwesend den Cocktail. Duncan war der Besitzer des »Temptation« und nicht ihr Freund, dennoch würde sie der Brünetten am liebsten das Gesicht zerkratzen und ihrem Chef einen Pflock ins Herz rammen – Eiche, ungespitzt! Denn Riana kannte das dunkle Geheimnis des großen und äußerst attraktiven Iren, was sie irgendwie mit ihm zusammenschweißte. Da sie bereits ein ganzes Jahr für ihn arbeitete, war es nicht zu verhindern, dass sie früher oder später davon erfahren hatte. Die zahlreichen bewusstlosen Frauen und Männer hatten sie stutzig gemacht. Seine Opfer konnten sich nie an etwas erinnern. Sie glaubten, einfach zu viel Alkohol in sich gekippt zu haben.
O`Sullivan konnte sich glücklich schätzen, jemanden wie Riana gefunden zu haben, die sich die ganze Nacht in eine verrauchte Bar stellte und bediente. Aber sie war schon immer ein Nachtmensch gewesen und es machte ihr nichts aus, wenn sie die Sonne nur an ihrem arbeitsfreien Tag zu Gesicht bekam. Und dass sie ihn nicht an die Behörden verpfiff, zählte wohl als weiterer Pluspunkt.
Während Riana das dunkelrote Getränk mit zwei Spritzern Worcester Sauce würzte und eine Zitronenscheibe an den Glasrand steckte, griff Duncan von hinten um sie herum und nahm ihr den Drink aus der Hand. Seine Lippen kitzelten sie, als er: »Für mich bitte eine Bloody Riana«, in ihr Ohr brummte. Einen kurzen Moment lang berührten sich ihre Finger, und ein Sehnen erfasste sie, das wohlige Schauer über ihren Körper trieb.
»Wer ungeduldig ist, wartet immer länger, O`Sullivan.« Rianas Stimme zitterte leicht. Himmel, was war heute nur los mit ihr? Sie versuchte, dem brennenden Blick seiner dunklen Augen auszuweichen, doch sie konnte spüren, worauf er starrte. Ihr Hals prickelte ob der Vorahnung.
»Ich habe Hunger.« Er lachte leise – ein geheimnisvolles, sinnliches Schnurren – und schob sich so dicht an ihr vorbei, dass sie die Hitze seines Körpers in ihrem Rücken spüren und seinen verlockenden Duft riechen konnte. »Außerdem sollst du mich Duncan nennen!«
Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie er dem alten Mann das Glas hinstellte. Siehst du die Dunkelhaarige?, empfing sie plötzlich seine Stimme in ihrem Kopf, während er zur Frau am Tresen nickte. Die würde mich sofort bedienen!
Riana hasste es, wenn Duncan in ihren Kopf eindrang. Aber er hatte ihr versichert, ihre Gedanken nicht lesen zu können. Sonst hätte er auch sehr schnell herausgefunden, was sich noch alles in ihrem Gehirn befand. »Höhlenmensch!«, rief sie schnippisch zu ihm hinüber.
Duncan!, sendete er zurück und grinste unverschämt, wobei eine Reihe ebenmäßiger Zähne zum Vorschein kam. Die feine Narbe, die sich durch ein Grübchen zog, machte ihn nur noch interessanter.
Warum muss dieser Mann so unbeschreiblich sexy sein?, dachte sie seufzend und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Als Riana herausgefunden hatte, wer, oder was, ihr Arbeitgeber wirklich war, hatte sich ihr eine völlig neue Einnahmequelle eröffnet. Als Bedienung wollte O`Sullivan ihr nicht viel bezahlen, da kam ihr die Erpressung gerade recht. Sie drohte, ihn zu verraten – er, sie zu beißen. Nachdem sie zu einer Übereinkunft kamen, stellte sich die gegenseitige Erpressung für beide als Vorteil heraus: Einmal im Monat blieb Riana nach Schließung der Bar bei ihm. Im Keller befand sich seine Wohnung, wo er sich an ihr nährte und dafür gut bezahlte. Er erregte weniger Aufsehen, weil er andere Menschen in Ruhe ließ, und Riana war um einige Pfund reicher, die sie näher an ihr Ziel brachten. Doch in Wahrheit würde sie ohne O`Sullivans Hilfe niemals die Ziellinie erreichen.
***
Als das heiße Wasser auf ihren Körper prasselte, überlegte Riana, warum sie sich O`Sullivan so leichtsinnig hingab. Ganz allein in seiner Wohnung, konnte er sie ohne Weiteres töten. Doch sie vertraute ihm und hoffte, sich nicht in ihm zu täuschen. Es bestand kein Zweifel, dass diese Wesen eine erotische Anziehungskraft besaßen und Frauen sich deshalb unwiderstehlich zu ihnen hingezogen fühlten. Riana musste zugeben, dass dieser Mann mit seiner weichen Stimme, den nachtschwarzen Augen und dem verführerischen Körper sehr anziehend auf sie wirkte. Wie oft hatte sie sich schon ausgemalt, dass er sie zu einer von seiner Art machte, dann hätte sich ihr Problem von selbst erledigt und sie bräuchte das viele Geld nicht mehr. Doch sie traute sich nicht, ihn danach zu fragen. Auf ewig wären sie beide dann miteinander verbunden. Das käme ja einer Hochzeit gleich! Und was wollte O`Sullivan schon von so einer unscheinbaren Frau wie sie eine war?!
Riana drehte das Wasser ab und stand im warmen Dunst der Duschkabine, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Duncan ihr ungestüm ein Handtuch in die Arme drückte.
»Du verdammter Blutsauger!«, kreischte sie erschrocken auf. »Was zur Hölle denkst du dir eigentlich?!« Schnell wickelte sie sich das große Tuch um den tropfenden Körper, während ihr Chef an ihrem Handgelenk zerrte. Erst, als sie aus der Dusche stolperte und er sie auffing, bemerkte Riana, dass er nackt war. Die Wut kochte in ihr hoch!
Prüfend ließ er seine Augen über ihren Körper wandern. »Was brauchst du so lange? Ich sterbe vor Hunger!«
»Jetzt übertreibst du aber! Du bist bereits tot, schon vergessen?« Riana stupste mehrmals einen Finger gegen seine Brust, von der sie einfach nicht den Blick abwenden konnte. Kräftige Muskelstränge wölbten sich unter den dunklen Nippeln, die sich bei ihrer Berührung sofort versteiften. »Und außerdem warst du es, der gemeint hat, ich solle vorher duschen!«
»Du würdest doch auch nicht aus einem Aschenbecher essen wollen ...« Überheblich lächelnd zwängte er sich an ihr vorbei, wobei sie für einen kurzen Moment in den Genuss seiner herrlichen Rückansicht kam. Dann schloss er die Tür der Dusche. Nur schade, dass diese mit Wasserdampf angefüllt war, denn sie hätte zu gerne mehr gesehen. Doch der Anblick seiner knackigen Pobacken hatte sich unauslöschlich in ihrem Geist verewigt.
Nachdem Riana sich einen seidenen Morgenmantel umgebunden hatte, aß sie die belegten Brote, die Sullivan ihr hingestellt hatte, und spülte alles mit einem Glas Orangensaft herunter, denn solch ein Wesen zu versorgen, war in etwa so wie Blutspenden, nur prickelnder. Beides sollte man niemals mit leerem Magen tun!
Obwohl Duncan es eben noch so eilig hatte, ließ er sich dafür jetzt verdammt viel Zeit. Müde kuschelte Riana sich in die Kissen, in denen überall sein wilder und verlockender Geruch hing. Sollte er sie ruhig beißen, wenn sie schlief, dann würde sie das kalte Brennen nicht ertragen müssen, das seine Bisse mit sich brachten. Aber dann verpasste sie auch das erregende Kribbeln, das sich vom Hals abwärts bis in das Zentrum ihrer Weiblichkeit ausbreitete und ihren Körper in Flammen setzte.
Sie wusste, dass er sich gleich über sie beugen und seine Haare ihren Nacken kitzeln würden, bevor er die warmen Lippen gegen ihren Hals presste. Seine Zunge würde die richtige Stelle erspüren, um dann die rasiermesserscharfen Zähne in ihrer Haut zu versenken. Danach würde sie, so wie immer, einschlafen und erst gegen Mittag erwachen. Duncan läge neben ihr wie ein Toter, doch wunderschön und verführerisch anzusehen. Sie würde ihm einen Kuss auf den Mund hauchen und nach Hause gehen. Doch sie wollte, nein konnte, nicht gehen. Dieser Mann war ihre einzige Rettung!
Das Bild seines nackten Hinterteils im Kopf, döste sie langsam mit einem seligen Ausdruck auf den Lippen ein.
***
Duncan ging unruhig im Bad auf und ab, wobei er sich immer wieder das feuchte Haar aus dem Gesicht strich. Er rang nun schon so lange mit sich. Wie konnte er Riana dazu bringen, mit ihm zu schlafen? Würde sie es ebenfalls für Geld tun? Er brauchte es so dringend, wie er es in den letzten hundert Jahren nicht gebraucht hatte. Zu lange hatte er schon bei keiner Frau mehr gelegen – bei keiner untoten Frau. Die Lebenden verfielen ihm reihenweise, doch das war nicht das, was er wollte. Er sehnte sich so verzweifelt nach einer Gefährtin, dass sich sein dunkles Herz schmerzhaft verkrampfte. Duncan glaubte, der letzte seiner Art zu sein, denn seit Jahren war ihm kein Vampir mehr begegnet. Die Jäger machten ihre Arbeit gut. Mit Riana als seiner Gefährtin wäre er nie wieder alleine. Er mochte sie und konnte sie sich gut an seiner Seite vorstellen. Sie ergänzten sich auf so viele Arten, was er jedes Mal feststellte, wenn sie an der Bar zusammenarbeiteten.
Es wäre ein Leichtes sie zu beißen und so lange an dem entzückenden Hals zu saugen, bis auch der letzte Tropfen Leben aus ihrem Körper geflossen wäre. Dann würde er ihr sein aufgeritztes Handgelenk an die Lippen drücken und sie sein infiziertes Blut trinken, bis sie genau wäre wie er.
Nein – das konnte er ihr nicht antun! Er durfte sie dieser Gefahr niemals aussetzen, dafür respektierte er sie zu sehr. Duncan fuhr sich fahrig durch die nassen Haare. Ein Vampir mit Gewissen – wie armselig! Vielleicht linderte es das quälende Sehnen in seiner Brust, wenn er mit ihr schlafen und sie bis zur Besinnungslosigkeit lieben würde.
Wie sie auf ihn reagierte, hatte er schon oft bemerkt, vor allem, als sie vorhin seinen nackten Körper erblickt hatte. Duncan war sich sicher: Wenn er ein Mensch wäre, hätte sie ihn auf der Stelle vernascht. Sie zögerte bestimmt nur, weil sie sich vor einem seelenlosen Wesen wie ihm ekelte. Der Gedanke schmerzte ihn. Wie konnte er sie nur dazu bringen, ihn zu lieben, oder fürs Erste wenigstens mit ihm zu schlafen? Er war ein Vampir, der geborene Verführer, verdammt, warum benahm er sich bei dieser Frau nur so unprofessionell?
***
Nachdem Duncan tief durchgeatmet hatte, betrat er sein Schlafzimmer. Riana lag zusammengerollt im Bett und schlief friedlich. »Verflixt«, murmelte er. Jetzt musste er sich noch länger gedulden.