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Folge 10: Finola ermittelt in einem Geisterschloss! Oxburn Castle ist ein bekanntes Spukhotel, auch wenn die meisten Geistererscheinungen als harmloser Spaß für die Gäste inszeniert werden. Doch in letzter Zeit treibt jemand sein Unwesen auf dem Schloss: Es verschwinden immer mehr Wertgegenstände und schließlich verunglückt einer der Gäste schwer! Die Besitzer befürchten Sabotage und rufen Finola zu Hilfe. Während sie sich noch daran macht, die harmlosen Späße von den gefährlichen Vorkommnissen zu trennen, gibt es einen weiteren Vorfall mit tragischem Ausgang ... Finola ist skeptisch, dass es sich um einen weiteren Unfall handelt. Und sind die Gäste alle so unbeteiligt wie sie vorgeben? Es wird ja nicht wirklich etwas an den Legenden dran sein, dass nicht nur die White Lady, sondern auch Maria Stuart in dem alten Gemäuer umgehen sollen ... oder?
Über die Serie: Finola MacTavish und Anne Scott sind die Lady Detectives von Edinburgh! Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen sie die erstaunlichsten Kriminalfälle - und machen mit Herz, Mut und ungewöhnlichen Methoden den Verbrechern der Stadt das Leben schwer. Doch auch in ihrem eigenen Leben geht es mitunter turbulent zu: Finola hat eigentlich die Nase voll von der Liebe, läuft dann aber doch dem einen oder anderen attraktiven Mann über den Weg. Und Anne trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum ... Wie gut, dass Finola immer die passende Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand hat. Und wenn die nicht hilft, dann ein frisch gebackener Cupcake!
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Seitenzahl: 196
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Finola ermittelt in einem Geisterschloss! Oxburn Castle ist ein bekanntes Spukhotel, auch wenn die meisten Geistererscheinungen als harmloser Spaß für die Gäste inszeniert werden. Doch in letzter Zeit treibt jemand sein Unwesen auf dem Schloss: Es verschwinden immer mehr Wertgegenstände und schließlich verunglückt einer der Gäste schwer! Die Besitzer befürchten Sabotage und rufen Finola zu Hilfe. Während sie sich noch daran macht, die harmlosen Späße von den gefährlichen Vorkommnissen zu trennen, gibt es einen weiteren Vorfall mit tragischem Ausgang … Finola ist skeptisch, dass es sich um einen weiteren Unfall handelt. Und sind die Gäste alle so unbeteiligt wie sie vorgeben? Es wird ja nicht wirklich etwas an den Legenden dran sein, dass nicht nur die White Lady, sondern auch Maria Stuart in dem alten Gemäuer umgehen sollen … oder?
Die junge Schottin Finola MacTavish zieht von der malerischen Isle of Skye nach Edinburgh, um dort in der Kanzlei von Anne Scott als Detektivin zu arbeiten. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen die beiden Lady Detectives die verblüffendsten Fälle. Finola merkt dabei schnell, dass sie ein Händchen fürs Ermitteln und Beschatten hat – am liebsten in Verkleidung. Noch dazu hat sie immer die Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand, die überraschend effektiv wirkt – auch bei Anne, die jedoch ein dunkles Geheimnis zu haben scheint …
Das Geheimnis von Oxburn Castle
»Dieser März war übrigens bisher unser lukrativster Monat«, verkündete Anne. »Und die Auftragslage ist weiterhin gut. Wenn das so weitergeht, müssen wir überlegen, ob wir vielleicht ab Herbst in der Detektei sogar Verstärkung brauchen.«
Sie stellte den Topf mit ihrem Spezialcurry neben den Reis auf den großen Küchentisch und setzte sich.
Finola sah sie überrascht an, während Lachie nur nickte und die Hand nach Annes Teller ausstreckte.
»Du denkst daran, jemanden Neues einzustellen?«, fragte er.
»Nein, so weit würde ich noch nicht gehen. Ich dachte eher an Hilfe auf Honorarbasis. Am besten eine Frau, weil die unauffälliger observieren kann. Sie könnte dich bei den alltäglichen Fällen von untreuen Eheleuten und Ähnlichem entlasten, Finola.«
»Hm, ja, das wäre durchaus zu überlegen. Danke, Lachie.«
Finola nahm ihren Teller entgegen, stellte ihn vor sich ab und griff nach ihrem Weinglas.
»Dann also auf MacTavish & Scott! Mögen weiter viele Leute gut dafür bezahlen, dass wir Verschollene finden, Rätsel lösen und Geheimnisse aufdecken.«
Sie stießen an und lauschten einen Moment lang dem Wohlklang der alten Kristallgläser. Annes Schwiegereltern hatten sie Anne und Malcolm zur Hochzeit geschenkt, und früher waren sie nur für besondere Anlässe aus dem Schrank geholt worden. Inzwischen standen die letzten drei heilen Gläser im Küchenschrank und wurden so oft benutzt, dass Anne nur noch ganz selten an ihre Herkunft dachte. Malcolm war tot, und nach all seinen Geheimnissen, auf die sie gestoßen waren, mochte sie keinen Gedanken mehr an ihn verschwenden.
Anne nahm einen Schluck des kühlen Weißweins und sah Lachie an, der sie liebevoll anlächelte.
Finola kaute bereits.
Sie hatte es gut getroffen, stellte Anne fest. Aus der befristeten Stelle, die sie der jungen, unerfahrenen Finola MacTavish im letzten Sommer angeboten hatte, hatte sich eine professionelle und harmonische Partnerschaft und persönliche Freundschaft entwickelt.
Und Lachie. Wer hätte je gedacht, dass dieser Mann, den sie seit Ewigkeiten als den Computernerd in Malcolms Detektei kannte, nicht nur ihr engster Mitarbeiter werden würde, sondern nun auch der Mann an ihrer Seite? Letzteres fühlte sich noch immer sehr neu an. Und sehr aufregend.
»Du lächelst so selig. An was denkst du?«, fragte Lachie.
Anne grinste ihn an. »An dich natürlich!«
Finola stöhnte und kaute schneller.
»Ich bin gleich weg!«, verkündete sie zwischen zwei Bissen.
Anne lachte herzhaft, während Lachie nur milde schmunzelte.
»Es geht darum, dass ich Lachie gerne sein Gehalt erhöhen möchte«, stellte Anne klar. »Er arbeitet schließlich ebenfalls mehr.«
Finola nickte. »Mein Okay hast du. Ohne seine Infos hätte ich den Fall in Dalkeith nie gelöst. Gar nicht zu reden von den vielen Aufträgen, die er allein am Computer erledigt. Er ist jeden Penny wert.«
»Ich danke meinen reizenden Chefinnen. Darf ich noch Wein nachgießen?« Lachie hob die Flasche an.
»Aber immer doch. Moment!« Mit drei großen Schlucken leerte Finola ihr Glas.
Anne und Lachie wechselten einen Blick.
»Ich hab’s ein bisschen eilig«, erklärte Finola. »Treff mich vor dem Tanzen noch mit Laurie.«
»Ach, nett.« Lachie schenkte ihr Wein ein und goss auch in Annes und sein eigenes Glas ein wenig nach.
»Das wird sich zeigen. Ich glaube, sie hat wieder Probleme mit ’nem Typen. Zumindest klang ihre Stimme so. Deswegen brauch ich jetzt eine gute Grundlage im Magen. Dein Curry ist da ideal, Anne! Schmeckt wie immer toll.«
Anne dankte und begann endlich auch zu essen.
Finolas Teller war nach kürzester Zeit leer. Sie stand auf und räumte ihn zusammen mit dem Besteck in die Spülmaschine.
»Meine zweite Portion bewahr ich mir für später auf, wenn ich zurückkomme. Sorry, dass ich die Runde schon auflöse, aber ich bin sicher, ihr kommt ohne mich zurecht.«
»Wir bemühen uns. Grüß Laurie!«, sagte Anne.
»Mach ich!«
Mit eiligen Schritten verließ Finola die Küche. Kurz darauf schlug die Haustür zu.
»Endlich allein!« Anne plinkerte künstlich.
»Finola war dir also lästig?« Lachie grinste. »Was hast du vor?«
»Zuerst mal in Ruhe fertig essen. Alles andere sehen wir später.«
Sie aßen in freundschaftlichem Schweigen, bis Anne sagte: »Ist dir an Finola etwas aufgefallen?«
»Nein, was? War sie beim Friseur?«
Anne seufzte. »Sie wirkt nicht glücklich.«
»Man kann nicht immer glücklich sein.«
»Ich weiß, nur … Sie hat so etwas Ruheloses.«
»Heute Abend ganz deutlich«, stimmte Lachie zu. »Aber sie ist ja auch noch nicht so alt und gesetzt wie wir. Und ihre Freundin hat Liebeskummer.«
»Fühlst du dich alt und gesetzt?«
»Nicht wirklich.«
Anne nickte zufrieden.
»Ich bin ja nicht sicher, ob nicht Finola diejenige mit dem Liebeskummer ist …«, sagte sie dann langsam und schob die letzten Bissen auf dem Teller mit der Gabel hin und her. »Kurz nachdem wir aus Aberdeen zurück waren, hat Mrs B, als sie zum Putzen hier war, erwähnt, dass Amanda schwanger ist.«
»Amanda Erskine? Die Frau von Craig Erskine?« Lachie legte den Kopf schief. »Die kennst du doch so gut, hat sie dir das denn nicht selbst erzählt?«
»Nein, ich habe schon länger nichts von ihr gehört. Aber man verkündet eine solche Nachricht ja normalerweise auch nicht so früh ganz groß, falls noch was schiefgeht. Zumindest war das zu meinen Zeiten so.«
»Das kann ich nachvollziehen, aber warum weiß dann ausgerechnet Mrs B Bescheid?«
»Wahrscheinlich hatte sie beim Saubermachen dort große Ohren. Und du kennst sie ja.«
Lachie nickte. »Ich verstehe. Und was ist jetzt mit Amanda und Craig?«
»Stell dich nicht dumm. Du weißt genau, dass ich Finola und Craig meine. Du hast doch auch gesehen, wie die beiden sich nach der Theateraufführung angesehen haben.«
Lachies Gesicht wurde auf einmal ernst. »Du denkst, Finola hat sich irgendwie Hoffnungen gemacht?«
»Ich schließe das nicht aus. Amanda hat mir vor ein paar Wochen anvertraut, dass ihre Ehe ziemlich am Ende ist. Beziehungsweise war sie es wohl. Doch nun, mit ihrer Schwangerschaft …« Anne zuckte mit den Schultern.
Lachie legte seine Hand auf ihre. »Dearie, ich verstehe, dass du dir Gedanken machst, aber das geht uns nichts an. Finola ist eine starke Frau. Notfalls sogar stark genug, dich um Hilfe zu bitten, wenn sie sie braucht.«
Anne nickte. »Du hast recht, wie immer. Und in den nächsten Tagen hat sie ja auch Ablenkung durch den neuen Fall in diesem Spukhotel. Möchtest du Eis zum Nachtisch? Ich habe Walnuss mit Ahornsirup oder Kirsch.«
»Gerne beides. Und dann schauen wir noch gemütlich einen Film oder so, bevor ich mich auf den Heimweg mache.«
»Du bleibst heute Nacht nicht hier?«
Lachie schüttelte den Kopf. »Ich gebe dir Freiraum zum Malen. Hab einem Freund versprochen, mir seine Website genauer anzuschauen. Wegen Datenschutz und so, er hatte da kürzlich Probleme.«
Anne runzelte die Stirn. »Hat Ihre Chefin das genehmigt, Mr MacKinnan? Nicht dass Sie ihre Arbeitskraft auswärtig verschwenden.«
Lachie stand auf. »Zuallererst einmal verschwende ich meine Arbeitskraft mit dem Anrichten zweier Nachspeisen. Geh ruhig schon ins Wohnzimmer, ich mach hier den Rest und komme gleich.«
Lächelnd folgte Anne seiner Anweisung. Ein bisschen schade war es, dass er nicht bleiben würde. Aber sie brauchten beide ihre eigenen Freiräume. Und sie hatte tatsächlich heute große Lust zu malen.
In Lauries Schlafzimmer sah es aus wie nach einem Einbruch. Alle Schranktüren und Schubladen standen offen, und sowohl auf ihrem Bett als auch auf dem Lesesessel häuften sich Kleidungsstücke. Papier türmte sich auf der Fensterbank. Ein Bücherstapel war umgekippt und hatte Lauries kriminellen Lesestoff auf dem Bettvorleger verteilt.
»Warte, sie müssen hier doch irgendwo sein«, murmelte Laurie.
»Was suchst du eigentlich?«, erkundigte sich Finola vorsichtig. Immerhin konnte sie aufatmen, Laurie wirkte eher aufgedreht als kummervoll.
»Meine Ohrringe.«
»Ähm, dort vielleicht?« Finola deutete auf die Pinnwand neben dem Kleiderschrank, an der jede Menge Ohrring-Paare an bunten Stecknadeln hingen.
Laurie schüttelte ihre roten Locken. »Nein, die neuen. Die, von denen Daniel gesagt hat … Da!«
Triumphierend hielt sie zwei rotgoldene Hängeohrringe mit grünen Perlen in die Luft, die sie endlich unter einem Wust aus Schals gefunden hatte.
»Daniel?«
»Och, ich hab ihn gestern zufällig in der Princes Street getroffen.«
»Als du die neuen Ohrringe anhattest.«
Laurie schüttelte den Kopf. »Als ich sie mir kaufen wollte. Ich konnte mich nicht so richtig entscheiden zwischen diesem und einem anderen Paar, aber Daniel sagte –«
»Moment … Du warst mit Daniel Ohrringe kaufen? Mit dem Daniel, der Akkordeon spielt und Mädchenherzen bricht? Hab ich was verpasst?«
Laurie runzelte die Stirn. »Er bricht keine Mädchenherzen. Er kann ja nichts dafür, dass ihn alle so toll finden. Und unser Treffen war auch ganz harmlos.«
Finola schwieg. Laurie hatte für Daniel immer schon eine Schwäche gehabt. Es blieb nur zu hoffen, dass ihre Freundin sich da nicht in irgendetwas verrannte. Männer waren nicht unbedingt verlässlich. Obwohl sie manchmal gar nichts dafürkonnten. Wenn sie sich zum Beispiel von ihrer Frau trennen wollten und die dann plötzlich schwanger war.
Halt! Sie hatte sich vorgenommen, nicht an Craig zu denken. Er hatte Finola schließlich nie etwas versprochen, und nur weil sie geglaubt hatte, in seinem Blick zu lesen …
»Na, wie findest du sie?«, fragte Laurie und drehte sich einmal um sich selbst, sodass die Ohrringe wippten.
»Sehr hübsch.«
»Er kommt übrigens heute.«
Natürlich kam er. Und seine Frau ebenso. Nur direkt nach Craigs Rückkehr aus Aberdeen hatten die beiden beim Tanzabend gefehlt, aber er und Amanda waren schon in der Scottish-Country-Dancing-Gruppe gewesen, bevor Finola nach Edinburgh gezogen war.
»Jetzt guck doch mal ein bisschen positiv überrascht!«, forderte Laurie sie auf. »Ich hab ’ne ganze Weile auf Daniel einreden müssen, damit er heute dabei ist. Er meinte, er macht normalerweise viel lieber Musik, als dass er dazu tanzt.«
Daniel. Sie sprach von Daniel. Nicht von Craig.
»Aber er findet unsere Gruppe so sympathisch«, fuhr Laurie fort, »und nach den Ereignissen der Burns Night fühlt er sich uns doch verbunden, sagt er.«
»Na dann …« Finola atmete tief durch.
»Noch einen Drink, bevor wir losgehen?«
»Hast du irgendeinen Kräutertee?«
Laurie sah sie überrascht an.
»Ich hab zurzeit ein bisschen Magenprobleme«, behauptete Finola. Sie hatte vorhin beim Essen den Wein zu schnell getrunken und musste nun sehen, dass sie einen klaren Kopf behielt.
»Fenchel mit Kümmel?«, bot Laurie an und marschierte in die Küche.
Im Gegensatz zu ihrem Schlafzimmer war dieser Raum überaus ordentlich und blitzte vor Sauberkeit. Das Wasser in ihrem durchsichtigen Kocher sprudelte nach kürzester Zeit, und Laurie versorgte Finola mit ihrem Tee in einer großen roten Tasse mit Blümchenrand. Sich selbst goss sie ein Glas Weißwein ein.
»Und was wird das in deinem Schlafzimmer?«, fragte Finola.
»Ich räume um und sortiere meine Klamotten aus. Warst du schon einmal bei einer Farbberatung? Ich hab festgestellt, dass ich eine ganze Menge Kram hab, der überhaupt nicht zu mir passt!«
Vorsichtig nippte Finola an ihrem heißen Tee.
»Ich brauche warme Farben«, erklärte Laurie. »Ich glaube, du bist eher der kalte Typ.«
»Danke!«
»Du weißt schon, wie ich das meine. So kühles Blau und Pink und Lila … das sieht toll an dir aus, an mir allerdings gar nicht. Ich wollte eigentlich nur ein paar Stücke aussortieren, aber dann … Ich glaube, ich muss ohnehin mal gründlich ausmisten, jetzt, wo der Frühling kommt. Und du solltest dich mit deinem Tee beeilen.« Laurie sah auf ihre Armbanduhr. »Ich möchte nicht zu spät zum Tanzen kommen.«
»Schon gar nicht heute, nicht wahr?«
Finola grinste, als Laurie nickte und ihr Weinglas leerte.
»Schön, dich wiederzusehen, Finola«, grüßte Rob, und Trish fügte hinzu: »Wo warst du denn die letzten beiden Male? Arbeiten?« Sie zwinkerte.
Die Tanzgruppe wusste inzwischen von Finolas wahrem Job als Detektivin, hier brauchte sie die Legende von der Physiotherapeutin nicht mehr.
Finola nickte. »Das eine Mal war ich in Glasgow, das andere in Dalkeith.«
»Na, Hauptsache, du wirst uns nicht ganz untreu.«
Finola warf einen Blick in die Runde, lächelte Max zu, der ihr zurückwinkte, und entdeckte Amanda, die sich eifrig mit Gavin und Tara unterhielt. Baby-Gespräche? Amanda hatte sich bisher nie besonders interessiert an den beiden gezeigt, aber Gavin und Tara hatten eine kleine Tochter …
Nun, das ging sie nichts an.
Sie wechselte ein paar Worte mit Christy und begrüßte Daniel, als er hereinkam, doch Laurie übernahm es sofort, ihn allen vorzustellen. Obwohl sie ihn eigentlich kannten, denn seine Band machte oft genug die Musik bei ihren Ceilidhs.
Janet klatschte in die Hände und schaltete einen Reel an. Im Nu stand Scott vor Finola und forderte sie zum ersten Tanz auf.
»Hiya, lange nicht gesehen.«
»Ja, ich war mal wieder unterwegs.«
Scott nickte und stellte sich mit ihr auf. Er war kein besonders redseliger Mensch, und nachdem sie vor Monaten bereits abgeklärt hatten, dass aus ihnen nie ein Paar werden würde, tanzten sie gern miteinander, ohne groß Konversation zu machen.
Finola konzentrierte sich auf die Schritte und auf anmutige Handbewegungen, auf die Janet heute ein besonderes Augenmerk legen wollte. Es gelang ihr sogar, gelassen zu bleiben, als Craig verspätet ankam und am Rand der Tanzfläche mit Janet sprach.
Weniger gelassen fühlte sie sich, als er in der Pause auf einmal neben ihr stand.
»Hi, Finola. Kann ich mit dir reden?«
»Natürlich.«
»Nicht hier. Hast du morgen Zeit für ein Treffen?«
Finolas Herz klopfte plötzlich viel zu schnell. Sie schüttelte den Kopf.
»Ich fahre morgen schon früh weg. Ein neuer Fall.«
Er nickte. »Dann vielleicht, wenn du zurückkommst?«
»Ich weiß nicht.«
»Bitte. Und bitte entschuldige, dass ich mich seit meiner kurzen Nachricht bisher nicht wieder gemeldet habe. Es war alles ein bisschen viel, zuerst Amandas Neuigkeiten, und dann hatte mein Vater einen Herzinfarkt, und ich wusste nicht …«
»Das tut mir leid, wie geht es ihm?«
»Wieder einigermaßen okay, meine Mutter hat die Anzeichen früh genug erkannt und den Notarzt gerufen. Aber es war ein ziemlicher Schock für uns alle.«
»Ah, Sweetheart, hier bist du. Hast du Finola von deinem Vater erzählt?« Amanda hängte sich an Craigs Arm. »Komm mal mit, ich möchte dich den beiden Neuen vorstellen: Silvio und Edie.«
Craig sah Finola noch einmal bittend an, dann folgte er seiner Frau zu dem jungen Paar auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes.
Was erhoffte er sich von einem Treffen?
Nein, es war gut, dass sie morgen in eine andere Welt abtauchen würde, in eine Welt der Legenden und Geister – und einem sehr realen Problem für die Hotelbesitzer von Oxburn Castle.
»Dies ist Jenna, die uns in der nächsten Zeit aushelfen wird,« stellte Angie McKee Finola vor. »Und das sind Vivienne und Jamila.«
»Hi, Jenna!«, grüßte Jamila, und Vivienne nickte ihr hinter ihrem Wäschewagen freundlich zu.
»Freut mich.« Finolas breiter Akzent verriet eine Herkunft aus Glasgow.
»Jenna wird ab morgen mit Jamila für die Zimmerreinigung zuständig sein, dann kannst du vormittags die Rezeption übernehmen, Viv, und mich entlasten.«
Vivienne nickte erfreut.
Die Hotelbesitzerin Angie McKee hatte Finola bereits am Telefon informiert, dass es Vivienne nach längerer Krankheit gesundheitlich noch immer nicht wirklich gut ging, und am Empfang zu arbeiten, war deutlich weniger körperlich anstrengend, als Betten zu beziehen und den Staubsauger zu schwingen.
Für Finola war andererseits der Job als Zimmermädchen ideal: Sie würde ganz selbstverständlich in jeden Raum gelangen und sich dort umschauen können. Elf der dreizehn vorhandenen Doppelzimmer waren belegt, wenn auch einige nur mit einzelreisenden Gästen. Und als Kollegin würde sie natürlich guten Kontakt zu den anderen Angestellten haben.
»Kommen Sie, Jenna, wir gehen jetzt erst mal ins Büro und erledigen die Formalitäten«, sagte Angie McKee und marschierte an Vivienne und Jamila vorbei auf die Tür am Ende des Ganges zu, während die beiden mit frischer Wäsche und Putzzeug den etwas versteckt in einer Wandnische liegenden Aufzug betraten.
Angie schloss die Bürotür auf und bot Finola einen Platz an einem runden Besprechungstisch mit vier Stühlen an, dann zog sie ihr Handy aus der Handtasche und tippte eine kurze Nachricht.
»Mein Mann kommt gleich.«
Finola nickte und sah sich um. Moderne Ausstattung, nichts Ungewöhnliches, die historische Atmosphäre beschränkte sich wohl auf den Hauptteil des Hauses.
Angie McKee setzte sich zu ihr. »Wir sind sehr froh, dass Sie so schnell kommen konnten. Als Roddy gestern Morgen Ms Scott anrief, befürchteten wir ja, dass es schwierig sein würde, so kurzfristig … Ah, da ist er.«
Roderick McKee betrat das Büro. Er war ein großer, breitschultriger Mann Ende vierzig, der mit seinem blonden Haar ein wenig an einen Wikinger erinnerte und einen interessanten Gegensatz zu seiner kleinen, dunkellockigen Frau bildete.
»Hello, ich bin Roddy, wie darf ich Sie nennen?«, fragte er und setzte sich zu ihnen.
»Wenn ich so aussehe wie jetzt, bin ich Jenna Shaw«, erklärte Finola.
»Und Jenna kommt aus Glasgow, wie ich höre.«
Finola grinste. Sie trug zu knallig pinkfarbenen Sneakers aus dem letzten Sale knöchellange Jeans und ein weites Karohemd. Ihr dunkelblondes Haar hatte sie zusammen mit künstlichen hellblonden Strähnen zu zwei Zöpfen geflochten, und ein breites, pinkes Band, das sie ein Stück in die Stirn gezogen hatte, verschob optisch ihren Haaransatz und veränderte so die Form ihres Gesichts.
»Als Emma Martin werde ich natürlich anders aussehen und anders sprechen«, veranschaulichte Finola mit einem Akzent, der sie in Kent oder Sussex verortete.
Roddy nickte anerkennend und sah dann kurz seine Frau an. »Lanas Tipp war gut!«
»Lana Fraser vom Castle Hotel in Aviemore hat Sie empfohlen«, erklärte Angie. »Wir sind befreundet, und sie hat uns versichert, dass Sie sich im Hotelbetrieb auskennen und ausgezeichnete Arbeit leisten.«
»Ich tue mein Bestes. Daher mein Plan, sowohl als Angestellte als auch als Gästin aufzutreten.«
»Und Sie denken, das klappt?« Roddy runzelte die Stirn.
Finola nickte. »Die meisten Leute kümmern sich nicht groß um Zimmermädchen, falls sie diese überhaupt zu Gesicht bekommen. Und der größte Teil derer, die hier im Hotel arbeiten, hat wenig direkten Kontakt zu denen, die die Zimmer gemietet haben.«
Angie wandte sich an ihren Mann. »Deshalb habe ich Jenna vorhin auch selbst mit dem Wagen am Supermarkt abgeholt, wo ihr eigenes Auto jetzt steht. Nachher nehm ich sie zum Einkaufen mit zurück, und so kann sie heute Nachmittag als Ms Martin ankommen. Um diese Zeit macht dann Greg den Empfang, der hat sie als Jenna noch nicht gesehen, das ist also kein Problem.«
»Ich merke schon, ihr habt bereits alles detailliert geplant. Jenna beziehungsweise Ms Martin bekommt demnach zwei Unterkünfte?«
»Die Zehn und die Zwölf sind ohnehin in der nächsten Woche nicht gebucht, ich habe ihr die Zehn richten lassen. Und dazu kann sie das kleine Zimmer oben neben Ranjita haben.« Angie drehte sich nun wieder zu Finola. »Ich zeig es Ihnen gleich, dann können Sie sozusagen offiziell als Jenna einziehen.«
»Stellst du sie allen vor, oder soll ich das übernehmen?«, fragte Roddy.
»Ich mach das. Viv und Jamila haben wir eben schon kurz gesehen.«
Sie wandte sich nun an Finola. »Adam, unser Koch, kommt erst am Nachmittag wieder, ebenso Greg für den Empfang. Dann gibt es noch ein paar Leute, die hier stundenweise arbeiten, aber nicht im Haus wohnen, und die wir aus verschiedenen Gründen als Verdächtige eliminieren konnten.«
Finola nickte. »Und die Gäste? Inwieweit könnte jemand von denen hinter den Vorfällen stecken?«
»Ein paar Stammgäste sind dabei, die auch im letzten Jahr da waren, als … Ach, warten Sie. Ich habe Ihnen alles aufgeschrieben.«
Angie stand auf und ging hinüber zu ihrem Schreibtisch, wo mehrere zusammengeheftete Blätter bereitlagen. Sie reichte sie Finola.
Die überflog die Namen und Nationalitäten. Wie wahrscheinlich war es, dass jemand extra aus dem Ausland hierherreiste, um in einem alten Gebäude noch mehr Spuk vorzutäuschen, als es ohnehin schon gab? Wobei es hier sicher nicht darum ging, zum eigenen Vergnügen Gespenst zu spielen. Vielmehr deuteten die verschwundenen und nicht wieder aufgetauchten Gegenstände und Geldbeträge auf geschickte Diebstähle hin.
Und sonst? Finola blätterte um.
Wer das Geländer an der Kellertreppe im vergangenen Jahr angesägt hatte, war nie geklärt worden, aber ein Geist war das sicher nicht gewesen. Nur gut, dass Roddy den Schaden entdeckt hatte, bevor jemand sich dagegengelehnt hatte.
Vor ein paar Tagen hatte es einen erneuten Zwischenfall gegeben. Eine gewisse Lynette Stein, die wie jedes Jahr mit ihrem Mann und einem befreundeten Ehepaar in Oxburn Castle Urlaub machte, war gestürzt und hatte sich den Knöchel verstaucht. Ein Unfall? War die Stange, die den Teppichläufer an den beiden Stufen im Flur im zweiten Stock festhielt, herausgezogen worden, wie Mr Stein angedeutet hatte? Aber wer hatte sie wieder befestigt?
Und wieso hatte vorgestern plötzlich eine massive Steinkugel vor dem Eckturm gelegen, gerade so, als hätte man sie von oben herunterfallen lassen? Niemand war zu Schaden gekommen, obwohl am Abend ein paar Leute dort spazieren gegangen waren, aber das war schon alles sehr merkwürdig und durch die Häufung der Ereignisse durchaus verdächtig.