MacTavish & Scott - Das rätselhafte Medaillon - Gitta Edelmann - E-Book
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MacTavish & Scott - Das rätselhafte Medaillon E-Book

Gitta Edelmann

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Beschreibung

Cosy-Crime mit echt schottischem Flair und geballter Frauenpower: Die Serie für Fans gemütlicher Krimis!

Folge 4: Ein neuer Fall für das Detektivbüro MacTavish & Scott: Finola soll herausfinden, wem das alte Medaillon mit dem keltischen Knoten gehört, das sie im Castle Hotel in Aviemore in den Highlands gefunden hat. Eine gute Gelegenheit für die junge Detektivin, sich mal wieder zu verkleiden und inkognito im Castle Hotel als Zimmermädchen zu ermitteln. Doch was zunächst wie ein harmloser Routine-Auftrag aussieht, entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel um ein Geheimnis, das um jeden Preis bewahrt werden soll ...

Über die Serie: Die junge Schottin Finola MacTavish zieht von der malerischen Isle of Skye nach Edinburgh, um dort in der Kanzlei von Anne Scott als Detektivin zu arbeiten. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen die beiden Lady Detectives die verblüffendsten Fälle. Finola merkt dabei schnell, dass sie ein Händchen fürs Ermitteln und Beschatten hat - am liebsten in Verkleidung. Noch dazu hat sie immer die Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand, die nicht nur bei Kopfschmerzen hilft ...

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Inhalt

CoverMacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die SerieÜber diese FolgeÜber die AutorinTitelImpressumKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34Kapitel 35Kapitel 36Kapitel 37

MacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die Serie

Die junge Schottin Finola MacTavish zieht von der malerischen Isle of Skye nach Edinburgh, um dort in der Kanzlei von Anne Scott als Detektivin zu arbeiten. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen die beiden Lady Detectives die verblüffendsten Fälle. Finola merkt dabei schnell, dass sie ein Händchen fürs Ermitteln und Beschatten hat – am liebsten in Verkleidung. Noch dazu hat sie immer die Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand, die überraschend effektiv wirkt – auch bei Anne, die jedoch ein dunkles Geheimnis zu haben scheint …

Über diese Folge

Ein neuer Fall für das Detektivbüro MacTavish & Scott: Finola soll herausfinden, wem das alte Medaillon mit dem keltischen Knoten gehört, das sie im Castle Hotel in Aviemore in den Highlands gefunden hat. Eine gute Gelegenheit für die junge Detektivin, sich mal wieder zu verkleiden und inkognito im Castle Hotel als Zimmermädchen zu ermitteln. Doch was zunächst wie ein harmloser Routine-Auftrag aussieht, entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel um ein Geheimnis, das um jeden Preis bewahrt werden soll …

Über die Autorin

Gitta Edelmann hat als Übersetzerin in Bonn, Rio de Janeiro, Freiburg und Edinburgh gearbeitet, bevor es sie wieder ins Rheinland zurückzog. Neben Kindergeschichten und historischen Romanen hat sie bereits eine fünfbändige Cosy-Crime-Reihe veröffentlicht. Die Autorin darf sich außerdem Lady of Glencoe and Lochaber nennen, da sie dort ein paar Quadratfuß Land besitzt.

Das rätselhafte Medaillon

Originalausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Anne Pias

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: © Guter Punkt, Stephanie Gauger, München unter Verwendung von Motiven von © shutterupeire/Shutterstock; © theevening/GettyImages

eBook-Erstellung: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-0183-9

be-ebooks.de

lesejury.de

Kapitel 1

Finola MacTavish warf einen Blick auf die Uhr und beschleunigte ihre Schritte. Anne würde schon auf sie warten. Und sie legte Wert auf Pünktlichkeit. Aber der Bus von Waverley Station nach Morningside war Finola vor der Nase weggefahren, und der nächste hatte Verspätung gehabt. Natürlich!

Zum Glück stand die Gartenpforte offen – das sparte mehrere Sekunden. Finola eilte den Kiesweg entlang und die Steintreppe hinauf und fischte dabei ihren Schlüssel aus der Jackentasche. Während sie mit der rechten Hand die Haustür aufschloss, strich sie mit der linken kurz über die blanke Stirn des Elefantenkopfs am Türklopfer. Ein wenig Glück schadete nie.

»Hi, ich bin zurück!«, rief sie ins Haus und stellte die Overnight-Tasche in der Diele ab. Die konnte sie später nach oben in ihr Zimmer bringen.

Die Flügeltür zum Büro stand offen, und Olga saß wie eine lebendig gewordene Katzenstatue davor. Ihr Schwanz wischte hin und her, und sie sah ziemlich beleidigt aus.

Finola hörte Annes Stimme: »Mach langsam!«

»Meinst du, deine graue Leibwächterin lässt mich überhaupt durch?«, rief sie zurück.

Sie hängte ihre Jacke auf und beugte sich nieder, um ihre Schuhe auszuziehen. Dabei streckte sie ihre Hand ein wenig zur Seite aus und rieb ihre Fingerspitzen aneinander, normalerweise ein todsicheres Mittel, um Olga anzulocken. Die stand tatsächlich auf, drehte sich jedoch um und verschwand Richtung Küche.

Anne, die dies wohl von ihrem Schreibtisch aus beobachtet hatte, lachte. »Hol dir erst mal ’ne Tasse Tee – eine frische Kanne steht bereit. Oder brauchst du mehr Zeit?«

»Nein, nein. Bin gleich da«, versicherte Finola.

Ihr Gewissen war nicht das beste. Eigentlich hatte sie Anne gesagt, dass sie spätestens gestern Abend zurückkommen würde, aber dann hatte Andy sie noch einmal zum Essen ausführen wollen. Also hatte sie Anne eine Nachricht geschickt und war spontan eine Nacht länger geblieben.

Doch Annes Stimme klang recht entspannt.

Auf dem Weg zur Küche warf Finola einen Blick in Lachies Büro, doch sein Stuhl stand verwaist vor dem Schreibtisch mit der großen PC-Anlage. Die Bildschirme waren schwarz. Wie ungewöhnlich.

Mit ihrem vollen Becher in der Hand betrat Finola schließlich das Büro der Detektivagentur MacTavish & Scott.

Anne sah auf. Ihre Stirnfalten glätteten sich, und sie lächelte. »Und? Wie war York?«

Finola setzte sich ihr gegenüber an den Schreibtisch, nahm einen Schluck Tee und lehnte sich zurück.

»Sehr interessante Stadt«, sagte sie ernst. »Die ganze Wikingergeschichte der Region ist total spannend, und das Eisenbahnmuseum solltest du dir unbedingt anschauen, wenn du das nächste Mal dort bist …«

Annes Lachen unterbrach ihren touristischen Vortrag. »Du weißt, was ich meine!«, sagte sie.

Finola hob die Achseln und nahm einen Schluck Tee. »Ich dachte, wir besprechen in deinem Büro grundsätzlich nichts Privates.«

»Wir können auch rüber in die Küche gehen, wenn es dir dort leichter fällt, über deinen Andy zu reden.« Anne machte Anstalten aufzustehen, aber Finola winkte ab.

»Na gut. York war schön. Tag wie Nacht.«

»Und?«

»Wie detailliert willst du über meine Nächte informiert werden, Boss?« Finola grinste.

Anne schüttelte den Kopf. »Sorry, da hast du mich missverstanden. Du bist meine Geschäftspartnerin und nicht meine minderjährige Tochter, also behalt du deine Nächte mal ruhig für dich. Ich möchte nur wissen, ob du einen Umzug nach York in Erwägung ziehst. Schließlich hätte das Konsequenzen für unsere Detektei.«

Ah. Das war es also.

Finola schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bleibe dir hier in Edinburgh erhalten. Die Tage mit Andy waren tatsächlich sehr schön, aber das ist nichts für ewig. Vielleicht fahr ich demnächst noch mal ein Wochenende hin, vielleicht auch nicht.«

Anne atmete hörbar aus.

»Wobei ich ohnehin nicht an ewig glaube«, fügte Finola hinzu.

»Ich auch nicht.«

In Annes Fall war das äußerst verständlich. Hatte Finola doch nach dem Unfalltod von Annes Mann in York Dinge herausgefunden, die bei ihnen beiden den Glauben an eine glückliche Ehe und ewige Liebe schwer erschüttert hatten. Wirklich positiv war an dem Fall nur gewesen, fand Finola, neben der tatsächlich sehr malerischen Stadt, dass sie Andy kennengelernt und einige entspannte Tage – und Nächte – mit ihm verbracht hatte. Nichts Ernstes, aber schön.

»Gut. Dann haken wir York hiermit offiziell ab.« Anne griff nach der Computermaus und sah auf ihren Monitor. »Wir haben heute zwei neue Aufträge bekommen, einmal geht es um Diebstähle in einem kleinen Unternehmen und einmal um einen verlorenen Ehering. Observierung oder Schatzsuche – du kannst wählen.«

»Hm, wenn ich mir das wirklich aussuchen darf, suche ich lieber nach einem Schatz als nach einem Kaffeetassendieb.«

»Das hatte ich gehofft. Ich denke nämlich, dass wir die Diebstahlsache auch ganz einfach mit elektronischer Überwachung klären können. Lachie hat die notwendigen Geräte und gibt mir nachher eine Einführung, damit ich sie unauffällig vor Ort anbringen kann. Es geht übrigens um ein bisschen mehr als um Kaffeetassen.«

»Wo ist Lachie eigentlich?«, fragte Finola. »Ich hab mich gewundert, dass sein Büro leer ist.« Sie stellte ihre Teetasse auf den Schreibtisch.

»Er wollte zum Arzt.«

»Oh, hoffentlich nichts Ernstes.«

Lachie und seine Computerkenntnisse waren ein wichtiger Teil von MacTavish & Scott. Nicht nur, dass er alles, was an Informationen im Internet vorhanden war, unweigerlich fand, auch seine ruhige und zuverlässige Art hatte Finola in den letzten Wochen zu schätzen gelernt.

»Ein Routine-Check, hat er gesagt.« Anne sah auf den Monitor und bewegte die Maus, dann schien sie die passende Datei geöffnet zu haben. »Also, es geht um einen Ring. Den Ehering von Brenda Montgomery, die auch unsere Auftraggeberin ist. Sie hat ihn am Samstag verloren, als sie in Aviemore war.«

»Und jetzt soll ich den Ring suchen? In Aviemore?«

»Ja, genau. Oder besser noch: finden! Bevor ihr Mann den Verlust des Familienerbstücks bemerkt.« Anne hob die Brauen. »Ms Montgomery hat am Sonntag bereits im Castle Hotel alles durchgekämmt – vergebens. Gestern Abend, als sie zurück in Edinburgh war, fiel ihr aber noch ein, dass sie am Samstag ja auch im Hotelgarten gewesen ist und sogar einen Waldspaziergang gemacht hat.«

»Puh! Dann kann der Ring ja praktisch überall sein. Wäre es nicht einfacher, sie gesteht den Verlust?«

Anne schüttelte den Kopf und lächelte verschmitzt. »Das will sie unbedingt vermeiden – die Dame war nämlich angeblich geschäftlich in Glasgow und nicht in Aviemore, und zudem war sie nicht alleine. Der Herr in ihrem Doppelzimmer war allerdings nicht ihr Gatte, wie sie mir errötend offenbart hat. Wenn Mr Montgomery jetzt also bei ihren Geschäftskontakten in Glasgow nachfragen sollte, ob sie nach dem Ring Ausschau halten könnten, oder im dortigen Hotel anruft …« Sie zuckte mit den Achseln.

Finola rollte die Augen. »Und jetzt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den Ring einfach so zufällig finde.«

»Du kriegst natürlich einen Metalldetektor«, erklärte Anne. »Lachie bringt nachher einen mit. Und du kannst den Dienstwagen nehmen, dann bist du unabhängiger.«

»Wann soll ich starten?«

»Wenn es nach Ms Montgomery geht, sofort.«

Finola zuckte zusammen. Sie war doch gerade erst zurückgekommen!

»Aber ich denke …« Anne sah sie verschwörerisch an. »Wenn sie noch eine Nacht länger mit schlechtem Gewissen schmort, schadet ihr das nicht wirklich.«

Finola atmete langsam aus. »Dann würde ich gerne erst morgen früh fahren. Das spart uns zudem die Übernachtungskosten. Castle Hotel klingt nicht unbedingt billig.«

Anne nickte. »Sehe ich genauso.«

»Wie lange fährt man bis Aviemore? Zweieinhalb, drei Stunden?«

»Ist dir das zu anstrengend? Willst du doch den Zug nehmen?«

Finola schüttelte den Kopf. »Den Metalldetektor transportiere ich lieber im Kofferraum. Das Ding dürfte sperrig sein. Wissen die im Hotel schon, dass ich bei ihnen auf Schatzsuche gehe?«

»Ja. Ms Montgomery hat mir gesagt, dass sie die Hotelleitung informiert hat. Du wirst erwartet.«

Finola nahm ihren Teebecher und trank einen Schluck. Sie verzog ihr Gesicht. »Jetzt ist er nur noch lauwarm«, stellte sie fest. »Na gut, dann pack ich mal meinen Kram aus.«

Anne hob die Augenbrauen. »Wie hast du das in York gemacht – du bist doch eigentlich nur für einen Tag hingefahren und hattest kein Gepäck mitgenommen?«

»Ich dachte, wir sprechen im Büro nicht über Privates?«

»Das ist nichts Privates«, behauptete Anne. »Es geht hier einzig und allein darum, deine Improvisationsfähigkeiten in einem Notfall zu konstatieren.«

Finola lachte und zwinkerte. »Notfall. Okay, ich verrat’s dir: Es gibt in York nicht nur Museen, sondern tatsächlich auch Geschäfte!«

Kapitel 2

»Nein, Laurie, heute Abend bestimmt nicht. Ich fahr morgen in die Cairngorms und muss sehr früh raus.« Wie zur Bestätigung gähnte Finola hinter vorgehaltener Hand. Hoffentlich würde ihr der Kaffee, den Laurie ihr direkt an der Verkaufstheke ausgeschenkt hatte, ein wenig Energie geben.

Laurie schmollte. »Jetzt bist du gerade erst wiedergekommen und fährst schon wieder weg? Du hast mir noch gar nichts von York erzählt!«

»Das werde ich hier auch nicht tun!«, erklärte Finola und sah sich ostentativ in Laurie’s Café um.

Alle drei Tische waren besetzt, und gerade kam eine Frau in einem nassen silbergrauen Regenmantel zur Tür herein, grüßte und sah sich suchend um. Vom hintersten Tisch winkte ein Mann. Die Frau lächelte und eilte zu ihm.

»Es ist nicht einmal mehr Platz für einen zusätzlichen Stuhl«, stellte Finola fest. »Und du hast genug zu tun.«

Wieder öffnete sich die Tür, und zwei ältere Damen betraten das Café. Finola nahm ihre Kaffeetasse in die Hand und trat einen Schritt zur Seite, sodass die Auslage mit den bunten Cupcakes gut sichtbar war. Während die Kundinnen mehrere kleine Kuchen zum Mitnehmen wählten und bezahlten, trank sie ihren Kaffee.

Er schmeckte ihr nicht besonders, eigentlich wählte sie sonst bei Laurie immer einen Latte macchiato, aber heute hatte sie sie sich in der Hoffnung auf einen intensiveren Koffeinschub ausnahmsweise für altmodischen schwarzen Kaffee entschieden.

»Und wenn du wenigstens eine Stunde mit in den Pub kommst? Ich hab unser Date mit Evan und Scott extra auf heute verschoben, weil du am Samstag noch nicht zurück warst.« Laurie sah Finola flehentlich an.

Warum nur war Laurie so scharf darauf, dass sie sich mit Evan und Scott vom Scottish Country Dancing trafen? Finola hatte beim letzten Ceilidh eigentlich eher Schwingungen zwischen ihrer Freundin und dem Akkordeonspieler Daniel wahrgenommen.

Sie stellte ihre leere Tasse auf die Verkaufstheke und legte einen Fünfpfundschein daneben. Sofort schob Laurie den zurück.

»Behalt das! Du hattest ja nicht mal einen Sitzplatz!«

»Was für dich erfreulich ist.« Finola zwinkerte.

Laurie lachte. »Ja, es gab auch schon andere Zeiten. Wir sehen uns dann um sieben.«

»Nein, wir sehen uns nicht um sieben. Ich muss mich noch auf morgen vorbereiten, die Akte für den neuen Fall lesen und so. Aber wenn ich zurück bin, können wir was ausmachen. Notfalls sogar mit Evan und Scott.«

Laurie verdrehte die Augen. »Ich mein es ja nur gut mit dir. Schließlich ist dieser Andy jetzt wieder weit weg, und Fernbeziehungen gehen ohnehin nie gut.«

»Wir werden sehen!«

Finola blickte durch die Glasscheibe der Eingangstür. Draußen fiel inzwischen dichter Regen. Mit einem leisen Seufzen zog sie den Reißverschluss ihrer Jacke zu und setzte die Kapuze auf.

»Ich schwimme jetzt auf jeden Fall erst mal in die Albert Terrace und lass mich von Lachie in den Gebrauch eines Metalldetektors einführen! See you!«

Bevor Laurie eine Antwort einfallen konnte, ging Finola bereits die Morningside Road entlang.

Lachie war wieder da. Erleichtert hörte Finola seine und Annes Stimmen, als sie ihre nasse Jacke aufhängte und ihre nicht weniger nassen Schuhe auf den Rost in der Abtropfschale stellte.

Lachies Bürotür stand wie meistens offen, und Finola trat mit einem fröhlichen »Hi!« ein. Anne saß neben Lachie an der verlängerten Tischplatte des Schreibtisches und schien etwas sehr Kleines zu studieren.

»Ach, die verlorene Tochter!« Lachie sah auf und zwinkerte mit den Augen hinter den Gläsern seiner Hornbrille. Er trug einen seiner wunderbaren selbst gestrickten Pullover, um den Finola ihn im Augenblick sehr beneidete. Sie war von dem kurzen Weg im kalten Regen ziemlich durchgefroren.

»Immerhin war ich heute vor dir da! Trotz der weiten Anreise!«, konterte sie.

»Ich habe noch die neuen Mini-Kameras besorgt, meine Abwesenheit war dienstlich.«

»Und beim Arzt warst du auch. Ich bin Detektivin, mir bleibt nichts verborgen! Außer das Ergebnis der Untersuchung. Also?«

Lachie grinste. »Alles okay. War nur ein Routine-Check, wie Anne dir sicher gesagt hat.«

Finola nickte und beugte sich über Annes Schulter. »Oh. Die Dinger sind ja wirklich winzig!«

»Ich werde in Absprache mit unserem Kunden in der Arbeitszeit eine offensichtliche Überwachungskamera mit einem großen toten Winkel anbringen, die den Dieb oder die Diebin in Sicherheit wiegt, aber dann zusätzlich gleich nach Feierabend diese Minis installieren, sodass wir alles im Blick behalten.«

»Wegen der verschwundenen Kaffeetassen? Klingt gut.«

»Nix da, Kaffeetassen. Es geht um mehrere Kunstgegenstände und um einen Umschlag mit vertraulichen Unterlagen.«

»Kunstgegenstände im Büro?«

»Der Chef ist ein Sammler.«

Finola zuckte mit den Achseln. »Dann hast du ja den richtigen Fall. Kunst ist dein Metier. Ich suche lieber nach schnödem Gold.«

»Silber!«, warf Lachie ein. »Dieser verlorene Ring, den du finden sollst, ist aus Silber.«

»Egal, falls ich nebenbei noch irgendwo einen Goldschatz entdecke, nehm ich den auch mit. Ich teil dann mit euch«, versprach Finola.

Lachie hob die Brauen und setzte zum Sprechen an.

»Nimm sie nicht so ernst«, sagte Anne. »Sag mir lieber, ob ich noch etwas wissen muss.«

»Nein, ich denke, das war alles.«

»Gut, dann lass ich euch jetzt gleich mit dem Spielzeug da drüben allein und geh an meine Buchhaltung.« Anne deutete auf einen großen braunen Karton, der vor einem von Lachies Regalen stand.

»Ist da das Ding drin?«, fragte Finola. »Der Detektor für die Detektivin?«

»Du bist aber extrem guter Laune heute«, stellte Anne fest. »Ich hoffe, die hält an, wenn du morgen in Aviemore den Garten absuchst. Es ist nämlich weiterhin Regen angesagt!«

Kapitel 3

Gegen halb zehn am nächsten Morgen bog Finola von der A 9 ab und nahm die kleine, zunächst parallel zur Schnellstraße verlaufende Nebenstraße nach Aviemore hinein. Der Fluss Spey, von dem die Region Speyside ihren Namen hatte, war hinter einer Baumreihe nur zu erahnen, aber die landschaftliche Schönheit dieses Tals konnte sie auch ohne Blick auf den Spey selbst genießen.

Sie war vor Jahren einmal mit Freunden hier gewesen, erinnerte sich allerdings nicht mehr wirklich an Einzelheiten. Nur die Fahrt mit der Dampfeisenbahn war ihr im Gedächtnis geblieben. Vielleicht fand sie den Ring ja schnell und konnte sich heute Nachmittag noch einmal dieses altmodische Vergnügen gönnen? Im Augenblick regnete es nicht, das war doch ein gutes Zeichen.

Um sich einen Überblick zu verschaffen, fuhr Finola einmal von Süden nach Norden ganz durch die Stadt, vorbei an Banken, Geschäften und natürlich dem Bahnhof. Es wimmelte nicht gerade von Touristen, aber das war Anfang November auch nicht zu erwarten. Erst im Winter würde es hier wieder richtig voll werden, schließlich war Aviemore das älteste Skizentrum Schottlands.

Gut besucht war das Städtchen dennoch, vor allem von Wanderern. Die Läden hatten sich darauf eingestellt, Finola entdeckte im Vorbeifahren eine ganze Menge Shops für Outdoor-Kleidung, an einem verkündete ein großes rotes SALE-Schild sogar großzügige Rabatte.

Erst nachdem es aussah, als ob außer einem Wohngebiet nichts mehr zu entdecken war, wendete sie und fuhr zurück. Am Kreisverkehr, an dem ein modernes Hotel von Aviemore als Touristenzentrum kündete, bog sie ab, überquerte den Spey und hielt Ausschau nach der Straße, die sie zum Hotel bringen würde.

Überraschend schnell entdeckte sie an einem schmalen, frisch geteert aussehenden Weg ein Schild mit der Aufschrift Castle Hotel 1 m. Eine Meile. Im Internet hatte es ausgesehen, als ob das Hotel nur über eine lange gewundene Straße zu erreichen war, aber die Karte war wohl nicht ganz up to date gewesen.

Der Weg stieg steil an und war äußerst eng. Ein entgegenkommendes Fahrzeug war hier wahrscheinlich nicht vorgesehen, es gab nicht einmal eine Ausweichbucht. Schließlich erreichte Finola einen Parkplatz, von dem aus hinter Büschen und Bäumen die Ecke eines Sandsteingebäudes zu sehen war. Sie stellte das Auto neben einem dunkelgrünen Jaguar ab und grinste unwillkürlich.

Der Wagen der Detektei war mittelalt, mittelgroß, mittelschwarz und mitteldreckig und daher ideal, um jemanden in Edinburgh oder einer anderen größeren Stadt unauffällig zu beschatten. Aber hier? Zwischen den hochpreisigen Autos, die auf dem Parkplatz standen, fiel er auf wie ein Maiskorn unter Erbsen.

Nun, sie war glücklicherweise nicht hier, um jemanden zu observieren, sondern um irgendwo auf dem Gelände einen Ring zu finden. Hoffentlich hatte sich diese Brenda Montgomery wenigstens richtig daran erinnert, wo sie überall spazieren gegangen war.

Finola stieg aus, schloss den Wagen ab und marschierte auf das Hotelgebäude zu. Es war trotz des großspurigen Namens nicht wirklich ein Schloss oder eine Burg, nicht einmal eines der typischen schottischen Tower Houses. Es war dennoch irgendwie imposant, die weißen Sprossenfenster lockerten die eher strenge, glatte Sandstein-Fassade auf, und die zahlreichen Kamine vermittelten den Eindruck von Gemütlichkeit.

Die Ausstattung, so stellte Finola fest, als sie das Foyer betrat, war nobel. Dicke Teppiche, dezent grau-weiß gemusterte Sessel um antik wirkende dunkle Holztischchen, ein offener Kamin, eine Ritterrüstung in der Ecke, ein Schild mit Wappen an der Wand, eine große Bodenvase mit frischen Blumen. Rechts eine hohe Holztheke mit einer Klingel – die Rezeption.

Als Finola näher trat, erhob sich die junge Frau, die dahinter gesessen hatte. Ein graues Band hielt ihre dunklen halblangen Locken aus dem Gesicht, sie trug ein Schildchen mit dem Namen Edwina an der weißen Bluse und ein beflissenes Lächeln auf den Lippen.

»Guten Morgen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«

»Ich bin Finola MacTavish und komme im Auftrag von Ms Montgomery, die am Wochenende ein Schmuckstück verloren hat.«

Edwina nickte. »Ich weiß Bescheid. Sie wollen das Grundstück absuchen, nicht wahr?«

»Ja. Ich habe einen Metalldetektor dabei und hoffe, dass ich schnell fündig werde.«

»Einen Metalldetektor?« Edwina riss die Augen auf. »Darf ich den mal sehen?«

»Gerne. Er ist im Moment noch im Auto, aber ich hole ihn gleich. Vielleicht können Sie mir zeigen, wo der Rosengarten ist? Ms Montgomery meinte, sie wäre hauptsächlich dort gewesen.«

Edwina schmunzelte. »Klar, das ist der abgelegenste Teil des Grundstücks. Und sie und ihr Mann machten den Eindruck, dass ihnen sehr nach – äh, Romantik war. Ich glaube, sie waren noch nicht lange verheiratet.«

Doch, das war sie, dachte Finola. Nur nicht mit dem Mann, mit dem sie den Rosengarten aufgesucht hatte. Aber das ging die Rezeptionistin nichts an.

Die kam hinter ihrer Theke hervor und deutete auf einen Flur, der vom Foyer ins Innere des Hotels führte.

»Kommen Sie, ich zeige Ihnen den kürzesten Weg, wir gehen einmal quer durchs Haus.«

Finola folgte ihr vorbei an einer schmalen und mit dickem Teppich belegten Treppe und einem gläsernen Fahrstuhl. Durch die Glasscheiben des Wintergartens, den sie schließlich betraten, konnte Finola nicht nur eine gepflegte Rasenfläche, sondern in einiger Entfernung auch einen waldbestandenen Hang sehen – hier begannen die Cairngorms. Ob es direkt vom Hotelgelände aus einen Wanderweg gab?

»Der Rosengarten ist dort, hinter der Hecke, von hier aus sieht man ihn nicht«, erklärte Edwina und deutete schräg nach links, wo dichtes Grün wie eine Mauer den weiteren Verlauf des Gartens verbarg. »Sie können vom Parkplatz aus auch ums Haus und direkt dahin gehen. Aber vielleicht wollen Sie ja den genauen Weg verfolgen, den die Montgomerys genommen haben? Die sind wahrscheinlich hier durchgekommen.«

»Ja, ich denke, das werde ich machen. Könnte ja sein, dass der Ring schon unterwegs verloren gegangen ist.«

»Wie man einen Ring so einfach verlieren kann, versteh ich ja nicht wirklich.« Edwina sah auf ihre Hände, und Finola stellte schmunzelnd fest, dass sie an den meisten Fingern mehrere Ringe trug.

»Ich habe noch nie einen Ring verloren«, erklärte die junge Frau, »nur Ohrringe.«

»Ja, das kenne ich.« Finola fasste sich unwillkürlich an die Ohrläppchen, und beide begannen zu lachen.

»Hallo – ist hier niemand?«, rief jemand energisch aus dem Hotelinnern.

»Sorry! Die Gäste wollen wohl auschecken.«

»Kein Problem. Ich komme zurecht, danke, Edwina.«

»Eddie!«, berichtigte diese und eilte zurück zur Rezeption.