MacTavish & Scott - Die letzte Vorstellung - Gitta Edelmann - E-Book

MacTavish & Scott - Die letzte Vorstellung E-Book

Gitta Edelmann

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Beschreibung

Folge 9: Finola nutzt eine ruhige Phase in der Detektei und nimmt spontan eine Rolle in der Theatergruppe ihrer Cousine Tamlin in Aberdeen an. Die vorherige Hauptdarstellerin fällt wegen eines Unfalls mit Fahrerflucht aus. Als es bei den Proben für das Stück erneut ein Unglück gibt, wird Finola jedoch misstrauisch ... Sie hört sich unauffällig bei den Schauspielern um - es scheint nicht alles so eitel Sonnenschein zu sein, wie sie ihr glauben machen wollen. Gibt es in der Theatergruppe jemanden, der auf Rache aus ist? Bei ihren Nachforschungen trifft Finola auf eine Astrologin, die dem Theaterstück schon im Vorfeld Schwierigkeiten prophezeit hat. Und schon bald bleibt es nicht mehr bei Unfällen ...

Über die Serie: Finola MacTavish und Anne Scott sind die Lady Detectives von Edinburgh! Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen sie die erstaunlichsten Kriminalfälle - und machen mit Herz, Mut und ungewöhnlichen Methoden den Verbrechern der Stadt das Leben schwer. Doch auch in ihrem eigenen Leben geht es mitunter turbulent zu: Finola hat eigentlich die Nase voll von der Liebe, läuft dann aber doch dem einen oder anderen attraktiven Mann über den Weg. Und Anne trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum ... Wie gut, dass Finola immer die passende Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand hat. Und wenn die nicht hilft, dann ein frisch gebackener Cupcake!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeMacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die SerieTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Über die AutorinLeseprobeImpressum

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Über diese Folge

Finola nutzt eine ruhige Phase in der Detektei und nimmt spontan eine Rolle in der Theatergruppe ihrer Cousine Tamlin in Aberdeen an. Die vorherige Hauptdarstellerin fällt wegen eines Unfalls mit Fahrerflucht aus. Als es bei den Proben für das Stück erneut ein Unglück gibt, wird Finola jedoch misstrauisch … Sie hört sich unauffällig bei den Schauspielern um – es scheint nicht alles so eitel Sonnenschein zu sein, wie sie ihr glauben machen wollen. Gibt es in der Theatergruppe jemanden, der auf Rache aus ist? Bei ihren Nachforschungen trifft Finola auf eine Astrologin, die dem Theaterstück schon im Vorfeld Schwierigkeiten prophezeit hat. Und schon bald bleibt es nicht mehr bei Unfällen …

MacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die Serie

Die junge Schottin Finola MacTavish zieht von der malerischen Isle of Skye nach Edinburgh, um dort in der Kanzlei von Anne Scott als Detektivin zu arbeiten. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen die beiden Lady Detectives die verblüffendsten Fälle. Finola merkt dabei schnell, dass sie ein Händchen fürs Ermitteln und Beschatten hat – am liebsten in Verkleidung. Noch dazu hat sie immer die Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand, die überraschend effektiv wirkt – auch bei Anne, die jedoch ein dunkles Geheimnis zu haben scheint …

Die letzte Vorstellung

Kapitel 1

»Und weil du die Sache so schnell geklärt hast, hat der Klient noch ein Scheinchen für dich draufgelegt, und das sogar in bar.« Anne schob Finola eine Fünfzig-Pfund-Note der Bank of Scotland zu.

Finola grinste und schnappte sich den Schein. »Endlich gibt’s hier in diesem Laden mal Trinkgeld. Das kann ich heute Abend im Pub mit Laurie gleich unter die Leute bringen. Wir müssen schließlich feiern, dass Freitag ist.«

Sie faltete die Banknote zusammen und steckte sie in die Jeanstasche. Die Besprechung zum Wochenabschluss war dieses Mal äußerst befriedigend.

»Und wie geht’s für mich nächste Woche weiter? Gibt es wieder eine untreue Ehefrau zu beschatten? Oder zur Abwechslung vielleicht mal einen Ehemann?«, erkundigte sie sich.

»Leider, leider nichts dergleichen.« Nun grinste Anne.

Finola seufzte theatralisch. »Oh, dabei hatte ich mich gerade so daran gewöhnt. Drei derartige Fälle hintereinander – da kriegt man endlich so richtig Erfahrung im Observieren und im heimlichen Fotografieren bei Wind und Wetter. Und verliert ein bisschen den Glauben an die Treue …«

»Nun, meistens merkt der Partner oder die Partnerin es eben doch, wenn was nicht stimmt. Andererseits … Als du damals Craig Erskine observiert hast, war der Arme bekanntlich unschuldig. Gibt’s also auch.«

Finola nickte. Sie erinnerte sich gut an den allerersten Auftrag, den sie für Annes Detektei übernommen hatte. Und obwohl das noch kein Jahr her war, war ihr Leben seither nicht mehr dasselbe. Sie war Annes Geschäftspartnerin geworden und hatte für MacTavish & Scott inzwischen eine Menge Fälle gelöst, teils harmlose, teils aber auch nicht ganz so harmlose.

»Craigs Frau neigt dazu, Gespenster zu sehen, und sie ist meiner Meinung nach krankhaft eifersüchtig«, sagte Finola.

Anne seufzte. »Amanda ist kein einfacher Mensch, das war sie schon als Kind nicht. Ihre Eltern haben sie auf der einen Seite sehr verwöhnt, auf der anderen waren sie immer recht wenig zugänglich.«

»Müssen wir jetzt ausgerechnet über Amanda reden? Es reicht mir, wenn ich sie beim Scottish Country Dancing treffe.«

»Über wen sollen wir sonst sprechen?«, fragte Anne und schmunzelte. »Über Gary?«

»Warum sollten wir? Ihm geht es gut, und nein, er ist immer noch nicht mehr als ein guter Freund. Wird er auch nie sein. Aber wie wäre es mit Lachie als Gesprächsthema?« Finola hob provozierend die Brauen.

»Lachie geht es ebenfalls gut.«

»Das ist nicht zu übersehen.«

»Habe ich da meinen Namen gehört?«

Finola drehte sich um. Lachie stand an der offenen Tür zu Annes Büro und sah von ihr zu Anne und zurück.

»Ihr werdet doch nicht heimlich über euren besten Mitarbeiter sprechen?«, fragte er und trat näher.

»Ich hab dir gerade die Unterlagen vom Clayton-Fall rübergeschickt, Boss«, informierte er Anne.

»Danke, wir sind hier gleich fertig«, sagte die, und in ihrem Blick zu Lachie lag deutlich mehr als beruflicher Umgang oder eine einfache Freundschaft.

Finola verkniff sich ein wissendes Lächeln und wandte sich an Lachie. »Wir beeilen uns«, versprach sie. »Deine Liebste muss mir nur noch sagen, was ich ab Montag zu tun habe.«

Anne verdrehte die Augen. »Finola, du wirst in deiner Wortwahl extrem unprofessionell.«

»Ist doch wahr, oder nicht?«

Lachie nickte eifrig und zwinkerte.

Anne griff nach einem grauen Papphefter, der auf ihrem Schreibtisch bereitlag.

»Gut, Finola, dann machen wir schnell, damit du mit Laurie in den Pub kommst und Lachie und ich, äh, ins Kino. Im Dominion läuft ein Film, den wir sehen wollen.«

Finola hinterfragte diese Aussage lieber nicht. So ganz hatte sie sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Lachie für Anne nun mehr war als der Computernerd der Detektei und ein alter Freund.

»Also.« Anne schlug die Akte auf. »Auftraggeberin ist Nadia Nowak. Es geht um ihre Schwester Aleksandra Swan, neununddreißig, verheiratet mit Pete Swan, zweiundfünfzig. Ms Nowak arbeitet als Krankenschwester in der Royal Infirmary, und ihr ist aufgefallen, dass ihre Schwester in den letzten Monaten häufig verletzt war. Ein angebrochener Unterarm, ein verstauchter Fuß, blaue Flecken, die von einem Sturz auf der Treppe stammen sollten …«

»Sie denkt an häusliche Gewalt?«

Anne nickte. »Verdächtig ist nicht nur, dass die Verletzungen sich häufen, sondern auch, dass Ms Swan versucht, diese vor ihrer Schwester zu verbergen.«

»Hat Ms Nowak sie darauf angesprochen?«

»Ja, das hat sie natürlich getan. Ms Swan behauptet allerdings steif und fest, dass ihr Mann sie nicht misshandelt.«

»Hm, schwierig.«

Anne nickte. »Deswegen hat Ms Nowak auch lange gezögert. Aber nun will sie Gewissheit haben, was da los ist. Sie hofft, dass sie ihrer Schwester helfen kann, wenn die Beweislage klar ist. Kürzlich hat sie nach einem Besuch die Nachbarin der Swans getroffen und versucht, sie auszuhorchen, dabei kam jedoch nichts raus. Außer, dass die Nachbarin dieses Wochenende auszieht, die Nachmieter aber erst zum Monatsanfang einziehen.«

»Die Wohnung steht also ein paar Tage leer?«

»Ja. Und Ms Nowak hat geschickterweise angeboten, dass sie den erwarteten Klempner reinlässt. Damit löst sie ein größeres Problem für die Nachbarin und kriegt daher von ihr am Sonntag die Schlüssel.«

»Sodass ich einen Beobachtungsposten habe, der endlich mal warm und trocken ist.« Finola nickte zufrieden.

»Du kannst offiziell sogar die neue Nachbarin sein, die Swans kennen die Leute nicht, als solche dürfte es auch kein Problem werden, in direkten Kontakt zu treten, falls das nötig wird.«

»Okay. Gib her, den Rest kann ich selbst lesen. Ab Montag wohne ich also in …?«

»Fountainbridge.«

»Fein. Da bleibe ich ganz in eurer Nähe.« Finola grinste. »Und einen guten Pub haben die dort auch. Im Diggers waren Laurie und ich schon länger nicht mehr.Sonst noch was?«

»Vorerst nicht.«

»Kein kleines zweites Fällchen? Und was mache ich die ganze Zeit, während das Objekt meiner Observierung arbeitet? Sie hat doch einen Job, oder?«

»Ja, in einem dieser Touri-Shops auf der Royal Mile.«

»Da gibt es übrigens auch Pubs«, mischte sich Lachie ein.

»Wo nicht?«, fragte Finola grinsend. »Leider ist es derzeit aber noch zu winterlich, um draußen zu sitzen und den Shop im Blick zu behalten. Außerdem erscheint mir der Umgang mit Touristen in aller Öffentlichkeit nicht so gefährlich wie der mit einem möglicherweise gewalttätigen Ehemann hinter der geschlossenen Wohnungstür.«

Anne nickte. »Tut mir leid, ein kleines zweites Fällchen habe ich nicht, du kannst dich also ein wenig ausruhen. Alles andere, was sonst reingekommen ist, fällt in den Bereich von Cyber-Man.«

Lachie begann zu lachen. »Ich hätte dir nicht erzählen sollen, dass ich als Junge ein Superhelden-Fan war, dearie.«

»Zu spät!« Anne sah ihn liebevoll an.

Finola griff nach der Akte und stand auf. Sie würde sie am Wochenende in Ruhe durchsehen und sich überlegen, welche Art Nachbarin für Aleksandra Swan wohl vertrauenerweckend rüberkommen könnte. Sie hatte genug Zeit, sich eine glaubwürdige Legende zusammenzuspinnen.

»Wenn das alles ist …?«

»Ist es. Grüße an Laurie, und viel Spaß heute Abend.«

»Von mir auch«, fügte Lachie hinzu.

Als Finola das Büro verließ und einen letzten Blick zurückwarf, stand er hinter Anne, die Hände auf ihre Schultern gelegt, und Anne lehnte ihren Kopf an seinen Arm. Es bedurfte wirklich keiner detektivischen Meisterleistung, um zu sehen, was mit den beiden los war.

Kapitel 2

Der Pub war – typisch für einen Freitagabend – voll, und es war ganz schön laut. Finola musste sich hinter einer Gruppe von Leuten, die unüberhörbar einen Geburtstag feierten, durchdrängen, um an die Bar zu kommen. In absehbarer Zeit einen Sitzplatz zu kriegen, war unwahrscheinlich, aber Laurie hielt trotzdem danach Ausschau. Vielleicht würden ja einige Leute, die direkt nach der Arbeit hier nur noch ihr Pint trinken wollten, bald wieder gehen.

Finola bestellte zwei Cider und bezahlte, dann balancierte sie die Getränke zurück zu dem Stehtisch, an dem ihre Freundin die Stellung hielt.

»Endlich! Ich bin fast verdurstet!« Laurie stöhnte, als Finola ihr eines der Gläser reichte, und nahm sofort einen großen Schluck. »Heute war wirklich die Hölle los. Schon um halb fünf hatte ich im Café nicht einen einzigen Cupcake mehr, und der Salatkram ist mir kurz danach ausgegangen. Nur die Suppe hat bis zum Schluss gereicht. Knapp!«

»Klingt gut – das sah ja schon mal anders aus. Wenn ich da an letztes Jahr denke … Cheers.« Finola stieß mit Laurie an. »Auf einen fröhlichen und erholsamen Abend!«

Laurie grinste. »Ja, findest du nicht auch, dass man sich hier so richtig erholen kann?« Mit einer ausufernden Handbewegung zeigte sie auf ihre Umgebung und stieß dabei einen Mann von hinten an.

Er drehte sich um und hob die Brauen. »War das ein Annäherungsversuch?«

Laurie grinste ihn an. »Würde der sich denn lohnen?«

»Aber klar!«

»Ich überleg’s mir. Zuerst muss ich mit meiner Freundin ein paar Mädchensachen besprechen. Du weißt schon: Wissenschaft, Business, Revolution …«

Der Mann lachte und drehte sich zurück zu seiner Clique.

»Ich finde das hier tatsächlich sehr erholsam«, antwortete Finola nun. »Ich hatte drei Aufträge hintereinander, bei denen ich potenziellen Ehebruch beweisen sollte. Das waren ganz schön viele Stunden allein in der Kälte!«

»Im Sommer ist das sicher einfacher.«

»Klar. Da kann ich als Touristin leicht irgendwo rumlungern. Das ist relativ unauffällig. Auf jeden Fall hab ich es besser als ein männlicher Detektiv. Wenn ein Mann länger an einem Ort steht und sich umsieht, fällt er viel eher auf und erregt Argwohn.«

Laurie nickte. »Und du hast zudem noch deine Verkleidungen.«

Die Gruppe neben ihnen brach in lautstarkes Gelächter aus, und sie mussten warten, bis sie ihr eigenes Wort wieder verstehen konnten. Sie nutzten die Zeit, um sich mit ihrem Cider zu beschäftigen.

»Kriegst du nicht bald noch mal einen großen Fall?«, fragte Laurie schließlich.

»Groß? Was heißt groß?«

»Na, irgendwas mit Diebstahl von was Wertvollem oder Mord oder so.«

Finola lächelte und schüttelte den Kopf. »Du machst dir völlig falsche Vorstellungen von der Arbeit einer Privatdetektivin. Mord ist auf jeden Fall Sache der Polizei. Und wenn wir mit Diebstählen in Firmen zu tun haben, hilft oft schon eine von Lachies hübschen Überwachungskameras. Überhaupt ist vieles mit Technik lösbar. Oder mit Recherche im Internet, wenn man zum Beispiel eine Person sucht, deren Aufenthaltsort unbekannt ist.«

»Das klingt nicht besonders spannend.«

Finola schüttelte den Kopf. »Ich hatte in diesem Jahr schon genug Spannung und Gefahr. Ich freue mich auf eine ruhige Observierung aus einer warmen Wohnung heraus. Vielleicht komme ich da sogar endlich mal dazu, zwischendurch in Ruhe zu lesen.«

Laurie reckte den Hals. »Ich glaube, da vorne wird was frei.«

Sie deutete auf den Tisch in der Nische neben der Eingangstür, wo gerade vier Leute aufstanden, und griff nach ihrem Glas. Geschickt schlängelte sie sich an zwei sehr jungen Frauen in High Heels und Miniröcken vorbei, die albern kicherten, und wechselte ein paar Worte mit den Gästen am Tisch, die tatsächlich nun ihre Jacken anzogen.

Finola folgte ihr.

Laurie hatte offensichtlich einen harten Tag in ihrem Café gehabt, denn sie stöhnte erleichtert, als sie sich endlich setzen konnte.

»Ich zahl natürlich, aber kannst du bitte auch die nächste Runde holen?«, fragte sie. »Ich steh hier so bald nicht mehr auf!«

Finola lachte.

»Wie geht’s deinem Gary? Läuft das gut mit ihm und Lu?«, erkundigte sich Laurie jetzt.

»Er ist nicht mein Gary, aber ja, die zwei haben sich gesucht und gefunden. Wart mal!«

Finola angelte ihr Handy aus der bunten Umhängetasche, um Laurie ein Foto zu zeigen, das Gary ihr am Vortag geschickt hatte. Überrascht stellte sie fest, dass sie einen Anruf verpasst hatte. Die angezeigte Nummer kannte sie nicht. Das war ungewöhnlich, denn die Nummer ihres privaten Handys gab sie eigentlich nur wenigen Leuten, schließlich hatte sie noch ein Diensthandy, das Lachie mit allen möglichen Schikanen ausgerüstet hatte.

»Was ist?«, fragte Laurie.

»Ein unbekannter Anruf. Auf meinem Privathandy.« Finola runzelte die Stirn.

»Vielleicht verwählt«, schlug Laurie vor.

Finola blätterte in ihren Nachrichten nach den Fotos von Gary und Lu, die bei einem Strandspaziergang entstanden waren.

»Hier, das hier wollte ich dir zeigen.«

Das Bild zeigte Gary, der in die Hocke gegangen war, und seinen Hund, der sich eng an ihn schmiegte. Beide schienen in die Kamera zu lächeln, und im Hintergrund sah man einen rötlichen Himmel und das Meer.

»Sehr schön. Sehr entspannt«, kommentierte Laurie und leerte ihr Glas. »Ich wär dann so weit.«

Sie zog einen Zwanzigpfundschein aus dem Portemonnaie und reichte ihn Finola.

»Dasselbe noch mal?«

Laurie nickte und wandte sich an das Pärchen, das fragte, ob die beiden weiteren Plätze am Tisch noch frei waren.

Als Finola mit dem Cider zurückkam, waren die drei in ein Gespräch über Rugby vertieft. Sie stellte die Gläser ab, setzte sich dazu und schaute noch einmal auf ihr Handy. Ein zweiter Anrufversuch wurde angezeigt, dessen Summen sie im Lärm des Pubs nicht gehört hatte. Dass sich jemand zweimal verwählt hatte, schien ihr nicht sehr wahrscheinlich. Aber vielleicht war dies eine neue Nummer von einer ihrer Freundinnen oder einem Bekannten. Das ließ sich schnell herausfinden.

»Ich bin gleich wieder da«, sagte sie zu Laurie, nahm ihre Jacke und verließ den Pub.

Eiskalte Luft schlug ihr entgegen. Allerdings war sie frisch und klar, und Finola atmete zuerst einmal tief ein und aus, um den Pubmief aus der Nase zu kriegen. Dann drückte sie auf Rückruf. Das Freizeichen ertönte zweimal, es klackte und eine weibliche Stimme sagte: »Gott-sei-Dank erreiche ich dich. Ich brauche deine Hilfe!«

Das klang eher nach einem beruflichen Anruf. Aber wieso auf diesem Handy? Und wer war die Frau, die ihre Hilfe wollte?

»Äh, mit wem spreche ich?«, fragte Finola vorsichtig.

»Sorry, Fi, ich bin’s, Tammie. Granny hat mir deine Nummer gegeben.«

Tammie? Ihre Cousine Tamlin?

»Long time no hear«, kommentierte Finola. »Aus welchem Loch bist denn du gekrochen?«

»Wenn du damit fragst, wo ich bin … In Aberdeen natürlich.«

Finola schwieg.

»Ja, ich weiß, wir hatten lange keinen Kontakt mehr«, sprach Tamlin weiter. »Aber du weißt ja, wie das ist: Das Leben kommt den Plänen immer wieder in den Weg.«

»So kann man es sagen.«

»Hör mal, Fi, ich hab von Granny gehört, dass es dir vor drei Jahren echt scheiße ging, aber da steckte ich gerade mitten in meiner Scheidung, und ich sag dir, das war auch kein Spaziergang.«

Ja, drei Jahre war es jetzt her, dass ihr Freund sie betrogen hatte, kurz darauf ihre beste Freundin gestorben war und schließlich ihre Chefin die Physiotherapie-Praxis verkauft hatte, um nach Australien zu gehen. Glücklicherweise lag all das in der Vergangenheit. Es war nicht einfach gewesen, ein neues Leben aufzubauen, doch nun war es gut.

»Ich wollte mich immer bei dir melden«, erklärte Tamlin, »nur … So besonders eng war unser Kontakt ja schon die Jahre vorher nicht. Ich dachte, du bist einfach mal ebenfalls auf Harris, wenn ich Granny besuche. Hat aber nicht geklappt.«

»Und deshalb rufst du mich heute an.«

»Besser spät als nie, oder?«

»Und dann brauchst du gleich meine Hilfe?«

»Ja, sorry, ich weiß, dass das jetzt ein bisschen doof aussieht, und ich kann natürlich voll verstehen, wenn du Nein sagst, aber du bist die Einzige, die uns helfen kann, und die anderen haben mich gebeten, dich einfach mal zu fragen …«

»Die anderen?« Worauf wollte Tamlin hinaus?

»Die Golden Players. Meine Theatergruppe. Du hast doch schon mal die Gwendolen in The Importance of Being Earnest gespielt.«

»Das ist Jahre her.«

»Aber wie ich dich kenne, hast du die Worte nicht vergessen.«

»Worauf willst du hinaus?«

Am anderen Ende der Leitung erklang ein tiefes Seufzen.

»Kannst du nicht nach Aberdeen kommen und für uns den Part der Gwendolen übernehmen? Carrie sollte sie spielen, aber sie fällt ungeplant längere Zeit aus.«

»Es wird doch auch in Aberdeen Leute geben, die einspringen können.«

»Eben nicht. Oder zumindest keine, die das Stück kennen und so kurzfristig aushelfen können.«

Ein kalter Windstoß blies die Straße entlang und nahm Finola kurz den Atem.

»Du kannst natürlich bei mir wohnen«, fuhr Tamlin fort, »und es ist ja nur für eine Woche. Die Aufführungen sind am kommenden Wochenende. Wäre doch auch eine schöne Möglichkeit, dass wir uns gegenseitig wieder aufs Laufende bringen.«

»Äh, du erwartest wirklich von mir, dass ich hier alles stehen und liegen lasse und nach Aberdeen fahre, um mit euch Theater zu spielen?« Finola runzelte die Stirn.

»Ich erwarte das natürlich nicht, sondern ich bitte dich. Herzlich. Wir müssen sonst hier alles absagen, und da hängt eine Menge dran. Bitte, Fi, überleg es dir. Ich würde mich außerdem so freuen, dich wiederzusehen.«

»Okay. Ich überleg’s mir. Ich melde mich morgen, muss jetzt los. Bye, Tam.«

»Wenn du noch irgendwelche Fragen oder Zweifel hast, ruf mich an. Tag oder Nacht.« Tamlins Stimme klang drängend.

»Ich melde mich«, wiederholte Finola und beendete das Gespräch.

Sie steckte das Handy in die Tasche. Einen Augenblick stand sie noch still und ließ den kalten Wind ihr Haar zausen. Dann ging sie zurück in den Pub.

»Und, wer war’s?«, fragte Laurie sofort.

»Meine Cousine.«

»Du hast eine Cousine?«

»Sieht so aus.«

Laurie schaute Finola skeptisch an, fragte aber nicht weiter, sondern widmete sich erneut dem Gespräch mit den beiden anderen am Tisch, das inzwischen von Rugby zu Cricket gewechselt hatte.

Langsam trank Finola ein paar Schlucke. Natürlich konnte sie nicht einfach schnell mal für eine Woche nach Aberdeen fahren. Sie hatte ab Montag einen neuen Fall. Andererseits … Sie und Tamlin hatten sich als Kinder bestens verstanden. Später hatten sie sich nur noch selten gesehen, aber ja, im Grunde hatte Tamlin recht, dass einfach das Leben dazwischengekommen war und ihre Verbindung gekappt hatte. Schließlich hatte sich auch Finola nicht mehr bei der Cousine gemeldet.

War dies die Gelegenheit für einen Neuanfang? Möglich, selbst wenn sie nicht gleich nach Aberdeen fuhr und zu Lady Gwendolen Fairfax mutierte. Doch während sie mit halbem Ohr dem Gespräch der anderen am Tisch lauschte, musste sie zugeben, dass es äußerst reizvoll wäre, wieder einmal Theater zu spielen. Sie hatte als Kind schon die Schulaufführungen geliebt und später in Glasgow mit ihrer Amateurtheatergruppe einige Stücke gespielt. Auch Oscar Wilde.

Sie liebte es, in andere Figuren zu schlüpfen. Natürlich konnte sie das jetzt als Detektivin immer noch tun, aber der große Applaus für die glaubhafte Darbietung einer südenglischen Studentin auf dem Selbstfindungstrip, eines Zimmermädchens oder einer Büroaushilfe blieb aus.

Finola seufzte.

Sie würde morgen beim Frühstück mit Anne reden müssen. Hoffentlich übernachtete die nicht bei Lachie.

Kapitel 3

»Guten Morgen«, grüßte Anne und trat in die Küche.

Finola saß am großen Tisch und sah irgendwie erleichtert aus, als sie Annes Gruß erwiderte.

Sie hatte für drei gedeckt, die dicke Teekanne stand neben dem Wasserkocher, und zwei Scheiben Toast ragten aus dem Toaster, bereit, hinuntergedrückt und geröstet zu werden.

Anne schmunzelte und ging hinüber zum Schrank, um das Wasser einzuschalten.

»Lachie kommt auch gleich. Wusstest du, dass er hier ist, oder wieso …«

»Erstens bin ich die Ururenkelin von Sherlock Holmes, und zweitens: Wenn ich am späten Abend heimkomme und Lachies Schuhe unten im Flur stehen, kann ich recht leicht daraus schließen, dass er um diese Jahreszeit nicht barfuß heimgegangen ist. Wie war euer Kinobesuch?«

»Schön. Interessant«, log Anne. Tatsächlich waren sie zu Hause geblieben und hatten aneinandergeschmiegt vom Sofa aus ferngesehen und Wein getrunken. »Und wie war’s im Pub?«

»Laut und voll, wie es sich gehört.«

Anne setzte sich Finola gegenüber. »Klingt gut. Du wirkst nachdenklich, ist was passiert?«

»Wie man’s nimmt. Meine Cousine Tamlin hat mich angerufen.«

»Deine Cousine? Hab ich von der schon mal gehört?«

»Tamlin ist die Tochter der verstorbenen Schwester meines Vaters. Wir hatten Jahre keinen Kontakt, und jetzt …«

Finola zuckte mit den Achseln. »Es ist ein bisschen seltsam, dass sie sich so plötzlich bei mir meldet und dann auch noch mit der irren Vorstellung, dass ich hier alles stehen und liegen lasse, nach Aberdeen fahre und für eine ausgefallene Schauspielerin ihrer Theatergruppe einspringe.«

Anne hob die Brauen. »Das klingt tatsächlich ein bisschen seltsam.«

Der Wasserkocher schaltete sich mit einem lauten Klacken aus, und Anne erhob sich, um den Tee aufzugießen. Sie stellte die Teekanne neben den Milchtopf auf den Tisch und setzte sich wieder.

»Zwei Frauen in der Küche und keine am Herd?«, kommentierte Lachie, der nun zur Tür hereinkam. »Das ist ja hervorragend, dann kann ich dort in Ruhe werkeln. Rühr- oder Spiegeleier? Und wer möchte bacon? Pilze und Tomaten? Sonst noch was?«

»Du willst uns ein traditionelles warmes Frühstück machen?« Finola riss begeistert die Augen auf. »Das könnte mich retten! Spiegelei, bitte.«

»Ich rette dich gerne, das weißt du. Und du, Annie?«

»Ich schließe mich Finola an.«

Während Lachie sich am Herd vergnügte und der Duft von gebratenem Speck durch die Küche zog, erzählte Finola vom Anruf ihrer Cousine und ihrer plötzlichen Bitte.

»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, gestand sie. »Wir hatten ewig keinen Kontakt, und nun ruft sie mich an und will, dass ich mal eben bei einem Theaterstück einspringe?«

»Immerhin scheint sie dich nicht völlig vergessen zu haben. Und ist die Idee wirklich so abwegig?«, gab Anne zu bedenken. »Eigentlich wäre das eine gute Gelegenheit, die Familienbande erneut zu knüpfen.«

»Hm.«

Anne warf Lachie einen Blick zu, doch er hantierte weiter am Herd, und sie konnte von seinem Rücken nicht ablesen, was er dachte.

»Aber egal, ich kann ja ohnehin hier nicht weg.« Finola goss ihnen allen Tee ein und fügte Milch hinzu.

»Dein Tee steht bereit, Lachie.«

»Danke, ich bin gleich so weit.«

Tellerklappern bestätigte seine Worte.

In den folgenden Minuten widmeten sie sich ihrem Frühstück und sprachen nur wenig. Das gab Anne Zeit, über die Fälle für die nächste Woche nachzudenken. Außer diesem möglichen Misshandlungsfall gab es keinen, der Finolas besonderer Fähigkeiten bedurfte, oder? Sie selbst hatte nur ein paar Interviews im Rahmen einer Personenüberprüfung für einen potenziellen Arbeitgeber durchzuführen. Alle in Edinburgh. Eigentlich …

»Ich finde, du solltest fahren«, sagte sie.

Finola sah von ihrem Teller auf.

»Wie meinst du das? Ich arbeite ab Montag an einem neuen Fall, und wie ich solche Observierungen kenne, werde ich den nicht in vierundzwanzig Stunden lösen.«

Anne warf Lachie einen Blick von der Seite zu. Er sah sie an und lächelte.

»Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass Ms Scott gerne selbst mal wieder Außendienst machen würde«, stellte er fest. »Somit kann Ms MacTavish in der nächsten Woche beurlaubt werden, denn meine Wenigkeit hält das Fort in Albert Terrace auch alleine.«