MacTavish & Scott - Die verschwundene Detektivin - Gitta Edelmann - E-Book

MacTavish & Scott - Die verschwundene Detektivin E-Book

Gitta Edelmann

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Beschreibung

Finola MacTavish und Anne Scott suchen eine neue Mitarbeiterin für ihre kleine Detektei, die sie entlasten soll. Allerdings ist das nicht ganz so einfach wie gedacht, denn die meisten Bewerberinnen scheinen eher ungeeignet. Und als sich Finola und Anne nach den Vorstellungsgesprächen endlich für eine Kandidatin entscheiden, ist diese plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Hat sie kein Interesse mehr an dem Job? Oder hat ihre Mitbewohnerin womöglich recht, und ihr ist etwas passiert? Auch Finola ist beunruhigt und begibt sich auf die Suche ...

Über die Serie: Finola MacTavish und Anne Scott sind die Lady Detectives von Edinburgh. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen sie die erstaunlichsten Kriminalfälle - und machen mit Herz, Mut und ungewöhnlichen Methoden den Verbrechern der Stadt das Leben schwer. Seit Neuestem haben sie Verstärkung von einer dritten Detektivin. Doch auch in ihrem eigenen Leben geht es mitunter turbulent zu. Wie gut, dass Finola immer die passende Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand hat. Und wenn die nicht hilft, dann ein frisch gebackener Cupcake!

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Inhalt

CoverGrußwort des VerlagsÜber diese FolgeMacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die SerieTitelKapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Über die AutorinImpressum

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Über diese Folge

Finola MacTavish und Anne Scott suchen eine neue Mitarbeiterin für ihre kleine Detektei, die sie entlasten soll. Allerdings ist das nicht ganz so einfach wie gedacht, denn die meisten Bewerberinnen scheinen eher ungeeignet. Und als sich Finola und Anne nach den Vorstellungsgesprächen endlich für eine Kandidatin entscheiden, ist diese plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Hat sie kein Interesse mehr an dem Job? Oder hat ihre Mitbewohnerin womöglich recht, und ihr ist etwas passiert? Auch Finola ist beunruhigt und begibt sich auf die Suche …

MacTavish & Scott – Die Lady Detectives von Edinburgh: die Serie

Finola MacTavish und Anne Scott sind die Lady Detectives von Edinburgh. Gemeinsam mit dem Computergenie Lachie lösen sie die erstaunlichsten Kriminalfälle - und machen mit Herz, Mut und ungewöhnlichen Methoden den Verbrechern der Stadt das Leben schwer. Seit Neuestem haben sie Verstärkung von einer dritten Detektivin. Doch auch in ihrem eigenen Leben geht es mitunter turbulent zu. Wie gut, dass Finola immer die passende Kräutermedizin ihrer Granny zur Hand hat. Und wenn die nicht hilft, dann ein frisch gebackener Cupcake!

Die verschwundene Detektivin

Kapitel 1

Anne Scott hatte sich in ihre sogenannte »Business-Schale« geworfen. Sie trug im Gegensatz zu den bunten Wallegewändern, in die sie sich privat so gern hüllte, einen ihrer zeitlosen grauen Hosenanzüge mit einer zartlila Bluse.

Auch das stand ihr, stellte Finola fest. Mit ihrem kurzen Pfeffer-und-Salz-farbenen Haar verkörperte Anne aufs Beste die Rolle der gediegenen Chefin der Detektei MacTavish & Scott. Und genau das brauchten sie heute.

Finola selbst würde in den nächsten Stunden in Jeans und Pulli eine Nebenrolle spielen, nämlich die der Angestellten Finola Grey, so hatten Anne und sie es abgesprochen. Zum einen war es für eine Bewerberin sicher angenehmer, beim ersten Gespräch nicht gleich zwei Chefinnen gegenüberzusitzen. Zum anderen hatte Finola so die Gelegenheit, die Kandidatin unauffälliger zu beobachten.

Anne stellte den vollen Wasserkocher neben die roten Teebecher auf das Schränkchen in der Besprechungsecke. Milch und Zucker standen bereit, ebenso ein Glastellerchen mit shortbread fingers.

»Ich hoffe, die Damen sind jeweils pünktlich«, sagte sie.

Finola grinste. Sie erinnerte sich gut daran, wie abgehetzt sie zu ihrem Vorstellungsgespräch bei Anne erschienen war, weil diese in ihre Einladungsmail ausdrücklich das Wort »pünktlich« geschrieben hatte und ihr Bus verspätet gewesen war.

»Wenn der angesetzte Zeitpunkt vorbei ist, musst du ihnen ja die Tür nicht mehr aufmachen«, schlug sie vor.

Anne schüttelte den Kopf. »Erstens halte ich es für besser, wenn du zur Tür gehst und die Bewerberin hier hereinführst …«

»Stimmt, dann ist mein niedriger Rang in dieser Firma gleich offenkundig.«

Finola grinste und griff nach einem der Kekse. Bei shortbread fiel es ihr einfach schwer, sich zurückzuhalten.

»… und zweitens könnte es einen triftigen Grund geben, dass jemand zu spät kommt. Den würde ich mir dann doch gerne anhören.«

»Und drittens«, fügte Finola hinzu, »haben wir nicht so viele Kandidatinnen, dass wir aus solch banalen Gründen von vornherein ablehnen sollten. Sind ohnehin nur vier, die wir uns genauer anschauen können.«

»Genau.«

»Vielleicht hättest du besser einen anderen Anzeigentext wählen sollen?«, überlegte Finola laut. »Mitarbeiterin gesucht für Büroarbeiten und kleinere Sonderaufgaben klingt nicht allzu verlockend.«

»Als ich im letzten Jahr explizit nach einer Nachwuchs-Detektivin gesucht habe, haben sich nur die unmöglichsten Leute gemeldet.«

Anne betrachtete nachdenklich die drei Sessel um den kleinen Tisch, an dem sie sonst Gespräche mit Klientinnen und Klienten führte. Meist fiel es denen leichter, sich in einer privateren Atmosphäre zu öffnen und genaue Auskünfte über ihre Sorgen und Wünsche zu geben.

»Soso. Die unmöglichsten Leute. Danke!« Finola lachte und biss in ihr shortbread.

»Bis auf dich natürlich. Du hattest irgendwas …«

»Einen Detektivinnen-Grundausbildungsschein von einer dubiosen Agentur und türkisfarbene Haare«, murmelte Finola mit vollem Mund. »Das war unwiderstehlich.«

»Genau, aber du hast mir ja, noch bevor ich gefragt habe, versprochen, die zu entfärben, falls du die Stelle kriegst. Das war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.« Anne grinste schelmisch. »Und vor allem warst du im Gegensatz zu anderen Bewerberinnen mit einem geringen Gehalt und dem Zimmer hier im Haus zufrieden.«

»Apropos Zimmer …«, setzte Finola an, doch Anne schüttelte den Kopf.

»Lass uns später darüber sprechen. Gleich müsste Caroline Hampton hier auftauchen. Sie ist einundfünfzig, hat als Check-in-Agent am Flughafen gearbeitet und sucht jetzt einen zentraler gelegenen Job, bei dem sie nicht immer schon frühmorgens vor Ort sein muss.«

»Könnte passen, dass sie dich entlastet.«

»Mal sehen«, sagte Anne. »Mir wäre es am liebsten, wenn sie nach der ersten Einarbeitungszeit auch routinemäßige Observierungen übernehmen könnte, um dich für komplexere Fälle freizustellen.«

»Wenn du dabei an das Aufdecken heimtückischer Mordfälle oder gefährliche Drogengeschäfte denkst, nein, danke.« Finola seufzte tief. »Da passe ich in Zukunft lieber. Der letzte Auftrag ist mir gar nicht gut bekommen.«

Sie hatte ihre Unaufmerksamkeit während der Ermittlung teuer bezahlt und nur knapp überlebt. Was war dagegen schon die erfolgreiche Lösung eines Falles, über die sich die Police Scotland überaus gefreut hatte?

»So was ist bei der Auftragsannahme leider nicht immer abzusehen. Zum Glück ist unser Job aber meistens doch ziemlich harmlos.«

»Außer wenn …«

Es klingelte.

Anne sah auf ihre Armbanduhr. »Drei Minuten vor«, sagte sie zufrieden. »Dann lass uns mal schauen, ob Caroline zu uns passt. Lachie weiß auch Bescheid, dass wir nachher in sein Büro kommen.«

»Hat er die Bewerberinnen von heute eigentlich schon überprüft?«, fragte Finola im Gehen.

»Nein, ich wollte ihm unnötige Arbeit ersparen, bis wir eine Stufe weiter sind.«

Lachie MacKinnan war bei MacTavish & Scott für jene Ermittlungen zuständig, die am Computer erledigt werden konnten. Zudem kannte er sich mit allem aus, was Elektronik und Technik betraf. Auf die meisten Menschen mochte er wirken wie ein gealterter Nerd, der sich in virtuellen Welten wohler fühlte als im richtigen Leben. Er sah mit seiner Stirnglatze und dem dunklen Brillengestell zwar so aus, aber wer ihn näher kannte, wusste, dass dieses Bild trog.

Vor allem hatte Lachie ein sehr gutes Gespür für Menschen, und er würde bei der Entscheidung natürlich mitreden. Nicht nur, weil er schon so lange in dieser Branche arbeitete, sondern auch, weil er inzwischen der Mann an Annes Seite war.

Kurz gingen Finolas Gedanken zu dem Mann an ihrer eigenen Seite, aber da klingelte es erneut. Sie beschleunigte ihre Schritte und konzentrierte sich lieber auf ihre mögliche zukünftige Kollegin.

Caroline Hampton war nicht ganz das, was Anne und Finola sich vorgestellt hatten. Ja, sie war nett und freundlich, das war bei einer Frau, die an einem Flughafenschalter Umgang mit Menschen hatte, nicht anders zu erwarten gewesen. Und sie war engagiert, wenn man das so nennen wollte. »Übereifrig« würde es aber vielleicht besser treffen, fand Finola.

Sie hatte Caroline in Annes Büro begleitet, wo diese für den förmlichen Teil des Gesprächs hinter ihrem Schreibtisch saß. Nach den üblichen Höflichkeiten und den ersten Fragen und Antworten hatte Anne die Bewerberin eingeladen, sich für einen Tee in die Besprechungsecke zu setzen und auch ihre Mitarbeiterin Finola Grey dazugebeten.

»Unsere Finola kann Ihnen auf einige Ihrer Fragen sicher noch besser Auskunft geben. Leider wird sie uns in Kürze verlassen, sodass wir eine Nachfolgerin für sie suchen.«

Bei ihrer freien Platzwahl hatte sich Caroline ausgerechnet auf Annes Sessel gesetzt. Dabei war dort als kleiner Hinweis ein dünnes schwarzes Umschlagtuch über der Armlehne drapiert. Mit etwas Beobachtungsgabe war klar zu erkennen, dass dieser Platz besetzt war. Und war Beobachtungsgabe nicht eine Voraussetzung für die Arbeit als Detektivin?

Natürlich sprach Anne zunächst über Büroarbeiten und fragte nach Carolines Buchhaltungskenntnissen. Diese Antwort fiel zufriedenstellend aus, aber Finola merkte dennoch immer deutlicher, dass die Bewerberin ihr nicht wirklich sympathisch war. Und das lag nicht etwa an ihren hennaroten Haaren oder daran, dass sie so viel Zucker in ihren Tee rührte, dass es Finola innerlich schüttelte. Es waren eher ihr etwas zu exaltiertes Auftreten und die Tatsache, dass sie sich beim Gespräch allein auf Anne konzentrierte und Finola völlig links liegen ließ. Ihre Höflichkeit war also nur oberflächlich, das gab Minuspunkte.

»Und was ist mit den Sonderaufgaben, von denen in der Anzeige die Rede war?«, erkundigte sich Caroline schließlich und beugte sich interessiert zu Anne. »Gehört dazu auch richtige Detektivarbeit?«

»Das ist durchaus im Rahmen des Möglichen«, sagte Anne vage und warf Finola einen Blick zu. »Falls einer unserer Detektive ausfällt oder die Auftragslage zu dicht ist, muss manchmal jemand von uns einspringen. Miss Grey hier hat das auch gelegentlich gemacht. Vielleicht magst du Caroline davon erzählen, Finola?«

Finola glitt innerlich in ihre Rolle und nickte eifrig.

»Einmal habe ich einen Mann verfolgt, von dem seine Freundin glaubte, dass er fremdgeht. Ich habe ihn drei Tage lang beobachtet, immer ab dem Moment, in dem er seine Arbeitsstelle verließ, bis er zu Hause war. War total spannend, was der alles gemacht hat, bevor er heimging. Und natürlich hatte er noch was nebenher laufen. Ich konnte Beweisfotos machen, und seine Freundin war zufrieden. Unglücklich, aber zufrieden. Für mich war das eine schöne Abwechslung zu dem ewigen Bürokram. Der ist doch eher eintönig. Und wenn es nicht die ganze Zeit geregnet hätte, wäre es echt ein toller Job gewesen.«

Caroline sah Finola irritiert an.

»Natürlich musst du schauen, dass du unauffällig aussiehst«, fuhr diese mit Begeisterung fort. »Also Mütze auf die Haare und nix so Schickes anziehen wie jetzt, vor allem nicht solche Schuhe. Kann ja sein, dass du rennen musst.«

Caroline blickte auf ihre Füße in halbhohen eleganten Slingpumps.

Überraschenderweise schienen Finolas Ausführungen sie nicht abzuschrecken. »Selbstverständlich«, sagte sie. »Das machen die Detektive im Fernsehen ja auch immer so.«

»Guckst du auch so gerne Krimis?«, fragte Finola. »Welche Detektivserie schaust du denn am liebsten? Oder magst du lieber Filme mit Polizei? Ich steh ja total aufs NYPD.«

»Äh …«

Caroline warf einen Hilfe suchenden Blick zu Anne. Die hatte – für Finola offensichtlich – Mühe, ernst zu bleiben.

»Sie müssen nicht antworten«, stellte Anne klar.

Caroline wirkte erleichtert, sie war sich wohl unsicher, welches die richtige Antwort gewesen wäre. Und sie wollte unbedingt eine richtige Antwort geben, das war ihr anzusehen.

»Ms Scott, ich habe da ein kleines Problem«, sagte eine Männerstimme aus Richtung der Tür.

Finola hätte beinahe losgeprustet. Was war in Lachie gefahren?

»Ach, Entschuldigung, Boss, ich wollte nicht stören«, fügte er hinzu.

»Schon gut, … Mister Lachlan«, sagte Anne. »Wir sind hier gleich fertig.«

Lachie nickte und zog sich zurück.

Anne wandte sich an Caroline. »Haben Sie noch Fragen?«

»Im Augenblick nicht.«

»Gut. Ansonsten, falls Ihnen noch etwas einfällt, haben Sie meine E-Mail-Adresse.« Anne erhob sich. »Ich melde mich in den nächsten Tagen bei Ihnen, wenn ich alle Bewerberinnen kennengelernt habe.«

Auch Caroline stand nun auf und griff nach ihrer Handtasche, die sie neben dem Sessel auf den Boden gestellt hatte.

»Danke. Dann hoffe ich auf Ihren positiven Anruf«, sagte sie und reichte Anne die Hand.

Anne drückte ihre Finger nur kurz. »Ich begleite Sie noch hinaus.«

Mit einem angedeuteten Nicken in Finolas Richtung verließ Caroline an Annes Seite das Büro.

Finola nahm sich einen shortbread finger und biss genussvoll hinein.

Kapitel 2

Finola und Lachie warteten zusammen auf Anne, als die von ihrer Verabschiedung der ersten Bewerberin ins Büro zurückkehrte.

»Ihr seht nicht begeistert aus«, stellte sie fest.

Finola schüttelte den Kopf. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Frau das Zeug zu einer Detektivin hat. Sie hat sich einfach auf deinen Sessel gesetzt, mich behandelt, als wäre ich nicht wichtig …«

»Du hast deine Rolle zu gut gespielt!«, warf Anne ein. »Auf dich sind schon andere hereingefallen.«

»Stimmt«, gab Finola zu. »Aber sie hat nicht einmal gemerkt, dass ich während ihres Gesprächs mit dir ihre Handtasche geöffnet und hineingeschaut habe. War übrigens nichts Besonderes drin.«

Anne schaute hinüber zu Lachie, der sie verschmitzt anlächelte.

»Und was sollte deine nicht abgesprochene Einlage?«, fragte sie ihn streng. »Ich bin ja fast vom Sessel gekippt, als du mich Ms Scott genannt hast. Das muss das allererste Mal in unserem Leben gewesen sein!«

»Ich denke auch, ja. Aber ich konnte schlecht reinschneien und dearie zu dir sagen.«

»Wieso bist du überhaupt in mein Büro gekommen?«

»Weil ich Sehnsucht nach dir hatte«, behauptete Lachie und wechselte einen Blick mit Finola, die – wie immer bei solchen Sprüchen – die Augen verdrehte.

»Nein, natürlich nicht«, korrigierte er sich dann. »Ich habe vorhin auf eine Auskunft gewartet, und in dieser Zeit doch schon mal kurz nach unserer guten Caroline Hampton geguckt. Also. Den Dienstwagen solltet ihr der Dame jedenfalls nicht anvertrauen. Sie hat einige Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens bekommen, und vor fünf Jahren ist sie mal betrunken am Steuer erwischt worden. Das wollte ich dir gleich sagen, damit du dich nicht zu sehr auf ihre Mitarbeit freust.«

»Allein schon deshalb ist sie raus«, erklärte Finola.

Anne nickte. »Das sehe ich auch so.«

»Du hast aber gut reagiert, Annie«, lobte Lachie. »Mich einfach Mister Lachlan zu nennen … Das war für mich auch ein allererstes Mal.«

»Dein echter Name geht niemanden was an, der nicht hier arbeitet oder mit dir befreundet ist.«

Lachie nickte zufrieden. »Danke, Ms Scott, Boss. Dann geh ich jetzt weiterarbeiten. Und du solltest Finola das shortbread wegnehmen, wenn du in deinen weiteren Gesprächen noch was zu knabbern anbieten willst.«

»Wir haben weitere zwei Packungen im Küchenschrank«, verriet Finola kauend. »Und Miss Grey braucht Nervennahrung.«

»Interessant – wofür?«, fragte Lachie.

»Bist du Mitarbeiter einer Detektei?«

»Steht die Antwort im world wide web?«, erwiderte er.

»Kannst ja mal nachgucken.«

Lachie hob die Brauen. »Cheeky monkey!« Dann wandte er sich wieder an Anne. »Wann kommt die Nächste?«

»In zwanzig Minuten. Ich hole frisches Teewasser. Nimmst du die Becher mit in die Küche, Finola? Und füll bitte den Keksteller nach. Der sieht wirklich inzwischen ein bisschen traurig aus.«

Nummer zwei war eine sehr junge Bewerberin. Lavinia McCormack war erst vierundzwanzig und sah noch jünger aus, fand Anne. Sie war ungeschminkt, hatte dunkle, etwas ungebärdige Locken, und ihre Stimme mit dem melodischen Highland-Akzent klang angenehm.

Im Gegensatz zu Caroline nahm Vinnie, wie sie sich nannte, Finola von Anfang an wahr und bezog sie durch Blicke mit ins Gespräch ein. Sie wählte nicht Annes Sessel, sondern einen der wirklich freien, und machte insgesamt einen aufmerksamen und intelligenten Eindruck.

Als Finola während des Interviews dezent versuchte, an ihre Tasche zu gelangen, bemerkte sie das sofort und nahm sie auf ihren Schoß.

»Stört mein Beutel hier?«, fragte sie.

»Nein, nein«, versicherte Finola und griff sich ans Ohr. »Ich habe nur eben einen Ohrring verloren und dachte, er ist vielleicht unter deine Tasche gerutscht, weil ich ihn nirgends sehe. Ist er aber nicht.«

»Soll ich suchen helfen?«, bot Vinnie an.

»Schon gut, ich schaue nachher noch mal genau. Irgendwo muss er ja liegen.«

Anne bewunderte wieder einmal Finolas Geistesgegenwart. Sie trug tatsächlich nur einen Hängeohrring. Allerdings konnte Anne nicht sagen, ob das von Anfang an so gewesen war oder ob ihre Geschäftspartnerin das Schmuckstück gerade eben schnell entfernt hatte. Minuspunkt für dich, Anne, stellte sie fest.

Lavinia McCormack machte einen wirklich guten Eindruck, auch wenn Anne eigentlich an eine reifere Frau gedacht hatte. Für die Büroarbeit war das Alter unwichtig, aber die Neue sollte ja außerdem auf längere Sicht als Detektivin arbeiten. Da war etwas mehr Lebenserfahrung ein Vorteil. Andererseits war ein junger Mensch meist lern- und anpassungsfähiger. Und natürlich körperlich fitter.

»Könnten Sie sich denn auch vorstellen, gelegentlich anders für uns tätig zu sein?«, fragte Anne. »Wir sind ja eine Detektei, und manchmal, wenn wir einen Personalengpass haben …«

»Detektivin?« Vinnies Augen begannen zu strahlen. »Echt jetzt? Das klingt cool. Was macht denn so eine Detektivin? Morde aufklären wohl kaum, dafür ist ja die Polizei da«, sprudelte es plötzlich aus ihr heraus.

Anne deutete auf Finola, und diese beschrieb – dieses Mal eher sachlich, wie eine Observierung im Allgemeinen ablief und was dabei zu beachten war. Je länger sie sprach, desto trüber wurde Vinnies Miene.

Als sie geendet hatte, seufzte Vinnie tief und schüttelte schließlich den Kopf.

»Ich glaube nicht, dass das etwas für mich ist. Ich muss leider gestehen, dass ich mich furchtbar schnell langweile und mich dann nicht mehr konzentrieren kann. Und eventuell Stunden auf eine Haustür zu starren oder irgendwo auf der Straße rumzustehen und Leute zu beobachten, ist so gar nicht meins. Das mit den Büroaufgaben klingt gut, aber Detektivin will ich doch lieber nicht werden. Gehört das unbedingt dazu?«

»Nein, natürlich nicht«, behauptete Anne. »Ich wollte nur grundsätzlich einmal wissen, was Sie davon halten würden.«

»Tut mir leid.« Vinnie zog ein betretenes Gesicht.

»Machen Sie sich keine Gedanken«, tröstete Anne. »Ich schätze Ihre Ehrlichkeit. Wir sagen Ihnen auf jeden Fall in den nächsten Tagen Bescheid, wenn wir alle Bewerberinnen gesehen haben.«

»Vielen Dank. Ich würde sonst wirklich gerne hier arbeiten. Das Haus ist so schön, und der Stadtteil gefällt mir.«

»Ja, Morningside ist toll.« Finola lächelte ihr zu.

Anne begleitete Vinnie zur Haustür, verabschiedete sich von ihr und sah der jungen Frau nach, als sie durch den Vorgarten zur Straße ging.

Schade. Vinnie hätte von ihrer Persönlichkeit her ganz gut ins Team passen können. Aber es war besser, dass sie gleich ehrlich abgelehnt hatte, als Detektivin zu arbeiten. So wussten sie, woran sie waren.

Lachie musste heute besonders große Ohren haben, um immer rechtzeitig in Annes Büro aufzutauchen. Auch jetzt saß er schon wieder neben Finola und sah Anne entgegen.

»Nichts?«, fragte er.

»Leider nein. Sie ist nicht bereit, bei Observierungen eingesetzt zu werden. Und genug Bürokram für eine Vollzeitstelle haben wir nicht.«

Finola nickte. »Wenn Anne nicht gerade mit dir in den Urlaub fährt, sondern brav ihrer Arbeit nachgeht, brauchen wir eigentlich sogar nur jemanden für ‚Sonderaufgaben’, wie Anne es genannt hat. Hoffen wir mal, dass eine der beiden Bewerberinnen, die jetzt noch kommen, geeignet ist.«

»Wenn du gerade von Urlaub sprichst …«, setzte Lachie an.

»Später«, bat Anne. »Lass uns das Thema verschieben, bis ich hier durch bin.«

»Okay. Wer kommt als Nächste?«

Bevor Anne antworten konnte, klingelte das Telefon.

Kapitel 3

»MacTavish & ScottInvestigations, Sie sprechen mit Anne Scott. Wie kann ich Ihnen helfen?« Mit gewohnter Routine nahm Anne den Anruf an. Sie lauschte und schaute dabei kritisch ins Nirgendwo. »Sie meinen also, es handelt sich hier um einen Betrugsversuch?«

Finola horchte auf. Das klang nach einem neuen Auftrag!

Als wären diese Worte ein Signal, erhob sich Lachie und ging zurück in sein Büro.

Auch Finola stand auf. Die benutzten Teebecher mussten durch frische ersetzt werden. Shortbread war noch ausreichend da, in diesem zweiten Gespräch hatte nicht einmal sie selbst zugegriffen. Und sie würde eine Karaffe Wasser bereitstellen; Tee hatte sie heute schon genug getrunken.

Als Finola kurz darauf mit sauberen Bechern, Gläsern und einer gefüllten Kristallkaraffe auf dem Tablett zurückkam, saß Anne an ihrem Schreibtisch, die Stirn in Falten gelegt, und starrte das Telefon an.

»Was ist?«, erkundigte sich Finola und richtete die Besprechungsecke wieder her. »Nichts für uns?«

»Ich bin nicht sicher. Es wäre auf jeden Fall etwas völlig Neues.«

»Lass mich raten … Bankraub?«

Anne schüttelte den Kopf.

»Doping?«

»Auch nicht. Es geht um einen Roboter.«

»Einen was? Nehmen wir jetzt auch künstliche Intelligenz als Klienten an? Hast du das mit Lachie geklärt?« Finola lachte.

»Red keinen Unfug! Natürlich wäre der Roboter nicht unser Klient.«

»Also ist er der Bösewicht«, folgerte Finola.

»Auch nicht. Zumindest nicht direkt.«

»Ein indirekter Roboter-Bösewicht. Das musst du mir erklären.« Finola setzte sich Anne gegenüber auf den Besucherstuhl und sah sie auffordernd an.

»Allzu viele Details kenne ich auch noch nicht. Ich habe den möglichen Klienten um ein persönliches Gespräch gebeten, bei dem ich dich gerne dabeihätte.«

Finola sah auf die Uhr. »Wir haben noch ein bisschen Zeit – also schieß los.«

»Was sagt dir der Begriff ‚Companion-Roboter’?«, fragte Anne.

»Nicht viel. Aber gehört hab ich schon davon. Ist das nicht ein künstliches Haustier, damit sich Leute nicht allein fühlen? So ’ne Art Metallhündchen? Halt, warte! Ich habe kürzlich eine Doku über Roboter gesehen, die Menschen aus dem Autismus-Spektrum helfen, den Ausdruck von Emotionen zu erkennen und zu erlernen. Spannende Sache.«

»Hier ist es weder ganz das eine noch das andere. Ja, Robbie ist ein Roboter, der einer alten Dame Gesellschaft leistet, damit sie sich nicht allein fühlt. Außerdem erinnert er sie aber auch an Medikamente und kann im Notfall über Spracherkennung Hilfe rufen. Und nun kommt’s: Er erledigt den ganzen Online-Kram. Bestellungen und so. Auch das Internet-Banking.«

»Aha!«

»Dem Enkel, der sich um Ms Philipps kümmert, sind allerdings in den letzten Wochen Unregelmäßigkeiten aufgefallen – kurz, der Roboter lässt offenbar Geld verschwinden«, sagte Anne.

»Ups – ein Klau-Robbie.«

»Das ist nicht so lustig, wie es klingt. Mister Philipps hat sich bei der Herstellerfirma beschwert, und die haben sich den Roboter angeguckt. Doch sie sagen, es sei keine Fehlfunktion zu finden. Nun gibt es also zwei mögliche Erklärungen: Entweder wird die alte Dame dement und tut Dinge, an die sie sich später nicht mehr erinnert, oder jemand hat den Roboter entsprechend programmiert. ‚Umprogrammiert’, muss man wahrscheinlich sagen, denn ursprünglich hat er ja einige Monate lang wunderbar funktioniert. Leider scheint es auch für die Firma nicht so einfach zu sein herauszufinden, was genau los ist.«

»Okay. Wer kommt an das Ding ran?«, wollte Finola wissen.

»Diese Frage werde ich stellen. Und dann sehen wir weiter. Was hältst du davon?«

»Klingt irgendwie spannend.« Finola grinste. »Hast du ein Foto von diesem Robbie?«

»Noch habe ich gar nichts«, antwortete Anne.

»Ich hatte mal einen Freund mit dem Namen. Zum Glück war er zu doof, um sein Fremdgehen zu verbergen. So habe ich nicht allzu viel Lebenszeit an ihn verschwendet.«

»Wenn du gerade von Freund sprichst …«

»Bei Craig und mir ist alles in Ordnung«, versicherte Finola. »Und wenn wir erst eine gemeinsame Bleibe gefunden haben, wird es noch besser. Craigs Übergangswohnung ist ziemlich winzig, aber das Haus in Fairmilehead steht jetzt zum Verkauf und …«

Wieder klingelte das Telefon. Anne meldete sich.