Maddrax 479 - Oliver Fröhlich - E-Book

Maddrax 479 E-Book

Oliver Fröhlich

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Beschreibung

Was ist es, das die Kontras Matthew Drax auf Terminus zeigen wollen? Welche tiefere Wahrheit steckt hinter dem Geheimnis des Ringplaneten, den die Initiatoren auch "Scheinplaneten" nennen? Für Matt ist es eine Rückkehr in eine tote Stadt, die von den Saven ausgelöscht wurde, und ein Eintauchen in die Hinterlassenschaften der Pancinowa, die ihm eine unglaubliche Geschichte erzählen ...

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Seitenzahl: 138

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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah …

Das Juwel im Inneren

Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Néstor Taylor/Bassols

Autor: Oliver Fröhlich

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6424-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, „Maddrax“ genannt, dessen Staffel ins Jahr 2516 versetzt wird. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, in ein Ringplanetensystem versetzt werden, während der Mond auf die Erde zu stürzen droht.

Auf dem Ringplaneten herrschen die Initiatoren, die Spezies aus allen Teilen der Galaxis durch das Wurmloch entführen, um sie Kompatibilitäts-Tests zu unterziehen. So geraten auch Matthew Drax, Aruula und Matts Tochter Xaana in das fremde Sonnensystem, stoßen jedoch durch die Einmischung der Kontras auf das dunkle Geheimnis der Systemherren: Man will einen Teil der Menschheit auf den Mond Novis umsiedeln, um deren Gehirne für eine Art Superrechner zu nutzen, und macht sich deren Notlage zu Nutze. Die Gefährten werden ihrer Erinnerungen beraubt; so helfen sie in gutem Glauben den Initiatoren.

Während Aruula und Xaana auf Novis bleiben, reisen Matt und der Initiator Hordelab zur Erde, um Peilsender an hochstehende Zivilisationen zu verteilen, damit sie später geortet und evakuiert werden können. Begleitet von Xij, der Mutter Xaanas, und deren Mann Tom Ericson macht sich Matt mit dem Amphibienpanzer PROTO auf den Weg und trifft dabei auf die Kolonie Colonel Kormaks, erkennt aber dessen Machtgier und überlässt ihm keinen der Peilsender. Darum überfällt Kormak die benachbarte Community und eignet sich deren Sender an.

In Agartha wird derweil nach den Plänen der Initiatoren eine Transportplattform gebaut, mit der Hordelab das Wurmloch bändigen und an jeden beliebigen Ort der Erde versetzen soll, um die Enklaven „einzusammeln“. Die Evakuierung beginnt und alles läuft – aus Sicht der Initiatoren – gut. Dann jedoch erfahren die Rev’rends davon und sind überzeugt, dass Satan seine Hand im Spiel hat. Sie zerstören die Transportplattform; dabei werden die vier Gefährten – Matt, Xij, Tom und Hordelab – ohne Erinnerung an verschiedene Ort versetzt. Drei finden den Weg zurück nach San Antonio, nur Hordelab erlangt sein Gedächtnis nicht zurück und strandet ausgerechnet in Roswell.

Das Wurmloch ist außer Kontrolle, weitere Passagen scheinen unmöglich. Die drei Gefährten durchqueren mit einem Gleiter Miki Takeos das Wurmloch. Sie landen auf Novis, wo sie von Aruulas Visionen erfahren: dass die Offerte der Initiatoren eine Falle sein könnte. Um Klarheit zu erlangen, wollen sie Kontakt zu den Kontras aufnehmen. One führt eine Gefangenenbefreiung beim Ringplaneten durch und holt drei von ihnen nach Novis, wo Matt & Co. einen Widerstand gegen Colonel Kormak aufbauen. Endlich trifft Matt auf die Kontras, die seine schlimmsten Befürchtungen bestätigen: Den Initiatoren geht es nur um die Gehirne der Menschen, um einen „Mentalschirm“ zu betreiben. Was es damit auf sich hat, soll er auf Terminus erfahren …

Das Juwel im Inneren

von Oliver Fröhlich

Dorgoon stand auf der Klippe, ließ sich den Wind um die Atemlöcher blasen und genoss die Aussichten. Die auf das Meer unter ihm, in dem die Reflexionen der Sterne funkelten – und die auf die gemeinsame Zukunft mit Taneraa. Bald würden sie den Zeugungsbund eingehen.

Er schaute in den Himmel und betrachtete die sechs Monde. Ein erhabener Anblick. Vielleicht sollten er und Taneraa ihre Kinder nach den Trabanten von Kasyn benennen. Bei dem Gedanken an einen Jungen namens Messis musste er lächeln.

Zwölf Abkömmlinge wollte er zeugen. Mindestens. Mit ihnen spielen, sie alles lehren, was er wusste, sich an ihnen erfreuen. Was konnte einem erfüllten Leben nun noch entgegenstehen?

In diesem Augenblick bebte der Boden unter seinen Füßen.

Die plötzliche Erschütterung brachte ihn ins Taumeln. Dorgoon stolperte zwei Schritte nach vorne, näher auf den Abgrund zu. Er ruderte mit den Armen, versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht wiederzufinden. Unter den Sohlen spürte er die Abbruchkante.

Trotz der nächtlichen Kühle durchflutete ihn eine Hitzewelle. Schon sah er sich auf die Felsen stürzen, die ihm ihre scharfen Grate aus dem Meer entgegenreckten, als freuten sie sich darauf, seinen Körper zu zerbrechen.

Er sah die Schaumkronen der Wogen, die sich bald rot von seinem Blut färben würden.

Mit einem Mal erschien Taneraas Bild vor seinem geistigen Auge, ihr ausdrucksstarker Blick, ihre anmutigen Schläfen- und Stirnwülste. Und als gäbe ihm die Erinnerung an das geliebte Wesen neue Kraft, gelang es ihm endlich, das Gewicht nach hinten zu verlagern und sich zu Boden fallen zu lassen.

Sein Atem ging rasselnd. Er fühlte das Schlagen seiner beiden Herzen, die sich einen Wettlauf in der Brust zu liefern schienen. Und er spürte das Grollen unter seinem Körper.

Es war noch nicht vorbei!

Ein Knirschen ertönte. Erst leise, schwoll es rasch zu einem fürchterlichen Getöse an. Dann ein peitschendes Geräusch, und unter mörderischem Rumpeln verschwand ein Stück der Klippe vor ihm, rutschte am verbliebenen Fels hinab und klatschte ins Meer.

Für einen winzigen Augenblick war er wie gelähmt vor Entsetzen, doch dann gewann der Überlebensinstinkt die Oberhand. Dorgoon sprang auf, fuhr herum und rannte, so schnell seine Beine ihn trugen. Nur nicht zurückschauen!

Erneut bebte der Boden, brachte ihn aus dem Tritt und ließ ihn nach links schlingern. Er spürte die Vibrationen bis in die Fingerspitzen.

Lauf weiter! Nicht anhalten!

Trotzdem schaute er zurück. Er konnte nicht anders. Er musste es wissen.

Die Felskante, auf der er gestanden hatte, war verschwunden. Der Abgrund war näher gerückt. Und noch immer brachen Teile der Klippe weg, ergaben sich der Naturgewalt, als hätten sie ihnen nicht äonenlang zuvor getrotzt. Ein Meeresungeheuer hatte seine gierigen Klauen nach dem Land ausgestreckt und holte nun alles zu sich, was es in seinem Zorn zu fassen bekam. Zumindest kam es Dorgoon so vor.

Und wenn du weiter glotzt, statt zu rennen, wird es auch dich holen!

Er jagte weiter. Schneller, immer schneller. Aber nicht schnell genug.

Das nächste Beben erschütterte den Fels.

Dorgoon taumelte. Mit einem Fuß blieb er in einer Spalte hängen, die vor ihm auftat. Ein mörderischer Schmerz fuhr durch seinen Knöchel.

Er strauchelte, schlug hart auf den Boden. Staub drang ihm in den Mund, knirschte zwischen den Zähnen, stach ihm in den Augen. Er wollte sich hochstemmen, aber das verletzte Bein gehorchte nicht.

Da plötzlich verstummte das Tosen und Grollen. Der Boden kam zur Ruhe. Der Abbruch stoppte nur eine halbe Körperlänge vor seinen Füßen.

Dorgoon setzte sich auf, schob sich vorsichtig zurück, Stück für Stück weg von der Kante, bis er schließlich einen Baum im Rücken spürte. Völlig außer Atem lehnte er sich dagegen und …

Was ist das?

Er wischte sich den Staub aus Augen, doch der bizarre Anblick, der sich ihm bot, blieb.

Erst dachte er noch, es müsste sich um ein Trugbild handeln, das sein von Panik überflutetes Gehirn ihm vorgaukelte. Doch als sich es auch nach Minuten nicht auflöste, akzeptierte er allmählich, dass es echt war.

Aus dem Meer schob sich ein weißbläulich leuchtender, gigantischer Kristalldorn wie eine schräge Lanze dem Nachthimmel entgegen. Als sie endlich zur Ruhe kam, überragte sie die Klippe um mehr als das Doppelte.

Während der Gleiter aus Miki Takeos Beständen durch das All raste, drehte sich Matt im Pilotensitz immer wieder zu den drei Greys um, die auf Notsitzen hinter ihm saßen.

Er wusste nicht, wie er seine Begleiter anders nennen sollte als nach ihrer Hautfarbe und in Anlehnung an den Außerirdischen, der im Jahr 1947 in Roswell abgestürzt sein sollte.

Initiatoren? Das passte nicht ganz, denn Rankiir, Wozguzz und Bendersuu gehörten zu den Kontras. Allerdings tat sich Matt auch mit dieser Bezeichnung mittlerweile schwer, denn sie legte nahe, dass die Gruppierung gegenteilige Ziele wie die Initiatoren verfolgte. Nur war das gar nicht der Fall. Sie bemängelten nur deren Methode. Und trotzdem waren sie die einzige Hoffnung, die die Menschheit momentan hatte.

Jenseits des Gleiterfensters wuchs der Ringplanet Stunde um Stunde weiter an. Noch ein halber Tag, bis sie am Ziel waren, schätzte Matt. „Tut mir leid“, sagte er, „dass ich noch mal davon anfange, aber wir wissen nach wie vor kaum etwas über euren Heimatplaneten – außer, dass er einen Namen hat, den ihr nicht nennen dürft.“

Bendersuu spielte mit seinem mobilen Sprungfeldgenerator herum. Die Geste wirkte verlegen, als fühlte er sich zerrissen zwischen dem, was er verraten wollte, und dem, was er verraten durfte. „Ich … wir …“

„Wir können euch nicht mehr sagen“, mischte sich Rankiir in kühlem Ton ein.

„Wieso seid ihr so ungeduldig?“, fragte Wozguzz. Er klang, als ob im Augenblick er der Ungeduldige wäre, der das Thema am liebsten vom Tisch wischen würde. „Ihr werdet es bald mit eigenen Augen sehen.“

„Nicht allzu bald“, schränkte Matt ein. Denn ihr Kurs führte sie am Ringplaneten vorbei zu einem der Monde. „Unser Ziel ist schließlich Terminus.“

Bendersuu nahm den Themenwechsel dankbar an: „So ist es. Bitte korrigiere den Kurs um vier Grad nach rechts und sieben Grad nach unten. Wir müssen einen größeren Abstand zum Ring halten, damit uns die Scanner nicht erfassen.“

Die nächsten Stunden vergingen in eisigem Schweigen, nur unterbrochen von Matts gelegentlichen – und fruchtlosen – Versuchen, noch vor ihrer Ankunft etwas mehr herauszufinden.

Irgendwann aktivierte er den Autopiloten und verkündete: „Da ich wohl keine große Offenbarung verpassen werde, kann ich genauso gut ein Nickerchen machen.“

Er war selbst überrascht, wie schnell er wegdämmerte.

Als sich eine Hand auf seine Schulter legte und ihn rüttelte, glaubte er, bestenfalls ein paar Minuten geschlafen zu haben. Umso verblüffter war er bei einem Blick auf die Borduhr.

Sieben Stunden? Die Ereignisse auf Novis mussten ihn mehr geschlaucht haben, als er sich eingestand.

„Wir sind da“, sagte Aruula.

Matt stand auf, streckte sich, nahm wieder Platz und schaute aus dem Fenster. Terminus. Er erkannte dem Mond auf den ersten Blick; schließlich war es seine und Aruulas erste Station im Ringplanetensystem gewesen, nach der unfreiwilligen Reise durch ein Wurmloch.

Nach dem Eintritt in die Atmosphäre flog der Gleiter dreißig Minuten über unbebautes Land und passte gelegentlich den Kurs nach Rankiirs Anweisungen an. Dann tauchte am Horizont eine Stadt auf.

Toxx.

Rasch erreichten sie das, was einst eine Millionenmetropole gewesen war. Nun jedoch schaute Matt auf eingestürzte oder zur Unkenntlichkeit verformte Gebäude hinab, zwischen denen hin und wieder verwilderte Tiere umherhuschten. Die einzigen Bewohner. Die verschiedenen Völker waren von den Saven zu purer Energie umgewandelt worden. Ihm wurde jetzt noch übel, wenn er daran zurückdachte. Die gottgleichen Wesen besaßen kein Verständnis vom Wert des Lebens. Daran hatte auch das Kara-Labherz-Konzept, das sie mittels Aruulas Gedanken erschaffen hatten, nichts ändern können.1)

„Was gibt es dort unten, das uns von euren Plänen überzeugen könnte?“, fragte er; auch dies nicht zum ersten Mal.

Bendersuu verblüffte ihn mit neuen Informationen. „Eine geheime Station der Kontras“, antwortete er.

Matt betrachtete eine ehemalige Halle, die nun einer in sich verdrillten Lehmskulptur glich. „Sofern noch etwas von ihr übriggeblieben ist, nachdem sich die Saven hier ausgetobt haben“, fügte er hinzu.

Die Kontras reagierten nicht. Offenbar plagten sie die gleichen Sorgen.

„Was genau werden wir dort erfahren?“, hakte Aruula nach.

„Die Geschichte der Initiatoren“, kam Bendersuus überraschende Antwort. „Und das Geheimnis des Ringplaneten.“

Das Meer hatte sich beruhigt und lag ruhig da. Es scherte sich nicht um die zwölf Wellenschweber, die eine halbe Manneslänge über ihm langsam um die Kristalllanze kreisten. Sogar die Lanze selbst bedachte es bestenfalls damit, dass es gelegentlich an ihren scharfen Kanten hochschwappte.

Dorgoon beneidete das Meer um seine Gleichmut. Hatte es sich vor zwei Sonnwechseln noch wie wild gebärdet, gepeitscht und gebrodelt, als sich der Fremdkörper aus dem Wasser erhoben hatte, schien es sich nun daran gewöhnt zu haben. Was man von den Kasyni nicht behaupten konnte.

Niemand vermochte sich einen Reim auf das Phänomen zu machen. Oder nein, eigentlich kursierten sogar unzählige Meinungen. Doch sie waren allesamt nur mehr oder weniger krude Theorien.

Mit einigen Kollegen des Gremiums für Wissenschaft stand Dorgoon an Bord der TURLA im Kontrollzentrum um das Spekularium und betrachtete die Bilder, die der Wellentaucher lieferte. Schwarze Wassermassen, einen Lichtkegel, der an den Rändern ausgefranst wirkte, bleich wirkende Fische, die sich in die Helligkeit verirrten und hastig wieder ins Dunkel schwammen – und am Ende des Kegels eine kristallene Wand.

Ein Ausschnitt in der linken unteren Ecke des Spekulariums zeigte das Innere des Wellentauchers samt Besatzung: drei Kasyni, die so konzentriert ihre Mess- und Steuerinstrumente bedienten, dass sie sich der Verbindung zur Meeresoberfläche gar nicht mehr bewusst zu sein schienen.

„Wie tief seid ihr?“, fragte Maguun, einer der Wissenschaftler, obwohl er den Wert selbst ablesen konnte. Vermutlich wollte er der auf engstem Raum zusammengepferchten Tauchermannschaft nur vermitteln, dass sie nicht allein war.

„Viertausend Meter“, kam die Antwort. „Bald haben wir die Hälfte der Strecke geschafft. In einer Stunde dürften wir unten sein. Der Kristalldorn wird immer breiter. Sein Durchmesser hat sich bereits verdoppelt.“

„Die Südliche Allianz ist schuld“, hörte Dorgoon einen Mann mit auffallenden braunen Flecken auf der grauen Kopfhaut sagen. Wahrscheinlich jemand aus dem Fußvolk des Gremiums für Sicherheitsfragen, das plötzlich überall aus dem Boden zu wachsen schien. „Sie hat uns dieses Ding geschickt!“ Seine Lippen schimmerten feucht, während er sich ereiferte.

„Prizzrizz!“, gab ein anderer ein abfälliges Schnauben von sich. Dorgoon kannte ihn nicht, glaubte aber, dass er zur Mannschaft des Wellenschwebers gehörte. Wer hatte die beiden eigentlich ins Kontrollzentrum gelassen? „Wie sollten sie das bewerkstelligen? Und was bezwecken?“

„Schluss damit!“, fiel ihnen Maguun ins Wort. „Wir haben euch als Beobachter zugelassen. Als stille Beobachter, um genau zu sein. Also haltet euch daran, oder ich verweise euch des Raums.“

Auch Dorgoon hatte genug von all den Theorien, die häufig nicht einmal diese Bezeichnung verdienten. Haltlose und durch nichts gestützte Geschichten von Kasyni, die sich wichtigmachen wollten.

Ein Angriff der Südlichen Allianz auf den Nordbund? Eine Eskalation des seit Generationen schwelenden Konflikts um Lebensraum, Energie und Ausbeutung des Meeres?

Oder doch ein natürliches Phänomen? Quasi die Rache des Planeten für die Missachtung, die ihm von seinen Bewohnern tagtäglich entgegenschlug. Eine neue Lebensform, der es im Inneren von Kasyn zu eng wurde? Oder der Erstkontakt mit extrakasynischen Wesen aus dem All?

Die Geburt eines Gottes? Oder die eines weiteren Mondes? Die Manifestation der schlimmen Gedanken der Kasyni?

Nichts war zu absurd, um nicht eine Theorie daraus formulieren zu können.

Nicht zum ersten Mal an diesem Tag verfluchte Dorgoon die Tatsache, dass er vor Jahren bei den Untersuchungen und Messungen nach der Mentalreifung so gut abgeschnitten hatte. Außergewöhnlich hohe geistige Kapazität hatten ihm die Herren aus dem Gremium für Bevölkerungsentwicklung bescheinigt. Ein kommender multidisziplinärer Wissenschaftler, ohne Zweifel.

Sie hatten recht behalten, und so saß er nun auf der TURLA fest. Wegen seines Wissens über Meeresbiologie und Kristallografie, um nur zwei seiner sieben Fachgebiete zu nennen. Und natürlich, weil er als Augenzeuge der Ereignisse unverzichtbar war. Sagte zumindest der Leiter des Gremiums für Wissenschaft.

In Wirklichkeit, so glaubte Dorgoon, hatten sie ihn aufs Meer geschickt, weil er nun schon einmal vor Ort gewesen war. Es gab durchaus brillantere Köpfe als seinen, aber die meisten waren Tausende von Kilometern entfernt damit beschäftigt, sich über den Konflikt mit der Südlichen Allianz Gedanken zu machen.

Niemanden von den Entscheidungsbefugten interessierte, dass er sich bei der Flucht von der Klippe den Fuß angebrochen hatte („Benutz eine Krücke!“) oder dass er morgen den Zeugungsbund mit Taneraa eingehen wollte („Verschiebt es um einen Fruchtbarkeitszyklus. Und wenn du Angst hast, sie zu vermissen, nimm sie doch auf die TURLA mit.“).

Widerliche, rücksichtslose Windschädel! Am liebsten hätte er sie allesamt …

Er fühlte, wie sich Finger auf seine Hand legten, mit der er sich auf der Krücke abstützte.

„Bleib ruhig!“, sagte eine Stimme neben ihm, deren leicht brüchigen Klang er liebte wie keinen anderen.

Er schaute zur Seite, und dort stand sie. Taneraa, seine zukünftige Zeugungsvertraute, schön wie immer. Die allgemeine Aufregung, die sie alle bereits viel zu lange auf den Beinen hielt, schien ihr nichts anhaben zu können. Sie wirkte strahlend und ausgeruht.

Es war beängstigend, wie gut sie in ihm las. Er hätte schwören können, dass ihm niemand seine Gefühle anmerkte.

Sofort fühlte er, wie sich sein Zorn legte. Gewiss, die letzten Tage waren nicht so verlaufen, wie er es sich auf der Klippe beim Blick aufs Meer vorgestellt hatte, aber daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Also sollte er wohl besser seine Aufgaben an Bord erfüllen.