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Allmählich laufen die Fäden für den Kampf gegen die Nosfera zusammen: die dreihundert Sauroiden aus Yucatán sind unterwegs, ebenso die dreißig Roboter aus Independence mit den drei Luftschiffen aus Lancaster, dazu ein Großraumgleiter und PROTO. Sie alle wollen sich auf der "Naval Station Norfolk", südöstlich von Waashton treffen, zu Matts alter Zeit die größten Marinebasis der Welt.
Und heute? Verlassen? Noch in Betrieb? Besetzt? Vorab konnte Matt das nicht klären. Jetzt erwartet ihn eine Überraschung!
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Seitenzahl: 147
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Was bisher geschah...
Die Basis
Leserseite
Vorschau
Impressum
Am 8. Februar 2012 hält ein gewaltiger Komet Kurs auf die Erde! Man beschießt ihn mit Atomraketen. Drei Stratosphärenjets sollen die Auswirkung beobachten. Commander der Staffel ist der US-Pilot Matthew Drax. Doch die Raketen verpuffen auf dem Himmelskörper. »Christopher-Floyd« schlägt in Asien ein. Die Druckwelle trifft auch die drei Jets und fegt sie davon...
Als Matthew und sein Copilot Professor Dr. Jacob Smythe aus einer Ohnmacht erwachen, trudelt ihr Jet auf die Alpen zu! Smythe steigt per Schleudersitz aus, Matt kann die Maschine notlanden. Er wird von Barbaren gefunden, die ihn als Gott ansehen und »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen gegenüber: Die Druckwelle hat die Fliegerstaffel durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert! Dieser Strahl, der seit Urzeiten vom Mars zur Erde reicht, sicherte vor 4,5 Mrd. Jahren den Marsbewohnern, den Hydree, das Überleben. Der vermeintliche Komet war die Arche einer Wesenheit namens »Wandler«, deren Dienerrasse, die Daa'muren, sich die Erde untertan machen will, indem sie Fauna und Fauna mutieren und die Menschen verdummen lässt. Nur die Bunkermenschen, sogenannte Technos, bewahren sich ihr Wissen, büßen dafür aber über die Jahrhunderte ihr Immunsystem ein.
Zusammen mit Aruula, einer telepathisch begabten Kriegerin, beginnt Matt Drax seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben und in den Meerestiefen leben –, kämpft gegen die Daa'muren und Mutanten wie die blutsaugenden Nosfera, und gerät an Schurken, allen voran Jacob Smythe, der wahnsinnig wurde und die Weltherrschaft anstrebt, bis Matt ihn endlich unschädlich macht. Auch Smythes Zwilling aus einem Parallelwelt-Areal stirbt, während seine verrückte Freundin Haaley entkommt. Diese Areale, die überall auf der Erde aufbrechen, sind das Ergebnis von Zeitreisen, die die Menschen einer fernen Zukunft unternahmen, um technische Artefakte zu sammeln. Matt und seine Verbündeten – zu denen sogar zwei Daa'muren zählen, Grao und Ira – können alle schließen, wobei ihnen das Pflanzenbewusstsein GRÜN zur Seite steht.
Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer dieser Parallelwelten – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber der Dark Force, scheint sich zu besinnen und verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet. In einem furiosen Endkampf kann Matt die Entität versteinern.
Die Freude währt nur kurz, als Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE verschwindet. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika, stürzen über Peru wegen plötzlichen Energieverlusts ab und finden die havarierte RIVERSIDE und das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel. Sowie eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley.
Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft und einen gewaltigen roten Diamanten. In der Zwischenzeit wird sein Trupp dezimiert. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Sie müssen eine Götterprobe bestehen und den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone bergen – was ihnen auch gelingt.
Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Dabei stellt sich heraus, dass Haaley – wie Aruula – vom Volk der Dreizehn Inseln abstammt und latent telepathisch begabt ist, was die Kommunikation mit Mabuta erleichtert. Der wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Es gelingt ihm, den Pilz in dieser Region mit Fungizid abzutöten. Zum Dank bringt Mabuta ihn und Haaley auf die Nimitz, wo sie als Ameisen vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff auf Mabuta erfahren.
Der versetzt Matt und Haaley unter einer Bedingung zurück in ihre Körper: Sie sollen Dak'kar töten! Doch Matt verbündet sich mit ihm, um mit seiner Hilfe zu dem Pilz in der Todeszone vorzustoßen, den er für intelligent hält und der mehr über Aruulas Verbleib wissen könnte. Im Gegenzug will er Dak'kar die Formel beschaffen, mit der rote Diamanten hergestellt werden können. Denn die braucht Dak'kar, um seine heimatliche Community in Macapá, Brasilien, zu retten, in der künstliche Lymphozyten, die eigentlich die Immunschwäche der Ex-Technos heilen sollten, zu einer tödlichen Krankheit führten. Die Diamantstrahlung kann diese Lymphozyten abschalten, doch der einzige Splitter wurde von Dak'kars damaligem Freund Toma'bar gestohlen.
In der Zwischenzeit versuchen die Daa'muren Grao und Ira, eine Spur der beiden Freunde zu finden. Sie stoßen auf die Community Macapá, geraten aber in die Gewalt von Nosfera, die dank der Lymphozyten, die sie von Toma'bar erhielten, neue telepathische Kräfte entwickeln.
Um Mabuta zu täuschen, will Dak'kar seinen Tod vorgaukeln. Das geht schief, und die Gefährten retten sich in die Todeszone, geraten in das unterirdische Reich der Nocturno und baden – bis auf Dak'kar – in einem See, der ihre Körper langsam verholzen lässt. Auf ihrer Flucht nehmen sie die Nocturna Tautropfen mit, die Kontakt zu einer fernen Stimme hat, welche das Verderben aufhalten könnte. Nachdem Dak'kar den Ort lokalisiert hat, bringt er die Gefährten zu der fernen Stimme –die sich als Pflanzenentität GRÜN entpuppt, die Aruula zu ihrer Regeneration benötigte. Der Giftangriff auf den Pilz hat GRÜN schwer geschädigt, was Aruula ihre telepathischen Kräfte kostete. Entsprechend wütend ist sie auf Matt und weist ihn ab, um sich bei GRÜN zu erholen. Haaley bleibt bei ihr, während Matt und Dak'kar Kurs auf die Nimitz nehmen.
Mabuta schlägt zu, als sie das Rezept für die Diamanten aus dem Dorf der Indios beschaffen. Die Nimitz-Besatzung droht zu unterliegen, da greift Haaley an und besiegt Mabuta auf mentaler Ebene! Mit der Abschrift der Formel können die Nimitz-Leute nun zur Community Macapá aufbrechen. Dort erfahren sie, dass die Daa'muren Grao und Ira in die Gewalt von Nosfera gefallen sind. Sie werden befreit, doch die Nosfera ziehen unter ihrem Anführer Clauzer gen Waashton. Dort wollen sie sich mit ihren neuen Kräften am Weltrat rächen – und übernehmen tatsächlich das Pentagon!
Die Herstellung eines Diamanten gelingt, die Lymphozytische Degeneration ist gestoppt! Dann erfährt Matt, was die Nosfera vorhaben. Er bricht nach Waashton auf, doch unterwegs erreicht ihn ein Notruf des Androiden Miki Takeo aus Sub'Sisco! Clauzer, der in Takeo eine Gefahr sieht, weil er ihn nicht beeinflussen kann, zerstört den Androiden. Matt kommt zu spät – doch Takeos Kopf mit dem Persönlichkeits-Chip ist verschwunden und wird von dem Hydriten Quart'ol in einen Klonkörper verpflanzt!
Suzi Quinn, als Kommandantin eingesetzt, überwindet Clauzers Beeinflussung und verschafft Matt einen Großraumgleiter, mit dem er weitere Verbündete suchen kann. Die holt er sich zuerst in Yucatán, wo er in dem ehemaligen Parallelwelt-Areal 300 Sauroiden rekrutiert, bevor er nach Independence weiterfliegt, um in einem weiteren Areal 30 Roboter von dort angesiedelten Retrologen zu erringen.
Die Basis
von Oliver Fröhlich
»Warum noch mal hast du ausgerechnet diese Analstation als Treffpunkt ausgewählt?« Haaley sah Matthew Drax aus so großen, unschuldigen Augen an, dass er nicht wusste, ob sie die Frage ernst meinte.
»Es heißt Naval Station«, korrigierte er sie.
»Anal, Naval, Nasal, was soll's? Also, warum?«
»Weil Norfolk günstig liegt und die Sauroiden es auf dem Weg die Küste entlang nicht verfehlen können.«
»Und was, wenn Schröpfkröteriche die Basis in Besitz genommen haben?«
Matt verdrehte die Augen. Manchmal konnte Haaley wirklich anstrengend sein. »Es gibt keine Schröpfkröteriche.«
»Ach nein? Und von wem stammt das da?«
Matt sah zur Anzeige des Gleiters, auf die sie deutete. »Verdammt!«
Natürlich hatte Matt gehofft, dass die Naval Station Norfolk nach dem Einschlag von »Christopher-Floyd« nicht wieder in Betrieb genommen worden war. Aber er kannte den Unterschied zwischen Hoffnung und Blauäugigkeit. Er konnte sich gut vorstellen, welche Begehrlichkeiten die zu seiner Zeit größte Marinebasis der Welt weckte. Niemals wäre er auf den Gedanken gekommen, den Tross – bestehend aus einem Großraumgleiter der Dark Force und drei Luftschiffen aus Lancaster – dorthin zu führen, ohne die Lage vorher zu checken.
Seit er die Sensoren des Gleiters aktiviert hatte, um die Gegend bereits aus der Ferne zu scannen, kontrollierte er regelmäßig die Anzeige. Bis zu dem Augenblick, in dem ihn Haaley mit ihrem untrüglichen Gespür für schlechtes Timing vom Copilotensitz aus angesprochen hatte.
»Was ist denn?«, fragte Aruula, die ebenfalls im Cockpit, aber in einem Sessel an den seitlichen Konsolen Platz genommen hatte.
»Energiesignaturen«, antwortete Matt.
»Und in nicht nur einem Wort heißt das was?«
»Dass die Basis nicht verlassen ist.« Aus dem Augenwinkel sah er, dass Haaley den Mund öffnete. Er kam ihr zuvor. »Ich schließe allerdings aus, dass sich Schröpfkröteriche dort eingenistet haben.«
»Wie immer weiß der Herr Maddrax alles besser«, maulte Haaley. »Was denkst du, wer stattdessen da unten rumstreunt? Könnten die Dinos schon eingetroffen sein?«
Matt schüttelte den Kopf. »Das hätten sie selbst auf Fahrzeugen nicht in dieser Zeit geschafft.« Er warf einen Blick aus dem Cockpitfenster. Vor wenigen Minuten hatten sie Williamsburg überquert und näherten sich Norfolk von Nordwesten. Sie flogen in einer Höhe von vierhundert Metern, aber das reichte aus, die Naval Station in etwas mehr als fünfzig Kilometern sehen zu können. Und das bedeutete im Umkehrschluss, dass auch sie entdeckt werden konnten.
Er schnappte sich das Funkgerät – und zögerte. Bestand nicht die Gefahr, dass man auf der Basis ihren Funkverkehr hörte? Egal, das musste er in Kauf nehmen.
»Kursänderung«, gab er an die Luftschiffe durch. Wie konnte er sich halbwegs unverfänglich ausdrücken, um unliebsamen Zuhörern nicht unnötig viele Informationen zu geben? »Unser Parkplatz scheint besetzt zu sein. Folgt mir. Ich suche einen geeigneten Ort für einen Zwischenstopp. Bis dorthin halten wir Funkstille.«
»Verstanden«, kam es von Julian Springs zurück, dem Kommandanten der Luftschiffe.
Matt drehte nach Südwesten ab, steuerte den Gleiter über den James River und flog in Richtung Franklin. Sollte sie jemand von der Basis aus beobachten, sah er nun, wie sich die Flugkörper wegbewegten.
Hinter Franklin ließ er den Gleiter auf hundert Meter sinken, schwenkte nach Osten um, vergewisserte sich, dass die Luftschiffe den Manövern folgten, und pilotierte bis zum Lake Drummond. Kurz überlegte er, ob sie bereits landen sollten, doch von hier aus waren es immer noch über dreißig Kilometer bis Norfolk. Außerdem erschien ihm das Gelände als zu unwegsam. Also änderte er die Richtung nach Nordosten und näherte sich Portsmouth.
Der Kurs führte über das ehemalige Great Dismal Swamp National Wildlife Refuge, ein mittlerweile dschungelartig verwuchertes Wildtierreservat. Ein Schwarm Vögel stieg unvermittelt aus den Baumwipfeln auf, flatterte ihnen fast in die Triebwerke und passierte sie so knapp, dass Matt glaubte, nach der Beinahe-Kollision etliche Federn durch die Luft trudeln zu sehen.
Einige Minuten später entdeckte er endlich, wonach er gesucht hatte: ein weitläufiges, freies Gelände zwischen den Ruinen von Portsmouth, gelegentlich von Gestrüpp und hohem Gras überwuchert, aber mit ausreichend Platz für die vier Fluggeräte. Womöglich der alte Stadtpark. Er ließ den Gleiter sinken, sondierte noch einmal die Umgebung und setzte schließlich auf.
Zumindest dieser Stadtteil von Portsmouth schien unbesiedelt zu sein, denn es zeigten sich keine Menschen. Vielleicht verbargen sie sich auch vor ihnen, weil sie nicht wussten, mit wem sie es zu tun hatten.
Matt, Haaley und Aruula stiegen aus und verfolgten die Landung der Luftschiffe.
»Kanntest du eine Heather Ludlow?«, fragte Haaley von hinten.
Matt drehte sich zu ihr um. »Nein.«
»Inzwischen ist es auch zu spät, sie kennenzulernen.« Mit einem Fuß streifte sie einige Grasbüschel zur Seite, und zum Vorschein kam ein umgekippter, verwitterter Grabstein. »Viel zu spät, um genau zu sein, denn sie weilt seit 2007 nicht mehr unter uns. Obwohl... genau genommen weilt sie sogar direkt unter uns. Sechs Fuß, schätze ich.«
»Du bist auf einem Friedhof gelandet?«, entfuhr es Aruula.
In gut fünfhundert Metern Entfernung sah Matt ein verrostetes Tor, dessen Flügel schief in den Angeln hingen. Darüber verlief ein schmiedeeiserner Bogen, in dem lückenhafte Buchstaben verrieten: Oak G ove Ceme ery
Bevor er etwas dazu sagen konnte, verließ Julian Springs das vorderste Luftschiff. Ihm folgte einer der Navigatoren, dessen Namen sich Matt nicht gemerkt hatte. Nach und nach leerten sich sämtliche Gondeln, und bald stand Matt vierzehn Piloten, Technikern und Navigatoren gegenüber.
»Diesmal bitte ohne kryptische Andeutungen«, forderte Springs. »Weshalb sind wir einen so großen Bogen geflogen?«
»Wir haben Energiesignaturen von der Basis aufgefangen. Sie ist nicht so verlassen, wie ich gehofft hatte.«
»Gibt es Anhaltspunkte, wer sich dort herumtreibt?«
»Keine. Vielleicht eine Einheit, die dem Weltrat untersteht. Soldaten. Bunkerleute. Retrologen mit einem Faible für große Schiffe. Ich weiß es nicht.«
»Schröpfkröteriche«, hörte er Haaley murmeln. Niemand achtete auf sie.
»Und was heißt das für uns?«, wollte Springs wissen. »Geben wir den Treffpunkt auf und fliegen den Sauroiden entgegen?«
»Das wäre eine Möglichkeit. Sie löst aber nicht das Problem, dass wir einen gesicherten Ort brauchen, um den Angriff auf Waashton zu planen. Wer weiß, vielleicht gibt es in der Basis sogar Waffen und Ausrüstung, die uns von Nutzen wären. Wir sollten erst einmal die Lage vor Ort prüfen. Womöglich haben sich auch nur die Bewohner von Norfolk bis auf die Station ausgebreitet.«
»Also ein Erkundungstrupp? Ich stelle ein Team zusammen, das...«
»Ich komme mit!«, rief Haaley.
»Ich auch«, sagte Aruula. »Ich muss mir mal wieder die Beine vertreten. Diese dauernde Hockerei im Gleiter geht mir auf die Nerven.«
»Das halte ich für keine gute Idee«, widersprach Matt.
»Was davon?«, fragte Haaley.
»Alles. Oder fast alles. Ich bin für einen Erkundungstrupp, das schon, aber er sollte so klein wie möglich ausfallen. Ich dachte an mich und einen der Roboter.«
»Du ziehst einen Blechmann der Begleitung von mir und Ruulchen vor? Ich muss schon sagen, Mattie-Boy, das verletzt mich.«
»Man sieht ihm den Blechmann ja nicht an. Und es ist nicht auszuschließen, dass wir uns als Soldaten ausgeben müssen.« Er warf Aruula einen Blick zu, die ihn aus schmalen Augen musterte. Erst an diesem Morgen hatte sie die Linien ihrer Hautbemalung nachgezogen, was sie noch grimmiger wirken ließ. Das Schwert, das sie am Rücken trug, tat sein Übriges. »Ich glaube nicht«, fuhr Matt fort, »dass euch diese Rolle jemand abnehmen würde.«
Haaley zuckte mit den Schultern. »Dann eben nicht. Weißt du, was noch seltener vorkommt als Schröpfkröteriche, Ruulchen?«
»Was denn?«
»Männer, die Hilfe annehmen. Komm, sehen wir uns ein wenig um und lesen Grabsteine. Ist bestimmt auch lustig.«
Matt und Julian Springs sahen den Frauen nach, wie sie davongingen und gelegentlich Grassoden zur Seite schoben.
Der Kommandant der Luftschiffflotte schien zu überlegen, ob er Haaleys Auftritt kommentieren sollte, entschied sich aber dagegen. »Und wenn sich die Station als ungeeignet erweist?«, fragte er stattdessen.
»Dann können wir den Sauroiden immer noch entgegenfliegen.«
Springs nickte. »Na schön. Lass uns einen Roboter aussuchen.«
Matt kam sich merkwürdig vor, als er in der Gondel des Flaggschiffs an den zehn Maschinenmenschen vorbeiging, als machte er einen Einkaufsbummel. In den beiden anderen Schiffen waren jeweils weitere zehn untergebracht. Sie alle stammten aus einer ehemaligen Westernstadt in Independence, einem Freizeitpark, in dem zahlende Besucher die Zeit des Wilden Westens hatten miterleben können. Noch immer überkam ihn ein ungutes Gefühl bei der Erinnerung, dass ihn die erste Begegnung mit den Robotern beinahe das Leben gekostet hätte. Nur ein Downgrade hatte die einer fehlgeleiteten Programmierung folgenden Maschinen gestoppt.
Kann man ihnen wirklich trauen, wenn es hart auf hart kommt?, fragte sich Matt. Oder besteht die Gefahr, dass die Programmierung wieder verrücktspielt?
Das war einer der Gründe, warum er sich trotz seines unguten Gefühls für einen Roboter als Begleiter entschieden hatte: So konnte er ihn stellvertretend für alle bei einer kleinen Mission beobachten und auf die Probe stellen.
Da es keinen Unterschied machte, zeigte er auf den Mann links in der Reihe. Er trug Wildlederstiefel, Jeans, ein beiges Hemd und darüber eine ärmellose Lederjacke, wie Matt sie in unzähligen Western gesehen hatte. Der typische Cowboy eben. Ein Revolvergurt mit Holster und scharfer Waffe vervollständigte das Bild.
»Er begleitet mich«, sagte Matt. »Er erinnert mich ein bisschen an eine Mischung aus dem jungen Ray Liotta und Tony Curtis.«
»Wer soll das sein?«
»Schauspieler. Liotta hat beispielsweise in Good Fellas... egal, nicht so wichtig.«
Da sie die Roboter für den Transport abgeschaltet hatten, ließ Matt sich das Steuer-Pad bringen und stöpselte es per Kabel in eine Schnittstelle über dem Ohr des Kunstmenschen. Mit flinken Fingern rief er das Einstellungsmenü auf.
Er tippte auf den Bereich mit den Missionsparametern. Ein mehrzeiliges Fenster öffnete sich, in das er in hierarchischer Form die wichtigsten Direktiven eingeben konnte. Matt entschied sich für:
1. Maddrax schützen
2. Maddrax unterstützen
3. Menschen schützen
Dann kehrte er in den Ausgangsbildschirm zurück und sah, dass im Namensfeld lediglich eine Typenbezeichnung stand. Kurz entschlossen tippte er darauf, löschte die Kombination aus Buchstaben und Zahlen und überlegte, wie er seinen Begleiter taufen sollte. Erst schwankte er zwischen »Ray« und »Tony«, dann kam ihm eine bessere Idee und er gab »Isaac« ein.
Vielleicht half es ihm, das Unwohlsein gegenüber Maschinen, die ihn einst erschießen wollten, zu überwinden, wenn er seinen Partner für die nächsten Stunden nach Isaac Asimov benannte, dem geistigen Vater der Roboter-Gesetze.
Er klickte auf die Schaltfläche Übernehmen. Ein Flackern ging durch die Augen der Maschine. Ihr Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
»Howdy, Partner«, sagte der Cowboy in breitem Südstaatendialekt. »Ich bin Isaac. Was liegt an, Buddy? Kann ich etwas für dich tun?«
Matt zog das Kabel aus der Schnittstelle. Dann wollen wir mal. »Mich begleiten«, antwortete er kurz angebunden.
»Sehr gerne. Wo geht's denn hin? Rauf zum Yukon River, ein bisschen Gold schürfen?«
»Einfach mir nach.« Matt stieg aus der Gondel, Isaac folgte ihm.
Über ihnen stand die Vormittagssonne am Himmel.
Immerhin nicht High Noon, dachte Matt.