Mama-Selflove - Verena Enz - E-Book

Mama-Selflove E-Book

Verena Enz

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Beschreibung

Egal ob 1, 2, 3 oder gar 4 Kinder (wie bei der Autorin) – alle Mamas sitzen in einem Boot und rudern zwischen dem falsch gestrichenen Marmeladebrot und der allmorgendlichen Strumpfhosenproblematik zeitweise ums blanke Überleben.  Wie Frauen statt im Mama-Wahnsinn unterzugehen auch relaxt, gechillt und gelassen sein können, beschreibt Familienbloggerin Verena Enzenhofer. Ihr Motto: Weniger Perfektion, mehr Lebensfreude! Ihr Buch gibt Einblick in das Leben der Vierfach-Mama und anderer Mütter und zeigt humorvoll und mit praxiserprobten Tipps, Worksheets und Übungen wie der turbulente Mama-Alltag erleichtert und die Nerven ganz easy gestärkt werden können. 

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Verena Enz

Mama Selflove

Survival-Guide für den perfekt unperfekten Familienwahnsinn

Verena Enz

Mama Selflove

Survival-Guide für den perfekt unperfekten Familienwahnsinn

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2023

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Verlag Herder

Umschlagmotiv: An.B / shutterstock

E-Book-Konvertierung:

Röser MEDIA GmbH & Co. KG, Karlsruhe

ISBN Print 978-3-451-60130-9

ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-82966-6

Inhalt

Einleitung

Davor

1. Die Herausforderungen im Mama-Alltag

Davor

Die größten Herausforderungen

Überfordert mit Kind

Warnung und Reminder

Akut-Maßnahmen für den Moment

Exklusive Auszeit

Deine MAMA-JOYLIST

2. Perfekt oder auf der ewigen Suche danach

Davor

Die perfekte Mutter

Jeder hat ein anderes richtig

Den Perfektionismus verabschieden

WORKSHEET: Bye, bye Fräulein Rottenmeier

3. Selfcare im Mama-Alltag

Sichern wir uns unsere Auszeit

Um Hilfe bitten

Selbstfürsorge: Was passt zu mir?

4. Die Multitasking-Falle

Die Zirkusmethode

Multitasking bringt uns nicht weiter

Nein sagen

5. Dein Body: Her mit mehr Selbstliebe!

Davor

Das »Wunder« Frau

Von Körperbildern und optischen (Selbst-)Täuschungen

Wie wir unseren Körper mehr lieben können

Selbstliebe-Übungen, die dir helfen

WORKSHEET: Fünf Fragen, die den Fokus auf deine Stärken lenken

6. Das Routinen-Chaos

Davor

Sind Routinen langweilig?

Kein Mama-Leben ohne Routinen

So integrierst du eine Routine

WORKSHEET: 50 Ideen für deine Morgenroutine

WORKSHEET: Habit Tracker: dreißig Tage, dreißig Schritte zu besseren Gewohnheiten

7. Fitness und Sport als Mama

Davor

Wie wichtig ist Sport für dich?

WORKSHEET: Wie viel Sport mache ich?

Mehr Sport in den Mama-Alltag integrieren

WORKSHEET: Friends-Challenge

8. Ziele setzen und die Kunst, sie im Mama-Leben zu verfolgen

Davor

Tools für deine Ziele

WORKSHEET: Bucket List: Das will ich alles noch erleben

Die Macht des Visionboards

Finde dein Ikigai

Fokussiert bleiben in einer Welt voller Ablenkungen

Fokussiert mit dem Balance-Tagebuch

9. Deine Freunde, dein Umfeld

Davor

Dein Umfeld ist dein Halt

WORKSHEET: Reflexion über deine Kontakte

Werde kreativ: So triffst du deine Freundinnen öfter

10. Partnerschaft und andere Troubles

Davor

Date-Ideen für Paare

11. Das leidige Thema Elternschlaf

Der plötzlich verschwundene Mann

So können wir den Elternschlaf optimieren

WORKSHEET: Top-Tipps für eine bessere Nachtruhe

Dank

Nachweise

Über die Autorin

Einleitung

Ich gestehe, mir geht es schlecht. Sehr schlecht sogar. Das Wort »Mama-Hamsterrad«, das für mich eher unsexy klingt, habe ich natürlich schon mal gehört, aber nie mit mir selbst in Verbindung gebracht. Warum auch? Ich und diese unsexy Wortkombi »Mama« und »Hamsterrad«? Vielleicht auch noch »Maaamaaaa«? Nein, danke.

Das mag zu dieser abgerackerten Frau passen, die nach der Arbeit und vor dem Fußballtraining des Sohnes noch schnell den Kuchen für das Elternvereinsbuffet mit einem Fondant verziert und beim Small Talk nur über sich und ihre gestresste Welt redet. Aber ich? Nein. Ich hab zwar Kinder und einen Job, aber ich bin doch nicht im »Ratter-Modus«. Ich schaffe das schon irgendwie. Ich bin zwar Mama, aber ich bin auch Frau, oder?!

Davor

Es ist Sommer 2017. Ich habe drei Kinder, knapp ein Jahr, vier und fünf Jahre alt, einen 30-Stunden-Job, das »bisschen Haushalt« und – zum Glück – einen Ehemann. Zusätzlich betreue ich abends oder nachts noch eine Onlineplattform, deren Zahlen stetig steigen.

In der Früh läutet mein Wecker um halb sechs, damit ich nach dem zweiten Schlummer-Abwürg-Griff checken kann, was sich in den letzten fünf Stunden in meiner Ecke der virtuellen Welt so getan hat. Ich beantworte möglichst alle Kommentare. Mein Mann schläft währenddessen noch oder liest die Zeitung. Ich bestrafe ihn mit einem strengen Blick. Warum gönnt er sich den Luxus? Ja, ich beneide ihn insgeheim dafür. Als könnte er Gedanken lesen, murmelt er: »Es tut mir leid, aber ich kann dir da nicht helfen. Wirklich nicht. Ich weiß nicht, was ich auf die Kommentare antworten soll. Bei Mama-Problemen, Windeln und Wochenbett kenne ich mich nicht aus.« Und dreht sich noch mal um.

Aha!

Um sechs flitze ich dann hastig ins Bad und ärgere mich wieder. Nein, nicht über meine etwas zu gelb geratenen, selbst gefärbten Haare, dafür und für den Friseur habe ich keine Zeit. Ich ärgere mich über die nicht unwesentliche Tatsache, dass sich das Dauerproblem Wäsche nicht von allein erledigt. Warum bloß habe ich am Vorabend diese Erkenntnis ignoriert? Weil sich ständig etwas anderes in den Vordergrund geschoben hat. Nein, freilich nichts, was ich für mich getan habe. Ich habe gekocht, vorgelesen, die Küche aufgeräumt, die offenen Mails bearbeitet, die ich am Nachmittag auf mein Firmenhandy bekommen habe. So ist es leichter, den folgenden Tag zu planen, und ich weiß in etwa, ob ich es schaffen werde, die Kleinste pünktlich um halb eins von der Krabbelstube abzuholen. Im Notfall muss ich nämlich jemanden bitten. Doch halt, stopp! Wen soll ich mitten am Tag um Hilfe bitten?

»Mama, wo ist meine Lieblingshose? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen«, holt mich ein Kind zurück in die morgendliche Realität. »Mama, die Strumpfhose passt mir nicht mehr!«, brüllt das nächste. Tja, dass ihr die Strumpfhose der kleineren Schwester nicht passt, war logisch. Unlogisch war nur, wie sie trotzdem in ihre Lade kam … Wieder kommt langsam dieses mulmige und schuldbewusste Gefühl in meiner Bauchgegend auf.

Andere sind bessere Mütter.

Andere sind besser organisiert.

Andere spielen öfter mit ihren Kindern.

Andere geben ihren Kindern nie das Tablet.

Andere hören ihren Lieblingen aufmerksamer zu.

Andere schreien nie.

Andere sind nie müde.

Andere sind im Beruf konzentrierter.

Andere haben Zeit, sich mit Kollegen zu unterhalten.

Andere heben das Telefon sofort ab, wenn ihr Chef oder jemand von der Arbeit anruft.

Andere sind bessere Ehefrauen.

Andere haben mindestens dreimal pro Woche Sex. Und nein, nicht nur einfach schnellen, gewöhnlichen Elternsex, sondern richtigen, leidenschaftlichen Wir-nehmen-uns-die-Zeit-Sex. Im Sinne meiner eigenen Eltern: rascher Themenwechsel:

Andere fahren öfter zu ihren eigenen Eltern.

Andere bügeln die Unterwasche. Oder die Bettwäsche. Oder bügeln überhaupt irgendwas und haben das Bügeleisen nicht nur, weil man halt eines hat.

Last, but not least zu diesem Zeitpunkt nicht so unwesentlich: Andere sind nicht plötzlich schwanger und bekommen ein viertes Kind. Tja, wie war das mit dem Sex noch mal?! Oder: Ich heiße dich willkommen im Survival-Guide für den perfekt unperfekten Familienwahnsinn!

Plötzlich schwanger und wachgerüttelt

Lass mich raten: Klingt die ungeplante Schwangerschaft angesichts meiner massiven Tag-und-Nacht-und-überhaupt-Überforderung für dich nach dem raschesten Weg in den Burn-out? Verstehe ich. Aber: Das war sie nicht. Sie entpuppte sich zum Glück als mein Weckruf. Als mein Startsignal, um Auswege aus dem Mama-Wahnsinn zu finden. Heute, sechs Jahre später, stehe ich anders da und kann dieses Buch schreiben und meine Erfahrungen mit dir teilen. Ich möchte gemeinsam mit dir auf eine Reise gehen. Und ich verspreche dir, dass es keine Reise ist, die spurlos an dir vorübergehen wird. Es wird vielmehr eine Reise mit bleibenden und prägenden Erinnerungen für dich sein. Eine Reise, die dir Schritt für Schritt zeigen wird, dass es anders sein kann, als es gerade ist.

Auf meiner eigenen Reise war ich nicht allein, und so erzähle ich von meinen Freundinnen auf Instagram, meinen Insta-Innies, denen es ähnlich gegangen ist wie mir. Und dann gibt es noch die schmerzhaften Stories von dazwischen. Ich verrate dir, was schiefgelaufen ist, was ich ändern musste, was ich probiert habe, wo ich gescheitert bin und natürlich auch, was bei mir, aber auch bei anderen funktioniert. Es bedarf nicht viel. Es sind die kleinen, aber essenziellen Punkte, von denen ich dir ausführlich in diesem Buch erzählen werde. Sachen und Dinge, die – wie du sehen wirst – auch mit vier Kindern möglich sind. Es braucht nicht alles gleichzeitig passieren, sondern wir gehen step-by-step. Manchmal läuft es besser, dann wieder schlechter.

Eines musst du mir dafür allerdings versprechen: Lass die Übungen, die Inputs und Impulse, die ich sehr bewusst für dich ausgewählt habe, wirken. Klapp das Buch nicht einfach zu, sondern probiere sie aus! Lass dich voll und ganz auf diese Reise ein. Es ist dein Leben und es ist an der Zeit, es so richtig schön zu haben.

Du hast es in der Hand, du kannst es ändern! Nimm dir einen Stift und betrachte dieses Buch als dein Lebensbuch, als deinen persönlichen Gamechanger im Mama-Alltag. Gönne dir diese Auszeit, sie ist deine Hängematte für mehr Balance und Glitzer-Momente. Bist du bei dieser Reise dabei? Willst du dich auf die Veränderung einlassen? Bist du bereit, wieder mehr zu lachen und die wundervollen Momente zu genießen? Bist du bereit, wieder achtsamer und glücklicher im Umgang mit deinen Kindern und deinen Mitmenschen zu sein? Ja? Dann lass uns starten! Denn wir wissen: Eine glückliche Mama ist eine gute Mama.

Ich freue mich auf unser gemeinsames Abenteuer.

Deine Verena

1. Die Herausforderungen im Mama-Alltag

Denke mal fünf, acht, zehn oder fünfzehn Jahre zurück. Ist dein Leben so, wie du es dir vorgestellt hast? Hast du es dir so erträumt?

Bist du so, wie du es dir gedacht hast? Bist du die Mutter, die du sein wolltest? Oder an wen erinnert dich dein heutiges Ich?

Davor

»Wie in Gottes Namen schafft sie das?«, frage ich mich, bevor ich gedanklich zwischen dem vor mir liegenden Wochenende und dem letzten hin und her springe. Was ist mir wichtiger: ein paar Tage in München oder die Bekanntschaft von der großen Sport-Feier, in die ich am vergangenen Samstag durch Zufall hineingeraten bin? An dem Abend hat die ganze Stadt »Wir sind Meister!« geschrien. Soll ich Großstadtluft mit bayrischem Flair schnuppern oder insgeheim doch schauen, ob er tatsächlich so nett ist, wie es beim ersten Eindruck schien?

»Hörst du mir überhaupt zu?«, holt mich meine Freundin zurück in die ratternde Straßenbahn. Der Wagon ist fast leer, verzweifelt sitzt meine ehemalige WG-Mitbewohnerin Silvie neben mir. »Ich habe mit dem allen nicht gerechnet, ich dachte, es ist leichter, andere haben doch auch Kinder«, sagt sie. Große strahlend blaue Augen, eine kleine Stupsnase, hohe Wangenknochen und volle Lippen – Silvie war schon in unserer Schulzeit der Schwarm aller Jungs. Doch im Moment wirkt sie ziemlich mitgenommen. Der Glanz, das Strahlen, der Teint … alles ist weg. Stattdessen sehe ich ihre zerwühlte Frisur, ihre Augenringe und ihren zweifelnden Blick. »Es ist alles so anders. Mein Leben ist so anders. Es hat sich viel getan, seit die Kleine auf der Welt ist. Vieles steht Kopf. Nichts ist mehr gleich.«

Ich höre ihr zu, doch für mich sind ihre Gefühle, ihre Sorgen, ihre Ängste in diesem Moment so weit weg. »Ja, ich merke es, wie du dich immer weiter von dir selbst entfernst«, will ich kurz einwerfen, halte mich aber zurück. Salz in die Wunde tut nie gut.

»Thorsten ist viel beschäftigt, er ist oft weg. Für ihn ist es einfacher. Ich bin mit der Kleinen viele Tage und noch mehr Abende alleine.« Ihre blauen Augen bekommen einen feuchten Glanz. Eine kleine Träne kullert langsam über ihre Wange. »Ich fühle mich zerrissen. Leidet die Kleine, weil ihr Vater so wenig da ist und ich noch mein Studium zu Ende mache? Kümmere ich mich zu wenig um sie? Kümmert er sich zu wenig um sie? Egal, wie ich es plane, für mich selbst bleibt so oder so keine Zeit mehr. Außerdem müsste ich bald eine wichtige Arbeit abgeben. Keine Ahnung, wie …«

Ich habe Silvie schon immer bewundert, und obwohl die Augenringe so groß wie noch nie sind, ist Silvie für mich ein Phänomen. Wie in Gottes Namen macht sie das alles? Wie wuppt sie das alles mit der Kleinen, dem flüchtenden, immer um Ausreden ringenden Thorsten und dazu noch ihrem bevorstehendem Studienabschluss? Wie schafft sie das und hat obendrein ein so entzückendes zauberhaftes Mini-Menschlein? Silvie ist genauso alt wie ich, und Luise ist gerade einmal ein Jahr. Lu, wie ich sie liebevoll nenne, ist wahrlich ein Sonnenschein. Die blonden Haare beginnen gerade länger zu werden, sie kringeln sich ein wenig. Und sie lächelt nahezu immer, wenn sie mich sieht.

Aber ehrlich, für mich wäre das nichts. Immer da sein, immer umsorgen, immer trösten. Mal ganz abgesehen davon, dass mir sowieso der passende Mann fehlt, mit dem ich mir ein Leben und Kinder vorstellen könnte. Meine letzte Beziehung – die große Studienliebe – mit länger andauernden Kalt- und Warmphasen nagt an mir. Sie hat mich verändert, es ging auf und ab und heraus kam ein Ich, wie ich es eigentlich überhaupt nicht sein will. Nach dem schrecklichen Ende sind emotionale Frostbeulen geblieben, die wohl so schnell nicht verschwinden werden.

Ich und ein Kind? Irgendwann. Vielleicht. Und wenn, dann schwöre ich – als ich Silvies blassen Teint und die zerwühlten Haare im Wagon noch mal näher betrachte – hoch und heilig, dass ich mich als Frau trotz Ups and Downs bei diesem Abenteuer nicht vergessen werde.

Aha!

Die größten Herausforderungen

Ich mache eine Pause von meinem alten, kinderlosen-besser-wissenden-Tanten-Image-Ich, dem noch nicht präsenten Mann und meinen Gedanken. Eine Tatsache will ich allerdings jetzt schon festhalten: Das Gedankenkarussell dreht sich immer und überall, egal, ob wir Anfang zwanzig, älter oder noch älter sind. Im Grunde ist es unwesentlich, in welcher Lebenslage wir gerade stecken. Tja, und als Mama gibt es schöne Extras dazu: Eine Herausforderung jagt die nächste. Das Kleinkindalter, die Krabbelstuben-Auswahl, der Turnkurs, die »richtige« Schule, der Schulstress. Und immer dabei der Spagat zwischen Mamasein und dem Erwachsenenleben.

Wie ist das bei dir? Ganz ehrlich? Was sind deine größten Herausforderungen im Mama-Alltag? Lass diese Frage kurz im Raum schweben und denke darüber nach. Was fordert dich? Was bringt dich aus dem Gleichgewicht? Was frustriert dich?

Hier startet deine Reise mit diesem Buch. Schreibe dir deine Antworten auf, notiere sie hier handschriftlich. Du kannst sie auch gerne mit mir teilen – ich bin gespannt.

So viel vorweg: Ich kann dich beruhigen. Du bist nicht alleine. Ich bin oft und intensiv mit anderen Mamas in Kontakt. Sei es mit Silvie, Gloria, Kathrin, Christina, Billie und meinen anderen Freundinnen, mit den Ladys in meinem Mentoring-Programm oder mit meinen lieben Insta-Innies, das ist meine tolle Community auf Instagram. Es gibt nahezu keine Mama, die nicht vor einer Herausforderung steht. Und auch keinen Papa. Und auch keine Nicht-Eltern. Das ist das Leben. Das ist unser Leben.

Zurück zum Mamasein: Was macht das nur so herausfordernd? Ist es die schwierige Anfangszeit? Der wenige Schlaf? Ist es das Nicht-mehr-auf-sich-selbst-achten-Können? Der Spagat zwischen Kind und Beruf? Oder die täglich neuen Herausforderungen rund um die Themen Kita und Schule? Oder auch die Schwierigkeit, ganz schlicht und einfach den Fokus – ja, den Fokus – zu behalten? Im Hier und Jetzt zu sein? Die schönen Momente mehr zu genießen? Die schrecklichen Situationen relaxter zu nehmen?

Was ich gelernt habe: Die rosarote Wolke und die perfekte Familie mit ausschließlich wunderschönen Momenten, ohne Zwist, ohne Streit, ohne verschiedene Phasen (dazu später mehr), ohne Sockenchaos (dazu auch später) gibt es nicht. Wie sehr habe ich mir selbst oft die permanent harmonischen Momente aus Fernsehserien wie Unsere kleine Farm oder den Waltons und die immerzu friedlichen Szenen wie »Gute Nacht, John Boy. Gute Nacht, Mary Ellen« herbeigesehnt.

Aber nein, der Familienalltag sieht anders aus. Unserer zumindest. Derzeit bin ich permanent im Dauererklär-Modus und versuche einerseits verzweifelt die Handy-Zeiten meiner Großen zu beschränken und andererseits den kleinen Mann daran zu hindern, vom Tisch zu springen und dabei die frischen Blumen inklusive Vase mitzunehmen. »I can buy myself flowers« ist spätestens nach dem dritten Mal in der Woche auch unsexy.

Meiner Freundin Billie geht es mit ihren zwei Kindern, dem Beruf und dem perfekten Familienalltag ohne weitere Herausforderungen nicht besser:

»Mein Mann wünscht sich so sehr, dass wir am Abend friedlich zusammensitzen und wenigstens einmal am Tag zusammen in Ruhe etwas essen. Aber das geht nicht. Ich müsste jeden Tag Nudeln kochen, damit das Essen allen schmeckt und niemand jammert. Die Kleine zappelt und zack!, kippt ein Glas um. Das Essen ist zu salzig, zu wenig süß … und das angehende Teenager-Girl kommt überhaupt nur mit Kopfhörern zum Tisch. Warum ist das immer so bei uns, warum funktioniert das bei uns nicht?«

Kennen wir alle, so oder so ähnlich, oder? Neben den schönen Szenen, die wir natürlich auch alle erleben – und die wir deshalb umso mehr genießen müssen – gibt es diese weniger schönen. Immer und überall.

Überfordert mit Kind

Und das nicht nur mit mehreren Kindern oder (angehenden) Teenagern. Mir ist es schon als Einzelkind-Mama so gegangen. Weit weg waren meine eigenen Versprechen von früher oder Silvies prägendes Bild in der Straßenbahn. Ich habe nichts geschafft, bin zu nichts gekommen, ständig plagten mich Gewissensbisse, ob ich wohl für den kleinen Schatz alles richtig machte. Bloß keine Fehler!

An eine Szene erinnere ich mich noch ganz genau, als ob es gestern gewesen wäre. Ich habe um halb zehn am Vormittag verzweifelt meine Mutter angerufen und ins Telefon geschluchzt: »Mama, Mama, bitte kommen!«

Eine halbe Stunde später war sie da. Die unaufgeräumte Wohnung, der eingetrocknete Kaffee, das angebissene Käse-Toastbrot und der Orangensaft vom Frühstück tags davor standen noch auf dem Wohnzimmertisch. Mahlzeit! Verzweifelt und komplett überfordert lag ich im vollgekleckerten Pyjama auf dem Sofa, neben mir mein kleiner lächelnder Sonnenschein. Stillen. Wickeln. Abpumpen.

Stillen. Bekommt der Schatz genug? Stillen. Wickeln. Mache ich alles richtig? Ich steigerte mich hinein, hatte Angst zu scheitern, war nicht mehr in der Lage, simple Entscheidungen zu treffen. Ich war unzufrieden und frustriert und mit meinem Leben komplett überfordert und musste schon damals die Notbremse ziehen.

Du bist nicht allein

Einatmen. Ausatmen. Wie du siehst, ist Überforderung ganz normal und kommt bei uns allen vor. Egal, ob mit einem, zwei oder mehreren Kids. Meine Insta-Innies sehen es ähnlich. Ob es kleine Dinge sind oder große, wie sie uns in den letzten Jahren mit Homeschooling und Jonglieren de luxe allen begegnet sind – im Grunde geht es oft um ähnliche Themen.

Ein ähnliches Ergebnis brachte auch eine Instagram-Umfrage, an der sich knapp 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten. Die drei großen Mama-Sorgenthemen:

die Kinder mit Schule, Kindergarten etc. (30 Prozent)

die eigene Selbstfürsorge – die Akkus leuchten dunkelrot (28 Prozent)

die eigene berufliche Situation (26 Prozent)

Warnung und Reminder

Mal ehrlich: Da sollten eigentlich die Warnleuchten anspringen. Auch die Wissenschaft und die Mediziner sagen, dass das Nicht-Kennen und das Nicht-Beachten der eigenen Bedürfnisse zu Frustration und auch zu einem Burn-out führen kann. Und obwohl auch ich das schon lange weiß und wusste und mir etwas anderes geschworen hatte, habe ich mich und meine Bedürfnisse damals mit einem Kind trotzdem aufgegeben. Ich wurde immer unzufriedener, verzweifelter und unsicherer. Unsicher im Umgang mit mir selbst, aber auch unsicher im Umgang mit meinem Kind.

Das ging schlussendlich so weit, dass ich meine Freundin Kathrin, die damals »nur« ihre Zwillinge hatte, fragte, ob sie beim Eincremen der Kinder den rechten oder den linken Fuß zuerst nimmt. »Jetzt mach aber halblang! Jetzt ist genug!«, knallte sie mir die schroffen Worte direkt in mein übermüdetes Gesicht. »Das kann jetzt nicht wahr sein! Das willst du nicht allen Ernstes wissen?!« Kopfschüttelnd fuhr sie fort: »Mir ist das komplett egal. Ich tue es einfach. Egal, ob links oder rechts. Und überhaupt, das wollte ich dir schon länger sagen: Du bist im Moment neben deiner Spur. Du lebst nicht mehr dein Leben. Wo ist Verena?« Ihre Stimme überschlug sich fast dabei. Als sie fertig war, schluckte ich. Einmal. Zweimal. Dreimal. Hätte diese Worte jemand anderer zu mir gesagt, wäre ich totbeleidigt gewesen. Aber niemand kennt meine Lage in diesem Moment besser als sie, schoss es mir durch den Kopf. Sie ist am gleichen Tag wie ich das erste Mal Mama geworden, ihre Zwillinge kamen im selben Kreissaal sechs Stunden zuvor auf die Welt. Wir hatten denselben Arzt, waren beide wegen Komplikationen nach der Geburt zehn Tage im Krankenhaus. Alle drei Kinder kamen sieben Wochen zu früh, völlig überraschend – einfach, weil sie es wollten – und obendrein auch noch am selben Tag zur Welt.

Kathrin war daher die Einzige, der ich eine solche Ansage durchgehen ließ. Heute danke ich dir von Herzen für diesen Weckruf. Für das und für viel mehr.

Bereits damals zog ich die Notbremse mit einigen der folgenden Punkte, von denen ich dir gleich mehr erzähle. Ein kleiner, aber wichtiger Reminder: Leider vergessen wir diese Punkte oft wieder und der Alltag kommt dazwischen. Wie auch bei mir. Lasst uns achtsam bleiben und genau hinsehen. Wenn du dieses Buch gelesen hast, leg es nicht einfach in die Ecke. Es ist dein Survival-Guide, der Survival-Guide für dein besseres Leben. Nimm es wieder zur Hand, besonders dann, wenn du dich überfordert und gestresst fühlst. Such dir dann die passende Übung für dich aus, um herunterzukommen und dein Leben zu leben und dein Leben zu genießen. Hätte ich das früher getan, hätte ich nicht vor meinem vierten Schatz dieses weitere unschöne Erwachen gehabt, von dem ich dir schon am Anfang des Buches erzählt habe.

Ich möchte dir zeigen, wie es dauerhaft und nachhaltig gelingen kann, sich selbst nicht aufzugeben. Gerade in stressigen Situationen, hektischen Lebenslagen und angesichts permanenter Herausforderungen ist nämlich gerade dies das A und O – dein Anker, deine Hängematte, in der du wieder zu dir finden kannst.

Akut-Maßnahmen für den Moment

Was tun, wenn es zu viel ist? Wenn du am liebsten schreiend alles zusammenpacken und nach Timbuktu flüchten würdest – mit einem One-Way-Ticket, versteht sich? Wenn deine Tochter schreit und dich beschimpft, weil der Dutt für den Ballettunterricht nicht passt (fünf Härchen schauen heraus), in der Zwischenzeit der kleine Junge die Schokolade auf dem beigen Wohnzimmersofa verschmiert und die Katze als Draufgabe auf die frisch gewaschene, gefaltete und sortierte Wäsche im Korb pinkelt? Ist hier alles schon passiert. Und nicht nur einmal! (Familien fühlen jetzt mit: Ein Korb mit frisch gewaschener, gefalteter und sortierter Wäsche ist Gold wert. Pures Gold wäre es, wenn sich die Wäsche noch von alleine in den Schrank hexen würde.) Diese Akut-Maßnahmen helfen in solchen Situationen, wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen:

5 x einatmen, halten und ausatmen

Mir persönlich hilft das bewusste Ein- und Ausatmen und dazwischen das Halten des Atems sehr viel. Es erdet mich wieder und holt mich herunter. Ich wiederhole diesen Vorgang immer fünfmal. Auch die Soldaten der Navy-Seals, eine militärische Spezialeinheit, greifen auf diese bewährte Methode zurück.

Kurz den Raum wechseln

Wir kennen diese Art von Flucht und Abstand glaube ich alle. Es tut gut, kurz wegzugehen und einen klaren Kopf zu bekommen. Dafür sind die Toilette oder die Speisekammer gut geeignet, das weiß ich aus Erfahrung.

Muster durchbrechen

Eine super Methode, die du gerne ausprobieren kannst. Dabei machst du bewusst – jedoch immer mit einer wertschätzenden Haltung und nicht spöttisch! – das Gegenteil von dem, was eigentlich erwartet wird. Du durchbrichst als Mama die Muster. Wenn du eigentlich schimpfen oder schreien möchtest, nimmst du die Kinder und tanzt stattdessen mit ihnen – das hilft beiden Seiten. Du machst etwas, womit niemand in diesem Moment rechnet. Auch ich setze das öfter ein. Schreien oder toben meine Kinder und sind kaum zu beruhigen, nehme ich sie bewusst ganz fest in den Arm und hole sie somit herunter. Widerstand oder Konfrontation bringen in dieser Phase nichts.

Das alles sind Kurzmaßnahmen für den regelmäßigen Einsatz. Dauerhaft hilft es natürlich am meisten, die ganze Selfcare-Sache in seinen Alltag zu integrieren – dazu später mehr. Mit der folgenden Maßnahme ist aber auch schon viel getan.

Exklusive Auszeit

Wenn es absolut nicht mehr geht, muss jede Mama eine solche Auszeit gerade in schwierigen und herausfordernden Zeiten einbauen. So simpel, aber für uns Mütter doch so schwer. Hand aufs Herz: Wann hattest du deine letzte bewusste, exklusive Auszeit? Nur du ganz alleine? Einsperren im Klo und so zu tun, als ob du nichts hörst, zählt jetzt nicht als exklusiv. Die Kinder für eine halbe Stunde vor den digitalen Babysitter zu setzen und währenddessen in Ruhe zu versuchen, einen Kaffee zu trinken, ebenso wenig. Denn wir wissen: Diese Ruhe ist keine exklusive Auszeit, sie ist eine Scheinpause, in der lauter Wünsche auftauchen, die irgendwie immer dann kommen, wenn Mama es wagt, kurz durchzuschnaufen. »Mama, ich bin durstig. Kann ich etwas trinken?« Für ein »Bitte« oder gar ein »Danke« fehlen die Zeit. Das hat neben Conni, Baumeister Bob, Peppa Pig oder Paw Patrol jetzt nicht Priorität. Getoppt wird diese Frage ein bisschen später nur mit der uns allen bekannten Feststellung: »Mama, ich hab so Hunger!« Und das alles natürlich zwanzig Minuten nach dem Mittagessen. (Das große Wunder: Es ist egal, ob es davor die von allen favorisierten Nudeln oder ein schonend gekochtes zuckerreduziertes Bio-Essen gegeben hat. Der Hunger schlägt spätestens um halb zwei zu, das ist garantiert.)

Tja, wie du also siehst, kenne ich das mit der »Quasi«-Auszeit und dem kalten Kaffee nur allzu gut. Unter uns: Diese Art von Auszeit ist – obwohl kalter Kaffee ja prinzipiell schön machen soll – in dem Moment vielleicht gut, aber nicht nachhaltig. Ich will hier in diesem Survival-Guide mit dir über wirklich exklusive Auszeit sprechen. Zeit, in der du ganz alleine für dich bist. Die Art von Auszeit, die du dir nur für dich nimmst. Zum Beispiel alleine spazieren gehen. Egal, ob im Wald, in der Stadt, am See oder im Park. Der vor dir geschobene Kinderwagen ist nur erlaubt, wenn dein Baby ein Zwei-Stunden-Schläfchen braucht und gerade eingeschlafen ist. Übrigens: Währenddessen mit der besten Freundin zu telefonieren und über die (Nicht)-Beziehung von Meghan und Kate zu sprechen, zählt auch nicht als Me-Time. Es geht ums tatsächliche Alleine-Sein. Alleine dasitzen. Alleine lesen. Alleine die Gedanken schweben lassen. Alleine die Beine baumeln lassen. Alleine sporteln. Alleine Kraft sammeln. Sich aufladen. Den warmen Sommerregen oder die Schneeflocken genießen. Und auch wenn ich jetzt vielleicht zu deinem Entsetzen zugeben muss, dass ich selbst – leider oder nicht leider – absolut nicht der Warme-Sommerregen- oder Beine-baumeln-lassen-Typ bin, hoffe ich, dass du dennoch verstehst, was ich im Grunde damit meine.

Es geht um das Abschalten. Nicht auf tausend Dinge gleichzeitig schauen zu müssen. So schön es ist, Mutter zu sein, so gut tut es auch, kurz die Verantwortung ablegen zu dürfen. Mir genügen beispielsweise schlichte 30 Minuten für mich, und vieles ist gut. Ich bin belastungsfähiger, besser aufgelegt und schnipsle sogar während meines kalt werdenden Kaffees um halb zwei gerne fünf verschiedene Obstsorten für einen Obstsalat mit Joghurt. Wenn die Kinder wollen und die Zeit es zulässt, kann es auch vorkommen, dass wir dann spontan zu backen beginnen.

Und keine Sorge, ich bin Mama und nicht größenwahnsinnig, ich spreche nicht von 30 Minuten täglich, das ist mit vier Kindern und einem Babyhund sowieso nicht drin, zwei- bis dreimal pro Woche reichen zum Abschalten, zum Kräfte sammeln. Obwohl … kurzer Stopp, bitte! In der intensiven Zeit während der Corona-Quarantäne habe ich mir wirklich jeden Tag meine 30 Minuten für mich genommen. Das brauchte ich. Komischerweise funktionierte das damals mit der Einteilung besser, ich war vielleicht egoistischer und/oder habe mir das einfach zugestanden. Mein Mann arbeitete viel von zu Hause, ich textete und beantwortete meine Mails zu dieser Zeit nachts und am Wochenende. Wie wir alle switchte ich durchgehend zwischen den Rollen der Lehrerin, Putzfrau, Schubladen-Ausmisterin, Bio-Köchin und Stockbett-Klettern-Spielverderberin. Tja, dass ich jetzt nicht die Beine-baumeln-Lasserin bin, weißt du schon. Ist nicht so meins, ich würde mein Smartphone herausholen und das wäre ebenso wenig zielführend. Ich liebe es beispielsweise, in meinen 30 Minuten einfach im Keller auf dem Crosstrainer zu strampeln, mich anzustrengen und einen Podcast zu hören. Nur ich für mich. So »beame« ich mich kurz mit meinem One-Way-Ticket nach Timbuktu. Meine Freundin Christina, eine sehr fürsorgliche Zwei-Kind-Mama, sitzt dagegen in ihren 30 Minuten auf der Terrasse, lässt ihren Blick schweifen und tut – gar nichts. Außer ein bisschen Leute gucken vielleicht und dazu eine Zigarette rauchen. Achtung: Eventuelle Shit-Storm-Warnung, aber sie macht es dennoch gerne. Das gibt ihr Kraft. Kathrin genießt es wiederum, in der Gala und dem dortigen Promiklatsch unterzutauchen und sich kurz aus der Wohnzimmer-Chaos-Realität zu verabschieden. Bevorzugt mit einem warmen Kaffee. Zwischen dem Klatsch und Tratsch holt sie sich ihre Kraft und lässt dabei den Zeitschriften-Stapel neben dem Sofa immer größer werden und weiterwachsen. »Für schlechte Zeiten.«

Wie du also siehst, jede von uns ist anders und das ist gut so. Wichtig ist nur, dass wir uns unsere Zeit zugestehen. Egal wie, und egal, ob mit einem oder mehreren Kindern. So, und jetzt zu dir! Was machst du gerne? Dem gehen wir jetzt ausführlich auf den Grund.

Deine MAMA-JOYLIST

Ich finde es ganz wesentlich, dass jede Frau im Mama-Alltag eine Wohlfühlliste hat, eine Mama-Joyliste mit Punkten, Sachen und Dingen, die ihr guttun. Wir ticken alle anders, und es ist wichtig herauszufinden, was du für dich brauchst. Du für dich ganz alleine. Du wirst sehen, wenn du das für dich erkannt und in deinem Leben eingebaut hast, profitieren alle davon. Deine Kinder, dein Partner, dein Umfeld.