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Schwammig-hippe Fachbegriffe, rätselhafte Anglizismen, raffinierte Rhetorik und gute Ellbogentechnik: Roman Leuthner stellt mit einem kräftig-ironischen Augenzwinkern vor, was einen erfolgreichen Manager von heute so alles ausmacht. Dabei bleibt einem als Leser so mancher Lacher im Halse stecken, weil man sich selbst - oder seinen Chef - zumindest ein bisschen wiedererkennt. So oder so bietet das Buch eine unterhaltsame Grundlage, um Manager zu verstehen, sie zu entlarven und sie - falls nötig - mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
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Von Dr. Roman Leuthner
Impressum
E-Book-Ausgabe 2015
© 2015 Open Publishing Rights GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Covergestaltung: Talos Media Services, Hamburg
Titelbild: http://pixabay.com/de/kaufmann-anzug-blazer-isoliert-449927/
ISBN: 978-3-95912-035-7
Niemand hat’s heute so schwer wie ein Manager. „Jung, dynamisch und erfolgreich“ soll er sein, sein Metier aus dem „Eff-Eff“ beherrschen, gestählt, entscheidungsfreudig und durchsetzungsstark soll er sein, Auslandserfahrung besitzen, in maximal vier Semestern ein Dreifachstudium aus Betriebswirtschaftslehre, Jura und Wirtschaftsingenieurswesen soll er absolviert haben (natürlich an einer renommierten Uni in den USA), mindestens vier Sprachen soll er fließend beherrschen, fabelhaft aussehen und sein Handicap darf nicht über 10 liegen…
Diese Qualifikationen wollen trainiert sein! Hapert’s bei Ihnen noch an irgendeiner Stelle?
Okay, mit dem „Manager-Trainer für Angeber“ liegen Sie goldrichtig. Sie haben ein „Rundum-sorglos-Paket“ erworben, in dem Sie mit zehn Lessonsultimativ fit gemacht werden und auf jede Frage die richtige Antwort finden. Ob Sie über passende rhetorische Strategien nachdenken, um die unangenehmsten Widersacher aus dem Rennen zu werfen, ob Sie das richtige Polish für Ihre Persönlichkeit suchen, um Ihr Auftreten zu schulen und die Blendwirkung Ihrer Ausstrahlung noch zu steigern, ob Sie einen schlichtweg umwerfenden Eindruck beim Smalltalk im Kundenkreis hinterlassen oder bei Ihresgleichen mit hypenComputerkenntnissen brillieren wollen – „Hier werden Sie geholfen“!
Fast unbezahlbar ist die kleine Sammlung an „Smarties“ – smarteVokabeln unterschiedlicher Provenience aus dem US-amerikanischen Slang, cool hineingeworfen ins allgemeine Business- oder Partygelaber. Sie werden zur Legende! Bauen Sie drauf!
Preface
Inhalt
From the start - One
From the start - Two
Lesson 1: Sprachkunst und beruflicher Erfolg - Rhetorikschule für Manager
1. In der Waffenkammer der Rhetorik
2. Der jargonus managerii
Lesson 2: Die drei wichtigsten Charaktereigenschaften für Manager
1. Kaltschnäuzigkeit
2. Wendigkeit
3. Zähigkeit
4. Haben Sie das Zeug zum Manager?
Lesson 3: Persönlichkeitstraining für Manager
Allgemeine Qualifikationen:
Lesson 4: Smarties für Manager
1. Verbindungen mit to:
2. Verbindungen mit off
Lesson 5: Manager und Computer
1. Basics: equipment
2. Cool stuff
3. Internet-Glossar
Lesson 6: Der Knigge für Manager
1. Beim Chef
2. Auf der Party
3. Unter Mitarbeitern
4. Bei Kunden
5. Bei Tisch
Lesson 7: Das richtige Auto für Manager
Das Manager-Auto – nur das Nötigste
Lesson 8: Fitness für Manager
1. Intellektuelle Fitness
2. Körperliche Fitness
Lesson 9: Die Vorbildfunktion des Managers
Der vorbildliche Manager
Lesson 10: ManagerInnen??
Bin ich ein „Mann“? Selbsttest für Leserinnen:
Outro
Literaturhinweise
Intro
Jedes soziale Milieu hat seine eigene Sprache – spezifische Ausdrucksformen, Begriffe, Redewendungen und stereotype sprachliche Prägungen, die es bis zu einem gewissen Grad unverwechselbar machen. Worte und Wendungen sind Signale. Wir wissen: Der gehört zu uns, wenn er so spricht wie wir. “Lass mich hören wie du sprichst, und ich weiß wer du bist...”
Deshalb muss einer, der was werden und dazu gehören will, den Jargon “draufhaben”. Wenn ich mich als Papa mit meinem heftig pubertierenden Sprössling unterhalte, darf ich mir nicht all zu pippi sein und muss schon mal kräftig ins Klo langen, ‘ne Alte für megascharf und ‘nen Pauker für abartig schräg, ‘ne Situation für mächtig finster und das Leben allgemein für krass halten. Sonst, ja sonst könnte ich gleich japanisch schwätzen und mein Fleisch und Blut nimmt mich noch weniger ernst als ohnehin schon, kotzt ab wegen seinem abgeholzten Alten und schließt die Festplatte kurz. Erzeuger, das wäre dein Einsatz gewesen...
Ähnlich lebensnotwendig ist die korrekte Speech für Manager, und für alle, die sich dafür halten. Wenn man sonst schon nichts draufhat, außer jede Menge Zaster auf dem Bankkonto, sollte der branchenübliche Jargon perfekt sitzen – wie der Armani-Anzug. Er verschafft Glaubwürdigkeit, Legitimation und Akzeptanz. Er, der Jargon, zeigt meinem Gesprächspartner, dass ich ihm intellektuell und rhetorisch auf gleicher Augenhöhe begegne, und dass von mir wertvolle Redebeiträge bei jeder Konferenz, sorry: meeting, zu erwarten sind.
Das augenfälligste Merkmal des Management-Jargons ist seine Anlehnung an das Englische oder besser Amerikanische. Richtig: Der gute manager ist ausgesprochen anglophil wie ja auch schon seine Berufsbezeichnung sagt – und das demonstriert er in seiner höchst amerikanistischen Ausdrucksweise. Zweites Merkmal ist selbstredend die Anleihe aus der Sprache der Wirtschaft, dem bizz, das vom manager ja gemanagt wird.
Deshalb sind seine Verhandlungspartner immer professionals und niemals einfach Fachleute und eine Konferenz ist keine Besprechung, sondern ein meeting. Er meldet sich immer als consultant an und niemals als popliger Berater, dessen geschäftliche Ratschläge als dirty tricks und nicht als simple Tipps durchgehen. Selbstverständlich mündet jeder Rat in eine win-win-situation, aus der beide partners ihren profit und benefit ziehen.
Die wahre terminologische Goldgrube des modernen Management-Jargons ist das Internet-Business und die Welt der Informations- und Kommunikationstechnologien. Der rede-fitte Manager loggt sich ein in einen process und bringt alle mit einem up date auf den state of the art. Wenn alle dann alle Infos vor der discussiondown-ge-loadet haben kann’s losgehen mit dem busy talkin‘, auch wenn der ein oder andere Vorschlag vielleicht nicht ganz so sexy ist wie erwartet. Hauptsache aber der focus (lateinisch-amerikanisch) liegt auf dem mainstream – Okay, I told You so.
Ganz klar: Arbeitsprozesse sind work flows, Firmenabteilungen units, kleine und mittlere Unternehmen heißen smb’s – small and medium business, alternativ möglich wäre small and medium enterprises – , Aufgaben, auf die man sich verständigt, sind projects, die von verschiedenen work stations aus angegangen werden. Super-hype ist der, der alle personal cultures in der company sorgfältig screened und dem bekannt ist, dass es neben high tech auch auf high touch ankommt (“Wir wollen hier ja kein hire and fire...) No limits: Wer mithalten will beim Managment-Jargon darf sich beim brainstorming keine Fesseln anlegen und darf beim translaten keine sprachlichen Tabus akzeptieren. That’s it, body!
Also: Es gibt genug issues zu lernen, die beste Methode dabei ist training on the job und learning by doing. Sonst heißt es “Aufgepasst”, weil dealer and cracker nur auf ein unfriendly takeover warten. – “Böhmische Dörfer”, Yuppie?Allright, dann wird es Zeit mit dem terminologischen Training zu beginnen. Knapp 400 Sprechblasen, Phrasen, Allgemeinplätze, Fachausdrück und Akronyme warten auf Sie…
…it’s to be continued.
Vorab und vorneweg: Was eigentlich ist ein Manager?
„Oh, bullsh…“ Dies ist eine der schwierigsten Aufgaben dieses Buches, gleich zu Beginn!
Das englische Substantiv ist kaum wörtlich ins Deutsche zu übersetzen, allenfalls der „Macher“ ist eine Variante, mit der wir uns eventuell anfreunden könnten. Warum? Okay, lesen Sie mal quer, was wir im Internet bei www.dict.leo.org.de, ein Onlineservice der Technischen Universität München mit einem Dictionary Englisch-Deutsch auf hohem Niveau, unter dem Begriff Manager so alles gefunden haben:
Sind Sie überrascht? Kein Wunder, vom account manager bis zum staff manager – alles ist am managen… irgendwie und irgendwo…
Vielleicht kommen wir mit dem Verbum, mit dem Zeitwort to manage weiter? Check it out! Probieren wir es:
Na ja, viel schlauer als die variantenreiche Übersetzung des Substantivs manager macht uns das umfangreiche Angebot für das Verbum to manage auch nicht gerade. Gleichwohl wissen wir nun, dass die Assoziation, also das geistige Bild, das wir als Deutschsprechende „im Kopf“ haben, wenn wir den Terminus manager hören, nicht unbedingt stimmt. Denn wenn Sie noch einmal genau nachlesen, stellen Sie fest, dass Der Manager, der etwas managt (Neudeutsch!), nicht unbedingt und nicht in allen Fällen der harte Bursche ist, den der Begriff uns assoziiert. Wie heißt es im online-dictonairy? To manage kann heißen: führen und steuern (genau das erwarten wir von einem Manager, der beispielsweise einen großen Konzern durch alle Stürme und Untiefen von Wirtschaft und Konjunktur mit sicherer Hand steuert), to manage kann aber auch heißen „Ich bringe gerade so etwas fertig“ (I just manage to get by) – also, gerade so kratze ich noch die Kurve, gerade so gelingt es mir noch, beinahe wäre ich aber gescheitert… Keine besonders rühmliche Vorstellung für einen „harten“ Manager!
Okay. Unser „Management-Jargon für Angeber“ richtet sich gleichwohl an Alle: An alle, die etwas managen (sei es ein riesiger Welt-Konzern mit 135 Tochterunternehmen auf allen fünf Kontinenten oder sei es eine Würstchenbude am Güterbahnhof von Buxtehude). Wir betrachten alle, die wir meinen als gleichwertig und sind fest davon überzeugt, dass alle noch etwas lernen können. Die Lebenserfahrung zeigt es immer wieder: Auch der Konzern-Lenker kommt in die Jahre und findet sich plötzlich in Gesprächssituationen wieder, die ihn mit Phrasen, Redewendungen und Begriffen seines eigenen beruflichen Jargons konfrontieren, die er noch nicht gehört hat. Und das geht wirklich nicht! Nein, er muss up to date bleiben, er muss immer auf dem Laufenden sein, denn die Welt erwartet von ihm, dass alles gelingt, dass er alles im Griff hat – auch seinen Jargon!
Und der Nutzen dieses Buches für den Manager einer Würstchenbude? Well, erstens managt so mancher Inhaber einer modernen Ich-AG diese oft nicht schlechter als ein Industrie-Kapitän sein Unternehmen und zweitens macht es am Güterbahnhof von Buxtehude einen ungeheueren Eindruck, wenn der Würstchen-Manager seinen Stellwerkern und Gleisarbeitern Bock- und Currywürste mit der Bemerkung: „Nu kannste einloggen, vorher lass man aber’n bisschen cash-flow rüberwachsen“ kredenzt.
Wir können noch nicht abheben, aber der countdown läuft… Zunächst müssen wir Sie noch in die sprachliche Systematik dieses Nachschlagewerkes einführen.
Vielleicht haben Sie sich bereits bei der Lektüre der „Vorneweg“-Bemerkung zur begrifflichen Definition des Wortes manager über die zahlreichen Kursivsetzungen gewundert. Das hat natürlich seinen Grund: Der Manager-Jargon, Sie werden es beim Lesen, Arbeiten und Rekapitulieren immer wieder feststellen, lebt von fremdsprachigen Wendungen! Reines Deutsch – what a mess! - ist für einen ordentlichen Manager so langweilig, wie russische Literaturgeschichte für Britney Spears. Yes Sir, die deutsche Sprache, immerhin die Sprache eines Johann Wolfgang von Goethe, eines Friedrich Schiller, eines Heinrich Böll und Günther Grass – alles gut und schön, aber „modern“?
Oh je, wozu taugt die deutsche Sprache eigentlich noch? Hand aufs Herz: für Schulaufsätze („Erlebniserzählungen“ und „Erörterungen“), zur Formulierung eines Einkaufszettels und zum schwelgerischen Gedichte schreiben. Und sonst? Sie hat einfach schwere Mängel, unsere Sprache: Sie bringt die Dinge, die wir ausdrücken wollen, viel zu spät auf den Punkt, sie ist zu umständlich und langatmig, und sie hat eine fürchterliche Grammatik! Da loben wir uns doch das britische Englisch! Hier können wir kurz, knapp, prägnant und ungeheuer ausdrucksstark die ganze Welt in zwei oder drei Worte packen. Da weiß jeder sofort, was gemeint ist, da muss nicht interpretiert und nach-formuliert werden. Und erst das Amerikanische! Diese aggressivere und unterhaltsamere Variante des very british ist noch knapper und noch effektiver. Der Amerikaner muss einem Gesprächspartner nicht wie wir Deutsche umständlich beibringen: „Ich halte das, was Sie gerade gesagt haben, für nicht so überzeugend…“ Nein. Er sagt kurz und bündig: „Bullshit!“ und jeder weiß, was gemeint ist.
Yes Sir, das Deutsche ist, für sich alleine genommen, in unserer modernen Welt nicht mehr überlebensfähig. Und mal ehrlich: Zu gut 40 oder 50 Prozent lassen sich die Wurzeln deutscher Wörter auf die Sprache der alten Römer, auf Latein, zurückführen. Davon wiederum stammen die modernen romanischen Sprachen – Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch – ab, die uns etliche weitere Anleihen geschenkt haben. Mindestens 30 Prozent unseres heutigen „Deutsch“, so schätzen Sprachwissenschaftler, bestehen darüber hinaus aus originären anglo-amerikanischen Wörtern oder zumindest aus Kombinationen mit anglo-amerikanischen Begriffen. Wo also ist unser „Deutsch“ geblieben? Na ja, es ist dabei, sich aufzulösen. Es vermengt sich immer mehr mit anderen Sprachen in einer multikulturellen Welt. Es verliert an Eigenart und Selbstbestimmung. Und besonders die politischen Entwicklungen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die Entstehung der transatlantischen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika und der rasch fortschreitende Integrationsprozess der Europäischen Gemeinschaft, haben dazu beigetragen, dass das Englisch-Amerikanische die Sprache von Goethe und Schiller (die wir ja ohnehin immer auch als etwas gestelzt empfunden haben, und die uns in der Schulzeit ganz schön quälte) verdrängt hat. That’s it. Da hilft also kein Klagen und kein Jammern, da heißt es Handeln! Managen eben – genau! Deshalb, folks, haben wir alle Wörter, die andere sprachliche Wurzeln als das Deutsche haben, im gesamten Buch kursiv gesetzt. Damit soll Ihnen erstens der Umgang mit Fremdwörtern erleichtert werden, die Kursivsetzung wirkt jeweils wie ein Signal, und zweitens soll Ihnen bewusst gemacht werden, wie „ausländisch“ Sie eigentlich ohnehin schon sprechen!
Dr. Ringseisen, seines Zeichens Geschäftsführer der Great Lab AG in Düsseldorf am schönen Rhein, ist seit einigen Wochen ein Heimlichtuer. Kurz nach halb 12 Uhr schleicht er aus dem Büro, schlüpft in den Aufzug, flitzt durch das Foyer und springt in ein Taxi, das mit laufendem Motor vor der Firma auf ihn wartet. Seine offizielle Erklärung, er müsse sich „ein bisschen intensiver um Frau und Kinder kümmern“ und fahre „einfach mal ab und zu zum Essen nach Hause“ nimmt ihm kaum jemand ab.
Jeder weiß, dass Ringseisen mit nichts anderem als mit seinem Job verheiratet und froh ist, wenn sich sein Kontakt mit Menschen außerhalb von Firma und Beruf auf maximal zwei Wochen Urlaub im Jahr beschränkt. Er ging zuvor niemals in die Mittagspause und die Sekretärinnen in der Chefetage witzeln seit Jahren, dass er am liebsten ein Feldbett im Büro aufstellen und sich dort häuslich niederlassen würde, obwohl er im Nobelstadtteil Oberkassel ein sündhaft teures und super-schickes Haus mit großem Grundstück und altem Baumbestand besitzt. Doch Ringseisen schert sich nicht um die Meinung seiner Mitarbeiter. Deshalb kam ihm auch die sarkastische Bemerkung der ebenso gut aussehenden wie unverschämten Frau Haprecht nicht zu Ohren, die im Kantinentratsch mit Kolleginnen unlängst gejuxt hatte, dass alle weiblichen Angestellten von Great Lab nackt am Feldbett des Senior Managers vorbeidefilieren könnten, ohne dass diesen etwas anderes als seine Zahlen und Tabellen interessieren würde. Und das war gut so, dass es Ringseisen nicht zu Ohren kam, denn er hat zu allem Überfluss keinen Humor.
Was er aber wirklich als persönliches Defizit begreift, ist seine mangelnde Kommunikationsfähigkeit oder die in seinen Augen zu schwach entwickelte rhetorische Schlagfertigkeit im Disput mit Kollegen sowie beim small talk mit Geschäftsfreunden und Kunden. Und hier haben wir die wahre Ursache von des Managers heimlichen mittäglichen Ausflügen. Ringseisen lässt sich in die Heinrich-Heyne-Allee bringen und schräg gegenüber der U-Bahn-Haltestelle selbigen Namens in eine Tiefgarage fahren, die neben der Zentrale einer großen deutschen Bank in ihrem Bauch die schwarz glänzenden Statussymbole des rheinischen Kö-Adels beherbergt. Dem Taxi entsprungen quetscht sich Ringseisen in einen Treppenschacht, nimmt 16 Betonstufen im Laufschritt und steht – pünktlich an high noon jeden Werktag seit drei Wochen - unstandesgemäß erhitzt und errötet vor einem matt glänzenden Messingschild mit der Aufschrift:
„4u - better life and better communications“.
Was sich hinter dem seltsamen Firmennamen verbirgt, hatte Ringseisen von einem früheren Studienfreund erfahren. Das Logo 4u („for You“) musste er sich bei der ersten session allerdings übersetzen lassen und lernte dass „die Amerikaner, semantisch gesehen, die ungekürten Weltmeister in der Reduktion hoooch-komplexer Sachverhalte auf drei oder vier Zeichen oder Worte sind“. Die beiden trainees der communication-company, wie Bob sein Unternehmen beim ersten Besuch Ringseisens vorstellte, machen Führungskräfte „fit for talkin’“. Und Bob, ein launiger Deutsch-New Yorker, Typ Mick Jagger, grinste, als er dem steifen und leicht verschüchtert wirkenden Manager beim ersten Besuch gratulierte, dass er unbeobachtet durch die Tiefgarage seinen Weg zu ihm gefunden hatte: „Niemand gibt gerne zu, dass er Defizite in der Kommunikation hat; gerade, wenn sein Ego groß genug für die leadership ist…“ Bob verriet noch by the way, dass „viele prominente Sportler, Politiker, Banker, Geschäftsleute und sogar Rechtsanwälte sich hier die Klinke in die Hand geben“, um „einfach besser rüberzukommen“.
Okay. Ringseisen, Senior-Manager und Finanzchef von Great Lab lernt seit diesem Tag – heimlich und unentdeckt – unendlich viel über rhetorische Strategien und Gesprächstechniken. Noch einmal wird ihm nicht so etwas passieren wie mit diesem jungen Schnösel Siewer, der ihn bei einer Diskussion in der Geschäftsleitung aussehen hat lassen wie einen rhetorischen Analphabeten.
Yes, Sir!
Ihr beruflicher Erfolg hat verdammt viel mit Ihrer Kommunikationsfähigkeit zu tun. Ziehen Sie sich deshalb bei Zeiten die basics der nachfolgend dargestellten Frage- und Gesprächstechniken aus der Waffenkammer der Rhetorik rein. Dann müssen Sie später nicht wie Ringseisen heimlich durch die Tiefgarage zur Kommunikations-Nachschulung verschwinden.
Wissen Sie wie man Fragen bezeichnet, die als Antwort lediglich ein „Ja“ oder „Nein“ zulassen? Genau! Das sind geschlossene Fragen, also Fragen, die eigentlich keine offene, erklärende und/oder interpretierende Antwort erlauben.
Ein Beispiel: Vater Heinz fragt seinen Sohn, ob er seinen teuren Füllfederhalter vom Schreibtisch genommen hat. Er fragt: „Hast du den Füller genommen?“ Der Filius: „Ich bin gerade vom Fußballspielen zurückgekommen und…“ Der Vater: „Stefan, hast du den Füller genommen?“ Der Sohnemann: „…und da bin ich am Schreibtisch vorbeigekommen…“ Vater Heinz: „Stefan, das interessiert mich nicht! Hast du den Füller genommen oder nicht?“ Stefan: „Ja.“
Alles roger? Auf geschlossene Fragen gibt es nur eine Antwort: ein „Ja“ oder ein „Nein“. Wenn Sie jemanden festnageln wollen, zum Beispiel einen faulen Mitarbeiter, stellen Sie also nur geschlossene Fragen!
Diese Frageform eignet sich hingegen, wenn Sie jemanden zum Reden bringen wollen, jemanden beispielsweise, der sich ansonsten gerne in kurze und knappe Antworten flüchtet, um nichts preisgeben zu müssen.
Ein Beispiel: Vater Heinz hat erfahren, dass sein Filius mit einigen Kameraden am Nachmittag die Wohnzimmerscheibe des Nachbarn beim Fußballspielen zertrümmert hat. Da er weiß, dass Stefan gut im Abstreiten und Leugnen ganz offensichtlich begangener Schandtaten ist – jeder anderer würde sie eingestehen, Stefan aber verfährt nach dem Prinzip „Alles muss erst mal bewiesen werden“ – nähert sich Heinz beim Abendessen sehr geschickt:
„Warst du heute Nachmittag mit deinem Kumpel Tom zusammen?“
„Ja, ja, schon…“
„Was macht ihr denn meistens so?“
„Weißt du doch, Sport, Fahrradfahren usw.“
„Wir haben früher immer am liebsten Fußball gespielt, stundenlang, wenn es sein musste..“
Stefan: „Ja, wir auch…“
„Ich war immer im Mittelfeld und hatte einen guten und harten Schuss. Hab ich das nicht schon mal erzählt, letztens nach dem Kino oder so?“
Stefan: „Ja, kann schon sein. Ich hab aber auch ne Bombe drauf!“
Heinz: „Könnte es sein, dass du auch mal nicht ins Tor getroffen, sondern woanders mit deiner Bombe gelandet bist, hmmm?“
„Na ja…“
Und so weiter. Irgendwann gesteht der Filius. Ihn festnageln zu wollen mit geschlossenen Fragen – das hätte garantiert nichts gefruchtet. Offene Fragen hingegen, die zum Erzählen und Diskutieren herausfordern, führen weiter.
Jetzt geht es darum, die so genannten „fiesen“ Fragen kennen zu lernen. Unter fiesen Fragen verstehen wir Suggestiv-, Provokativ-, Konjunktiv-, Fang- und Gegenfragen. Tja, Fragen, Fragen, Fragen…
…sind die bekanntesten unter den fiesen Fragen. Etwas zu suggerieren bedeutet, jemandem etwas gegen seinen Willen oder unbemerkt zu unterstellen, ihn in eine bestimmte Richtung zu drängen. Wenn Sie Ihre Sekretärin also beispielsweise fragen: „Sind Sie nicht auch der Meinung, dass man für sein Geld eine entsprechende Gegenleistung bringen und nicht regelmäßig die Mittagspause auf eineinhalb Stunden ausdehnen sollte?“, dann ist klar, dass die Dame kaum noch antworten wird: „Wieso Gegenleistung, Herr Dr. Ringseisen, ich finde eineinhalb Stunden nicht lange…“ Kurzum: Mit einer richtig gestellten Suggestivfrage nehmen Sie die Antwort, die Sie hören wollen, schon vorneweg!