Mantrailing - das Arbeitsbuch - Alexandra Grunow - E-Book

Mantrailing - das Arbeitsbuch E-Book

Alexandra Grunow

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Beschreibung

Der Trail-Flow ist der Schlüssel zum erfolgreichen Trailen! Alexandra Grunow und Rovena Langkau haben praktische Übungen über den Flow-Zustand, die Körpersprache des Hundes sowie die mentale Stärke des Mensch-Hund-Teams zusammengefasst. Des Weiteren geht es um Trailtechniken und Geruch, Besonderheiten auf den Trails, Trainingstipps auch zu unterschiedlichen Suchhundetypen und die Einsatzfähigkeit. Anhand von Fotos, Karten und Filmen lernen Einsteiger wie Profis ihren Hund zu lesen, ihn in seiner Arbeit zu unterstützen und gemeinsam zum Erfolg zu kommen. Ein Nachschlagewerk von der Basisausbildung bis zur Einsatzfähigkeit.

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Seitenzahl: 364

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ZU DIESEM BUCH

LIEBE LESERIN, LIEBER LESER!

Wir freuen uns, dass wir unsere Erfahrung und unser Wissen zum aktuellen Zeitpunkt mit dir teilen können. Wir möchten dich gerne auf dem Weg mit deinem Hund begleiten, nimm dir das mit, was für dich zu diesem Zeitpunkt am meisten Sinn macht. Jedes Team ist individuell. Du entwickelst dich, dein Hund entwickelt sich, wir entwickeln uns immer weiter.

Noch eine Sache vorab: Wir verwenden in diesem Buch keine Gendersternchen, Doppelpunkte oder Ähnliches, sondern reden vom Leser, vom Trainer, von der vermissten Person, um einen guten Lesefluss zu gewährleisten. Selbstverständlich seid ihr alle gemeint, liebe Leserinnen und Leser, Mantrailerinnen und -trailer.

Das Buch setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Du findest im ersten Teil Tipps, Informationen und Übungen zum Thema Flow-Zustand und Selbstbewusstsein, Körpersprache und mentale Stärke. Zudem gehen wir auf das Verhalten der Hunde und die Mensch-Hund-Beziehung ein. Das ist die erste Säule des Fundamentes, das du benötigst, um einen ausgeglichenen und erfolgreichen Suchhund zu bekommen. Wir laden dich ein, mit uns in das Energy Balanced Trailing einzutauchen. Seitdem wir es in unseren Trainings anwenden, haben wir unter anderem mit Direktfunden in den Einsätzen eine Trefferquote von 96 %. Bei den restlichen Fällen fehlt uns noch die Aufklärung. Und das bereits mit Nachwuchsteams, die teilweise in ihren ersten Einsätzen sofort finden.

Der zweite Teil befasst sich schwerpunktmäßig mit den Themen Trailtechnik und Geruch, Besonderheiten, Trainingstipps und Einsatzfähigkeit. Beide Teile hängen zusammen, somit greifen auch die Themen immer wieder ineinander. Dieses Buch hilft dir dabei, das volle Potenzial von dir selbst und deinem Hund zusammen als Trailteam zu erkennen und eure Beziehung auf ein neues Level zu heben! Zieh dir das raus, womit du heute und in diesem Moment in Resonanz gehst. Manches musst du vielleicht mehrmals lesen. Die Übungen, die wir beschreiben, haben schon Hunderten von Trailteams dabei geholfen, ihre Schwierigkeiten, in den Flow zu kommen, zu überwinden und somit auch die individuellen Ziele bezüglich der Sucharbeit umzusetzen.

FÜR EINSTEIGER UND PROFIS

Egal ob du Einsteiger oder Profi bist, ob du zur Auslastung trailst oder weil du Einsätze gehst oder gehen möchtest: Wenn du dieses Buch bewusst liest und damit arbeitest, wird es das Zusammenleben mit deinem Hund nachhaltig verbessern. Sei dir bewusst, dass die Kooperation deines Hundes dabei nicht immer selbstverständlich ist. Mit Druck und falschem Ehrgeiz bekommst du keinen zuverlässigen Hund, der die komplexen Aufgaben in Echteinsätzen auf Dauer gut lösen kann. Stattdessen steht ein fokussiertes und freudiges Arbeiten mit einer spielerischen Leichtigkeit im Vordergrund. Dein Hund will auch von dir gesehen werden! Wir erfreuen uns nach all den Jahren immer noch jeden Tag daran, gemeinsam mit unseren eigenen Hunden und unseren Suchteams auf der ganzen Welt etwas Sinnvolles zu machen, das auch Spaß macht und sind dankbar für diese Möglichkeit.

Wenn du selbst Trailtrainer bist, erfährst du hier Ansätze, wie du deine Teams stark machen kannst und sie dabei unterstützt, Blockaden auf der Beziehungsebene von Mensch und Hund aufzulösen. Wir gehen auf Ursachen ein, die den Trail-Flow nicht aufkommen lassen und geben dir wertvolle Lösungsansätze an die Hand. Das Buch dient somit als Lehr- und Nachschlagewerk von der Basisausbildung für Einsteiger bis zur Einsatzfähigkeit für Profis.

UNVERGESSENE MOMENTE

Lieber Leser, lieber Trailer, wir schätzen deine Neugier für dieses Thema sehr! Wir wissen, wie viel Zeit und Geduld die Trainings, Aus- und Fortbildungen sowie die Einsätze bedeuten. Wir können dir versprechen, dass sich der Aufwand immer lohnt! Du erlebst in all dieser Zeit unvergessene Momente und Emotionen, wächst daran selbst und weiter zusammen mit deinem Hund, lernst dich und deinen Hund immer besser kennen und lieben.

Trust your dog and trail from the heart! Keep the focus and stay in the flow!

Eure Rovena und Alex

© Rainer Dittrich

Die Autorinnen Rovena Langkau und Alexandra Grunow mit einem Teil ihrer Bloodhound-Meute

DER TRAIL-FLOW

— Ohne ihn läuft nichts

© Rainer Dittrich

TRAIL FROM THE HEART

Wenn du dich dafür entscheidest, mit deinem Hund zu trailen, hat das einen positiven Effekt auf dein ganzes Leben. Wir sprechen hier nicht davon, „mal eine Spur zu legen, um den Hund auszulasten“, sondern davon, das Trailen in seiner ganzen Komplexität anzunehmen und zu verstehen.

© Rainer Dittrich

Gehe der wahren Essenz des Trailens auf den Grund. Lass dich auf etwas Neues ein und entdecke die ganze Wahrheit.

DIE WELT DES GERUCHS

Trailen ist eigentlich ganz einfach. Für den Hund ist es die natürlichste Sache der Welt, eine Spur zu verfolgen und ganz spielerisch den Individualgeruch zu erkennen. Der Hund lebt in seiner Welt – der Welt des Geruchs. Für ihn erschließen sich dort ganze Räume, wo wir im Vergleich dazu gerade einmal Zugang in den Eingangsbereich haben. Er riecht räumlich, dreidimensional, kann Zeiten unterscheiden und auch speichern.

Wenn er etwas riecht, dann riecht er – er taucht in den Geruch ein und vergisst alles andere um sich herum. Wir dagegen versuchen häufig alles mit dem Verstand nachzuvollziehen. Uns fällt es oftmals schwer, in unsere eigene Welt einzutauchen, uns dem Moment hinzugeben und einfach nur zu sehen, hören oder zu riechen – ohne dass sich gleich der Verstand, unser „Denker“ einschaltet.

BEGREIFEN DURCH ERFAHREN

Über den reinen Verstand werden wir die Welt des Hundes, seine Welt des Geruchs und des Trailens, nie ganz verstehen. Meine einzige Möglichkeit, ansatzweise zu begreifen, um was es wirklich geht, ist es zu erfahren – und zwar mit allem, was ich habe: mit meinem Körper, meinem Verstand, meinem Herzen, meinem Geist. Das mag für den einen oder anderen vielleicht etwas überzogen oder weichgespült klingen, ist aber härter, als du denkst! Denn das wahre und pure Trailen bedeutet immer auch eine Reise zu dir selbst.

SEI MUTIG

Hierfür benötigst du vor allem eins, und das ist Mut! Mut, genau hinzuschauen. Mut, dich einzulassen. Auf den Moment, auf dich selbst, deinen Hund, deinen Trainer, deine Teamkollegen. Du benötigst Mut, um dich Situationen zu stellen, die dir erstmal vielleicht etwas Angst einjagen. Das kann die Trail-Prüfung sein oder ein schwieriger Einsatz, das klärende Gespräch mit den Staffelkollegen oder was auch immer für dich eine Überwindung darstellt. Mut bedeutet dabei nicht die Abwesenheit von Angst. Mut bedeutet die totale Anwesenheit von Angst bei gleichzeitiger Fähigkeit, sich dieser zu stellen.

„Trail from the heart“ lädt dich ein, „All-in“ zu gehen. Mit deinem ganzen Herzen bei dir, deinem Hund und in dem Moment präsent zu sein. Lebendig einzutauchen, zu erfahren, alles mitzunehmen, was das Trailer-Leben dir bietet! Du hast die Wahl, du entscheidest. Niemand hält dich zurück, außer dir selbst. Die gute Nachricht ist: Wenn es dich zum Trailen zieht, wenn du Lust hast, dieses Buch zu lesen, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du auch das Zeug dazu hast und bereit bist, mehr darüber zu erfahren. „Trail from the heart“ ist gefährlich. Gefährlich für deinen Verstand: Traile radikal und traile from the heart!

FRAGE DICH SELBST

Oftmals bekommen wir keine Antworten, weil wir einfach nie gefragt haben. Wenn du dir Fragen stellst, kann es sein, dass du intuitiv sofort eine Antwort weißt. Manchmal dauert es auch einfach eine Zeit, je nach Intensität und Tiefgang der Frage. Dann machst du in der Zwischenzeit vielleicht erst einmal etwas anderes und plötzlich fällt dir die Antwort ein. Oder dir fällt ein Buch in die Hände oder ein Freund sagt etwas zu dir – und es macht klick. Mit Fragen eröffnen sich neue Möglichkeiten und du bekommst Antworten oder Hinweise, die sich in dem Moment für dich stimmig oder eben nicht stimmig anfühlen. Fragen geben unseren Gedanken eine neue Richtung und schaffen Raum für positive Veränderungen. Du trägst wahrscheinlich mehr Wissen und Weisheit in dir, als dir vielleicht bewusst ist.

Diese Fragen könntest du dir stellen, bevor du das nächste Mal deine Trail-Leine in die Hand nimmst. Picke dir die heraus, die zu deinen Themen mit deinem Hund passen. Schreibe die Fragen und Antworten in dein Notizbuch. Durch das Aufschreiben bringst du Klarheit in deine Gedanken und Vorstellungen:

NOTIZBUCH UND STIFT

Dieses Buch ist vor allem eines: ein Arbeitsbuch. Wenn du dich in allen Bereichen voll darauf einlässt und die Übungen auch in der Praxis anwendest, wird es zum rasanten Durchbruch in eurer gemeinsamen Entwicklung kommen. Bist du bereit dafür? Gut! Am besten besorgst du dir nun ein leeres Notizbuch für deine Notizen.

FRAGEN, DIE DEINE BEZIEHUNG ZU DEINEM HUND VERBESSERN

Was wünsche ich mir für mich und meinen Hund?

Was könnte die Situation (zu Hause, im Training  …) für mich und meinen Hund verbessern?

Halte ich meinen Hund für schwierig und wenn ja, auf welche Weise?

Wer kann mir dabei helfen, etwas zu verbessern (Trainer, Kollegen, Freunde  …)?

Was kann ich selbst sofort verändern, damit sich etwas verbessert?

Was ist sonst noch möglich?

Was wäre, wenn ich meinem Hund Aufmerksamkeit schenke und im Gegenzug nichts von ihm erwarte?

FRAGEN, DIE DICH SELBST BETREFFEN

Was kann ich besonders gut?

Wen und was liebe ich?

Womit beschäftige ich mich am liebsten?

Was kann ich in die Welt bringen?

Wer oder was möchte ich heute sein?

Welche Ressourcen stehen mir hierfür zur Verfügung?

Welche Gedanken und Gefühle lösen in mir Stress aus?

Bei welchen Themen habe ich eine feste Meinung? Bin ich mir dabei zu 100 Prozent sicher, dass es wahr ist? Und wenn nicht, kann es vielleicht auch ganz anders sein?

Was kann ich jetzt verändern, damit ich mich erfüllt fühle?

Wofür bin ich dankbar?

Was war heute besonders?

FRAGEN, DIE DIE ARBEIT MIT DEINEM HUND VERBESSERN

Was bereitet mir bei der Arbeit mit meinem Hund im Augenblick besondere Schwierigkeiten?

Wie kann ich diese Herausforderung leichter bewältigen?

Was benötige ich hierfür?

Wann fällt es mir schwer, meinem Hund zu vertrauen?

Warum fällt es mir schwer, meinem Hund zu vertrauen?

Was hält mich zurück, mich voll auf ihn einzulassen?

Wer oder was kann ich sein, um die schönen Momente beim Trailen noch intensiver zu erleben?

Was blockiert mich?

Was möchte ich kontrollieren und warum möchte ich das?

Was macht diese Kontrolle mit mir?

TABU-FRAGEN

Welche Fragen hast du dir bisher nicht erlaubt zu stellen, aus Angst davor, dass sich tatsächlich etwas verändern könnte?

Jede Blockade oder Limitierung, Gedanken, Gefühle und Emotionen sind „in uns eingeschlossen“, abgespeichert. Um mental stark zu sein und selbstbewusst und frei leben (und trailen) zu können, geht es immer auch darum, sich diese Blockaden und Limitierungen bewusst zu machen und aufzulösen. Hierfür gibt es einige Möglichkeiten im Coaching, NLP, in der Psychologie, ein paar zeigen wir auch in diesem Buch kurz auf  … Im Anhang findest du auch einige Buchtipps zu den verschiedenen Themen, wenn du diese vertiefen möchtest.

© Rainer Dittrich

„Was ist mir wirklich wichtig?“ Sich auch mal Zeit für Fragen zu nehmen, kann neue Türen öffnen.

DER FLOW-STATE

Auf die Frage „Worum geht es dir beim Trailen?“ sind die häufigsten Antworten:

Ich möchte als Hundeführer mit meinem Hund einen sinnvollen Beitrag zum Wohle der Gesellschaft leisten, indem ich helfe, vermisste Personen oder Haustiere wiederzufinden und zu retten.

Ich traile, um die Beziehung zu meinem Hund zu verbessern und ihn möglichst artgerecht auszulasten – und für mich selbst, weil es ein schönes Hobby ist.

Ich will das Talent meines Hundes fördern und ihn körperlich und mental auslasten.

Egal, welche der oben genannten Punkte für dich die größte Rolle spielen, es ist vor allem eins wichtig: in den, wie wir es nennen, „Trail-Flow“ zu kommen.

Nur dann ist der Hund auf der Spur absolut lesbar und nur dann hat er auch die Kapazität, weite Strecken zurückzulegen (wird benötigt für Punkt 1). Ein Suchteam, das regelmäßig im Trail-Flow agiert, ist gemeinsam glücklich und erfolgreich (wird benötigt für Punkt 2). Nur dann schüttet der Hund vermehrt die Hormone aus, die ihn selbstbewusst und zufrieden sein lassen und in seine natürliche Mitte bringen (wird benötigt für Punkt 3).

DER NATÜRLICHE ZUSTAND

Der Trail-Flow ist der natürliche Zustand eines Suchhundeteams! Du musst diesen also nicht unbedingt erreichen wollen und ihm quasi hinterherjagen, sondern einfach alles andere unterlassen, das diesen nicht von selbst aufkommen lässt. Aus einer gelassenen inneren Haltung und einer entspannten (Arbeits-)Atmosphäre heraus entsteht er nahezu von selbst, wenn der Hund im Training richtig aufgebaut wird. Hast du eine absolute Lesbarkeit deines Hundes und diese Leichtigkeit in der Arbeit einmal erlebt, möchtest du gerne immer so trailen. Weite Strecken und anspruchsvolle Trails werden im Flow-Zustand deutlich müheloser bewerkstelligt. Das ist auch schonender und kräftesparender für dich und deinen Hund! Welche Stellschrauben kannst du im Training drehen, um den Flow reproduzierbar zu machen?

DIE ENERGIE MUSS FLIESSEN

Die Energie zwischen dir und deinem Hund muss frei fließen können. Dafür macht es Sinn, bei euch beiden genau hinzuschauen. Gibt es einen vielleicht unbemerkten Widerstand in dir oder auf der Beziehungsebene zwischen dir und deinem Hund? Wenn du dir vorhin die richtigen Fragen herausgepickt und bereits ein paar Antworten dazu gefunden hast, bist du der Sache bereits ein großes Stück nähergekommen. Lass dich nicht von deinem Verstand austricksen! Solche meist unbewussten Blockaden können sich in negativen Gedanken, Ungeduld, Unsicherheit und Zweifel äußern. Daraus resultiert zwangsweise eine ebenso verkrampfte und unsichere Körpersprache, deine gesamte Ausstrahlung verändert sich. Wenn du dich hinten an der Leine nicht wohlfühlst, fühlt sich dein Hund vorne dran auch nicht wohl. Er wird dir dies auch zum Ausdruck bringen: Schnüffeln, Pinkeln, sich hart machen, starkes Ziehen, Unsicherheiten in der Richtungsentscheidung und somit ein Verlust der Lesbarkeit sind kein Zufall, sondern immer die Folge schlummernder, unentdeckter Themen.

© Alina Janousch

Im Hier und Jetzt: Gemeinsam entspannt warten …

© Alina Janousch

… und beim Trailen den Kopf ausschalten.

DAS ENERGIEFELD

Wir können aus unseren zahlreichen Beobachtungen von Tausenden unterschiedlichen Suchhundeteams in jeder Region berichten, wie sich Körperhaltung, Atmung und innere Einstellung umgehend auf den Hund und den Trail-Flow auswirken. Die Wissenschaft ist sich bislang noch nicht einig, wie genau das abläuft und zusammenhängt. Es gibt allerdings umfangreiche Forschungen, Versuche und Messungen aus der Quantenphysik, Biophysik, den Neurowissenschaften, der Epigenetik etc., die darauf hinweisen, dass Körperzellen und -systeme nicht nur über chemische Transaktionen miteinander kommunizieren, sondern auch über ein Feld aus Energie mit einer enthaltenen Information. Es gibt Messungen, wie sich durch Meditation und im Flow-Zustand Gehirnwellen und somit auch das Bewusstsein verändern. Im Bereich der Beta-Wellen beispielsweise konzentriert sich das Gehirn auf die Außenwelt und analysiert, während es im Alphawellenbereich die Aufmerksamkeit nach innen verlagert und sich entspannt. Wir sind keine Wissenschaftlerinnen. Wir orientieren uns an unseren über Jahrzehnte hinweg gemachten Erfahrungen, Beobachtungen und Tests in der Ausbildung und dem erfolgreichen Einsatz unterschiedlicher Spürhunde.

Im Buddhismus, Taoismus, der modernen Quantenphysik und natürlich auch in der Alternativmedizin spielt die (Lebens-)Energie schon lange eine Hauptrolle – und das tut sie auch im Zusammenspiel von Mensch und Hund. Du musst nicht einmal daran glauben. Es reicht aus, dich für einen Moment darauf einzulassen. Wir laden dich ein, mitzuarbeiten und unsere Trainingstipps einfach auszuprobieren, vor allem dann, wenn es bei dir und deinem Hund vielleicht nicht ganz rund läuft, wenn du etwas verändern oder weiterkommen möchtest. Du wirst schnell merken, wie sich die Arbeit mit deinem Hund rasant entwickelt und der „Flow-State“ zu eurem normalen Zustand wird.

WARUM DER FLOW FÜR UNS TRAILER WICHTIG IST

Der Hund fühlt sich den gestellten Anforderungen gewachsen (Schwierigkeit der Aufgabe und Lösungskompetenz befinden sich im Gleichgewicht).

Er konzentriert seine (selektive) Aufmerksamkeit auf ein begrenztes, überschaubares Handlungsfeld (die Tätigkeit läuft im Nahbereich ab). Nase!

Handeln und Bewusstsein verschmelzen miteinander: Eine Außenwelt scheint nicht zu existieren, die selektive Aufmerksamkeit richtet sich auf die Spur beziehungsweise den Geruch.

Der Hund geht voll in seiner Tätigkeit auf. Bloodies laufen dabei gerne mal gegen eine Laterne oder Mülltonne, nehmen nichts anderes mehr wahr.

Das Zeitgefühl verändert sich. Wir trailen ganz im Hier und Jetzt. Totale Entspannung und einsetzendes Glücksgefühl sind möglich.

Die Tätigkeit an sich ist selbstbelohnend: intrinsische Motivation. Natürlich loben wir unseren Hund dennoch, da es auch um die Beziehung geht.

Alles fällt uns leicht, wir haben nicht das Gefühl, mit einem großen Kraftaufwand zu arbeiten, dadurch steigt die Ausdauer enorm an.

WAS IST EIGENTLICH

„DER FLOW“?

Flow (deutsch „fließen, rinnen, strömen“) bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung (Konzentration) und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit („Absorption“), die wie von selbst vor sich geht – also in etwa Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch oder auch Funktionslust.

Flow kann bei der Steuerung eines komplexen, schnell ablaufenden Geschehens im Bereich zwischen Überforderung (Angst) und Unterforderung (Langeweile) entstehen.

Flow-Zustände können bei entsprechenden Bedingungen in hypnotische oder ekstatische Trance übergehen. Manche Wissenschaftler verstehen den Flow selbst bereits als Trance.

Bevor Mihály Csíkszentmihályi den Begriff des „Flow“ im psychologischen Sinne prägte und genauer untersuchte, war das Phänomen – etwa in der Spielwissenschaft – schon bekannt: So formulierte etwa der Spieltheoretiker Hans Scheuerl in den 1950er Jahren seine berühmten Kriterien für das Wesen des Spiels, bei denen er u. a. das „Entrücktsein vom aktuellen Tagesgeschehen“, „das völlige Aufgehen in der momentanen Tätigkeit“ oder „das Verweilen in einem Zustand des glücklichen Unendlichkeitsgefühls“ hervorhebt, in dem man für immer oder immer wieder verharren möchte. (Quelle: Wikiepdia 2023)

© Atelier Krohmer

Der Flow findet zwischen Unter- und Überforderung statt. (Quelle: Wikipedia 2023)

VERLÄSSLICHE HELFER, DIE DEN ÜBERBLICK BEHALTEN

Dies gibt auch die Antwort darauf, warum du vielleicht selbst schon mal das Gefühl für Raum und Zeit verloren hast. Wichtig ist deshalb auch, in bestimmten (Einsatz-)Situationen einen verlässlichen Helfer dabeizuhaben, der auch die Orientierung und den Überblick behält. Da beim Hund die Reaktivität mit der Umwelt durch Außenreize sinkt, kannst du dir das im Training mit reaktiven Hunden zunutze machen. Die Trails werden so gelegt, dass die selektive Wahrnehmung auf die Spur erhöht wird. Der entgegenkommende Hund wird plötzlich ignoriert, der beim normalen Gassigang noch für Aufregung gesorgt hätte. Wir trainieren immer so, dass das Team gefordert, aber nicht überfordert wird! Wir orientieren uns als Trainer hierbei am „schwächsten Glied der Kette“, egal ob dies in dem Moment der Hundeführer oder der Hund ist. Keiner der beiden sollte überfordert, durchaus aber immer wieder aus der Komfortzone gebracht werden, da dort die meiste Entwicklung stattfindet. Deshalb sind das genaue Einschätzen des Teams und der individuelle Aufbau so wichtig! Eine gute Basis in der Ausbildung dient dir als stabiles Fundament.

DAS SPIELERISCHE STEHT IM VORDERGRUND

Trailen ist eine Mischung aus Spiel und Sport, auch wenn es oftmals Arbeit ist und tough und einen ernsten Hintergrund hat (Rettung, Einsätze). Deswegen sollten wir im Training und in der Ausbildung das Spielerische nicht aus den Augen verlieren! Im Kapitel „Games“ (siehe hier) geben wir dir Trainingstipps hierzu an die Hand.

© Atelier Krohmer

Zwischen Komfortzone und Stress entwickeln sich Hund und Mensch weiter.

ULTIMATIVE TIPPS FÜR DEINE HUNDEFÜHRER-SKILLS

Hier erfährst du, wie du deinen Hund von Anfang an auf dem Trail durch die richtige Körpersprache unterstützen kannst. Deine Neutralität ist entscheidend für die Lesbarkeit und Ausdauer deines Hundes bei der Arbeit!

© Rainer Dittrich

BASIS FÜR HUNDEFÜHRER

Von Anfang an fördern wir als Trainer die Körpersprache des Teams auf dem Trail so, dass es möglichst einheitlich zusammenarbeitet und der Hund auf einfachen One-Way-Trails für den Hundeführer deutlich lesbar ist. Das „Eintauchen“ auf die Spur (kann je nach Typ Hund auch mit hoher Nase geschehen) und das Einordnen auf der richtigen Seite vor dem Richtungswechsel sind die Hundesprachen-Basics, die in der Lernphase verstärkt werden. Der Hund befindet sich vom ersten Entdeckertrail an bis zum Abschluss der zweiten Grundstufe („Farbstufe Orange“) in der Lernphase bzw. dem Übergang zur Arbeitsphase. Das Team wird von uns anfangs so geführt, dass es sich sicher fühlt und den Trail flüssig und unbeschwert arbeiten kann. Gegenseitiges Vertrauen (Trainer, Hundeführer, Hund) und ein gutes Selbstbewusstsein bei der Arbeit sind wichtige Grundpfeiler für die späteren, schwierigeren Aufgaben und die ausdauernde Problemlösung in der Sucharbeit.

Wir halten also zu Beginn das Team locker an der Spur und lassen es sich nicht unnötig aufarbeiten. Sollte der Hundeführer noch wenig Erfahrung haben, sagen wir ihm das Leinenhandling rechtzeitig an. Das Timing beim Nachfassen und Rausgeben der Leine spielt bei der Kreuzungsarbeit eine große Rolle und muss von ihm erstmal sicher umgesetzt werden. Wir schulen seinen Blick für die Körpersprache des Hundes. Was zeigt sein Hund wann? Es geht darum, sich aufeinander einzustellen und sowohl aktive als auch passive Gegenbewegungen zum Hund zu vermeiden. Der Überbegriff lautet: „mit der Bewegung des Hundes gehen“ und so die Basis für den Flow zu schaffen. Diese Basispunkte helfen:

1. BASIS: BAUCHNABEL ZUM HUND DREHEN

Energiefluss neutral nach vorne; passive Gegenbewegung vermeiden

Wie eine gut sitzende Brille auf der Nase solltest du für deinen Hund bei der Arbeit eher angenehm statt lästig sein. Ihr arbeitet ganz klar als ein Team. Kleine Führfehler kann dein Hund meist gut ausgleichen. Je schwerer und länger die Trails aber werden, desto mehr Kraft und Ausdauer benötigt dein Hund, um diese zu arbeiten. Grobe Führfehler oder ein ständiges Gegenarbeiten seitens des Hundeführers kosten euch beide Zeit und Kraft. Ihr kommt vielleicht unnötig von der Spur ab und müsst euch umständlich einen neuen Lösungsweg zum Ziel suchen.

Vermeide jegliche bremsende, blockierende oder hinterfragende (Rückwärts- oder Seitwärts-) Gegenbewegung, wenn dies nicht aufgrund der Umgebung erforderlich ist oder explizit am sauberen Umdrehen gearbeitet wird.

Dein Körper ist gerade aufgerichtet, Kopf und Schultern werden ebenfalls gerade und locker getragen. Richte dich groß auf, bleibe in einer senkrechten Achse und schaue leicht über deinen Hund nach vorne hinweg.

Kippe nicht mit dem Oberkörper nach vorne und verdrehe dich auch nicht in der Vertikalachse. Deine Arme liegen locker am Körper an, Arme auf Bauchhöhe. Du spannst deine Rücken- und Bauchmuskulatur an und stabilisierst so deine Mitte.

Übe keinen Druck nach vorne aus oder dränge deinen Hund in eine Richtung, nur weil du denkst, dass es dort vielleicht lang geht.

© Hanna Wenzel

Traile aus der Körpermitte, so wird die Zirkulation aufrecht erhalten.

INDIVIDUELLES TEMPO

Das freie und unbeschwerte Nach-Vorne-Arbeiten ist für jeden Hund sehr wichtig.

Jeder Suchhund hat sein eigenes ideales Suchtempo. Je nach Suchhundetyp kann er in seiner Vorwärtsbewegung zwar reguliert und das Tempo durchaus dosiert heruntergefahren werden, er sollte nach Möglichkeit aber nicht durch zu starkes und dauerhaftes Einbremsen aus der natürlichen Arbeitsbewegung gebracht werden. Dies verstärkt nur seinen Drang, gegen den Hundeführer zu arbeiten und macht ihn hart in den Bewegungen (Ehrgeizige) oder fördert ein Stocken – und damit wird der Hund immer schwerer zu führen und zu lesen. Das Team entfernt sich mehr und mehr vom Flow-State.

Übung für unterwegs, während des Trailens

Atme tief in den unteren Bauch ein und über den Mund oder die Nase wieder aus. Stell dir dabei den Energiefluss zwischen dir und deinem Hund zirkulierend vor. Aus deinem Bauchnabel fließt beim Ausatmen Energie über die Leine nach vorne zum Hund, durch ihn hindurch und wieder zurück zu dir (Einatmen). Halte diese Zirkulation so lange wie möglich aufrecht. Wenn du merkst, dass eine schwierige Situation kommt oder dein Hund anfängt, zögerlich zu laufen, konzentrierst du dich auf deinen Atem und die Zirkulation zu deinem Hund. Lockere auch mal deine Schultern, Arme und Hände! Meist fängt dein Hund dann sofort an, selbstbewusst nach vorne zu laufen. Nach etwas Übung bist du in der Lage, diese Zirkulation über die gesamte Länge des Trails aufrechtzuhalten. Deine Schritte gehen zügig in Richtung deines Hundes. Aber drücke und schiebe ihn nicht mit einem „Soldaten-Stechschritt“. Achte auch darauf, die Geschwindigkeit zu variieren und an die Umgebungsfaktoren anzupassen (Kreuzung, offene Fläche, nahende Ablenkung etc.). Du fährst mit dem Auto ja auch nicht mit 200 Stundenkilometer auf eine Kreuzung zu.

2. BASIS: VERMEIDE WINKEL IN DER LEINE BEI RICHTUNGSENTSCHEIDUNG

Passive Gegenbewegung

Vermeide dauerhafte Leinenwinkel bei der Kreuzungsarbeit. Um die Lesbarkeit deines Hundes zu fördern, ist es von Vorteil, das anzunehmen und herauszuarbeiten sowie zu verdeutlichen, was er dir an Körpersprache anbietet. Es ist kein Zufall, dass dein Hund sich häufig bereits ein paar Meter vor der Richtungsentscheidung auf der richtigen Seite einreiht. In unserem Beispiel führt die Spur nach rechts. Der Hund geht schon vorher rechts, weil er, je nach Umgebungsfaktoren, aus dieser Richtung bereits Geruch bekommt. Gerne werden beispielsweise Hofeinfahrten und Eingänge auf der Seite gecheckt oder der Hund riecht durch den Zaun eines Gartens. Auch hier gehe ich als Hundeführer flüssig mit der Bewegung des Hundes mit und bleibe in einer Linie hinter meinem Hund.

© Hanna Wenzel

Kein Winkel, der Mensch befindet sich in einer Linie hinter dem Hund.

© Hanna Wenzel

Achtung, Winkel! Der Mensch geht seitlich versetzt zum Hund.

3. BASIS: NICHT RÜCKWÄRTS AUSWEICHEN

Aktive Gegenbewegung beim Umdrehen vermeiden

Schließt dein Hund eine Richtung aus und leitet das Umdrehen (den Turn) ein, bleibe zunächst einmal gerade stehen und schließe die Führhand an der Leine. Stelle dir vor, dass aus deinem Bauchnabel ein Laserstrahl nach vorne zum Hund geht, der nie abreißt. Diesen richtest du immer auf deinen Hund, dann drehst du dich automatisch richtig mit. Warte ab, bis er an dir vorbeigelaufen ist, schließe dann zügig auf und gehe in die neue Richtung mit. Weiche nicht rückwärts und/oder seitlich mit großen Schritten nach hinten aus! Dadurch kannst du deinen Hund sonst in eine falsche Richtung ziehen. Das Drehen bzw. die Turns sollten deutlich, klar und zügig passieren. Der Hund wirft sich mehr oder weniger rum und dreht um 180 Grad zurück.

Kommen die Turns nicht richtig gut, weil der Hund zu lange braucht, bis er wirklich dreht, musst du im Training daran arbeiten. Das deutliche schnelle Drehen ist vor allem in den höheren Stufen sehr wichtig für die Lesbarkeit! Vor allem in der Mentalphase beginnt eine andere Art der Zusammenarbeit: Da macht es Sinn, wenn du deinen Hund auch aktiv „etwas fragen“ kannst, ihn beispielsweise eine Richtung abchecken lässt. Gerade in den Einsätzen kann man oft nicht den direkten Weg des Geruchs gehen, da Hindernisse im Weg oder Bereiche abgesperrt sind. Dann ist es sehr wichtig, dass dein Hund sicher dreht. Der Grundstein hierfür wird bereits in der Lernphase durch die richtige Körpersprache und das Timing beim Führen gelegt.

© Hanna Wenzel

Richtig: Eine gerade und aufrechte Körperhaltung beim Turn.

© Hanna Wenzel

Falsch: Mit dem Oberkörper nach hinten kippen und/oder nach hinten oder seitlich ausweichen.

LEINENHANDLING

In der Lernphase schafft eine kurze Leine und ein kleinerer Trailrahmen dem Hundeführer Überblick und gibt dem Team insgesamt mehr Sicherheit. Wenn der Hund umdreht, weil er eine Richtung ausschließt, wird die Leine bereits leicht nachgefasst und der Hundeführer schließt in direkter Linie zum Hund auf. In der Lernphase brauchen die meisten Hunde mehr Sicherheit und Kontakt mit der Leine. In der Arbeitsphase hat der Hundeführer nach dem Umdrehen (Turn) teilweise keinen oder nur leichten Leinenkontakt, bis der Hund komplett aus der Richtung rausgedreht hat und an ihm vorbeigelaufen ist. Der Hund benötigt zum Ausarbeiten der Kreuzung oftmals mehr Raum als in der Lernphase. Der Hundeführer fasst dann wieder Leine nach und schließt zügig zum Hund in die neue Richtung auf.

FÜHREN WIE DIE PROFIS

Hier findest du die wichtigsten Dinge, die das Führen enorm verbessern, wie Timing, Gelassenheit und Neutralität.

© Rovena Langkau

Auch Warten will gelernt sein.

© Rovena Langkau

Trailen ist die perfekte Auslastung für alle Arbeitslinien.

1. KREUZUNGSARBEIT, LEINENHANDLING, UMDREHEN

Du gehst zügig zum Hund mit, aber nicht zu schnell. Du variierst das Tempo an die Situation angepasst (z. B. Richtungsentscheidung, Aktiv-Passiv-Zone).

Du bist weich mit der Leine und hältst dich nicht daran fest. Ein starres, hartes Leinenhandling macht deinen Hund hart und für dich schlecht führ- und lesbar.

Beim Nachfassen der Leine greifst du immer mit der Schlaufenhand (die Hand, die hinten ist und den Rest der aufgewickelten Leine hält) hinter deine Führhand (= die Hand, die du vorne hältst und die somit näher am Hund ist). Somit hältst du immer Kontakt und vermeidest Rucks.

2. NEUTRALITÄT

Du bist der „neutrale Schatten“ und „aktive Unterstützer“ deines Hundes.

Du gibst keine Richtung vor und achtest vor allem auch auf die Neutralität deiner Führhand (die Hand, die vorne die Leine hält). Diese Hand sollte sich möglichst nur vor und zurück bewegen (beim Nachfassen), aber nicht seitlich hin und her schwenken oder als würde man in einem Topf „herumrühren“.

Du bleibst die ganze Zeit über möglichst gerade und aufgerichtet, den Blick nach vorne und leicht über den Hund gerichtet.

3. MINDSET

Du strahlst hinten Ruhe, Gelassenheit und Sicherheit aus.

Du bist für deinen Hund nicht unberechenbar, sondern verhältst dich möglichst gleich (beim Leinenhandling, in der Kreuzungsarbeit etc.). Das gibt ihm die Möglichkeit, sich voll und ganz auf seinen Job zu konzentrieren.

Du bist ein angenehmer Partner und bist selbst auch konzentriert bei der Sache.

4. ALLGEMEINES

Wichtig ist es, dem Hund im Alltag und bei der Arbeit einen grundsätzlichen Rahmen zu geben. Vor allem reaktive und ängstliche Hunde brauchen einen klaren Plan und Vorgaben. Alle Regeln des Alltags gelten auch auf dem Trail:

nichts fressen,

nicht raufen,

nicht jagen,

nicht beißen und

mit dir kooperieren.

Dein Hund wird deine Hundeführerqualitäten lieben!

ZUSAMMENGEFASST

Die wichtigsten Hundeführerqualitäten eines Trailers sind:

mentale Stärke und ein freier Kopf

positive Grundstimmung und Wohlwollen

Neutralität in der Körpersprache

Timing/Dynamik beim Führen

eine innere Verbindung zum Hund aufbauen

durchhalten, dranbleiben, jedoch nichts erzwingen

klare Regeln und Führung im Alltag

HINTERFRAGEN

Das richtige Führen seitens des Hundeführers (den Hund) und des Trainers (das Team) spielt eine große Rolle, ebenso das komplette Durcharbeiten der einzelnen Phasen. Wann wird mehr Führung übernommen, wann muss der Hundeführer aktiv werden und wann kann er an den Hund abgeben? Wann ist das Team soweit für den nächsten Schritt? Wann sind die jeweiligen Phasen-Plateaus tatsächlich durchgearbeitet? Welche Rolle spielen Körper und Energie, Gehirn, Herz, Mut und Selbstbewusstsein auf beiden Seiten? Wie können wir all dies beeinflussen? Diesen Fragen und mehr werden wir im Verlauf des Buches auf den Grund gehen.

Es ist wichtig, sich diese Themen bewusst zu machen und auch erstmal intellektuell zu durchleuchten! „Vergiss“ dann aber alles auch wieder und traile am besten intuitiv, aus dem Bauch heraus. Erwarte gerade zu Beginn nicht zu viel von dir und deinem Hund. Du musst nicht alles sofort perfekt umsetzen können. Setze dich nicht unter Druck. Je natürlicher du mit der Bewegung deines Hundes gehst, je weniger du mental oder körperlich gegen ihn arbeitest, je besser du deinen Kopf ausschalten und dich mit ihm verbinden kannst, desto einfacher könnt ihr auch schwere Trails lösen und der Flow-Zustand gehört euch!

Das von uns entwickelte Farbstufensystem zeigt den aktuellen Leistungsstand eines geprüften Teams.

DIE FIVE CORES

Du möchtest einen zuverlässigen und einsatzfähigen Suchhund haben? Doch dieser schöne Plan ist einfach noch nicht aufgegangen? Vielleicht liegt es daran, dass du die Five Cores noch nicht kennst. Denn damit zu arbeiten, ist lebenswichtig für den Trail-Flow.

© Rainer Dittrich

DEM TRAIL-INFARKT VORBEUGEN

Insbesondere in den hohen Stufen bringen wir unseren Hunden bei, immer komplexere Trails auszuarbeiten. Wir trainieren alte Trails, Negativs und überprüfen, ob der jeweilige Hund Zeit speichern kann – um nur einige Beispiele aus der Mentalphase zu nennen. Für diese komplexen Aufgaben benötigt der Hund Kraft, Ausdauer, Erfahrung und Energie.

DIE FIVE CORES IM FOKUS!

Unsere Hunde lernen auf jedem Trail etwas! Das muss mir als Trainer bewusst sein. Ich achte bei jedem Training auf die Five Cores. Ist ein Core nicht frei, wird in diesem Bereich sofort nachjustiert. Dies hat absolute Priorität. Die Cores hängen zusammen und beeinflussen sich gegenseitig.

Die drei Phasen

Manchmal neigen wir im Training dazu, uns ausschließlich auf den Geruch zu konzentrieren und übersehen dabei das Wichtigste: Unsere Hunde lernen auf jedem Trail etwas!

© Rainer Dittrich

„Heaven“ findet Alex, nachdem sie motiviert den offenen Schulhof gequert hat.

DIE FIVE CORES IM ÜBERBLICK

CORE 1: MOTIVATION

Die erste Säule betrifft die Motivation sowohl die deines Hundes als auch deine eigene. Dein Hund sollte immer Lust am Arbeiten haben, freudig motiviert und mit Leidenschaft an den Trail rangehen. Wenn das nicht der Fall ist, müssen wir uns auf Ursachenforschung begeben und uns fragen, was passiert ist:

Waren die letzten Trails zu einfach? Oder waren sie zu schwer?

Hat eine unbewusste Über- oder Unterforderung im Training stattgefunden?

Hat er insgesamt viel zu tun? Haben zu viele Trainings (auch aus anderen Sparten wie ZOS, Obedience etc.) oder Einsätze hintereinander stattgefunden?

Konnte er etwas nicht lösen oder fehlt ihm der Drive zur VP?

Stimmt unser Trailtempo mit seinem eigentlichen Suchtempo überein?

Oder kann es sein, dass du nicht schnell genug mitgehst und es deinem Hund zu langsam vorangeht?

Hat es hormonelle Gründe?

Lösen und finden wollen ist der Schlüssel zum Erfolg. Begehrlichkeiten in deinem Hund zu wecken ist das Zauberwort. Er muss etwas haben wollen, dann strengt er sich auch dafür an. Aber Achtung: Fahre deinen Hund vor dem Start und auch am Ende nicht unnötig hoch. Eine Übererregung ist nicht das gewünschte Ziel und Unkonzentriertheit die Folge.

TRAILEN UND HORMONE

Hormone wie Oxytocin, Dopamin und Serotonin, die der Hund bei einer erfolgreichen Suche ausschüttet, treiben ihn an und machen ihm Lust auf ein nächstes Mal. Seine freudige Erwartungshaltung steigt im positiven Sinn. Bei Überforderung und Frust beherrscht Cortisol den Körper und das blockiert, macht keine Lust auf Lernen und lässt das Erlernte auch nicht abspeichern.

CORE 2: (SELF-)CONFIDENCE

(Self-)Confidence steht sowohl für dein eigenes Selbstbewusstsein bei der Arbeit mit deinem Hund als auch für das Selbstbewusstsein deines Hundes bei der Arbeit. Ist er selbstsicher in den Richtungsentscheidungen und in der Problemlösung? Sagt er zu dir: „Hey, komm mit, hier geht’s lang!“ Und wie reagierst du darauf? Das Zusammenspiel auf dem Trail und eine gelungene Körpersprache und Kommunikation fördern das gegenseitige Vertrauen. Das Vertrauen des Hundes in sich selbst und auch in dich als Hundeführer nimmt von Training zu Training zu. Auf deine Ausstrahlung kommt es an! Eine neutrale oder positive Ausstrahlung, Wohlwollen und Begeisterung schaffen eine perfekte Arbeitsgrundlage und fördern das Vertrauensverhältnis von Mensch und Hund.

Liegen bei diesen elementaren Punkten des Selbstbewusstseins und Vertrauens zwischen dir und deinem Hund Störungen vor, unterbinden diese direkt den Trail-Flow, und ein flüssiges Trailen ist kaum möglich. An dieser Stelle ist dann die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Trainer gefragt.

CORE 3: KONZENTRATION

Bist du als Hundeführer präsent? Was geht in deinem Kopf vor? Bist du wirklich beim Trailen, genau jetzt und genau hier zusammen mit deinem Hund? Oder spuken im Hintergrund alle möglichen Gedanken in deinem Kopf herum? Wie das Gespräch mit den Kollegen im Büro vom Vormittag oder die Einkaufsliste für das Abendessen?

Konzentriert zu sein bedeutet, in diesem Moment wirklich präsent zu sein! Wenn du hinten redest und redest – dabei ist es egal, ob das nur in deinem Kopf stattfindet oder mit deinen Trailkollegen – kann das deinen Hund vorne bei der Arbeit beeinflussen. Das bedeutet nicht, dass hinten absolutes Schweigen herrschen muss. Manchmal sind ein, zwei Sätze zur Auflockerung oder Infos zum Trail wichtig und gut. Es geht darum, sich bewusst zu sein, was geredet wird und wann, und sich dem Hund gegenüber fair zu verhalten. Die Hunde bekommen mit, wenn die Aufmerksamkeit nicht bei ihnen, sondern eher beim Gespräch mit dem Trainingspartner liegt. Überprüfe dich: Wie konzentriert bist du bei der Sache?

© Rainer Dittrich

Gemeinsam schaffen wir das! Mit Konzentration und Selbstvertrauen wird der Trail gemeistert.

Wie kannst du deine Konzentration steigern?

Fange damit am besten bereits zu Hause vor dem Trailen an, indem du Situationen wie Kreuzungsarbeit und Leinenhandling regelmäßig visualisierst und im Kopf durchgehst. Dabei kannst du ganz entspannt und spielerisch deine Technik optimieren und musst dich während des Trailens nicht mehr groß darauf konzentrieren.

Sinnvoll ist es auch, sich im Training kurz vor dem Start noch mal in Ruhe zu sammeln: Stelle dich schulterbreit locker hin, atme ein paar Mal durch die Nase tief in den Bauch ein und durch den Mund wieder aus. Wenn du magst, kannst du dabei deine Augen schließen. Wenn du das regelmäßig vor dem Training machst, tauchst du schnell in deine mental trainierte Konzentrationsform ein. Auch Leistungssportler machen sich dies zunutze. Eigne dir einen bestimmten Ablauf an und entwickle deine eigene Strategie oder kopiere die von einem besonders guten Trailprofi. Was macht er vor dem Trailen? Wie bereitet er sich vor? Was denkt er? Hat er bestimmte Abläufe? Damit bist du gut auf deinen Trail eingestimmt.

TIPP: VERTRAUE DIR UND DEINEM KÖNNEN

Lerne die Technik und verbessere dich bei jedem Training. Lerne auch aus deinen Fehlern, ohne dir dabei Vorwürfe zu machen, denn Fehler gehören zum Training dazu! Lass dich am besten regelmäßig filmen und bespreche die Videos mit deinem Trainer oder Kollegen. Suche Fehler nicht nur im Außen, sondern übernimm auch Verantwortung für dich selbst und deinen Hund! Schau genau hin! Du bestimmst eure gemeinsame Reise! Dadurch gewinnst du mehr und mehr Vertrauen in dich selbst, Stärke und Selbstbewusstsein. Mehr dazu findest du in diesem Kapitel.

Während des Trailens:

Lerne, diese Trainingszeit mit deinem Hund zu genießen und für euch freizuhalten. Das ist eure „quality time“.

Reguliere deine Atmung und halte die Konzentration auch noch im letzten Drittel des Trails aufrecht. Dies erfordert je nach Länge des Trails und Höhe der Ablenkung etwas Training. Steigere dich langsam, aber stetig.

Schaffst du es, die ganze Zeit über voll bei deinem Hund zu sein, wird auch er ganz bei der Sache sein. Schweift er ab, kannst du ihn durch deine physische und mentale Präsenz unterstützen und wenn nötig dynamisches Führen einbauen. Unterscheide dabei aber, ob er vielleicht nur eine kurze Auszeit benötigt, weil er etwas lösen musste oder mal Zeit zum Kontrastriechen braucht. Klappt etwas nicht sofort, bleibe trotzdem möglichst gelassen: Atme den Frust weg und bleibe dran. Die Wiederholung macht’s!

Konzentrations-Checkliste vor dem Start

Trainiere dir eine mentale Konzentrationsform an, in die du vor dem Start eintauchst. Alle erfolgreichen Leistungssportler machen das!

Sortiere dein Equipment, bevor es losgeht! Wenn du chaotisch startest, geht es meist auch chaotisch weiter.

Schalte nun deine Gedanken ab und blende Themen aus dem Alltag aus. Das schafft viel Platz für ein konzentriertes Arbeiten im Flow.

Atme ein paar Mal tief ein und wieder aus, bringe dich in diesen Moment. Sage zu dir: „Ich tauche nun bewusst und mühelos in meine eigene mentale Konzentrationsform ein.“

Verbinde dich mit deinem Hund und nehme innerlich Kontakt zu ihm auf. Hierfür kannst du auch kurz deine Augen schließen. Atme tief und ruhig weiter.

Mache dir vor dem Start ritualisierte Abläufe zunutze, beispielsweise immer gleiche Berührungen (den Hund ins Geschirr umhängen, nochmal über den Hals streicheln o. Ä.). Dadurch bereitet sich auch dein Hund auf die Arbeit vor und startet konzentrierter. Achtung: Das ist nicht für alle Teams förderlich. Für manche muss das Startritual aufgebrochen werden und variieren, beispielsweise wenn der Hund damit etwas schlecht verknüpft hat, einfordert o. Ä.

CORE 4: KÖRPERSPRACHE

Wie du ja bereits weißt, hat deine Körpersprache einen unmittelbaren Einfluss auf die Körpersprache deines Hundes. Auch Themen wie Schnüffeln und vermehrtes Pinkeln des Hundes auf dem Trail kann in der Körpersprache des Hundeführers begründet sein. Verdrehst du dich beispielsweise konstant in der Vertikalachse und kippst nach vorne, kann sich das bei deinem Hund durch Pendeln oder schwammiges Arbeiten in der Richtungsentscheidung äußern. Bei einer Drehung in der Vertikalachse kommt sogar ein Flugzeug auf dem Rollfeld schnell ins Schlingern! Um möglichst gerade zu bleiben und eine gute Körperspannung zu halten, muss deine Bauch- und Rückenmuskulatur angespannt werden. Richte dich möglichst auf, mache dich groß und behalte eine aufrechte Körperhaltung bei. Stabilität und Kraft kommt aus dem unteren Rücken, Energie aus dem Bereich unterhalb des Bauchnabels. Fängst du oben das Ziehen aus den Armen oder Nach-vorne-Kippen an, kann dich das sehr viel Kraft kosten, je nachdem, welcher Hund sich vorne an der Leine befindet (z. B. ehrgeiziger Weimaraner). Oftmals wird gerade beim Nachfassen der Leine der Oberkörper über die Schulter der Führhand verdreht. Gleichzeitig möchten wir aber, dass der Suchhund vorne gerade bleibt und körpersprachlich klar abbiegt. Das wird er in diesem Fall nicht tun, sondern instabil hin- und herpendeln. Dem Hund ist es durchaus möglich, eine Zeitlang falsche oder gegensätzliche Bewegungen des Hundeführers zu kompensieren, allerdings kostet dies ihn und den Hundeführer viel Kraft und ist unnötig.

Ein Beispiel Der Hundeführer ist am Start angespannt und atmet nur gepresst. Der Hund steht und schnüffelt. Statt den Hund nun zu fixieren und nach unten zu starren, richtet der Hundeführer sich gerade auf, richtet den Blick nach vorne, lässt die Leine locker und atmet tief durch. Der Hund läuft daraufhin sofort los. Unsere non-verbale Kommunikation mit dem Hund wird von uns Menschen häufig unterschätzt.

© Rainer Dittrich

Hunde spiegeln uns: Bist du nicht bei der Sache, schweift auch er ab.

CORE 5: LESBARKEIT

Der letzte Core steht für die Lesbarkeit des Hundes. Diese hängt mit allen vorangegangenen Kernpunkten zusammen. Ist es dir nicht möglich, deinen Hund zu lesen, tappst du im Dunkeln. Es ist schwer, sich so sicher auf der Spur und gut zu fühlen – und der Flow-State rückt in weite Ferne. Themen wie dynamisches Führen, das richtige Timing in der Kreuzung, das Rausarbeiten der Turns und alle vorangegangenen Cores müssen überprüft werden. Auf die einzelnen Punkte gehen wir im Buch noch genauer ein.

Wenn die Five Cores frei sind, kann alles fließen und das Team kommt automatisch in den Flow, zurück in seinen natürlichen Zustand. Das Team ist im Einklang mit sich. Stell dir einen Korken vor, der easy und leicht auf einer Wasseroberfläche treibt. Das ist der Flow. Sind dagegen Widerstände gegeben, drücken diese den Korken unter das Wasser. Lösen sich die Widerstände auf, ploppt der Korken wieder an die Wasseroberfläche zurück und kann dort mühelos fließen.

TESTE DEINE FIVE CORES

Sind bei dir und deinem Hund alle Säulen frei? Welcher der Cores ist bei dir und deinem Hund blockiert? Sind es mehrere?

© Atelier Krohmer

Trage deine Cores ein und verbinde die Punkte mit einer Linie.

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