Märchen und Fabeln von Menschen, Tieren, Elfen und kleinen Kobolden - Monika Meyer - E-Book

Märchen und Fabeln von Menschen, Tieren, Elfen und kleinen Kobolden E-Book

Monika Meyer

4,8

Beschreibung

Dieses Büchlein enthält Geschichten für Kinder und ältere Menschen, die bereit sind zu träumen und in dieser Traumwelt einige Stunden der Freude und Besinnung zu verbringen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 147

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (16 Bewertungen)
13
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Autoren: Monika Meyer & Sandra Braun

Die Schriftstellerin Monika Meyer aus Schwarzenbach am Wald wurde am 02.10.1951 in Rheinland-Pfalz geboren. Monika Meyer lebt seit über 40 Jahren in Bayern, vorwiegend in Oberfranken.

Monika Meyer hat einige Bücher und Anthologien geschrieben. Nun bringt sie zum Ersten Mal Fabeln und Märchen für Kinder und Erwachsene heraus.

Die Autorin Sandra Braun erblickte am 10.03.1974 in Ehingen / Schwaben das Licht der Welt. Sie hat drei Kinder, und liebt seit ihrer Jungend das Schreiben und Dichten.

Das Autorenduo wünscht Ihnen viel Freude beim Lesen!

Monika MeyerSandra Braun

Die Autorinnen bedanken sich bei Frau Angelika und Herrn Winfried Bär für die Mithilfe und Mitgestaltung dieses Büchleins.

Inhaltsverzeichnis

Die Blockhütte

Die Blockhütte, Teil 2

Ein ganz besonderer Stern

Alles lila – oder was?

Die Zimtschnecke

Ritter Edward und sein Blitz

Zaubermagie der Elfen

Der Sprung in eine andere Welt

Üble Winterlaune – nicht schon wieder!

Die Ostereierschlacht

Klausi der Schokogomba

Nuty kann’s nicht lassen

Lino der Marienkäfer

Der kleine Igel Miki

Die Memory – Elfe

Die Macht der Erinnerung

Waldelfe Pünktchen im Reich der Menschen

Der klitzekleine Engel

Die Blockhütte

Am Rande der Rocky Mountains stand unter einem riesigen Bergmassiv verlassen in der Einöde eine einzige Blockhütte. Hier wohnte der alte Gram, der oft von seinem Enkel Josy Besuch bekam. Und so war es auch heute. Den ganzen Tag hatte es geschneit und Opa Gram holte Josy mit seinem Jeep am Bahnhof ab. Josy hatte Ferien und durfte eine Zeit lang zu Opa Gram. Schon auf dem Rückweg zur Blockhütte stürmten Schneeböen über die Straßen. Wegen der Schneeverwehungen war nur ein langsames Durchkommen möglich. Mit viel Geschick und Geduld kamen sie nach langer Fahrt schließlich an der Blockhütte an. Josy freute sich sehr, denn mit Opa Gram erlebte er immer viele spannende Abenteuer und einfach eine tolle Zeit. Gram ging es ebenso, er liebte seinen Enkel. Sie hatten viel Spaß zusammen und dem Alten machte es Freude, wenn Leben in seine Blockhütte kam. Als sie aus dem Jeep stiegen, blies ein eisiger, heftiger Schneesturm um ihre Gesichter. Sie beeilten sich in die Blockhütte zu kommen und schüttelten erstmal den Schnee von ihren Jacken. Dann machten sie es sich gemütlich. Das Feuer im Kaminofen loderte und das leise Knistern tönte durch die Wohnstube. Es war herrlich. Opa Gram machte für sie eine köstliche, wärmende Trinkschokolade und stellte dazu Schoko Muffins und Käsecracker hin. Sie saßen an dem urigen Holztisch und verspeisten erstmal die Naschereien. Josy erzählte seinem Opa von der Schule und von seinen Freizeitaktivitäten. Josy spielte Fußball in einer Mannschaft und er erzählte Opa Gram voller Stolz von seinem letzten Sieg. Sie saßen lange plaudernd da, bis der Schneesturm draußen stärker wurde und gegen die Fensterscheibe prasselte. Josy sah erschreckt auf und meinte: „Du, Opa Gram, ist der Schneesturm hier draußen immer so heftig?“ Gram sagte. „Mein Junge, das ist noch gar nichts. Als ich noch ein Kind war, da gab es richtige Schneestürme. Dieser von heute ist morgen schon vorbei und alles wird mit einer weißen, prachtvollen Schneedecke überzogen sein. Du wirst sehen.“ Josy war voller Begeisterung: „Erzähl mir von deiner Kindheit, das war bestimmt sehr spannend. Gab es da noch Wölfe und viele Bären?“ Opa Gram fing an zu lächeln. Josy war ganz ungeduldig. Opa Gram räusperte sich: „Ja, weißt du Josy, ich habe viele Abenteuer erlebt. Aber eines möchte ich dir erzählen. Ich glaube sogar, das war das schönste Erlebnis, das ich in meiner Kindheit hatte. Hör zu!

Mein Vater und meine älteren Brüder sind an einem Wintertag zur Jagd aufgebrochen. Die Winterlandschaft sah so herrlich aus, wie ich sie dir für morgen verspreche, Josy. Die Morgensonne ließ die Schneedecke glitzern wie tausend Diamanten. Es wehte ein eisiger Wind, die Luft war klar, doch die durchblitzenden Sonnenstrahlen waren schon angenehm warm. Ich war mit Mama alleine zuhause und mir war sehr langweilig, so alleine ohne meine Brüder. Mama bereitete einen leckeren Apfelkuchen für die Heimkehr der Jäger vor. Ich fragte sie, ob ich ein bisschen nach draußen gehen durfte, um mich im Schnee zu vergnügen. Mama war sehr streng, da sie ständig Angst hatte, wegen der Gefahren, die da draußen lauerten. Du musst dir vorstellen, in meiner Kindheit gab es noch viele Bären, Wölfe und Berglöwen und andere gefährliche wilde Tiere. Ich als Kind sah in der Wildnis keine Gefahr, sondern spannende Abenteuer und die direkt vor der Haustür. Mama sah, dass ich sehr gelangweilt war und meinte, zieh dich warm an, dann kannst du vor der Tür spielen. Du weißt, entferne dich nicht allzu weit von der Blockhütte. Ich sagte ja, Mum, ist okay und zog mich hastig an. Zuerst baute ich draußen einen tollen Schneemann. Ich wollte ihn besonders schön verzieren, damit meine Brüder ihn bei der Rückkehr schon von weitem bestaunen konnten. Das Problem waren die Arme des Schneemannes. Ich hatte die Idee, ihm schöne Äste anzustecken. Leider hatte die ganze Schneedecke alle Stöcke, die ich zum Spielen gesammelt hatte, verdeckt. Hinter der Blockhütte lag der dichte Wald. Eigentlich durfte ich mich nicht so weit von ihr entfernen, das wusste ich zu gut, aber der Drang zum Wald war stärker. Ich dachte mir, ich beeile mich sehr, Mama wird es nicht merken. Und so stapfte ich eilig in Richtung Wald. Wegen der dicken Schneedecke musste ich mich sehr anstrengen, dass ich vorwärts kam. Schließlich war ich am Wald angekommen und suchte nach den besten und schönsten Ästen. Die Auswahl war groß, entscheiden konnte ich mich nicht und so ging ich immer weiter in den Wald. Ich sammelte alle ein, bis ich auf einmal ein Rascheln hörte. Ich horchte auf, drehte mich um, den Waldrand oder die Blockhütte konnte ich schon gar nicht mehr sehen, so tief war ich gedankenlos in den Wald eingedrungen. Da war das Geräusch vom Knacken der Äste schon wieder, ängstlich versuchte ich den Grund dafür zu finden. Ich redete mir laut ein, das ist nur ein Eichhörnchen. Zu meinem Erschrecken war es nicht so. Ich erstarrte vor Angst, als ich den jungen weiß-grauen Wolf vor mir sah. Oh, was soll ich nur tun, zum Wegrennen war es zu spät und zu weit. Oh bitte, was soll ich tun, der Wolf fällt mich gleich an. Ich stand regungslos da, meine Angst war groß. Der Wolf kam näher auf mich zu. Jetzt ist es gleich zu Ende mit mir. Ich kannte die schrecklichen Geschichten von meinem Vater über Wölfe, denen ich gespannt gelauscht hatte. Und jetzt bin ich selbst der Gefahr ausgeliefert. Plötzlich fiel mir ein, dass ich beim Verlassen der Blockhütte noch ein Stück Trockenfleisch eingesteckt hatte. In Zeitlupe fasste meine Hand in die Jackentasche und ich nahm vorsichtig das Fleisch raus. Ich streckte es dem Wolf kühn, ohne Gedanken darüber zu verschwenden, was ich tat, hin. Der Wolf schnüffelte bei dem Geruch des Fleisches und kam direkt zu mir. Wir waren nur Zentimeter voneinander entfernt und zu meinem Erstaunen schnappte er sich das Fleisch, um gleich wieder von mir wegzugehen und es zu verspeisen.

Ich stand immer noch wie eine Salzsäule da, wobei dies der beste Moment gewesen wäre, um zu flüchten. Aber aus einem unbekannten Grund konnte ich mich nicht rühren. Als er fertig war mit Fressen, blitzten seine eisblauen Augen auf. Er kam ganz langsam Pfote für Pfote näher und seine Schnauze schnüffelte. Was wird passieren? Wird der Wolf mich beißen? Die Gedanken strömten durch meinen Kopf und mein Gefühl sagte: Sei ruhig und warte ab. Und so blieb ich noch in meiner erstarrten Haltung. Nun war der Wolf direkt bei mir, setzte sich vor mich hin und schleckte seine Pfote ab. Ich wurde ein bisschen entspannter. Reflexartig verlor ich meine ganze Angst, ich weiß bis heute nicht, warum das passierte. Ich ging in die Knie und streichelte ihm übers Fell. Er lag nur da und schaute mich erneut mit seinen eisblauen Augen an. Ich sagte zu dem Wolf: „Ich hatte so Angst, ich dachte, du würdest mir was Schlimmes antun.“ Ich streichelte ihn erneut und sah, dass eine seiner Pfoten verkrüppelt war. Von meinem Vater habe ich gelernt, dass Wölfe Rudeltiere sind. Ist ein Wolf zu schwach im Rudel, wird er ausgestoßen und muss sich allein durchschlagen. Und ich glaubte so war es auch mit diesem Wolf. Ich sagte zu dem Wolf: „Ich möchte nicht wissen, was du mitgemacht hast. Du hast dein Tierherz am rechten Fleck. Aber ich muss jetzt zurück zur Blockhütte, sonst macht sich meine Mama Sorgen und ich will doch noch meinen Schneemann fertig machen.“ Ich rappelte mich auf und sammelte meine Äste für den Schneemann ein. Der Wolf blieb immer noch liegen. Ich drehte mich zu ihm um und sagte: „Mach‘s gut, großer Freund.“ Und so ging ich in Richtung Waldlichtung. Als ich mich umdrehte, um noch mal die graziösen Konturen vom Wolf zu erhaschen, war er weg. Ich lief weiter und meine Gedanken waren beim Wolf, wohin er nun wohl ging. Bei der Waldlichtung angekommen, sah ich ihn ein paar Meter von mir entfernt stehen. Ich musste lächeln, er war mir gefolgt und lief nun an meiner Seite mit. Ich sagte: „So, jetzt müssen wir uns aber trennen. Du darfst mir nicht zur Blockhütte folgen, die Erwachsenen würden nicht erkennen, dass du ganz harmlos bist. Aber ich komme wieder, das ist unser Geheimnis.“ Der Wolf drehte sich um und sprang in das Walddickicht, als ob er mich verstanden hätte. Ich stapfte zur Blockhütte zurück und steckte die Äste als Arme in den Schneemann. Ich war im Innersten noch total freudig und begeistert über diese Begegnung mit dem Wolf. Eigentlich wollte ich es gleich meinen Brüdern erzählen, doch ich dachte, nein, das ist mein Geheimnis und diese Begegnung gehört nur mir allein. Als ich in die warme Blockhütte kam, roch es köstlich nach Mamas Apfelkuchen. Die Mutter half mir beim Ausziehen der Winterkleidung und fragte, wo warst du denn, ich habe mehrmals aus dem Fenster gesehen und ich habe zwar deinen tollen Schneemann entdeckt, aber dich habe ich nicht gesehen. Wo warst du? Ich fing an zu stottern: Du konntest mich auch nicht finden, ich hatte ein gutes Versteck. Und du weißt doch, gute Verstecke verrät man nicht. Ich musste grinsen, denn anlügen wollte ich meine Mama nicht. Der Wald war mein Versteck und somit war es für mich in Ordnung. Die Jäger kamen bald mit ihrer Beute zurück. Und sie erzählten bei genüsslichem Apfelkuchen essen ihre Tageserlebnisse. Ich hörte gespannt zu, denn die Jagd war für mich immer sehr faszinierend. Vater fragte, was ich den ganzen Tag unternommen hätte. Ich schaute verlegen auf den Tisch. Und suchte schnell nach einer Antwort. Weißt du, Vater, der Schneemann draußen hat ganz viel Zeit gebraucht, und ich musste lächeln, denn meine Gedanken waren beim Wolf, bei meinem Geheimnis. Es wurde schnell dunkel und ich saß noch lang an der Fensterbank und schaute in die Wildnis. Mein Vater kam dazu und sagte, na, mein Junge, genießt du die wunderschöne Winterabendlandschaft? Ich sagte: „Ja, schau mal da oben ist der Mond aufgegangen und sein Schein lässt die Schneedecke glitzern. Und sogar mein Schneemann sieht bei diesem Mondlicht noch schöner aus.“ „Ja, mein Junge, es ist wunderschön. Ich genieße so oft wie es geht die herrliche Natur und ihre Schönheit.“ Ich schaute noch lange in Richtung Wald und hoffte erneut den Wolf zu sehen. Aber zu meiner Enttäuschung konnte ich nichts entdecken. Wo war er? War er weiter gezogen? „Komm mein Junge, es ist spät, du solltest ins Bett gehen.“ Die Aufforderung riss mich aus meinen Gedanken. Als ich im Bett lag und meine Eltern mir eine Gute Nacht wünschten, war ich noch eine geraume Zeit wach. Ich konnte einfach nicht abschalten und plötzlich hörte ich von der Ferne das Heulen eines Wolfes. Ich war mir sicher, dass es mein Wolf war, der den Mond anheulte. Ich war glücklich und sagte laut: „Ich wünsche dir auch eine Gute Nacht, Wolf!“ Selig und zufrieden schlief ich ein.“

Opa Gram beendete seine Erzählung aus der Kindheit und Josy sah man am Gesicht an, wie entzückt er von der Geschichte seines Opas war. Sofort fragte er: „Hast du den Wolf wiedergesehen, hast du das Geheimnis jemals deinen Brüdern erzählt? Ach Opa, erzähl weiter, es ist so spannend.“ „Josy, sei nicht so neugierig, morgen ist doch auch noch ein Tag. Ich werde dir morgen Abend weiter erzählen. Nun ist es zu spät, wir haben völlig die Zeit vergessen. Komm, lass uns Schlafengehen.“ Widerwillig machte sich Josy bettfertig und schlief total erschöpft von der Anreise ein.

Opa Gram schaute kurz noch herein und sah, wie friedlich sein Enkel im Bett schlief. Bei diesem Anblick ging sein Herz auf und er freute sich schon auf die kommenden Tage mit seinem geliebten Enkel.

Die Blockhütte Teil 2

Josy wurde von der Wintersonne wach gekitzelt. Er räkelte sich und sprang gleich zum Fenster. Opa Gram hatte Recht, der Schneesturm war vorbei und die Natur zeigte sich von ihrer allerschönsten Seite. Die Morgensonne ließ die Schneedecke sensationell glitzern. Als Josy in die warme Wohnstube kam, stand schon das Frühstück auf dem Tisch und Opa Gram bereitete gerade den Kakao zu. „Guten Morgen, Josy, hast du gut geschlafen?“, begrüßte Opa Gram seinen Enkel. Josy setzte sich fröhlich an den Frühstückstisch und sagte: „Opa, ich habe sehr gut geschlafen. Es ist so schön bei dir und ich finde alles toll bei dir.“ Sie fingen an zu frühstücken, da meinte Josy: „Du, Opa, was unternehmen wir heute? Du hast be-stimmt schon was vor. Oder willst du mir gleich vom Wolf erzählen, ich kann es kaum erwarten.“ Opa Gram musste grinsen: „Kleiner, du gibst wohl nicht so schnell auf, um mir meine Geschichte zu entlocken.“ Josy grinste auch. „Ich will dir heute was zeigen. Wir frühstücken jetzt in Ruhe und machen uns fertig für die grandiose Winterlandschaft da draußen. Es ist heute ein herrlicher Tag.“ Josy war begeistert und so standen sie nach einiger Zeit dick eingepackt vor der Blockhütte. „So Josy, wir gehen mal in Richtung Wald. Ich will dir sagen, ich werde dich nicht so lange mit meinen Kindheitserinnerungen über den Wolf auf die Folter spannen.“ Josy lachte: „Oh, ich freue mich riesig. So wie ich dich kenne, Opa, willst du mir was zeigen. Stimmt´s?“ „Josy, jetzt sei doch nicht so ungeduldig. Hör einfach zu, ich werde dir alles erzählen. Also, nach diesem Tag konnte ich meine Anspannung kaum verbergen. Ich dachte nur noch an den Wolf. Alle fragten mich schon, was los sei. Ich tat so, als würde ich die Frage nicht verstehen, ich war ja wie immer. Ich saß mehrere Tage lang am Fenster, aber ich konnte nichts entdecken. Wenn ich draußen war, waren auch meine Brüder dabei. Also wartete ich auf eine Möglichkeit alleine in den Wald zu gehen. Ich wartete geduldig auf einen Moment, denn ich wusste, wenn der Wolf noch da war, würde ich ihm auch wieder begegnen. Weißt du, egal, ob dieser Wolf ein Alleingänger war oder nicht, er war nun mal ein wildes Tier, dem man nicht pfeifen konnte, dass er kam. Ein Wolf hat seinen eigenen Willen und geht seinen Trieben nach. Dies alles wusste ich von den Geschichten meines Vaters. Eine ganze Woche geschah nichts und dann fragte mich mein Vater, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm in den Wald zu gehen und dürre Äste als Anfeuerholz zu sammeln. Meine Augen leuchteten, ja, so kam ich endlich in den Wald. Mein Vater nahm zum Schutz gegen die gefährlichen Tiere sein Gewehr mit. Doch ich musste feststellen, dass wir in ein anderes Gebiet des großen Waldes gingen. Ich dachte nur, okay, den Wolf würde ich jetzt eh nicht sehen. Ich sammelte fleißig das Reisigholz. Mein Vater hielt sich einige Meter entfernt von mir, hatte aber immer ein Auge auf mich. Ein Vater hat immer ein Auge auf seinen Jungen. Die Waldgegend war seitlich felsig und unüberschaubar. Mein Herz blieb stehen, als meine Blicke den Wolf entdeckten. Er kam immer näher, ich erkannte ihn sofort an seiner verkrüppelten Pfote. Ich drehte mich suchend um, wo Vater war. Er war am anderen Ende und konnte den Wolf zum Glück nicht sehen. Ich schätze, er konnte nur meine Mütze erkennen. Ich drehte mich beruhigt wieder um, der Wolf war fast bei mir. Natürlich hatte ich die Hoffnung ihn zu sehen, nicht aufgegeben und deshalb mit Voraussicht ein paar Trockenfleischstücke eingesteckt. Diese streckte ich dem Wolf hin und er nahm sie schon nicht mehr so scheu wie beim ersten Mal von mir.“