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Willkommen im ganz normalen Spinnen-Wahnsinn
Nach seinem Aufeinandertreffen mit den Avengers ist Peter Parker alias Spider-Man wieder zurück in seiner Heimat New York. Seit dem Kampf fragt er sich allerdings, ob er mit seinen Fähigkeiten nicht mehr machen sollte, als nur »die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft« zu sein. Gleichzeitig muss Peter auch noch den Alltag als Teenager an der Highschool auf die Reihe bekommen, wo er sich in seine Mitschülerin Liz verguckt hat. Blöd, dass ausgerechnet jetzt ein Bösewicht für Unruhe sorgt, der technisch bestens ausgestattet und von Rachedurst getrieben ist: Vulture …
Basierend auf dem Megablockbuster "Spider-Man: Homecoming" erzählt das Buch zum Film die Handlung altersgerecht für Kinder ab 10 Jahren. Ausgestattet mit farbigen Filmfotos.
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Seitenzahl: 161
Adaptiert von Alex Irvine nach dem Drehbuch von Jonathan Goldstein & John Francis Daley und Jon Watts & Christopher Ford und Chris McKenna & Erik Sommers produziert von Kevin Feige und Amy Pascal Regie: Jon Watts Aus dem Amerikanischen von Kerstin Fricke
2009
Adrian Toomes und seine Leute arbeiteten im Schatten des Avengers Tower und beseitigten nach der Schlacht um New York die Trümmer. Bruchstücke von Chitauri-Fahrzeugen, – Rüstungen und anderen Dingen, die Toomes nicht erkannte, lagen über weite Teile der Innenstadt verteilt. Das war ein guter Auftrag. Er hatte viel darin investiert. Im Augenblick jedoch zeigte er Mason, einem seiner Leute, ein Bild, das seine Tochter gemalt hatte. »Die Welt verändert sich. Es gibt Kreaturen, die fliegen oder Gebäude zum Einsturz bringen können …« Die Zeichnung zeigte Iron Man und den Hulk. »Ist das zu glauben?« Mason wollte ihm schon antworten, aber Toomes wurde von einem seiner Männer abgelenkt, der versuchte, das Chassis eines abgestürzten Chitauri-Schiffes durchzusägen.
»Nein, nein, nicht so«, rief Toomes, eilte hinüber und hob ein anderes Trümmerteil hoch. »Du kannst das Zeug nicht mit einer Säge durchtrennen. Diese Alien-Sachen sind zäh … Du musst dasselbe benutzen wie sie.« Er schob das Trümmerstück unter das Chassis und brach es so auf. »Gesehen?«
Einer seiner Untergebenen, der junge Brice, kam mit einem Kaffeebecher in der Hand angeschlendert. Wie immer zu spät. »Schön, dass du auch schon da bist!«
Brice sah Toomes in die Augen. »Was?« Der Kleine war ständig frech, und Toomes bereute längst, ihn eingestellt zu haben.
Aber Toomes ging nicht weiter darauf ein. »Staple einfach diese Panzerplatten, okay?«
So langsam gerieten die Dinge in Bewegung. Sehr viel Chitauri-Bergungsgut wurde auf Lastwagen verladen. In wenigen Wochen würden sie alles weggeräumt haben und ein anderer Trupp könnte mit dem Wiederaufbau des Gebäudes beginnen. Solche Trümmerfelder gab es in ganz New York.
Von der anderen Seite der Baustelle drang eine Stimme an Toomesʼ Ohr. »Achtung, bitte!« Er blickte auf. Mehrere Männer in Anzügen, die einer Frau in Mantel und Kostüm folgten, kamen auf ihn zu. Anzugträger, das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Diese Leute sahen nach Regierung aus.
Als die Frau das Wort ergriff, wusste er gleich, dass er recht hatte. »In Übereinstimmung mit dem präsidialen Dekret drei-neun-sechs-B stehen alle Aufräumarbeiten nach einem Kampf ab sofort unter unserer Kontrolle! Vielen Dank für Ihren Einsatz, ab jetzt übernehmen wir.«
»Wer sind Sie?«, verlangte Toomes zu erfahren.
»Qualifiziertes Personal«, antwortete einer der Anzugträger neben der Frau grinsend. Toomes hatte ohnehin schon einen miesen Tag, da musste ihn dieser Kerl nicht auch noch auslachen.
»Hören Sie, ich habe einen Bergungsvertrag mit der Stadt«, sagte Toomes. Er setzte ein Lächeln auf und versuchte, freundlich zu bleiben. »Wenn es ein Problem gibt, können wir gern Frank Desalvos Büro bei der Stadtplanung anrufen.«
Doch die Frau sah ihn ungerührt an. »Bitte händigen Sie jedwedes exotische und andere Material aus, das Sie gesammelt haben, oder Sie wandern vor Gericht.«
Toomes beugte sich vor und senkte die Stimme. »Hören Sie, Maʼam … Ich habe Laster für den Auftrag gekauft und neue Leute eingestellt. Meine Männer haben Familie, genau wie ich. Ich habe alles in diesen Auftrag gesteckt, und wenn Sie mir jetzt den Stecker ziehen, könnte ich mein Haus verlieren …«
Er bildete sich ein, so etwas wie Mitgefühl in ihren Augen aufflackern zu sehen, aber sie erwiderte nur: »Ich kann leider nichts mehr für Sie tun, Sir.«
»Vielleicht sollten Sie sich beim nächsten Mal nicht übernehmen«, fügte der Anzugträger neben ihr hinzu.
Das warʼs. Toomes verlor die Beherrschung und schlug dem Kerl mit der Faust ins Gesicht. Im nächsten Augenblick hatten die übrigen Anzugträger auch schon die Waffen gezogen. Toomesʼ Leute schnappten sich Brechstangen und Werkzeuge. Sie waren loyale, zähe Burschen. Es entstand eine Pattsituation … bis die Frau eine Hand hob und ihren Männern bedeutete, die Waffen zu senken.
»Wenn Sie sich beschweren möchten, dann wenden Sie sich an meine Vorgesetzten«, erklärte sie.
»Und wer soll das sein?«, wollte Toomes wissen.
Wie sich herausstellte, handelte es sich um Tony Stark.
Später saßen Toomes und seine Männer in der Werkstatt in der Nähe der Baustelle, tranken etwas und sahen sich die Nachrichten an, in denen von der neuen Vereinbarung berichtet wurde, die sie alle die Jobs gekostet hatte. »Ein Joint Venture zwischen Stark Industries und der Regierung, die neu geschaffene Abteilung der Damage Control, wird die Erfassung und Aufbewahrung aller außerirdischen und exotischen Materialien überwachen«, sagte der Nachrichtensprecher soeben.
»Jetzt lassen sich die Mistkerle, die dieses Chaos verzapft haben, auch noch dafür bezahlen, dass sie es beseitigen«, schimpfte Toomes.
»Das ist doch ein abgekartetes Spiel«, meinte Schultz.
Mason, der mit einem kleinen Stück Alien-Technologie herumspielte, das er von der Baustelle mitgenommen hatte, hob seinen Drink. »Auf die kleinen Leute! Die, die hart arbeiten, ihre Schulden abzahlen und letzten Endes immer den Kürzeren ziehen!«
Alle jubelten, allerdings nicht besonders glücklich.
Einige Kollegen arbeiteten noch. Einer von ihnen, ein Mann namens Ford, zog die Plane von einem Lastwagen, unter der ein Haufen Chitauri-Technologie zum Vorschein kam. »Hey, Chef«, rief er. »Wir haben noch die Ladung von gestern hier stehen. Die müssen wir auch abliefern, oder?«
»Ich liefere gar nichts ab«, sagte Brice. Die anderen murmelten zustimmend.
Toomes wusste nicht, was er tun sollte. Einerseits hatte ihn diese neue Damage-Control-Abteilung aufgefordert, sämtliches geborgene Material zu übergeben. Andererseits …
Er betrachtete die Zeichnungen seiner Tochter, die an der Pinnwand hinter seinem Schreibtisch hingen. Was würde sie tun, wenn Toomes pleite und ohne Aussicht, je wieder einen neuen Job zu bekommen, nach Hause kam? Warum sollte Tony Stark Geld mit dem Wiederaufbau verdienen, wenn er diesen Schlamassel doch selbst angerichtet hatte?
Nach und nach formte sich in Toomesʼ Kopf eine Idee. »Bringt das Zeug in Masons Werkstatt.«
Mason merkte auf. Er war praktisch ein Zauberer, wenn man ihm irgendeine Art von Maschine in die Hand drückte.
»Na super«, spottete Brice. »Wenigstens bekommt der Kauz etwas Müll, mit dem er spielen kann.«
»Halt die Klappe«, fauchte Toomes. Brice stand auf und stellte sich trotzig vor ihn, doch Toomes wich nicht zurück. Das hier waren seine Leute.
»Die Welt verändert sich«, erklärte er. »Es wird Zeit, dass wir uns ebenfalls ändern.«
2017
Peter Parker saß auf dem Rücksitz von Tony Starks Wagen … und Tony Stark saß tatsächlich neben ihm! Der Fahrer Happy Hogan lenkte die Limousine durch die Straßen von New York, auf Peters Viertel Queens zu. Peter hatte fast die ganze Fahrt vom Flughafen damit verbracht, sich die Videos anzusehen, die er auf seiner verrückten Reise nach Deutschland gedreht hatte. Noch immer fiel es ihm schwer zu glauben, dass das alles wirklich passiert war, und wenn er es sich jetzt auf dem Handydisplay anschaute, kam es ihm sogar noch verrückter vor.
Das Video zeigte, wie er in diesem Wagen von Happy zum Flughafen gefahren wurde. Anfangs hatte er den Clip mit cooler, dramatischer Heldenstimme kommentiert, bis Happy es ihm verboten hatte. Happy war schon ein ziemlicher Griesgram. Peter sah sich an, wie er erstmals Tony Starks Flugzeug bestaunt hatte – wow! Dann der Augenblick, in dem er seinen neuen Spider-Man-Anzug zum ersten Mal erblickte – DOPPEL-WOW! Der Anzug war viel besser als der, den er selbst genäht hatte.
Danach der Flughafen von Leipzig, wo er darauf wartete, dass Tony Stark ihm das Signal gab. (Das Signal an sich fand er nicht so toll, aber, hey, wenn ihn schon jemand »Kleiner« nennen musste, dann immerhin Tony Stark!)
Und erst der Kampf! Er hatte Vision fliegen sehen, sich mit Ant-Man geprügelt … und Captain America sogar den Schild aus der Hand gerissen!
Puh, es war wirklich kaum zu glauben, dass all das jemandem wie Peter Parker passiert war, einem Jungen, der den Großteil seines Lebens ein ganz normales Kind aus Queens gewesen war. Selbst jetzt auf dem Heimweg filmte Peter weiter, damit er sich immer daran erinnern konnte.
»Filmst du mich etwa heimlich?«, fragte Tony.
»Was?« Peter ließ das Handy sinken. »Nein. Ich meine …«
»Ich hab dir gesagt, dass du nichts filmen sollst!«, rief Happy vom Fahrersitz. »Ich habʼs ihm gesagt, Tony.«
Tony ging darüber hinweg. »Schon okay. Wir sollten auf jeden Fall auch ein Video für deine Tante drehen. Bist du bereit?«
»Äh, ja.« Peter hielt sein Handy hoch, sodass Tony in der Mitte des Bildschirms zu sehen war.
»Kannʼs losgehen?«, fragte Tony. Peter nickte. »Hi, May. Was haben Sie an?« Er hielt inne. »Das war geschmacklos. Wir fangen noch mal von vorn an. Du kannst das doch rausschneiden, oder?«
»Ja, sicher«, antwortete Peter.
Tony startete einen zweiten Versuch. »Hallo, May. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Ihr Neffe dieses Wochenende beim Stark-Betriebspraktikum hervorragende Arbeit geleistet hat. Ihr Peter konnte alle beeindrucken …«
Happy drückte auf die Hupe des Bentleys und brüllte einen anderen Autofahrer an. »Bleib gefälligst auf deiner Spur!«
Tony sah ihn kurz an und wandte sich dann wieder Peter zu. »Und, wie hat er sich geschlagen?«
»Ganz gut, würde ich sagen«, erwiderte Happy.
»Nein, ich wollte von Peter wissen, wie du dich verhalten hast.« Happy wirkte beinahe beleidigt, aber Tony konzentrierte sich weiterhin auf Peter. »Hat er sich gut um dich gekümmert? Hat er im Flugzeug nicht zu laut geschnarcht? Du musst wissen, dass ich ihm eine große Verantwortung übertragen habe.«
Als Tony Stark ihm auf einmal seine ungeteilte Aufmerksamkeit widmete, wurde Peter ganz nervös. »Oh, äh, ja, er hat das gut gemacht …«
Vor Peters Haus trat Happy ruckartig auf die Bremse. »Wir sind da! Endstation, Junge!«
Tony wandte den Blick nicht von Peter ab. »Happy, lässt du uns mal kurz allein?«
»Was?« Happy konnte es nicht fassen. »Du willst, dass ich aussteige?«
»Ja. Vielleicht holst du ja schon mal Peters Koffer aus dem Kofferraum«, schlug Tony vor.
»Ach, jetzt trage ich ihm auch schon das Gepäck? Unglaublich …« Schmollend lief Happy um den Wagen herum zum Kofferraum.
Peter ließ sich Tonys letzten Satz noch einmal durch den Kopf gehen. »Meinen Koffer?«, wiederholte er verblüfft. »Ich darf den Anzug behalten?«, hakte er sicherheitshalber nach.
»Aber natürlich«, antwortete Tony. »Du hast ihn dir verdient.«
Peter konnte nicht einmal seinen selbst gedrehten Videos glauben, und jetzt sollte er auch noch den modernsten und technisch fortschrittlichsten Anzug behalten, den er je gesehen hatte?
»Tu nichts, was ich nicht tun würde. Und tu auf keinen Fall etwas, das ich tun würde. Es gibt da eine kleine Grauzone, und in der kannst du dich bewegen.«
»Danke, Mr Stark! Heißt das … ich bin … ein Aven…« Peter konnte es nicht aussprechen. Happy klopfte ans Fenster. Er hielt den Koffer mit dem neuen Spider-Anzug in der Hand.
»Schon okay, ich nehm den Koffer«, sagte Peter. »Und, wann ist unser nächstes … ›Seminar‹?«
»Wir melden uns«, erwiderte Tony. Er beugte sich vor, und Peter war zwar überrascht, aber auch glücklich und schlang die Arme um ihn.
»Das ist keine Umarmung«, erklärte Stark. »Ich mache dir nur die Tür auf.« Er lehnte sich zurück und Peter stieg aus. Nach einer kurzen Pause sagte Stark noch: »Bis dann.«
Der Bentley fuhr weg, und Peter sah ihm hinterher und hielt den Koffer mit dem neuen Spider-Anzug fest in der Hand. »Sie melden sich«, murmelte er und staunte, wie sehr sich sein Leben verändert hatte.
Als Monate vergingen und sich niemand gemeldet hatte, war Peter verständlicherweise sehr enttäuscht.
Jedes Mal, wenn Peters Handy klingelte und eine unbekannte Nummer anzeigte, nahm er den Anruf in der Erwartung an, er käme von den Avengers … Und jedes Mal erwartete ihn nur eine weitere Enttäuschung. Zwei Monate, drei, vier. Peter fuhr wie alle anderen mit der U-Bahn zur Schule und sah sich manchmal die Videos aus Leipzig oder vom Flug in Tony Starks Privatjet an. In diesen wenigen Tagen hatte er sich gefühlt, als würde er einer anderen Welt angehören.
Und nun saß er wieder in seiner normalen Realität fest.
Er stieg wie an jedem Morgen aus der U-Bahn und lief die Stufen vom erhöhten Bahnsteig zur Straße hinab. Dort schloss er sich der Menge der Streber an, die auf die Midtown School of Science & Technology zueilten, warf dabei jedoch immer wieder einen Blick auf sein Handy. Auf diese Weise abgelenkt, wäre er beinahe von Flash Thompsons neuem Auto erfasst worden, das soeben auf den Parkplatz abbog. »Was geht ab, Parker?«, rief er.
Zum Glück war Flash derart darauf fokussiert, Peter zu drangsalieren, dass ihm nicht aufgefallen war, dass sein Studienkollege ein wenig zuuu schnell zur Seite gesprungen war. Gut, dachte Peter. Es fiel ihm nicht immer leicht, seine Spider-Man-Fähigkeiten zu verbergen. Er betrat das Gebäude, steckte sein Handy weg und fummelte am Schloss seines Spinds herum. Einen Augenblick später hörte er, wie sein Freund Ned einen Filmbösewicht imitierte – dummerweise konnte Ned das nicht besonders gut. »Verbünde dich mit mir und wir bauen zusammen mein neues Spielzeug!«
Peter fuhr herum. »Was? Wie viele Teile?«
Ned grinste breit. »Dreitausendachthundertunddrei.«
»Wahnsinn«, staunte Peter. Zusammen mit Ned baute er schon seit einer Ewigkeit an diesen Sets.
»Ich weiß. Wollen wir das heute Abend bauen?«
Peter hatte große Lust dazu. Dummerweise wartete er jedoch noch immer auf Tony Starks Anruf und die Gelegenheit, endlich beweisen zu können, dass er das Zeug zu einem Avenger hatte. »Ich kann nicht«, antwortete er. »Wegen des …«
»Stark-Praktikums«, beendete Ned den Satz für ihn und machte ein enttäuschtes Gesicht. »Bei dir gehtʼs doch ständig nur um das Praktikum.«
»Mag sein, aber schon bald kriege ich vielleicht einen richtigen Job bei ihm.« Insgeheim meinte er damit zwar, bei den Avengers aufgenommen zu werden, aber das konnte Ned natürlich nicht wissen.
Trotzdem freute sich Ned für seinen Freund. »Das wäre ja echt cool, dann würdest du für Iron Man arbeiten!«, sagte Ned. »Er wird sagen: ›Das mit den Tabellen hast du gut gemacht, Peter! Hier hast du eine Goldmünze!‹« Als er Peters Miene sah, hielt er inne. »Ich weiß eigentlich gar nicht, wie das da läuft.«
Peter lachte auf. »Nein, du hast das schon richtig erkannt.«
»Dann baue ich zu Hause schon mal das Grundgerüst und komme anschließend bei dir vorbei, damit wir es fertigstellen können«, schlug Ned vor.
Peter wollte schon ablehnen, aber er wurde abgelenkt: Liz ging mit ihrer Freundin Betty an ihnen vorbei, ins Gespräch über die Planung des Schulballs vertieft. »Klingt gut«, erwiderte er geistesabwesend. Für Peter war Liz einfach nur unglaublich. Sie war klug, beliebt, wunderschön und sogar nett zu Nerds wie ihm und Ned. Im Vorbeigehen warf sie ihm einen Blick und ein Lächeln zu, dann widmete sie sich wieder ihrer Unterhaltung. Peter war, als könnte er für den Rest seines Lebens von diesem Lächeln zehren.
Ned redete noch immer, aber es läutete, und Peter musste in den Unterricht.
In Physik malte Miss Warren ein Diagramm mit mehreren Gleichungen an die Tafel. Peter versuchte, gut aufzupassen, sah sich dann aber doch wieder alte Videos vom Kampf der Avengers gegen die Chitauri-Eindringlinge in New York an. Er wechselte zu den Videos, die ihn zeigten. Diese hatten bei Weitem nicht so viele Klicks wie das der Avengers, und unter den meisten lautete der erste Kommentar: »FAKE!!!«
Miss Warren hatte die Gleichung beendet und wandte sich der Klasse zu. »Okay, wie berechnen wir die lineare Beschleunigung zwischen A und B?« Flash Thompson hob die Hand. »Ja, Flash?«
»Als Produkt der Sinuskurve von Vektor und Schwerkraft, geteilt durch die Masse.«
Miss Warren lächelte. »Nein. Peter, bist du noch bei uns?«
Peter blickte auf und klappte schnell den Laptop zu. Miss Warren hätte ihn tadeln können, wenn sie gewollt hätte, aber meist sah sie davon ab. Er erkannte sofort, wo Flashs Fehler lag. »Äh … Die Beschleunigung? Na ja, die Masse hebt sich auf. Also Schwerkraft mal Sinus.«
»Wie immer korrekt«, stellte Miss Warren mit stolzem Lächeln fest.
Flash warf Peter einen bitterbösen Blick zu, aber was hätte Peter schon tun sollen? Die richtige Antwort war nun mal eindeutig.
Beim Mittagessen saßen Peter und Ned zusammen an einem der hinteren Tische der Cafeteria. Am anderen Ende des Raums hängten Liz und Betty gerade ein Banner für den Abschlussball auf, der bald stattfinden würde. Darüber hatte Peter noch gar nicht groß nachgedacht, ganz im Gegensatz zu Liz … an die er häufiger denken musste.
»Hat Liz ein neues Oberteil?«, fragte er.
»Nein, das kennen wir schon«, antwortete Ned. »Sie hat es nur noch nie zu diesem Rock getragen.«
»Wir sollten aufhören, sie anzustarren, sonst hält sie uns noch für Perverse«, meinte Peter.
»Zu spät«, erklärte Michelle, die sich gerade ans andere Tischende setzte. »Ihr beide seid echte Loser!«
»Warum sitzt du dann bei uns?«
»Weil ich keine Freunde habe«, erwiderte sie gelassen. »Außerdem findet nach dem Mittagessen das Training für den akademischen Zehnkampf statt.«
»Was?« Das war Peter neu, aber schon kam der Rest des Teams an. Liz, Flash und die anderen bildeten eine Art akademischen Mob.
»Wenn du jedes Mal das Training nach der Schule schwänzt, müssen wir eben in der Schule üben, Parker«, sagte Liz.
»Ich kann es nicht fassen, dass wir ihm entgegenkommen«, moserte Flash, der bei den anderen stand. »Wir brauchen diesen Deppen doch nicht.«
»Als Teamcaptain bin ich anderer Meinung«, widersprach Liz. »Wenn wir das Landesfinale gewinnen wollen, brauchen wir jeden Deppen an diesem Tisch.«
»Na, dann hepp!«, meinte Ned. Alle starrten ihn an. »Das reimt sich doch …«, fügte er hoffnungsvoll hinzu.
»Wir haben es verstanden«, erwiderte Michelle. Ihr Tonfall ließ deutlich erkennen, dass sie es überhaupt nicht witzig fand.
Peter holte tief Luft. Er hatte versucht, dieses Thema nicht anzuschneiden, nun aber kam er nicht mehr daran vorbei. »Das Landesfinale«, murmelte er. »Ich kann nicht mitkommen.«
Mit Ausnahme von Flash waren alle überrascht und enttäuscht. »Warum nicht?«, fragte Liz.
»Weil …«, setzte Peter an. Weil ich Spider-Man bin, dachte er. Und ich muss mich zuerst dieser Verantwortung stellen. Doch das durfte er niemals laut aussprechen. »Ich habe zu viel zu tun.«
»Womit denn?«, fragte Michelle. »Du hast schon den Computerklub und den Robotikkurs sausen lassen.« Sie sah die anderen Teammitglieder an. »Ich bin nicht scharf auf ihn. Das ist mir bloß aufgefallen.«
»Du kannst nicht kurz vor dem Landesfinale aussteigen! In Physik ist keiner so gut wie du.«
»Ihr habt Flash«, erwiderte Peter.
»Albert Einstein hätte gegen mich keine Chance gehabt!«, behauptete Flash.
Es entsprach durchaus der Wahrheit, dass Flash gut in Physik war … aber nicht so gut wie Peter. Der Rest des Teams sah nicht überzeugt aus.
Peter beugte sich zu Liz und raunte ihr ins Ohr: »Die werden nicht zwei Jahre in Folge Physikfragen stellen.« Lauter fügte er hinzu: »Tut mir leid, Leute. Viel Glück!«