Masterrudern - Wolfgang Fritsch - E-Book

Masterrudern E-Book

Wolfgang Fritsch

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Beschreibung

Rudern im mittleren und fortgeschrittenen Erwachsenenalter erfreut sich – gemessen an den Mitgliederzahlen in den Vereinen und den Teilnehmerzahlen auf Regatten – zunehmend großer Beliebtheit. Nicht nur die Rückkehr vieler ehemaliger Rennruderer in das Fitness-, Gesundheits- und Wettkampfrudern, sondern auch die vielen Spät- und Quereinsteiger deuten auf die enorme Attraktivität dieser Sportart hin. Umso bedeutsamer wird damit die sport- und fachwissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen Ziel- und Altersgruppen. In diesem Buch werden allen aktiven älteren Ruderern und Trainern – auf der Basis der aktuellen deutsch- und englischsprachigen Fachliteratur – neben den theoretischen Grundlagen zur Trainings- und Leistungsentwicklung im Alter konkrete Hinweise und Tipps für ein Wettkampf- und Fitnesstraining vermittelt. Dabei finden die Belange des älteren Anfängers beim Erlernen der Sportart sowie zur Anpassung des Bootsgeräts ebenso Berücksichtigung wie die des ambitionierten Masters Ruderers zur Verbesserung der Rudertechnik und zu einer gleichermaßen effektiven wie maßvollen Gestaltung des Ruderleistungstrainings.

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Seitenzahl: 232

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Wolfgang Fritsch / Volker Nolte

Masterrudern

Das Training ab 40

Meyer & Meyer Fachverlag & Buchhandel GmbH

Inhaltsübersicht

Vorwort zur ersten AuflageVorwort zur zweiten überarbeiteten AuflageEinführung: Rudern – Leidenschaft ein Leben lang!1 MASTERRUDERN1.1 Zielgruppen im Masterrudern1.1.1 Der Masters rennruderer1.1.2 Fitness und Gesundheit1.1.3 Rudern als Sozial- und Kommunikationsraum1.1.4 Rudern als Ausgleich und Erholung1.2 Wettkampfrudern der Master1.3 Das Profil der Masters Rennruderer2 ERFOLGREICH ALTERN ALS MASTER RUDERER2.1 Altersvorgänge, Lebensphasen und Altersperspektiven2.2 Das SOK-Modell: Optimierung durch Selektion und Kompensation2.3 Sport im Alter2.3.1 Altersbedingte Veränderungen sportlicher Aktivitäten2.3.2 Sportliche Leistungsfähigkeit im Alter2.3.3 Der Beitrag des Rudersports zum erfolgreichen Altern2.3.4 Ruderleistungsfähigkeit im Alter3 DAS RUDERN LERNEN3.1 Wie lernen Erwachsene und Ältere das Rudern?3.2 Methodische Hinweise3.2.1 Materielle Voraussetzungen und Unterrichtsorganisation4 LÄSST SICH NOCH WAS AN DER TECHNIK MACHEN?4.1 Generelle Merkmale einer korrekten Rudertechnik4.2 Wodurch unterscheidet sich die Technik des Masters Ruderers von der des Eliteruderers?4.3 Gibt es eine Schontechnik für fitness-ambitionierte Ruderer?4.4 Balance, Bewegungskoordination und Bootsgefühl im Alter4.5 Mit welchen Übungen kann ich meine Rudertechnik verbessern?5 DIE ANPASSUNG DES BOOTSGERÄTS FÜR DEN MASTERS RUDERER5.1 Welches Bootsmaterial ist für Masters Ruderer das Richtige?5.2 Was ist bei der Einstellung eines Boots für Masters Ruderer zu beachten?5.3 Wie wird ein Boot für Masters Ruderer richtig eingestellt?5.3.1 Ruderabmessungen5.3.2 Das Boot5.3.3 Tipps zur Einstellung der Boote6 TRAINING DER MASTERS RUDERER6.1 Allgemeine Hinweise zum Training für Masters Ruderer6.1.1 Motorische Anforderungen im Rudern in der Altersentwicklung6.1.2 Belastung und Erholung6.1.3 Belastung des Stütz- und Bewegungsapparats6.1.4 Grundsätze für den Alterssport6.2 Rudern trainieren6.2.1 Boots- und Wassertraining6.2.2 Trainingsbereiche und Intensitäten6.2.3 Trainingsmethoden6.2.4 Trainingsprogramme6.3 Generelles Fitness- und Ergänzungstraining Für Masters Ruderer6.3.1 Ergänzendes Krafttraining für Ruderer ab 406.3.2 Training auf dem Ruderergometer6.3.3 Allgemeines und ergänzendes Ausdauertraining für Masters Ruderer6.3.4 Allgemeines Koordinationstraining für Master6.3.5 Beweglichkeit6.4 Funktionelles Begleittraining7 WETTKÄMPFE DER MASTERS RUDERER7.1 Jahresplanung der Master7.2 Trainingsplanung7.3 Trainingslager7.4 Die Vorbereitung auf die RennenANHANGLiteraturverzeichnisAbbildungsverzeichnisTabellenverzeichnisStichwortverzeichnisBildnachweis

Allgemeiner Hinweis:

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgängig die männliche (neutrale) Anredeform zu nutzen, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autoren noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Vorwort zur ersten Auflage

Rudern ist eine Passion, die beide Autoren seit vielen Jahrzehnten verbindet. Nun, etwas „in die Jahre“ gekommen, bewegen wir uns natürlich vermehrt in den Kreisen der Masterruderer.

Für uns war es sehr auffällig und verwunderlich zugleich, dass dem Masterrudern – zumindest in der Fachliteratur – nicht so viel Beachtung geschenkt wird, zumal das Masterrudern sich zunehmend großer Beliebtheit erfreut. Meist werden im Training die Pläne der Eliteruderer kopiert oder man erinnert sich an seine eigene Trainings­planung, die z.T. Jahrzehnte zurückliegt. Auch Bootseinstellungen funktionieren eher nach dem „Prinzip Hoffnung“ und orientieren sich noch an glanzvollen Zeiten großer Beweglichkeit und Kondition.

In diesem Buch wollen wir gleichermaßen einen Überblick über die Kenntnisse zum Masterrudern, über den Sport und das Training mit Älteren sowie unsere praktischen Erfahrungen anbieten. Wir sind bemüht, dabei dicht an der Praxis zu bleiben und somit den Masterruderern, nicht nur den Rennruderern der Master, viele Tipps zum Lernen und zum Training zu geben.

Die Herausgabe des Buches hat sich aus vielerlei Gründen, die nicht im Verlag zu suchen sind, verzögert. Umso mehr danken wir den direkt und mittelbar Beteiligten an diesem Buch, ohne deren Hilfe die Herausgabe sicher noch nicht geschehen wäre. Da sind zunächst die vielen Masterruderer und Ruderpartner, die über Jahre hinweg mit uns gerudert und trainiert haben oder sich bereitwillig für Fotoaufnahmen zur Verfügung gestellt haben. Ihre Ideen und Anregungen haben in diesem Buch ihren Widerhall gefunden.

Darüber hinaus möchten wir einige Helfer und Helferinnen in besonderer Weise hervorheben, die als Diskussionspartner und bei der Erstellung des Manuskripts, der Tabellen und Abbildungen eine große Unterstützung waren: Donald Peterson vom Canadian Centre for Activity and Aging und Charles Rice von der Abteilung Kinesiology der University of Western Ontario, Maria Martensen als Quereinsteigerin im Rudern, Julia Sonntag vom Fachbereich Sportwissenschaft der Universität Konstanz. Ganz besonderer Dank gebührt jedoch Sarah Nilius, die viele Stunden mit ihrer Arbeit dieses Buchprojekt unterstützt hat.

Radolfzell (Bodensee) und London (Ontario), 2010Wolfgang Fritsch und Volker Nolte

Vorwort zur zweiten überarbeiteten Auflage

Seit der ersten Auflage des Buches „Masterrudern“ vor 6 Jahren ist das Interesse am Wettkampfsport der Masters Ruderer wie auch an der Sportart nach wie vor ungebrochen. Die Teilnehmerzahlen auf den nationalen und internationalen Wettkämpfen der Master nehmen immer noch zu.

Unsere Definition von Masters Ruderern umfasst nicht nur die ambitionierten Regattateilnehmer in den verschiedenen Altersklassen, die mit Hilfe eines systematischen Trainings ruderische Erfolge erreichen möchten, sondern alle älteren Ruderer, die unseren Sport mit Freude, zielstrebig und gesund ausüben möchten. Sucht ein Sportler nach Wegen sich im Rudern weiter zu entwickeln, wird er in unserem Buch eine Menge Tipps, Informationen und Hinweise finden können.

Die Begeisterung vieler Erwachsener für das Rudern und seiner vielfältigen Erscheinungsformen ist enorm angestiegen. Viele Vereine bieten Anfängerkurse für Erwachsene und ältere Menschen an, die vielleicht keine Regatten mehr beschreiten, gleichwohl aber ihre körperliche Fitness und Gesundheit mit Hilfe des Rudersports verbessern möchten.

Neben dem Training der ruderspezifischen Leistungsfähigkeit im Wettkampf, besteht unser Anliegen auch darin, einen Beitrag zur Sicherung der Lebensqualität, der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Selbstständigkeit im Altersprozess mit Hilfe des Rudersports zu leisten.

Die 2. Auflage folgt im Wesentlichen der Struktur der ersten Auflage. Es wurden einige Korrekturen und Anpassungen vorgenommen.

Zu danken haben die Autoren zahlreichen Ruderern, die uns nach der Lektüre des Buches Anregungen und Korrekturhinweise gaben. Einen besonderen Dank geht an Frau Stefanie Buller, die uns bedeutsame Hinweise zu einigen Abbildungen und Ausführungen im Text gab.

Am Bodensee, im Juni 2016Wolfgang Fritsch und Volker Nolte

Einführung: Rudern – Leidenschaft ein Leben lang!

Rudern ist eine Lebenskunst und die Ausübung der Sportart eine Kultur- und Lebenseinstellung. So beurteilt es Lambert (1999) in seinem Buch ,Über den Wassern’ und viele Ruderer und Ruderinnen, insbesondere in zunehmendem Ruderalter, stimmen dem Autor uneingeschränkt zu. Sie sind davon überzeugt, dass diese Sportart alle wesentlichen Eigenschaften und Fähigkeiten für die Bewältigung eines modernen Lebens vermittelt: Kraft, Ruhe, Gleichgewicht, Koordination, Ausdauer, Teamgeist, Freude am Wettkampf, Zielgerichtetheit und Konzentration!

Unabhängig davon, welcher Aspekt den erwachsenen Ruderer in erster Linie bewegt, seine Sportart auszuüben, die Kombination des sozialen Aspekts - (Team-, Mannschaftsleistung) mit hohen Anforderungen im koordinativen und physischen Bereich und alles in Verbindung mit einem Sportgerät (Boot, Ruder), machen die Erfahrungen im Rudersport vergleichsweise einmalig im Spektrum der Sportarten.

Im Rudern werden Erwachsene als „Senioren“ oder „Masters Ruderer“ bezeichnet. Früher wurden sie – auch im Rennsport – noch als „alte Herren“ oder „Veteranen“ tituliert. Wir verwenden in diesem Buch den Begriff „Master“ oder „Masters Ruderer“, da er mittlerweile international in diesem Sport gebräuchlich ist und den Altersbereich ab 27 aufwärts umfasst. Masterrudern umfasst nach unserem Verständnis somit Erwachsene ab ca. 30 Jahren und schließt Rudern als Leistungssport unter Wettkampfbedingungen gleichermaßen wie den anspruchsvollen Fitnesssport und die Ausübung der Sportart zur Erholung und zur Gesunderhaltung mit ein. Somit erstreckt sich das Masterrudern über eine Altersspanne von ca. 50-60 Jahren.

Rudern war eine der ersten Sportarten, die ein organisiertes Sport- und Wettkampfprogramm von der Jugend bis zum fortgeschrittenen Alter anbot. Dies kommt nicht von ungefähr: Eine gezielte, kontinuierliche Ausübung der Sportart Rudern kann den meisten negativen Veränderungen des Alterns entgegenwirken, sie aufhalten und sie sogar aufheben. Viele Studien bestätigen die gesundheitswirksamen Effekte des Rudersports.

Rudern besitzt jedoch nicht nur physische Vorteile. Es verbessert die Lebensqualität eines Menschen ganz allgemein und hat positive Auswirkungen auf die Psyche. Ruderer erfreuen sich an den sozialen Kontakten, Herausforderungen und Erlebnissen in der Gemeinschaft und auf Reisen, sowie an den positiven psychologischen Stimulierungen (u.a. Herausforderungen zur Problemlösung; Gewinn an Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein), die ihnen ihr Sport bietet.

Sport für Erwachsene im mittleren und fortgeschrittenen Alter erfährt generell und immer mehr einen enormen Zuspruch und geht einher mit gesellschaftlichen Veränderungen. Dieser Wandel wird erzeugt durch die demografische Entwicklung der Bevölkerung, aber auch in den veränderten Arbeits- und Freizeitbedingungen. Sport ist allgegenwärtig und bietet gerade für ältere Menschen ein vielfältiges Angebot, vor allem in dem Wissen über die Möglichkeiten, bezogen auf Gesundheit und Prä­vention. Im Zuge dieser Entwicklung hat sich die Anzahl sportlich aktiver Erwachsener und sportlich orientierter älterer Menschen erhöht, aber auch das sportliche Angebot für diese Zielgruppen differenziert sich in zunehmendem Maße aus.

Die Autoren sind – in diesem, erweiterten Sinne – selbst begeisterte Masters Ruderer, die selbst nach über 45-jähriger Ausübung des Sports immer wieder Freude an dieser Sportart haben, die verschiedenste Ziele anstreben und (meist) Genugtuung erleben. Dazu kommen unzählige positive Erlebnisse – von der Erfahrung „perfekter“ Ruderschläge mit dem damit einhergehenden „absoluten“ Lauf des Boots, über die wundervollen zwischenmenschlichen Begebenheiten, bis hin zu dem Bewusstsein und der Erfahrung einer höheren Leistungsfähigkeit. Dies ermuntert uns Autoren, die stets wachsenden Anforderungen unseres Sports (ob als Trainer, Ausbilder oder Aktive) anzunehmen. Wir möchten dazu beitragen, dass möglichst viele Erwachsene diesen Sport sinnvoll, mit größter Freude und persönlichem Gewinn ausüben. Dabei sind wir der Überzeugung, dass eine lebenslange Sportausübung – und dabei speziell des Rudersports – positive Auswirkungen auf die Gesundheit sowie Leistungsfähigkeit und Lebenserwartung hat und damit die Lebensqualität des Menschen auch in zunehmendem Alter deutlich verbessert.

Diese Überzeugung findet sich im Einklang mit Entwicklungen, die generell auch im Sport der Erwachsenen und älteren Menschen in unserer Gesellschaft erkennbar sind: Die „Wiederentdeckung des Körpers“, einhergehend mit einem sich wandelnden Gesundheits- und Fitnessbewusstsein, das Bedürfnis nach authentischen sportlichen Aktivitäten in der freien Natur und der Wunsch nach sozialer An- und Einbindung charakterisiert die Einstellungen zu körperlichen Aktivitäten und den Wandel von Sportausübung von Erwachsenen.

In bewusster Gestaltung der Freizeit und als Abgrenzung zur Arbeitswelt hat sich der Sport als ein bedeutsamer Faktor für erwachsene Menschen herausgestellt und damit auch zu einem Wandel des Altersbildes beigetragen. Die zunehmenden Differenzierungen im Bereich der Sportarten und -aktivitäten ermöglichen dazu passgenaue Angebote für alle Motivlagen, nicht nur im Hinblick auf die unterschiedlichen Sportarten und Bewegungsformen, sondern auch bezüglich der Motive, z.B. vom Elite- und Leistungssport bis hin zu dem nach Geselligkeit oder Naturerlebnissen suchenden Freizeitsportler.

Initiiert durch vielfältige Programme der Klubs, aber auch anderer Institutionen, finden immer mehr Erwachsene zum Rudersport. Sie erlernen die Ruderbewegung, die Rudertechnik und nutzen das Angebot dieser Sportart in voller Breite. Es ist gerade die Ausübung des Rudersports, die sehr unterschiedliche körperliche, psychische und soziale Erfahrungsmöglichkeiten in allen Alters- und Könnensstufen eröffnet, wobei der besondere Reiz dieser Sportart darin besteht, dass die einzelnen Erfahrungsdimensionen miteinander verknüpft und kombiniert werden können. Ob nun das Rudern im Erwachsenenalter neu erlernt wird, ob es zur Gesundheit, Erholung und zum Wohlbefinden beiträgt, oder ob die Leistung gesteigert werden soll und damit Wettkampfteilnahmen ermöglichen sollen: Rudern ist mit seinen vielfältigen Perspektiven ein idealer Sport bis in das hohe Alter hinein.

Neben den gesundheits- und breitensportlichen Aktivitäten älterer Menschen hat sich das Phänomen des Wettkampf- und Leistungssports etabliert. Dies wird offensichtlich, wenn man speziell die Rennen der Masters Ruderer und deren steigende Teilnehmer­zahlen betrachtet.

Die Bedeutung des Themas gebietet eine systematische Auseinander­setzung mit den Aspekten des Lernens, Übens und Trainierens im Rudern der Master.

Dieses Buch ist jenen Ruderern gewidmet, die als Erwachsene und im Alter dieser Sportart nachgehen oder dabei als Trainer und Ausbilder beraten und unterstützen möchten. Dabei wird auf die unterschiedlichen Perspektiven und Motive, die Erwachsene und ältere Menschen mit der Ausübung des Rudersports verfolgen, Rücksicht genommen.

Die Autoren sind sich darüber im Klaren, dass gerade die Vielfalt der Möglichkeiten den erwachsenen Ruderer nur selten ein Motiv oder eine Perspektive verfolgen lässt. Auch ein Masters Ruderer, der systematisch trainiert und Rennen fährt, wird Gedanken auf eine gesunde Ausübung seiner Sportart verwenden, gleichwohl er auch Wanderfahrten und Ausflüge mit dem Boot unternehmen wird. Andererseits ist auch dem eingefleischten Wanderruderer an einer Verbesserung und gesunden Ausführung der Rudertechnik gelegen, ebenso wie allen die soziale Anbindung in der Mannschaft oder im Verein wichtig sein sollte.

Zum Aufbau dieses Buches

In diesem Buch wird die Perspektive eines Masters Ruderers eingenommen, unabhängig davon, ob er noch (oder wieder) als Rennruderer aktiv ist, die Sportart zur Erhaltung oder Verbesserung seiner körperlichen Fitness ausübt, gesundheitliche Motive verfolgt oder ab und zu zur Entspannung und Kompensation Bewegung im Boot und in freier Natur sucht. Grundlage ist die Überlegung, inwieweit Rudern (auch unter verschiedenen Perspektiven) einen Beitrag zum „erfolgreichen“ Altern leisten kann. Dazu werden vor allem jene Themen behandelt, die mit dem Erlernen des Ruderns, der Rudertechnik, dem anzupassenden Bootsmaterial und dem sinnvollen Rudertraining zusammenhängen.

Im ersten Teil (Kap. 1+2) wird auf die Besonderheiten der körperlichen Entwicklung im Alter und Entwicklungsbedingungen im Lebensverlauf im Sinne eines erfolgreichen Alterns eingegangen, um dann verschiedene Adressatengruppen näher zu betrachten. Diese Erkenntnisse und Befunde dienen als Grundlage für die weiteren Kapitel.

Der zweite Teil (Kap. 3-5) beschäftigt sich mit der Frage des Erlernens der Ruderbewegung für Masters Ruderer. Hier schließen sich dann Überlegungen an, ob und wie sich noch etwas an der Rudertechnik – auch diejenige der Rennruderer – „machen lässt“. Eng damit verbunden ist die individuelle Anpassung des Rudergeräts an altersbedingte Einschränkungen und Körperabmessungen. Wie im darauf folgenden Teil werden natürlich Erkenntnisse aus den Erfahrungen im Hochleistungssport in die spezifische Altersentwicklung und in die Ziele der Masters Ruderer einfließen.

Der dritte Teil (Kap. 6) umfasst das Rudertraining im Alter. Wie soll das Rudertraining für Master aussehen? Auf welche Aspekte ist besonderer Wert zu legen? Was ist bezüglich der Belastung und Erholung zu beachten? Wie kann ich meine Rennleistung oder körperliche Fitness mittel- und langfristig erhalten oder steigern? Ausführungen zur Planung, Durchführung und Gestaltung der Wettkämpfe, Regatten und Trainingslager beschließen das Buch im Teil IV.

Den Abschluss bilden Literaturhinweise, nützliche (Internet-)Adressen und ein Sachwort­register.

1 MASTERRUDERN

Wer ist Masters Ruderer? In seinem 26. Lebensjahr bekam einer der Autoren vom damaligen Bundestrainer die Information, dass es besser für ihn wäre, mit dem Leistungssport aufzuhören, da sein Leistungshoch schon überschritten sei und sich deshalb der Trainer und das Verbandssystem um die nachrückende Generation kümmern müsse. Dieser wohlgemeinte Rat basierte auf der Erkenntnis, dass das Durchschnittsalter der leistungsstärksten Ruderer auf internationalen Wettkämpfen in jener Zeit kontinuierlich abnahm. Etwa zur gleichen Zeit wurde das offizielle Einstiegsalter für Masterrennen mit 27 Jahren festgesetzt. Heute weiß man, dass auch weit ältere Ruderer und Ruderinnen absolute Spitzenleistungen vollbringen können. Sir Steven Redgrave ist das wohl bekannteste Beispiel, seit er mit 39 Jahren seine fünfte Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 in ununterbrochener Reihenfolge gewann.

Insgesamt ist heute zu beobachten, dass hochtalentierte Athleten das Rennrudern länger auf höchstem Niveau betreiben. So starteten bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen zahlreiche Finalisten und Medaillengewinner mit z.T. weit über 36 Jahren (Ekaterina Karsten, Rumyana Neykova, Duncan Free, Iztok Cop, Olaf Tufte, Greg Searle, Lesley Thompson-Willie, Vaclav Chalupa). Jueri Jaanson (Estland) gewann mit über 42 Jahren die Silbermedaille im Doppelzweier in Peking!

Diese Ausnahmeathleten sind ein Indiz dafür, dass ruderische Top-Leistungen bis ins höhere Alter gehalten werden, solange ein entsprechendes Training absolviert wird. Es scheint, dass nachlassende Motivation, höhere Verletzungsanfälligkeit und persönliche Anforderungen (Beruf, Familie) einen größeren Einfluss auf die nachlassende Leistungsfähigkeit eines Menschen haben, als ein alterbedinger Rückgang.

1.1 Zielgruppen im Masterrudern

1.1.1 Der Masters rennruderer

Viele finden nach Jahren leistungssportlicher Unterbrechung den Weg zurück zu „ihrer“ Sportart, den sie als Jugendliche mehr oder weniger intensiv ausgeübt haben. Andere „trainieren durch“; für sie gibt es kaum eine Unterbrechung zwischen ihrer Zeit als aktiver Rennruderer und Masters Ruderer. Nicht selten trifft man auch Sportler an, die erst als Erwachsene das Rennrudern entdeckt haben. Die ständig steigenden Teilnehmerzahlen in den Rennen der Master und den speziell ausgerichteten Masterregatten zeugen von der großen internationalen Beliebtheit des Ruderns als Wettkampfsport bis ins hohe Alter.

Nicht nur in den Klassen bis zum Erwachsenenalter haben sich verschiedene Altersklasseneinteilungen herausgebildet (vgl. Tab. 1), auch Masterrudern wird in Altersklassen unterteilt, wobei hier durch die Regelung mit dem Mindestdurchschnittsalter eine hohe Durchlässigkeit und Kombinationsmöglichkeit gegeben ist (vgl. Tab. 3).

Tab. 1: Alterseinteilungen und Bezeichnungen im Rudern

Alter

Alterseinteilung im Rudern

Bis 14

Jungen und Mädchen

15-16

Juniorinnen und Junioren B oder U 17

17-18

Juniorinnen und Junioren A oder U 19

19-22

Seniorinnen und Senioren B oder U 23

23+

Seniorinnen und Senioren A – Elite

27+ *

Master (div. Altersklassen) Männer/Frauen

* Es gibt bereits in einigen Rudernationen eine noch jüngere Alterklasse (24 – 26 Jahre), die als Masters AA bezeichnet warden. Allerdings wird auf diese Altersklasse kein Bezug genommen.

Neben dem Rennrudern der Master lassen sich weitere Perspektiven und Zielsetzungen für das Rudern mit Erwachsenen und Älteren erkennen.

1.1.2 Fitness und Gesundheit

Vor allem im höheren Alter bietet das Rudern eine hervorragende Möglichkeit, Fitness und körperliche Gesundheit zu erhalten und zu verbessern. Als gelenkschonender Ausdauersport kommt der Rudersport dem Wunsch vieler Menschen nach, Zivilisationskrankheiten und Bewegungsmangelerscheinungen vorzubeugen. Auch für ältere Menschen birgt das Rudern keine großen Verletzungsgefahren, ist in nahezu allen Regionen ganzjährig durchführbar und fördert die Kraft zahlreicher Muskelgruppen, die aerobe Ausdauerfähigkeit im besonderen Maße.

Der fitnessorientierte Masters Ruderer versucht, durch ein mehr oder weniger kontrolliertes Training, die Möglichkeiten des Ruderns auszunutzen, um seine Leistungs- und Erholungsfähigkeit zu steigern. Hierbei geht es weniger um die messbare Steigerung der Wettkampfleistung und ein zielgerichtetes Training im Hinblick auf eine Regattateilnahme; dennoch spielt auch hier der Leistungsgedanke eine Rolle: Das Training dient allerdings vornehmlich dazu, individuelle physiologische Anpassungen zu erzielen (z.B. Gewichtsabnahme, Kräftigung der Muskulatur oder Verbesserung der Ausdauerfähigkeiten). Dabei werden durchaus auch positive psychische Erfahrungen erzielt, z.B. die Steigerung des Selbstwertgefühls, durch Erlernen und Beherrschung der Rudertechnik, die Genugtuung über die Bewältigung einer bestimmten Ruderstrecke oder die Freude über ein gut laufendes Boot und eine harmonierende Mannschaft.

Der in erster Linie gesundheitsorientierte Masters Ruderer hat ähnliche Ziele. Er möchte in den entsprechenden Lebensabschnitten den Anforderungen des Alltags hinreichend gut begegnen können, wobei auch das (Natur-)Erleben, das körperliche und psychische Wohlbefinden und der soziale Kontakt eine bedeutsame Rolle spielt. Rudern bietet über die Bewegung in freier Natur, über Tages- und Wanderfahrten, aber auch über die persönliche und individuelle Dosierung der Belastungen und Anforderungen ein breites Feld für den gesundheitsorientierten Erwachsenen.

1.1.3 Rudern als Sozial- und Kommunikationsraum

Rudern als Freizeitsportart zeichnet sich durch die Möglichkeit aus, in alters-, geschlechts- und leistungsheterogenen Gruppierungen Sport zu treiben. Somit wird es möglich, dass allein durch die Ausübung der Sportart selbst Spaß, Erholung, Geselligkeit in Freundeskreisen nachgegangen werden kann.

Rudern wird vornehmlich in Vereinen ausgeübt, welche weiteren sozialen Bedürfnissen der erwachsenen Mitglieder, wie z.B. Feste und Veranstaltungen organisieren, nachkommen und jungen wie älteren Ruderern ein zweites Zuhause bieten können.

1.1.4 Rudern als Ausgleich und Erholung

Rudern wird in freier Natur ausgeübt. Viele erwachsene Ruderer fühlen sich dem Wasser und der Natur in besonderer Weise verbunden. Ob es mehrtägige Wanderfahrten, kleinere Ausflüge oder Erlebnisfahrten mit dem Boot sind: Das Befahren einheimischer und fremder Gewässer bietet gleichermaßen Erholung und Abenteuer. Rudern dient somit auch als Ausgleich vom (Berufs-)Alltag, als Erlebnissport und Erholung in der Bewegung, fördert das Wohlbefinden.

Tab. 2: Zielgruppen im Masterrudern

Zielgruppen im Masterrudern 1/2

Zielgruppen im Masterrudern 2/2

1.2 Wettkampfrudern der Master

Der leistungsorientierte Masters Ruderer versucht, durch gezieltes und systematisches Training, seine Wettkampfleistung zu erhalten oder zu steigern. Hierbei steht der Wettkampfgedanke im Vordergrund und Rudern wird nach den entsprechenden Regeln und Wettkampfbestimmungen durchgeführt. Internationalen Regelungen gemäß umfasst das Masterrudern Sportler von 27 bis ins achte Lebensjahrzehnt. Das wettkampforientierte Masterrudern erfreut sich international zunehmender Beliebtheit; sog. „Masters“ gelten zwar nicht als offizielle Weltmeisterschaften, werden aber von den Beteiligten nicht selten so deklariert.

Eine besondere Form stellen Ergometerwettkämpfe dar, für die in unterschiedlichen Alters-, Gewichts- und Geschlechtergruppen (internationale) Rekorde geführt werden. Der Erfolg kann nur durch ein umfangreiches und gezieltes Training, das dem der Spitzenruderer kaum nachsteht, erreicht werden. Nicht selten versuchen sich hier auch ambitionierte und gut trainierte Nichtruderer, da die (ruder-)technischen Anforderungen zugunsten der konditionellen Fähigkeiten in den Hintergrund treten. Dennoch bieten diese Wettbewerbe und Vergleichswerte eine gute Rückmeldung für den leistungsorientierten Masters Ruderer.

Das Wettkampfrudern im mittleren und späten Erwachsenenalter erfreut sich national wie international zunehmender Beliebtheit. Jedes Jahr stellen die Masterregatten weltweit eine große Attraktivität dar. Organisatorisch mit großem Aufwand veranstaltet, wird in kurzen Zeitabständen eine Fülle von Rennen angeboten. Die FISA ist sich der Entwicklung bewusst und hat seit Längerem eine eigene Kommission (FISA Master Rowing Commission) eingerichtet, die sich folgende Aufgaben gestellt hat:

Masterrudern in all seinen Formen national und international zu verbreiten und zu fördern.

Masterregatten zu organisieren.

Kontakte zu den nationalen Verbänden aufrechtzuerhalten bzw. herzustellen.

Einen internationalen Masterregattakalender zu erstellen.

Medien- und Marketingarbeit zu leisten (in Verbindung mit den entsprechenden FISA-Kommissionen).

Das Regelsystem für das Masterrudern ist mittlerweile sehr ausdifferenziert und orientiert sich an einer Altersklasseneinteilung, die mit dem 27. Lebensjahr als Mindestalter beginnt, um dann in unterschiedlichen Altersschritten für verschiedene Alterskategorien ein Durchschnittsalter festzulegen:

Tab. 3: Altersklasseneinteilung

Klasse

Entwicklungsphasen (entspricht …)

A

Mindestalter

27 Jahre

„Frühes Erwachsenenalter“ (ca. 18-35 Jahre)

B

Durchschnittsalter

36 Jahre

C

Durchschnittsalter

43 Jahre

„Mittleres Erwachsenenalter“ (ca. 30/35-45/50 Jahre)

D

Durchschnittsalter

50 Jahre

E

Durchschnittsalter

55 Jahre

„Späteres Erwachsenenalter“ (ca. 45/50-60/65 Jahre)

F

Durchschnittsalter

60 Jahre

G

Durchschnittsalter

65 Jahre

H

Durchschnittsalter

70 Jahre

„Spätes Erwachsenenalter“, „älterer Mensch“ (ca. 60/65-70/75 Jahre)

I

Durchschnittsalter

75 Jahre

J

Durchschnittsalter

80 Jahre

K

Durchschnittsalter

85 Jahre

Der Steuermann fällt nicht unter die Alterseinteilung und wird auch für das Durchschnittsalter nicht mitgerechnet. Es gibt auch Mixedwettbewerbe (Frauen und Männer in einer Mannschaft zu gleichen Anteilen) und die Ruderer aller Altersklassen dürfen nicht mehr als zwei Rennen am Tag melden und rudern. Eine Einteilung in unterschiedliche Gewichtsklassen – wie z.B. im Junioren- oder Eliterudern – erfolgt nicht.

Die Rennen werden über 1.000 m durchgeführt; es gibt zudem Langstreckenrennen über unterschiedliche Strecken und Kurzstreckenrennen (bis 500 m).

Die World Rowing Master Regatta wird von der FISA ausgetragen, zählt aber nicht zu den World Rowing Championships. Nur die Sieger folgender FISA World Rowing Championships dürfen sich offiziell „Weltmeister“ nennen:

FISA World Rowing Championships (Männer schwer, Frauen schwer, Männer leicht, Frauen leicht).

FISA World Junior Rowing Championships (Junioren, Juniorinnen).

Olympische Regatten sollten den gleichen Status haben, mit gleichen Regeln wie die World Rowing Championships.

Folglich kann sich nach dieser Regelung kein Sieger auf der World Masters Regatta als „Weltmeister“ bezeichnen.

Zur Vermeidung von Rennausfällen können Masterrennen unterschiedlicher Altersklassen zusammengelegt werden. Um die Leistungen der einzelnen Boote benachbarter Altersklassen vergleichen zu können, wurde eine Zeittabelle für die unterschiedlichen Bootsgattungen und Altersklassen aufgestellt. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Anwendung auf maximal zwei (in Ausnahmefällen drei) benachbarte Altersklassen begrenzt wird. Diese Tabelle gilt über die 1.000-m-Strecke und bedeutet den jeweiligen Zeitvorsprung für das Rennen.

Tab. 4: Zeittabelle (Zeitvorsprung in Sekunden für die 1.000-m-Strecke)

Tab. 4: Zeittabelle (Zeitvorsprung in Sekunden für die 1.000-m-Strecke) 1/2

Tab. 4: Zeittabelle (Zeitvorsprung in Sekunden für die 1.000-m-Strecke) 2/2

Meldet z.B. ein Master-C-4x, ein Master-D-4x und ein Master-E-4x, dann wird der Master-E-4x gestartet 5 s vor dem Master-D-4x, der wiederum 5,5 s vor dem Master-C-4x losrudert. Der Master-C-4x startet also 10,5 s nach dem Master-E-4x. Sieger ist derjenige, der als Erster die Ziellinie überquert.

1.3 Das Profil der Masters Rennruderer

Die World Masters Regatten zählen seit Jahren zu den größten Ruderevents der Welt. Bedingt durch die neun unterschiedlichen Altersklassen, nehmen jährlich zwischen 4.000 und 8.000 Ruderer an diesen internationalen Regatten teil.

Seiler (2003) befragte über 1.000 Masters Ruderer (70 % Männer mit einem Durchschnittsalter von 47 und einer Altersspanne von 27-83 Jahren sowie 30 % Frauen mit einem Durchschnittsalter von 43 und einer Altersspanne von 27-68 Jahren) über die Webseite der FISA. Der größte Teil der Probanden war aus Europa, gefolgt von Nordamerika und Ozeanien.

Hinsichtlich ihrer ruderischen Vergangenheit/Biografie ergab die Studie, dass 41 % der weiblichen Befragten erst im Mastersbereich Wettkampferfahrungen machte, hingegen waren 55 % der männlichen und 35 % der weiblichen Probanden ehemalige Eliteruderer.

Bei den europäischen Masters Ruderern waren mehr als 60 % der männlichen Ruderer (und ca. 50 % der Europäerinnen) ehemalige Eliteruderer, nur 7 % „Späteinsteiger“. Im Gegensatz dazu sind 30 % der männlichen nordamerikanischen Ruderer „neue Ruderer“, gar 60 % der Nordamerikanerinnen haben erste Regattaerfahrungen als Masters gemacht. Vergleicht man die europäischen, nordamerikanischen und ozeanischen Masters Ruderer, so sind enorme Unterschiede der Rekrutierung unterschiedlicher Rudervergangenheiten erkennbar. In Nordamerika wächst die Zahl der Ruderneulinge rasch an, während in Europa ehemalige Eliteruderer dominieren.

Interessant bei der Betrachtung älterer Wettkampfsportler auf der FISA-Ebene ist der Weg zu ihrer Sportart. 13 % aller männlichen und 41 % aller weiblichen Masters Ruderer haben erst nach dem 30. Lebensjahr Rudern gelernt. Gemäß den unterschiedlichen Zugängen zum Sport und gemäß den nationalen Sporttraditionen gelangen Masterruderer entweder über den Schul- und Universitätssport oder die Klubs zu ihrem Sport. Auffallend ist, dass über 70 % der nordamerikanischen Masterruderinnen den Rudersport erst als Erwachsene über einen Klub kennen gelernt hat. In Europa dagegen ist der Großteil der Master bereits als Jugendlicher in einem Ruderverein, während der Universitätssport eine eher untergeordnete Rolle spielt. Insgesamt haben über 50 % der Master Familienmitglieder, die auch mit dem Rudersport in Kontakt stehen.

Ein weiterer Aspekt der Befragung von Seiler war das Training. Wie viel wird trainiert? Werden sie gecoacht? Welche Bootsgattungen werden hauptsächlich im Training gerudert?

Masters Rennruderer absolvieren, unabhängig von der Altersklasse, zwischen vier und fünf Trainingseinheiten pro Woche, was einem wöchentlichen Trainingsaufwand zwischen 4-11 Stunden entspricht (Winter 4-7 h, Sommer 7-11 h). Ungefähr 60 % der Frauen und 30 % der Männer werden regelmäßig gecoacht und legen auch Wert auf die Unterstützung eines Trainers. Im Training wird größtenteils im Einer (1 x), gefolgt vom Achter (8+) und in Vierern (4+/-) trainiert.

Im Rahmen einer Trainingsumfangsanalyse vergleicht Grabow (1995) Masters Ruderer mit Eliteruderern bezüglich ihres Trainingsaufwandes (Gesamttraining, Wassertraining, Kraft- und ergänzendes Ausdauertraining sowie Gymnastik). Auch er bestätigt in seiner Befragung die ca. 3-5 Trainingseinheiten pro Woche mit durchschnittlich 4 h Trainingsaufwand im Winter und etwa 5-6 h Training pro Woche im Sommer. Über das gesamte Jahr betrachtet, trainieren Masters Ruderer somit etwa 30 % des Gesamtumfangs von Eliteruderern, wobei der Anteil im Sommer ca. 34 %, im Winter 28 % beträgt. Die Aufteilung der einzelnen Trainingsformen differiert jedoch sehr stark von diesen Mittelwerten am Gesamttraining (vgl. Abb. 1).

Gemessen am Durchschnitt des Gesamttrainings von ca. 30 %, ist es erstaunlich, dass im Sommerhalbjahr nahezu kein Krafttraining bei den untersuchten Masters Ruderern stattfindet; es wird teilweise kompensiert durch das Wassertraining (39 % Anteil am Elitetraining) und vor allem durch ein ergänzendes Ausdauertraining (65 % des Anteils am Gesamttraining der Eliteruderer). Im Winter liegt lediglich der Anteil des ergänzenden Ausdauertrainings über dem Durchschnitt des Gesamttrainingsanteils.

Klicke hier für eine vergrößerte AnsichtAbb. 1: Vergleich der Trainingsumfänge von Kader- und Masters Ruderern für das Sommer- (April- September) und Winterhalbjahr (Oktober-März) mod. nach Grabow (1995, S. 222-223)

Der Trainingsaufwand ist lt. Grabow unter leistungs- und gesundheitsorientierten Gesichtspunkten völlig hinreichend. Dennoch kritisiert er die Verteilung der einzelnen Trainingsformen und die Intensitäten für das ergänzende und spezielle Ausdauertraining. Grabow zufolge wird zu intensiv trainiert.

Hauptbeweggrund für rennsportliches Masterrudern bei den Männern (41 %) ist der nahtlose Übergang von der Eliteklasse zu den Masters Ruderern, also die Kontinuität ihrer wettkampfsportlichen Aktivitäten. 35 % der Frauen beginnen mit dem Rudern, um sich sportlich zu betätigen und begeistern sich erst später für das Wettkampf­rudern. Alle sind davon überzeugt, dass ein regelmäßiges Training positive Auswirkungen auf Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit hat.