Mauerblümchen oder Rampensau? - Jenison Thomkins - E-Book

Mauerblümchen oder Rampensau? E-Book

Jenison Thomkins

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Beschreibung

Im Laufe unseres Lebens haben wir alle typische Eigenarten erworben, die uns zu einem unverwechselbaren Individuum machen. Diese Eigenarten entwickeln sich nicht von ungefähr. Jeder erlebt und betrachtet die Welt aus der Perspektive seiner kulturellen, familiären und persönlichen Filter. Das, was wir wahrnehmen, ist nicht die Realität, sondern das, was unser Gehirn daraus macht, sagt uns die Gehirnforschung; die Landkarte ist nicht das Gebiet, heißt es im NLP. Dieses Buch basiert auf dem von Gundl Kutschera entwickelten und von Jenison Thomkins um viele neue Facetten erweiterten Persönlichkeitsmodell der vier Energiemuster. Das Modell hilft uns, unsere inneren Landkarten, die der anderen Menschen und das Beziehungsgeflecht zwischen uns leichter zu identifizieren. Wer die vier Energiemuster als typische Ausdrucksweisen von individuellen Haltungen im beruflichen und persönlichen Alltag erkennt, kann dieses Wissen nutzen, um besser zu kommunizieren, sich zu „ent-ärgern“ und insgesamt zufriedener zu leben.

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Jenison ThomkinsMauerblümchen oder Rampensau?Mich selbst erkennen, andere verstehenBerufliche und private Beziehungen im Spiegel der vier Energiemuster

Über dieses Buch

Im Laufe unseres Lebens haben wir alle typische Eigenarten erworben, die uns zu einem unverwechselbaren Individuum machen. Diese Eigen­arten entwickeln sich nicht von ungefähr. Jeder erlebt und betrachtet die Welt aus der Perspektive seiner kulturellen, familiären und persönlichen Filter. Das, was wir wahrnehmen, ist nicht die Realität, sondern das, was unser Gehirn daraus macht, sagt uns die Gehirnforschung; die Landkarte ist nicht das Gebiet, heißt es im NLP. Dieses Buch basiert auf dem von Gundl Kutschera entwickelten und von Jenison Thomkins um viele neue Facetten erweiterten Persönlich­keits­modell der vier Energiemuster. Das Modell hilft uns, unsere inneren Landkarten, die der anderen Menschen und das Beziehungsgeflecht ­zwischen uns leichter zu identifizieren. Wer die vier Energiemuster als typische Ausdrucksweisen von individuellen Haltungen im beruflichen und persönlichen Alltag erkennt, kann dieses Wissen nutzen, um besser zu kommunizieren, sich zu »ent-ärgern« und insgesamt zufriedener zu leben.

Mit einem Begleitwort von Dr. Gundl Kutschera.

Jenison Thomkins, NLP-Lehrtrainerin & Coach (DVNLP), regelmäßige Fortbildungen in NLP, Psychologie und angrenzenden Schulen. Musikerin, Performance-Künstlerin, Gründerin & Präsidentin des Unternehmerinnen­netzwerks »Femme Total«.

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2014

Coverfotos: © auremar – Fotolia.com © Peter Atkins – Fotolia.com © funkyfrogstock – Fotolia.com © xalanx – Fotolia.com © Innovated Captures – Fotolia.com © CandyBox Images – Fotolia.com © Hemeroskopion – Fotolia.com © vgstudio – Fotolia.com

Covergestaltung / Reihenentwurf: Christian Tschepp

Energiemuster-Grafiken: Gisela von Löhneysen

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsdatum dieser eBook-Ausgabe: 2014

Satz & Digitalisierung: JUNFERMANN Druck & Service, Paderborn

ISBN der Printausgabe: 978-3-87387-974-4 ISBN dieses eBooks: 978-3-87387-975-1

Einführung: Warum sollten Sie sich mit dem System der Energiemuster beschäftigen?

„Jede Jeck is anders“, sagen wir in Köln. Im Laufe unseres Lebens haben wir alle typische Eigenarten erworben, die uns auszeichnen und zu einem unverwechselbaren Individuum machen. Diese Eigenarten entwickeln sich nicht von ungefähr. Jeder erlebt und betrachtet die Welt aus der Perspektive seiner kulturellen, familiären und persönlichen Filter. Das, was wir wahrnehmen, ist nicht die Realität, sondern das, was unser Gehirn daraus macht, sagt uns die Gehirnforschung.

Anaïs Nin hat es einst folgendermaßen ausgedrückt: „Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern wie wir sind.“[1] So gesehen lebt jeder in seiner eigenen Welt. Nun gibt es aber gewisse Grundmuster, die sich aus der Evolution heraus entwickelt haben und sich von Familie zu Familie, von System zu System ähneln. Wenn der eine vorangeht, folgen die anderen oder sie bleiben zurück. Wenn mich jemand angreift oder anklagt, wehre oder ergebe ich mich bzw. flüchte oder erstarre ich. Wenn sich jemand zurückzieht, gehe ich ihm nach oder ich bleibe, wo ich bin. Wenn jemand erstarrt, gehe ich zu ihm oder ich meide ihn. Sich in Sekundenschnelle richtig zu verhalten war für unsere urzeitlichen Ahnen überlebenswichtig – und auch für uns ist es nicht gänzlich unbedeutend. Gewohnheitsmäßige Muster helfen uns, das Wahrgenommene schnell einzuordnen. Freund oder Feind? Hier müssen wir flexibel reagieren können, je nachdem wie die Antwort ausfällt.

Darüber hinaus gibt es weitere Signale, die wir wahrnehmen. Körperhaltung und Stimme machen einen Großteil dessen aus, was und wie wir über eine Person denken. Frisur, Kleidung und Fahrzeug lassen heute oft Rückschlüsse auf ihre Werte und Einstellungen zu. In früheren Jahrhunderten konnte man an solch äußeren Merkmalen den Status eines Menschen sofort erkennen. Die Breite des Spitzenbesatzes zeigte zum Beispiel zentimetergenau an, ob jemand der Bürgermeister, die Frau des Bürgermeisters, seine Mutter, eine Adelspeson, ein einfacher Handwerker oder Bauer war. Heute hingegen sieht man an Reichen zerschlissene Vintage-Klamotten, während Einkommensschwächere sich vielleicht mit paillettenglitzernden, goldenen Tops zieren. Stände und Zünfte regelten früher, wer wohin gehörte. Heute sind die Unterschiede viel subtiler geworden, wie auch die soziale Mobilität. Wir benötigen von daher verfeinerte Erkennungszeichen, um uns bei unseren Mitmenschen zurechtzufinden.

Gleichmacherei ist ungerecht

Meiner Erfahrung nach eignet sich das Persönlichkeitsmodell der vier Energiemuster ganz hervorragend, um jedem einzelnen Menschen gerecht zu werden. Es wurde von Gundl Kutschera entwickelt, um unsere eigenen Landkarten, die der anderen Menschen und die zwischen uns bestehenden Beziehungsgeflechte leichter zu identifizieren. Wer die vier Energiemuster als typische, systemische Verstrickungen und Ausdrucksweisen von individuellen Haltungen im beruflichen und persönlichen Alltag erkennt, kann dieses Wissen dazu nutzen, besser zu kommunizieren, sich zu „ent-ärgern“ und insgesamt zufriedener zu werden.

Je intensiver man sich mit den Energiemustern beschäftigt, je deutlicher wird einem: Wenn wir alle Menschen gleich behandeln, tun wir ihnen unrecht. Mir jedenfalls ist völlig klar, dass es keinen Sinn macht, irgendein Motivationsprogramm, Projekt, Training, Coaching oder eine Kooperation mit anderen Menschen anzugehen, ohne mir nicht im Klaren darüber zu sein, nach welchem Muster sich mein Gegenüber verhält und welche Vorstellungen seiner Haltung zugrunde liegen. Wie Sie in Kapitel 1.4 „Die vier Energiemuster in der Interaktion“ lesen werden, macht es einen himmelweiten Unterschied, ob ich z. B. mit einem „Kleinen Kind“ als Co-Trainer ein Seminar durchführe, oder mit einem „Aggressiven Einschüchterer“. Auch bei der Zusammenstellung von Teams, wie Sie in Kapitel 4.1.3 „Die Energiemuster in der Teamarbeit“ sehen werden, ließe sich viel Zeit und Energie sparen, wenn Menschen entsprechend ihren Potenzialen, Stärken und Schwächen eingesetzt würden, denn das scheinbar gerechte Gleichheitsprinzip schafft in Wirklichkeit große Ungerechtigkeiten. Das illustriert ein Cartoon von Hans Traxler sehr schön, wo ein Hund, eine Robbe, ein Goldfisch im Glas, ein Elefant, ein Vogel und ein Affe vor einem Prüfer stehen. Dieser deutet auf einen Baum und sagt: „Zum Ziele einer gerechten Auslese lautet die Prüfungsaufgabe für Sie alle gleich. Klettern Sie auf diesen Baum.“

Laut dem aktuellen „Human Engagement Index“ des Gallup-Institutes machen seit zehn Jahren unverändert zwei Drittel aller deutschen Angestellten „Dienst nach Vorschrift“, ohne tiefere emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber und ohne großes Engagement. Gleichzeitig liegt in den Unternehmen die Diskussion über „Werte“ hoch im Trend. Solange man aber nicht die unterschiedlichen Auslegungen dieser Werte berücksichtigt und individuelle Anpassungen an abstrakte Begrifflichkeiten wie Anerkennung und Wertschätzung macht, wird sich an der betrüblichen Motivationssituation nichts ändern. Ob Menschen sich engagieren oder nicht, hängt von unbewussten Belohnungsmechanismen im Gehirn ab, was Hirnforscher wie Gerhard Roth wissenschaftlich belegen konnten[2]. Im Neurolinguistischen Programmieren (NLP) beschäftigen wir uns ebenfalls seit Jahrzehnten mit der Tatsache, dass sinnesspezifische Auslöser, z. B. ein bestimmtes Lied, bestimmte Reaktionen zur Folge haben, z. B. Gänsehaut. Aber abhängig von ganz individuellen Filtern kann diese Reaktion mehr oder weniger stark ausfallen oder überhaupt nicht erfolgen. Menschen haben also ganz unterschiedliche Landkarten und nehmen die Welt jeweils anders wahr. Hieraus lässt sich schließen, dass Realität konstruiert und individuell erzeugt ist, d. h. auch von Mensch zu Mensch variiert.

Vielfalt und Überforderung

Jeder Mensch stellt also sein eigenes Modell der Welt her und verfügt entsprechend über eine ganz einzigartige Persönlichkeit. Bei einer Weltbevölkerung von mittlerweile über 7 Milliarden Menschen und bei einer gleichzeitigen Überforderung jedes einzelnen Menschen angesichts von mehr als sechs bis zehn Alternativen[3] liegt auf der Hand, dass wir Modelle brauchen, um die überfordernde Vielfalt einzudämmen. Und tatsächlich nutzen wir alle Modelle, Tag für Tag, um handlungsfähig zu bleiben.

Die einfachste Unterteilung ist: Freund oder Feind? Basierend auf vorher gemachten positiven oder negativen Erfahrungen (sogenannten Ankern) läuft unbewusst in Bruchteilen von Sekunden ein Einordnungsprozess ab. Dass wir diesen Ablauf stark verlangsamt mithilfe von Feinwahrnehmungen (den sogenannten Submodalitäten) analysieren können, ist nicht zuletzt ein Verdienst des NLP. Zahlreiche Modelle – insbesondere das der Metaprogramme – bieten ein abstraktes Repertoire, um das Wahrgenommene begrifflich fassbar zu machen. (Auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen NLP und dem System der vier Energiemuster gehe ich in Kapitel 4.1.2 näher ein.)

Die Metaprogramme und weitere NLP-Modelle (Graves-Ebenen, neuro-logische Ebenen) bieten noch eine recht große Fülle an Merkmalen. Die meisten Persönlichkeitstypologien beschränken sich hingegen auf drei bis zwölf Typen. Die Astrologie z. B. unterscheidet zwölf Sternzeichen, für die es eine noch weiter gefasste Zuordnung nach den in vier Elementen (Feuer, Wasser, Erde und Luft) gibt; das neunteilige Enneagramm unterscheidet drei Intelligenzzentren: Bauch-Typen (Instinkttriade), Herz-Typen (Gefühlstriade) und Kopf-Typen (Denktriade).

Schon im antiken Griechenland unterschied Hippokrates vier Temperamente. Es gibt vier Himmelsrichtungen, vier ursprüngliche Elemente ... Viele auf C. G. Jungs Archetypen basierende Typologien (z. B. DISG, Farbtypen etc.) legen vier Grundtypen zugrunde. Die Zahl vier findet sich also häufig und wie mir scheint aus gutem Grund: Sie ist symmetrisch und ausgewogen, wie der Viervierteltakt.

Vier grundlegende Energiemuster scheinen also eine sinnvolle, nachvollziehbare und nicht überfordernde Anzahl an Kategorien zu sein. Natürlich sind weitere Verfeinerungen möglich und wie Sie im Abschnitt „Die Vier-Energiemuster-Übersicht“ sehen werden, habe auch ich jeweils zwei Unterkategorien eingeführt. Angesichts der großen Unterschiede im Verhalten, die sich aus den Grundmustern ergeben können, erscheint mir das notwendig. Ähnlich wie im Enneagramm gibt es auch im Energiemuster-System Mischformen und Möglichkeiten, sich mithilfe der anderen Muster und weiterer kreativer Ideen weiterzuentwickeln.

Bei allen selbsteinschätzenden typologischen Verfahren gibt es den sogenannten Barnum-Effekt[4]: Man erkennt sich in verschiedenen Beschreibungen wieder und die Einteilung ist niemals zu 100 % zutreffend. Das ist bei den Energiemustern nicht anders und dessen bin ich mir bewusst. Wissenschaftlichkeit können die Energiemuster also nicht beanspruchen. Sie sollen ein nützliches Instrumentarium sein und jeder, der damit arbeitet, muss ständig offen und achtsam für Unterschiede und individuelle Ausprägungen sein. Mit der Zeit wird jeder sein individuelles Modell kreieren, das der eigenen Wahrnehmung entspricht. Das System ist also stets veränderbar, wenn es neue Erkenntnisse gibt, und darf niemals zum Dogma erstarren. Dafür ist die menschliche Natur einfach viel zu komplex.

Warum haben die Energiemuster keine „schöneren“ Namen?

Im ersten Kapitel geht es um theoretische Grundlagen und die ausführliche Darstellung der einzelnen Energiemuster: „Aggressiver Einschüchterer“, „Kleines Kind“, „Besserwisser“ und „Rückzieher“ sowie um ihre positiven und negativen Entwicklungswege bzw. Ausprägungsintensitäten. Die Entstehung der Energiemuster aus den spezifischen Kernkränkungen, die jeder Mensch in seiner frühen Kindheit erfährt, sind hierbei genauso Thema wie ein Test zur Selbsteinschätzung, der Ihnen helfen kann, Ihr eigenes Energiemuster zu bestimmen.

Zugegeben: Die Bezeichnungen der vier Energiemuster klingen wenig schmeichelhaft. Die Muster sind jedoch kein fest zementierter Zustand, auf dem wir uns „ausruhen“ können. Entsprechend sollen die Bezeichnungen verdeutlichen, dass es sich um Vermeidungs- bzw. Bindungsmuster handelt, also um Verhaltensweisen und Strategien, die wir in der Kindheit unter Stress entwickelt haben, um zu überleben. Laut Gundl Kutschera entstehen sie aus „Treue“ zur Familie!

Natürlich möchte niemand z. B. „Aggressiver Einschüchterer“ genannt werden, das entspricht nicht dem, wie wir uns gern nach außen hin darstellen. Vielleicht sind Sie mit dem Begriff des „Schattens“ von C. G. Jung vertraut? Damit werden alle ungeliebten, verdrängten Anteile in uns bezeichnet, die wir gern unter den Teppich kehren. Vor dem Schatten fürchten wir uns und nach Möglichkeit soll ihn niemand sehen. Und doch gelingt es nicht wirklich, ihn zu verbergen. Und warum sollte man das auch tun. Ich meine, dass es ohnehin klüger ist, sich mit seinem Schatten auseinanderzusetzen, denn gerade hier liegt enormes Potenzial verborgen, das uns zuverlässig unterstützt und vor Gefahren bewahrt.

Man könnte sagen, unsere negativen Verhaltensweisen sind nicht das Problem, sondern die Lösung, denn hinter jedem als negativ empfundenen Verhalten verbirgt sich eine gute Absicht. Wenn jemand beispielsweise besonders eifrig und fleißig ist, wird er sich an einer gelegentlich einsetzenden „Komplettlähmung“, die ihn geradezu auf dem Sofa festnagelt, sehr stören. Für Außenstehende liegt jedoch auf der Hand, dass nur so der Niemals-ruhen-Wollende überhaupt etwas Ruhe und somit einen nötigen Ausgleich finden kann. „Harte Schale, weicher Kern“ oder das Yin-und-Yang-Modell, bei dem im Schwarzen stets ein weißer und im Weißen stets ein schwarzer Fleck zu finden ist, sind weitere Beispiele dafür, dass Licht und Schatten zusammengehören.

Entsprechend sind auch in den negativ klingenden Energiemuster-Bezeichnungen wertvolle Schätze enthalten, die es zu entdecken gilt! Nehmen Sie das Energiemuster, in dem sie sich wiedererkennen, als Anreiz zur Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit und nutzen Sie es zum Aufbau wertschätzender Beziehungen, ganz im Sinne der Erfinderin Gundl Kutschera! Sie hat mir übrigens verraten, dass Kinder und Jugendliche in ihren Trainings den Energiemustern mittlerweile positive Adjektive voranstellen, um sich besser damit zu fühlen. So gibt es nun also den: „Mutigen aggressiven Einschüchterer“, den „Fürsorglichen Besserwisser“, das „Charmante kleine Kind“ und den „Beobachtenden Rückzieher“.

Die Liste der positiven Attribute für die vier Muster ließe sich fortsetzen: „Edelmütiger aggressiver Einschüchterer“, „Verständnisvoller Besserwisser“, „Ehrliches kleines Kind“ und „Friedliebender Rückzieher“. Trotzdem sollte man, um die kraftvolle Wirkung des Modells nicht abzuschwächen, bei den Grundenergien und -bezeichnungen bleiben und sich durch die nicht ganz so schmeichelhaften Namen eher zum Nachdenken und zu Diskussionen anregen lassen. Im Enneagramm gelten die einzelnen Typen als Konstrukte der Persönlichkeit, als Landkarten des „Egos“, die es spirituell zu transformieren gilt, um wieder in Kontakt zu unseren spirituellen Tiefen zu gelangen (Maitri 2001, S. 15). In ähnlicher Weise ist auch das Modell der vier Energiemuster als Spiegel aufzufassen, der uns unsere Schattenseiten zeigt.

Übrigens: Die vier Energiemuster sind geschlechtsneutral. Es gibt genauso Aggressive Einschüchterer wie Aggressive Einschüchtererinnen, Besserwisser und Besserwisserinnen, männliche und weibliche Kleine Kinder, Rückzieher und Rückzieherinnen. Zur besseren Lesbarkeit verzichte ich in diesem Buch zumeist darauf, z. B. von „Aggressiven Einschüchter/inne/n“ zu sprechen. Auch die Reihenfolge der Energiemuster-Darstellung ist rein alphapetisch bedingt und beinhaltet keine Wertung.

Was haben Sie davon, sich mit dem System der Energiemuster zu beschäftigen?

Ich glaube – und viele Teilnehmer meiner Seminare haben mich zwischenzeitig darin bestätigt –, dass die Kenntnis der vier Energiemuster Sie dabei unterstützen kann, sich von unreflektierten und eingefahrenen Verhaltensweisen und schädlichen Haltungen zu lösen. Bewusst können Sie sich so für günstigere Verhaltensweisen neu entscheiden – und aus der eigenen Kernkränkung ein Erfolgsmodell machen! Und, was besonders für die eher außenorientierten Menschen von Interesse ist: Sie können mit etwas Übung und Reflektion erkennen, welche Energiemuster in Ihren Systemen (Partnerschaft, Familie, Firma, Freundeskreis etc.) vorhanden sind und wie Sie sich vor ihnen schützen bzw. gut mit ihnen kooperieren können, ohne sich selbst dabei zu verlieren.

Einige praxisnahe Übungen, Fallgeschichten und vor allem Textauszüge aus der „Energiemuster-Story“, einem eigens zur Verdeutlichung der Energiemuster von mir verfassten Roman, unterstützen Sie in Kapitel 2 dabei, die einzelnen Muster besser zu verstehen und voneinander zu unterscheiden. Typgerecht-konstruierte Personen der Story, wie z. B. Leon Magnus, Werner Unterhausen, Bärbel Brillant, Patrizia Süßkind und andere, werden Sie mit ihren aus dem Leben gegriffenen Eigenheiten und Marotten an viele Menschen in Ihrem familiären und beruflichen Umfeld erinnern. Wenn Sie erkennen, welche Bedürfnisse und Gedanken hinter den zum Teil problematischen Verhaltensweisen stehen, die in den Szenen anschaulich vor Augen geführt und anschließend – im imaginären „Hörsaal“ von Professor Jenkins mit seinen Studenten – analysiert werden, gehen Ihnen die Augen auf. Das verspreche ich Ihnen! Zusätzlich habe ich Teilnehmer meiner Seminare gebeten, von ihren Erfahrungen und dem praktischen Nutzen des Systems zu berichten. So erhalten Sie wertvolles Wissen, das Sie gezielt für ein stärkenorientiertes und harmonischeres Miteinander in Ihrem beruflichen und persönlichen Alltag einsetzen können.

Eines liegt mir besonders am Herzen und soll deshalb zum Abschluss in aller Deutlichkeit noch einmal gesagt sein: Die vier Energiemuster sind grundsätzlich nur ein Modell für Beziehungen und Persönlichkeitsmerkmale, kein für alle Zeiten unveränderliches Urteil über Sie oder andere Menschen! Zusammengenommen bilden die Muster ein ineinander verschränktes System, das sich gegenseitig in Balance hält. Und natürlich kann man nicht alle Menschen in nur vier Kategorien einteilen – so ist das System auch nicht gemeint. Deshalb möchte ich in möglichst vielen Dimensionen vorstellen, wie sich die Energiemuster ausdrücken können. Neben den theoretischen Ausführungen bietet das Buch aus diesem Grund auch die kleine Geschichte rund um Leon Magnus, Werner Unterhausen und all die anderen Figuren, die in verschiedenen Episoden verdeutlicht, welche Dynamiken, Konflikte und Lösungen sich im Alltag ergeben können, wenn typische Vertreter der Energiemuster aufeinandertreffen. Somit ist dieses Buch als lebendige Charakterstudie und anekdotisches Lehrbuch der menschlichen Verhaltensweisen gemeint. Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei!

Jenison Thomkins

1. Was ist das System der Energiemuster?

Gundl Kutscheras Verdienst ist es, das systemische Persönlichkeitsmodell der vier Energiemuster entwickelt zu haben. Zum Grundverständnis des Systems ist es wichtig zu wissen, dass jeder Mensch Anteile der vier Grundenergien „Aggressiver Einschüchterer“, „Besserwisser“, „Kleines Kind“ und „Rückzieher“ in sich trägt, dass sie aber jeweils unterschiedlich verteilt sind. Bei den meisten Menschen überwiegt eines der Energiemuster. Diese Grundenergie kann sich sodann, je nach Kindheitserfahrungen und persönlicher Entwicklung, in „positiven“ oder „negativen“ Entwicklungswegen unterschiedlich entfalten. Wertungen, die hier vorgenommen werden, liegen immer im Auge des Betrachters.

Grundsätzlich gilt: Kein Muster ist besser oder schlechter als ein anderes. Alle sind gleichwertig und sie bedingen, brauchen und erzeugen sich gegenseitig. Das ist der systemische Aspekt des Modells. Nur wenn in einem Team, einer Familie oder Gruppe alle vier Energiemuster vertreten sind und frei ausgelebt werden, können Balance und Glück entstehen. Dasselbe gilt nach dem alten Resonanzgesetz „innen wie außen“ auch für die persönliche Kompetenz; bei jedem einzelnen Menschen sollten die Energien ebenfalls vorhanden sein und ausgelebt werden. Im Idealfall sollte man also in der Lage sein, flexibel mit einem breiten Repertoire an Verhaltensweisen auf unterschiedliche Situationen zu reagieren. Im NLP spricht man in diesem Zusammenhang von „Wahlmöglichkeiten“. In Verhandlungen mit säumigen Dienstleistern z. B. ist es gut, aggressiv sein zu können: „Wie lange soll ich noch auf meinen Anschluss warten? Langsam reicht’s mir!“ Streiten sich zwei Mitarbeiter, empfiehlt sich die verständnisvoll-vernünftige Herangehensweise des Besserwissers: „Nun schauen Sie doch mal, er meint es doch nicht so!“ Streikt die Technik, ist man besser besonnen und geduldig wie ein Rückzieher: „Es ist nur ein Computer, früher oder später werde ich die Lösung gefunden haben!“ Und im Urlaub ausgelassen und fröhlich wie ein kleines Kind: „Hurra, die Sonne scheint, ich laufe mit nackten Füßen durch den warmen Sand! Gleich springe ich ins blaue Meerwasser und nachher gibt’s was Gutes zu essen. Mmh, ich kann es mir hier so richtig gut gehen lassen!“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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