Maximus und das Vamuraibuch - Renate Roy - E-Book

Maximus und das Vamuraibuch E-Book

Renate Roy

4,7

Beschreibung

Maximus der kleine Vampir und sein Vater Graf Vamus überleben mithilfe einer Spezialcreme die Vampirjäger. Sie führen ein beinahe normales Leben, bis Maximus eines Tages durch das Vamuraibuch in die Zwischenwelt gelangt. Dort lernt er Chania, die Tochter des Herrschers der Zwischenwelt und den Kopf kennen, der durch das Buch mit ihm Kontakt aufgenommen hat. Maximus kann als Einziger die Welt vor dem bösen Herrscher retten …

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Für meine beiden Lieben

„Kinder sind Inspiration“

Renate Roy wurde 1962 in München geboren und lebt dort mit ihren beiden Töchtern Josi und Izi und Hund Reggie. Nach einer erfolgreichen Lehre als Industriekauffrau studierte sie noch Wirtschaftsingenieurwesen und macht derzeit ihren Heilpraktiker. Sie ist eine sehr vielseitig interessierte, sportliche Leseratte. Die Maximus Bücher sind die ersten Veröffentlichungen.

Vampire gibt es doch!

Der kleine Vampir und der Vampirjäger

Der kleine Vampir und die Schule

Eine folgenschwere Einladung

Frau Mairose Entscheidung

Veränderungen im Schloss

Vampirhochzeit

Gräfin Vamus nächtliche Tour

Die Blutbank

Das Vamuraibuch

Einbruch in die Blutbank

Maximus und der Herrscher der Zwischenwelt

Maximus und die Clique

Maximus ist in Gefahr

Vanillia kommt in den Kindergarten

Maximus lernt Skifahren

Vampir Winterfreuden

Vanillia lernt Fahrradfahren

Die Vampirfamilie bekommt Familienzuwachs

Reggie und das Gewitter

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vampire gibt es doch!

Der kleine Vampir und der Vampirjäger

Der kleine Vampir entdeckt die Schule

Eine folgenschwere Einladung

Frau Mairoses Entscheidung

Veränderungen im Schloss

Vampirhochzeit

Gräfin Vamus nächtliche Tour

Die Blutbank

Das Vamuraibuch

Einbruch in die Blutbank

Maximus Neugier

Maximus und der Herrscher der Zwischenwelt

Maximus und die Clique

Maximus ist in Gefahr

Vanillia kommt in den Kindergarten

Maximus lernt Skifahren

Winterfreuden

Vanillia lernt Fahrrad fahren

Familienzuwachs

Reggie und das Gewitter

Nachwort

Vorwort

Dieses Buch ist meinen beiden Töchtern Josi und Izi gewidmet. Insbesondere meine „Kleine“ hat mich dazu gebracht. dieses Buch zu schreiben. Jahrelang habe ich ihr in der Früh und beim Einschlafen Geschichten über den kleinen Vampir und seine Abenteuer erzählt. Immer wieder musste ich neue Geschichten erfinden und irgendwann wollte sie dann, dass ich die Geschichten des kleinen Vampirs aufschreibe. So entstand der Anfang dieses Buches. Dann ging alles von alleine, ich schrieb und schrieb. Zuerst wollte ich Kurzgeschichten machen, doch als ich dann angefangen hatte zu schreiben, merkte ich bald, dass es mir richtig Spaß machte. Aus den ursprünglich geplanten Kurzgeschichten wurde ein Roman für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Phantasie. Und aus dem kleinen Vampir wurde Maximus. Eines Tages stellte ich einen Teil des Buches in der 4. Klasse von Izis Grundschule vor und hatte dort großen Erfolg. Die Kinder rückten immer näher an mich heran und das hat mich dann beflügelt weiter zu machen. So entstand schließlich mein zweites Buch, ein Reality-Fantasy Roman für die Größeren.

„Maximus und der Herrscher der Zwischenwelt”. Viel Spaß beim Lesen! Fortsetzung folgt...

Vampire gibt es doch!

Glaubst du überhaupt an Vampire? Existieren sie wirklich oder nur in unserer Fantasie? Oder glaubst du, dass sie schon längst ausgestorben sind? Nun, ich kann dir diese Fragen beantworten. Als alle anderen Vampire ausstarben, überlebten genau zwei Vampire. Damals wurde eine richtige Hetzjagd auf die Vampire gemacht. Diese hatten nämlich das Problem, dass sie sich bei Sonnenlicht auflösten und zu Staub verfielen. Nur der kleine Vampir und sein Vater überlisteten die Vampirjäger. Der kleine Vampir war ein schlaues Kerlchen. „Papa, ich weiß wie wir überleben können“, sagte er eines Tages zu seinem Vater, „ich weiß, was wir tun müssen, um weiter überleben zu können.“

Der große Vampir blickte ihn skeptisch und nachdenklich an. „Die Menschen mögen uns nicht – sie wollen uns alle vernichten! Ich glaube, dass sie bald an unserem Schloss anklopfen werden.” Er räusperte sich und fuhr fort: „Ich habe gehört, dass die Vampirjäger bereits die Gegend durchkämmen und Vampire suchen.“

„Ja genau deshalb Papa müssen wir sie ja austricksen“, erwiderte der kleine Vampir, „ich habe mithilfe meiner kleinen Freundin, der kleinen Hexe, eine Spezialcreme entwickelt.“

„Wozu soll die denn gut sein, willst du uns unsichtbar cremen oder was?“, erwiderte der große Vampir ungläubig.

„Ach Papa, du verstehst mal wieder gar nichts, die Creme macht uns nicht unsichtbar, sondern mithilfe dieser Creme können auch wir wie ganz normale Menschen leben und das Sonnenlicht kann uns nichts mehr anhaben. Diese Creme hält auch bei Regen“, erklärte ihm der kleine Vampir, „bitte lass es uns doch morgen ausprobieren.”

Flehenden Blickes schaute er seinen Vater an. Dieser musterte ihn zuerst grimmig und ungläubig, doch dann nickte er. Das Gesicht des kleinen Vampirs hellte sich auf. Der große Vampir glaubte zwar noch nicht so recht daran, aber mehr als gewinnen konnten sie nicht. Er hatte gehört, dass der Vampirjäger bereits Erkundigungen bei den Bewohnern im nächsten Dorf angestellt hatte. Diese hatten ihm wohl merkwürdige Dinge vom Schloss und seinen Bewohnern erzählt. Seinem Sohn hatte er davon allerdings nichts erzählt. Die Vampirjäger würden also bald hier sein, und mit der Spezialcreme hätten sie vielleicht eine Chance diese zu überlisten.

Der neue Morgen kam, und die Sonne begann aufzugehen. Im Verlies, wo die Särge der beiden Vampire standen, war es natürlich noch dunkel. Der kleine Vampir hatte trotzdem nicht schlafen können. Er war die ganze Zeit wachgelegen und hatte auf das morgendliche Zwitschern der Vögel gewartet, die den Sonnenaufgang ankündigten.

„Piiiiieeeeep“, fing der erste Vogel, der genau auf dem Baum oberhalb der Gruft saß, an zu zwitschern. Die anderen Vögel stimmten sogleich in den Chor ein. Der kleine Vampir wurde immer nervöser. Er wollte unbedingt seinem Vater die tolle Erfindung präsentieren. „Papa wach doch endlich auf“, rief er und klopfte energisch an den Sarg seines Vaters.

„Was willst du denn von mir“, knurrte der Vater noch ganz verschlafen, „lass mich in Ruhe, ich schlafe ja noch gar nicht lange.“

„Mensch Papa, jetzt wach endlich richtig auf! Wir wollen doch heute früh gleich die neue Spezialcreme testen! Hast du das etwa vergessen?“

„Ach so“, gähnte Papa Vampir, „bist du dir sicher, dass es schon Morgen ist?“

„Natürlich Papa, hör doch mal, die Vögel zwitschern schon ihr Morgenlied. Ich bin gleich wieder zurück.“ Schnellen Schrittes ging er in sein Labor und kam mit der Spezialcreme zurück. Sein Vater gähnte. Normalerweise befand er sich um diese Zeit in seiner Tiefschlafphase.

„Komm Papa, nun mach schon! Zieh dich aus. Du musst sie überall auftragen. Ich habe mich schon gestern eingecremt.”

„Na, wenn du meinst“, meinte dieser und betrachtete die Creme skeptisch. „ich kann´s ja mal probieren. Mhm, die riecht gar nicht mal schlecht.“ Er zog sich ganz aus und cremte sich überall ein. Die Creme fühlte sich irgendwie merkwürdig an, verursachte ein Spannungsgefühl und spannte sich dann wie eine Decke über seinen Körper.

Der kleine Vampir und der Vampirjäger

Dem großen Vampir war es nicht wohl bei der Sache. Er spürte zwar, dass die Creme irgendetwas an ihm bewirkte, doch wenn sie nicht wirkte, dann würde außer einem Häufchen Staub nichts mehr von ihm übrig bleiben. Und der kleine Vampir wäre dem Vampirjäger hilflos ausgeliefert. Doch leider blieb ihm keine andere Wahl. Er musste dieses Risiko eingehen und er vertraute seinem Sohn voll und ganz. Er nahm ihn noch mal in den Arm und drückte ihn liebevoll an sich. „Ich werde jetzt nach draußen gehen und die Wirkung der Creme testen“, meinte Papa Vampir, „warte du noch so lange hier, ich werde dich rufen, wenn alles gut ist und du kommen kannst!“

Mutig verließ er das Verlies, ging zur großen Türe des Schlosses, wollte diese gerade aufmachen, als es plötzlich klopfte. Der große Vampir erschrak fürchterlich. Sollte dies schon der Vampirjäger sein, der an ihre Tür klopfte? Der kleine Vampir hatte natürlich das Klopfen auch gehört und lief schnell aus dem Verlies heraus zur Eingangstüre. Er hätte sich vor lauter Aufregung beinahe in die Hosen gemacht.

„Papa!“, stieß er atemlos hervor, „warte auf mich, bevor du öffnest!“ Er sauste so schnell er konnte zu ihm und hielt sich an seinem Mantel fest. „Papa, wir müssen jetzt aufmachen. Jetzt wird sich zeigen, ob meine Creme wirklich hilft – Pa ich habe Angst!“

Es klopfte erneut, dieses Mal etwas stärker. „Aufmachen! “, brummte eine dunkle Stimme. Jetzt blieb Graf Vamus keine andere Wahl, er musste aufmachen. Dieser Mann würde sonst versuchen mit Gewalt in sein Schloss einzudringen. „Ja, ja, ich komme ja schon! Was fällt ihnen ein so heftig morgens an meine Türe zu klopfen? Sind sie noch bei Trost? Sie haben vor lauter Lärm meinen kleinen Jungen aufgeweckt!“

Vorsichtig berührte er den Türgriff und zog ganz langsam die Türe auf. Da diese Türe nach Osten aufging, traf ihn der Sonnenstrahl trotzdem unverhofft. Er schreckte einen Moment zurück, weil ihn die Sonne blendete. Automatisch schloss er seine Augen. Ansonsten bemerkte er keine Veränderung. Er befühlte vorsichtig sein Gesicht und realisierte, dass er sich nicht in Staub aufgelöst hatte. Die Spezialcreme hatte also funktioniert. Der kleine Vampir ging zu seinem Vater, versteckte sich hinter seinem Umhang und lugte vorsichtig hervor. Er sah einen fast ebenso bleichen Mann vor sich, der sie beide ungläubig anstarrte. Der arme Kerl hatte sich wohl auch erschrocken. Der Vampirjäger starrte die beiden mit offenem Mund an. Er sah zwar einen Mann und einen Jungen, die wie Vampire aussahen – bleich wie Tote – aber das konnte doch nicht sein. Es passierte nichts. Der Körper des vermeintlichen Vampirs löste sich im Sonnenlicht nicht auf. Und auch dem kleinen Jungen war im Sonnenlicht nichts passiert. Sein Herz begann zu rasen. „Wer, wer sind sie denn“, stotterte er und seine Stimme zitterte dabei, „wohnen sie hier in diesem Schloss?“

„Na was denn sonst“, zischte ihn der große Vampir grimmig an. Er war ein Stück größer als der Vampirjäger und bäumte sich stolz vor ihm auf. „Ich bin der Graf Vamus, der Besitzer des Schlosses und das ist mein kleiner Sohn. Was wollen sie denn von uns zu früher Stunde?“

„Äh, ähm ich war gerade in der Gegend und wollte sie fragen, ob sie nicht für mich und mein Pferd etwas Wasser hätten!“, stammelte der Vampirjäger verlegen und musterte den Grafen immer noch skeptisch. Der Graf lächelte innerlich und machte eine lässige Bewegung mit der Hand. „Dort hinten ist ein Brunnen, bedient euch und euer Pferd und dann verschwindet. So und jetzt entschuldigen sie uns bitte.“ Graf Vamus und der kleine Vampir hatten es plötzlich sehr eilig, die Türe wieder zuzumachen. Das schwere Schloss klappte mit einem Knall zu und sie fielen sich erleichtert in die Arme.

„Du bist ein toller Junge, die Idee mit deiner Spezialcreme war einfach genial. Von jetzt an wird sich unser Leben ganz schön ändern!“, lächelte Graf Vamus überglücklich. Der kleine Vampir nickte. Draußen stand immer noch der Vampirjäger und schüttelte ungläubig den Kopf. Er konnte sich die ganze Sache einfach nicht erklären. Er war sich doch seiner Sache so sicher gewesen. Doch was sollte er machen, er musste unverrichteter Dinge wieder gehen, es gab nun mal keine Vampire, die bei Tageslicht existieren konnten.

In den nächsten Jahrzehnten wurden alle anderen Vampire ausgerottet. Keiner entkam den brutalen Vampirjägern. Es kehrte Ruhe bei den Menschen ein. Niemand dachte mehr an die Vampire und sie wurden bald zu einer Legende. Bald gab es auch keine Vampirjäger mehr. Es wunderte sich auch niemand, wenn auf der Weide ab und zu tote Tiere aufgefunden wurden. Um nicht aufzufallen, aber um zu überleben, ernährten sich die beiden Vampire nur von Tieren. Nachdem sie dank der Spezialcreme jetzt auch tagsüber aus dem Haus gehen konnten, hatte sich der kleine Vampir sogar allerlei angewöhnt zu essen. So lebten sie Jahrzehnte lang unbemerkt in ihrem Schloss. Nur als der kleine Vampir etwas älter war, machte er ab und zu Ausflüge in die Umgebung. Er wurde immer mutiger und blieb immer etwas länger weg. Bald kannte er die nähere Umgebung wie seine Westentasche. Vor den Menschen versteckte er sich jedoch nach wie vor.

Der kleine Vampir entdeckt die Schule

Das Erlebnis mit dem Vampirjäger hatte den kleinen Vampir dennoch misstrauisch gemacht. Aber er hatte auch eine unstillbare Sehnsucht, die Menschen in dem Land, wo er wohnte, endlich näher kennenzulernen. Eines Tages kam der kleine Vampir so in die nächstgrößere Stadt. Er hatte sich unbemerkt anderen Kindern angeschlossen, die mit so einem kleinen Koffer am Rücken in einen Bus stiegen. Die Kinder redeten die ganze Zeit von einer „Schule“.

Der kleine Vampir konnte sich überhaupt nichts darunter vorstellen. Auch von einem „Lehrer“ hatte er noch nie etwas gehört.

„Dieser doofe Lehrer Bröckl war gestern vielleicht wieder fies. Der hat uns gestern eine Ex hin geknallt, das war nicht mehr normal. Solche Lehrer sollte man mal verprügeln“, meinte Max und fuchtelte wütend mit seinen Armen umher.

„Ja“, meinte da ein anderer, „diese fiesen Pauker sind doch alle so gemein.“

Der ganze Bus war plötzlich in Aufruhr. Alle beschwerten sich plötzlich lauthals über ihre „blöden, fiesen Lehrer“. Nur der kleine Vampir saß ganz still auf seinem Sitz und wusste gar nicht, was er davon halten sollte. So hatte er Kinder noch nie erlebt. Die waren ja alle richtig sauer und aufgebracht.

„Das letzte Mal musste die ganze Klasse nachsitzen, bloß weil wir alle das neue Klassenzimmer nicht gefunden hatten“, schimpfte jetzt Paulina. „Ja, das war echt fies. Bloß weil ein Schüler den Plan versteckt hatte, mussten wir alle dran glauben“, stimmte ihr ein anderes Mädchen bei.

Eine Gruppe Siebtklässler mischte sich ein.

„Das ist ja noch gar nichts“, meinte einer davon, „als wir im Skilager waren, da haben uns die blöden Lehrer die ganzen Semmeln weggefressen. Und nachts standen sie auf dem Gang blöd herum und wir konnten uns gar nicht treffen. Sie vermiesen einem wirklich alles!“

Im Bus war es mittlerweile richtig laut. Sie redeten alle wild durcheinander.

„Ruuuuuuuuhhhhhheeeeeee!!!!“, brüllte auf einmal der Busfahrer, „wenn ihr nicht sofort Ruhe gebt, dann dürft ihr heute den Rest zur Schule zu Fuß gehen und dann kommt ihr zu spät.“

Schon wieder dieses Wort „Schule“. Was meinten die Kinder und der Busfahrer bloß damit? Und wieso war es jetzt im Bus plötzlich wieder so leise, nachdem ihnen der Busfahrer gedroht hatte? Die Kinder hatten ja richtig Angst, in die Schule zu spät zu kommen.

„Ich muss wissen was eine Schule ist“, dachte sich der kleine Vampir. Zögernd klopfte er seinem Nachbarn auf die Schulter.

„Sag mal du - kannst du mir mal was erklären“, fragte er vorsichtig.

„Was willst ‘n wissen? Wer bist du überhaupt, dich kenne ich ja noch gar nicht. Wieso hast du denn keinen Schulranzen dabei? Du schaust komisch aus! Deine Klamotten und überhaupt du bist ja ganz käsig im Gesicht!“, sprudelte es aus dem Jungen heraus. Er hatte den kleinen Vampir vorhin gar nicht registriert und war jetzt umso erstaunter, als er ihn näher betrachtete.

„He Leute, schaut euch mal diesen Clown hier an. Fährt in einem Schulbus mit und hat nicht einmal Schulsachen dabei. Das gibt's doch gar nicht!“

Alle musterten plötzlich den kleinen Vampir und durchbohrten ihn mit ihren Blicken.

„Den hab` ich schon mal gesehen“, meinte ein kleines Mädchen, „der wohnt in dem verlassenen Schloss nähe Vanella. Dort traut sich aber seit Jahrzehnten keiner hin. Meine Urgroßmutter meinte, dass es dort früher Vampire gegeben hat.“ Plötzlich wurde es ganz still im Bus. Dem kleinen Vampir wurde es ganz mulmig.

Ahnte das Mädchen etwas? Droht meine Tarnung aufzufliegen?

„So ein Scheiß“, meinte ein anderer und durchbrach mit einem Gelächter die Stille. „ Ha ha, Vampire gibt es doch gar nicht!“

Plötzlich wurde es im Bus wieder richtig unruhig. „Jetzt reicht`s mir aber“, brüllte der Busfahrer genervt, „ich habe euch gewarnt, die letzten Meter dürft ihr jetzt zu Fuß gehen.“ Er hielt abrupt den Bus an und machte die Türen auf.

„Alles aussteigen Freunde, aber sofort! Da vorne ist eure Schule.“

Die Schüler blickten sich gegenseitig verdutzt an. Plötzlich achtete niemand mehr auf den kleinen Vampir. Durch die neue Situation war dieser gleich wieder in Vergessenheit geraten. Er hatte echt Glück gehabt. Die Situation war vorhin ganz schön brenzlig für ihn geworden. Auf solche Fragen war er nicht vorbereitet gewesen. Murrend stiegen die Schüler aus, einige schimpften noch ein bisschen über den „doofen Busfahrer“, und der kleine Vampir trottete ihnen hinterher. Ein paar Meter weiter sah er es dann. Auf einem großen Schild stand „Grundschule Wiesel“. Es war ein großes Gebäude, in das die Kinder von allen Seiten hineinstürmten. Dann ertönte eine schrille Glocke. Der kleine Vampir erschrak, wartete dann ab, bis alle anderen hineingegangen waren und ging dann vorsichtig in die Schule hinein. Er sah noch, wie die Schüler gruppenweise in verschiedene Zimmer hineingingen. In jedes dieser Zimmer ging dann noch ein Erwachsener hinein und alle Schüler riefen laut: „Guten Morgen Lehrer Soundso!“ Das waren also die Lehrer.

„Und was mach ich jetzt?“, überlegte sich der kleine Vampir. Er fackelte nicht lange und suchte sich einfach ein Klassenzimmer aus, in dem Kinder mit seiner Größe hineingegangen waren. Unauffällig setzte er sich einfach am Ende dieses Zimmers auf einen freien Stuhl. Der Lehrer dieser Klasse war noch nicht da, aber die Kinder holten bereits alles Mögliche aus ihren Schulranzen heraus - Bücher, Stifte und Hefte. Das hatte der Junge wohl mit Schulsachen gemeint. Der kleine Vampir hatte natürlich nichts dabei, und sein Tisch blieb leer. Und dann sah er sie - seine neue Lehrerin. Sie hatte ein Gesicht wie ein Engel, blonde Haare und blaue Augen und ihm war als würde diese Frau in den Raum hineinschweben. Dem kleinen Vampir wurde es ganz anders und er starrte sie aufgeregt und entzückt an. Das lag wohl daran, dass er zwar wie ein achtjähriger Junge aussah, aber in Wirklichkeit schon über 100 Jahre alt war.

„Guten Morgen Frau Mairose“, riefen jetzt alle Kinder gleichzeitig.

„Guten Morgen liebe Kinder“, erwiderte Frau Mairose mit einem Lächeln im Gesicht, das den kleinen Vampir erneut entzücken ließ. Sie blickte freundlich in die Runde und entdeckte plötzlich den neuen Schüler.

„Na wen haben wir denn da. Wer bist du denn? Ein neuer Schüler?“, fragte sie den kleinen Vampir, der sich anfangs gar nicht angesprochen fühlte. „Ja, dich ganz da hinten meine ich“, sagte sie und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihn.

Plötzlich wurde dem kleinen Vampir bewusst, dass er gemeint war und wieder blickten ihn alle an. Einige Kinder in der Klasse fingen an leise an zu kichern. Der kleine Vampir starrte Frau Mairose schüchtern an. Diese musterte ihn interessiert. „Der war schon im Bus und war total komisch“, meldete sich eifrig ein kleines Mädchen mit Sommersprossen. Maximus stockte der Atem.

„Ich, äh ich heiße“, stotterte er.

Welchen Namen soll ich denn jetzt sagen?

Eigentlich hieß er immer nur der kleine Vampir. Er musste sich sofort einen Namen ausdenken. Da fiel ihm der Max aus dem Bus wieder ein.

„Ich, ich heiße Maximus“, stotterte er, „ich wollte mir nur die Schule anschauen. Darf ich hier bleiben?“ Frau Mairose überlegte kurz, lächelte ihn freundlich an.

„Du brauchst keine Angst haben. Natürlich darfst du hier bleiben. Wir reden nach der Stunde in Ruhe.“ Die Lehrerin machte dann mit den Kindern etwas, was „Lesen“ hieß und diese durften aus ihren mitgebrachten Büchern vorlesen. Danach wurden noch irgendwelche Zahlen durchgenommen. Der kleine Vampir Maximus verstand nur noch Bahnhof. Danach gab es eine Pause. Die Kinder packten alle ihre Brotzeit aus. Auch der kleine Vampir Maximus hatte sich etwas mitgenommen. Es gab bei ihm Blutwurst mit Semmel. Wieder fiel er unangenehm auf.

„Was isst du denn da für ekliges Zeug?“, fragte ihn ein Mädchen mit Sommersprossen und schüttelte ihren Kopf, „du bist wirklich merkwürdig und schaust auch so komisch aus.“

Zusammen mit den anderen Kindern ging sie kopfschüttelnd an ihm vorbei in den Pausenhof, und Maximus blieb traurig und allein im Zimmer. Einsam und verlassen saß er in der Bank und biss lustlos in seine Blutwurst. Die Lehrerin hatte das bemerkt und kam noch einmal zurück. Sie ging auf ihn zu und streichelte ihm über den Kopf.

„Was bist du nur für ein merkwürdiger Junge“, meinte sie liebevoll, senkte dabei den Kopf und betrachtete ihn, „es kommt mir so vor, als wenn du noch nie in einer Schule gewesen bist.“

„Das war ich auch noch nie!“, schluchzte der kleine Vampir Maximus auf, „ich wusste bis heute gar nicht, was eine Schule ist. Ich komme aus einem einsamen verlassenen Schloss und habe heute zufällig die Kinder getroffen. Und weil alle Kinder in diesen Bus gestiegen sind, bin ich auch mit eingestiegen.“

Frau Mairose hatte plötzlich Mitleid mit ihm. „Willst du denn zu uns in die Schule gehen?“, fragte sie ihn lächelnd.

„Ja, das möchte ich gerne“, erwiderte er überglücklich und lächelte zurück.

„Na dann“, meinte sie, „gebe ich dir heute eine Anmeldung für deinen Vater und eine Liste für die Schulsachen mit. Vielleicht kann dir ja Lisa heute Nachmittag nach der Schule zeigen, was wir bisher schon durchgenommen haben. Das Schuljahr hat ja erst begonnen.“