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Dies Buch ist ein Praxisbuch, das alle Aspekte und Formen der Meditation vorstellt. Ein zweiter Teil dieses Buches erzählt - von besonderen inneren und äußeren Orten, von der Begegnung mit spirituellen Menschen, von der Erfahrung mit Stille und Meditation in Europa und Asien. Und letztlich geht es um die eine große Reise, die das Leben ist. Weshalb Sie dieses Buch brauchen? Ganz einfach: Es wird Ihnen Glück bringen und die letztendliche Erkenntnis. Und zwar nicht, weil ich es Ihnen sage, sondern weil Sie es selbst für sich herausfinden werden. Wahres und andauerndes Glück kommt nicht von außen, sondern nur von innen. Und für Erkenntnis – letztendliche Erkenntnis – gilt das gleiche. Und Meditation ist das Mittel dazu. Das kann ich nach 42 Jahren Praxis bezeugen. Bist du zufrieden? Irgendetwas fehlt doch immer. Oder? Egal was du suchst oder dir wünscht. Kennst Du das? Diese Unruhe, dieses Suchen. Manchmal ist es ganz konkret – du willst einen neuen Job, eine Partnerschaft, mehr Geld, gesund werden - und manchmal ist es gar nicht so einfach zu sagen was fehlt. Vielleicht willst du zur Ruhe kommen. Oder du bist auf der ganz großen Suche, auf der Suche nach Gott, der letztendlichen Wahrheit. Ich behaupte es gibt eine Lösung. Ist das nicht zu schön um wahr zu sein? Es gibt das Allheilmittel. Das ist die Meditation. Du glaubst mir nicht? Ich werde es dir beweisen. Die Lösung sieht allerdings wahrscheinlich etwas anders aus, als du sie dir vor-stellst. Und etwas zu tun gibt es schon.
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Seitenzahl: 275
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Tomo J. Seitz
Meditieren
kann man überall
Ein Meditationshandbuch
und
Reisen zu Meistern, Gemeinschaften
und Rückzugsorten in Europa und Indien
Mögen alle Wesen Glück erfahren und
die Ursache von Glück,
mögen sie frei sein von Leid sowie
von den Ursachen des Leids.
Mögen sie niemals getrennt sein
von der großen Glückseligkeit, die frei ist von Leid.
Mögen sie leben in Gleichmut,
ohne allzuviel Anhaftung und allzuviel Abneigung
sowie im Glauben an die Gleichheit von allem, was lebt.
Freiheit ist ein Abenteuer ohne Ende,
bei dem wir unser Leben
- und noch viel mehr - riskieren,
für kurze Augenblicke von etwas,
das alle Worte, Gedanken und Gefühle übersteigt.
Carlos Castaneda
Über dieses Buch
Bist du zufrieden? Irgendetwas fehlt doch immer. Oder? Egal was du suchst oder dir wünscht. Kennst Du das? Diese Unruhe, dieses Suchen. Manchmal ist es ganz konkret – du willst einen neuen Job, eine Partnerschaft, mehr Geld, gesund werden - und manchmal ist es gar nicht so einfach zu sagen was fehlt. Vielleicht willst du zur Ruhe kommen. Oder du bist auf der ganz großen Suche, auf der Suche nach Gott, der letztendlichen Wahrheit.
Ich behaupte es gibt eine Lösung. Ist das nicht zu schön um wahr zu sein? Es gibt das Allheilmittel. Das ist die Meditation. Du glaubst mir nicht? Ich werde es dir beweisen. Die Lösung sieht allerdings wahrscheinlich etwas anders aus, als du sie dir vor-stellst. Und etwas zu tun gibt es schon.
Dies ist ein Meditationshandbuch. Hier werde ich alles an-sprechen, was du zur Meditation brauchst.
Und in einem zweiten Teil werde ich auch ein wenig davon erzählen, wie es mir auf meiner eigenen Suche ergangen ist. Ich habe mich mal auf eine lange Reise begeben, um einen ganz alten Traum wahr zu machen. Diese Reise hat mich unter anderem nach Indien geführt. Dieser zweite Teil erzählt von besonderen inneren und äußeren Orten, von der Begegnung mit bemerkenswerten Menschen, von der Erfahrung mit Stille und Meditation. Und letztlich geht es um die eine große Reise, die das Leben ist.
Aus Ton formt der Töpfer den Krug
doch nur dort wo kein Ton
ist der Krug von Nutzen
Lao Tse
Erster Teil: Alles zur Meditation
Einführung und Überblick
Es ist letztlich nur eine Frage, die mich wirklich interessiert hat, nämlich, was ist Realität? So viele Wege, sie zu erforschen: Kunst, Wissenschaft, Religion. Vielleicht lässt sich eine gültige Antwort nicht geben. Doch es lassen sich Wege aufzeigen, die Realität zu erforschen. Hier geht es um einen dieser Wege.
Als ich an die Uni kam, packte mich der Gedanke, durch politisches Engagement die Welt nach meinen Vorstellungen zu ändern. Im Laufe von Jahren erkannte ich die Aussichtslosigkeit dieses Versuchs. Ich bemühte mich nun nicht mehr, die Erde meinen Vorstellungen anzugleichen, sondern begann, mich selbst zu verändern. Schließlich sah ich, dass durch meine eigene allmähliche Wandlung - zumindest für mich selbst - auch der gesamte Kosmos, der bisher meinen Versuchen unerschütterlich Stand gehalten hatte, ein anderer geworden war.
Mich selbst zu ändern bedeutet wesentlich, meine Gedanken und den Umgang mit ihnen zu ändern und möglichst die Herrschaft über sie zu gewinnen. Eine Möglichkeit, die Gedanken zu zähmen besteht darin, sie zur Ruhe kommen zu lassen - Meditation. Ein anderer Weg führt zur bewussten Lenkung und Neukonditionierung, die den Weg bereiten kann zu einer neuen Erfahrung der Welt, die möglicherweise nicht nur die innere Realität verändert, sondern auch die äußere, Zauberei. Doch auch dabei steht die Leere der Meditation, die innere Stille, am Anfang. Sie zeigt den Nullpunkt an, von dem aus die Welt neu geschaffen werden kann. Gleichzeitig zeigt sie das Ende der Reise an, jenseits von Formen. Realität pur.
Unser tibetischer Lehrer sagte: Da oben über den Wolken ist immer schönes Wetter. Er wollte uns auf die ursprüngliche Klarheit und Lichtheit hinweisen, die nie untergeht, aber verdeckt sein kann, wie der Himmel und die Sonne durch dunkle Wolken. Durch Meditation können wir uns wieder mit diesem klaren und lichten Raum verbinden, der letztendlichen Realität.
In diesem ersten Teil des Buches werde ich beschreiben, was Meditation ist und ich werde alles vorstellen, was es zur Meditation braucht. Zunächst geht es um den Begriff und um den Unterschied von Meditationszustand und Meditationsmethode und was die Meditation alles bewirken kann. Dann folgen ganz konkrete Tipps und die zahlreichen Einzelheiten wie die Körperhaltung, die Dauer und der Ort. Es schließen sich Ausführungen über die innere Einstellung an und darüber, wie wir unseren Geist transformieren und wie wir wirklich wach werden können.
Im Anschluss werde ich eine ganze Reihe spezifischer Meditationsmethoden beschreiben, sowohl stille, die sich im wesentlichen durch den Gegenstand, auf den sich die Aufmerksamkeit richtet, unterscheiden, als auch dynamische, die durch Bewegung zur Stille führen und schließlich die Methode jenseits von Methoden für die nickelbebrillten Musterschüler, die Stufe, nach der nichts mehr kommt.
Meditation, was ist das?
Das Wort „Meditation“
Früher habe ich mal gesagt, keine Ahnung was Meditation ist. Tu es einfach! Dann habe ich versucht, Definitionen zu sammeln. Jeder Lehrer und Meister scheint etwas anderes zu sagen. Also: Gute Frage – nächste Frage?
Man kann sich mit dem Wort beschäftigen. Die Dudenbände beschreiben Meditation mit Nachdenken, sinnende Betrachtung, religiöse, mystische oder kontemplative Versenkung. Und als sinn- und sachverwandte Wörter werden noch beten, denken und Entspannungsübung vorgeschlagen. Das Wort sei dem Lateinischen „meditari“ entlehnt mit einer ursprünglichen Bedeutung von „ermessen, geistig abmessen“. Na ja liebe Dudenredaktion, das trifft es wohl nicht so richtig.
Was heute unter Meditation verstanden wird, hat mit „nachsinnen“ oder gar „nachdenken“ nichts zu tun – es geht ja gerade darum, die Gedanken und Emotionen sich setzen zu lassen - eher schon mit einüben oder vorbereiten. Ich habe auch eine Übersetzung wie „ein Kontinuum von Momenten“ gehört. Das Wort wird manchmal auch auf das Lateinische „medius“ – „die Mitte“ zurückgeführt.
Wir sollten Techniken nicht mit Meditation verwechseln. Techniken sind nur die Krücken, die zur Meditation führen können. Bei den Methoden geht es darum, wie man den Zustand erreichen kann. Es ist also zweierlei, was mit „Meditation“ bezeichnet wird, nämlich einerseits ein Zustand des Geistes und andererseits ein Bündel von Methoden, bei denen es darum geht, sich diesem Zustand zu nähern und ihn zu üben um ihn schließlich gelegentlich oder permanent zu erlangen. Um beides auseinander zu halten, sollte von Meditationszustand und von Meditationsmethoden gesprochen werden. Der Meditationszustand ist eine Beschaffenheit unseres Geistes, so wie Schlafen eine ist und das ganz normale Wachsein. Vom Schlaf unterscheidet er sich durch Bewusstheit, vom Wachen durch Gedankenstille und fast immer auch durch Bewusstheit.
Meditationszustand
Selbst wer noch nie etwas von Meditation gehört hat, wird wahrscheinlich ansatzweise diesen Zustand kennen, ein gedankenverlorenes Starren aus dem Fenster, einen Moment von Geistesabwesenheit in einem vollbesetzten, stimmenschwirrenden Lokal, offene Augen, offene Ohren, doch kein Wahrnehmen; für Sekunden sind alle Gedanken weg. Ein Freund erzählt von einem Jäger, einem alten Herrn vom Lande, der vor den Attacken seiner zänkischen Ehefrau auf einen einsamen Hochsitz flüchtet, um Abstand und Ruhe zu finden. Alles das kann Meditation sein.
Es gibt auch Menschen, die vergleichen die Gedankenstille der Meditation mit dem seligen Dasein des Kleinkindes im innigen Körperkontakt mit der Mutter. Diese Erfahrung brauche jeder Mensch als notwendige und von der Evolution vorgesehene Stufe harmonischer Entwicklung. Uns zivilisierten Menschen werde diese Erfahrung weitgehend vorenthalten, so dass wir zeitlebens auf der Suche nach verlorengegangenem und vorenthaltenem Glück seien. Die Meditation ist dann ein Mittel, diese Erfahrung in hinreichendem Maße nachzuerleben und so der für uns vorgesehenen Harmonie und Vollständigkeit näher zu kommen.
Meditation gleicht dem Schatten eines Grasbüschels, der die Sicht durch die spiegelnde, sonnenglänzende Wasseroberfläche freigibt und plötzlich siehst du den Grund, die Steine auf dem Boden, die Fische. Du siehst was ist. Du brauchst dir nichts mehr vorzumachen, nicht weiter auf den Sand der Hoffnungen bauen.
Den Zustand kann man letztlich nicht beschreiben. Man muss ihn selbst erfahren um zu wissen, wie das ist. Man kann nur in die Richtung deuten. Es ist wie ein Finger, der auf den Mond zeigt – nicht der Mond selbst. Trotzdem kann man einiges dazu sagen.
Wodurch zeichnet sich dieser besondere Zustand aus? Schauen wir uns einmal die Definition von Patanjali an. Das ist der Klassiker zu allen Aspekten der Meditation, aufgeschrieben in sehr knappen Versen weit vor Beginn unserer Zeitrechnung.
Für Patanjali geht es um das Aufhören der Bewegung des Geistes (I,2). Mehr sagt er nicht zum Meditationszustand. Das was gemeint ist heißt im Sanskrit „Dhyana“.
Weitere Aussagen zur Meditation:
„Meditation geschieht, wenn sich einer Handlung mit voller Aufmerksamkeit und klarem Bewußtsein gewidmet wird.“
„Der Geist wird aus der Knechtschaft aller und jeglicher Gedankenformen, Visionen, Dinge und Vorstellungen befreit, wie heilig und erhaben sie auch sein mögen, und in einen Zustand versetzt, aus dem heraus er eines Tages seines eigenen wahren Wesens oder des Wesens des Weltalls innewerden kann.“ (Zazen im angeblichen Gegensatz zur Meditation; Philip Kapleau, Die drei Pfeiler des Zen, S. 36 und 39).
„Meditation ist der Zustand der Unabgelenktheit.“
„Meditation is mind suspended in space nowhere.“ (Sogyal Rinpoche).
„Meditation is the flowering of understanding.“ (Krishnamurti)
„Und in Meditation wird überhaupt kein Geist zugelassen. Meditation ist Nicht-Geist.“ (Osho, Das Buch der Geheimnisse, S. 267f.).
Mit der Meditation ist eine Richtungsänderung verbunden: Wir schauen nicht mehr nach außen wie gewöhnlich sondern wenden unsere Aufmerksamkeit nach innen. Bei der Meditation als Zustand geht um einen Zustand des nach innen Schauens, des nicht Eingreifens, des Beobachtens, des wach Seins, der Unabgelenktheit; der Geist setzt sich, er ist einsgerichtet und egolos – nicht dual, ohne Konzepte, ohne Bezugspunkt.
Wer dies liest und gerade erst anfängt zu meditieren – das ist das Ziel. Dahin kann die Reise gehen. Etwas ganz anderes ist es, diesen Zustand wirklich zu erreichen. Wir fangen erst einmal ganz klein an und beobachten und lassen den Geist.
Die Mediation ist ein Stufenweg auf dem unterschiedliche Zustände auftreten können. Sie ist wie eine Zwiebel. Es zeigen sich immer wieder neue Schichten. Ja, es kann auch ganz plötzlich geschehen. Auf einmal ist dieser ganz besondere Zustand da. Aber sehr wahrscheinlich ist das nicht. Im Anfang geht es darum sich mal anzuschauen, was sich da in unserem Geist alles für Gedanken und Gefühle tummeln. Einfach mal nur innehalten und anschauen. Und sehr viel später: Kein Hinsetzen mehr, keine besonderen Zeiten. Der Zustand ist da. Nicht immer. Das wäre dann vielleicht die Erleuchtung. Nein. Aber der Zustand poppt auf – vor der roten Ampel, beim Warten auf die Bahn in der Menschenmenge, beim Schauen aus dem Fenster.
Was ist das gemeinsame an den durchaus unterschiedlichen Meditationszuständen? Ich glaube, das ist das Gewahrsein, der innere Zeuge. Meditieren heißt still werden. Das, was außen um uns herum geschieht, ist nicht mehr so wichtig. Es geht darum zu schauen, was in mir geschieht. Die Gedanken zu beobachten, wie sie kommen und gehen. Sie kommen zur Ruhe, so wie sich Schlamm in einem trüben Gewässer setzt. Meditation gibt dem Geist die Rast, die der Schlaf dem Körper gibt.
Um den Zustand zu beschreiben hat ein großer Meister auf die Lücke zwischen zwei Gedanken hingewiesen. Ist da nicht eine Lücke, wenn der eine Gedanke zuende ist und der andere noch nicht angefangen hat? Das ist Meditation.
Der Meditationzustand entsteht oder er entsteht nicht. Da gibt es keine Stufen. Allerdings gibt es unterschiedliche Ausprägungen und Grade dieses Zustands. Der letztendliche Zustand, die Buddhanatur, unser ursprünglicher Zustand allerdings ist perfekt. Ihm kann nichts mehr hinzugefügt werden. Er ist oder er ist nicht. Das ist Erleuchtung. Das meint Krishnamurti, wenn er sagt „Understanding is not a gradual process ...; understanding is now or never; it is a destructive flash ...“ „Meditation is a mental discipline by which one attempts to get beyond the conditioned.“
Meditation ist nichts, was man tut. Meditation ist Sein. Meditation bedeutet ruhiges Verweilen. Gedanken und Gefühle kommen zur Ruhe. Da ist Frieden. Wir schließen wieder Freundschaft mit den verschiedenen, sich teilweise bekämpfenden Aspekten in uns. Wir sammeln den zerstreuten Geist und bringen ihn nach Hause.
Meditation ist ein Zustand. Ich sage nicht „Geisteszustand“, denn es geht letztlich um einen Zustand jenseits des gewöhnlichen, uns vertrauten Geistes. Und es ist ein Zustand der Wachheit – kein Schlaf, auch kein Dösen. Ich hatte lange Zeit gedacht in der wahren Meditation dürfe es keine Gedanken geben. Das ist falsch. Gedanken und Emotionen gehören zu unserem Geist. Sie werden nie endgültig aufhören. In dem Zustand können durchaus Gedanken und Emotionen sein. Gedanken und Emotionen steigen einfach auf. Das ist ganz natürlich. Sie müssen auch nicht unterdrückt werden. Es geht darum sie loszulassen, sie nicht festzuhalten, nicht zu greifen und sich auch nicht von ihnen einfangen zu lassen. Keine „Nachgedanken“. Und dann gibt es auch Augenblicke der Gedankenstille. Es geht darum, die Wachheit zu halten – es geht um das nicht Abgelenktsein, um kontinuierliches reines Gewahr-sein.
Der Unterschied zwischen Meditation und einfach nur sitzen: Du bist dir bewusst, dass du gewahr bist. Das Gewahrsein ist das Entscheidende. Des Gewahrsein gewahr sein. Ein gewisser Abstand zu deinen Gedanken und Emotionen. Gewahrsein, aber kein Greifen, jenseits von gut und schlecht, ohne Beurteilung.
Wir haben uns daran gewöhnt, Denken und Bewusstsein als identisch anzusehen. Fast immer wird unser bewusster Raum vom Denken und Fühlen vollständig ausgefüllt. Fehlen Denken und Fühlen, dann befinden wir uns regelmäßig unterhalb der Bewusstseinsgrenze. Wir ziehen die Möglichkeit eines Bewusstseins ohne Denken und Fühlen gar nicht in Betracht. Tiefe Meditation geschieht aber gerade in einem gedankenfreien Raum bei vollem Bewusstsein.
Ich behaupte, eine ununterbrochene Kette von Gedanken zieht durch das Bewusstsein (was ist das?), Tag für Tag, Jahr für Jahr, Tag und Nacht, wie ein niemals endendes Fernsehprogramm; selbst nachts, im Schlaf, in den Träumen, gehen die Gedanken, Bilder und Assoziationen weiter. Diese Gedanken, die rund und rund gehen wie ein Karussell, liegen wie ein Nebel vor der Realität, trüben den Blick, hypnotisieren, versetzen in Schlaf. Sie halten die Welt aufrecht, die wir wahrnehmen, bestimmen und formen unsere Wirklichkeit. Sie sind der Kitt, der die Welt zusammen hält.
Für diesen Zustand der Meditation muss letztlich alles losgelassen werden, was in unserem Kopf herumschwirrt, sämtliche Vorstellungen, alles was wir zu sein glauben. Nicht nur die Gedanken kommen zur Ruhe, sondern ebenso die unkontrollierten negativen Emotionen, Sorgen und Ängste. An ihre Stelle treten tiefes Mitgefühl, Frieden und Freude. Keine Wolken trennen uns mehr vom strahlenden Himmel. Totale Klarheit, totale Freiheit. Wir stehen uns selbst nicht mehr im Wege.
Das bedeutet kein Ablehnen des Denkens. Es bleibt auf seinem Gebiet ein unverzichtbares Instrument. Doch es bedeutet nicht alles. Es gibt Bereiche, in denen es nicht weiter hilft, lästig ist oder gar schadet.
Genau genommen sollten wir nicht vom Denken sprechen, sondern von „Geist“ oder von dem, was im Englischen „mind“ heißt und das zum Beispiel die Gefühle mit einschließt. Der Einfachheit halber nenne ich hier meist nur das Denken oder die Gedanken.
In wahrer tiefer Meditation weilt der Mensch in einer anderen Zeit, im ewigen Jetzt. Vergangenheit und Zukunft existieren nicht mehr. Die Zeit in tiefer Meditation fließt anders; sie kann sich im Vergleich zur in Tagen und Stunden gemessenen Zeit dehnen oder sie kann schrumpfen. Meditation hat, wie ich es sehe, den Zweck, das Kino zu verIassen, den plärrenden, immer laufenden Fernseher auszuknipsen, die Augen aufzuklappen, den Schlaf abzuschütteln, um wach und bewusst zu werden, um zu sehen, was ist - jetzt. Wenn du und deine Gedanken nicht mehr identisch sind, wenn sie etwas von dir abrücken und du sie aus einer gewissen Distanz sehen kannst, wie sie dort drüben Purzelbäume schlagen, wenn sie ruhiger werden und gelegentlich still stehen, dann kannst du sehen, was hinter den Gedanken liegt. Du spürst dich selbst; du bist. (Wer ist dieses „Du“?) Und wenn du bist, kannst du etwas tun, dann hast du den Schlüssel, wenn du dann noch etwas tun willst.
Die Gedanken kommen von selbst zur Ruhe, wenn du sie lässt, so wie sich Schlamm in einem trüben Gewässer setzt. Den Geist weit werden lassen. Ein Gefühl von Freude, tief Luft holen und ganz langsam durch den Mund ausatmen. Weshalb müssen wir immer eingreifen? Unsere Ungeduld. Die Dinge lassen wie sie sind, in ihrem natürlichen Fluss. Das ist Meditation. Und die Dinge nicht so ernst nehmen. Letztlich sind sie alle ohne feste Substanz.
Meditation bedeutet zu sein. Nicht in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Gegenwart. Nur sein. Manchmal sind zwar noch Gefühle da, aber komischerweise nur positive. Offenbar ist unser Grundzustand Glückseligkeit. Der Himmel hinter den Wolken, das Lächeln des Buddha. Es gibt nichts zu tun. Negative Gefühle leben offenbar durch Gedanken, durch Impulse aus der Vergangenheit, Verletzungen. Für positive Gedanken gilt das nicht zwangsläufig. Man könnte sagen, Meditation ist das Allheilmittel. Denn Probleme brauchen das Medium der Gedanken. Ohne Nachdenken kann sich niemand Sorgen machen.
Und noch einen Schritt weiter. Es gibt Menschen, die sind dort gewesen. Sie haben schwer verständliche, doch bewegende und verheißungsvolle Geschichten mitgebracht über ein Land, das unterschiedliche Namen trägt: das große Geheimnis, Brahman, dein ursprüngliches Gesicht, die wahre Natur, das Tao. Manche nennen es auch „Gott“. Die Stufe, nach der nichts mehr kommt. Jenseits von Klarheit, Licht, Freude und selbst jenseits von Leerheit und Erleuchtung. Worte können es nicht fassen. Hoffnungslos. Eine andere Dimension. Es gibt Wahrnehmung, aber keine Fragen mehr und kein Greifen.
Meditationsmethoden
Das sagt Patanjali zur Methode; er definiert:
„Fixierung (dharana) heißt, den Geist auf etwas zu richten“ (III,1) – auf einen einzigen Punkt (das kann alles Mögliche sein, z.B. ein körperlicher Gegenstand wie eine Buddhastatue oder ein Klang oder die emotionale Hinwendung zu einer realen oder gedachten Persönlichkeit – selbst das Verweilen kann so ein Gegenstand sein).
„Meditation (dhyana) heißt, kontinuierlich in dieser Fixierung zu bleiben“ (III,2) – ununterbrochenes Fließen, gleichmäßig, ohne Unterbrechung, unabgelenkt, ganz ruhig.
„Und schließlich Meditation. Im gewöhnlichen Denken darf der Geist hin, wo er will; in Kontemplation darf er nur in eine bestimmte Richtung … In Konzentration darf er sich … nur auf eine Punkt konzentrieren. Und in Meditation wird überhaupt kein Geist zugelassen. Meditation ist Nicht-Geist.“ (Osho, Das Buch der Geheimnisse, S. 267f.)
Ein Training des Geistes, ein Arbeiten mit dem Geist ist notwendig, weil uns gewöhnlich unser Geist bestimmt – nicht wir unseren Geist. Meditationsmethoden dienen dazu, mit unserem Geist zu arbeiten. Wir können lernen dahin zu kommen, dass der Geist das tut, was ich will und wir nicht den Launen dessen ausgeliefert sind, was im Geist gerade hochpoppt. Denn das macht der Geist gewöhnlich. Irgendetwas taucht auf. Da ist unendlich viel gespeichert, irgendwie alles, was wir mal erlebt und was unsere Sinne aufgenommen haben und was unser Geist daraus gemacht hat. Und so ist der Geist. Mit irgendetwas beschäftigt er sich gerade. Und er kommt von Hölzchen auf Stöckchen. Sei es etwas, was gerade passiert ist, ein Anruf, etwas was gerade in den Nachrichten war oder etwas, bei dem du beim besten Willen nicht darauf kommst, wo das nun wieder her kommt. So könntest du dich zunächst einfach mal hinsetzen und anschauen, was da so gerade in deinem Geist abgeht. Ersteinmal beobachten. Sonst nichts. Das könnte man schon als Meditation bezeichnen.
Die Methoden helfen, den Geist zu zähmen, flexibel zu machen und zu reinigen, dass er irgendwann nicht mehr hin und her springt. Wir gewöhnen ihn daran, an einem Punkt zu bleiben, das zu tun, was wir wollen. Dies ist ein Prozess den Geist kennenzulernen, einen Zustand aufrecht zu erhalten mit einem gewissen Abstand. Die Methoden dienen dazu, immer wieder achtsam zu sein, die Konzentration aufrecht zu erhalten ohne zu fixieren und schließlich die Tätigkeit des gewöhnlichen Geistes zur Ruhe kommen zu lassen ohne diese Achtsamkeit und Wachheit zu verlieren. Meditation bedeutet, sich vertraut zu machen. Womit vertraut machen? Damit zu lernen, wie die Dinge wirklich sind.
Es geht um den gegenwärtigen Augenblick. Die Gedanken und Gefühle im Geist fließen nahezu ununterbrochen – selbst im Schlaf. Aber sie sind uns gewöhnlich nicht bewusst. Wir wissen nicht, dass da Gedanken sind und Emotionen. Es macht einen entscheidenden Unterschied zu wissen: Ich bin jetzt. Jetzt. Jetzt. Nicht gestern, nicht morgen. Nicht vor zehn Minuten. Ich bin jetzt. Und schon wenn ich denke: Jetzt ist es schon wieder vergangen. Aber dieses Jetzt ist immer. In jedem Augenblick. In jedem Bruchteil eines Augenblicks. Dieser Augenblick ist eigentlich ein Kontinuum. Aber schon hat mich ein Gedanke gefangen. Der Augenblick ist weg. Ich bin bei meiner Freundin oder im Urlaub oder bei der Arbeit – aber nicht jetzt, nicht in diesem Augenblick. Es geht also auch um Achtsamkeit. Dieses Wissen, ich bin jetzt. Ich beobachte jetzt, was in meinem Geist vor sich geht. Und ich bin solange da, bis mich erneut ein Gedanke oder ein Gefühl vollständig erfasst hat und mein Bewusstsein gefangen ist. Das ist die Methode. Dieses Üben, hier zu sein. Immer wieder zu merken, die Gedanken haben mich wieder gefangen und zurück zu gehen zu dem, der jetzt beobachtet. Wenn man ziemlich lange übt, dann gibt es mal Augenblicke in denen du voll wach bist, achtsam und da ist gar kein Gedanke und keine Emotion. Du bist nur wach und ruhig. Dein Geist macht mal eine Pause. Wie du bald merken wirst ist es gewöhnlich nicht so einfach, nicht das Bewusstsein für den Augenblick zu verlieren oder gar bewusst zu erleben, dass da gerade gar keine Gedanken oder Gefühle sind. Deshalb gibt es in der Meditation eine Vielzahl von Techniken und Methoden, die allesamt nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit zu fesseln und immer wieder herbeizuführen.
Meditation selbst lässt sich nicht machen. Meditation kann nur geschehen. Das einzige, das du insoweit tun kannst, ist, dich zum Nichttun zu bringen. Dazu dienen Techniken. Wir verbringen unser Leben mit Tun. Meditation ist etwas völlig anderes. Wir müssen erst einmal das Tun verlernen, um dorthin kommen zu können.
Und es gibt unterschiedliche Formen von Meditationstechniken: in Bewegung, in Ruhe, mit Fokus auf einen Meditationsgegenstand und ohne und schließlich auch Zustände jenseits unseres gewöhnlichen Geistes.
Aber es gibt noch mehr. Meditation hat viele Facetten und sie ist ein Weg. Ein langer Weg. Meditation ist ein Weg zur Wahrheit.
Meditation – was ist das nicht
Meditation gehört niemandem, nicht den Buddhisten, den Hindus, den Sufis oder den christlichen Mystikern. Und sie alle kennen sie. Meditation ist keine Weltanschauung, keine Religion. Auch ein Atheist kann meditieren. Mit Gewinn. Meditation ist nicht (Körper-)Yoga, nicht Wellness. Es ist auch nicht Kontemplation, Gebet und geht über Konzentration hinaus.
Kontemplation heißt, über einen Gegenstand kontemplieren, also seinen Sinn, seine Bedeutung zu ergründen und etwas in sich aufnehmen, etwas sacken lassen. Hier geht es also nicht in erster Linie darum, achtsam zu sein. Es kommt mehr auf den Gegenstand an.
Bei der Konzentration geht es darum sich auf einen Gegenstand zu fokussieren. Also diesen Gegenstand in sein Bewusstsein aufzunehmen und ihn dort möglichst nicht loszulassen. Damit kann Konzentration Meditation sein. Meditation geht aber weiter, weil sie auch Methoden umfasst, die über einen Gegen-stand hinaus gehen.
Gebet ist die Kommunikation mit einer höheren Wesenheit. Da können Elemente der Meditation enthalten sein. Aber das Ziel ist ein anderes.
Zwecke der Meditation
Zwecke und Ziele gibt es viele. Da gibt es unmittelbare praktische Erwartungen und Ziele. Du fühlst dich elend, du bist schlapp oder krank, hast Ängste, fühlst dich einsam. Und nun suchst du etwas, das dich aus diesen Zuständen befreit. Das sind legitime Ziele. Da wird dir Meditation schon irgendwie helfen. Die Auswirkungen der Meditation sind vielfältig. Dein Geist wird sich verändern. Es werden nicht mehr so viele unnütze und vielleicht beängstigende Gedanken und Gefühle auftauchen. Du wirst ruhiger werden, gelassener, ausgeglichener, einfach weil du eher merkst, was du tust, also achtsamer und wacher bist, dich nicht mehr von so vielen auch unnützen Gedanken und Gefühlen einfangen lässt, du wirst dich verändern. Die Gedanken setzen sich, vielleicht wirst du gesünder. Du gewinnst Stabilität und inneren Frieden. Sicher wirst du Krankheiten leichter ertragen können, Stress mag sich abbauen, du wirst energetischer, entspannter, zufriedener.
Meditation hat den Zweck die Prozesse in unserem Kopf, in unserem Geist transparenter zu machen, sie sozusagen zu verlangsamen. Dann kommt nach Nr. 6 nicht gleich Nr. 7. Das Denken, das Wahrnehmen, das Erkennen wird bewußter, deutlicher. Wieso verlangsamt Meditation diesen Prozess? Der Geist wird immer mehr zur Ruhe gebracht. Dann besteht die reine Wahrnehmung länger. Es geht um reine Wahrnehmung ohne Ablenkung.
Vielleicht geht es dir um die ganz großen Ziele, um die Wahrheit, die letztendliche Wahrheit, egal wie du das, was du suchst, nennst: die Erleuchtung, das Tao, Gott, das große Geheimnis, unio mystica, das Unnennbare, Nirvana, das Absolute, die große Perfektion, unsere letztendliche Natur oder wie auch immer.
All diesen Zielen kann dich die Meditation näher bringen. Du wirst nicht unbedingt in diesem Leben die Erleuchtung erlangen. Aber Meditation kann Dir aus eigenem Erleben zeigen, was das ist. Definitiv. Das ist der Weg. Wenn Du einen Funken davon erhascht hast kommt die Aufgabe, diesen Zustand zu halten. In der Tat ein hohes und hehres Ziel.
Weshalb sind wir hier, auf dieser Erde? Vielleicht um glücklich zu sein. Weil wir auf der Erde eine Aufgabe haben. Um ein guter Mensch zu werden. Wie erreichen wir das? Indem wir unseren Geist trainieren, ihn flexibel machen. Wie machen wir das? Ein wichtiges Mittel dazu ist Meditation. Der Geist ist das, was uns wesentlich ausmacht. Es lohnt sich, mit ihm zu arbeiten, ihn dazu bringen, dass er uns gehorcht. Anderenfalls bestimmt er uns. Jetzt sind wir ein Blatt, das der Wind hierhin und dorthin treibt. Es gibt einige Instrumente, die unseren Geist trainieren. Das wichtigste ist die Meditation. Ein anderes ist z.B. der Vajrayanaweg des Buddhismus. Dort lernst du zu visualisieren. Du stellst dir vor, wie sich eine Schlange in bestimmter Art um einen Stab windet oder du bewegst in deiner Vorstellung den Buchstaben A oder du stellst dir eine Wesenheit so lange und intensiv vor, bis du sie sehen kannst. Dann gibt es ekstatisches Tanzen, Fasten, Schlafentzug, komische Substanzen... . Und auch ein Meister kann sehr wirkungsvoll deinen Geist trainieren – wenn du das zulässt.
Der Mensch strebt nach Glück. Süchtige Suche nach Saufen, Sex und Sensationen. Wie aus dieser Mühle ausbrechen? Die Suche nach Befriedigung der Wünsche und Triebe im Außen zeigt nur eine Möglichkeit. Eine andere Methode: das aktive Einüben eines glücklichen Zustandes ohne Umweg - ein Weg der Yogis und Magier. Und ein weiterer Schritt ist möglich: dem unsteten Glück nicht mehr nachzujagen und ganz aus dem System auszusteigen.
Man könnte sagen, Meditation löst sämtliche Probleme, Meditation ist das Allheilmittel. Denn Probleme brauchen das Medium der Gedanken. Ohne Nachdenken kann sich niemand Sorgen machen. Objektiv mögen die Dinge und Daten, die als Problem empfunden werden, weiter existieren. Für den Meditierenden besitzen sie aber keinen Raum mehr, sobald der Geist zur Ruhe gekommen ist.
Du gehst einen Weg, der dich bewusst macht, der dich zum Herrn oder zur Herrin in deinem Haus macht, so dass du schließlich, irgendwann, bestimmen kannst und nicht länger Spielball entgegengesetzter Impulse, Strömungen und Einflüsse in dir selbst bist, wie ein Blatt im Wind. Vielleicht kannst du dann auch - und dies ist kein Gegensatz - das Blatt, das du bist, im Wind treiben lassen.
Patanjali zur Meditation
Einen Text von Patanjali habe ich zum ersten Mal in einem kleinen Ort in Indien gefunden. Über dem Text steht das Wort „Yoga“. Das führt aber in die Irre. Hier hat jemand nicht über das geschrieben, was wir „Yoga“ nennen, sondern auch und gerade über Meditation, vor zweieinhalbtausend Jahren, in einer archaischen zeitlos gültigen Sprache. Niemand hat es so auf den Punkt gebracht. Patanjali geht vor wie ein Wissenschaftler. Ich bin beeindruckt von dieser Präzision.
Patanjali zur Meditation:
Nur wer bereit ist, wird zur Ruhe kommen.
Zur Ruhe zu kommen heißt, die Gedanken und Gefühle zur Ruhe kommen zu lassen.
Wenn Gedanken und Gefühle vollständig zur Ruhe gekommen sind, dann weilt der Mensch im Absoluten.
In jedem anderen Zustand identifiziert sich der Mensch mit seinen Gedanken und Gefühlen.
Das Zur-Ruhe-Kommen der Gedanken und Gefühle geschieht durch Ausdauer und durch Nicht-Anhaften.
Ausdauer heißt fortgesetztes Wiederholen.
Die Ausdauer wird stabil, wenn sie hingebungsvoll und lange Zeit ohne Unterbrechung aufrecht gehalten wird.
Nicht-Anhaften heißt, sich selbst zu beherrschen und Wahrgenommenes nicht zu begehren.
Das Nicht-Anhaften erreicht seine höchste Stufe, wenn jedes Begehren versiegt und die absolute Natur erkannt wird.
Der Körper verweile in einer stabilen und angenehmen Position.
In dieser Haltung weile der Mensch in völliger Entspannung im Absoluten.
Fixierung heißt, das Denken und Fühlen auf einen einzigen Erfahrungsgegenstand zu richten.
Meditation heißt, das Denken und Fühlen auf einen Erfahrungsgegenstand zu richten und ohne Unterbrechung bei diesem Erfahrungsgegenstand zu bleiben.
Versenkung heißt die Meditation, in der der Erfahrungsgegenstand in seiner wahren Natur zum Vorschein kommt, unbeeinflusst vom Denken und Fühlen des Betrachters.
Das ist es. Wer das unmittelbar fassen und umsetzen kann, braucht nichts anderes mehr.
Anfangen
Jeder Neubeginn beginnt mit einem Entschluss. Der Entschluss zur Meditation führt zu eine Richtungsänderung: Ich schaue nicht mehr nach außen, wie gewöhnlich, sondern nach innen.
Wer bisher den Zustand der Meditation nicht kennt, könnte fragen, was denn nun konkret zu tun sei, um zu meditieren. Es würde wahrscheinlich nicht viel weiterhelfen, wenn gesagt würde, es sei gerade nichts besonderes zu tun. Was bedeutet das denn konkret, würde gleich als nächste Frage auftauchen. Deshalb: einfach in einer bequemen Sitzhaltung hinsetzen und äußerlich und innerlich still werden, würde für den Anfang ausreichen. Konkret anfangen und sitzen, sitzen, sitzen. Der Rest kommt von allein. Vielleicht verwirrt am Anfang sogar eine weitere Beschreibung. Deshalb könnte man auch sagen, Meditation ist sitzen, nur sitzen, sitzen ohne ein Ziel.
Wem aber eine Anweisung wie einfach äußerlich und innerlich still zu werden, nicht reicht, der richte seine Aufmerksamkeit auf die Gedanken und Gefühle. Am Anfang jeder Meditation steht die Aufgabe, den Geist nach Hause zu holen, ihn wie mit einem Lasso einzufangen; er darf nicht mehr über die Prärie stürmen wie ein wilder Bison. Er wird identifiziert und nach innen geholt. Sammlung. Im zweiten Schritt wird er völlig los gelassen, befreit. Es gibt keine Gedanken mehr. Der Mensch entspannt total und tritt ein in eine weite Leere - weit wie der unendliche Raum. So setzt er sich in der rechten Art in das reine Buddha-Land, holt den Geist heim, lässt vollkommen los und verweilt in einer „weiten“, ganz natürlichen inneren Haltung.
Mir haben die folgenden Anweisungen geholfen:
Sitzen wie ein Berg und alles so sein lassen wie es ist!
Das Nicht-Denken denken und alles so sein lassen wie es ist!
Den Geist weit werden lassen wie den Himmelsraum und alles so sein lassen wie es ist!
Und wieder könnte die Frage aufkommen: Was heißt das denn konkret? Eine Anweisung wie: den Geist weit werden lassen. Wenn ich daran mit meinem analytischen Verstand gehe, komme ich ins Schleudern. Was ist denn der Geist und wie kann ich dieses Etwas weit werden lassen? Was muss ich denn konkret tun? Das geht doch gar nicht. Der Fehler liegt im Versuch, das Rätsel mit dem analytischen Verstand lösen zu wollen. Lass den Geist einfach weit werden. Verbinde ein Gefühl damit von Weite, Freude, tief Luft holen und atme langsam durch den offenen Mund aus. Die Augen sehen, der Geist erfasst; aber der Mind greift nicht. Denk nicht nach und mach einfach.
Der Geist ist fast immer nach außen gerichtet und er und der dazu gehörende Mensch weiß nicht, dass er nach außen gerichtet ist. Der Geist ist seiner selbst nicht gewahr. Er kennt wohl ein Gewahrsein von Handlungen, aber kein Gewahrsein des Handelnden. Du musst dich also ersteinmal selbst entdecken. Das geht nur, indem du nach innen schaust.
Die Augen sehen, der Geist erfasst; aber der Mind greift nicht auf und denkt nicht darüber nach.
Weshalb müssen wir immer eingreifen? Unsere Ungeduld. Die Dinge lassen wie sie sind, in ihrem natürlichen Fluss. Das gilt nicht nur für die Meditation, für die Beruhigung unseres Gedanken- und Gefühlschaos. Ein Wald z.B. ist in sich selbst perfekt. Jeder Eingriff schadet, kann sich sogar im Sinne eines wirtschaftlichen Nutzens negativ auswirken, etwa dadurch, dass der Wald für „Schädlinge“ anfälliger wird. Die beste Methode, ein Schaf zu kontrollieren ist, ihm eine grenzenlose Weide anzubieten, soll Suzuki Roshi einmal gesagt haben. Das ist auch die Methode, den Geist zu beruhigen. Meditation heißt, den Geist zu lassen - auf achtsame Weise. Die Dinge nicht so ernst nehmen. Sie sind letztlich alle ohne Substanz - leer. Vor allem sich selbst nicht so ernst nehmen. Humor. Einfach sein, nicht in der Vergangenheit noch in der Zukunft. In der Gegenwart bleiben. Nicht in Gefühlen schwelgen. Nicht abgelenkt sein. Es gibt nichts besonderes zu tun. Sei!
Wenn einmal eine gewisse Stille eingetreten ist, dann bleibt sie meist nur für wenige kurze Augenblicke. Es mangelt an Stabilität. So leicht gleiten wir ab. Immer wieder tauchen Gedanken und Gefühle auf und ziehen uns aus diesem Zustand der Weite und Stille. So schwer, diesen Zustand stabil zu halten. Deshalb immer wieder üben. Und Wachsamkeit ist notwendig, um das Abgleiten zu erkennen und dann in den Zustand zurück zu kommen. Nur so kann, ganz allmählich, Stabilität in der Meditation erreicht werden.
Meditation ist sehr persönlich, individuell, vielleicht sogar ein wenig einsam. Selbst wenn du in der Gruppe meditierst, bist du immer mit dir allein.
Meditation ist ein Instrument, ein wesentliches, aber nicht das einzige. Probier es aus! Wenn dich Meditation anspricht, fang einfach an! Und fünf Minuten lang jeden Tag zu meditieren ist besser, als einmal oder in großen Abständen eine Stunde lang. Meditiere so selbstverständlich jeden Tag, wie du Zähne putzt, wie du dir die Tagesschau ansiehst, wie du montags den Sportteil liest! Bau sie in deine Tagesroutine ein. So ersparst du dir den regelmäßigen Kampf gegen deine Trägheit und deinen schlauen Intellekt, der viel interessanter erscheinende Vorschläge anbietet und hervorragend begründet. Wenigstens wird der Kampf leichter, denn etwas Widerstand taucht immer wieder auf, wenn mir inzwischen auch etwas fehlt ohne Meditation.
Denke nicht, du hast keine Zeit! Wie viel Zeit verplempern wir unnütz mit Fernsehen (gut, ich mag kein Fernsehen), Quatschen, übermäßigem Schlafen (weniger Schlaf verschafft meist etwas mehr Spielraum. Angeblich senkt auch regelmäßige Meditation das tägliche Schlafbedürfnis. Von diesem Effekt habe ich allerdings bisher nicht viel gespürt), Zeit totschlagen mit Lesen von belanglosem Zeug. Erforsche gewissenhaft und ehrlich deinen Tagesrhythmus und du wirst eine Lücke finden!
Weshalb du meditierst ist egal. Es ist richtig, wenn du meditierst, um ruhig zu werden, ausgeglichen, harmonisch, still, gesammelt. Du wirst dich ändern. Erwarte nicht zu viel! Zwar können gerade im Anfang großartige Dinge geschehen, Geschenke, Glücksgefühle, Bilder, Farben und Licht, Dinge, die verschwinden und vielleicht nie wieder eintreten, frustrierend. Aber wahrscheinlich werden deine Beine einschlafen, der Rücken wird schmerzen, die Gedanken hören nicht auf, es wird langweilig und du fragst dich, was das alles soll.
Die Zen-Obermönche werden schon recht haben, die sagen: Nur sitzen, nichts als sitzen, still sitzen, der Frühling kommt und das Gras wächst von allein. Du sitzt, um zu sitzen - kein „um zu“. Sitze einfach! Es geht nicht um Glückseligkeit oder um Erleuchtung. Allmählich und immer mehr wirst du erkennen, weshalb du meditierst. Du wirst bewusster und verstrickst dich weniger in Gedanken.
Beschränke deine Bemühungen nicht auf ein halbes Stündchen Praxis täglich, sondern nimm etwas von dieser Erfahrung mit in deinen Alltag! Du übst eine Haltung, die auf dein gesamtes Leben ausstrahlt, was immer du tust. Meditation nicht nur in der Einsamkeit des Himalaja - das ganze Leben wird Meditation. Stille in der Hektik des Marktplatzes.
Im folgenden einige Tipps.
Äußere Bedingungen
Körperhaltung
Der Geist lässt sich nur allzu leicht und willig ablenken. Deshalb sollte der Körper in einer Haltung verweilen, in der er einfach vergessen werden kann. Er darf nicht stören.
Eine gerade, aufrechte Wirbelsäule halte ich für unabdingbar. Nur so kann die Energie fließen, die inneren Organe haben den ihnen zugedachten Platz, werden nicht gedrückt und letztlich, wenn der Körper längere Zeit ruht, ist ein gerader Rücken bequemer als ein krummer, der bald schmerzen würde. Ein gerader Rücken trägt sich selbst. Er ist in sich stabil, wie ein Turm.
Im Stehen zu meditieren könnte möglich sein; ich habe aber davon noch nichts gehört und habe es auch noch nicht ernsthaft probiert. Vermutlich wird diese Haltung bald unbequem und die Beine erfordern eine zu große Aufmerksamkeit.
Angeblich kann man auch im Liegen meditieren. Ich finde es nicht empfehlenswert. Im Liegen finde ich es besonders schwer, achtsam zu bleiben. All zu leicht entgleitet mein Bewusstsein, geht über in ein Dösen und Dämmern oder sogar in den Schlaf. Allerdings erinnere ich mich auch an einen Zustand, in dem ich angeblich laut geschnarcht habe und trotzdem weiß ich alles, was in dieser Zeit geschah.