MeeresWeltenSaga 2: Mitten im Herzen des Pazifiks - Valentina Fast - E-Book

MeeresWeltenSaga 2: Mitten im Herzen des Pazifiks E-Book

Valentina Fast

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Beschreibung

**Werde eins mit der Magie der Weltenmeere** Schimmernde Schlösser und perlmuttfarbene Schuppen. Obwohl Adella in ihrem neuen Leben als Meerjungfrau ein unfassbar schönes Königreich unter Wasser entdeckt, sehnt sie sich immer noch danach, zu ihrer Familie zurückzukehren und wieder ein Mensch zu werden. Das Wesen, das ihr dabei behilflich sein könnte, scheint jedoch der König des Pazifikmeeres zu sein und der Weg zu ihm ist voller Gefahren. Adellas einzige Möglichkeit, unbeschadet dorthin zu gelangen, sind die Meermänner Nobilis und Marus, auch wenn sie immer noch nicht weiß, ob sie ihnen vertrauen kann. Dass zudem einer der beiden ganz besondere Gefühle in ihr weckt, macht es nicht unbedingt leichter ... //Alle Bände der fantastischen Unterwasser-Reihe: -- MeeresWeltenSaga 1: Unter dem ewigen Eis der Arktis  -- MeeresWeltenSaga 2: Mitten im Herzen des Pazifiks  -- MeeresWeltenSaga 3: In den endlosen Tiefen des Atlantiks  -- MeeresWeltenSaga 4: Zwischen den Wellen des Indischen Ozeans  -- MeeresWeltenSaga 5: Mit der reißenden Strömung der Antarktis -- MeeresWeltenSaga: Alle 5 Bände der fantastischen Meerjungfrau-Reihe in einer E-Box!// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Valentina Fast

MeeresWeltenSaga 2: Mitten im Herzen des Pazifiks

** Werde eins mit der Magie der Weltenmeere ** Schimmernde Schlösser und perlmuttfarbene Schuppen. Obwohl Adella in ihrem neuen Leben als Meerjungfrau ein unfassbar schönes Königreich unter Wasser entdeckt, sehnt sie sich immer noch danach, zu ihrer Familie zurückzukehren und wieder ein Mensch zu werden. Das Wesen, das ihr dabei behilflich sein könnte, scheint jedoch der König des Pazifikmeeres zu sein und der Weg zu ihm ist voller Gefahren. Adellas einzige Möglichkeit, unbeschadet dorthin zu gelangen, sind die Meermänner Nobilis und Marus, auch wenn sie immer noch nicht weiß, ob sie ihnen vertrauen kann. Dass zudem einer der beiden ganz besondere Gefühle in ihr weckt, macht es nicht unbedingt leichter …

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Vita

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© privat

Valentina Fast wurde 1989 geboren und lebt heute im schönen Münsterland. Beruflich dreht sich bei ihr alles um Zahlen, weshalb sie sich in ihrer Freizeit zum Ausgleich dem Schreiben widmet. Ihre Leidenschaft dafür begann mit den Gruselgeschichten in einer Teenie-Zeitschrift und verrückten Ideen, die erst Ruhe gaben, wenn sie diese aufschrieb. Ihr Debüt, die »Royal«-Reihe, wurde innerhalb weniger Wochen zum E-Book-Bestseller.

1. KAPITEL

FREUNDSCHAFT, EIN SO GROSSES WORT

»Adella, hör auf zu trödeln«, tadelte Nobilis mich, als ich einen kurzen Blick zurück zur Eishöhle warf, in der wir uns seit Tagen versteckt hielten.

»Ich komme ja schon«, erwiderte ich und folgte ihm. Und dennoch: Die Ereignisse der letzten Tage stürzten unbarmherzig auf mich ein, als ich Nobilis nachschwamm und mich damit zum ersten Mal seit Tagen aus unserem Versteck wagte.

Nobilis und ich waren aufgebrochen zu unserer Reise ins Pazifikmeer. Auf der Suche nach einem Nachtquartier hatten wir zufällig Marus, Nobilis' Bruder, gefunden. Schwer verletzt. Bewusstlos. Halb tot.

Das gequälte Gesicht von Nobilis, der unentwegt versuchte seinen Bruder wieder zum Atmen zu bringen, werde ich nie vergessen. Und auch die Erleichterung, die uns erfasste, als Marus nach einem harten Schlag auf die Brust plötzlich nach Wasser rang und seine Augen öffnete. Ich reinigte und kühlte daraufhin schnell seine Wunden, während er sich langsam von seinem Dämmerzustand erholte.

Eine Verletzung an seinem Arm hatte bereits zu eitern begonnen und der allgemeine Blutverlust hatte ihn geschwächt. So sehr, dass sein Körper fast aufgegeben hätte.

Noch in der tiefen Dunkelheit hatte ich mich auf die Suche nach einer bestimmten Algenart begeben, um seine Wunde damit zu desinfizieren. Ich hatte sie vor kurzem selbst erst kennengelernt.

Glücklicherweise wurde ich rasch fündig und eilte wieder zu Marus zurück, um mit der Alge immer und immer wieder über die Verletzung zu streichen, um sie zu heilen. Marus stöhnte vor Schmerzen auf, weshalb wir öfter eine Pause machen mussten.

Nach drei Tagen nun fühlte sich Marus einigermaßen wiederhergestellt, sodass an einen Aufbruch zu denken war. Morgen sollte es soweit sein, doch damit Marus wirklich fit genug dafür sein würde, mussten wir unbedingt etwas zu Essen auftreiben.

Genau aus diesem Grund folgte ich nun Nobilis, folgte ihm die Wand des Tunnels hoch, in dem wir uns momentan befanden. Gestern hatte er zufällig ein Gängesystem entdeckt, das vom oberen Ende des Tunnels wegführte, ganz dicht an der Eisdecke entlang, die den Tunnel bedeckte. Und nun hofften wir dort fündig zu werden.

Als wir den Eingang erreichten, bildete ich mir sofort ein, die Wärme der schwachen Sonnenstrahlen auf meiner schuppigen Haut spüren zu können, die durch das dicke Eis über mir drang. Glitzerndes Licht wurde von der Eisdecke reflektiert und ließ mich blinzeln.

Nachdenklich betrachtete Nobilis den Weg, der sich vor uns auftat, bevor er mich ansah. »Traust du dich?«

»Ich muss gestehen, dass ich mir Besseres vorstellen könnte«, verzog ich meinen Mund und atmete tief das kühle Wasser ein. Wer wusste denn schon, was uns hier erwartete?

»Feige?« Nobilis lächelte zwar nicht, aber ich konnte hören, dass er sich über mich lustig machte.

»Sicher nicht«, knurrte ich und wich seinem Blick aus, denn seitdem wir vom Königreich aufgebrochen waren, hatten wir kaum ein Wort miteinander gesprochen. Und auch wenn es ein gemeiner Gedanke war, so hatte mich die ständige Sorge um Marus tatsächlich von der Frage abgelenkt, wie ich mit der Situation umgehen sollte, mit Nobilis unterwegs zu sein.

Ich räusperte mich geräuschvoll, um mir Mut zu machen, denn die Gelegenheit eines Gesprächs unter vier Augen würde ich so schnell nicht wieder haben. Jetzt oder nie galt es zu klären, was noch zwischen uns stand.

Nobilis blickte mich von der Seite an und hob überrascht seine Augenbrauen. »Geht es dir gut?« Meine Güte, er sah mich an, als würde er befürchten, dass ich mich an meiner eigenen Zunge verschluckte.

»Ich denke über die letzten Tage nach. Über den Angriff«, begann ich und räusperte mich erneut.

»Hm«, machte er nur, schwieg dann aber wieder und konzentrierte sich ganz auf den schmalen Tunnelweg vor uns, der hellblau leuchtete.

Ich konnte gerade so neben ihm schwimmen, doch ich wollte auf Augenhöhe mit ihm sein.

»Wieso hast du das getan? Wieso hast du dich ihnen angeschlossen?«, fragte ich beinahe atemlos, hielt das eingesogene Wasser in meinem Mund und starrte ihn mit großen Augen an.

»Wie bitte?«

»Warum hast du dich Luke angeschlossen?«, brachte ich hervor und drehte mich abrupt von ihm weg, da die Nervosität überhandnahm.

»Ich wollte immer nur das Richtige tun«, erklärte er und fuhr sich durch seine Haare, was ich im Augenwinkel beobachtete. Er zerwuselte sie zu einem wilden braunen Durcheinander, was im Wasser äußerst witzig aussah, da seine Haare sich kurz darauf wieder störrisch in ihre Ursprungsform begaben.

Ich drehte mich langsam wieder zu ihm. »Aber warum bist du bis zum Ende dabeigeblieben? Hättest du diesen abscheulichen Typen nicht einfach früher verlassen können?«

Nobilis lachte leise und legte seinen Kopf in den Nacken. »Hast du eigentlich noch in Erinnerung, wie viele von Königin Octavias Wächtern dort waren? Du stellst dir das alles so einfach vor …«

»Oh.« Mehr brachte ich nicht hervor, denn seine Worte hinterließen ein Gefühl von Scham in meiner Brust. »Es tut mir leid. Ich …«, begann ich stockend und es gelang mir nicht weiterzusprechen.

»Vergiss das Ganze einfach. Wir lassen diesen Mist hinter uns und konzentrieren uns besser auf das, was vor uns liegt. Und momentan brauchen wir alle dringend etwas zu Essen.«

Ich presste meine Lippen aufeinander. Wie er das sagte, so ruhig und sachlich. So emotionslos. Gleichzeitig flüsterte eine kleine Stimme in meinem Kopf, dass ihm das alles hier gar nicht so egal sein konnte, dass ich ihm nicht egal sein konnte, wenn er mich ins Königreich des Pazifikmeeres zu König Fortis begleiten wollte. Vielleicht würde er mir helfen können. Vielleicht war gerade er meine Chance, wieder ein Mensch zu werden …

Nach einigen sanften Tunnelbiegungen erreichten wir eine riesige Höhle. Die Wände leuchteten nun in einem kräftigen Blau, wie die Spiegelung des Sommerhimmels unter Wasser. Es war wunderschön!

Bunte, kleine Fische tummelten sich in mehreren Schwärmen und flitzten an uns vorbei. Der Boden war übersät mit grünen Algen, die von ihnen angenagt wurden.

Während ich die Fische noch voller Ehrfurcht betrachtete, preschte Nobilis auch schon vor und schnappte sich einige von ihnen. Mit einer schnellen Bewegung presste er sie in seiner Hand zusammen, ein ekelhaftes Knacken ertönte.

Diese Aktion widerte mich so sehr an, dass Galle in meiner Kehle aufstieg und ich mich von ihm abwenden musste.

Nobilis' Schnauben hallte durch die Eishalle, während er sich offenbar schon wieder auf den Rückweg machte und die Fische dabei in seiner Hand hielt. Wieso, zum Henker, hatte ich ihn eigentlich begleiten müssen?! »Nun stell dich nicht so an, wir können nicht nur von Algen leben.«

Mein Mund klappte auf – und blieb so –, während ich Nobilis dabei zusah, wie er tatsächlich wieder im Tunnel verschwand und scheinbar ganz automatisch davon ausging, dass ich ihm schon folgen würde.

Ich wollte ihm etwas äußerst Unschönes hinterherrufen, doch alle Worte blieben mir im Halse stecken. Gleichzeitig rumorte mein Magen trotzig und ich senkte schließlich meinen Blick und begann fahrig Algen zu pflücken.

»Adella …«, hauchte da plötzlich jemand hinter mir und ließ mich herumfahren.

»Jack.« Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch ich spürte sofort, wie ich mich entspannte, wie jegliches Unbehagen von mir abfiel. Lächelnd betrachtete ich den gutaussehenden Geist, der sich direkt nach meiner Verwandlung in eine Media an meine Fersen geheftet hatte. Seit Tagen nun, genau genommen seit unserem Aufbruch ins offene Meer, hatte ich ihn nicht mehr gesehen, denn er zeigte sich niemals vor einer anderen Person.

»Ich habe dich vermisst.«

Seine Worte ließen mein Herz hüpfen und das nicht zum ersten Mal. Von Beginn unseres »Kennenlernens« an war da etwas Besonderes zwischen uns, etwas so Tiefes, dass ich es nicht in Worten fassen könnte. Es war, als gehörten wir zusammen, auch wenn wir uns niemals würden berühren können. Und nein, ich könnte nicht sagen, dass ich verliebt in ihn war, es war eher so wie … Ja, es war kompliziert.

»Ich dich auch.« Mein breites Lächeln ließ ihn geradezu strahlen.

»Sind die beiden wenigstens nett zu dir?«

Ich nickte und bildete mir ein, dass er aufatmete, bevor er plötzlich unversehens loslachte. »Was ist denn?«, fragte ich ihn grinsend.

»Ich fühle mich gerade wie ein Stalker. Ganz so, als würde ich jeden deiner Flossenschläge verfolgen und dich ständig beobachten.«

»Tust du das denn nicht?«

»Wenn ich das wollte, kleiner Seestern, könnte ich das tun. Aber zwischendurch muss ich auch mal woanders hin.«

»Wohin denn?« Jähe Neugier machte sich in mir breit, weil ich bisher noch nie ernsthaft darüber nachgedacht hatte, was er sonst noch so trieb.

»Kann ich dir leider nicht sagen.«

Ich wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, als ich plötzlich Nobilis' wütende Stimme vernahm. Sie hallte durch das Tunnelsystem, vor dem ich mich mit Jack gerade unterhielt. »Adella! Wo bleibst du denn?«

»Ich komme!«, rief ich in den Tunnel hinein und drehte mich wieder zu Jack, doch er war verschwunden. Natürlich war er das.

Im nächsten Moment tauchte auch schon Nobilis hinter mir auf. »Willst du da Wurzeln schlagen, oder was? Du weißt doch, dass Marus dringend Nahrung braucht.«

»Hm«, machte ich und pustete Wasser aus. Dabei zuckte ich mit den Schultern, denn mir fiel keine passende Ausrede ein, zumal mir seine Ungeduld ja durchaus einleuchtete.

Voller Argwohn zog er seine Augenbrauen zusammen, musterte mich kurz und machte dann eine Kopfbewegung, die mir geradezu befahl, voraus zu schwimmen.

Schweigend folgte ich seinem Wink, denn ich wollte ihn nicht gegen mich aufbringen. Es stimmte ja, sein Bruder wartete. Zudem brauchte ich Nobilis, brauchte seine Hilfe, wenn ich irgendwie unbeschadet im Königreich des Pazifikmeeres ankommen wollte.

Schweigend schwammen wir durch den Tunnel, vorbei an den eisigen Wänden, bis wir wieder in unserem Versteck ankamen, in dem uns Marus mit gelangweilter Miene empfang. Aber hey: Wenn er sich bereits wieder langweilen konnte, schien seine stetige Heilung voranzuschreiten.

»Da seid ihr ja endlich! Es ist so eintönig hier draußen. Nichts, was für ein wenig Ablenkung sorgt. Nur Eis. Immer nur Eis. Dieses Eis geht mir sowas von auf die Flosse!«, nörgelte Marus munter drauflos.

Nobilis schmunzelte und warf seinem Bruder einen der erbeuteten Fische zu, den er mit Leichtigkeit auffing und sofort zu verspeisen begann. »Endlich! Danke!«

»Um dein Genörgel zu beenden, würde ich auch durch drei Ozeane schwimmen«, schnaubte Nobilis.

»Wie nett von dir«, lächelte ich zögernd.

»O nein«, entgegnete Marus und stieß mich leicht mit dem Ellbogen an. »Er meinte damit, dass er lieber abhauen würde, als sich noch länger mein Gejammer anzuhören.«

»Oh. Achso.« Verhalten lachte ich auf, woraufhin mir Nobilis einen seltsamen Blick mit gelupfter Augenbraue zuwarf. Sofort drehte ich mich zu Marus. »Das nächste Mal darfst du dir dein Essen gern selbst holen, wenn du schon so gesund bist, dass du nörgeln kannst.«

Grinsend zwinkerte er mir zu. »Werde ich, aber vorher möchte ich es noch genießen, endlich mal wie ein König behandelt zu werden.«

»Jetzt werde bloß nicht frech«, mahnte Nobilis ihn und biss in seinen Fisch.

Marus lachte und tat es ihm nach, während ich mich an den Rand der Höhle setzte und meine Flosse über dem drei Meter hohen Abgrund baumeln ließ. Schweigend hielt Nobilis auch mir einen Fisch hin, doch ich schüttelte den Kopf und machte mich stattdessen über meine Algen her. Glücklicherweise hatte ich sie vorhin nicht nur kopflos gepflückt, sondern auch einige davon mitgenommen.

Algen. Ja. Zwar war ich nun eine Media, brachte aber trotzdem keinen Fisch hinunter. Ich hasste Fisch immer noch genauso sehr, wie ich es als Mensch getan hatte. Allein die Vorstellung, ihn essen zu müssen, war so … Bah!

Nobilis und Marus unterhielten sich und ich saß einfach nur stumm da und betrachtete die beiden. Obwohl sie sich zunächst den Bösen angeschlossen hatten, fühlte ich mich bei ihnen sicher. Was ich jedoch nicht wusste, war, ob sie mich überhaupt weiterhin begleiten würden. Nobilis hatte nur mit mir kommen wollen, weil er geglaubt hatte, dass sein Bruder nach dem Angriff auf den Palast geflohen war. Doch jetzt, da wir ihn gefunden hatten, konnte es sein, dass Nobilis und er andere Pläne verfolgen wollten. Pläne, die nichts mit mir zu tun hatten.

Tief in mir drinnen wusste ich, dass ich den beiden nicht die Schuld für alles geben konnte, was geschehen war. Luke und Saniya konnte ich hingegen sehr wohl beschuldigen. Sie hatten immerhin alles bis ins kleinste Detail geplant. Und mich für ihren abscheulichen Plan benutzt.

Ich erschauerte und starrte die Wand aus Eis gegenüber der kleinen Höhle an. Noch jetzt erinnerte ich mich ganz genau daran, wie ich hier mit Saniya gelegen hatte – in dem Glauben, dass wir so etwas wie »Freundinnen« wären.

Unwillkürlich presste ich fest meine Lippen aufeinander, auch da meine Gedanken wie schon viel zu oft zuvor weiter zu Leonardus und Elodie wanderten. Sie hatten mich ebenfalls belogen. Obwohl ich noch immer nicht verstand, warum. Es passte einfach nicht zusammen. Ihnen hatte es nichts gebracht, so zu tun, als würden sie mich mögen …

Nach und nach wurde der Lichtschein über der Eisschicht, die den Tunnel bedeckte, dunkler. Die Nacht brach langsam an und irgendwann begaben sich Nobilis und Marus zur Ruhe. Ich atmete tief ein und legte mich neben Marus, wobei ich die Tasche, die ich von der Bediensteten Rosalia aus dem Nordpolarmeer geschenkt bekommen hatte, als Kopfkissen benutzte.

Schon bald hörte ich Nobilis gleichmäßig atmen, dazu das leise Schnarchen von Marus. Geräusche, die mich seit Tagen begleiteten und irgendwie beruhigend wirkten, weil sie mich von der Einsamkeit ablenkten, die sich still und leise in mein Herz gebrannt hatte. Die Meereswelt hier unten – darüber machte ich mir keine Illusionen – würde niemals meine neue Heimat werden können. Und auch wenn ich es zu verdrängen versuchte, beschlichen mich jede Nacht die Bilder von meiner Oma Holly, meinem Opa Chasper und davon, wie sie mich längst aufgegeben hatten. Aufgegeben haben mussten.

Ich wusste nicht, wie ich gegen diese Bilder in meinem Kopf ankommen sollte, und versuchte mir selbst zu sagen, dass ich alles tat, was in meiner Macht lag.

Aber es war, als würde mir nur langsam bewusst werden, dass Königin Aquata mich nicht hatte zurückverwandeln können – und dass dazu vielleicht auch sonst niemand imstande war.

Doch das wollte ich nicht glauben. Vor allem, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, was ich dann tun sollte …

2. KAPITEL

VERSTECKEN IST MANCHMAL DIE BESTE LÖSUNG

Ich wurde durch einen dumpfen Stoß geweckt, rieb mir meine Augen und gähnte müde. »Marus…«

Als Antwort ertönte ein tiefes, schläfriges Brummen.

Entnervt schob ich Marus zur Seite und verfluchte seinen Ellbogen, der offenbar an meiner Misere schuld war.

Marus grummelte– bevor er sich plötzlich in meine Richtung drehte und ein Geräusch machte, als würde er im Schlaf leise lachen. Es war so dunkel um uns herum, dass ich es jedoch nicht sehen konnte.

Erschrocken drehte ich mich weg, sodass wir nun wie zwei Löffel voreinander lagen. Oder sollte ich besser sagen ineinander?

Ich verzog meinen Mund und stöhnte lautlos, während ich überlegte, ob ich versuchen sollte, von ihm wegzurutschen.

Doch mit seiner Nähe wurde mir warm. Zum ersten Mal seit langer Zeit spendete mir ein anderer Körper Wärme, was schön war. Also entspannte ich mich und ließ es einfach zu.

***

Das nächste Mal weckte mich ein ersticktes Lachen. Immer noch müde öffnete ich meine Augen, wandte mich um und suchte den Ursprung des Geräusches. Eins war klar: Marus war nicht mehr an mich gekuschelt.

Als ich mich schließlich aufrichtete, bemerkte ich, dass er und Nobilis mich anstarrten. Letzterer schien entsetzt, Marus eher belustigt zu sein.

»Na, war schön, oder?«, feixte Marus und zwinkerte mir zu.

Hitze schoss in mein Gesicht und ich spürte beinahe die jähe Röte auf meinen Wangen. Marus grinste noch breiter und ließ seine Augenbrauen auf- und abspringen.

»Ich kann doch nichts dafür, dass du mich im Schlaf umarmst«, fauchte ich ihm entgegen, wobei meine Stimme eine Spur zu hell klang.

Er antwortete nicht, sondern begann einfach schallend zu lachen.

»Tja … dann haben wir das jetzt auch geklärt«, murmelte Nobilis trocken und schwamm aus der Höhle.

Ich folgte ihm schnell und hoffte, dass die Unterhaltung damit beendet war.

Doch da hatte ich die Rechnung ohne Marus gemacht, der ganz und gar anderer Meinung zu sein schien: »Also, Adella. Ich dachte mir schon, dass du mich anziehend findest. Aber dass du mich so toll findest, damit hätte ich nicht gerechnet.« Dann versuchte er tatsächlich seinen Arm um mich zu legen und mich an sich zu ziehen– was ich mit einem genervten Stöhnen quittierte. Entschieden schob ich ihn von mir.

»Du warst doch derjenige, der mich heute Nacht nicht loslassen wollte!«

»Wie du meinst. Aber ich habe dich nicht dazu gezwungen, dich so fest an mich zu drücken«, zwinkerte Marus mir zu und lachte abermals laut auf, als er meinen hochroten Kopf sah.

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