MeeresWeltenSaga 4: Zwischen den Wellen des Indischen Ozeans - Valentina Fast - E-Book

MeeresWeltenSaga 4: Zwischen den Wellen des Indischen Ozeans E-Book

Valentina Fast

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Beschreibung

**Lass dich vom Orkan deiner Seele mitreißen** Lodernde Gewässer und tiefschwarze Meereswesen. Nichts in ihrem kurzen Leben als Meerjungfrau hätte Adella auf die verheerenden Ausmaße eines Unterwasserkriegs vorbereiten können. Dennoch hängt nun alles von ihr ab, denn nur sie allein kann den todbringenden Angriff des Südpolarmeeres abwehren. Allerdings muss sie sich dafür mit den unheimlichsten Wesen der Meere verbinden und einen Deal eingehen, dessen Ausgang ungewiss ist. Nie hat sie sich so sehr gewünscht, wieder zum Menschen zu werden, und nie stand sie so dicht davor, ihren Traum wahr werden zu lassen. Doch dann ist es ausgerechnet Nobilis, der sie an ihr Meeresdasein bindet… //Alle Bände der fantastischen Unterwasser-Reihe: -- MeeresWeltenSaga 1: Unter dem ewigen Eis der Arktis  -- MeeresWeltenSaga 2: Mitten im Herzen des Pazifiks  -- MeeresWeltenSaga 3: In den endlosen Tiefen des Atlantiks  -- MeeresWeltenSaga 4: Zwischen den Wellen des Indischen Ozeans  -- MeeresWeltenSaga 5: Mit der reißenden Strömung der Antarktis -- MeeresWeltenSaga: Alle 5 Bände der fantastischen Meerjungfrau-Reihe in einer E-Box!// Diese Reihe ist abgeschlossen.

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Valentina Fast

MeeresWeltenSaga 4: Zwischen den Wellen des Indischen Ozeans

**Lass dich vom Orkan deiner Seele mitreißen** Lodernde Gewässer und tiefschwarze Meereswesen. Nichts in ihrem kurzen Leben als Meerjungfrau hätte Adella auf die verheerenden Ausmaße eines Unterwasserkriegs vorbereiten können. Dennoch hängt nun alles von ihr ab, denn nur sie allein kann den todbringenden Angriff des Südpolarmeeres abwehren. Allerdings muss sie sich dafür mit den unheimlichsten Wesen der Meere verbinden und einen Deal eingehen, dessen Ausgang ungewiss ist. Nie hat sie sich so sehr gewünscht, wieder zum Menschen zu werden, und nie stand sie so dicht davor, ihren Traum wahr werden zu lassen. Doch dann ist es ausgerechnet Nobilis, der sie an ihr Meeresdasein bindet …

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Vita

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© privat

Valentina Fast wurde 1989 geboren und lebt heute im schönen Münsterland. Beruflich dreht sich bei ihr alles um Zahlen, weshalb sie sich in ihrer Freizeit zum Ausgleich dem Schreiben widmet. Ihre Leidenschaft dafür begann mit den Gruselgeschichten in einer Teenie-Zeitschrift und verrückten Ideen, die erst Ruhe gaben, wenn sie diese aufschrieb. Ihr Debüt, die »Royal«-Reihe, wurde innerhalb weniger Wochen zum E-Book-Bestseller.

1. KAPITEL

KRIEGSTROMMELN ÜBERALL

Das Königreich loderte, wallte auf vor Angst – und zitterte vor Hass. Es war ein Anblick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und doch konnte ich meinen Blick nicht von dem Bild lösen, das sich unter unseren Flossen auftat, uns erstarren ließ. Es war schlimmer als alles, was ich bisher hier unten in den Tiefen des Meeres sehen musste.

Überall kämpften schwarzflossige Wächter gegen grünflossige Kontrahenten. Wächter Königin Octavias gegen die Medius von König Brutus.

Krieg.

Noch immer verharrten wir oben auf dem Berg und verfolgten das bittere Schauspiel, das unzählige Medius bluten ließ. Unfähig, etwas zu sagen oder zu tun.

Gerade erst hatten wir die Reise vom Königreich des Pazifikmeeres hinter uns gebracht und dabei sogar das Bermuda-Dreieck überwunden. Nun fielen all unsere Wünsche und Sehnsüchte in sich zusammen, hier eine Pause einlegen zu können, um uns ein wenig von den Strapazen der Reise zu erholen. Sehr bald schon sollte es weiter ins Indikmeer gehen. Dort, so hoffte ich, würde ich wieder in einen Menschen zurückverwandelt werden können.

Doch nun …

Das Königreich des Atlantikmeeres wurde angegriffen, verkam zu einer kläglichen Kulisse, erfüllt von panischen Schreien, Kampfesrufen, Angst und Hass.

Und was tat ich? Dabei zusehen, wie der Palast nach und nach in sich zusammenbrach und eine riesige Wolke aus Sand und Staub aufwirbelte, die sich im Wasser verfing und alles in Nebel tauchte. Ich hatte keine Ahnung, wie sie es schaffen konnten, dieses monumentale Bauwerk niederzuzwingen, doch irgendetwas sagte mir, dass dabei Magie im Spiel sein musste. Eine Kraft, so ähnlich wie ich sie besaß – nur viel mächtiger. Es tat mir in der Seele weh, das alles miterleben zu müssen. Zweifelsohne war das Schloss bis vor wenigen Stunden das prachtvolle Monument eines der größten Königreiche der Ozeane gewesen.

Obwohl ich von hier aus keineswegs die Grenzen des Königreichs erblicken konnte, war mir klar, dass jeder einzelne Meter bereits eingenommen sein musste. Und das nicht nur aufgrund der Tatsache, dass der Palast gestürmt und zerstört war, sondern auch, weil der Schutzwall um das Königreich herum gänzlich unbewacht war.

»Was machen wir jetzt?«, fragte Wamil mit brüchiger Stimme.

Ich sah zu ihm hin. Das übliche Dröhnen in seinen Worten war verpufft und einer lähmenden Fassungslosigkeit gewichen.

Neben ihm waren Laterus, Sorbis und Lorbis, deren Augen gleichfalls schreckgeweitet waren. Nah an meiner Seite befanden sich Nobilis, Basil, Elea und Marus. Das Gesicht der Piratin war voller Wut und Abscheu verzogen, wodurch die Narbe auf ihrer Wange umso mehr hervorstach.

Da niemand auf Wamils Frage antwortete, glitt mein Blick unwillkürlich zu Basil. Wenn jemand die rechten Worte finden würde in dieser scheinbar ausweglosen Situation, dann der Anführer unserer Gruppe.

Doch dieser schüttelte nur seinen Kopf, unfähig, seine Augen von dem Grauen abzuwenden.

»Wir sollten verschwinden. Weiterziehen bis zum Indikmeer. Wir müssen den königlichen Geschwistern davon berichten.« Marus' Stimme war voller Entsetzen.

»Das können wir nicht. Wir können die Medius hier nicht einfach so im Stich lassen. Wir müssen etwas unternehmen. König Brutus ist irgendwo dort unten«, entgegnete Basil daraufhin wütend und ich konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie er seine Hände zu Fäusten ballte.

»Dann müssen wir uns beeilen. Noch herrscht hier offensichtlich blankes Chaos. Aber es wird nicht mehr lange dauern, bis Königin Octavias Männer von diesem Königreich gänzlich Besitz ergriffen haben. Dann kommen wir hier nicht mehr so leicht raus«, erwiderte Nobilis und nickte Basil zu, bevor er sich zu den anderen drehte. »Elea, Marus, Wamil, Laterus, Sorbis und Lorbis, ihr bringt Adella von hier fort. Basil und ich werden in der Zwischenzeit den König suchen.«

Entsetzt schnappte ich nach Wasser. »Nein! Entweder, wir schwimmen alle da rein oder niemand. Ich werde ganz bestimmt keinen von euch zurücklassen und einfach vorausschwimmen.«

Nun wandte sich Nobilis mir zu und nahm meine Hände in seine, schenkte mir Wärme, um die Kälte in meiner Brust zu vertreiben. »Adella … versteh doch, dass das zu gefährlich für dich ist. Für die Aurumflora und die Perlen sowieso. Die Reise durch das Bermuda-Dreieck darf nicht umsonst gewesen sein, ebenso das Opfer, das die Hüter der Blume für uns gebracht haben.«

Abrupt machte ich mich von ihm los und kreuzte meine Arme vor der Brust. »Ist das jetzt wirklich dein Ernst?«

»Natürlich ist das mein Ernst«, erwiderte er gereizt, nun scheinbar versucht, mich mit einem bitterbösen Blick umzustimmen.

»Nobilis, denkst du wirklich immer noch, dass ich nicht auf mich selbst aufpassen kann? Zudem könntet ihr mich wirklich gebrauchen. Genauso wie die anderen. Wir könnten uns gezielt formieren, um die Wächter auf Abstand zu halten und so viel schneller vorankommen als ihr beide allein. Die Blume ist sicher bei mir. Außer mir kann sie niemand an sich nehmen und ich bin stärker, als du es mir scheinbar zugestehen willst.«

Nobilis' Mund verzog sich voller Schmerz. »Aber ich will nicht, dass dir etwas passiert. Schau nach unten: Siehst du das Elend? Ich will dich nicht in Gefahr bringen. Nicht wieder.«

Ich entspannte mich angesichts seiner Worte und schaffte es, ihn anzulächeln. »Nobilis, ich passe auf mich auf, versprochen. Und wie ich schon sagte: Zusammen sind wir alle schneller und stärker. Lass mich mitkommen. Wie sollte ich damit leben, nicht zu wissen, wie es dir geht? Denkst du wirklich, ich könnte dir und Basil jetzt einfach so den Rücken zukehren, angesichts des Grauens hier?«

»Kannst du dich nicht einfach mal von mir beschützen lassen?«, stöhnte Nobilis übertrieben. Doch anscheinend zeigten meine Worte Wirkung.

Ich zog meine Nase kraus. »Nein, denn ich will bei dir sein … Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und ich möchte die Zeit …« Meine Worte verklangen, denn wir beide wussten, dass es diese Größe war, die uns schlussendlich auseinanderbringen würde. Irgendwann würden wir, sollte uns das Glück hold sein, unser Ziel der Reise erreichen – und damit womöglich auch die Erfüllung meines Wunsches, wieder ein Mensch zu werden.

»Du wirst noch mein Tod sein«, raunte Nobilis traurig und strich meine Haare von der Schulter nach hinten. Kurz überzog mich ein wohliger Schauer.

Ich wollte ihn berühren, die zarten Bande zwischen uns festigen und doch zögerte ich, denn das Leid zu unseren Flossen war wie eine dunkle Decke, die sich über uns legte. »Ist der Tod nicht ein wenig hart«, murmelte ich und lächelte Nobilis zaghaft an.

»Es ist, als wärst du eigens dafür eine Media geworden, um mich heimzusuchen, in meine Gedanken einzudringen und mich zu verwirren«, hauchte er, streichelte mir zärtlich über meine Wange und ließ mein Herz schier explodieren. Als er seine Hand wieder wegzog, wurden seine Züge ernst. »Wir sollten aufbrechen, denn wir haben nicht mehr viel Zeit. Basil, wohin sollen wir schwimmen? Wo könnte der König sich aufhalten?«

Gut, offenbar waren die Einwände gegen meine Begleitung vom Tisch.

Basil kniff seine Augenbrauen zusammen und ließ sichtlich traurig seinen Blick noch einmal über das Schlachtfeld gleiten. »Calius, der Berater für die Angelegenheiten des Volkes, wohnt nicht weit von hier. Er kann uns sicher helfen – falls er noch da ist. Und unversehrt. Tatsächlich hat er auch ein Versteck, in dem er sich gemeinsam mit dem König aufhalten könnte.« Seine Stimme nahm wieder ihren gewohnten gebieterischen Ton an: »Formiert euch! Beschützt Adella! Beschützt sie mit eurem Leben! Schwimmt mir nach!« Ohne meinen mahnenden Blick zu beachten, preschte er schon los, die anderen formierten sich um mich herum, bevor wir ihm folgten.

So schnell wir konnten glitten wir den Abhang hinunter, der uns noch vom Kriegsgeschehen trennte.

»Adella, du machst keinen Unsinn, verstanden?«

Ich drehte meinen Kopf nicht zu Elea, sondern konzentrierte mich auf die Lücke zwischen den Köpfen von Basil und Nobilis, durch die ich etwas außerhalb unserer Formation sehen konnte. »Elea, ich hätte nicht gedacht, dass du so wenig von mir hältst!«

»Du neigst eben dazu, erst zu handeln und dann nachzudenken«, brummte sie.

»Da muss ich ihr aber zustimmen«, mischte sich nun auch Marus mit angespanntem Gesichtsausdruck in unsere Unterredung ein.

»Danke Marus!«

»Ganz recht«, fing nun sogar Laterus an, dessen blaue Haare ich rechts von mir auf und ab wippen sah.

»Seid gefälligst ruhig, wir müssen uns konzentrieren!«, zischte Basil von vorne.

»Ich werde nichts Unüberlegtes tun und immer an eurer Seite bleiben«, beteuerte ich in dem Wissen, dass sie es nicht böse meinten, sondern sich nur Sorgen um mich machten.

»Das hoffe ich, denn ich für meinen Teil will das hier überleben«, unterbrach mich Elea unwirsch – im nächsten Moment schossen auch schon die ersten Speere auf uns zu. Wie aufs Stichwort.

Sofort hoben alle um mich herum ihre Schwerter und wehrten die Speere geistesgegenwärtig mit kräftigen Hieben ab. Das Klirren des Eisens klingelte in meinen Ohren und ließ mein Herz rasen. Angst machte sich in mir breit, denn das hier überstieg alles, was wir bisher erlebt hatten. Noch nie waren wir dem Tod so nahe gewesen wie jetzt und doch konnten wir nicht einfach umkehren.

Immer mehr schwarzflossige Wächter wurden auf uns aufmerksam und schwammen direkt in unsere Richtung, ihre Waffen zum Kampf gezückt. In der Menge fiel mir ein gutes Dutzend von Wächtern, die sich uns näherten, besonders auf. Die betreffenden Medius waren so formiert, dass sie uns nach und nach einkreisten. Niemand außer mir schien das zu bemerken. Meine Mitstreiter sahen jeweils nur die einzelnen Wächter, die in ihrer direkten Nähe waren und sich dem Zweikampf stellten.

Ich wollte meine Freunde warnen, doch sie riefen sich so laut Kampfesrufe zu, dass meine Stimme unterging. Hektisch sah ich mich um. Der Kreis der gegnerischen Wächter wurde immer enger. Jähe Panik stieg in mir auf. Wir waren nicht so weit gekommen, um jetzt … Nein! Ich musste etwas unternehmen. Aber ich wusste nicht, was. Mittlerweile waren wir von allen Seiten umzingelt und die anderen bemerkten es noch immer nicht. Jeder war zu sehr auf die Wächter vor sich konzentriert.

Marus holte mit seiner außergewöhnlichen Kraft dicke Felsbrocken aus dem Meeresboden und warf sie auf seine Gegner. Doch auch, wenn er einen von ihnen traf, nützte es nichts. Immer mehr kamen dazu.

Nobilis attackierte die Angreifer mit seinem Schwert, unglaublich schnell, doch immer noch viel zu langsam für so viele. Die anderen Krieger versuchten es ebenso. Aber auch sie waren machtlos gegen so viele Feinde auf einmal.

Mein Atem stockte, als ich sah, dass es kaum noch Fluchtmöglichkeiten für uns gab.

Ich musste einfach etwas tun. Irgendetwas.

Im nächsten Moment zogen die Wächter, die nicht in einen Kampf mit meinen Freunden verwickelt waren, Speere aus ihren Rückenhalterungen. Speere mit schwarzen Spitzen daran. Und zielten auf uns. Auf jeden von uns.

Ich versuchte, mich an meinen Begleitern vorbeizuzwängen, doch sie ließen es nicht zu.

Ohne noch länger darüber nachzudenken, schwamm ich hoch – und wählte so den einzigen Ausweg, der mir noch blieb.

Drei Meter über dem Boden machte ich Halt. Dutzende Augenpaare starrten mich mordlüstern an, zielten auf mich, bereit, mich sofort zu töten.

Irgendwer zog energisch an meiner Flosse und wollte mich zurückziehen, doch ich schüttelte die Hand mit einem kräftigen Flossenschlag ab, konzentrierte mich ganz auf meine Energie. Auf die Angst, die ich jetzt verspürte. Auf die Hoffnung, die trotz allem in mir brannte. Und auf die Liebe zu meinen Freunden.

In mir wallte es auf, wollte ausbrechen und pochte heftig in meinem Körper. Ich streckte meine Arme nach vorne, legte meine Handgelenke aneinander und spreizte meine Finger weit auf.

Mit einer unglaublichen Wucht schleuderte die Energie hinaus. Unzählige flimmernde Energiebälle rasten ungebremst auf die Wächter zu. Schreie hallten in meinen Ohren. Doch ich hatte keine Zeit. Wie im Wahn schoss ich auf unsere Gegner, unfähig zu erkennen, ob ich getroffen hatte oder nicht. Doch auf einmal hüllte uns eine Wolke aus blutgetränktem Wasser ein, verwehrte mir jegliche Sicht.

Da rissen mich auch schon mehrere Hände gleichzeitig nach unten. Unsanft landete ich auf dem sandigen Untergrund.

Noch bevor ich mich orientieren konnte, rief Basil: »Gut gemacht! Und jetzt schnell! Flieht! Schwimmt nah am Boden und folgt mir!«

Ich ließ mich von ihm davonziehen und spürte meine übrigen Freunde dicht an meiner Seite. Wir schwammen waagerecht über dem Grund, während über uns Krieg herrschte. Wütende und wohl auch verletzte Wächter versuchten, uns zu fassen, waren aber blind durch das blutige Wasser.

Die ungewohnte Position ließ meinen Rücken schmerzen, auch, da ich gleichzeitig noch meine Tasche an meinen Bauch drückten musste. Ich folgte einer orangefarbenen Flosse, die nur Marus gehören konnte. Doch mehr konnte ich aufgrund des dichten Blutnebels nicht erkennen. Mein, nein, unser aller Vertrauen galt Basil, der uns durch das Königreich führte, den Weg scheinbar auswendig kannte, als wäre er hier schon oft gewesen.

Wir bogen immer wieder ab, doch das Blut wurde nicht weniger, schien sich sogar immer mal wieder zu verdichten, bevor das Wasser allmählich klarer wurde. Langsam fiel mir auf, wie weit entfernt wir schon von der Wächtergruppe sein mussten, die uns angegriffen hatte. Doch wieso waren da immer noch einzelne Blutschwaden im Wasser?

Ich schob die gruseligen Gedanken beiseite, die sich in mein Hirn brennen wollten, und konzentrierte mich stattdessen auf die gleichmäßige Bewegung von Marus' Flosse.

Erneut folgten wir einer Biegung, schwammen etwas nach oben und hielten uns dann nah an Hauswänden. Offenbar befanden wir uns in einer verlassenen Gasse, an der die Wächter nur vorbeieilten, ohne wirklich hineinzusehen.

Wir passierten einen verletzten Medius, der gerade um sein Leben röchelte. Ich wollte anhalten, ihm helfen. Doch Nobilis hielt mich zurück. Zu viel Leid und zu wenig Zeit.

Tränen brannten in meinen Augen, als wir weiterschwammen. Ich wollte ihm so sehr helfen, ihnen allen, um genau zu sein. Denn immer wieder kamen wir nun an Medius und Media vorbei, für die alle Hilfe bereits zu spät kam. Sogar an kleinen, unschuldigen Kindern. Ich konnte ihnen nicht mehr helfen. Sie alle waren bereits tot. Einfach wie Abfall in eine Ecke geworfen und vergessen.

Ich keuchte auf, jedes Mal wenn wir an einem von ihnen vorbeihasteten. Nobilis griff nach meiner Hand. Aber selbst die Wärme, die mich daraufhin durchströmte, konnte den Schmerz in meiner Brust nicht lindern.

Weiter, immer weiter trieb uns Basil voran. Rechts. Links. Geradeaus. Dort eine neue Gasse. Da eine neue Abbiegung. Wir mieden die Hauptwege und hielten uns bedeckt.

Mein Blick blieb gesenkt, während ich weiter meine Tasche an meinen Bauch presste. Nicht nur, um den Inhalt zu beschützen, sondern auch um die perlenartigen Schuppen auf meinem Bauch zu verdecken. Ich schluchzte leise, versuchte nicht einmal stark zu sein. Dieses Elend. Diese Not. Dieser Schmerz. All das spürte ich in mir drinnen genauso stark, als würde es mir selbst widerfahren.

Es war grausam. Brutal. Gnadenlos. Menschenunwürdig. Mediusunwürdig.

Um uns herum wütete das Grauen. Es rumorte immer wieder laut, fast so, als würden unter Wasser Bomben explodieren. Doch wahrscheinlich waren es Gebäude, die einstürzten.

Verzweifelte Schreie durchdrangen das Königreich. Im Wasser breitete sich mehr und mehr der unbarmherzige Geschmack von Blut aus, wenngleich unsere Sicht nicht mehr derart getrübt wurde wie vorhin. Doch alles wurde rosa. Ein Königreich, eingetaucht in rosafarbenes Wasser. Wie harmlos das klang, wie schlimm es in Wahrheit war. Ein Zeugnis der rohen Gewalt, die den Medius hier angetan wurden. Und ich? Ich konnte nichts anderes tun als lautlos zu schluchzen.

Plötzlich wurden wir wieder langsamer. Ich schaute auf und schluckte den Kloß in meinem Hals hinunter.

Wir befanden uns nun offenbar mitten im Königreich. Nicht weit weg vom zusammengestürzten Palast. Die Kämpfe um uns herum waren in vollem Gange.

Basil klopfte an eine Tür. Nur leise. Doch einem bestimmten Takt mit kurzen, festen Klopfzeichen folgend. Als er aufhörte, hielten wir alle den Atem an.

Plötzlich hörten wir Königin Octavias Wächter. Sie schrien sich etwas zu. Und es hatte mit uns zu tun. Ich konnte deutlich das Wort »Menschenmädchen« heraushören.

Panisch sahen wir uns an.

Im selben Moment ertönte ein Geräusch. Ein Klicken. Wie ein Mechanismus, der durch Basils Klopfen ausgelöst worden war. Das Klicken wurde schneller, genauso wie mein Herzschlag, während ich mit halbem Ohr weiter die Wächter belauschte, die immer näher und näher zu kommen schienen. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass uns noch niemand hier entdeckt hatte.

Mein Herz klopfte panisch, als es ein letztes Mal laut klickte und die Tür danach aufsprang.

Ohne zu zögern, schwammen wir ins Innere des Hauses und schlossen die Tür just in dem Moment, als die feindlichen Wächter um die Ecke bogen.

Wir wagten es nicht, uns zu bewegen. Hörten genau hin, was sich draußen tat. Laute Rufe schallten an der Tür vorbei. Flüche wurden ausgesprochen. Doch dann wurden die Wächter wieder leiser, bis sie schließlich ganz verschwanden. Hoffte ich zumindest.

Ein lautloses Aufatmen ging durch unsere Reihen. Ich wandte mich um und erhellte den Gang vor uns mit einem kleinen Energieball. Unsere Schatten fielen lang auf Lehmwände. Basil vergeudete keine Sekunde und schwamm bereits zielstrebig voran. Uns blieb gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.

Immer wieder wichen Abzweigungen von dem Gang ab, die wir jedoch ignorierten. Stattdessen schwammen wir bis zum Ende, wo sich ein riesiger, flacher Stein befand, der an der lehmigen Wand lehnte, als wäre er nur Dekoration.

Nobilis und ich wollten schon daran vorbeihechten, als Basil uns aufhielt: »Wartet! Marus, kannst du den Stein wegrollen?«

»Sicher«, nickte dieser und schob den Stein mit einer fließenden Bewegung zur Seite, wodurch ein Tunnel sichtbar wurde, der höchstens einen Meter hoch und breit war. Ein modriger Geruch schwappte uns entgegen und reizte meinen Hals.

»Du hast doch jetzt nicht etwa das vor, was ich annehme, oder?«, dröhnte Wamil und stemmte seine Fäuste in die Hüfte.

Da zierte Basils Gesicht ein breites Grinsen, das jedoch nicht die Schatten um seine Augen vertreiben konnte. »Oh doch«, nickte er und sah dann mich an. »Ich würde es nicht verlangen, wenn ich nicht wüsste, dass es unser einziger Ausweg ist. Aber du bist die Einzige, die uns Licht machen kann. Deshalb bitte ich dich, vorauszuschwimmen. Hab keine Angst«, fügte er dann noch hinzu, als er meine weit aufgerissenen Augen sah.

Ich spürte, wie Nobilis meine Hand nahm und sanft drückte. »Mut, Adella, ist das, was dich ausmacht.«

Mein Blick schoss zu ihm und ich verdrehte die Augen. »Sicher, hätte ich eine Hose an und wäre an Land, dann wäre die längst nass.«

Nobilis schaute mich fragend an, doch ich schüttelte nur meinen Kopf. »Dann mal los …« Mit einem mulmigen Gefühl ließ ich einen weiteren Energieball entstehen und schwamm in den Tunnel hinein.

2. KAPITEL

ES DÜRSTET UNS NACH RACHE UND GERECHTIGKEIT

Mein Energieball schwebte einen Meter vor mir, erhellte den engen Tunnel, den wir nun planten, zu durchqueren. Ich hörte, wie die anderen mir folgten, Wamil jedoch einen riesigen Aufstand machte, weil ihm das Ganze zu eng war. »Ihr wollt mich doch auf den Arm nehmen! Hier drinnen werde ich doch wahnsinnig!«, schrie er laut und brachte mich damit wider Willen zum Schmunzeln.

»Pst!«, zischte Basil. »Reiß dich gefälligst zusammen!«

»Das werde ich nicht. Wie könnte ich das denn auch? Wir zwängen uns durch einen winzigen Tunnel, um danach in der Falle zu sitzen!«

»Wamil!«, mahnte nun auch Nobilis und brachte mich damit endgültig zum Kichern. Obwohl ich mich so elend fühlte, entspannte ich mich langsam. Hinter mir hörte ich Elea ebenfalls lachen.

»Aber …«

»Stell dich nicht so an, mein Großer«, lachte Elea noch ein wenig lauter, wobei das Geräusch an den nahen Wänden widerhallte.

»Wir sind direkt vor dir. Du musst keine Angst haben«, ergänzte Sorbis. Ich wünschte im selben Moment so sehr, dass ich mich in dem schmalen Tunnel hätte umdrehen können, um zu sehen, wie Wamil nun vollends ausflippte.

Augenblicklich hörte ich ihn nach Wasser schnappen. »Ich habe keine Angst!«

»Gut. Dann rein mit dir«, befahl Basil und daraufhin vernahm ich Geräusche, die nach einem kleinen Gerangel klangen. Ein dröhnendes Stöhnen seitens Wamil folgte, dann war es still.

Als nun alle Medius im Tunnel waren, konnte ich deutlich das Donnern des Steines hören, den Marus wieder vor den Eingang schob und uns damit in völliger Dunkelheit zurückließ, wäre das schimmernde Licht meines Energieballs nicht gewesen.

Immer wieder hörte ich von hinten zornige Rufe, weil irgendwer irgendwen versehentlich rammte oder zu dicht hinterherschwamm. Ich konnte nicht anders, als abermals laut loszulachen– was noch mehr wütendes Gemurmel erzeugte. Aber das war mir egal, löste das Lachen doch ein wenig die Beklemmung in meiner Brust, die durch die enorme Enge ausgelöst wurde, durch die drückenden Wände des Tunnels. Ja, ich konnte Wamil gut verstehen, hatte ich doch gleichfalls das Gefühl, kaum noch Platz zu haben. Wie sollte es da erst den anderen gehen, die mindestens doppelt so breite Schultern hatten wie ich?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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