Mehr als ein Wunsch - Werner Rohner - E-Book

Mehr als ein Wunsch E-Book

Werner Rohner

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Beschreibung

Manchmal ist das Glück dann doch ganz nah, - man muss es nur ergreifen. Weihnachten steht vor der Tür und Sunny hat viel zu viele Wünsche. Da sein Vater sie ihm nicht alle erfüllen kann, muss Sunny sich bis Heiligabend entscheiden: Welcher seiner zahlreichen Wünsche ist ihm am wichtigsten? Es ist zum Verrücktwerden! Doch zu ihrer beider Überraschung haben Sunny und seine ältere Schwester Lala auch einen gemeinsamen Wunsch: dass Weihnachten nicht mehr so traurig ist wie letztes Jahr. Denn seit Sunnys Mutter vor zwei Jahren kurz nach Weihnachten gestorben ist, ist Weihnachten nicht mehr dasselbe. Um ihren Vater aufzumuntern, versuchen Sunny und Lala, ihn mit der Postbotin zu verkuppeln. Aber ob das gut geht? ›Mehr als ein Wunsch‹ erzählt in 24 einzelnen, in sich abgeschlossenen Geschichten von Sunnys Vorweihnachtsabenteuern. Warmherzig und voller Empathie.

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Werner Rohner

Mehr als ein Wunsch

Eine Adventsgeschichte in 24 Kapiteln

Mit Bildern von Gareth Ryans

Verlag Freies Geistesleben

Inhalt

1. Dezember: Zu viele Wünsche

2. Dezember: Angst vor einem Hamster

3. Dezember: Der Wunscherfinder

4. Dezember: Weinen ist schon okay

5. Dezember: Die Schneefrau

6. Dezember: Der Nikolaus Lässt seinen Sack liegen

7. Dezember (Sonntag): Das Vergessen vergessen

8. Dezember: Die besten Freunde kann man nicht erfinden

9. Dezember: Der Gedankenleser

10. Dezember: Ein Rettungsring für alle

11. Dezember: Der Dagegner

12. Dezember: Der Plan für den Plan

13. Dezember: Die Postbotin bekommt Post

14. Dezember (Sonntag): Sunny ist schneller als die Zeit

15. Dezember: Mehr als eine Weihnacht

16. Dezember: Keine Zeit für Wünsche

17. Dezember: Ein Pirat allein braucht kein Schiff

18. Dezember: Niemand stirbt und niemand merkt es

19. Dezember: Für manche Dinge lohnt es sich ausgelacht zu werden

20. Dezember: Der Kopf ist die beste Maschine

21. Dezember (Sonntag): Niemand weiß es besser

22. Dezember: Wunschalzheimer

23. Dezember: Feuerwerk im Briefkasten

24. Dezember: Die große Überraschung

Über den Autor

Über den Illustrator

Impressum

1. Dezember

Zu viele Wünsche

Bald ist Weihnachten.

Aber nicht bald genug, denkt Sunny.

Dann öffnet er das erste Türchen seines Adventskalenders.

Dahinter ein Bildchen von einem Reh im Wald. Sunny mag Tiere. Alle! Aber dieses sieht irgendwie hässlich aus.

Das muss man erst einmal hinbekommen: ein hässliches Reh!

Vielleicht ist wenigstens in Lalas Adventskalender etwas Süßes drin. Doch als er im Korridor auf dem Weg zu ihrem Zimmer ist, denkt er: Lala macht nicht nur Hackfleisch aus mir, wenn sie merkt, dass ihr erstes Türchen schon geöffnet wurde; viel schlimmer, sie lacht mich wieder aus und sagt so etwas wie: Du bist doch schon fett genug!

Dabei, Sunny hat doch nur so einen großen Bauch, weil sein ganzes großes Hirn im Kopf zu wenig Platz hat – so gescheit ist er. Immerhin beherrscht er 37 Sprachen fließend. Auch wenn die meisten davon leider – außer ihm! – niemand versteht, denkt Sunny, und dann wieder an Weihnachten.

Und daran, dass es nicht nur darauf ankommt, was man zu Weihnachten bekommt, sondern auch, was man sich zu Weihnachten wünscht.

Trotzdem ist es natürlich besser, wenn die Wünsche in Erfüllung gehen. Und am besten überhaupt ist es, wenn alle, wirklich alle Wünsche in Erfüllung gehen.

Nur, Sunny hat so viele, dass er sich gar nicht alle merken kann – was ja trotz eines Hirns im Kopf und einem im Bauch vorkommen kann. Und so geht Sunny statt in Lalas Zimmer in Paps’ Büro. Dort nimmt er ein Blatt Papier aus der Druckerschublade und vom Schreibtisch Paps’ schönen Füller. Er schreibt alle Wünsche, die ihm in den Sinn kommen, auf das Blatt. Und obwohl er so schnell schreibt, wie er nur kann, ist er zu langsam für seine zwei Hirne; immer fällt ihm noch ein Wunsch und noch ein Wunsch ein. Und vor lauter Aufregung drückt er so fest, dass ihm die Feder abbricht.

Sunny fummelt ein wenig daran herum, aber da ist nichts zu machen: Die Feder ist futsch.

Er nimmt einen neuen Stift aus der Schublade, kann aber nur noch hinkritzeln: Neuer Füller für P, da kommt Paps herein.

«Was machst du hier?», fragt er.

Sunny versteckt den Füller und den neuen Stift hinter dem Rücken und sagt: «Ich hatte Hunger.»

«In meinem Büro?!»

«Hast du etwa nur in der Küche Hunger?»

«Jetzt sag schon, was du hier zu suchen hast!»

«Außerdem», sagt Sunny, «hab ich eine Liste mit all meinen Weihnachtswünschen gemacht.»

«Sehr gut! Dann zeig mal her.»

Zögerlich gibt Sunny Paps die Liste.

Paps hat noch gar nicht richtig draufgeschaut, da sagt er schon: «Was soll denn das sein: eine Wetterfernbedienung? Und überhaupt, du weißt genau, es gibt nur ein Geschenk zu Weihnachten!»

Darauf reißt Sunny Paps das Blatt Papier aus der Hand: «Wozu wolltest du dann die Liste sehen? Außerdem hab ich doch schon letztes Jahr nur einen Wunsch gehabt!»

«Jetzt hör auf, sonst schenk ich dir bloß einen Staubsauger», sagt Paps. Und wie immer lacht er als Einziger über seine schlechten Witze.

Das aber sagt Sunny Paps natürlich nicht. Schließlich ist es Dezember. Und im Dezember ist Paps immer besonders schnell beleidigt.

Sonst fällt Sunny aber auch nichts ein, was er noch sagen könnte. Und deshalb verschwindet er in seinem Zimmer. Und als er die Tür geschlossen hat, streicht er mit einem dicken Filzer Neuer Füller für P von der Liste. Dann zählt er seine Wünsche. Genau 21 – und gut möglich, dass er sogar noch ein paar vergessen hat.

Wie soll Sunny bei so vielen Wünschen nur rausfinden, was sein wichtigster, richtigster, ja, bester Wunsch aller Zeiten ist?

Soll er besonders originell oder groß sein? Oder einfach nur kastanienbraun, weil das seine Lieblingsfarbe ist? Oder vor allem sehr teuer?

Er könnte schon auch billig sein, aber dann könnte er ihn einfach von seinem Taschengeld kaufen.

Und dann gibt es ja auch Dinge, die kann man gar nicht kaufen. Für kein Geld der Welt, hat Mamma immer gesagt, und so seltsam gelächelt, als sei das was Gutes.

Und wie immer, wenn er an Mamma denkt, wird er traurig. Und wie immer, wenn er traurig wird, bekommt er Hunger.

Vielleicht steckt ja wenigstens hinter Türchen Nummer 24 ein Stück Schokolade, denkt Sunny, und geht zurück zum Adventskalender. Das ist ja oft so, ausgerechnet am 24. Dabei gibt es doch zu Heiligabend eh schon immer Eis als Nachspeise. Es wäre also geradezu dumm, Türchen Nummer 24 nicht schon vorher zu öffnen, überlegt Sunny, und tut es.

Aber da ist wieder nur so eine blöde Zeichnung. Dieses Mal von einem schlafenden Kind, das fast so hässlich ist wie das Reh. Daneben ein Mann und eine Frau und ein Esel.

Selber Esel!

Sunny malt dem Baby und der Frau und dem Esel einen Schnurrbart, dann klebt er das Türchen mit Klebstoff wieder zu, und denkt: Wieso überhaupt soll ein Wunsch besser sein als der andere? Das wäre, als ob man sich im Kino zwischen Popcorn und Eis entscheiden müsste. Dabei ist klar, erst Popcorn, dann ein Eis. Das gehört irgendwie zusammen, auch wenn sie sich ja meistens gar nichts von beidem leisten können. Wie auch seine Wünsche irgendwie alle zusammengehören. Und deshalb streicht er heute keinen Wunsch von der Liste, sondern schreibt zuoberst auf die Liste zwei neue dazu:

Popcorn-Eis und 100 Mal Weihnachten im Jahr!

2. Dezember

Angst vor einem Hamster

 

Paps sagt oft, Sunny rede erst, bevor er denkt. Aber Sunny denkt nur schneller, als die meisten sprechen können. Bloß, jetzt hat er gar nichts gedacht. Er hat noch geschlafen, als Paps an ihm rüttelt und sagt: «Öffne doch nach den Augen gleich noch Türchen Nummer zwei im Adventskalender.» Sunny merkt erst, als er schon aufgestanden ist: Das war ein Trick! Damit er schneller aufsteht.

Und hinter dem zweiten Türchen ist natürlich auch keine Schokolade, sondern bloß die Zeichnung eines Froschs.

«Toll, nicht?!», sagt Paps.

«Etwa so toll wie ein Bild von einer Portion Pommes.»

«Du magst doch Pommes.»

«Aber doch nicht bloß als Bild.»

«Du hättest gern einen echten Frosch?», fragt Paps. «Ich hätte gern echte Pommes!»

«Wohl als Frühstücksvorspeise, was?!»

Da läuft Sunny das Wasser im Mund zusammen. Und obwohl er gestern vor dem Einschlafen noch gedacht hat, dass er Paps die Liste nie wieder zeigt, hört er sich jetzt sagen: «Ich kann mich nicht entscheiden.»

«Was du zum Frühstück willst?»

«Was mein Lieblingswunsch ist.»

«Wie viele Lieblingswünsche hast du denn?»

«23.»

«23?!»

«Bis jetzt.»

Paps zieht eine einzelne Augenbraue hoch – das kann er ganz gut. Und nach einer Weile sagt er: «Das schaffst du schon. Du streichst einfach jeden Tag einen, den du nicht unbedingt willst.»

Sunny rechnet kurz nach: «Dann bleibt am Schluss aber nur noch genau ein einziger Wunsch übrig.» «Genau!», sagt Paps, und lacht, als ob das lustig wäre.

Im selben Moment taucht Lala hinter ihm auf und fragt: «Genau was?»

Sunny kann die Liste gerade noch unter der Bettdecke verstecken und sagt: «Im Jahre 2001 flogen 35 Kaulquappen ins schwerelose Weltall – und das ist ein Fakt!»

«Du bist selber ein Fakt. Und ich mach dich platt», sagt Lala und geht weiter Richtung Küche.

Paps schüttelt den Kopf: «Zeit zum Anziehen, Sunny!», und verschwindet ebenfalls.

Sunny zieht seine Liste unter dem Kissen hervor und überlegt, wo er sie verstecken soll. Weil, wenn Lala sie findet, wird sie so lange und so schlecht über seine Wünsche reden, bis er gar nichts mehr will.

Lala kann das.

Und gar nichts mehr wollen ist noch schlimmer als gar nichts bekommen.

Einmal zum Beispiel hat sie ihn überredet, sich einen Lippenstift zu wünschen, weil man damit besonders gut malen könne. Sunny hat ihr geglaubt. Aber da war er noch ganz klein. So klein, da ging er noch nicht mal richtig in den Kindergarten. Dumm war das trotzdem von ihm. Und dumm war auch, dass er ihr den Lippenstift dann nicht einfach gegeben, oder sich die Lippen damit geschminkt hat. Stattdessen hat er ihn abgebrochen und vor ihren Augen in der Toilette runtergespült. Dabei, Lala hat im Karate ungefähr den schwärzesten Gürtel, den es gibt. Zwar hat sie einen Schwur abgelegt, dass sie nie jemanden angreift. Aber innerhalb der Familie gelte alles als Notwehr. Außerdem hat sie über dem linken Auge eine gefährlich aussehende Narbe und niemand weiß woher, nicht mal Paps. Wenn man sie danach fragt, zuckt sie nur mit den Schultern und sagt: «Geschieht doch dauernd irgendwas».

Deshalb steht ja auf der Liste auch Bodyguard gegen Lala.

Und deshalb darf Lala die Liste unter keinen Umständen finden.

Das Problem ist nur: Zwar ist in seinem Zimmer so ein Durcheinander, dass überall ein Versteck sein könnte, aber Lala kennt sich sogar da aus.

Und dann fällt es ihm plötzlich ein: Zirris Käfig! Zirri ist Sunnys Hamster und sein bester Freund. Sunny erzählt ihm alle Geheimnisse, und noch nie hat er eines weiter verraten. Außerdem ist es schön, ihn zu streicheln. Und wenn Zirri sich die Backen vollgefressen hat, spürt man dabei die einzelnen Körner unter dem Wangenfell. Aber am meisten mag Sunny an Zirri, dass Lala ihn hasst. Noch besser: Sie hat Angst vor ihm. Und das will was heißen bei Lala.

Allerdings kann Zirri auch wirklich sehr böse dreinschauen – zumindest für so einen niedlichen Hamster. Und vor allem hat er Lala einmal in den Finger gebissen. Und zwar so fest, dass, als sie die Hand wegzog, er daran hängen blieb. Und erst wieder losließ, als Lala ihn unter den Wasserhahn hielt und auf heiß stellte.

Wäre Paps nicht dazu gekommen, Lala hätte ihn wohl platt gemacht.

Und auch jetzt droht sie oft damit, diesen Köter – so nennt sie ihn – im Schlaf ins Jenseits zu befördern.

Aber nicht nur schläft Zirri ja meistens am Tag und Sunny in der Nacht, auch traut sich Lala gar nicht mehr in seine Nähe. Und deshalb wird er die Liste bei Zirri unter dem Streu verstecken.

Bevor er das tut, liest er jedoch nochmals alle seine Wünsche durch.

Der mit dem Bodyguard gegen Lala ist vielleicht ein bisschen feige, aber andere Wünsche haben schon das Zeug zum Nobelpreis.

Trotzdem, wenn er nicht will, dass Paps an Weihnachten so traurig ist wie letztes Jahr, beginnt er jetzt besser mit Streichen.

Gleich nach Wetterfernbedienung steht da zum Beispiel: Fahrrad.

Doch, bevor er sich entscheiden kann, ruft Paps: «Zieh dich an, sonst kommst du wieder zu spät! Und Frühstück gibt es dann auch keines mehr.»

Sunny überlegt zurückzurufen, dass er mit einem Fahrrad immer pünktlich käme. Aber draußen liegt ja jetzt Schnee. Und wenn er dann ausrutscht und umfällt, hätte er sich lieber das dicke Buch gewünscht. Aber wenn dann das dicke Buch so doof endet, wie das letzte – alle grinsen und sind happy, wie es doch nie ist, schon gar nicht am Ende –, dann hätte er sich doch besser ein Fahrrad gewünscht und würde halt nicht stürzen.

«Zieh dich endlich an!», wiederholt Paps, der, ohne anzuklopfen ins Zimmer gekommen ist. «Zirri muss jetzt eh schlafen, es ist schon ganz hell draußen.»

Und während er sich seinen Lieblingspulli, mit dem Barsch drauf, überzieht, überlegt er, dass so ein Fahrrad gar nicht unter den Weihnachtsbaum passt. Weil Paps kauft ja immer so einen kleinen, krummen, mit dem er irgendwie Mitleid hat und den sonst garantiert niemand mit nach Hause nehmen würde. Da wünscht er sich doch lieber eine Sechs in Mathe,* vielleicht würde Paps dann an Weihnachten wieder weinen, aber diesmal vor Freude. Und viel Platz bräuchte so eine Sechs auch nicht. Nur, Sunny mag Mathe gar nicht – deshalb ist er ja auch nicht gut darin. Wenn schon, sollte er sich wünschen, besser Mathe zu kapieren. Oder wenigstens, Mathe nicht so langweilig finden. Dann wäre er wohl auch besser. Und wenn Sunny Glück hätte, würde ihm Paps für die gute Note auch noch was anderes schenken.

Aber wahrscheinlich nicht gleich ein Fahrrad.

Außerdem fällt Sunny ein: Am 24. Dezember hat er ja gar keine Schule. Und wenn er keine Schule hat, kann er auch keine Noten bekommen.

«Komm jetzt!», sagt Paps, den Sunny schon wieder vergessen hat.

Und auf dem Weg zur Küche streicht er schnell Sechs in Mathe durch.

Und schreibt stattdessen bei Fahrrad noch dazu: aber mit Winterreifen.

Rennt dann nochmals zurück ins Zimmer. Und bevor ihm Paps folgen kann, versteckt er die Liste schnell im Käfig.

Als er danach seine Müsli runterschlingt, zählt er im Kopf nochmals alle Wünsche. Jetzt bleiben noch 22 Wünsche zum Streichen.

Und einen, den besten, um in Erfüllung zu gehen.

* In der Schweiz wird ein Notensystem von 1 bis 6 angewandt, wobei 6 die Bestnote darstellt.

3. Dezember

Der Wunscherfinder

 

Wenn Sunny einmal groß ist, also noch größer als jetzt, dann wird er Wunscherfinder. Und wenn dann jemand nicht weiß, was er sich zu Weihnachten wünschen soll, kann man ihn fragen. Und er erfindet etwas. Etwas, das es noch nicht gibt, oder worauf man zumindest allein nicht gekommen wäre.

Das erzählt Sunny auch Paps, als der schon wieder irgendein Gemüse fürs Abendessen kleinschneidet. Früher hat Paps Gemüse gehasst, aber seit Mamma nicht mehr da ist, ist er irgendwie dauerkomisch.

«Verstehst du», sagt Sunny, «ich erfinde nicht irgendwas, sondern für jeden das passende.»

«Das klingt nach einem schönen Beruf», sagt Paps. «Genau! Und deshalb ist es auch äußerstwichtig, dass ich möglichst viele Dinge bekomme. Für die gesammelte Menschheit! Damit ich später einmal weiß, was ein guter und was ein schlechter Wunsch ist.»

Da hört Paps plötzlich auf mit Gemüse schneiden und sagt viel zu laut: «Wenn du weiter so nervst, dann bekommst du nicht einmal den Staubsau-»

«Aber ich hab doch schon fünf Wünsche gestrichen», lügt Sunny.

«Ein Wunsch, Sunny!», sagt Paps und hebt dabei das Gemüsemesser in die Luft. «Und wenn du wieder mit zwanzig kommst, sag ich dem Weihnachtsmann, er soll unser Haus dieses Jahr auslassen.» «Dann kriegst du es aber mit Lala zu tun», sagt Sunny.

Paps schaut ihn erst verständnislos an, dann schneidet er einfach weiter Gemüse – aber nur, weil er der Einzige ist, der keine Angst vor Lala hat. Trotzdem entspannt sich Sunny: «Kann ich dann wenigstens einen anderen Adventskalender bekommen? Dieser hat noch nicht mal Schokolade drin.»

Paps schüttelt erst den Kopf, sagt dann aber, es habe noch eine Tafel im Schrank, er dürfe sich ausnahmsweise schon vor dem Abendessen eine Reihe abbrechen.

Paps versteht nicht, dass Schokolade aus dem Schrank nicht gleich schmeckt wie Schokolade aus dem Adventskalender. Aber die Reihe Schokolade holt sich Sunny trotzdem und verschwindet damit in seinem Zimmer.

Ein kleines Stück davon bricht er für Zirri ab, der vor Aufregung ganz glänzende Augen bekommt. Dabei sieht Sunny, dass die Liste ein wenig unter dem Streu hervorlugt.

Das muss nichts heißen, vielleicht ist Zirri statt im Rad im Käfig umhergerannt. Das macht er manchmal.

Aber was, wenn nicht?

Was, wenn Lala die Liste schon gesehen und irgendwas damit gemacht hat?

Er beschließt, sie zur Rede zu stellen.

Aber dann fällt ihm ein, dass Lala ja, falls sie es nicht war, noch nichts von der Liste weiß. Vielleicht sollte er die Liste in einer Geheimschrift neu schreiben, überlegt Sunny, und zerrt sie nochmals hervor.

Zirri hat sie an den Rändern angeknabbert, aber da steht noch immer gut lesbar: Wetterfernbedienung, und dann Fahrrad (aber mit Winterreifen). Dann Drohne, Durchsichtigkeitsmaschine, Scuba Diving im Walmeer, zu allen Geburtstagspartys eingeladen werden, von Valeria geküsst werden, einen Pfeilbogen, ein Beam-Gerät, oder wenigstens einen Beamer, ein Handy und einen Zauberstab – und Englisch möchte er auch gern können, weil er trotz der 37 Sprachen ausgerechnet Englisch nicht spricht.

Außerdem ein Piratenschiff, also ein kleines von Playmobil, aber von den kleinen das Große – und so weiter und so fort, immer besser, bis kurz vor Schluss Fahrrad steht. Zum zweiten Mal.

Ups!

Wahrscheinlich hat er bei den vielen Wünschen einfach vergessen, dass er den schon aufgeschrieben hatte.

Oder ist das ein Zeichen?

Schließlich ist es auch nicht das erste Mal, dass er sich ein Fahrrad wünscht. Vielleicht muss er Paps sagen, dass so ein Fahrrad mindestens so gesund wie all das Gemüse ist. Am gesündesten ist mit Sicherheit ein Mountainbike.

Am liebsten hätte Sunny eines mit dicken Reifen und einer Hupe und ohne Schutzblech und vielleicht sogar mit einem eingebauten Handy (natürlich alles als ein