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Durch Schicksalsschläge in einer Familie kann es passieren, dass aus einem Cousin ein Bruder wird. Diese Geschichte ist eine reale Geschichte aus meiner Familie. Es folgen weitere acht Geschichten teilweise lustige, dramatische und ironische Lebensgeschichten.
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Seitenzahl: 58
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Die Autorin Ingeborg Elisabeth Ohlmann wurde 1956 im Saarland geboren. Im tredition Verlag sind der Roman „Die Magd von der Ronneburg“ und die Kinderbücher „Oswald, der kleine Esel“, Pegasus kehrt zurück“ und „Kuckucksmutter gesucht“ erschienen.
www.tredition.de
2023 Ingeborg Elisabeth Ohlmann
Titelbild illustriert von: Ingeborg Elisabeth Ohlmann
Lektorat: Dajana Arnold
ISBN Softcover: 978-3-347-89826-4
ISBN Hardcover: 978-3-347-89827-1
ISBN E-Book: 978-3-347-89828-8
ISBN Großschrift: 978-3-347-89829-5
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
Tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Ingeborg Elisabeth Ohlmann
Mein Bruder ist mein Cousin
Für Dajana
Inhaltsverzeichnis:
Mein Bruder ist mein Cousin
Falscher Jonas in falscher Krippe
Der Esel Seppi
Die ungewöhnlichen Versuche
Der Kakteenmörder
Begegnungen im Fahrstuhl
Die Verfolgung
Das Drama der Frauen um 1880
Ausbildung in der Großstadt
Die Novizin
Mein Bruder ist mein Cousin
Für Oma Agathe
Dorothea, kann ich dich einmal sprechen?“ Anna hatte sich am Türgriff festgehalten, als sie zu ihrer Schwester ins Zimmer schaute. Die Angesprochene schaute von ihrer Näharbeit auf. „Ja klar.“ „Anna, mein Gott, wie schaust du aus. Du bist ja weiß wie die Wand.“ „Ich weiß nicht wie ich es Vater sagen soll.“ „Was willst du Vater sagen? Komm, lass mich keine Rätsel raten. Was ist los, was bedrückt dich so?“ „Dorothea, ich bin schwanger.“ „Uff, das wird Vater nicht gerade einen Jubelschrei entlocken. Aber ein Unglück ist es ja auch nicht. Schließlich willst du ja in vier Wochen heiraten, und ein Baby ist doch etwas Wunderschönes.“
Verschmitzt schaute Dorothea ihre Schwester an. „Hier vor dir steht die Patin deines Kindes.“ Jetzt lächelte auch Anna. Ihre Schwester verstand es wirklich, gute Laune und Frohsinn zu verbreiten. „Weißt du was Anna, wenn Vater nach seinem Rundgang durch die Felder zurückkommt, reden wir beide mit ihm. Klar, wenn Mutter noch leben würde, wäre alles leichter, aber schließlich kann man mit Vater reden. Und den Kopf abreißen wird er dir und Robert auch nicht. Um das Gerede von den Leuten brauchst du dich auch nicht kümmern. Wie man feststellen kann, ist dein Bauch noch nicht von großem Umfang.“ Sie lachte dabei. „Im wievielten Monat bist du denn, Anna?“ „Im sechsten.“ „Anna, ich möchte nicht wissen wie viele Dorfschönheiten auch schwanger vor den Altar traten. Also rege dich darüber nicht auf. Ihr liebt euch. Ich finde, wenn ein Paar vor der Ehe zusammen sein will, ganz in Ordnung. Auch wenn es der kirchlichen Vorstellung entgegensteht.“
„Stell dir vor, Dorothea, ich war schon zur Beichte, weil ich solche Schuldgefühle hatte. Aber eigentlich hast du recht. Das sind wirklich nur ureigene Entscheidungen des Paares. Ich finde es nicht richtig, dass die Kirche in die ganz persönlichen Bereiche einer Beziehung Einfluss nehmen will.“ „Achtung Anna, Vater ist gerade die Haustüre hereingekommen.“ Der Bernhardiner Barry rannte den Mädchen entgegen. „Halt Barry, du rennst einen ja fast um“, lachte Dorothea, die sich über die ungestüme Begrüßung des Hundes freute. Auch Anna tätschelte dem Hund liebevoll seinen großen Kopf.
Nikolaus Schäfer, der Vater der Mädchen, ein Mann in den Fünfzigern, war von sehr stattlicher Größe. Seit dem frühen Tod seiner Frau, bereits mit zweiundvierzig Jahren, sorgte er für seine fünf Kinder alleine. Die drei ältesten Kinder, zwei Jungen und ein Mädchen waren bereits aus dem Haus. Sie waren verheiratet und wohnten in der näheren Umgebung. Seine Haare und sein Bart waren mittlerweile ergraut. Nach einer Beinverletzung bekam er den Posten als Feldhüter in dem kleinen, saarländischen Ort um den Schaumberg angeboten. Bald würde auch seine zweitjüngste Tochter Anna gut verheiratet sein. Sein zukünftiger Schwiegersohn, Robert Müller, bestand noch darauf erst seine Lokführerprüfung abzulegen, bevor er heiratete, damit er auch künftig für seine junge Familie entsprechend sorgen könnte. Herr Schäfer war das nur recht. Erst hatte der junge Mann seine Prüfung in der Tasche, bevor er heiraten durfte. So war auch er erzogen worden.
„Papa, wir müssen mit dir reden, bitte setze dich zu uns an den Küchentisch“, sagte jetzt Anna. „Guten Abend, Mädels. Dass ihr einmal zusammen Feierabend habt, das ist doch selten.“ Die neunzehnjährige Dorothea war als Schneiderin beschäftigt. Ihre drei Jahre ältere Schwester Anna arbeitete als Kassiererin in dem Lebensmittelgeschäft des Ortes. Vater Schäfer stopfte sich gerade seine Pfeife und sagte: „So, dann schießt einmal los, was brennt euch denn so auf der Seele, dass ihr eurem alten Vater noch nicht einmal guten Abend sagt.“ „Entschuldige Papa“, begann Anna. Jetzt traten Tränen in ihre Augen. Sie konnte nicht weitersprechen. Dorothea sprang für ihre Schwester ein. „Papa, Anna bekommt ein Kind.“ „So“, sagte ihr Vater und nahm einen Zug aus seiner Pfeife. Er schien in Gedanken weit weg zu sein. Er wünschte sich in diesem Augenblick Elisabeth würde noch neben ihm sitzen. Oft in solchen Augenblicken wie diesem, als es Schwierigkeiten mit den Kindern gab. Sie würde ihm mit ihrer verständnisvollen Art über den Arm streicheln und sagen: „Nik, das stehen wir gemeinsam durch.“ Das Schluchzen seiner Tochter holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Diesmal streichelte er seiner Tochter über den Arm. „Anna, das stehen wir gemeinsam durch. Schließlich ist es doch kein Unglück ein Kind zu bekommen. Außerdem ist doch bald deine Hochzeit mit Robert.“ „Papa, du bist schwer in Ordnung“, hörte er da seine jüngste Tochter sagen. Er schmunzelte. Vor seinem inneren Auge hatte er das Bild seiner Frau. Sie schien ihn anzulächeln.
Abends in seinem Zimmer weinte er. Seine Frau fehlte ihm sehr. Sie war viel zu jung gestorben. Bald würden alle Kinder das Haus verlassen. Er wusste, dass auch seine jüngste Tochter sich verlieben und dann ihrem Mann folgen würde. Was wird dann? Aber er wollte sich nicht seinem Selbstmitleid ergeben. Er hatte die Familie durchgebracht. Elisabeth wäre stolz auf ihn. Noch wusste er nicht, was das Schicksal seiner Familie in den nächsten Wochen und Monaten an Leid bringen würde.
Die Hochzeitsvorbereitungen waren in vollem Gange. Es war eine Woche davor, als die Nachricht kam. Gerade war die Familie Schäfer beim Abendessen, als es an der Haustüre klopfte. Nikolaus Schäfer öffnete. Es war ein Bahnbeamter. „Bitte kommen Sie herein und nehmen Sie Platz.“ „Guten Abend“, sagte Herr Schmitt, „ich weiß nicht, ob Sie mich kennen.