Mein genialer Bio-Balkon - Birgit Schattling - E-Book

Mein genialer Bio-Balkon E-Book

Birgit Schattling

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Beschreibung

Mit den Händen in der Erde wühlen, zusehen, wie die ersten kleinen Sämlinge gedeihen, selbst angebautes Obst naschen, fleißige Bienen beobachten – all das geht auch mitten in der Stadt! Birgit Schattling zeigt dir hier, wie du deinen Balkon in ein grünes Wohnzimmer verwandelst – und das absolut nachhaltig! Sie erklärt, welche Gefäße besonders langlebig sind, wie du deine Pflanzen hegst und pflegst, ohne ständig zu gießen oder neue Erde zu kaufen, mit welchen Tricks es dir gelingt, Vögel, Eichhörnchen & Co anzulocken, und wie du dich auch auf dem Nordbalkon mit frischem Gemüse versorgst. Praktische DIY-Projekte helfen dir dabei, deinen eigenen ökologisch wertvollen Rückzugsort zu schaffen.

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Seitenzahl: 155

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INHALT

Gute Gründe

Effektive Gefäße

Ich mach’s kurz

feature

nachhaltig fertig gedacht

#machsnachhaltig

Vertikales Balkongärtnern

Gut versorgt und gepflegt

Das kommt in den Topf

#machsnachhaltig

Alte Erde aufpeppen

Wie, wann und womit düngen?

#machsnachhaltig

Dünger selbst gemacht

Wurmhumus ist das Optimum

#machsnachhaltig

Kurzanleitung Wurmhumus

Krankheiten und Schädlingen vorbeugen

#machsnachhaltig

Hilfe, Schädlinge!

Mummeliger Winterschutz

Schlau bewässern

Muss es immer Trinkwasser sein?

Das 1 × 1 des Gießens

Wer schlau plant, gießt wenig

Ich bin dann mal weg – gießen ohne mich

#machsnachhaltig

Regenwasser auffangen

#machsnachhaltig

Gekonnt Mulchen

Meine besten Pflanzen und Kombis

Säen und vermehren

Obstbalkon zum Naschen

#machsnachhaltig

Obstbalkon zum Naschen

Gemüsebalkon Südseite

#machsnachhaltig

Gemüsebalkon Südseite

Tomatenbalkon

#machsnachhaltig

Tomatenbalkon

Gemüsebalkon Nordseite

#machsnachhaltig

Gemüsebalkon Nordseite

Wintergemüsebalkon

#machsnachhaltig

Wintergemüsebalkon

Ausdauernder Gemüsebalkon

#machsnachhaltig

Ausdauernder Gemüsebalkon

Essbarer Wildpflanzenbalkon

#machsnachhaltig

Essbarer Wildpflanzenbalkon

Kräuterbalkon

#machsnachhaltig

Kräuterbalkon

Heilpflanzenbalkon

#machsnachhaltig

Heilpflanzenbalkon

Blühbalkon

#machsnachhaltig

Blühbalkon

Pflanz-einen-Baum-Balkon

#machsnachhaltig

Pflanz-einen-Baum-Balkon

Insektenparadies

#machsnachhaltig

Insektenparadies

Sukkulente Trockenkünstler

#machsnachhaltig

Sukkulente Trockenkünstler

Tierparadies im 6. Stock

Aus Beton wird Biotop

#machsnachhaltig

Trockenes Plätzchen

#machsnachhaltig

Mini-Teich und Sumpfbeet

Bienenparadies

#machsnachhaltig

Die perfekte Insektennisthilfe

Alle Vögel fliegen hoch

#machsnachhaltig

Leckereien für tierische Gäste

#machsnachhaltig-Infos

Zum Weiterlesen

Bezugsquellen & nützliche Adressen

Dank

Über die Autorin

ERNTEFRISCHES SUPERFOOD

→ Balkone, Fensterbretter und Küchentische bieten jedem die Möglichkeit, gesunde Kräuter, Gemüse, vielerlei Salate und Naschobst zu ziehen. Dazu gibt es noch regionales und saisonales vitalstoffreiches Superfood zu entdecken − zum Beispiel Brennnesseln, Giersch und Löwenzahn. Es gibt so viel mehr Geschmacksrichtungen und gesundes Pflanzengrün, als auf dem Markt üblicherweise zu finden sind. Wenige Aktivitäten sind befriedigender, als das eigene giftfreie Gemüse oder heilende Kräuter anzubauen. Dazu kommt das gute Gefühl: Natur ist Fülle, sie nährt uns.

NATUR AUF AUGENHÖHE

→ Auch kleine Balkons und Fensterbretter haben eine bedeutende Funktion für das Stadtklima, die Ernährung und die Artenvielfalt − und damit für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Geranien, Wechselflor, jedes Frühjahr Erde tauschen, über den Winter Tannenzweige hineinstecken − all das ist out. Naturnah gestaltete Balkons sind wertvolle Trittsteinbiotope für Insekten und hier genießen wir auf Augenhöhe. Es ist ein Erlebnis, sich selbst mit Schönheit und Natur zu umgeben und auf dem eigenen Balkon Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel zu bewirten. Naturschutz beginnt auf dem Balkon.

MIKROKLIMA SCHAFFEN

→ Die Zahl der Hitzetage mit über 30 °C hat in den letzten Jahren kräftig zugelegt. Gerade in den Städten führt die Wärmeglocke zu Stressbelastungen für Menschen, Tiere und Vegetation. Pflanzen binden CO2 und produzieren Sauerstoff, spenden Schatten, filtern Feinstaub und sorgen durch Verdunstung für ein angenehmes Mikroklima, senken die gefühlte Temperatur spürbar. Auch Mini-Teiche und sprudelndes Geplätscher sind wohltuend für unser Auge und regulieren die Umgebungstemperatur. Begrünung reduziert die Wärmebelastung deutlich. Daher gilt das Motto: Begrünen, was das Zeug hält!

BALKONGÄRTNERN IST MAGIE

→ Ein Balkongarten verändert sich täglich, jeden Tag ist er wie ein anderer Ort, ein Wohlfühlort. Hier lassen sich die Jahreszeiten intensiv miterleben. Wunderschön blühende und essbare Pflanzen schenken täglich freudige Momente und unvergessliche Erlebnisse. An kalten Wintertagen können Kohlrabi, Grünkohl und Asia-Salate geerntet werden. Lassen wir sie weiterwachsen, beobachten wir im Frühjahr an deren leuchtend gelben Blüten Insekten beim Naschen. Daraus bilden sich Samen, aus denen wir Jungpflanzen ziehen können. Ein Kreislauf direkt auf unserem grünen Wohnzimmer.

GELD SPAREN, GESUND ESSEN

→ Balkongärtnern funktioniert sehr preiswert. Essbare Begrünung übers ganze Jahr ist machbar, ebenso ein vielfältiges Blütenangebot vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein. In Dauererde und gedüngt mit Wurmhumus aus den eigenen Bioabfällen. Erntefrische gesunde Selbstversorgung ist machbar, wo gerade alles teurer wird. Denn ein Samenkorn trägt alles in sich, was es braucht, um zur kräftigen Pflanze zu wachsen. Bei Gemüse geht das schnell – innerhalb weniger Wochen. Du wirst es lieben. Dazu das Wissen: giftfrei, plastikfrei und unverpackt.

GÄRTNERN BRINGT GLÜCK

→ Einen eigenen Garten zu haben und zu pflegen, bedeutet für viele Menschen ein Stück Lebensqualität. Ein Balkongarten ist befriedigend. Mit den Händen in der Erde zu wühlen, regt die Produktion von Dopamin und Serotonin an. Beide fördern das Immunsystem und machen uns glücklich. Serotonin ist auch ein natürliches Antidepressivum, Dopamin wird vor allem beim Ernten freigesetzt. Zahlreiche Studien belegen: Gärtnern entspannt, der Blutdruck sinkt und vorhandener Stress nimmt ab. Diese gute Stimmung spürt jeder. Also: Vier-Jahreszeiten-Gärtnern!

EFFEKTIVE GEFÄSSE

Alles ist möglich. Urban Gardening zeigt, wie Upcycling funktioniert. Praktische, leichte, langlebige, platzsparende Pflanzgefäße zu finden, die sich in der Praxis für effektiven Anbau bewähren und gut aussehen, ist gar nicht so einfach. Aus Gewichtsgründen finde ich Pflanzgefäße aus gutem Plastik sinnvoll, zur Vereinfachung des Gießaufwandes mit integriertem Wasserspeicher. Außerdem Vertikalanbau in Vertikalbeeten zur besten Ausnutzung der Fläche.

ICH MACH’S KURZ

Bei der Auswahl meiner Pflanzgefäße achte ich besonders auf Langlebigkeit, Effizienz beim Gärtnern, Lebensmittelechtheit, Platzausnutzung, Flexibilität, Gewicht, Wasserspeicherfähigkeit und Optik. Oben auf der Brüstung haben sich klassische stabile Balkonkästen mit Wasserspeicher und dort integrierter Überlauffunktion − in der Länge von 60−90 cm mit Aussteifungsstrebe − bewährt. Auf dem Boden stehend sind stabile rechteckige 70-l-Pflanzgefäße meine erste Wahl, auch aus Polypropylen, mit Wasserspeicher, Aussteifungsstrebe und Rollen darunter.

Am besten sind große Pflanzgefäße

Ideal sind die größtmöglichen Pflanzgefäße, die der Platz des eigenen Balkons zulässt. Wegen des geringen Gewichts wähle ich solche aus lebensmittelechtem Plastik (weichmacherfreies Polypropylen, möglichst Recycling-Kunststoff) mit Wasserspeicher sowie Vertikalbeete. Die bekannten schwarzen Mörtelwannen aus dem Baumarkt sind von der Größe zwar günstig, um den Pflanzgemeinschaften ausreichend Wurzelraum zu bieten, enthalten aber Weichmacher. Deshalb verwende ich diese nur für eine insektenfreundliche Staudenbepflanzung bzw. Wildblumenwiese. Besser sind aber große Pflanzgefäße mit den Bezeichnungen lebensmittelechte Mörtelwanne, Futterwanne oder Wildeimer, aus denen man sich leicht einen Topf mit Wasserspeicher bauen kann: Dazu bohrst du etwa 3 cm von unten mehrere Löcher in die Seitenwände des Pflanzgefäßes und befüllst es mit Blähtonkugeln. Obenauf kannst du ein Vlies oder altes Baumwollshirt legen, damit sich das Substrat nicht mit den Tonkugeln vermischt.

In großen Töpfen lassen sich die Pflanzen leichter pflegen, denn es verdunstet weniger Wasser. So musst du selbst auf einem heißen Südbalkon nicht täglich gießen, wenn du mulchst, noch seltener (siehe Seite 46). Im großen Pflanzgefäß wachsen die Pflanzen stressfreier, stabiler und gesünder: Sie unterstützen sich gegenseitig und es bildet sich ein kleines Ökosystem. Im größeren Wurzelraum können sie ausgeglichener Wasser und Nährstoffe aufnehmen, wovon im größeren Erdvolumen mehr gespeichert werden kann.

Die Größe der Töpfe hat enormen Einfluss auf den Zeiteinsatz fürs Gießen und das Wachstum der Pflanzen. Je größer, desto einfacher gärtnert es sich.

Upcycling-Varianten

Preiswerte Varianten sind die weißen Plastikeimer oder Eisbehälter vom Imbiss oder von Gaststätten. Bestens geeignet und oftmals kostenfrei erhältlich sind sogenannte Bäckerkisten, in denen Backwaren transportiert wurden oder Pilzkisten aus der Produktion von Speisepilzen. Das Lebensmittel-Echtheitszeichen auf der Unterseite (ein Glas mit Gabel) garantiert, dass keine Weichmacher enthalten sind. Preiswerte Varianten beispielsweise für den Anbau von Kartoffeln sind Jutesäcke von Kaffeeröstereien, Reissäcke oder aufgeschnittene Erdsäcke.

Einzelne kleine Pflanzgefäße haben sich in der Praxis gerade für mediterrane Kräuter und Wildblumen bewährt, die nur wenig Wasser und Nährstoffe benötigen. Einfache Töpfe finden sich kostenfrei auf Friedhöfen im Müll oder in der Blumenabteilung vom Supermarkt und erfahren so eine Zweitnutzung. Schaue nach großen Pflanzgefäßen auf dem Wertstoffsammelhof, auf Trödelmärkten, in Kleinanzeigen im Wochenblatt oder im Internet auf nebenan. de und Free Your Stuff, einer Verschenk-Plattform. Dort findet sich vieles umsonst oder für wenig Geld. Natürlich kannst du auch in aufgeschnittenen Getränkekartons, Tassen, Kaffeedosen oder Joghurtbechern gärtnern. Wichtig ist ein Wasserablauf oder perfektes Gießen, um Staunässe zu verhindern. Es ist so viel mehr möglich, als man denkt, eigenverantwortlich das eigene Umfeld zu begrünen und Frisches zu ernten. Größtmögliche Pflanzgefäße machen es einfacher und erfolgreicher.

FEATURE

NACHHALTIG FERTIG GEDACHT

Meine Erfahrung ist: Über das Balkongärtnern weitet sich der Blick. Wir sehen Pflanzen mit anderen Augen, erkennen den hohen Wert heimischer Wildpflanzen für unsere Insekten und Vögel − und vor allem für unsere eigene Ernährung. Wir sehen außerhalb unserer Balkons an den Straßenrändern auf einmal Wildpflanzen. Wir erfahren uns als Teil der Natur. Wir spüren, alles hängt zusammen und beeinflusst sich. Jeder Meter zählt! Jede Blüte zählt! Balkons sind Trittsteinbiotope für Insekten und andere Tiere. Genau wie die Fensterbretter. Auch den wahren Wert, die große Befriedigung der erntefrischen Selbstversorgung vom Balkon und auch vom Fensterbrett, muss man einfach selbst erleben. Dazu die Freude und Lebendigkeit von in den 6. oder sogar bis in den 8. Stock hochfliegenden Wildbienen, Schmetterlingen und Vögeln zu fühlen. Wir können nur schätzen und schützen, was wir kennen und verstehen. Dieser direkte Naturkontakt mitten in der Stadt lässt uns tief spüren, was wir in der Natur gerade in riesigem Ausmaß an Biodiversität und Arten verlieren. Wir erleben Vielfalt und erkennen Chancen, diese zu erhalten. Mehr frische pflanzliche Ernährung mit hoher Nährstoffdichte, weniger Fleisch, weniger Abfall, Mehrfachnutzungen, wenn dann Wertiges kaufen. Jeden Tag wählen wir mit unseren Entscheidungen, wie unsere Welt aussehen soll. Am Regal vom Supermarkt oder wir kaufen regional und biologisch erzeugte Lebensmittel bzw. wir bauen möglichst viele hochwertige Nahrungsmittel ohne großartige technische Unterstützung in humusreichem Dauersubstrat ganzjährig selbst an – auf Balkon, Fensterbrett und auf dem Küchentisch. Wenn im eigenen Haushalt Kinder leben, natürlich zusammen mit ihnen. So lernen sie Pflanzen, Tiere und deren Wert spielerisch kennen.

VERTIKALESBALKONGÄRTNERN

Wer viel anbauen und sich mit vielen Blühpflanzen umgeben möchte, sollte seinen Platz bestens ausnutzen. Zudem haben Anzahl und Größe der Pflanzen einen entscheidenden Einfluss auf das Mikroklima vom Balkon. Berücksichtige bei der Balkongestaltung zuerst eine gemütliche Sitzecke und wähle größtmögliche Pflanzgefäße mit viel Wurzelraum. Schön ist, wenn du auch hoch wachsende Pflanzen, beispielsweise Gehölze wie Felsenbirne, Aroniabeere, Säulenobst oder Johannisbeere, verwendest. An Holzspalieren, Schnüren oder Gittern aus Armierungseisen lassen sich Rankpflanzen wie Wein, Wilder Wein, Hopfen, Kiwi und Brombeere ziehen. Einjährige Varianten sind Hokkaido-Kürbisse, Tomaten, Bohnen, Erbsen, Inka-Gurken, Mexikanische Minigurken, Süßkartoffeln, rankende Kapuzinerkresse und Wicken. Nutze an der Decke befestigte Hängeampeln mit Mauer-Zimbelkraut, dauernd tragenden Erdbeeren, Kapuzinerkresse oder Hänge-Rosmarin. Eine komplett essbare Beschattung ist möglich. Der kühlende Effekt durch Beschattung und Verdunstung ist schnell und deutlich spürbar und die passende Reaktion auf die Klimaänderung. Vor dem Anbohren von Decke und Wänden ist Rücksprache mit dem Vermieter bzw. Eigentümer erforderlich, ebenso zur zulässigen Traglast.

Viel besser als Hochbeete sind Vertikalbeete

Vertikalbeete für effektiven Vertikalanbau bieten mehr Anbaufläche als Hochbeete, denn die Grundfläche vervielfacht sich. Verschiedene Hersteller bieten Fertigbausätze aus Holz oder Metall an, die man einfach nach Anleitung selbst aufbaut. Sie können als Wandverkleidung, Sicht-, Wind- und Sonnenschutz dienen, man kann auch ein Geländer daraus bauen. Bei den Vertikalbeeten gibt es aufgrund der Punktbelastung in der Regel keine Probleme mit der Traglast. Bei Hochbeeten ist es problematisch, wenn diese vom Balkonboden bis auf Arbeitshöhe mit Substrat befüllt sind. Für Balkons sind Tischhochbeete geeignet, darunter können Materialien verstaut werden.

Bevor die Wände angebohrt werden (hier Rankgitter für Wein), ist meist eine Erlaubnis vom Vermieter erforderlich. Die äußeren Balkonkästen gut sichern.

Diese selbststehenden Vertikalbeete werden nicht an der Wand befestigt. Der Platz ist mit viel Wurzelraum 6-fach ausgenutzt aufgrund der durchgehenden Erdrückwand.

Die stabilen Vertikalbeet-Modelle auf meinem Balkon sind selbststehend, und nicht mit der Wand verbunden. Die Hauswand braucht nicht angebohrt zu werden und strahlt trotzdem Wärme ab. Zur Hauswand ist Abstand, sodass Luft zirkulieren kann. Die Rückwand bildet ein von unten bis oben durchgehender Erdkörper. Wandwärts wird das Erdsubstrat von einer Platte gehalten, nach vorn offen in abnehmbaren Erdtassen. Die Wurzeln wachsen zum durchgehenden, aufgrund der automatischen Bewässerung feuchten Erdkörper. Es ist ganz unglaublich, wie viel besser die Pflanzen mit dieser durchgehenden Erdsäule gedeihen und das ganze Jahr über eine ertragreiche Ernte bescheren.

Aufgrund der Bauweise brauchen Vertikalbeete verhältnismäßig wenig Substrat. Dadurch fällt weniger Gewicht an und weniger Gießwasser wird benötigt. In die oberste Etage kommen hochwachsende Pflanzen wie Tomaten, Beerenobst, Paprika, Fenchel, Physalis oder Artemisia annua (siehe Seite 85 und 87). In den unteren Tassen wachsen Salate, Kräuter oder Erdbeeren. Setze vorgezogene kräftige Jungpflanzen schräg in angeschrägt eingefülltes Substrat ein, damit deren Wurzeln gleich in Richtung Erdwand zur Feuchte wachsen.

Die schlechtere Variante: mehrere Balkonkästen übereinander

In Holz- oder Metallgestellen stehen Kästen in mehreren Etagen übereinander. Teils sind die Etagen leicht nach vorn gekippt, damit etwas mehr Licht hineingelangt. Sie bieten den Vorteil der mehrfachen Platzausnutzung, aber nicht den Vorteil einer durchgehenden Erdrückwand bzw. Erdsäule mit viel Platz für das Wurzelwerk. Der Boden des darüber stehenden Kastens gibt die Wuchshöhe der Pflanzen darunter vor. Mit handwerklichem Geschick lassen sich maßgenaue qualitativ hochwertige und doch preisgünstige Vertikalgärten für die ganzjährige Selbstversorgung realisieren. Die Bastler sind hochzufrieden mit ihren zugewachsenen Wänden voller Salat und Kräuter und schwärmen vom angenehmen Mikroklima.

GUT VERSORGT UND GEPFLEGT

Neben Sonnenlicht, Wasser und Nährstoffen ist gutes Substrat die Basis für gesundes Pflanzenwachstum. Erde ist der gewachsene natürliche Boden in Natur und Garten. Die für den Topf verwendeten Substrate sind Erdgemische aus verschiedenen Komponenten, versetzt mit Düngeranteilen. Die Auswahl in den Gartencentern ist riesig, doch der wichtige Faktor Bodenleben (Mikroorganismen) wird selten berücksichtigt.

DAS KOMMT IN DEN TOPF

Gutes Substrat für unsere Pflanzen muss Wasser gut halten können, aber auch gut drainieren bei zu viel Gieß- oder Regenwasser, denn Staunässe bekommt unseren Pflanzen meist nicht. Das Substrat soll strukturstabil sein, also Verdichtung, Verklumpung und Verhärtung vermeiden, damit die Wurzeln ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe erhalten. Im lockeren Substrat wachsen die Wurzeln gut, und über ein gut ausgebildetes Wurzelwerk können Nährstoffe sowie Wasser langsam und gleichmäßig aufgenommen werden.

Wer Erde kauft, für den sind zwei Substrattypen ausreichend: Aussaaterde bzw. Kräutererde für das Aussäen von Jungpflanzen und die Anzucht von Stecklingen. Mediterrane Kräuter wie Thymian, Lavendel und Salbei benötigen ebenfalls nährstoffarme Erde, ersatzweise geht Maulwurfshügelerde. Für alles andere ist eine torffreie Bio-Gemüse-Erde, Pflanz- oder Universalerde geeignet, die jeweils an den Bedarf der Pflanze angepasst wird (siehe Seite 21).

Achte auf Torffreiheit

Ökologische und Klimaschutzgründe sprechen ausschließlich für torffreies Substrat. So wird beim Abbau der Moore in großen Mengen CO2 freigesetzt. Einmalige, schützenswerte Biotope werden zerstört und den dort lebenden, an den nährstoffarmen, sauren Boden angepassten Tier- und Pflanzenarten die Lebensgrundlage entzogen. Auch die langen Transportwege sind klimaschädlich. Auf die etwas anderen Eigenschaften der Torfersatzstoffe (Holzfasern, Kompost, Rindenhumus, Reisspelzen, Kokosfasern) muss man sich einstellen. Substrate mit Torfersatzstoffen trocknen oberflächlich schnell ab, was dann − irrtümlicherweise – nach Gießnotwendigkeit ausschaut. Sie benötigen oftmals auch mehr Düngung, weil der Abbau von Holzfasern immer mehr Stickstoff verbraucht. Markenprodukte namhafter Hersteller sichern eine gute Strukturstabilität und Wasserhaltefähigkeit. Die Torffreiheit muss auf dem Erdsack als „torffrei“ bzw. „ohne Torf“ ausgewiesen sein. „Torfreduziert“ ist nicht ausreichend.

Schutz vor Staunässe

Grundsätzlich braucht jedes Pflanzgefäß ein Abzugsloch oder ein Überlaufsystem, sonst gehen die Pflanzen durch Staunässe ein oder ertrinken bei Starkregen – es sei denn, der Balkon ist nicht dem Regen ausgesetzt, das Gefäß enthält eine Drainageschicht oder du beherrschst das perfekte Gießen. Ist kein Loch vorhanden, muss es eingeschnitten werden. Damit Gießwasser nicht ausgespült wird, decke die Abzugslöcher im Boden mit einer nach oben gewölbten Tonscherbe oder einem passenden Stein ab. Gegen Staunässe und drohendes Verfaulen der Wurzeln wird oft eine Drainageschicht aus Blähton, Kieselsteinen, Splitt, Schotter oder grobem Kies empfohlen. Sie ist zwingend erforderlich, wenn das Pflanzgefäß kein Abzugsloch hat oder wenn der gelochte Topf auf einem Untersetzer steht. Kann das Wasser über ein Abzugsloch ablaufen, ist der Pflanze oftmals mit mehr Wurzelraum besser gedient, eine Drainageschicht ist nicht immer notwendig. Ein Vlies zwischen Drainage und Substrat verhindert Einschwemmungen und ermöglicht leichtes Recyceln.

Eine Drainageschicht aus Tonkugeln (links), abgedeckt mit einem Gartenvlies (rechts), verhindert Staunässe. Aber meist ist für die Pflanzen mehr Wurzelraum sinnvoller.

Beim Pflanzen wird das Gefäß etwa halbhoch mit passendem Pflanzsubstrat gefüllt und angedrückt. Die Pflanze wird nur so tief im neuen Topf eingesetzt, wie sie im alten Topf über die Substratoberfläche hinausragte. Fülle die Lücken um den Wurzelballen mit Substrat auf und drücke beherzt fest, damit die Wurzeln guten Kontakt zum Substrat bekommen. Wichtig ist ein Gießrand von ca. 1,5 cm bis zur Gefäßkante, damit beim Gießen kein Wasser herausläuft. Nun kräftig angießen, dabei unterstützen Effektive Mikroorganismen, Komposttee (siehe Seite 27) oder Pflanzenhomöopathie die Wurzelbildung. Um schnelles Wurzelwachstum zu fördern, solltest du an den nächsten Tagen nicht gießen. Wird nach dem Setzen zu häufig gegossen, bleiben die Wurzeln relativ flach an der Oberfläche und bilden sich nicht kräftig aus. Wichtig ist nach Aussaaten und Pflanzungen die Beschriftung, was in welchem Pflanzgefäß steckt. Viele beschriften gern Holzstiele von Eis am Stiel oder Holzstäbe mit Kugelschreiber, alles hält nur eine Saison. Sinnvoll ist das Führen eines Balkontagebuches. Diejenigen, die diszipliniert eins führen, empfinden es als sehr hilfreich. Sie notieren Namen/Sorten und Standort der Aussaaten bzw. Pflanzungen, schreiben Erfolge und Misserfolge dazu und können so dauerhaft über die Jahre ihre eigenen Erfahrungen nachschlagen.

ALTE ERDE AUFPEPPEN

Gebrauchte Erde ist immer wieder aufpeppbar. Wurmhumus aus einer Wurmkiste bringt Nährstoffe und das wertvolle Bodenleben, die Mikroorganismen.

Eine oft gestellte Frage: Muss ich jedes Frühjahr neue Erde kaufen? Nein. Du hast verschiedene Möglichkeiten, die Erde aufzupeppen, dem Bedarf der Pflanze anzupassen und weiterzuverwenden. Du kannst im Pflanzgefäß Humusaufbau betreiben, damit CO2 speichern und dir eine Dauererde schaffen. Das vermeidet Plastikabfall, Transportwege, Torffabbau und Schlepperei. Bepflanzt du neu, schüttest du praktischerweise das Pflanzgefäß auf Zeitung oder einem aufgeschnittenen Erdsack aus. Lockere die Erde und sortiere grobe Wurzelstücke heraus. Befinde anhand Wachstum und Art der bisher dort wachsenden Pflanzen, ob das Substrat ausgelaugt ist. Nun reicherst du in Abhängigkeit des Bedarfs der neu zu setzenden Pflanzen mit Nährstoffen und Bodenleben an und mischst gut durch. Die in Wurmhumus, Kompost und Bokashi enthaltenen Mikroorganismen wirken sich sehr günstig auf die Pflanzengesundheit und die Vitalstoffe der zu ziehenden Pflanzen aus. Schau, was du zu Hause hast, was dich anspricht und finde deinen optimalen Weg aus den hier genannten Varianten.

Bokashi, eine Fermentation der Bioabfälle, verbraucht mehr Platz und muss vorher ablagern. Eventuell muss man Effektive Mikroorganismen dazu kaufen.

•Wurmhumus: Eine Auffrischung der Erde gelingt dir durch Anreicherung mit 10 % Wurmhumus (siehe Seite 24) aus der Wurmkiste für Schwachzehrer (Salate, Radieschen, Bohnen) und Mittelzehrer (Möhren, Spinat, Mangold). Für Starkzehrer mit hohem Nährstoffbedarf (Tomaten, Zucchini, Paprika) kannst du 15 % Wurmhumus untermischen oder auf die Pflanzgefäße obendrauf streuen.

•Kompost: Unter die alte Erde 1/3 Kompost mischen.

•Bokashi: Als Bokashi bezeichnet man die Fermentierung von Küchenabfällen mittels Effektiver Mikroorganismen (EM). Beim Bokashi verringert sich während des Fermentationsprozesses nicht das Volumen, während in der Wurmkiste das Volumen des Bioabfalls auf circa 20 % abnimmt. Bei Neupflanzungen kommt als unterste Schicht Bokashi in das Pflanzgefäß, der zwei Wochen abgelagert ist. Die Wurzeln sollten mit diesem frischen scharfen Bokashi noch nicht in Kontakt kommen.

•Hornspäne, Horngrieß oder Hornmehl: Diese zerkleinerten Kuhhörner und -klauen sind sehr stickstoffhaltig und kommen oft von weit her. Das feine Hornmehl gibt die Nährstoffe am schnellsten ab, bei Horngrieß und vor allem den Hornspänen dauert es länger, bis sie sich zersetzen und somit den Stickstoff abgeben.

•Schafwollpellets bzw. Rohwolle