Mein Ich ist wie ein kleines Boot - Jürgen Ambros - E-Book

Mein Ich ist wie ein kleines Boot E-Book

Jürgen Ambros

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Beschreibung

Kommen Sie mit auf eine poetische Reise, die das Gefühl für Zeit und Geschwindigkeit neu definiert. Das Ich ist wie ein kleines Boot, das von den flüchtigen Momenten der Gegenwart bis weit hinein in die unendlichen Weiten der Vergangenheit und Zukunft die Möglichkeiten unseres Seins auf neue Weise erkundet. Tauchen Sie ein in die schwindelerregende Welt der Zeit und des Raums, in der jedes Gedicht ein Fenster zu neuen Dimensionen öffnet. Nehmen Sie Kontakt auf mit berührenden Versen, die den angemessenen Abstand ausloten zwischen Nähe und Distanz.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Mein Ich ist wie ein kleines Boot

Bemerkenswerter Betrachter

Das aufgerissene Herz

Zuflucht gesucht

Vorstellungskraft

Der Mond ist eine kleine Uhr

Navigation der Herzen

Das Zeitgeheimnis

Zeit ist Macht

Zeitgefühl

Ist meine Uhr mein Zeitgenosse?

Im Räderwerk der Zeit

Beeilt euch!

Zeitsparkasse

Zufällige Zeit

Ein Tagedieb

Die innere Uhr

Die Zeit verhält sich sonderbar

Die Blumenuhr

Der Volksstamm der Daktylen

Redefreiheit

Sprechverbot

Uhren gibt es ziemlich viele

Wendezeiten

Glück in Warnemünde

Das JETZT ist nur ein kleines Wort

Das JETZT ist eine Illusion

Die Raserei kennt keine Pause

Die Suche nach dem Glück

Autobahnen sind Gewalt

Solidarität

Langsamkeit weitet die Sicht

Die Gegenwart entfaltet sich

Geschwindigkeit macht dich nicht frei

Abmahnung

Duftkalender

Blätterteigzeit

Die Macht der Kalender

Verfallsdatum erreicht

Zeitfalten

Die Zeit ist nur ein Pfeil

Vom Mann kuratierte Geschichte

Im Ozean der Zeit

Die Rhythmen der Natur

Warteschleifen

Arten und Unarten von Warten

Zeitkrümmung

Zeitmessung

Eile mit Weile

Taktloser Kontakt

Verführung durch Berührung

Unerwiderte Liebe

Kontaktbereit

Bedienungsanleitung für Körperkontakt

Im Bett

Nackt sein für Kontakt

Gedanken über Interpunktion

Enttäuschte Erwartungen

Körperkontakt

Ist Schweigen Kommunikation?

Kommunikation

Glückspilz

Sind Gefühle nur Hormone?

Senor Testosteron

Adrenalinchen

Glückshormone

Reptiliengehirn

Anders zu sein, erfordert Mut

Bastard

Kokettes Brikett

Die holde Kunst

Ein Loch in der Hose

Vertraute Flaute

Hungrige Löwen

Wie der Mensch entstand

Flüchtige Zeichen

Ameisentraum

Religiöse Gruppen

Selbstkontrolle

Gezüchtete Krieger

Abkühlung am Meer

Unkraut in meinen Gedanken

Im Dschungel der Gefühle

Dem Leben vertrauen

Betagt doch nicht betucht

Hoffnungslos

Kriege und Geschwindigkeit

Heiße Erde

Ich kann es nicht schaffen

Töff schwitzt

Selbstgespräch

Zurück zur Natur

Das Geheimnis der Rose

Ein krankes Pferd

Ermutigung zum Schreiben

Hoffnung

Vorwort

„In einer Gesellschaft,

die erwartet, dass wir

mit doppelter Geschwindigkeit

leben, ist es

nahezu unmöglich,

in Verbindung mit dem

Herzen zu sein.

Darum fühlen wir uns

zunehmend einsam

und isoliert,

abgeschnitten voneinander

und vom natürlichen

Netz des Lebens

getrennt.“

Jack Kornfield

Mein Ich ist wie ein kleines Boot

Mein Ich ist wie ein kleines Boot

auf einem großen Meer.

Es treibt von der Geburt zum Tod

und weiß nicht mehr, woher.

Es trachtet stets nach dem Wohin

und glaubt, es liegt ein Sinn darin,

die Ziele anzustreben,

die es sich selbst gegeben.

So treibt es vorwärts in der Zeit

und glaubt, es wird in Ewigkeit

vom Leben angetrieben.

Es hat sich aufgeschrieben,

was es bisher bereits getan

in dünkelhaftem Größenwahn.

Ich schaue auf das Ich in mir,

erkennend, ich bin auch noch hier:

ein seltsamer Betrachter

auf einem kleinen Frachter.

Bald sinken wir ins Meer hinab.

Der Ozean wird unser Grab.

Und in der Fülle all der Tropfen

ist unser Herz ein kleines Klopfen,

das irgendwie gedankenschwer

vermutet: "Ich war wohl mal wer?"

Bemerkenswerter Betrachter

Ich schaue

auf mich herab.

Der Beobachter bin ich.

Und auch das Objekt

der Betrachtung.

Täter und Opfer.

Beobachter und Betrachtetes.

Wenn ich das bin, das schaut,

wie kann ich dann das sein,

was angeschaut wird?

Wenn ich das bin, was

angeschaut wird,

bin ich dann all das,

was ich betrachte?

Wo sind die Grenzen

zwischen mir und mir?

Das aufgerissene Herz

Ein starker Schmerz

bricht mir das Herz.

Doch es zerbricht nicht,

es bricht auf,

so wie die Schale einer Nuss,

die man zuerst entfernen muss.

Zuflucht gesucht

Jeder Mensch sucht Sicherheit

in der Unbeständigkeit

seines wechselvollen Lebens.

Doch die Suche ist vergebens.

("Weiß doch jeder, der verblich

und dann aus dem Leben schlich!")

Manch einer findet

die Zuflucht im Reisen.

Ein anderer sucht sie

in schmackhaften Speisen.

Der eine sucht Schutz

durch das Sammeln von Geld.

Der andere sagt,

dass er davon nichts hält.

("So sucht halt ein jeder

nach Identität.

Sich selber zu finden,

ist es nie zu spät!")

Der eine sucht Halt

in begierigem Kaufen.

Der andere schützt sich

durch rauschhaftes Saufen.

Doch all diese Dinge,

durch die wir uns binden,

verhindern im Grunde nur,

dass wir uns finden!

Was uns am Ende

einzig schützt,

ist unser Geist,

wenn er uns stützt.

Vorstellungskraft

Uns schöne Bilder

vorzustellen,

hilft uns,

den Alltag zu erhellen.

Stellen wir uns

den Himmel vor,

dient dieses Bild

für uns als Tor

in eine endlos

weite Welt.

In die sind wir

hineingestellt,

um das Bewusstsein

zu verwandeln,

indem wir

miteinander handeln,

denn wir sind nicht

alleine hier.

So wird aus einem Ich

ein Wir.

Der Mond ist eine kleine Uhr

Der Mond ist eine kleine Uhr,

er ordnet meine Nacht.

Die Sonne gliedert meinen Tag,

sie ist aus Licht gemacht.

Der Ozean hat eine Uhr,

die Ebbe heißt und Flut.

Der Mond greift kraftvoll

nach dem Meer

und zieht an seinem Hut,

damit die Welle

schwippt und schwappt

und es

mit den Gezeiten klappt,

denn auch das Meer

muss pünktlich sein,

weil fristgemäß

bei Mondenschein,

wenn Vollmond

strahlt am Himmelszelt

die Seepferdchen sich,

wie bestellt,

zärtlich und innig lieben.

(So zwischen sechs

und sieben.)

Navigation der Herzen

Die Erde dreht

tagtäglich ihre Runden

und hat dabei in 24 Stunden

360 Grad zurückgelegt,

weil sie sich ja

die ganze Zeit bewegt.

In einer Stunde

schafft sie 15 Grade

und 30 in zwei Stunden.

Es ist schade,

dass sie sich gar nicht

schneller drehen will.

Doch uns zum Glück

steht sie ja niemals still.

Wenn deine Position

sich auf dem gleichen

Breitengrad

wie ich befindet

und deine Uhr

dir eine Stunde mehr als

meine Uhr verkündet,

dann finde ich dich

15 Längengrade weiter.

Das stimmt mich

zuversichtlich

und es macht mich heiter,

denn: bist du eine Stunde

weit von mir entfernt

bist du mir 15 Längengrade nah,

hab ich gelernt.

Ich weiß, das ist zu weit,

wenn man sich liebt.

Doch weil der Abstand eine

Zeitstunde ergibt,

berechnet meine Liebe

heute schon:

Koordinaten

deiner Position.

Ich zähle sehnsuchtsvoll

die vielen Stunden,

die uns noch trennen,