Galopp der Erkenntnis - Jürgen Ambros - E-Book

Galopp der Erkenntnis E-Book

Jürgen Ambros

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Beschreibung

Pferd darf den Stall nur verlassen, wenn es den Pflug ziehen muss oder vor schwere Karren gespannt wird. Aber eines Tages begegnet es einem Esel, der ihm auf die Sprünge hilft und durch den es die Geheimnisse der Evolution entdeckt. Das Buch enthält die deutsche Originalfassung und die englische Übersetzung. Die Bilder wurden mit und von einem Computerprogramm (KI) erstellt.

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Seitenzahl: 64

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Inhaltsverzeichnis

Dem Esel begegnen

Die Flucht

In den Wald, den Berg hinauf

Bist du nun glücklich?

Die Kuh in den Felsen

Rauch in den Bergen

Was Matthi verschwieg

Erwachende Träume

Der Kampf in der Schlucht

Kräuter und Urin

Es war ein Wagnis

Bei Sonnenuntergang

Musikliste

Foreword

Meeting the Donkey

The Escape

Into the Forest and Up the Mountain

Are you happy now?

The Cow on the Rocks

Smoke on the Hill

What Matthi concealed

Awakening dreams

In the gorge

Tornado's Enlightenment

Herbs and Urine

It was a Gamble

New Beginning at Sunset

Music list

Vorwort

Diese Geschichte

wurde für

eine Lesung

geschrieben.

Die Lesung wurde

begleitet durch Musik,

die vom MP3-Player

abgespielt wurde,

um das Thema und

die Stimmung des

Textes zu

untermalen.

An den

entsprechenden Stellen

im Text ist vermerkt,

wo Musik verwendet wurde.

Die Liste der Musiktitel

befindet sich am Ende des

Buches nach dem

Inhaltsverzeichnis.

So ist der Verlauf der

Lesung jederzeit

reproduzierbar.

Viel Vergnügen damit.

Dem Esel begegnen

Wenn man nichts anderes kennt, fühlt sich jeder Ort wie eine Heimat an.

MUSIK 01

Manchmal hat man Träume, die einem zeigen, wohin man gehen will.

Aber die Träume von Pferd waren alle verschwunden. Es stand still im Stall und kaute auf dem trockenen Heu herum.

Ab und zu lag eine verirrte Blüte zwischen den Halmen. Sie zauberte einen anderen Geschmack auf die Zunge von Pferd. Dann tropfte etwas Speichel aus seinem Maul und die Nüstern von Pferd wurden weit.

Es schloss die Augen. Ein Zittern lief durch seine Flanken. Pferd durfte den Stall nur verlassen, wenn es den Pflug ziehen musste oder vor schwere Karren gespannt wurde.

Wenn der Bauer Pferd aus dem Stall hinaus über den Hof führte, zerrte der Hund des Bauern an seiner Kette und bellte laut. Pferd wieherte, rollte mit den Augen und drängte zur Seite. Aber der Bauer zog Pferd an dem Hund vorbei hinaus auf das Feld.

Nach der Arbeit und nachts stand Pferd alleine im Stall und spitzte die Ohren. Es konnte die Ohren in viele Richtungen drehen. Es hörte, wie die Vögel zwitscherten, wie der Regen fiel, hörte das Rauschen der Blätter in den Bäumen, das Bellen des Hundes und eines Morgens ein lautes „I-A!I-A!I-A!“.In der Box nebenan, die bisher immer leer gewesen war, stand ein Esel. Um seinen Hals hing ein grüner Beutel.

„Wo kommst du denn her?“ fragte Pferd den Esel.

„Woher soll ich schon kommen?“ antwortete der Esel. „Von draußen, aus der Welt!“

„Und? Ist sie schön, die Welt da draußen?“ fragte Pferd den Esel. „Soll das heißen, dass du die Welt da draußen nicht kennst?“ fragte der Esel und zeigte grinsend seine Zähne.

„Wie soll ich die Welt kennen, wenn ich immer arbeiten muss!“ antwortete Pferd und schlug mit dem Schwanz.

Am Abend desselben Tages, nachdem der Bauer Pferd in den Stall zurück gebracht hatte, sagte der Esel: “I-A! Den ganzen Tag schuften für so ein Paar Halme! Das würde mir gar nicht gefallen!"

"Glaubst du vielleicht, mir macht das Spaß?" sagte Pferd. "Aber so ist das Leben! Man muss etwas tun, um sein Futter zu kriegen!" Dabei kaute es auf dem Heu und dem Stroh herum, das in seiner Krippe lag.

"Es gibt Pferde, die springen auf Wiesen herum und leben ein glückliches Leben!" erzählte der Esel. Pferd hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen und sagte: „Ich kann hier nicht weg! Der Hund hat scharfe Zähne und lässt mich nicht aus den Augen!“

„Du kannst auch beißen!“ erwiderte der Esel. „Und harte Hufe hast du auch!“ Dabei schlug er nach hinten aus. In der hölzernen Wand der Box entstand ein Riss.

Als Pferd am nächsten Abend über den Hof Richtung Stall trottete, überlegte es, ob der Esel ihm noch etwas mehr sagen könnte über Pferde, die über die Wiesen sprangen. Es hatte den ganzen Tag daran gedacht.

Aber der Esel wurde gerade aus dem Stall in einen Lastwagen geführt, auf dem „Schlachthof Lengendorf“ stand. Er rief noch: „Und springen kannst du auch!“ Dann war er verschwunden.

MUSIK 02

Die Flucht

„Seltsam, wie schnell man sich an die Nähe eines anderen Tieres gewöhnen kann!“ dachte Pferd und wühlte mit dem Maul durch das Heu in seiner Krippe. Ein süßer Geruch stieg in seine Nase. Da lag ein Stück Apfel und ein Pfefferminzblatt in der Krippe.

Die Wangen von Pferd wurden plötzlich ganz heiß. Der Duft weckte eine Erinnerung an frühere Zeiten, in denen es diese Box und diesen Stall nicht gegeben hatte. Pferd sah Bilder vor seinem inneren Auge, an die es lange nicht gedacht hatte und erinnerte sich, wie es als Fohlen über blühende Wiesen gesprungen war.

In dieser Nacht träumte Pferd von seiner Kindheit, davon, wie es mit anderen Fohlen um die Wette galoppiert war, wie es immer das schnellste gewesen war und die anderen ihm folgten. Pferd träumte davon, wie es neben seiner Mutter am Waldrand entlang trabte und laut wieherte. Die Düfte und Geräusche des Waldes hatten seine Neugier geweckt auf ein großartiges Leben voller Freude und Lebenslust.

Pferd blickte zurück auf die Wünsche, von denen es damals angetrieben und gelenkt worden war.

Es hatte klar und deutlich Bilder davon gesehen, wie es sich die Zukunft vorstellte. Und in dieser Zukunft hatte es den Stall und die Box, in der es sich jetzt befand, nicht gegeben.

Pferd schlug mit dem Schwanz und trat mit den Hufen gegen die Wände der Box. Sogar im Schlaf zuckte es noch mit den Beinen und drehte den Kopf unruhig hin und her.

Am nächsten Morgen erwachte Pferd mit Schaum vor dem Mund. Es spürte ein wildes Pochen in seinem Brustkorb. Als der Bauer kam, um es aufs Feld zu führen, sträubte es sich. Es versuchte, sich immer wieder seitlich vom Bauern weg zu bewegen. Der Bauer schimpfte und schlug mit seiner Faust gegen die Flanke von Pferd.

Pferd schnappte nach dem Bauern und versuchte, ihn zu beißen. Daraufhin griff der Bauer nach einer Peitsche und schlug Pferd damit auf den Rücken. Pferd wieherte und stellte sich auf die Hinterbeine, wirbelte die Hufe durch die Luft vor dem Gesicht des Bauern. Der Hund bellte und zerrte an seiner Kette.

Der Bauer holte eine Mistgabel und ließ den Hund frei. Der Hund raste von hinten an Pferd heran, während der Bauer es von vorne mit der Mistgabel bedrohte.

Pferd trat mit den Hinterläufen aus. Die Hufe trafen den Hund, der jaulend durch die Luft flog.

„Und springen kannst du auch!“ dachte Pferd und galoppierte auf das Tor zu. Es sprang, wie es noch nie gesprungen war, und galoppierte vorwärts, ohne nachzudenken, wohin und was es eigentlich wollte! Nur weg! Nur weg! Nur weg!

MUSIK 03

In den Wald, den Berg hinauf

Pferd galoppierte vorwärts, ohne an eine bestimmte Richtung oder ein Ziel zu denken. Als seine Kräfte nachließen, verfiel es in eine trabende Gangart und blieb schließlich atemlos stehen. Der Schweiß tropfte an seinem Körper herab und die Flanken hoben und senkten sich durch die Kraft seiner Atmung. Als der Atem sich beruhigt hatte und das Pochen des Herzens in der Brust langsamer und leiser wurde, sah Pferd, dass es auf einem Hügel stand.

Es konnte den Bauernhof noch sehen. Aber er war sehr weit weg.

Noch drei Hufe weiter, dann begann der Wald.

Der Schweiß auf der Haut von Pferd begann zu trocknen. Es fühlte sich hungrig und hatte Durst.

„Was habe ich bloß getan?“ dachte es. „Ich habe leichtsinnig meine Heimat verlassen und weiß nicht, wo ich nun Wasser und Heu herbekommen soll. Wie soll ich bloß weiterleben? Ich werde elendig zugrunde gehen!“

Pferd trottete in den Wald hinein, um einen ruhigen Platz zu finden, an dem es nachdenken könnte.