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Der Ratgeber „Mein Kind im 1. Lebensjahr“ vermittelt umfassende und leicht verständliche Informationen aus der täglichen Kinderarzt-Sprechstunde über alles Wichtige, was werdende und frisch gebackene Eltern über die ersten 12 Monate ihres Babys wissen sollten. Im ersten Teil werden die kinderärztlichen Vorsorgen im ersten Lebensjahr (U2 bis U6) umfassend beschrieben sowie die normale Entwicklung eines gesunden Säuglings. Im zweiten Teil geht es um die häufigsten Problemthemen der Säuglinge in der täglichen Kinderarzt-Sprechstunde: Ernährung, Babys Haut, die abendliche Unruhephase, Schnuller und Co., die Zahnung, Mund- und Genitalpilz, vom Schleim und vom Rasseln, vom Einschlafen und Durchschlafen, Erziehung, Unfälle, Fieber, wann Kontakt zum Kinderarzt?, der plötzliche Kindstod und Schutzimpfungen.
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Seitenzahl: 56
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Vorwort
Nach der Geburt
Die Vorsorgeuntersuchungen U2-U6
Ernährung
Babys Haut
Kalte Hände und Füße
Die abendliche Unruhephase
Schnuller und Co
.
Die Zahnung
Mund- und Genitalpilz
Vom Schleim und vom Rasseln
Vom Einschlafen und Durchschlafen
Erziehung
Unfälle
Fieber
Wann Kontakt zum Kinderarzt?
Der plötzliche Kindstod
Schutzimpfungen
Zu Guter Letzt
Alles Wichtige in Kürze
Für den Notfall
Checkliste für eine kindersichere Wohnung
Auf die Geburt hin sind die meisten Eltern durch den Besuch der Hebammen-Vorbereitungskurse sehr gut vorbereitet. Als Kinderarzt erlebe ich aber viel zu oft Eltern, die überrascht und verängstigt sind im Umgang mit ihrem Baby und dem, was mit ihm nach der Geburt, ja überhaupt im ganzen ersten Lebensjahr so alles passiert.
Und so entstand die Idee zu diesem Ratgeber, in dem ich im ersten Teil die Entwicklung eines gesunden Babys im ersten Lebensjahr beschreibe, insbesondere im Hinblick auf das, was auf die Eltern vom Zeitpunkt der Geburt an so alles zukommt – anhand der Vorsorgeuntersuchungen und an allgemeinen Empfehlungen.
Im zweiten Teil schreibe ich über die häufigsten Themen und Probleme, mit denen ich in meiner alltäglichen Kinderarztsprechstunde zu tun habe – nach dem Motto: das Häufige ist häufig. Denn was ich häufig in meiner Sprechstunde sehe, das ist mit großer Wahrscheinlichkeit auch irgendwann einmal ein Thema für jede normale Familie, also auch Ihre.
Und wenn Sie dieses Buch zu Ende gelesen haben werden, dann können Sie mit dem nötigen Wissen ausgestattet getrost dem ersten Jahr Ihres Babys entgegensehen.
Und noch was: wenn ich vom Kinderarzt schreibe, dann meine ich damit selbstverständlich immer auch automatisch meine Kollegin, die Kinderärztin.
Sobald das Baby geboren wurde, findet normalerweise die erste Untersuchung U1 durch die Hebamme statt. Bereits in den ersten Lebensstunden müssen die Eltern die Frage der Hebamme beantworten, ob ihr Baby Vitamin K-Tropfen bekommen soll. Da gibt es meist schon die ersten großen fragenden Augen der Eltern, weil sie gar nicht wissen, wozu ihr Kind Vitamin K bekommen soll.
Wenn man so will, ist diese Vitamin K-Gabe die erste Vorsorgemaßnahme für das frisch geborene Baby. Vitamin K ist für die Blutgerinnung ein entscheidend wichtiges Vitamin, ohne das eine eventuell entstehende Blutung nicht ausreichend zum Stillstand kommen kann und dadurch lebensbedrohliche Zustände bis hin zum Tod eintreten können. Vor allem bei stressigen Geburten kommt es bei manchen Babys zu einem großen Verbrauch von Vitamin K, welcher auf natürliche Weise zunächst nicht gleich wieder ersetzt werden kann außer eben durch die Gabe dieses Vitamins.
Früher wurde es in Form einer Spritze dem Baby kurz nach der Geburt intramuskulär verabreicht, ohne dass die Eltern unbedingt danach gefragt wurden. Heutzutage darf dem Baby ohne das Einverständnis der Eltern nichts mehr einfach so gegeben werden. Problematisch dabei ist, dass die Eltern normalerweise auf diese sie zukommende Frage in keinster Weise vorbereitet sind, sich aber schnell entscheiden müssen. Tatsächlich ist es natürlich sinnvoll, die Gabe dieser Tropfen zuzulassen, denn falls das Baby einen Mangel an Vitamin K nach der Geburt hat, wird er damit ausgeglichen; wenn es die Tropfen bekommt ohne dass es sie braucht, wird das Zuviel an Vitamin K einfach wieder ausgeschieden ohne Schaden anzurichten (etwa vergleichbar mit dem, was passiert, wenn Sie vier Orangen essen, obwohl Sie nur eine bräuchten, um ihren Vitamin C Bedarf zu decken – was wird passieren? Nichts, was Ihnen schadet. Der Körper holt sich was er braucht, der Rest wird ausgeschieden). Vitamin K bekommt das Baby entsprechend den Empfehlungen insgesamt drei Mal, direkt nach der Geburt, bei der U2 und bei der U3.
Ich gehe jetzt mit Ihnen anhand der Vorsorgeuntersuchungen U2 bis U6 durch das erste Lebensjahr.
Die erste kinderärztliche Untersuchung ist die U2. Sie findet zwischen dem 3. und 10. Lebenstag statt, meistens noch im Krankenhaus. Bei dieser Untersuchung geht es vor allem darum, zu überprüfen, wie das Baby die Anpassung vom 37 °C-Wohlfühlbad mit all-inclusive-Vollversorgung hin zum Selbstversorger geschafft hat. Denken wir daran: im Mutterleib wurde das Baby über die Nabelschnur mit allem versorgt, was es braucht. Mit der Durchtrennung der Nabelschnur muss es von jetzt auf gleich sich selbst um die Versorgung mit Sauerstoff, also Atmung, kümmern und lernen, Nahrung aufzunehmen und zu verdauen. Das sind für das Baby riesengroße Aufgaben, bei denen es verständlicherweise die ein oder anderen Anfangsschwierigkeiten gibt. Insbesondere die Nahrungsaufnahme macht in den ersten Lebens tagen bisweilen größere Probleme. Selbstverständlich muss ja auch die Mutter erst einmal lernen, das Baby still, das heißt satt zu bekommen. Die Schwestern und Hebammen im Krankenhaus stehen dabei mit Rat und Tat zur Seite. Auch nach der Entlassung findet eine Betreuung durch eine Hebamme statt, die nachhause kommt, solange sie benötigt wird.
Es ist völlig normal, dass das Baby in den ersten Lebenstagen zunächst an Gewicht verliert, um dann meist nach 3-4 Tagen wieder zuzunehmen. Spätestens mit 10 Tagen hat es das Geburtsgewicht wieder erreicht.
Ebenfalls bekommen fast alle Neugeborene in den ersten Tagen eine mehr oder weniger gelbe Hautfarbe. Das nennt man die Neugeborenen-Gelbsucht, die dadurch entsteht, dass die Leber, die für die Verarbeitung und Ausscheidung des gelben Blutfarbstoffes (das so genannte Bilirubin) verantwortlich ist, in den ersten Lebenstagen diese Aufgabe noch nicht in ausreichender Weise erfüllt. Deshalb kommt es zu einem Anstieg des gelben Blutfarbstoffes im Blut, was dann in der Haut sichtbar wird.
Gelbliche Hautfarbe bei Neugeborenen ist normal!
Dieser gelbe Farbstoff ist ungefährlich, solange er eine bestimmte Grenze nicht überschreitet; liegt er aber über dieser Grenze, kann er gefährliche Auswirkungen auf das Gehirn des Babys haben. Deshalb werden bei Bedarf entsprechende Kontrollen des Blutes bzw. der Haut durchgeführt. Wenn er in den kritischen Bereich kommen sollte, wird eine so genannte Fototherapie durch geführt. Dabei wird das Baby nackt im Wärmebett unter eine spezielle Lampe gelegt, die völlig ungefährliches blaues Licht mit einer ganz bestimmten Wellenlänge aussendet (also keine gefährliche Strahlung!), wodurch die damit beleuchtete Haut in die Lage versetzt wird, diesen gelben Farbstoff so umzuwandeln, dass er über die Niere ausgeschieden werden kann.
In den ersten Lebenstagen findet noch eine weitere Vorsorgemaßnahme statt, zu denen die Eltern ebenfalls ihre Zustimmung geben müssen: das so genannte Neugeborenen-Stoffwechselscreening. Dabei wird meist aus der Ferse, manchmal auch aus einer Vene, Blut auf ein Testkärtchen getropft, welches anschließend in ein Untersuchungsinstitut geschickt und dort auf bestimmte Stoffwechselkrankheiten hin untersucht wird. Es gibt angeborene Krankheiten bei Neugeborenen, die man zunächst nicht erkennen kann, aber im Blut entsprechende Befunde ergeben, sodass eine frühzeitige Diagnose und Therapie ermöglicht wird.
Auch findet in den ersten Lebenstagen ein Hörtest statt, bei dem festgestellt wird, ob beide Ohren hören können.
Die Ergebnisse all dieser und der folgenden Untersuchungen werden im gelben Heft, ein Vorsorgeheft