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Der Ratgeber „Mein Kind im 2.-7. Lebensjahr“ vermittelt umfassende und leicht verständliche Informationen über alles Wichtige, was Eltern über die Kleinkindzeit wissen sollten. Neben den kinderärztlichen Vorsorgen (U7 bis U9) werden vor allen Dingen die häufigsten Problemthemen der Kleinkindzeit in der täglichen Kinderarzt-Sprechstunde beschrieben: Häufige Infekte, Fieber, Husten, Ohrenschmerzen, Polypen und Mandeln, Bindehautentzündung, Magen-Darm-Infekte, Bauchschmerzen, Hautausschläge, Warzen, Kopfläuse, die übrig gebliebenen Kinderkrankheiten, die typischen Kleinkinder-Notfälle, die typischen Unfälle, Erziehung (allgemein, Schlaferziehung, Sauberkeitserziehung, nächtliches Einnässen), Fernsehen und die Einschulung.
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Seitenzahl: 69
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Vorwort
Die Vorsorgeuntersuchungen U7-U9
Häufige Infekte
Fieber
Husten
Ohrschmerzen
Polypen und Mandeln
Bindehautentzündung
Magen-Darm-Infekte
Bauchschmerzen
Hautausschläge
Warzen
Kopfläuse
Die „übrig gebliebenen“ Kinderkrankheiten
Scharlach
Ringelröteln
Hand-Fuß-Mund-Krankheit
Dreitagefieber
Die typischen Kleinkinder-Notfälle
Kruppanfall
Fieberkrampf
Chassaignac-Verletzung
Die typischen Unfälle
Schädelprellung, Kopfplatzwunde, Gehirnerschütterung
Verbrennungen
Vergiftungsunfälle
Erziehung
Allgemeine Erziehungsgrundsätze
Schlaferziehung
Sauberkeitserziehung
Nächtliches Einnässen
Fernsehen
Einschulung
Zu Guter Letzt
Wichtiges in Kürze
Notfall
„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“ – diese Erfahrung mache ich tagtäglich in meiner kinderärztlichen Sprechstunde und natürlich machen diese Erfahrung erst Recht die Eltern.
Der größte Anteil meiner täglichen Patienten besteht aus den Kindern zwischen dem ersten und siebten Lebensjahr, offensichtlich weil in diesem Alter wohl die meisten Probleme auftauchen. Aus diesem meinem Sprechstundenerfahrungsschatz möchte ich in diesem Rat - geber erzählen und zwar nach dem Motto: das Häufige ist häufig.
Natürlich kann und will ich damit nicht ein Lehrbuch ersetzen, aber ich denke, dass es sinnvoll ist, Ihnen, den wissbegierigen Eltern, vor allem davon zu erzählen, was erstens häufig vorkommt und zweitens in diesem Alter besonders typisch ist. Da Kinder, wie anfangs erwähnt, keine kleinen Erwachsenen sind, tun sich Eltern gerade bei ihrem ersten Kind in deren Einschätzung und Beurteilung besonders schwer.
Meine Absicht ist es, die wichtigsten und häufigsten Themen und Probleme anzusprechen, um die Eltern in die Lage zu versetzen, diese erstens besser zu verstehen, und zweitens mit ihnen besser umgehen zu können. So werde ich im ersten Teil jeweils kurz auf die Vorsorge - untersuchungen U7 bis U9 eingehen und im zweiten Teil auf die Kleinkind-typischen Problemthemen.
Noch ein Hinweis: Wenn ich vom Kinderarzt schreibe, meine ich selbst - verständlich damit auch automatisch meine Kollegin, die Kinderärztin.
Bis zur U7, also der Vorsorgeuntersuchung anlässlich des zweiten Geburtstages, sind normalerweise die Grundimmunisierungen der empfohlenen Schutzimpfungen bereits durchgeführt, beziehungsweise werden bei dieser Untersuchung abgeschlossen. Neben der üblichen kompletten körperlichen Untersuchung werden der allgemeine Entwicklungsstand, insbesondere die motorischen Fertigkeiten sowie die Sprache überprüft.
Die Untersuchung durch mich gestaltet sich meist ziemlich schwierig, da Zweijährige in der Regel keine große Lust haben sich untersuchen zu lassen. Deshalb sind für mich als Kinderarzt die Beobachtungen der Eltern in dieser Zeit von großer Wichtigkeit. Mit zwei Jahren sollte ein Kind einen Sprachwortschatz von mindestens 40-50 Wörtern haben und Zwei-Wort-Sätze bilden können. Treppensteigen mit einer Hand am Geländer oder an der Hand einer Begleitung sollte möglich sein und auf dem Spielplatz sollte es schon reges Interesse an den Spiel - geräten zeigen.
Die Eltern von Jungen werden von mir bei dieser Untersuchung darauf hingewiesen, dass ab jetzt die Vorhaut regelmäßig beim wöchent lichen Baden (soweit schmerzfrei möglich!) zurückgestreift und einfach mit dem Waschlappen gereinigt werden muss. Sollte die Vorhaut nicht rückstreifbar sein und bildet sich beim Wasserlassen eine deutlich sichtbare Ballonierung der Vorhaut, so muss dieser Befund kurzfristig kontrolliert werden. Durch eine spezielle Salbenbehandlung kann manchmal erreicht werden, dass die Vorhaut rückstreifbar wird. Ist dies aber weiterhin nicht möglich, drohen schmerzhafte Vorhautentzündungen. In diesen Fällen ist dann meist eine Beschneidung, also eine operative Entfernung der Vorhaut, unumgänglich.
Von der echten Vorhautverengung, die auch Phimose genannt wird, abzugrenzen ist der normale Befund einer Vorhautverklebung, d. h. eine Verklebung der Vorhaut mit der Eichel. Diese Verklebung löst sich im Laufe der Zeit bis zur Pubertät von alleine, insbesondere durch das regelmäßige Zurückschieben der Vorhaut bei der Reinigung beim Baden oder Duschen.
Bei Mädchen wird bei der Genitaluntersuchung nachgeschaut, ob eine Verklebung der Schamlippen vorliegt. Sie kann manchmal so stark ausgeprägt sein, dass sie den Abfluss des Urins behindert. In diesem Fall kann durch das Auftragen einer östrogenhaltigen Salbe die Ver - klebung einfach gelöst werden.
Am Ende der Vorsorgeuntersuchung spreche ich gerne noch über ein wichtiges Thema des kommenden Jahres: die Sauberkeitserziehung. Ich werde darauf im zweiten Teil gesondert eingehen.
Bei der Untersuchung U7a anlässlich des dritten Geburtstages ist es meist schon möglich, einen Seh- und Hörtest durchführen zu können. Diese U7a dient auch als so genannte Kindergarten-Untersuchung, die zum Besuch eines Kindergartens erforderlich ist.
Mit vier Jahren erfolgen bei der U8 neben der umfassenden körper - lichen Untersuchung sowie dem obligatorischen Seh- und Hörtest, die Blutdruckmessung und eine Urinuntersuchung. Es sollen verschiedene Formen nachgezeichnet werden können und die Sprache wird auf ihren Entwicklungsstand hin überprüft. Oft gibt es noch Probleme mit dem G und K sowie dem S und dem SCH. Meist ist zu diesem Zeitpunkt deshalb noch keine speziellere Therapie erforderlich außer dem entsprechenden Hinweis an die Eltern, sich ihrer Vorbildfunktion bewusst zu sein, ihrem Kind vorzulesen, mit ihm zu singen und Reime zu sprechen. Es muss jedoch immer im Einzelfall entschieden werden, ob eine logopädische Therapie eventuell sinnvoll ist, insbesondere, wenn mehrere Sprachprobleme und funktionelle Störungen der Zungen- und Mundmuskulatur vorliegen.
Anlässlich des fünften Geburtstages werden bei der U9 die Unter - suchungen der U8, teilweise noch etwas differenzierter, wiederholt. Jetzt sollte die Sprache weitgehend fehlerfrei, die Stifthaltung korrekt, einbeiniges Hüpfen und längeres Balancieren möglich und das Kind tagsüber sicher trocken sein.
War der Säugling im ersten Lebensjahr zunächst einmal vor allem damit beschäftigt, im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine zu kommen, so wird er sich in der Zeit nach dem ersten Geburtstag als Kleinkind mehr und mehr mit seiner Umwelt und vor allem mit seinen Mitmenschen auseinandersetzen.
Dabei ist wichtig zu wissen, dass insbesondere sein Immunsystem sich ebenfalls in der Lernphase befindet und quasi bei null anfängt. Das ist nämlich die Erklärung dafür, dass Kleinkinder allgemein grundsätzlich häufiger krank sind als Erwachsene. Für Eltern ist es oft schwer zu akzeptieren, dass ihre Kinder insbesondere im ersten Jahr in der Kindertagesstätte oder im Kindergarten so häufig krank sind. 10-12 Erkrankungen im Jahr sind als normal anzusehen und wenn man davon ausgeht, dass die Sommerzeit weit gehend infektfrei verläuft, so ist es eben nicht außergewöhnlich, dass Kinder in der infektbeladenen Winterszeit im Schnitt alle 2-4 Wochen krank sind.
10-12 Infekte pro Jahr sind für KiTa/KiGa-Kinder normal
„Ob ich dem Kind nicht etwas für sein Immunsystem verschreiben könnte“, darum werde ich recht häufig gebeten, weil die Eltern glauben, es käme von einem schwachen Immunsystem, dass ihr Kind ständig krank sei. Ich erkläre dann, dass zum Beispiel häufig wiederkehrende Schnupfen- und Husteninfekte nicht durch ein schwaches Immun system bedingt sind, sondern nur ein Zeichen dafür sind, dass es sich mit einem für ihn jeweils neuen Krankheitserreger auseinandersetzt. Dabei werden entsprechende Antikörper gebildet, die bei einem späteren Kontakt mit diesem Krankheitserreger meist verhindern, dass die Erkrankung erneut zum Ausbruch kommt. So ist bekannt, dass erst etwa im Alter von zehn Jahren normale, gesunde Kinder die gleiche Abwehrkraft haben wie Erwachsene. Bis dahin müssen sie sich aber mit einer Vielzahl von den alltäglichen Krankheitserregern auseinandergesetzt haben – was die häufigen Infekte in den ersten Lebens - jahren erklärt.
Ein wirklich schwaches Immunsystem erkennt man daran, dass Menschen häufige schwere Infektionen haben, und zwar oft auch an verschiedenen Organsystemen, also zum Beispiel mehrere Lungen - entzündungen, Mittelohrentzündungen, Harnwegsinfekte, eitrige Hautinfektionen usw. In solchen Fällen ist es in der Regel notwendig, Blut untersuchungen zum Nachweis eines Immunsystemproblems durchzuführen.
Nun könnte man natürlich die häufigen Infekte bei einem Kind dadurch verhindern, dass man es einfach nicht mit anderen Kindern zusammenbringt, aber das würde das Phänomen dieser Auseinandersetzungen nur auf später verschieben. Also z. B. von der Kindergartenin die Schulzeit – was sicherlich deutlich ungünstiger wäre…
Zu erwähnen ist an dieser Stelle natürlich auch, dass jedes Kind diese häufigen Infekte auf verschiedene Weise ausbrütet: so hat das eine zwar einen Schnupfen nach dem anderen, ist dadurch aber kaum beeinträchtigt. Das andere hat neben dem Schnupfen jedes Mal einen quälenden Husten, der es nachts schlecht schlafen und es deshalb tagsüber deutlich kränker erscheinen lässt. Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang natürlich auch die Abhängigkeit davon, wie das Kind aufwächst – ist es zum Beispiel viel an der frischen Luft (Stichwort: Abhärtung), ernährt es sich ausgewogen, wird zuhause geraucht, usw.