Meine 5 Geheimnisse für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung - José Arce - E-Book
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Meine 5 Geheimnisse für eine glückliche Mensch-Hund-Beziehung E-Book

José Arce

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Beschreibung

Ohne unnötiges Beiwerk oder harte Regeln, sondern direkt, klar und mit einem tiefen Verständnis für den Hund - so funktioniert für Jose Arce die natürliche, ursprüngliche Form der Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Mit seiner faszinierenden Art und seinem intuitiven Zugang zu Hunden zeigt er sehr einfach und klar, wie der Mensch eine innige Beziehung zu seinem Tier aufbauen kann und so ein entspannter Umgang miteinander möglich wird. Dabei richtet er sich nach dem Vorbild der Natur, orientiert sich am Zusammenleben der Hunde im Rudel sowie an den natürlichen zwischenhündischen Beziehungen und überträgt diese Grundsätze auf die Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Die besondere Gabe des mallorquinischen Hundetrainers haben mittlerweile auch viele Prominente für sich entdeckt. Von seiner Methode und Expertise überzeugt, berichtet Peter Maffay im Buch über seine Erfahrungen.

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Seitenzahl: 196

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VORWORT VON PETER MAFFAY

Hunde wollen da sein, wo es ihnen gut geht. Wir sollten ihnen Respekt entgegenbringen.

Ich lernte José Arce kennen, als wir Probleme mit einem unserer Hunde auf Mallorca hatten, und ich habe schnell gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge funken. José hat ein feines Gespür für das natürliche Verhalten von Hunden. Er lässt sich auf ihre Psyche ein und übt keinen Druck aus, sondern ist im Umgang mit ihnen sanft, ruhig und sicher. Er erkennt, wo es Konflikte und Ventile gibt, wo sich die Wege kreuzen und wo gegenseitiges Verständnis herrscht. Er bringt ihnen und ihrem Wesen Respekt entgegen.

Wenn man weiß, wie Hunde ticken, fällt es leicht, richtig mit ihnen umzugehen. Es ist wie mit dem Motorradfahren: Wenn man das kann, macht man es im Schlaf. Wo andere sagen, hier muss ich auf die Kurve aufpassen, fahr ich sie einfach. Ich denke nicht nach, sondern tu es. Genauso ist es bei José. Er weiß genau, wie die Lösung aussieht und wie man sie umsetzt.

Ich glaube fest, dass es einen Schlüssel zu mehr Verständnis gibt. Jeder, der dazu bereit ist, kann lernen, die wahre Natur der Hunde zu erkennen. José hat das Talent, den Menschen die Tür zu diesem besseren Verständnis zu öffnen. Er zeigt uns keine Tricks, es passiert etwas in unserem Kopf, in unserem Herzen und in unserer Seele. Und mal ganz ehrlich, sozusagen von Hund zu Hund: Es macht beiden Seiten Riesenspaß.

Peter Maffay

WAS UNSERE HUNDE WIRKLICH BRAUCHEN

Zwischen Mensch und Hund besteht eine natürliche Verbindung, die in unserer modernen Welt jedoch leicht verloren gehen kann. Der Weg zu einer echten Beziehung führt über unsere Instinkte – und über die des Hundes.

NICHTS ALS PROBLEME

Hund und Mensch sind sich auf den ersten Blick so ähnlich. Aber das heißt noch lange nicht, dass das Zusammenleben immer reibungslos verläuft.

Wenn ich heute durch Palma de Mallorca oder irgendeine andere europäische Stadt laufe, sehe ich immer mehr Frauen und Männer mit Hunden. Das freut mich, weil ich Hunde wirklich liebe. Leider aber erkenne ich oft auch schon auf den ersten Blick, dass in der Beziehung zwischen Mensch und Tier etwas nicht stimmt. Die einen Hunde zerren wie verrückt an der Leine, andere laufen viele Meter vor ihrem Frauchen oder Herrchen, wieder andere fallen so weit zurück, dass man gar nicht weiß, zu wem sie gehören. Manche stürmen auf ihre Artgenossen zu, wie von der Tarantel gestochen, andere bellen jedes Motorrad oder jeden Müllmann an. Oder sie verstecken sich verängstigt hinter ihrem Herrchen, sobald es brenzlig zu werden scheint. Und die Menschen? Die einen wickeln sich sofort mehrmals die Leine ums Handgelenk, wenn sie einen anderen Hund nur von Weitem erspähen und sprechen beruhigend auf ihren eigenen Vierbeiner ein. Oder sie nehmen ihren Hund, wenn es die Größe zulässt, bei der kleinsten »Gefahr« gleich auf den Arm.

Dann gibt es noch diejenigen, die ihren Hund an der Rollleine einfach draufloslaufen lassen oder sich überhaupt nicht um ihn kümmern, weil sie der Meinung sind, dass er ihnen automatisch auf Schritt und Tritt folgt. Zugegeben: Die Situationen sind hier etwas überspitzt wiedergegeben. Aber was ich damit zeigen will, ist, dass in vielen Fällen der Mensch die Situation nicht unter Kontrolle hat, wodurch der Spaziergang schnell in Stress ausarten kann.

Wenn es beim Gassigehen nicht stimmt, ist oft in der ganzen Mensch-Hund-Beziehung der Wurm drin. Das mag beunruhigend klingen. Andererseits bedeutet es aber auch, dass das Spazierengehen beiden schnell wieder Spaß macht, sobald man weiß, woran es grundsätzlich hapert. Das Gleiche gilt, wenn ein Hund andere schlechte Angewohnheiten hat, die das Verhältnis belasten und daher unnötigerweise für Dauerstress sorgen.

»Es ist unsere Pflicht, dafür zu sorgen, dass jeder Hund ein artgerechtes Leben führen kann.«

Wenn der Hund überhaupt nicht macht, was man will, wird der Spaziergang schnell zum Spießrutenlauf.

Wenn der Hund zum Beispiel ständig an seinem Besitzer hochspringt, ihm seinen Platz auf der Couch streitig macht oder ihn beim Fressen anknurrt. Wenn er anderen Tieren und Kindern hinterherjagt, nicht Autofahren will oder nicht alleine bleiben kann, ohne die Wohnung zu verwüsten oder die Nachbarn mit seinem Gejaule wahnsinnig zu machen. Die meisten Probleme, die der Mensch mit seinem Hund hat, lassen sich ebenfalls auf die einfach Formel bringen: Kontrolle weg, Harmonie weg.

Unser bester Freund

Wir können zwar heute nur noch spekulieren, weshalb sich der Mensch und der Wolf vor vielen tausend Jahren zusammengeschlossen haben. Beide lebten in einer Gemeinschaft mit einer sozialen Rangordnung, traten nach außen aber als geschlossene Gruppe auf, die zusammen jagte und die erbeutete Nahrung untereinander aufteilte. Beide Arten zogen umher und anders als bei vielen anderen Säugetieren hing das Überleben der Jungen nicht allein von der Mutter, sondern auch vom Rest der Truppe ab. Der Wolf war dem Menschen in vielerlei Hinsicht also weitaus ähnlicher als zum Beispiel die Primaten, die immerhin unsere nächsten Verwandten im Tierreich sind. Gute Voraussetzungen für ein gemeinschaftliches Leben. Als unsere Ahnen sesshaft wurden, entdeckten einige Wölfe, dass es in der Nähe der menschlichen Siedlungen immer auch etwas zu fressen gab. Über unzählige Generationen wurden diese Tiere immer zutraulicher. Und so entwickelte sich mit der Zeit ein unschlagbares Team. Aus einem wilden Tier wurde der erste vierbeinige Gefährte des Menschen. Von ihm aufgezogene und zahme Wölfe erhielten einen Teil der Beute, ernährten sich aber auch vom Abfall der Zweibeiner und sorgten so als »Gegenleistung« dafür, dass keine anderen Raubtiere angelockt wurden. Mit der Domestizierung des Wolfes »schuf« der Mensch ein neues Tier: den Hund. Er sollte ihm im Laufe der Jahrhunderte bei den vielfältigsten Aufgaben gute Dienste erweisen, sei es bei der Jagd oder im Kampf, als Hüte- oder Wachhund, als Zug- oder Lastentier bis hin zu den »modernen« Rettungs- oder Therapiehunden.

So entspannt ist die Beziehung nur, wenn der Vierbeiner weiß, dass er uns absolut vertrauen kann.

»Die meisten Probleme basieren auf beidseitigen Fehlinterpretationen. Keiner weiß, was der andere wirklich von ihm will.«

Allein in Deutschland leben heute mehr als fünf Millionen Hunde. Nur die wenigsten von ihnen müssen noch jene Arbeiten übernehmen, für die sie einst gedacht waren. Die meisten Menschen haben ihnen eine ganz andere Aufgabe zugedacht: Sie wünschen sich einen Freund und Gefährten, der bedingungslos und treu an ihrer Seite steht. Sie wollen ein Lebewesen an ihrer Seite, mit dem sie sich austauschen können, das ihnen zuhört und, wenn auch ohne Worte, mit ihnen kommuniziert. Sie sehnen sich danach, auch einmal ihre weiche, emotionale Seite zeigen zu dürfen, von der sie meinen, sie im modernen Alltag und vor allem im Berufsleben verstecken zu müssen. Sie wollen sich in unserer immer stärker technisierten Welt der Natur wieder stärker verbunden fühlen. All diese Träume projizieren sie auf ihren Hund. Er soll ihr Leben mit »Mehrwert« füllen und sie so zu glücklicheren Menschen machen.

Ohne viel darüber nachzudenken, gehen sie dabei ganz automatisch davon aus, dass auch ihr Vierbeiner in dieser Beziehung glücklich werden wird – und übersehen, dass Hunde ganz andere Bedürfnisse haben als wir Menschen, um sich wohlzufühlen. Hunde brauchen nämlich nicht nur regelmäßig Auslauf, gutes Futter und einen warmen Schlafplatz. Sie brauchen auch nicht nur Liebe und Streicheleinheiten, auch wenn es an all dem natürlich nicht fehlen sollte. Vor allem aber brauchen sie eine Beziehung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen, in der ihnen eine ganz bestimmte Rolle zugedacht ist und in der sie »schlafwandlerisch« tun können, was von ihnen verlangt wird. Sie brauchen eine Beziehung, in der sie so leben können, wie es ihrer Natur entspricht: als Rudeltier. Anders als eine Herde ist ein Rudel kein willkürlicher Zusammenschluss mehrerer Tiere.

Bitte hinten anstellen: Meine Hunde wissen, dass ich als erster rausgehe und »die Lage checke«.

Es ist ein gewachsener Familienverband von Tieren einer Art, in den unter Umständen aber auch familienfremde Artgenossen eingebunden werden, sofern die einzelnen Rudelmitglieder sie annehmen. Ein Rudel ist eine in sich geschlossene Gruppe, in der eine soziale Rangordnung herrscht und deren Mitglieder feste Rollen und Aufgaben übernehmen. Die einen führen das Rudel an, die anderen erschließen neue Futterquellen, wieder andere sichern das Terrain beim Fressen … All dies sorgt für eine Struktur, in der sich jedes einzelne Rudelmitglied sicher und aufgehoben fühlt und seine individuellen Fähigkeiten optimal entfalten kann.

Es ist unsere Aufgabe, dem Hund diese Sicherheit zu vermitteln: in unserer Familie, im Zusammenleben mit einem oder mehreren Menschen. Wir müssen dafür sorgen, dass er den Platz in dieser Gruppe einnehmen kann, an dem es ihm gut geht.

»Hunde wollen sich bei uns in erster Linie sicher und geborgen fühlen.«

Hunde brauchen viele Auszeiten. Sie können aber nur entspannen, wenn sie sich sicher fühlen.

Ihr Hund braucht Sie!

Die meisten Probleme, die im Zusammenleben mit Hunden auftauchen, sind der Tatsache geschuldet, dass wir ihnen keine Gruppe bieten, nicht wirklich in einer Gemeinschaft mit ihnen leben. Ich erkläre das Leuten, die mich um Hilfe bitten, meist am Beispiel von wilden Straßenhunden, wie sie wahrscheinlich jeder aus dem Urlaub im Süden oder Südosten Europas kennt. Für die meisten von uns scheinen diese mageren und schmutzigen Hunde voller Flöhe, Zecken und anderen Parasiten als bemitleidenswerte Kreaturen. Sie müssen ohne Streicheleinheiten leben, sind ununterbrochen den Gefahren auf der Straße ausgesetzt, ohne Schutz vor Unbill und Witterung und immer auf der Suche nach der nächsten Mahlzeit. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Menschen helfen und so einen Hund retten wollen. Sie stellen dem »Streuner«, der jeden Abend vor dem Ferienhaus herumlungert, ein Schüsselchen mit Essensresten auf die Straße. Vielleicht bringen sie ihn auch zum Tierarzt, lassen ihn impfen und baden, kaufen das beste Futter, ein weiches Bett und nehmen ihn schließlich sogar aus dem Urlaub mit nach Hause – und denken, dass sie ihm damit endlich das geben, was er ihrer Meinung nach zum Glücklichsein braucht. Daheim wundern sich diese Menschen dann, dass der Hund nicht allein bleiben will, wenn sie in die Arbeit gehen. Dass er beim Gassigehen wie verrückt an der Leine zieht. Dass er auf andere Hunde aggressiv reagiert und vielleicht sogar beim Fressen knurrt oder schnappt, wenn sie selbst in seine Nähe kommen. Sie verstehen nicht, warum sich das Tier so verhält. Sie haben ihm doch alles gegeben, was es braucht. Warum ist es jetzt nur so schrecklich undankbar und macht solche Probleme?

Welpen sind neugierig und müssen die Welt erst noch entdecken. Aber dabei brauchen sie, wie Kinder, Grenzen.

Meistens wissen meine Kunden auf diese Frage keine Antwort. Sie vergessen nämlich wie die eben beschriebenen Touristen das Wichtigste. Diese verwöhnen den Hund zwar mit allem Komfort, damit er in Saus und Braus leben kann. Aber sie verwehren ihm, was er bis dahin hatte: Eine Gruppe, in der er aufgehoben war, in der er seine feste Rolle hatte, deren Regeln und Strukturen er kannte und in der er ganz nach seiner hündischen Natur leben konnte. Sie tun das selbstverständlich nicht bewusst oder gar aus Boshaftigkeit, sondern aus Unwissenheit.

Fressen, ärztliche Betreuung, Zeit und Zuwendung sind keine Glücksformel, sondern sollten hierzulande heutzutage selbstverständlich sein. Was der Hund aber wirklich braucht, ist eine Gruppe, ein Rudel, eine Familie – wie immer Sie es auch nennen wollen. Ein Hund ohne Gruppe ist ein »verlorener« Hund. Er ist zutiefst verunsichert, weil er nicht so leben kann, wie es seiner Natur entspricht. Wobei »Natur« nicht das grüne Umfeld meint, das es dem Hund ermöglicht, so viel wie möglich draußen zu sein. Mit »natürlich« möchte ich vielmehr die Beziehung beschreiben, die Mensch und Hund eingehen, die Art, wie sie miteinander leben. Ob Sie einen Garten haben oder nicht, spielt für Ihren Hund eine untergeordnete Rolle. Das Wichtigste ist eine Gruppenstruktur, die der des natürlichen Verbandes im Rudel möglichst nahekommt. Ein Hund, der allein gelassen wird (und damit meine ich nicht, dass er nicht alleine bleiben kann, wenn wir zur Arbeit gehen oder zwischendurch einmal ein paar Stunden zu Hause bleiben kann, während Sie zum Beispiel einkaufen gehen), ist nicht der Hund, der er eigentlich wäre. Er ist nur noch ein Häufchen Elend, das sich nach der Gesellschaft seiner Gruppe sehnt. Diese Aufgabe muss nun der Mensch übernehmen.

Hunde wollen sich an uns binden, das erfahre ich jeden Tag aufs Neue mit meinen eigenen Vierbeinern.

»Ein Hund ohne Gruppe ist ein verlorener Hund.«

WIE HUNDE TICKEN

Unsere vierbeinigen Familienmitglieder brauchen feste Regeln und Strukturen, damit sie sich in unserer Menschenwelt zurechtfinden und nicht anecken. Das bedeutet für uns, dass wir ganz klar Stellung beziehen und ihnen jeden Tag aufs Neue zeigen müssen, wo es langgeht. Unsere Hunde brauchen uns als verlässliche Anführer

Wenn ich zurückblicke, kommt es mir vor, als hätten in meiner Jugend alle Hundebücher mit der Geschichte des Hundes begonnen. Egal ob ich mich für eine bestimmte Rasse interessierte oder etwas über Hundeerziehung las: Immer erfuhr ich zuerst, wie sich aus einem wilden Tier wie dem Wolf über Jahrtausende ein domestiziertes Tier wie der Hund entwickelte. Und so war mir schon früh klar, dass in jedem unserer Hunde, egal ob winziger Pinscher oder riesige Dogge, noch immer ein bisschen von seinem wilden Urahnen steckte.

Heute erwarten scheinbar viele Leser vor allem, dass sie in einem Hundebuch erfahren, wie sie ihren Hund am einfachsten erziehen können. Wie sie ihn durch positive Verstärkung dazu bringen, das zu tun, was sie (!) sich wünschen. Sie hoffen dadurch, das Zusammenleben harmonischer zu gestalten. Ein durchaus verständlicher Wunsch. Es ist ja auch unbestritten, dass ein Hund heute gewisse »Benimmregeln« beherrschen sollte, damit er zu Hause und vor allem außerhalb der eigenen vier Wände gut zu führen ist. Doch die eigentliche Lösung des Problems liegt so nah: Wir müssen uns nur erinnern, dass der Vierbeiner neben uns in erster Linie ein Tier ist, das seiner natürlichen »Programmierung« folgt. Wie wir selbst auch. In vielen Dingen sind sich Mensch und Hund ähnlich. Wir wollen nicht Hunger leiden, nicht frieren müssen und uns sicher fühlen. Vor allem aber wollen auch wir (mit wenigen Ausnahmen) nicht allein, sondern in einer Gruppe leben. Genau das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum wir überhaupt in der Lage sind, eine so enge und stabile Verbindung zu Hunden aufzubauen. Trotz alldem dürfen wir nie vergessen, dass Hunde Hunde sind und keine Menschen. Seltsamerweise betrachten wir Pferde als Pferde, Katzen als Katzen und Vögel als Vögel. Nur bei Hunden fällt das oft scheinbar unendlich schwer, weswegen sie nicht selten als Kinder- oder Partnerersatz herhalten müssen. Doch gerade weil uns Hunde auf den ersten Blick so ähnlich sind, kommt es immer wieder zu Problemen. Und genau aus diesem Grund müssen wir uns darüber klar werden, wie Hunde ticken.

So begegnen sich souveräne Hunde: Der eine ist dominant, der andere unterwürfig. Alles kein Problem.

»Um Hunde wirklich zu verstehen, müssen wir erst einmal lernen, ihre ›Sprache‹ zu sprechen.«

Kopf und Ohren hoch, aufmerksamer Blick: Hier versucht einer, sein Umfeld unter Kontrolle zu haben.

Wer ist hier der Boss?

Haben Sie schon einmal genau hingeschaut, was passiert, wenn sich zwei Hunde auf der Straße begegnen? Diese Frage stelle ich sehr oft, wenn ich um Hilfe gebeten werde, weil ein Hund Probleme macht. Die meisten Leute schauen mich dann erst einmal ratlos an. Und weil ich sehr gerne zeichne, habe ich für diesen Fall normalerweise immer Papier und Stift zur Hand. Ich zeichne dann zwei Hunde, von denen der eine mit gestrecktem Hals und aufgerichteter Rute dasteht, der andere den Schwanz hängen lässt und den Kopf gesenkt hält. Zwei typische Positionen, die wahrscheinlich jeder schon einmal an (s)einem Hund bemerkt hat. Aber was bedeuten sie? Die Antworten, die ich erhalte, ähneln sich in der Regel. Die meisten interpretieren die aufrechte Haltung als Freude und Aufregung, die andere als Unsicherheit und Angst. Und obwohl das stimmt, ist es doch nicht richtig. Denn ein und dieselbe Haltung können beim Hund ganz unterschiedliche Dinge ausdrücken. Und eine ganz wichtige Sache vergessen die meisten: Die Körperhaltung signalisiert auch, welche Position die Tiere für sich beanspruchen. Kopf und Rute nach oben bedeutet: »Ich bin hier der Boss«, gesenkter Kopf und herabhängende oder auch zwischen die Hinterbeine geklemmte Rute: »Ich mach dir diese Position nicht streitig.« Ein Hund, der vor dem anderen »buckelt«, hat also keinesfalls unbedingt Angst vor ihm. Er signalisiert damit vielmehr, dass er keinerlei Ambitionen hegt, auf das Recht des Stärkeren zu pochen. Er folgt damit einer natürlichen Intuition. Denn zwei Hunde, überhaupt alle Tiere, können sich nur verstehen und ein gutes Team bilden, wenn die Rollen klar verteilt sind. Früher sagte man dazu einfach: Der eine ist dominant, der andere unterwürfig. Doch diese Worte haben für viele Menschen einen unangenehmen Beigeschmack. Mit »dominant« assoziieren sie negative Eigenschaften wie herrisches Verhalten, Willkür und Ungerechtigkeit. Sich zu unterwerfen setzen sie dagegen gleich mit Schwäche, Unsicherheit oder Kontrollverlust. Es ist also kein Wunder, dass ihnen eine Beziehung, in der einer dominant, der andere unterwürfig ist, absolut nicht erstrebenswert erscheint. Ich selbst sage daher lieber, dass sich zwei Tiere nur dann auf einer Ebene begegnen können, wenn das eine die Führung übernimmt und das andere ihm folgt – oder wenn ich es auf Englisch erklären muss, dass einer der »Packleader« ist, der andere der »Follower«. Wenn das eine Tier für Ordnung sorgt und das andere sich einordnet. Oder auch wenn eines die Verantwortung übernimmt und das andere sich in seine Verantwortung übergibt. Im Grunde genommen sind dies aber alles nur verschiedene Ausdrücke für ein und dieselbe Sache: eine klare, eindeutige Rangfolge und eine ebensolche Aufgabenverteilung. Wählen Sie einfach den, mit dem Sie sich persönlich am meisten identifizieren können.

Wenn die Verhältnisse geklärt sind, können zwei Hunde entspannt miteinander die Umwelt erkunden.

Diese Formulierungen zeigen recht deutlich, dass Sich-Unterwerfen nichts damit zu tun hat, seine eigenen Interessen aufzugeben und sich dem anderen bedingungslos auszuliefern. Vielmehr sorgt die Bereitschaft sich einzuordnen für eine gehörige Portion Sicherheit und Ruhe. Und weil dies viele Vorteile mit sich bringt, ordnet sich ein »unterwürfiger« Hund auch gerne einem Verantwortlichen unter. Er hat kein Problem damit, nicht alles entscheiden und ständig auf alles achten zu müssen. Im Gegenteil, er genießt es und fühlt sich in seiner Position sicher und aufgehoben. Er hat seinen Platz gefunden und ist das, was wir gemeinhin als glücklich bezeichnen. Denn er muss weder dafür sorgen, dass genug zu fressen da ist, noch dass seiner Gruppe tagsüber etwas zustößt oder kein adäquater Schlafplatz vorhanden wäre.

Im Grunde genommen ist es wie in einer Familie: Auch dort geben die Eltern die Richtung vor, die Kinder folgen. Klar können auch einmal die Kinder bestimmen, was gemacht wird. Den Großteil der Zeit aber befolgen sie die Anweisungen der Eltern. Und sie tun das in der Regel gerne. Denn dadurch müssen sie sich weder Gedanken darüber machen, ob und was es am Abend zu essen gibt, noch wann sie eine warme Jacke anziehen oder zum Zahnarzt gehen müssen. Weil die Eltern ihnen diese Entscheidungen abnehmen, können sie sicher und ruhig aufwachsen und haben genug Freiraum, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln.

Unter ihresgleichen lernen Welpen schnell, wer im Rudel das Sagen hat und wer für was zuständig ist.

Damit diese ruhige, sichere Umgebung entsteht, müssen die Eltern jedoch Verantwortung übernehmen. Sie müssen Ordnung schaffen. Sie müssen dominant sein, die Rolle der Anführer übernehmen, der Chefs – wie immer Sie es auch nennen mögen. Und die Kinder sind die Familienmitglieder, die Folger, die sich einordnen … Auch hier gibt es wieder verschiedene Begriffe, die doch alle dasselbe bezeichnen. Beide sind Teil eines natürlichen Gefüges, bei der einer anführt und der andere ihm folgt. Diese Ordnung ermöglicht ein harmonisches Miteinander, ohne dass wir uns ständig in die Quere kommen und streiten müssen, um unsere Positionen zu klären. Und genauso ist es auch bei anderen Arten, unsere Haustiere machen da keine Ausnahme. So können beispielsweise Hund und Katze nur dann friedlich in einem Haushalt leben, wenn einer von beiden das Verhältnis dominiert. Übernimmt der Hund diese Rolle, klappt es mit Sicherheit nicht. Er wird dann die Katze ununterbrochen jagen, bis sie irgendwann einfach das Weite sucht. Und ich versichere Ihnen: Sie wird dies tun. Denn im Gegensatz zum Hund ist die Katze weitaus weniger domestiziert und findet sich auch ohne Menschen sehr gut zurecht. Sie braucht weder uns noch sonst ein Rudel, um in der freien Wildbahn zu überleben.

Wie Hund und Katz? Davon ist hier nichts zu sehen, weil sie dominiert und er ihr diesen Rang nicht streitig macht.

Die Kombination Hund und Katze klappt also nur, wenn die Katze dominiert – oder, wenn Sie es so lieber wollen, führt, die Richtung vorgibt, die Verantwortung übernimmt – und der Hund sie als ranghöher akzeptiert. Weil er keinerlei Ambitionen hegt, ihr ihre Stellung streitig zu machen, lässt er sie in Ruhe. In so einer Beziehung sieht man Hund und Katz zuweilen sogar im selben Körbchen schlafen. Warum auch nicht? Die Fronten sind geklärt, beide fühlen sich absolut sicher. Nicht anders ist es bei Hund und Pferd. Auch hier muss das Pferd den dominanten Part einnehmen, weil der Hund es sonst immer jagen würde. Schließlich ist er ein Beute-, das Pferd ein Fluchttier.

Genau dasselbe gilt, wenn die Beziehung zwischen Mensch und Hund harmonisch sein soll. Nur wenn der Hund sich unterordnet, fühlen sich beide Seiten wohl.

Meine Hunde lernen von klein auf, dass sie in der tierischen Rangfolge unter meinem Pferd stehen.

Wenn die Sicherheit fehlt

Viele Probleme, die wir heute mit unseren Hunden haben, entstehen, weil das natürliche Gefüge von Dominanz und Unterwürfigkeit, von Führen und Geführtwerden in der Mensch-Hund-Beziehung verloren gegangen ist. Doch wer einen Hund bei sich aufnimmt, muss bereit sein, die Verantwortung für ihn zu übernehmen. Nur dann kann der Hund die Rolle einnehmen, die seine Natur für ihn vorsieht und die er braucht, um ausgeglichen zu sein, sich ruhig und sicher zu fühlen. Nur dann kann er die Rolle des Folgers einnehmen. Nur dann fühlt er sich wirklich wohl in seiner Haut.

Stattdessen machen wir vieles falsch, weil wir verlernt haben, auf die Bedürfnisse unserer Hunde einzugehen. Wir vergessen, dass sie einen Anführer brauchen, an dem sie sich orientieren können, und vermenschlichen sie, anstatt auf ihre ureigenen Instinkte einzugehen. Wir sorgen nicht in ausreichendem Maß für Ruhe und geben ihnen keine Aufgabe mehr. Und wir kommunizieren hauptsächlich auf eine Art mit ihnen, die sie nicht verstehen: über Worte. Statt Sicherheit zu schenken, sorgen wir durch dieses Verhalten dafür, dass der Hund unsicher ist. Und genau diese Unsicherheit ist der Ursprung zahlreicher Probleme.

Wer unsicher ist, hat im Grunde nur zwei Möglichkeiten: Er kann fliehen oder zum (Gegen)Angriff starten und sich verteidigen. Weil ein Haushund nicht fliehen kann – Sie erinnern sich, er ist kein Einzelgänger und kann ohne seine Gruppe nicht überleben –, muss er sich zur »Wehr« setzen. Wenn sein Mensch nicht in ausreichendem Maße für Sicherheit sorgt, übernimmt er ganz automatisch die Rolle des Anführers, um diese Schwäche zu kompensieren und selbst für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Und er tut das nicht, wie ein Mensch es tun würde, sondern wie ein Tier, indem er seinen natürlichen Instinkten folgt. Er zieht an der Leine, weil er draußen die Führung übernehmen muss. Er bellt, wenn es an der Türe klingelt, weil er das Territorium beschützen muss. Er knurrt beim Füttern, weil er das Futter als sein Eigentum betrachtet und im schlimmsten Fall beißt er sogar einmal zu, weil er sich zu unrechtmäßig gemaßregelt fühlt.

Egal ob Hunderiese oder Winzling: Jeder braucht einen Menschen, der ihm zeigt, wie »der Hase läuft«.