MeIster der Lust - Sandra Henke - E-Book

MeIster der Lust E-Book

Sandra Henke

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  • Herausgeber: Heyne
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Erotische Wünsche, die die Grenzen der Lust sprengen

Aufgeregt erstellt Kate eine Liste mit erotischen Wünschen, die sie sich bis zu ihrem 30. Geburtstag erfüllen möchte. Beim Ausleben ihrer Sehnsüchte lernt sie den faszinierenden Ronan kennen, einen wahren Meister der Lust. Er zeigt ihr die erregenden Abgründe von Dominanz und Unterwerfung. Aber plötzlich geschehen beängstigende Dinge. Wer ist Ronan wirklich?

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Seitenzahl: 313

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DAS BUCH

»Sie hatte ihre Beine weit geöffnet. So war für alle sichtbar, wie geschwollen ihre Schamlippen waren. Es war Kate unangenehm, dass sie entblößt vor mondän gekleideten Damen und Herren stand und ihre Erregung zur Schau stellte. Sie konnte nichts vor ihnen verbergen, weder Scham noch Lust. Es machte keinen Sinn zu bitten, sich bedecken oder den Raum verlassen zu dürfen, weil es offensichtlich war, dass sie das gar nicht wollte. Ihre Vernunft sagte ihr leise, dass sie nicht hier sein sollte, dass solch eine peinliche Situation sie gar nicht anmachen dürfte, doch es war nur ein Flüstern, während das Adrenalin, das ihren Körper durchflutete, ihre Bedenken übertönte.«

DIE AUTORIN

Sandra Henke lebt in der Nähe von Düsseldorf. Mit ihren Romanen hat sie sich ein großes Publikum erschrieben. So gilt ihr Roman Loge der Lust inzwischen als ein Klassiker des Genres. Eine spannende Handlung liegt der Autorin ebenso am Herzen, wie ein starkes Knistern und außergewöhnlich sinnliche Erotik.

LIEFERBARE TITEL:

Die Mädchenakademie

Der Gebieter

Sandra Henke

Meister der Lust

Roman

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright © 2012 by Sandra Henke

Copyright © 2012 by Wilhelm Heyne Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-07603-0V002

www.heyne.de

1

Kate MacLynn gab sich nur einem morgendlichen Tagtraum hin, aber ihre Fantasie war so lebendig und intensiv, dass ihre Hand wie von selbst unter die Decke glitt. Sie spreizte die Beine, während sie ihre Augen geschlossen hielt. Ihre Fingerspitzen fanden ihre empfindsamste Stelle. Sie stöhnte.

Sie lag allein in ihrem Bett. Niemand außer ihr befand sich in ihrer Wohnung. Doch in ihrem Traum stand sie inmitten eines Raumes, umgeben von zehn Fremden. Hüllenlos. Ausgeliefert. Aber freiwillig, schließlich war das ihre Sexfantasie. Jede Zelle ihres Körpers vibrierte vor Erregung.

Scheu senkte sie den Blick. Die Anwesenden konnten alles sehen – ihre geröteten Wangen, da sie ihre schwarzen Haare kinnlang und mit Pony trug, ihren knabenhaften Körper, dem sie mehr Rundungen wünschte, die erigierten Spitzen ihrer kleinen Brüste und ihren rasierten Schoß.

Wie passt das zusammen?, fragte sie sich in der Realität, weil die Situation Lust in ihr erweckte und sie gleichzeitig beschämte, obwohl es nur eine Fantasie war. Ihr Alter Ego wollte aus diesem Zimmer fliehen und dennoch nirgendwo anders sein. Dass Verlegenheit und Unterwerfung sie erregten, konnten wohl die wenigsten Menschen nachvollziehen, schon gar nicht die in ihrem kleinen Heimatort Black Elder, deshalb war Kate in den Londoner Stadtbezirk Islington gezogen. Aber auch hier hatte sie sich bisher nicht getraut, ihre erotischen Sehnsüchte auszuleben, und flüchtete sich daher in Träume. Sie tauchte wieder in ihren Tagtraum ab. Der Salon, in dem ihr mutigeres Ich stand, hatte den Charme der Zwanzigerjahre. Um die Tanzfläche herum standen Sessel und Sofas, Bilderrahmen mit freizügigen Darstellungen von Burlesque-Künstlerinnen verdeckten große Teile der gestreiften Tapete, Feuer prasselte im Kamin, und das Licht des Kronleuchters war gedimmt.

Eine heimelige Atmosphäre umgab Kate, aber die täuschte nicht über die lüsternen Blicke der Anwesenden hinweg. Als wollten sie ihr Opfer jeden Moment verschlingen.

Die Frauen trugen elegante Kostüme, Bubiköpfe und Topfhüte, die Männer Anzüge. Nur einer von ihnen, mit italienischem Aussehen, hatte sich für eine legere Variante mit Knickerbocker und Schiebermütze entschieden. Eine Dame mit einem Stirnband sog mit Lippen, so dunkelrot wie ihr Charleston-Kleid, an ihrer Zigarettenspitze und musterte Kate anzüglich, während sie den Rauch inhalierte und in Wölkchen wieder ausstieß.

Immer mehr Gäste traten an den Rand der Tanzfläche aus Nussbaum-Parkett, auf der Kate nervös ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte. Sie bekam eine Gänsehaut, obwohl es angenehm warm war, und rieb sich über ihre Oberarme.

»Lass das!« Die Lady in Red, wie Kate sie nannte, drückte ihren Glimmstängel im Aschenbecher aus und erhob sich aus ihrem Sessel. Ihre Stimme klang rau vor Erregung. Sie sprach würdevoll, aber bestimmt, während sie mit der leeren Zigarettenspitze auf Kate zeigte. »Spreiz deine Beine, Arme an die Seiten. Wir wollen sehen, was du zu bieten hast, und Zugriff auf all deine Intimstellen haben.«

Da Kate zögerte, kam sie näher, zog ihre Armstulpen hoch und fügte diabolisch lächelnd hinzu: »Hör auf, dich zu zieren. Du hast jegliche Rechte an deinem Körper verloren, als du unser Spielzimmer betreten hast.«

Kate wagte kaum zu atmen, denn ihre neuen Besitzer bildeten einen Kreis um sie und betrachteten sie lasziv. Ihre Mitte prickelte, und ihr Herz wummerte in ihrem Brustkorb. Sie nahm die befohlene Position ein, da der Mann mit dem Casquette drohend eine Reitgerte schwang. Nun war sie schutzlos. Sie spürte all die Blicke, als wären es Berührungen, und wusste gar nicht, wohin sie schauen sollte. Kate war ihnen ausgeliefert, denn sie versperrten ihr jegliche Fluchtmöglichkeit. Sie konnte sich weder bedecken, noch verstecken.

Kate gehörte ihnen.

Natürlich hätte sie einfach die Augen öffnen können, um zu entkommen, aber das wäre ihr im Traum nicht eingefallen. Sie wollte unterworfen werden, wollte dienen, lustvoll leiden und vor Geilheit zerfließen.

Fingerspitzen strichen über ihren Rücken. Kates Nackenhärchen stellten sich auf. Sie wandte den Kopf, um über ihre Schulter nach hinten zu schauen, aber Mr Knickerbocker schlug mit der Gerte auf ihre Hüfte. Es war nur ein Klaps, der nicht sehr wehtat, dennoch erschrak Kate. Sie sog hörbar ihren Atem ein und blieb artig stehen.

Da sie ihre Beine weit geöffnet hatte, war für alle sichtbar, wie geschwollen ihre Schamlippen waren. Es war Kate unangenehm, dass sie entblößt vor mondän gekleideten Damen und Herren stand und ihre Erregung zur Schau stellte. Sie konnte nichts vor ihnen verbergen, weder Scham noch Lust. Es machte keinen Sinn zu bitten, sich bedecken oder den Raum verlassen zu dürfen, weil es offensichtlich war, dass sie das gar nicht wollte. Ihre Vernunft sagte ihr leise, dass sie nicht hier sein sollte, dass solch eine peinliche Situation sie gar nicht anmachen dürfte, doch es war nur ein Flüstern, während das Adrenalin, das ihren Körper durchflutete, toste und ihre Bedenken übertönte.

Die Vernunft und die Angst vor der eigenen Courage hielten Kate schon in der Realität davon ab, ihrer Neigung nachzugehen. Wenigstens in ihrer Fantasie wollte sie sich keinen anderen Moralvorstellungen beugen als den eigenen.

Deshalb schrie oder jammerte sie nicht, als die Ladys und Gentlemen sie berührten, sondern sie seufzte frivol. Sie strichen über ihre Taille, streiften ihren Venushügel und zwackten sie in ihren Hintern. Ungeniert erkundeten sie Kates Körper, alle auf einmal. Einige benutzten nur eine Hand, andere setzten beide Hände ein, um Kates Busen zu kneten, sanft über ihre Brustwarzen zu streicheln und fest ihre Oberschenkel zu packen.

Die Dame mit dem samtroten Cocktailkleid drückte die Spitze des Zigarettenhalters zwischen Kates hervorstehende kleine Schamlippen und rieb damit vor und zurück, bis Kate kaum mehr ruhig stehen bleiben konnte. Ihr Brustkorb wogte auf und ab. Das herablassende Lächeln der Frau machte sie zusätzlich an. Es besagte: Ich weiß, was du brauchst, um heiß zu werden, und dieses Wissen verleiht mir Macht über dich.

Als dann auch noch der attraktive Italiener in ihre Nippel kniff, während die anderen Frauen und Männer weiterhin jeden Zentimeter ihres Körpers liebkosten, konnte Kate nicht länger an sich halten und stöhnte laut.

Er fasste in ihren Nacken und drückte sie auf die Knie. Unsicher schaute Kate zu ihm auf. Ihre Blicke trafen sich. Die unterschiedlichsten Gefühle wallten in ihr auf. Es war nicht normal, vor jemandem zu knien. So demütig, so unterwürfig. Es erregte sie ungemein! Er befahl, brauchte dazu nicht einmal etwas zu sagen, und sie gehorchte in diesem erotischen Rollenspiel.

Sie konnte nicht in Worte fassen, was sie daran faszinierte, doch allein die Fantasie, sich zu unterwerfen, machte sie so dermaßen geil, dass sie in ihrem Bett heftiger masturbierte. Ihren Orgasmus beim Blümchensex verglich sie mit dem Ausbruch eines Geysirs – nett, aber nach ein paar Sekunden vorbei. Sie war sich sicher, dass der Höhepunkt beim Spiel um Dominanz und Unterwerfung einem Vulkan gleichkam, eine allumfassende Eruption, die nicht nur ihre Mitte, nicht nur ihren Körper, sondern sogar ihren Geist erschütterte. Wie Zauberei.

Eines Tages würde Kate dieser Sehnsucht, die in ihr brannte, nachgeben. Irgendwann … Unglücklicherweise lief ihre Zeit ab.

Nun zauberte erst einmal Mr Knickerbocker ein Lächeln auf ihr Gesicht, da er seine Hose öffnete und sein Glied herausholte. Es war groß und rasiert, wie sie es sich wünschte, natürlich, dies war schließlich ihr Tagtraum. Bereitwillig schloss sie ihre Lippen um den Schaft. Sie nahm ihn tief in ihren Mund auf, zog sich langsam zurück und saugte an der Penisspitze. Ergeben sah sie ihren Liebhaber von unten herauf an. Seine Miene verzerrte sich vor Genuss.

Die Lady in Red stellte sich hinter ihn, umarmte ihn in Hüfthöhe und massierte seine Hoden, was ihn rau aufstöhnen ließ. Die anderen Damen und Herren streichelten Kates Rücken, hockten sich hinter sie, um durch ihre Pospalte zu reiben, und drückten sachte auf ihren Hinterkopf, damit sie den Phallus wieder in ihre Mundhöhle hineingleiten ließ. Dabei stieß sie an die Finger der Schönheit, was diese zum Anlass nahm, ihre Hände an Kates Wangen zu legen und sie zu führen. Sie bestimmte, wann sich Kate zurückziehen durfte und wie tief sie das Glied aufzunehmen hatte. Es war beängstigend und gleichzeitig ganz wundervoll für Kate, die Kontrolle abzugeben.

Jemand überkreuzte ihre Arme auf dem Rücken und hielt sie fest. Man spreizte ihre Beine ein Stück weiter. Eine Zunge drang von hinten in ihre Spalte ein und leckte sie. Ihre Seufzer wurden von dem immer härter werdenden Phallus in ihrem Mund gedämpft.

Plötzlich durchfuhr ein sanfter Schmerz ihren Rücken. Erschrocken schrie Kate auf. Sie wollte sich von dem Schwanz zurückziehen, doch das verhinderte die Dame in dem Charleston-Kleid, indem sie sich etwas hinunterbeugte und von unten auf Kates Kiefer presste. Aus dem Augenwinkel heraus nahm Kate wahr, dass der italienische Beau seine Gerte schwang. Ein weiterer Schlag traf sie. Auch diesmal tat es zwar weh, aber nur gerade so viel, dass es ihre Wollust weiter anfachte. Zu ihrem eigenen Erstaunen leckte sie seinen Penis heftiger. Je öfter die Gerte ihre Kehrseite küsste, desto fester saugte sie. Der Lustschmerz machte sie ganz wild. Sie erregte sich daran, dass die Umherstehenden das mitbekamen, doch noch viel mehr machte es sie geil, bei diesen Zügellosigkeiten beobachtet zu werden.

Nach einer Weile trat der Italiener zur Seite. Seine Beine zitterten bereits. Er stand kurz davor zu kommen und wollte wohl seine Lust noch etwas hinauszögern. Kate lächelte.

Überrascht weiteten sich ihre Augen, da er sich hinter die Lady in Red stellte und langsam und lasziv den Saum ihres Kleids anhob. Sie trug kein Höschen! In diesem Moment dominierte er nicht nur Kate, sondern auch die mondäne Beauty, denn er spreizte mit einem Ruck ihre Beine und führte seinen Schaft zwischen ihren Schenkeln hindurch. In Kates Fantasie reichte der Penis fast bis nach vorne. Seine Spitze und die empfindsamste Stelle der Frau befanden sich dicht beieinander, die Eichel schwebte unter den Schamlippen.

Ein faszinierender Anblick! Kate schnappte nach Luft.

Die anderen Damen und Herren drückten ihr das Gesicht auf die beiden Geschlechter. Die Intimdüfte, der eine männlich herb, der andere beinahe süßlich, stiegen ihr in die Nase. Nie zuvor war sie einem weiblichen Schoß so nah gewesen. Sie bebte vor Aufregung. Schüchtern küsste sie die Klitoris. Es wurde applaudiert, Stoff raschelte und fremdes Stöhnen drang an Kates Ohren. Eine Handkante presste sich von hinten in ihre Spalte, und sie schrie erschrocken auf. Doch anstatt sich zu wehren, streckte sie ihre Zunge weit heraus und schlängelte über die Schwanzspitze. Eher zufällig stieß sie mit der Nase dabei an den Kitzler der Charleston-Dame. Der schien das Spiel ebenfalls zu gefallen, denn sie lachte sinnlich.

Die Handkante rieb durch Kates nasse Scham, und einige Finger spielten mit ihren Nippeln, liebkosten und zwickten sie, während Kate abwechselnd Eichel und Klitoris küsste und leckte. Ihre Lust schwoll so heftig an, dass sie kaum ihren Unterleib stillhalten konnte. Es musste ja aussehen, als würde ihr Powackeln die Männer auffordern, sie von hinten zu nehmen. Aber sie hatten sich besser im Griff als Kate, denn sie fielen nicht über sie her, sondern entfernten sich von ihr, ebenso wie Mr Knickerbocker und Ms Charleston, die nun ihre Kleidung richteten.

Ein Mann drückte ihr den Griff der Gerte zwischen die Zähne. Zwei andere zogen sie auf ihre Füße und führten sie zu einem schwarz lackierten Tisch, der hüfthoch war und stabil aussah. Sie legten sie mit dem Rücken darauf, hielten ihre Arme fest und spreizten ihre Beine, sodass ihre Intimstellen frei zugänglich waren. Kichernd schritten die Frauen um sie herum und musterten sie. Kates Haut prickelte, als würde sie gestreichelt werden, dabei taten sie nichts weiter als sie ungeniert zu begutachten.

Schamlos, beinahe obszön bot sie sich ihnen dar.

Ihre Brustspitzen standen hart hervor, ihr Schoß war glutrot und geschwollen, und Kate spürte einen leichten Luftzug, als der Italiener zwischen ihre Schenkel trat. Er beugte sich über sie, um ihr die Gerte aus dem Mund zu nehmen. Dabei strich sein Hemd über ihre empfindsamste Stelle. Kate erschauerte lustvoll.

Schmunzelnd richtete sich der attraktive Gentleman auf, trat einen Schritt zurück und schob seine Schiebermütze zurecht. Er holte aus und schlug auf die Innenseite von Kates Oberschenkel. Sogleich rieb er mit dem flachen Ende der Gerte über ihre Klitoris, sodass sich der Schmerz mit Erregung mischte. Kate atmete schwerer.

Noch bevor er fortfuhr, begannen die Frauen, ihren Oberkörper zu liebkosen. Zehn kleine Hände glitten zärtlich über ihre Rundungen und fingen damit die Pein der nächsten Schläge auf.

Nach jedem Hieb stimulierte Mr Knickerbocker ihren Kitzler. Schmerz. Lust. Schmerz. Lust. Er fiel in einen bittersüßen Rhythmus. Mit einigen Sekunden Verzögerung bemerkte Kate, dass er nicht länger ihr Bein schlug und über ihre Klitoris strich, sondern es genau andersherum machte. Die Gerte traf nun ihre empfindsamste Stelle, nicht grausam hart, sondern wohl dosiert, und streichelte ihren Schenkel. Kate wusste nicht, ob sie diese Prozedur in Wirklichkeit ertragen könnte, aber in ihrem Tagtraum fühlte es sich himmlisch an. Die Ladys widmeten sich inzwischen ihrem Oberkörper, sie kniffen hier und dort, zupften an den Brustwarzen und ließen ihre Handflächen sachte auf die Erhebungen klatschen.

Kate wand sich ekstatisch auf dem Tisch. Spielerisch zerrte sie an ihren menschlichen Fesseln, doch die vier Herren hielten ihre Hand- und Fußgelenke unbarmherzig fest. Anstatt zu jammern und zu betteln, stöhnte sie kehlig. Sie hob ihren Unterleib immer wieder kurz an, als wollte sie ihren Kitzler der Gerte entgegenstrecken, dabei machte nur die stetig wachsende Erregung sie unruhig.

Bevor sie jedoch den Höhepunkt erreichte, hörte der Casquette-Träger auf. Er kam wieder dicht an ihren Schoß heran, legte eine Hand auf ihren Venushügel und drehte die Gerte in der anderen so herum, dass nicht das flache Ende, sondern der Griff nach vorne zeigte. Provozierend langsam rieb er ihn durch Kates Spalte, bis er von ihrer Feuchtigkeit glänzte. Das Blut pulsierte durch ihre Schamlippen. Sie glaubte nicht, jemals in ihrem Leben schon so nass gewesen zu sein.

Als er den Griff in sie einführte, bäumte sie sich berauscht auf. Sie schloss ihre Augen und leckte über ihre Unterlippe, da sie auf einmal großen Durst hatte. Währenddessen nahm Mr Knickerbocker sie mithilfe des Schlaginstrumentes. Er drückte es immer tiefer in sie hinein, dehnte sie und bereitete sie vor – denn kaum hatte er den Griff herausgezogen, drang der erste Gentleman mit seinem Phallus in sie ein. Nach einigen sanften Stößen überließ er dem nächsten seinen Platz, der Kate schon härter nahm, bis der dritte an die Reihe kam und stürmisch zustieß. Die fünf Männer wechselten sich ab, während die Damen nicht müde wurden, ihre Brüste zu stimulieren. Kate war trunken vor Wollust. Sie konnte an nichts anderes denken, nichts anderes fühlen als Ekstase.

Als schließlich der Italiener sie nach drei Runden Bäumchen-wechsele-dich temperamentvoll ritt, schrie Kate auf und kam und kam und kam, auf dem Tisch in ihrer Fantasie – und auch in der Realität in ihrem Bett.

2

Zwar wusch das Wasser die Spuren der Masturbation von Kates Körper, spülte jedoch nicht die Sehnsucht aus ihr heraus. Sie stellte den Duschkopf so ein, dass er die Tropfen bündelte, neigte ihren Kopf vor und ließ sich von dem harten Strahl den Nacken massieren.

Seit sie das erste Mal einen erotischen Roman gelesen hatte, in dem ein Meister der Lust eine Frau liebevoll dominierte, träumte sie davon, sich einem Mann zu unterwerfen. Der ein oder andere Liebhaber damals in Black Elder hatte sie nach einer kleinen Andeutung ihrerseits tatsächlich gefesselt oder ihr die Augen verbunden, aber es fühlte sich nicht echt an. Dämliches Grinsen und Fragen wie: »Mache ich das auch richtig so, oder wie hättest du es gerne?«, brachten ihr Blut nicht gerade in Wallung.

Echte Dominanz sah anders aus, nämlich in einem gesunden Maß überlegen, selbstbewusst und kreativ. Das jedoch hatte sie leider bisher nicht einmal in einer Weltstadt wie London gefunden.

Sie stellte das Wasser ab, schob den Duschvorhang beiseite und griff nach dem Badetuch.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Es kam aus der Küche. Sie erstarrte und bekam eine Gänsehaut. Jemand war in ihrem Apartment, zog eine Schublade nach der anderen auf, als würde er etwas suchen. Womöglich ein Brotmesser? Oder Gegenstände, die es lohnte zu stehlen? Das einzig Wertvolle, das Kate besaß, befand sich in der Schmuckschatulle auf der Badezimmerablage. Abgesehen von den Diamantohrsteckern, die sie trug – drei auf der rechten Seite und einen links – und dem Weißgoldring in der Ohrmuschel unterschied sie sich auf den ersten Blick nicht von den jungen Frauen, die ihr Bling-Bling auf dem Flohmarkt in der Portobello Road oder den Billigläden der Covent Garden Piazza kauften. Man erkannte erst bei genauer Betrachtung, dass ihr Schmuck echt war. Das verlangte die Berufsehre von ihr!

Leise trat sie aus der Duschkabine und hielt das Handtuch schützend vor ihren Körper. Ein appetitlicher Duft drang durch die Ritzen der Tür ins Badezimmer. Der Eindringling, der nur durch einen Korridor von ihr getrennt in der Küche stand, rührte heftig in einem Topf. Geschirr klapperte. Er – oder sie? – musste etwas aus dem Wandschrank geholt und auf den Tisch gestellt haben. Ein Einbrecher würde wohl kaum Frühstück zubereiten. Sie entspannte sich ein wenig. Als ein Mann leise den Chorus von »Sleepwalker« sang, lächelte sie erleichtert. Milow!

Schnell trocknete sich Kate ab, denn es duftete immer köstlicher nach Porridge, und ihr Magen begann zu knurren. Sie zog einen blau karierten kurzen Rock und einen dunkelblauen Pullover an und streifte ihre Hausschuhe über, abgetragene Pantoffeln mit dem Konterfei von Prince William auf der rechten und von Princess Catherine auf der linken Seite.

Sie eilte in die Küche, baute sich mit gespielt düsterer Miene im Türrahmen auf und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. »Ich hätte dich erschießen können.«

»Du besitzt keine Schusswaffe, monkeybutt.« Milow gluckste, weil er wusste, dass sie diesen Kosenamen nicht mochte, und blickte sie kurz über seine Schulter hinweg an. Er schaltete den Herd aus und stellte den Topf auf eine andere Platte.

Kate hatte Mühe, ihrer Stimme einen launischen Ton zu geben, denn sie war keineswegs sauer, sondern froh, ihren freien Samstag nicht alleine verbringen zu müssen. »Ich hätte mich auch im Badezimmer verschanzen und mit meinem Handy die Polizei rufen können.«

»Ich habe artig an der Tür geklingelt, aber du hast es nicht gehört.« Er gab zwei Kellen Porridge in einen tiefen Teller, streute Zucker, klein geschnittene Apfelstücke und Rosinen darauf und goss einen Schwall flüssiger Schlagsahne dazu.

Da er sich völlig unbeeindruckt zeigte, ging Kate noch einen Schritt weiter, um ihn aus der Reserve zu locken. »Ich hätte dir den Zweitschlüssel von meiner Wohnung nicht geben dürfen.«

»Dann hättest du jetzt auch kein liebevoll zubereitetes Frühstück.« Er stellte den Teller auf den Küchentisch neben eine Tasse mit dampfendem schwarzem Tee. Das selbstzufriedene Lächeln ließ seine Gesichtszüge feminin wirken.

»Du bist ein Schatz!« Selbstverständlich vertraute sie Milow vollkommen, sonst hätte sie ihm nicht den Schlüssel ausgehändigt, für Notfälle, falls sie ihren verlor oder sich aussperrte.

Milow tropfte etwas Milch in ihre Teetasse, denn er kannte ihre Vorlieben, immerhin war er ihr bester Freund. »Wieso trägst du mich dann nicht auf Händen?«

»Da stehst du doch gar nicht drauf«, sagte sie mit einem frivolen Unterton in Anspielung auf seine devote Neigung und ging zu ihm. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn auf die Wange küssen zu können. Milow bezeichnete sie als »klein und drahtig«. Es wäre ihr lieber gewesen, zwanzig Zentimeter größer zu sein und lange Beine zu haben, aber es nutzte nichts, mit ihrer Körpergröße von einem Meter und achtundfünfzig Zentimetern zu hadern, denn sie konnte es ohnehin nicht ändern. Kate schaute sich um, fand jedoch kein Frühstück für ihn. »Hast du schon gegessen?«

»Für mich gibt es nur den halben Apfel, der übrig geblieben ist. Adam Lambert hat ein paar Kilo abgenommen. Also muss ich das auch.«

»Übertreibst du es nicht etwas mit deiner Fan-Liebe?« Sie nahm am Tisch Platz und trank einen Schluck Tee. Dabei verbrannte sie sich die Zungenspitze.

»Du weißt, ich würde die Sahneschnitte vom Fleck weg heiraten, wenn ich könnte, aber in diesem Fall geht es um schnödes Geld. Wenn ich als Doppelgänger gebucht werden will und mich gegen die Konkurrenz durchsetzen möchte, muss ich ihm so ähnlich wie möglich sehen.«

»Das tust du, mach dir keine Sorgen.« Sie schaufelte einen Löffel Haferbrei in ihren Mund und zwinkerte ihm zu. Milow war genauso hübsch und genauso exzentrisch wie der amerikanische Sänger. Er trug dunkle flippige Klamotten, eine Mischung aus Rock und Gothic, benutzte dunklen Kajal, Nagellack und dieselbe Haarfärbung wie Kate – Ton: Nachtschwarz. Zurzeit trug er seinen Schopf im Nacken kurz, sein Pony hingegen hing über seine Stirn, wie ein Schattenspender für sein Sonnenscheinlächeln. Kein Wunder, dass die Männer bei ihm Schlange standen. Er war beneidenswert sexuell aktiv. Nur mit der Liebe klappte es nicht. Kate schien bei beidem Pech zu haben.

Milow ließ sich neben sie auf einem Stuhl nieder. »Dein Anrufbeantworter blinkt.«

»Pop hat angerufen.«

»Da du den AB offenbar noch nicht abgehört hast, scheint es so, als hättest du mitangehört, wie dein Vater eine Nachricht hinterlassen hat und hättest nicht abgehoben. Aber so eine böse Tochter wärst du nicht, oder?« Er lehnte sich zurück und legte seine Arme in einer machohaften Geste auf die Lehnen rechts und links, schlug jedoch seine Beine übereinander wie eine Frau.

Sie schluckte den Bissen Porridge herunter. Während sie sprach, beobachtete sie die Regentropfen, die an der Fensterscheibe hinabperlten: »Er hätte am liebsten, dass ich schon am ersten Oktober statt am ersten November zurück nach Black Elder ziehe. Dort sei doch der Herbst viel schöner als in der Großstadt.«

»Das wäre ja schon in einer Woche. Das kannst du mir nicht antun!«

Zärtlich kniff sie ihm in die Wange, was er ebenso wenig mochte wie sie, von ihm Affenpopo genannt zu werden. »Vor ein paar Tagen rief Mum an, ob ich nicht schon zum Geburtstag meiner Oma Clodagh am sechzehnten Oktober heimkehren könnte, Grandma würde sich sicherlich sehr über diese Überraschung freuen.«

»Ah, ich verstehe, was da läuft.« Beiläufig stibitzte er eine Rosine von ihrem Teller und kaute ausgiebig darauf herum. »Clodagh, was ist denn das für ein Name?«

»Ein irischer. Manche halten ihn für einen Männernamen, weshalb Granny ab und zu Post erhält, die an Herrn Clodagh Highsmith adressiert ist, was sie trotz ihrer 74 Jahre immer noch verärgert.« Sie legte ihre Hände an ihre Tasse, um sich daran zu wärmen. Der September verabschiedete sich mit einem Tief. Dunkle Wolken hingen über den Dächern der Stadt, die Regenrohre an den Häusern konnten die Wassermassen nicht mehr fassen, sodass die Rinnen am Dachrand genauso überliefen wie die Gullys in den Straßen. »Möchtest du den Rest Haferbrei?«

Abwehrend hob er beide Hände, die in fingerlosen Netzhandschuhen steckten. »Nein, danke, ich bin eisern.«

»Das sehe ich.« Grinsend beobachtete sie, wie er einen Löffel mit Porridge zu meinem Mund führte, inne hielt, blinzelte und sie dann mit dem warmen Brei fütterte.

»Du kannst etwas auf den Rippen gebrauchen. Klein und dünn wie ein Puppy, das weit weg von Zuhause ist und nicht genug zu essen bekommt. Aber das wird sich ja bald wieder ändern.«

Kate merkte ihm an, dass er sich bemühte, aufmunternd zu klingen, um ihr den Abschied nicht noch schwerer zu machen, doch seine Mundwinkel hingen nach unten. Trübsinnig aß sie, schluckte und spülte mit Tee nach. »Versteh mich nicht falsch. Black Elder ist nicht die Hölle auf Erden, sondern ein Postkartenstädtchen mit Steinhäusern, einer malerischen Küste und vielen Wiesen und Feldern drumherum. Es ist schön dort zu wohnen.«

»Schöner als in London?« Er hob eine seiner mit Kajal nachgezogenen Augenbrauen. »Das kann ich Stadtpflanze mir nicht vorstellen.«

»Schön auf eine andere Art und Weise eben. In der Hauptstadt brummt das Leben, die Möglichkeiten, Chancen und Abenteuer liegen auf der Straße, ein Paradies für junge Menschen. In meiner Heimat setzt man sich eher zur Ruhe, man gründet eine Familie und genießt die Idylle.« Sie seufzte.

Geräuschlos legte er den Löffel auf die Tischplatte. »Aber so weit bist du noch nicht.«

Sie schenkte ihm ein müdes Lächeln, das der Regen, der gegen die Scheibe trommelte, mit einer melancholischen Melodie untermalte. »In den drei Jahren, die ich jetzt in London lebe, sollte ich mich ausgetobt haben. Doch als Tochter meines Vaters habe ich mich fast nur um die Arbeit und um meine Fortbildung gekümmert.«

Pop hatte ihr eine Auszeit von drei Jahren nur zugestanden, weil sie ihm versicherte, sie würde die Zeit in London nutzen, um neue Trends aufzugreifen und Fertigkeiten zu erlernen, um dem Familiengeschäft neuen Aufwind zu verschaffen. Die Goldschmiede lief immer schlechter, was unter anderem auch daran lag, dass die Schmuckstücke so langweilig und konservativ aussahen, wie der Name des Geschäfts klang: MacLynn Goldsmiths. Zurzeit hielten sich Kates Eltern nur über Wasser, weil Kate ihr eigenes Geld verdiente.

»Ich habe ihnen versprochen, am dritten November, meinem dreißigsten Geburtstag, wieder zurück in der Heimat zu sein, um mit ihnen gemeinsam um den Familienbetrieb zu kämpfen, denn er befindet sich schon seit drei Generationen in unserem Besitz, und ich werde mein Versprechen halten.«

»Die Zeit läuft ab, ist es das?«

Sie drückte seine Hand. Milow kannte sie einfach zu gut. Vor drei Jahren hatten sie sich in einem Club getroffen, in den Kate auf ihrer ersten Erkundungstour durch das Nachtleben Londons hineingestolpert war und der sich als Gay-Treffpunkt entpuppte. Milow, der an diesem Abend dort als Showact auftrat, erkannte ihr Dilemma, half ihr aus der peinlichen Situation und nahm sie unter seine Fittiche. Seitdem waren sie Freunde und teilten ihr Faible für nachtschwarze Haarfärbung und Dominanz und Unterwerfung. Der einzige Unterschied bestand darin, dass Milow seine Gelüste auslebte. Kate dagegen hatte Angst vor der eigenen Courage. Sie hatte sich noch nie einem richtigen Dominus hingegeben, weil sie sich einerseits vor seiner Überlegenheit fürchtete, sich aber andererseits von ihm angezogen fühlte.

Längst hatte der Countdown begonnen, die Zeit verstrich ungenutzt. Kate hörte förmlich die Minuten runterticken. In Black Elder würde sie bestimmt keinen Herrn und Meister finden, der lustvoll über sie herrschte und ihr die dunkle Seite der Erotik zeigte. Die Kleinstadt lag zwar nicht hinter dem Mond, aber Tattoos wurden nur akzeptiert, wenn sie sich an Körperstellen befanden, die man nicht sah, Piercings in Nase oder Augenbraue waren ebenso undenkbar wie mit grünen Haaren durch die Gassen zu laufen.

Milow räusperte sich. »Isst du dein Porridge nicht auf?«

Wortlos schob sie ihm ihren Teller hinüber. Nun, da sie sich wieder ihrer unerfüllten Sehnsucht, sich einem Mann mit Haut und Haaren auszuliefern und Grenzen zu überschreiten, bewusst wurde, fühlte es sich mit einem Mal an, als läge ein Stein in ihrem Magen.

»Wäre doch zu schade bei der Mühe, die ich mir gegeben habe.« Verlegen senkte er seinen Blick und rührte im Haferbrei. »Dann bin ich eben die alte, mopsige Version von Adam Lambert. Es gibt ja auch dicke und dünne Elvis-Imitatoren.«

Kate war erleichtert, dass er aß, denn er hatte eine tolle Figur, schlank, aber nicht dürr, wohl proportioniert, aber ohne Fettpölsterchen. Unter anderen Umständen hätte sie sich Hals über Kopf in Milow verliebt. Doch dass er nicht auf Frauen stand, war nur ein Problem. Ein anderes war, dass er ebenso auf dominante Kerle abfuhr wie sie. Er war der einzige ihrer Freunde, sowohl in Black Elder als auch in London, der von ihrer Neigung wusste.

»So«, sagte er schließlich, stand auf, um Teller und Löffel in die Spüle zu räumen, und nahm den Notizblock, auf dem Kate normalerweise ihre Einkäufe notierte, von der Arbeitsfläche. »Da ich jetzt satt bin, können wir deinen letzten Monat in London planen.«

»Was meinst du?«, fragte sie, betrachtete ihre Pantoffeln und fragte sich, warum der rechte verschlissener aussah als der linke.

Er setzte sich wieder, legte den Block auf den Tisch und schob ihn demonstrativ zu ihr hinüber. »Wir gehen dein Sexproblem an und zwar systematisch. Ich helfe dir dabei.«

Kates Augen weiteten sich. »Wie bitte?« Was meinte er damit?

»Schreib auf, was du gerne erleben möchtest, und ich rede nicht von einem Besuch im Globe Theatre oder einer Fahrt mit dem London Eye.« Theatralisch wischte er mit seiner Hand durch die Luft, als wollte er den Gedanken an Sehenswürdigkeiten beiseiteschieben. »Sondern von erotischen Abenteuern, prickelnden Erlebnissen und der Erfüllung lang gehegter Sehnsüchte.«

Allein bei der Vorstellung kribbelte es in Kates Nacken – und in tieferen Regionen. Ihr Körper reagierte mit einer Heftigkeit auf Milows Vorschlag, die ihr bewies, wie intensiv ihr Wunsch sich zu unterwerfen noch immer war.

Milow tätschelte ihre Schulter. »Jetzt oder nie, Darling. In einem Monat werden Pfarrfeste das Aufregendste in deinem Leben sein.«

»Du übertreibst. Black Elder ist kein Kuhdorf.« Panik mischte sich unter die Euphorie, die Kate erfasst hatte. Die Möglichkeit, ihre Fantasien wahr werden zu lassen, war zum Greifen nah, doch sie überkam Angst wirklich zuzupacken. Wie schon die ganzen drei Jahre zuvor. Sie hätte längst einschlägige Treffpunkte besuchen oder das Internet bemühen können, um einen Dominus kennenzulernen. Stattdessen war sie durch London gestreift und hatte sich ausgemalt, was alles Tolles passieren könnte: Auf einer Fahrt mit der Tube hatte ein attraktiver Mann ihr schamlos unter den Rock gefasst und ihren Schoß erkundschaftet; abends im British Museum, wenn die Ausstellungsräume verwaist waren, hatte sie sich unmittelbar unter einer Überwachungskamera vor einen Fantasy-Lover hingekniet und ihren Mund willig geöffnet; im St. James’s Park, umgeben von Natur und der Gefahr, von abendlichen Joggern und Spaziergängern entdeckt zu werden, war sie mit einer Weidenrute gezüchtigt und dadurch erregt worden … Träumereien, mehr nicht! In Wahrheit gab es nur dumme Versuche, Blümchensex-Liebhabern eine Dominanz aufzudrücken, die sie nicht besaßen.

Unnachgiebig tippte Milow auf das Papier vor ihr. »Erstelle eine Liste. Denk nicht lange über deine Wünsche nach, sondern notiere sie aus dem Bauch heraus, ohne auf die Reihenfolge, die Wichtigkeit oder die Notwendigkeit zu achten. Ich kenne dich, je länger du grübelst, desto unsicherer wirst du und fragst dich, ob du diese oder jene Fantasie wirklich einmal erleben möchtest oder ob es besser wäre, sie für immer in deinem Kopf zu belassen. Aber ich sehe das so, wenn du davon träumst, wünschst du dir insgeheim auch, es auszuleben. Fang schon an!«

Seufzend nahm sie den Kugelschreiber, der an dem Schreibblock klemmte. Etwas sträubte sich in ihr. Als Erstes kam ihr in den Sinn, dass sie sich schämte, Milow ihre erotischen Sehnsüchte zu beichten, doch das war Unsinn, denn in langen Nächten, in denen sie Billigprosecco aus dem Supermarkt getrunken, am Fuße der Nelsonsäule auf dem Trafalgar Square gesessen und geredet hatten, bis die Sonne aufging, hatten sie sich gegenseitig längst alle Wünsche gestanden. Der einzige Unterschied zwischen ihnen bestand darin, dass Milow sie bereits in die Tat umgesetzt hatte, und Kate nicht. Weil sie sich fürchtete, den ersten Schritt zu tun. So wie jetzt auch wieder.

Doch diese Strichliste bestand ja erst einmal nur auf dem Papier, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie fungierte wie eine Brücke, die zur Erfüllung ihrer Träume hinführte. Aber selbst wenn man darauf stand, hatte man immer noch die Möglichkeit umzudrehen und zurückzugehen. Folglich konnte sie die Liste gefahrlos schreiben, da ihre Fantasien zwar aus ihrem Kopf herauskamen, damit jedoch noch lange nicht real wurden. Ein halber Schritt in die richtige Richtung, aber immer noch auf sicherem Terrain.

Nervös begann sie zu schreiben und wunderte sich, dass ihr auf Anhieb einige Sexfantasien in den Sinn kamen, sie musste gar nicht lange überlegen.

Besuch einer SM-Party

Von einem Herrn dominiert werden

Oral benutzt werden

Orgasmus herauszögern

Ihrer Neigung entsprechend bezog sich ein Großteil auf Dominanz und Unterwerfung, ein paar auf SM, aber sie hatte auch Praktiken notiert, die harmloser waren.

Spanking

Fesselspiele

Brüste abbinden

Sextoys ausprobieren, z. B. Vaginalpumpe, Wartenberg-Rad

Wenn ich schon meine wollüstigen Fantasien aufschreibe, dann alle, dachte sie und der Kuli huschte immer schneller über das Blatt.

Eine Frau schmecken

Dreier

Analspiele

Sex in einer Umkleidekabine

Schweigend beobachtete Milow sie. Erst als sie ihn ansah und die Achseln zuckte, weil ihr nichts mehr einfiel, nahm er den Block und las. Seine Augen funkelten immer mehr, und sein Grinsen wurde immer breiter. »Ich bin stolz auf dich. Fangen wir also mit Punkt eins an. Ich kümmere mich darum.«

»Wollen wir nicht erst einmal darüber reden?« Vor ängstlicher Vorfreude pulsierte das Blut durch ihre Spalte. Unruhig rutschte sie auf ihrem Sitz hin und her.

»Es gibt nichts zu besprechen.« Schwungvoll stand er auf. »Das haben wir drei Jahre lang gemacht. Jetzt endlich werden Taten folgen. Die Liste ist lang, die Zeit bis zu deinem Umzug knapp. Halte dir den Samstagabend in einer Woche frei, monkeybutt. Du hast deine Ziele definiert, jetzt geht es daran, sie zu erreichen.«

»Ziele? Das sind doch nur Fantasien.« Innerlich aufgewühlt spielte sie mit dem Saum ihres Pullovers. »Vielleicht findet gar kein entsprechender Event statt.«

»In London? Du machst Witze!« Er schnaubte und betastete seine Haare, um seine Frisur zu prüfen, was er immer machte, bevor er auf die Straße ging. »Du wirst nächstes Wochenende auf jeden Fall auf deine erste SM-Party gehen, auch wenn ich selbst eine organisieren muss.«

Aufgedreht sprang Kate auf und folgte ihm zum Ausgang. Nun bereute sie es, nicht dazugeschrieben zu haben, dass sie sich auf solch einer Veranstaltung nur umschauen und nicht mitmachen wollte. Sich öffentlich einem fremden Mann hinzugeben kam für sie nicht in Frage. Vielleicht doch. Wenn der Richtige anwesend wäre. Aber nein, das war zu unwahrscheinlich.