Memoiren: Geschichte meines Lebens. Band 4 - Giacomo Casanova - E-Book

Memoiren: Geschichte meines Lebens. Band 4 E-Book

Giacomo Casanova

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Beschreibung

Die "Memoiren" erzählen die Geschichte des Giacomo Casanova, von ihm selbst verfasst. Wer in diesem autobiografischen Roman eine Menge wolllüstiger Begebenheiten erwartet, wird nicht enttäuscht. Das Buch erzählt unverblümt von den erotischen Eroberungen des kompromisslosen Hedonisten. Nicht umsonst gilt Casanova als größter Verführer aller Zeiten. Sein Ruf eilte ihm voraus und öffnete ihm die Türen und Schöße sämtlicher Damen der feinen Gesellschaft. Selbst Katharina die Große soll seinem Charme erlegen sein. Aber die Geschichte von Casanovas Leben ist noch viel mehr als das. Er war nicht nur angeblicher Liebhaber der russischen Zarin und unzähliger anderer. Er besuchte alle wichtigen europäischen Höfe und Metropolen und begegnete vielen bedeutenden Menschen seiner Zeit. Casanova lernte Päpste kennen, sprach mit Friedrich II. in Sanssouci, traf auf Rousseau und lieferte sich Wortgefechte mit Voltaire. Er verkehrte mit Da Ponte, Crébillon, von Haller, Winckelmann und Mengs. Und selbst mit Mozart soll er Kontakt gehabt haben, als dieser an seinem “Don Giovanni” arbeitete. In Polen duellierte er sich mit einem Adligen in Konkurrenz um eine Dame. Er war Flüchtling der Bleikammern Venedigs und Geheimagent der Inquisition. Giacomo Casanova war eine sprichwörtliche Legende. Seine unzähligen Abenteuergeschichten nehmen uns mit auf eine unvergleichliche Reise in die Zeit. Die Memoiren Casanovas zählen zur Weltliteratur und wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt. Das insgesamt etwa 5000 Seiten starke Werk ist trotz seines gewaltigen Umfangs kurzweilig und unterhaltsam, aber vor allem auch kulturhistorisch interessant: Landschaften, Städte und Personen des gesamteuropäischen 18. Jahrhunderts breiten sich vor unseren Augen aus. Und natürlich immer wieder: die Schenkel der Frauen, zwischen denen Casanova Glück und Erfüllung sucht. Begleiten wir den großen Abenteurer und Verführer auf seinen Reisen, und werfen wir einen Blick durch die Schlüssellöcher in die Salons und Boudoirs der feinen Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Nirgends sonst finden sich Spannung, Frivolität, Sinnlichkeit und philosophische Überlegungen in solch verdichteter Lebensbeschreibung. "Das ganze 18. Jahrhundert tummelt sich in seinen Memoiren und lacht, und räsoniert, und hurt, in keinem anderen Buch ist es so lebendig, so deutlich, so zum Riechen, Fühlen, Schmecken nah." (Hermann Kesten) Dieses ist der vierte Band von insgesamt sechs Bänden. Sein Umfang beträgt ca. 790 Druckseiten.

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Seitenzahl: 1061

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GIACOMO CASANOVA

MEMOIREN

Geschichte meines Lebens

 

 

 

 

Band 4

 

 

Übersetzt von

Heinrich Conrad

Die MEMOIREN wurden zuerst veröffentlicht im Jahr 1822 in deutscher Sprache von F. A. Brockhaus, Leipzig.

Diese Ausgabe wurde aufbereitet und herausgegeben von

© apebook Verlag, Essen (Germany)

www.apebook.de

1. Auflage 2021

 

V 1.0

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar.

 

Dieses Buch ist Teil der ApeBook Classics: Klassische Meisterwerke der Literatur als Paperback und eBook. Weitere Informationen am Ende des Buches und unter: www.apebook.de

ISBN 978-3-96130-407-3

Buchgestaltung: SKRIPTART, www.skriptart.de

 

 

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Die Einzelbände der MEMOIREN von Giacomo Casanova

 

 

 

 

 

BAND I | BAND II | BAND III | BAND IV | BAND V | BAND VI

 

 

 

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Die Geheimnisse von Paris. Band 1

 

Mit Feuer und Schwert. Band 1: Der Aufstand

 

Quo Vadis? Band 1

 

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Inhaltsverzeichnis

MEMOIREN: Geschichte meines Lebens. Band 4

Impressum

BAND 4: Inhalt

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Zwanzigstes Kapitel

Einundzwanzigstes Kapitel

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Eine kleine Bitte

Casanova Memoiren: Überblick der einzelnen Bände

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F l a t r a t e

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A p e C l u b

L i n k s

Zu guter Letzt

Inhalt

 

Erstes Kapitel

Meine Abenteuer in Air in Savoyen. – Meine zweite M. M.– Madame Zeroli.

Zweites Kapitel

Ende meines Abenteuers mit der Nonne von Chambéry. – Meine fluchtähnliche Abreise aus Aix.

Drittes Kapitel

Die Mädchen des Hausmeisters. – Das Horoskop.– Fräulein Roman.

Viertes Kapitel

Meine Abreise von Grenoble. – Avignon. – Der Quell von Vaucluse. – Die falsche Astraudy und die Bucklige.– Gaetano Costa. – Meine Ankunft in Marseille.

Fünftes Kapitel

Rosalie. – Toulon. – Nizza. – Meine Ankunft in Genua. – Herr von Grimaldi. – Veronika und ihre Schwester.

Sechstes Kapitel

Die Komödie. – Der Russe. – Petri. –Rosalie im Kloster.

Siebentes Kapitel

Ich verliebe mich in Veronika. – Ihre Schwester. – List gegen List. – Mein Sieg. – Gegenseitige Enttäuschung.

Achtes Kapitel

Geschickte Gaunerei. – Passano in Livorno. – Pisa und die Corilla. – Meine Ansicht über Schielaugen.– Florenz. – Ich finde Teresa wieder. – Mein Sohn. – Die Cotticelli.

Neuntes Kapitel

Die Corticelli. – Der jüdische Theaterdirektor bekommt Prügel. – Der falsche Karl Iwanoff spielt mir einen bösen Streich, – Willkürlicher Befehl, Toskana zu verlassen. – Meine Ankunft in Rom. – Mein Bruder Giovanni.

Zehntes Kapitel

Kardinal Passionei. – Der Papst. – Mariuccia.– Ankunft in Neapel

Elftes Kapitel

Mein kurzer, aber glücklicher Aufenthalt in Neapel.– Der Herzog von Matalone. – Meine Tochter und Donna Lucrezia. – Meine Abreise.

Zwölftes Kapitel

Mein Wagen zerbricht. – Mariuccias Heirat. – Flucht des Lord Limore. – Meine Rückkehr nach Florenz und meine Abreise mit der Corticelli.

Dreizehntes Kapitel

Ankunft in Bologna. – Meine Ausweisung aus Modena.– Reise nach Parma und Turin. – Die schöne Jüdin Lia. – Die Modistin R.

Vierzehntes Kapitel

Mein Sieg über den Polizeivikar. – Meine Abreise. – Chambery. – Desarmoises' Tochter. – Herr Morin. – M. M. von Aix. – Die Pensionärin. – Lyon. – Paris.

Fünfzehntes Kapitel

Mein Aufenthalt in Paris und meine Abreise nach Straßburg,wo ich die Renaud finde. – Mein Unglück in München und trauriger Aufenthalt in Augsburg.

Sechzehntes Kapitel

Die Komödianten und die Komödie. – Bassi. – Die Straßburgerin. – Der weibliche Graf. – Meine Rückkehr nach Paris. – Ankunft in Metz. –Die hübsche Raton und die falsche Gräfin von Lascaris.

Siebzehntes Kapitel

Ich kehre mit der zur Gräfin Lascaris gemachten Corticelli nach Paris zurück. – Mißlungene Geschlechtsverwandlung. – Aachen. – Zweikampf. – Mimi d'Ache. – Verrat der Corticelli, der jedoch auf sie selbst zurückfällt. – Reise nach Sulzbach.

Achtzehntes Kapitel

Ich schicke die Corticelli nach Turin. – Helenens Einweihung in die Mysterien der Liebe. – Abstecher nach Lyon. – Ankunft in Turin.

Neunzehntes Kapitel

Meine alten Bekannten. – Dame Pazienza. – Agata. – Graf Borromeo. – Ein Ball. – Lord Percy.

Zwanzigstes Kapitel

Ich trete Agata dem Lord Percy ab. – Abreise nach Mailand. – Die Pilgerin in Pavia. – Gräfin A. B. – Enttäuschung. – Marchese Triulzi. – Zenobia. – Die beiden schönen Marchesinnen Q. – Der Venetianer Barbaro.

Einundzwanzigstes Kapitel

Demütigung der Gräfin. – Zenobias Hochzeit im Apfelkasino. – Pharao. – Eroberung der schönen Irene. – Plan zur Maskerade.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

Originelle Maskerade. – Glückliche Liebschaft mit der schönen Marchesina Q. – Die verlassene Marseillerin; ich werde ihr Retter. – Meine Abreise nach Sant' Angelo.

Erstes Kapitel

Meine Abenteuer in Air in Savoyen. – Meine zweite M. M. – Madame Zeroli.

Einige Schritte vom Brunnen entfernt bemerkte ich zwei Nonnen, die von ihm herkamen. Sie waren verschleiert, aber an ihrem Wuchs und Gang erkannte ich, daß die eine jung und die andere alt war. Hierbei war nun freilich nichts Wunderbares, aber ihr Ordenskleid fiel mir auf, denn es war dasselbe, das meine teure M. M. getragen hatte, die ich fünf Jahre vorher, am 24. Juli 1755, zum letzten Male gesehen hatte. Ich glaubte zwar nicht, daß es die junge Nonne M. M, sei, aber ihr Erscheinen genügte, um meine Neugier zu erregen. Sie gingen nach dem freien Felde zu. Ich kehrte sofort um, um ihnen den Weg abzuschneiden, sie von vorne zu sehen und mich von ihnen sehen zu lassen. Man denke sich meine Überrraschung, als ich mich umdrehte und in der Jungen, die vorausging und den Schleier zurückgeschlagen hatte, die leibhaftige M. M. vor mir erblickte. Ich konnte nicht daran zweifeln und ging auf sie zu, als sie plötzlich ihren Schleier herunterließ und einen anderen Weg einschlug, um mir auszuweichen.

Ich begriff sofort, daß sie alle möglichen Gründe haben konnte, um so zu handeln. Ich kehrte daher abermals um, verlor sie aber nicht aus dem Gesicht und folgte ihr von weitem, um zu sehen, wohin sie ginge. In einer Entfernung von etwa fünfhundert Schritten sah ich sie in ein einzeln liegendes Haus von ärmlichem Aussehen eintreten. Dies genügte mir. Ich kehrte nach dem Brunnen zurück, um mich auf unauffällige Weise zu erkundigen.

Unterwegs erging ich mich in tausend Vermutungen. Die unglückliche, reizende M. M., sagte ich mir, wird in ihrer Verzweiflung aus dem Kloster entflohen sein; vielleicht hat sie ihren Verstand verloren, denn warum hat sie nicht ihr Ordenskleid abgelegt? Vielleicht aber auch ist sie mit einer Erlaubnis von Rom hierher gekommen, um die Brunnenkur zu gebrauchen; dies wird ohne Zweifel der Grund sein, warum sie eine Nonne bei sich hat und ihre Tracht nicht ablegen kann. Auf alle Fälle kann sie ihre Reise nur unter einem falschen Vorwande unternommen haben. Sollte sie sich irgend einer verhängnisvollen Leidenschaft überlassen haben, deren Folge eine Schwangerschaft gewesen wäre? Vielleicht ist sie in Verlegenheit; dann muß sie glücklich sein, mich gefunden zu haben. Ich werde sie nicht in ihrer Hoffnung täuschen; ich bin bereit, alles zu tun, um ihr zu beweisen, daß ich würdig war, ihr Herz zu besitzen.

In diese Gedanken versunken, kam ich unversehens zum Brunnen, wo ich die ganze Spielergesellschaft fand. Alle umringten mich und sprachen ihre Freude aus, daß ich nicht abgereist sei. Ich fragte den Chevalier Zeroli nach dem Befinden seiner Gemahlin; er antwortete mir, sie liege noch im Bett und es werde sehr freundlich von mir sein, sie zum Aufstehen zu bewegen. Ich verabschiedete mich von ihm, um zu seiner Frau zu gehen, als der Badearzt mich anredete und mir sagte, das ausgezeichnete Wasser von Aix würde mir doppelte Gesundheit geben. Mit meinen Gedanken beschäftigt, fragte ich ihn ohne Umschweife, ob er der Arzt einer hübschen Nonne wäre, die ich gesehen hätte.

»Sie trinkt hier den Brunnen,« antwortete er, »aber sie spricht mit keinem Menschen.«

»Woher ist sie?«

»Das weiß niemand; sie wohnt bei einem Bauern.«

Ich verließ den Arzt; anstatt mich aber zu dem Gasthof zu begeben, wo ohne Zweifel die Schelmin Zeroli mich erwartete, lenkte ich meine Schritte nach dem Bauernhäuschen, aus dem meine Phantasie bereits den Tempel der lieblichsten aller Gottheiten machte. Ich war fest entschlossen, mir in vorsichtiger Weise alle wünschenswerten Auskünfte zu verschaffen. Aber, wie wenn die Liebe meinen Wünschen entgegenkommen wollte, sah ich die Bäuerin herauskommen und mir entgegengehen, als ich noch hundert Schritte von der Hütte entfernt war. Sie sprach mich an: »Mein Herr, die junge Nonne läßt Sie bitten, heute Abend um neun wiederzukommen; die Laienschwester schläft dann, und sie wird ungestört mit Ihnen sprechen können.«

Jetzt konnte mir nicht der geringste Zweifel mehr bleiben. Mein Herz hüpfte vor Freuden. Ich gab der Bäuerin einen Louis und versprach ihr, pünktlich um neun Uhr zu kommen.

Nachdem ich auf diese Weise die Gewißheit erlangt hatte, daß ich am Abend meine anbetungswürdige M. M. wiedersehen würde, ging ich nach dem Gasthof zurück, ließ mir das Zimmer der Frau Zeroli bezeichnen, trat ohne Umstände bei ihr ein und sagte ihr, ihr Mann habe mich geschickt, um sie zum Aufstehen zu bewegen.

»Ich glaubte, Sie seien abgereist.«

»Ich werde um zwei Uhr fahren.«

Ich fand die junge Frau im Bett noch viel appetitlicher als bei Tisch. Ich half ihr, ihr Mieder anzulegen, und der Anblick ihrer Reize entflammte mich; aber sie leistete mehr Widerstand, als ich erwartet hatte. Ich setzte mich auf das Fußende ihres Bettes und sprach ihr von meiner Glut, die sie mir eingeflößt hätte, und daß ich unglücklich sei, ihr nicht vor meiner Abreise meine Liebe durch die Tat beweisen zu können.

»Aber«, rief sie lachend, »es steht ja nur bei Ihnen, noch hier zu bleiben.«

»Ermutigen Sie mich, auf Ihre Gunst hoffen zu dürfen, und ich verschiebe meine Abreise bis morgen.«

»Sie sind zu stürmisch; ich bitte Sie, ruhig zu sein.«

Ziemlich zufrieden mit dem wenigen, das sie mir gewährte, indem sie anscheinend, wie es Brauch ist, nur der Gewalt wich, mußte ich mich beruhigen, als ihr Gatte erschien, der aus Vorsicht vor dem Eintritt ein Geräusch machte, so daß wir ihn hörten. Bei seinem Anblick sagte seine Frau ohne jede Verlegenheit: »Ich habe den Herrn überredet, noch bis übermorgen hier zu bleiben.«

»Dies freut mich sehr, meine Liebe; es freut mich um so mehr, da ich ihm noch Revanche schuldig bin.«

Mit diesen Worten nahm er ein Spiel Karten, das ihm eben zur Hand lag, wie wenn er es absichtlich hingelegt hätte; hierauf setzte er sich auf die andere Seite des Bettes, so daß seine Frau gewissermaßen als Spieltisch diente, und begann abzuziehen.

Ich konnte nicht zurück. Da ich sehr zerstreut war, verlor ich unaufhörlich, bis man uns meldete, daß das Mittagessen fertig sei.

»Ich habe keine Zeit mehr, mich anzuziehen,« sagte die Schöne; »ich werde in meinem Bett speisen, wenn Sie, mein Herr, mir Gesellschaft leisten wollen.«

Wie hätte ich dies ausschlagen können! Der Mann ging hinaus, um das Mahl zu bestellen; durch den abermaligen Verlust von etwa zwanzig Louis dazu berechtigt, sagte ich der Spitzbübin, wenn sie mir nicht bestimmt verspräche, mich im Laufe des Nachmittags glücklich zu machen, würde ich sofort nach Tisch abreisen.

»Ich werde Sie morgen früh um neun Uhr zum Frühstück erwarten. Wir werden allein sein.«

Nachdem sie mich daraufhin hinreichende Pfänder für ihr Versprechen hatte nehmen lassen, versprach ich ihr, zu bleiben.

Wir speisten an ihrem Bett, und ich ließ meinem Leduc sagen, ich würde erst am nächsten Nachmittag abreisen. Mann und Frau strahlten vor Freude, als sie dieses hörten.

Als wir mit dem Essen fertig waren, äußerte die gnädige Frau den Wunsch, aufzustehen. Ich entfernte mich mit dem Versprechen, sofort wieder zu kommen, um mit ihr unter vier Augen eine Partie Pikett auf hundert zu spielen. Ich ging auf mein Zimmer, um meine Börse wieder zu füllen, und fand dort Desarmoises, der mir sagte:

»Ich habe die saubere Bescherung entdeckt: man hat dem Fuhrmann zwei Louis gegeben, um ein krankes Pferd an Stelle des seinigen in den Stall zu bringen.«

»Ich kann nicht auf der einen Seite gewinnen, ohne auf der anderen zu verlieren. Ich bin in die Frau des Chevaliers verliebt und werde meine Abreise so lange hinausschieben, bis ich alles erlangt habe, was ich von ihr wünsche.«

»Ich fürchte, die Befriedigung dieses Wunsches wird Ihnen teuer zu stehen kommen. Übrigens können Sie über mich verfügen.«

Ich dankte ihm lächelnd und begab mich wieder zu meiner Schönen, die ich erst gegen acht Uhr unter dem Vorwande starker Kopfschmerzen verließ, nachdem ich ihr ein Dutzend Partien bezahlt hatte, die wir zu einem Louis spielten.

Ich ließ sie in zahlreicher Gesellschaft zurück und erinnerte sie beim Abschied noch an ihr Versprechen für den nächsten Morgen um neun Uhr.

Bei schönem Mondschein ging ich allein nach dem Bauernhäuschen, wo ich meine göttliche M. M. wiederfinden sollte. Ich war ungeduldig auf das Ergebnis dieses Besuches, von dem mein ganzes Schicksal abhängen konnte.

Ich hatte mich vorsorglicherweise mit Pistolen versehen und trug meinen Degen an der Seite; denn ich war nicht ohne Verdacht, daß mir an diesem Orte, wo sich so viele Industrieritter aufhielten, irgendein Hinterhalt gelegt werden könnte. Zwanzig Schritte vom Häuschen entfernt, sah ich die Bäuerin mir entgegenkommen; sie sagte mir, die Nonne könne nicht hinunterkommen und ich müsse daher durch das Fenster einsteigen; sie habe zu diesem Zweck eine Leiter bereit gestellt. Ich trat näher; da ich jedoch kein Licht sah, so würde ich mich nicht zum Einsteigen entschlossen haben, wenn ich nicht die Stimme gehört hätte, die ich so gut zu kennen glaubte; sie rief mir zu: »Kommen Sie, fürchten Sie nichts!« Übrigens war das Fenster nicht sehr hoch, und die Gefahr konnte nicht groß sein. Ich stieg hinein und glaubte gewiß zu sein, meine geliebte M. M. in den Armen zu halten. Nachdem ich ihr Gesicht mit glühenden Küssen bedeckt hatte, fragte ich sie in venetianischer Sprache: »Warum hast du denn nicht ein Licht hier? Ich hoffe, du wirst mir sofort sagen, was für ein Ereignis, das mir als ein Wunder erscheint, dich hierher geführt hat? Beeile dich, liebes Herz, meine berechtigte Ungeduld zu befriedigen.«

Aber der Leser stelle sich meine Überraschung vor, als ich ihre Stimme in der Nähe hörte und erkannte, daß es nicht M. M. war.

Sie sagte mir, sie verstehe nicht venetianisch und ich brauche kein Licht, um ihr zu sagen, was Herr de Coudert zu tun beschlossen habe, um sie aus ihrer schrecklichen Lage zu befreien.

»Sie überraschen mich, Madame! Ich kenne keinen Herrn Coudert. Wie? Sie sind nicht Venetianerin, Sie sind nicht die Nonne, die ich heute früh gesehen habe?«

»Ich Unglückliche! ich habe mich geirrt. Ich bin die Nonne, die Sie heute früh gesehen haben, aber ich bin Französin. Um Gottewillen, mein Herr, ich beschwöre Sie, seien Sie verschwiegen und gehen Sie, denn ich habe Ihnen nichts zu sagen. Sprechen Sie leise; denn wenn meine Laienschwester erwachte, wäre ich verloren.«

»Zweifeln Sie nicht an meiner Verschwiegenheit, Madame! Mich täuschte Ihre vollkommene Ähnlichkeit mit einer Angehörigen Ihres Ordens, die mir stets teuer sein wird. Wenn Sie mir nicht Ihr Gesicht gezeigt hätten, würde ich Ihnen nicht gefolgt sein. Verzeihen Sie mir gütigst, wenn ich Ihnen Zeichen von Zärtlichkeit gegeben habe, die Ihnen kühn erscheinen müssen.«

»Ich bin darüber höchst erstaunt gewesen, aber ich fühle mich nicht beleidigt. Ach! warum bin ich nicht die Nonne, für die Sie sich interessieren! Ich schwebe am Rande des furchtbarsten Abgrundes.«

»Wenn zehn Louis, Madame, Ihnen von Nutzen sein können, so werden Sie mir eine Ehre erweisen, wenn Sie sie annehmen.«

»Ich danke Ihnen, ich brauche kein Geld. Aber ich bitte Sie dringend, doch den Louis wieder zurückzunehmen, den Sie mir heute früh gesandt haben.«

»Madame, soweit würbe ich mich niemals vergessen haben! Diesen Louis hatte ich der Bäuerin gegeben. Aber Sie vermehren noch meine Überraschung, und ich bitte Sie, mir zu sagen, was das für ein Unglück ist, gegen das sich mit Geld nichts ausrichten läßt.«

»Vielleicht hat Gott Sie gesandt, um mir zu helfen. Vielleicht werden Sie mir einen guten Rat geben. Ich bitte Sie also: Hören Sie mich an.«

»Ich stehe Ihnen ganz und gar zur Verfügung und höre Ihnen mit der größten Teilnahme zu. Setzen wir uns.«

»Leider ist weder Bett noch Stuhl hier.«

»Nun, so bleiben wir stehen; sprechen Sie!«

»Ich bin aus Grenoble. Man hat mich gezwungen, in Chambéry den Schleier zu nehmen. Zwei Jahre, nachdem ich das Gelübde abgelegt hatte, gelang es Herrn de Coudert, mich zu sehen; ich habe ihn nachts im Klostergarten empfangen, in den er zu gelangen wußte, indem er über die Mauer kletterte, und ich habe das Unglück gehabt, schwanger zu werden. Der Gedanke, im Kloster niederzukommen, war entsetzlich; denn man hätte mich in einem fürchterlichen Gefängnis sterben lassen. Herr de Coudert fand Mittel, mich aus dem Kloster zu schaffen. Ein Arzt, den er um eine große Summe Geldes bestach, erklärte, ich würde sterben, wenn ich nicht hier in Aix den Brunnen tränke, der das einzige Rettungsmittel für mich wäre. Eine Prinzessin, die er kannte, wurde in das Geheimnis eingeweiht; sie erwirkte für mich beim Bischof von Chambéry einen Urlaub von drei Monaten, und die Äbtissin war mit meiner Reise einverstanden.

Infolge dieser Maßnahmen hoffte ich vor Ablauf von drei Monaten niederzukommen; aber ohne Zweifel habe ich mich geirrt, denn die drei Monate gehen ihrem Ende zu, und ich fühle noch keine Anzeichen der Niederkunft. Ich muß unbedingt ins Kloster zurückkehren, und Sie werden begreifen, daß ich mich dazu nicht entschließen kann. Die Laienschwester, die die Äbtissin mir als Aufpasserin mitgegeben hatte, ist ein ganz unleidliches Geschöpf. Sie hat Befehl, mich mit keinem Menschen sprechen zu lassen und zu verhindern, daß ich mein Gesicht sehen lasse. Sie befahl mir, sofort den anderen Weg einzuschlagen, als sie Sie umkehren sah. Ich hob meinen Schleier hoch, damit Sie sähen, daß ich die sei, die Sie, wie ich glaubte, suchten; glücklicherweise hat die grausame Person es nicht bemerkt. Sie verlangt, daß wir binnen drei Tagen aufbrechen, um ins Kloster zurückzukehren; denn sie hält meine Wassersucht für unheilbar. Sie hat mir nicht erlauben wollen, mit dem Arzt zu sprechen, den ich vielleicht auf meine Seite gebracht hätte, wenn ich ihm die Wahrheit anvertraut hätte. Ich bin erst einundzwanzig Jahre alt und ersehne den Tod als eine Wohltat.«

»Mäßigen Sie Ihre Tränen, liebe Schwester, und sagen Sie mir, wie Sie hier hätten niederkommen können, ohne daß die Laienschwester es bemerkt hätte?«

»Die brave Frau, bei der ich wohne, ist ein Engel von Güte. Ich habe mich ihr anvertraut, und sie hat mir versprochen, durch ein Schlafmittel, das sie sich in Annecy verschafft hat, die boshafte Person zu verhindern, mich zu hören, sobald meine Wehen beginnen. Dank diesem Mittel schläft sie jetzt in ihrer Dachkammer.«

»Warum hat man mich nicht durch die Tür eintreten lassen?«

»Damit der Bruder der Bäuerin, der ein roher Bengel ist, Sie nicht sehe.«

»Aber wie haben Sie glauben können, daß ich von Herrn Coudert geschickt sei?«

»Vor zehn oder zwölf Tagen habe ich ihm geschrieben, in was für einer schrecklichen Lage ich mich befinde. Ich habe ihm meinen Zustand in so lebhaften Farben geschildert, daß es mir unmöglich erscheint, er sollte nicht alles aufbieten, um mich zu retten. Und wie der Versinkende sich an jeden Strohhalm klammert, habe ich, als ich Sie mir folgen sah, mir eingebildet, Sie wären der Retter, den er mir schickte.«

»Sind Sie sicher, daß er Ihren Brief erhalten hat?«

»Die Bäuerin hat ihn in Annecy auf die Post gegeben.«

»Sie hätten an die Prinzessin schreiben müssen.«

»Das habe ich nicht gewagt.«

»Ich selber werde sie aufsuchen; ich werde auch Herrn de Coudert aufsuchen. Mit einem Wort, ich werde überall hingehen, nötigenfalls sogar zum Bischof, um bei ihm eine Verlängerung des Urlaubs auszurichten; denn in Ihrem jetzigen Zustande können Sie nicht ins Kloster zurück. Entscheiden Sie sich; denn ohne Ihre Zustimmung kann ich nichts machen. Wollen Sie sich mir anvertrauen? Ich werde Ihnen morgen Männerkleider bringen, werde Sie nach Italien führen, und solange ich lebe, werde ich für Sie sorgen – das schwöre ich Ihnen.«

Sie antwortete nicht, aber ich vernahm ein lautes Schluchzen, das mir das Herz zerriß; denn ich hatte ein lebhaftes Mitgefühl mit der traurigen Lage dieser interessanten Unglücklichen, die der Himmel dazu geschaffen hatte, eine gute Familienmutter zu sein, und die die Grausamkeit ihrer Erzeuger dazu verdammt hatte, nur eine nutzlose Nonne zu sein.

Da ich nicht mehr wußte, was ich ihr sagen sollte, ergriff ich ihre Hand und versprach ihr, am nächsten Tage wiederzukommen, um zu erfahren, welchen Entschluß sie gefaßt hätte, denn irgend einen Entschluß müßte sie unbedingt fassen. Ich stieg auf der Leiter wieder aus dem Fenster, gab der Bäuerin einen zweiten Louis und sagte ihr, ich würde am nächsten Tage um dieselbe Stunde wiederkommen, wünschte aber durch die Tür eintreten zu können. Ferner bat ich sie, der Laienschwester eine stärkere Dosis Opium zu geben, damit wir nicht zu fürchten brauchten, daß sie erwachte, während ich mit der jungen Nonne plauderte.

Im Grunde war ich sehr zufrieden, daß ich in meiner Meinung, die liebe Nonne könnte M. M. sein, mich getäuscht hatte. Indessen erweckte die außerordentliche Ähnlichkeit in mir den lebhaften Wunsch, sie in der Nähe zu sehen, und ich war überzeugt, daß sie mir am nächsten Tage nicht die Bitte abschlagen würde, sie bei Licht zu sehen. Ich lachte darüber, daß ich ihr so heiße Küsse gegeben hatte, aber ich fühlte auch, daß ich sie nicht im Stich lassen könnte. Übrigens wünschte ich mir zu diesem Gefühl Glück, weil ich überzeugt war, daß ich keines sinnlichen Anreizes bedürfte, um eine gute Handlung zu begehen, denn sobald ich erfahren hatte, daß nicht meine göttliche M. M. meine zärtlichen Küsse empfangen hatte, fühlte ich mich gewissermaßen beschämt, sie ihr gegeben zu haben. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, sie beim Abschied freundlich zu umarmen.

Am Morgen sagte Desarmoises mir, die ganze Gesellschaft habe sich darüber aufgeregt, daß sie mich nicht an der Abendtafel gesehen, und habe alle möglichen Vermutungen angestellt, wo ich wohl sein könnte. Madame Zeroli habe mich seht eifrig gelobt, den Neckereien der beiden anderen Damen heldenmütig standgehalten und sich gerühmt, sie könnte mich in Aix festhalten, solange sie selber bliebe. Tatsächlich war ich allerdings nicht verliebt, aber doch neugierig auf sie geworden, und ich hätte ungern den Ort verlassen, ohne sie wenigstens einmal vollständig besessen zu haben.

Pünktlich um neun Uhr trat ich nach der Verabredung in ihr Zimmer ein. Ich fand sie angekleidet, und als ich ihr Vorwürfe darüber machte, sagte sie mir, dies müsse mir gleichgültig sein. Hierüber ärgerlich sprach ich kein Wort, während ich eine Tasse Schokolade mit ihr trank. Als ich gefrühstückt hatte, bot sie mir Revanche im Pikett an; ich dankte ihr jedoch, indem ich ihr sagte, in der Laune, in die sie mich versetzt hätte, würde ich besser spielen als sie, und ich liebte es nicht, von Damen Geld zu gewinnen. Mit diesen Worten stand ich auf und wollte hinausgehen.

»Haben Sie wenigstens die Güte, mich nach dem Brunnen zu begleiten.«

»Auch das nicht. Wenn Sie mich für einen Neuling halten, so irren Sie sich, es liegt mir gar nichts daran, daß die Leute glauben, ich hätte mein Ziel erreicht, wenn dies in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Sie können sich zum Brunnen begleiten lassen, von wem Sie wollen. Gehorsamster Diener, leben Sie wohl, Madame!«

Mit diesen Worten ging ich hinaus, ohne auf die Reden zu achten, durch die sie mich zurückzuhalten suchte.

Ich traf den Wirt vor der Tür und sagte ihm, ich würde ganz bestimmt um drei Uhr abreisen. Die Schöne stand am Fenster und konnte mich hören. Ich ging geraden Weges zum Brunnen, wo der Chevalier mich fragte, wie es seiner Frau gehe.

Ich antwortete ihm, ich hätte sie im besten Wohlsein auf ihrem Zimmer gelassen. Eine halbe Stunde darauf sahen wir sie mit einem Fremden ankommen, der von einem Herrn de Saint-Maurice freundlich begrüßt wurde. Madame Zeroli verließ ihn und hängte sich an meinen Arm, wie wenn gar nichts weiter los wäre. Ich konnte sie nicht zurückweisen, ohne mich den ärgerlichsten Folgen auszusetzen; aber ich war kalt. Sie beklagte sich über mein Benehmen und sagte mir, sie hätte mich nur auf die Probe stellen wollen; wenn ich sie liebte, würde ich meine Abreise noch verschieben und am nächsten Morgen um acht Uhr mit ihr frühstücken. Ich antwortete ihr in ruhigem Ton, ich würde es mir überlegen. Ich war während des ganzen Mittagessens ernst und sagte zwei- oder dreimal, ich würde ganz bestimmt um drei Uhr abfahren. In Wirklichkeit wünschte ich aber nur einen Vorwand zu finden, um bleiben zu können, da ich ja am selben Abend meine Nonne besuchen sollte. Ich ließ mich daher überreden, eine Pharaobank aufzulegen.

Ich holte alles Gold, das ich bei mir hatte, und sah lauter freudestrahlende Gesichter, als ich ungefähr vierhundert Louis in Gold und sechshundert Franken Silber vor mich hinlegte. »Meine Herren,« sagte ich, »Punkt acht Uhr werde ich aufhören.« Der zuletzt Gekommene sagte lächelnd, möglicherweise würde die Bank nicht ein so langes Leben haben. Ich tat, als hätte ich nicht verstanden. Es war drei Uhr. Ich bat Desarmoises, mir als Croupier zu dienen, und begann mit der ganzen erforderlichen Langsamkeit abzuziehen, da ich achtzehn bis zwanzig gewerbsmäßige Spieler vor mir hatte. Bei jeder Taille nahm ich neue Karten.

Gegen fünf Uhr war ich in Verlust, als ein Wagen heranrasselte. Man sagte uns, es wären drei Engländer, die von Genf kämen und Pferde wechselten, um nach Chambéry weiter zu reisen. Gleich darauf sah ich sie eintreten und machte ihnen mein Kompliment. Es waren Herr Fox und seine beiden Freunde, die mit mir die Partie Quinze gemacht hatten.

Mein Croupier bot jedem von ihnen ein Buch Karten an; sie nahmen es mit Vergnügen an und begannen Sätze von zehn Louis zu machen, indem sie auf zwei und drei Karten spielten, und Paroli, sept et le va und sogar Quinze et le va hielten, so daß meine Bank in Gefahr war, in die Luft zu fliegen. Trotzdem bewahrte ich meine gute Haltung und ermutigte sie sogar; denn wenn Gott neutral blieb, so war die Gewinnaussicht für mich. Er war's, und bei der dritten Taille waren die Börsen der Engländer leer, und ihr Wagen hielt angespannt vor der Tür.

Während ich ein neues Spiel Karten mischte, zog der jüngste aus seiner Brieftasche ein Papier, das er seinen beiden Kameraden zeigte. Es war ein Wechsel.

»Wollen Sie«, fragte er mich, »auf eine Karte den Wert dieses Wechsels halten, ohne zu wissen, wie hoch er ist?«

»Ja; vorausgesetzt, daß Sie nur sagen, auf wen er gezogen ist, und daß die Summe nicht die Stärke meiner Bank übersteigt.«

Er warf einen Blick auf das Gold, das vor mir lag, und sagte: »Mein Wechsel beträgt nicht so viel wie Ihre Bank, und er ist auf Sicht bei Zappata in Turin zahlbar.«

Ich stimme zu, er hebt ab und legt den Wechsel auf ein Aß, nachdem seine beiden Freunde erklärt hatten, daß sie halb Part hielten. Ich ziehe ab und ziehe ab – kein Aß! Ich hatte nur noch ein Dutzend Karten in der Hand und sagte im ruhigsten Ton zu dem Spieler: »Mein Herr, es steht Ihnen frei, Ihren Einsatz zurückzuziehen.«

»Nein, fahren Sie fort.«

Ich mache noch zwei Abzüge – kein Aß! Ich hatte nur noch acht Karten.

»Mylord,« sage ich zu ihm, »es ist zwei gegen eins zu wetten, daß die nächste Karte ein Aß ist. Ich wiederhole Ihnen, es steht Ihnen frei, Ihren Einsatz zurückzuziehen.«

»Nein, Sie sind zu großmütig, ziehen Sie ab!«

Ich ziehe, gewinne und stecke meinen Wechsel in die Tasche, ohne ihn zu öffnen. Die Engländer schüttelten mir die Hand und gingen lachend hinaus. Ich freute mich der Wirkung, die mein kühnes Spiel auf die Gesellschaft geübt hatte, als der junge Fox wieder eintrat und mich laut lachend bat, ihm fünfzig Louis zu leihen. Ich zählte sie ihm mit dem größten Vergnügen auf. Er hat sie mir drei Jahre später in London zurückgegeben.

Alle waren neugierig, den Betrag des Wechsels zu erfahren, aber ich war nicht so gefällig, ihre Neugier zu befriedigen. Der Wechsel lautete auf achttausend Piemonteser Franken, wie ich sah, sobald ich allein war.

Die lieben Engländer hatten mir Glück gebracht, denn sobald sie fort waren, erklärte die Glücksgöttin sich für meine Bank. Um acht Uhr hörte ich auf. Nur die drei Damen hatten einige Louis gewonnen. Alle anderen waren völlig auf dem Trockenen. Ich hatte mehr als tausend Louis gewonnen und gab fünfundzwanzig davon meinem Croupier Desarmoises, der vor Freude ganz außer sich war. Schnell schloß ich mein Geld ein, steckte meine Pistolen in die Tasche und machte mich auf nach dem verabredeten Ort.

Die gute Bäuerin ließ mich durch die Tür eintreten und sagte mir, alles im Hause schlafe und sie habe nicht nötig gehabt, der Laienschwester eine neue Dosis von dein Schlaftrunk zu geben, denn diese sei noch gar nicht erwacht.

Dies erschreckte mich.

Ich ging hinauf und sah beim Scheine eines Talglichtes die arme junge Nonne, mit einem Schleier bedeckt, auf einem Strohsack sitzen, den die gute Bäuerin anstatt eines Sofas an die Wand gelehnt hatte. Das Licht, das dieses traurige Loch erhellte, war in eine Flasche gesteckt.

»Was haben Sie beschlossen, Madame«, fragte ich sie.

»Nichts, denn uns ist ein Unglück zugestoßen, das uns untröstlich macht: die Laienschwester schläft seit achtundzwanzig Stunden.«

»Sie wird diese Nacht an Krämpfen oder an einem Schlaganfall sterben, wenn Sie nicht einen Arzt kommen lassen, der sie vielleicht mit Bibergeil ins Leben zurückruft.«

»Wir haben daran gedacht; aber wir haben aus Furcht vor den Folgen es nicht zu tun gewagt; denn ob er sie nun heilt oder nicht, er wird auf alle Fälle sagen, wir hätten sie vergiftet.«

»Großer Gott! wie tun Sie mir leid; übrigens glaube ich, es ist schon zu spät, um sie noch behandeln zu lassen, und es wäre ganz überflüssig, einen Arzt zu holen. Wenn man alles recht bedenkt, müssen Sie den Gesetzen der Vorsicht folgen und sie sterben lassen. Ihr Tod wird in ihrem Alter natürlich erscheinen. Das Unglück ist nun einmal geschehen, und ich sehe kein Mittel dagegen.«

»Wir müssen zum mindesten an ihr Seelenheil denken und einen Priester rufen.«

»Ein Priester ist vollkommen überflüssig für sie, denn sie liegt in einem Zustande von Betäubung, und ihr Seelenheil ist durchaus nicht in Gefahr, übrigens würde ein unwissender Priester den Sachverständigen spielen wollen und aus Dummheit oder Bosheit alles ans Licht bringen. Wenn sie nicht mehr atmet, ist es an der Zeit, einen rufen zu lassen. Sie werden ihm sagen, sie sei plötzlich gestorben; Sie werden heftig weinen, werden ihm etwas zu trinken geben, und er wird nur daran denken, Ihren Schmerz zu beruhigen, und sich um die Tote gar nicht bekümmern.«

»Wir müssen sie also sterben lassen.«

»Man muß sie der Natur überlassen.«

»Wem, sie stirbt, werde ich einen Boten an die Äbtissin schicken, und diese wird mir eine andere Laienschwester zusenden.«

»Ja, und dadurch werden Sie etwa zehn Tage gewinnen. Während dieser Zeit werden Sie vielleicht entbunden, und dann können Sie sagen: zu irgend etwas ist stets auch das Unglück gut. Überlassen Sie sich nicht der Verzweiflung! Wir müssen uns dem Willen Gottes unterwerfen. Gestatten Sie, daß die Bäuerin heraufkommt, denn ich muß sie darüber belehren, wie sie sich in dieser gefährlichen Lage zu benehmen hat. Die Ehre und das Leben von uns dreien kann davon abhängen; denn wenn man entdecken sollte, daß ich hierher gekommen, würde man mich für den Giftmischer halten.«

Die Bäuerin kam herein, und ich stellte ihr vor, wie notwendig es für sie wäre, vorsichtig und verschwiegen zu sein. Sie begriff mich sehr gut, fühlte ihre eigene Gefahr und versprach mir, den Priester nicht eher holen zu wollen, als bis der Tod der Schwester gewiß wäre. Hierauf nötigte ich sie,zehn Louis anzunehmen, um damit in der schrecklichen Lage, worin wir uns befanden, alle notwendigen Ausgaben bestreiten zu können.

Als sie sich durch meine Freigebigleit reich geworden sah, küßte sie mir die Hände, kniete unter Tränen nieder und versprach mir, meine Ratschläge mit aller Vorsicht zu befolgen.

Als sie uns verlassen hatte, fing die Nonne bitterlich an zu weinen. Sie machte sich die größten Vorwürfe und beschuldigte sich des Mordes an der Laienschwester; sie sah den offenen Höllenrachen zu ihren Füßen. Vergeblich suchte ich sie zu beruhigen, ihre Angst wurde immer größer, sie sank in Ohnmacht und fiel hinter den Strohsack. Ich war in großer Verlegenheit, und da ich nicht wußte, wie ich mich aus der Klemme ziehen sollte, so rief ich die Bäuerin und befahl ihr, Essig zu bringen, denn ich hatte keine Riechessenz mehr. Plötzlich fiel mir die berühmte Nieswurz ein, die mir bei Frau von *** so gute Dienste getan hatte. Ich nahm die kleine Dose und stopfte ihr eine tüchtige Prise in die Nasenlöcher. Die Wirkung begann in dem Augenblick, wo die Bäuerin mit dem Essig kam. Ich befahl ihr, der Nonne die Schläfen einzureiben. Sie nahm ihr die Haube ab, und nur ihr schwarzes Haar konnte mich überzeugen, daß ich nicht meine teure Venetianerin vor mir hatte. Die Nieswurz brachte sie wieder zum Bewußtsein, sie schlug ihre großen schwarzen Augen auf, und von diesem Augenblick an war ich wahnsinnig in sie verliebt. Als die Bäuerin sah, daß sie wieder bei Bewußtsein und außer Gefahr war, ging sie hinaus. Ich aber nahm die Nonne in in meine Arme und überströmte sie mit heißen Küssen trotz ihrem ewigen Niesen.

»Ich flehe Sie an,« rief sie, »erlauben Sie mir meinen Schleier wieder anzulegen, denn sonst werde ich exkommuniziert.«

Ich lachte über ihre Furcht und fuhr fort, sie mit meinen glühenden Liebkosungen zu überhäufen.

»Ich sehe, Sie glauben mir nicht – aber ich schwöre Ihnen, die Äbtissin hat mir gedroht, den Bannfluch gegen mich zu schleudern, wenn ich mich von irgendeinem Mann ohne Schleier sehen ließe.«

»Fürchten Sie die Bannstrahlen der Äbtissin nicht mehr, meine schöne Freundin – sie sind ohnmächtig.«

Da jedoch das Niesen immer heftiger wurde, so fürchtete ich, durch die Erschütterung könnten die Wehen eintreten. Ich rief daher von neuem die Bäuerin und empfahl sie der Sorgfalt der guten Frau, nachdem ich ihr versprochen hatte, am nächsten Tage um dieselbe Stunde wieder zu kommen.

Es lag nicht in meiner Art, eine Frau im Stich zu lassen, deren Schicksal einem jeden die größte Teilnahme einflößen mußte. Aber ich konnte mir aus meinen Gefühlen kein Verdienst mehr machen; ich hatte mich in diese neue M. M. mit schwarzen Augen leidenschaftlich verliebt, und die Liebe macht sehr selbstsüchtig; denn bei allen Opfern, die wir dem Gegenstand unserer Leidenschaft bringen, denken wir nur an uns selber.

Ich war also entschlossen, alles für sie zu tun und sie ganz gewiß nicht in ihrem gegenwärtigen Zustand in ihr Kloster zurückkehren zu lassen. Mir schien, ich vollbrächte eine Gott wohlgefällige Handlung, indem ich sie rettete; denn nur Gott hatte diese vollkommene Ähnlichkeit mit einer von mir geliebten Frau zustande bringen können, und Gott hatte gewollt, daß ich viel Geld gewann, daß ich gerade im richtigen Augenblick die Zeroli fand, um die Neugierigen, die hinter mir her spioniert haben würden, auf eine falsche Spur zu bringen, so daß sie gewiß nicht erraten konnten, welche Beweggründe mich in der Gegend festhielten. Freigeister und Mystiker werden mich vielleicht für verrückt halten; aber was tut das? Ich habe stets eine eigene Lust empfunden, die Ereignisse meines Lebens in Beziehung zu Gott zu bringen. Und trotzdem haben Denker von gewöhnlicher Gesinnung mich des Atheismus beschuldigt!

Am nächsten Tage ging ich um acht Uhr zur liebenswürdigen Zeroli, die ich nicht vergessen hatte. Ich fand sie schlafend. Ihre Jungfer bat mich, recht leise einzutreten, um sie nicht zu wecken. Sie ließ mich allein und machte die Tür zu. Ich begriff die Sachlage, denn ich erinnerte mich augenblicklich, daß vor zwanzig Jahren eine Venetianerin, deren Schlaf ich dummerweise respektiert hatte, mich ausgelacht und nachher hinausgeworfen hatte. Ich handelte also dementsprechend, deckte sie leise auf und begann mit jenen zarten Vorspielen der Liebe, die die Lust so sehr erhöhen. Die Zeroli gab sich freilich die größte Mühe,sich schlafend zu stellen; aber von ihrem Gefühl hingerissen, überließ sie sich meinen Liebkosungen mit einer Glut, die die meinige noch übertraf und sie schließlich zwang, über ihre Kriegslist zu lachen. Sie sagte mir, ihr Mann sei nach Genf gefahren, um ihr eine Repetieruhr zu kaufen; er werde erst den nächsten Tag wiederkommen und sie könne die Nacht mit mir verbringen.

»Warum die Nacht, meine Liebe, da uns doch der Tag so günstig ist? Die Nacht ist zum Schlafen da, und der Tag verdoppelt den Genuß, da seine Helligkeit uns erlaubt, alle unsere Sinne gleichzeitig zu beschäftigen. Wenn du niemand erwartest, werde ich den ganzen Vormittag bei dir verbringen.«

»Meinetwegen. Es wird niemand kommen.«

Bald lag ich in ihren Armen, und vier Stunden lang überließen wir uns allen Wollüsten, indem wir uns gegenseitig betrogen, um uns unsere Glut besser zu beweisen, und herzlich lachten, wenn wir uns dessen überführen konnten. Nach dem letzten Angriff bat sie mich, ich möchte zum Dank für ihre Zärtlichkeit noch drei Tage in Aix bleiben.

»Ich verspreche dir, solange hier zu bleiben, als du mir solche Beweise deiner Liebe wie heute früh geben wirst.«

»Stehen wir also auf und gehen wir essen.«

»In Gesellschaft, meine Liebe? Wenn du deine Augen sehen könntest!«

»Um so besser; man wird das Vorgefallene erraten, und die beiden Gräfinnen werden vor Ärger platzen. Niemand soll daran zweifeln können, daß du nur meinetwegen in Aix bleibst.«

»Um mich lohnt es sich nicht der Mühe, mein Engel! Aber meinetwegen; ich erfülle deinen Wunsch mit Vergnügen, und wenn ich in diesen drei Tagen all mein Geld verlieren sollte.«

»Ich wäre in Verzweiflung, wenn du verlörest; aber wenn du nur nicht gegen die Bank spielst, so wirst du nicht verlieren, obgleich du dich bestehlen läßt.«

»Glaube mir, ich sehe es wohl, und lasse mich nur von den Damen bestehlen. Auch du hast mir einige falsche Parolis geboten.«

»Das ist wahr, aber viel weniger als die Gräfinnen. Und das ärgert mich; denn sie denken ohne Zweifel, du hast sie gewähren lassen, weil du in sie verliebt bist.«

»Die guten Damen täuschen sich durchaus; denn um keine von den beiden wäre ich nur einen einzigen Tag hier geblieben.«

»Das freut mich sehr. Aber ich muß dir doch mitteilen, was für eine Bemerkung der Marquis des Saint-Maurice gestern über dich gemacht hat.«

»Sprich nur! ich hoffe, er wird sich keine Beleidigung erlaubt haben.«

»Dies nicht; er hat gesagt, du hättest niemals dem Engländer anbieten dürfen, sich bei den letzten acht Karten zurückzuziehen; denn du hattest die Gewinnaussicht für dich, wenn er trotzdem gewonnen hätte, so hätte er glauben können, daß du die Karte kenntest.«

»Nicht übel. Aber sage dem Marquis, ein Ehrenmann könne nicht in solchen Verdacht kommen. Außerdem war der Charakter des jungen Lords mir bekannt, und ich war beinahe sicher, daß er mein Anerbieten nicht annehmen würde.«

Als wir im Speisesaal erschienen, empfing man uns mit Händeklatschen. Die schöne Zeroli schien mich am Zügel zu führen, und ich legte die bescheidenste Haltung an den Tag. Nach dem Essen wagte niemand mir den Vorschlag zu machen, eine Bank aufzulegen, denn alle Börsen waren leer. Man begnügte sich mit einem Trente-et-quarante, das den ganzen Tag dauerte und mir etwa zwanzig Louis kostete.

Wie gewöhnlich verschwand ich gegen Abend. Nachdem ich Leduc eingeschärft hatte, während meines ganzen Aufenthaltes in Aix mein Zimmer nicht einen Augenblick zu verlassen, machte ich mich auf den Weg nach dem Häuschen, wo die unglückliche Nonne voll Ungeduld auf mein Erscheinen warten mußte. Trotz der Dunkelheit glaubte ich bald darauf zu bemerken, daß jemand mir folgte. Ich blieb stehen, man überholte mich. Zwei Minuten darauf setzte ich meinen Weg fort und sah dieselben Personen, die ich nicht hätte einholen können, wenn sie nicht ihre Schritte verlangsamt hätten. Dies konnte nicht ohne Bedeutung sein, aber ich glaubte mich dessen vergewissern zu müssen. Ich verließ die Straße und ging in derselben Richtung weiter; ich war sicher, daß ich den Weg wieder finden würde, wenn ich nicht mehr verfolgt würde. Bald aber gewann ich die Gewißheit, daß ich Spione hinter mir hatte, denn ich sah dieselben gespensterhaften Gestalten in geringer Entfernung. Ich ging schneller und versteckte mich hinter einem Baum; sobald ich meine Spione bemerkte, gab ich einen Pistolenschuß in die Luft ab und wartete. Als ich eine Minute darauf niemanden mehr sah, ging ich nach dem Bauernhäuschen.

Ich stieg die Treppe hinauf und fand meine Nonne in einem Bett liegen; auf einem Tisch brannten zwei Kerzen.

»Sind Sie krank, Madame?«

»Ich war es einen Augenblick, aber ich befinde mich Gott sei Dank sehr wohl, nachdem ich um zwei Uhr in der Frühe einen strammen Jungen zur Welt gebracht habe.«

»Und wo ist das Kind?«

»Ach, ich habe nur ein einziges Mal das Glück gehabt, es zu küssen; dann hat meine gute Wirtin es mir fortgenommen und ich weiß nicht wohin gebracht. Die heilige Jungfrau hat meine Gebete erhört; ich hatte nur ein paar Augenblicke einen starken Schmerz, und eine Viertelstunde nach meiner Entbindung nieste ich noch. Sagen Sie mir, sind Sie ein Engel oder ein Mensch! Ich habe gefürchtet, eine Sünde zu begehen, indem ich Sie anbetete.«

»Sie geben mir da eine Nachricht, die mich aufs höchste erfreut. Und die Laienschwester?«

»Sie atmet noch, aber wir haben keine Hoffnung mehr, daß sie durchkommt. Ihr Gesicht ist völlig entstellt. Wir haben ein schreckliches Verbrechen begangen, und Gott wird mich dafür bestrafen.«

»Nein, meine Liebe, Gott wird Ihnen verzeihen; denn das reinste aller Wesen kann nur die böse Absicht bestrafen, und Sie haben eine solche nicht gehabt. Beten Sie die göttliche Vorsehung an, die alles zum besten lenkt.«

»Ihre Worte trösten mich. Meine Bäuerin versichert, Sie seien ein Engel; denn Ihr Pulver hat meine Niederkunft bewirkt. Ich werde Sie niemals vergessen, obgleich ich nicht weiß, wer Sie sind.«

Die Bäuerin trat ein; ich dankte ihr dafür, daß sie die Kranke gepflegt und ihr geholfen hätte, sich ihrer schweren Bürde zu entledigen. Ich empfahl ihr von neuem, vorsichtig zu sein, und vor allen Dingen den Priester gut zu behandeln, den sie holen lassen würde, wenn die Laienschwester tot wäre; sie müßte ihn verhindern, Beobachtungen zu machen, die verhängnisvoll werden könnten.

»Alles wird gut gehen«, sagte sie; »denn kein Mensch weiß etwas davon, daß die Laienschwester krank ist, und ebensowenig, warum die gnädige Frau im Bett geblieben ist.«

»Was haben Sie mit dem Kinde gemacht?«

»Ich habe es selber nach Annecy getragen; dort habe ich alles gekauft, was für den augenblicklichen Zustand der gnädigen Frau und für den Tod der anderen notwendig sein kann.«

»Weiß Ihr Bruder etwas?«

»Gott soll mich bewahren! Übrigens ist er gestern fortgegangen und wird erst in acht Tagen wiederkommen. Wir haben nichts zu fürchten.«

Ich gab ihr abermals zehn Louis und bat sie, einige Möbel zu kaufen und mir für den nächsten Tag etwas Essen zu besorgen. Sie sagte mir, sie habe noch viel Gold übrig behalten, und ich glaubte, sie würde wahnsinnig werden, als ich ihr gesagt hatte, der ganze Rest wäre für sie. Da ich glaubte, die Kranke mochte Ruhe nötig haben, so verließ ich sie mit dem Versprechen, am nächsten Abend pünktlich wieder zu kommen.

Es lag mir daran, mir diese leidige Geschichte bald vom Halse zu schaffen, und ich konnte nicht eher Viktoria rufen, als bis die arme Laienschwester unter der Erde war. Ich hatte eine Heidenangst; denn wenn der Priester nicht geradezu ein Trottel war, so mußte er entdecken, daß die Frau an Gift gestorben war.

Am nächsten Morgen suchte ich meine schöne Zeroli auf; ihr Mann war bei ihr, und sie betrachtete die Uhr, die er für sie gekauft hatte. Er kam auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte, er wünsche sich Glück, daß seine Frau die Macht besessen habe, mich in Aix zurückzuhalten. Ich sagte ihm, dies wäre ihr nicht schwer gefallen, und ein Bravo! war seine ganze Antwort.

Dieser Chevalier war einer von jenen Männern, die lieber für gutmütige Ehegatten als für dumm gelten wollen. Seine Frau nahm meinen Arm, wir ließen ihn im Zimmer allein und gingen nach dem Brunnen. Unterwegs sagte sie mir, sie würde am nächsten Tage allein sein und würde nicht mehr so neugierig sein, meine nächtlichen Wanderungen ausspionieren zu wollen.

«Ah! So hast also du mich verfolgen lassen?«

»Nein; ich selber bin dir gefolgt, aber es geschah nur, um einen Spaß zu haben; denn in jener Gegend sind nur Berge. Ich hätte dich aber nicht für so boshaft gehalten. Du hast mir eine schöne Angst eingejagt! Weißt du auch, daß du mich hättest totschießen können? Zum Glück, mein Herr, haben Sie vorbeigeschossen.«

»Mit Absicht, liebe Freundin; denn ohne eine Ahnung zu haben, daß du es wärest, habe ich in die Luft geschossen. Ich war überzeugt, daß dies genügen würde, um die Neugierigen fernzuhalten.«

»Allerdings; sie werden dir nicht mehr nachgehen.«

»Wenn sie das tun, so werde ich sie vielleicht gewähren lassen; denn mein Spaziergang ist sehr unschuldiger Art. Ich bin stets um zehn Uhr zu Hause.«

Wir saßen noch bei Tisch, als wir eine sechsspännige Berline ankommen sahen. Es war der Marquis Prié mit einem Ludwigsritter und zwei reizenden Damen, von denen die eine, wie meine Schöne mir eifrig mitteilte, die Geliebte des Marquis war. Es wurden vier neue Gedecke aufgelegt, und in der Zwischenzeit, bis die Neuangekommenen bedient wurden, erzählte man ihnen die Geschichte von den Engländern, gegen die ich Bank gehalten hatte. Der Marquis machte mir ein Kompliment darüber und sagte mir, er habe sich nicht mit der Hoffnung geschmeichelt, daß er die Ehre haben würde, mich in Aix wiederzufinden. Sofort nahm Madame Zeroli das Wort und sagte: wenn sie nicht gewesen wäre, würde er mich nicht mehr gefunden haben. Da ich an ihre Unbesonnenheiten gewöhnt war, so konnte ich nichts Besseres tun als dies zuzugeben; dies schien ihr ein außerordentliches Vergnügen zu machen, obgleich ihr Mann anwesend war. Aber dieser teilte ihren Triumph.

Der Marquis sagte mir, er würde die Ehre haben, mir nach dem Essen eine kleine Bank zu legen, was ich aus Höflichkeit annehmen mußte. Ich verlor in sehr kurzer Zeit etwa hundert Louis. Hierauf ging ich auf mein Zimmer, um einige Briefe zu schreiben, und sobald es dämmerig wurde, begab ich mich zu meiner Nonne.

»Was gibt es Neues?«

»Die Laienschwester ist tot; morgen wird man sie begraben, und morgen war der Tag, an dem wir ins Kloster zurückkehren sollten. Hier ist mein Brief an die Äbtissin. Sie wird mir eine andere Laienschwester schicken, oder sie wird befehlen, daß ich mich von meiner Bäuerin nach dem Kloster zurückbringen lasse.«

»Was hat der Priester gesagt?«

»Er hat gesagt, die Laienschwester sei an einer Betäubung des Gehirns infolge eines Schlagflusses gestorben.«

»Das ist ein großes Glück.«

»Ich möchte ihn fünfzehn Messen für sie lesen lassen; erlauben Sie mir dies?«

»Sehr gern, meine Liebe; diese Messen sollen die Belohnung für den Priester oder vielmehr für seine glückliche Unwissenheit sein.«

Ich rief die Bäuerin, befahl ihr die Messen lesen zu lassen und bat sie dem Priester zu sagen, die Messen sollten für die Seele derjenigen Person sein, die die Kosten trage. Sie sagte mir, die Tote wäre entsetzlich anzusehen, und sie lasse sie von zwei Frauen bewachen, die sie mit Weihwasser besprengten, damit nicht die Hexen in Gestalt von Katzen ihr dieses oder jenes Glied raubten. Ich war weit entfernt, über ihre Furcht zu lachen, sondern sagte ihr, sie tue ganz recht, und fragte sie hierauf, wo sie das Opium gekauft habe.

»Die Verkäuferin ist eine sehr ehrenwerte Hebamme, die ich seit langer Zeit kenne. Wir brauchten es, um die unglückliche Laienschwester einzuschläfern, sobald sich die Wehen einstellen würden.«

»Seid Ihr erkannt worden, als Ihr das Kind in das Findelhaus brachtet?«

»Kein Mensch hat mich gesehen, als ich es auf die Drehscheibe legte; auf einem Zettel habe ich mitgeteilt, daß das Kind noch nicht getauft sei.«

»Wer hat diesen Zettel geschrieben?«

»Ich selber.«

»Ihr müßt daran denken, das Begräbnis gut zu bezahlen.«

»Dieses wird nur sechs Franken kosten, die der Pfarrer von den zwei Louis bestreiten wird, welche man bei der Toten gefunden hat. Der Rest wird dazu dienen, um Messen lesen zu lassen und ihr dadurch Vergebung dafür zu verschaffen, daß sie Geld bei sich gehabt hat.«

»Wie? durfte sie mit gutem Gewissen nicht einmal zwei Louis bei sich haben?«

»Nein,« sagte die Nonne, »ohne Vorwissen der Äbtissin dürfen wir bei Strafe der Exkommunikation kein Geld haben.«

»Und was hat man Ihnen gegeben, um hier zu leben?«

»Täglich zehn savoyische Sous. Jetzt werde ich hier gehalten wie eine Prinzessin. Sie werden dies beim Abendessen sehen, denn obwohl die gute Frau weiß, daß das Geld, das Sie ihr gaben, ihr gehört, so gibt sie es doch in verschwenderischer Weise für mich aus.«

»Sie weiß, Schwester, daß dies meine Absicht ist. – Hier habt Ihr noch mehr; fahret so fort!«

Mit diesen Worten zog ich noch zehn Louis aus meiner Börse und gab sie der Bäuerin mit der Aufforderung, keine Ausgabe zu sparen, um die Kranke zu pflegen. Ich weidete mich an dem Glück der guten Frau, die mir die Hände küßte und mir sagte, sie habe durch mich ihr Glück gemacht und werde sich Kühe kaufen.

Das reizende Wesen erinnerte mich lebhaft an die Augenblicke des Glücks, dessen ich mit meiner göttlichen M. M. genossen hatte. Als ich mit ihr allein war, geriet meine Phantasie in Glut; ich trat an ihr Bett heran und begann von ihrem Verführer zu sprechen, indem ich ihr sagte, ich sei sehr überrascht, daß er in der schrecklichen Lage, in die er sie gebracht, nicht für die notwendige Hilfe gesorgt habe.

Sie antwortete mir: »Geld hätte ich wegen meines Gelübdes der Armut und des Gehorsams doch nicht annehmen können; ich werde der Äbtissin sogar den Louis zurückgeben, der von dem durch den Bischof verschafften Almosen noch übrig geblieben ist. Daß ich gewissermaßen ganz verlassen war, als ich das Glück hatte, Ihnen zu begegnen, glaube ich dem Umstand zuschreiben zu müssen, daß Herr Coudert meinen Brief nicht erhalten hat.«

»Das kann wohl sein. Aber ist er reich, ist er schön?«

»Reich, ja; aber schön – nein. Im Gegenteil, er ist sehr häßlich, bucklig und mindestens fünfzig Jahre alt.«

»Wie ist es möglich, daß Sie sich in einen solchen Pavian haben verlieben können?«

»Ich habe ihn niemals geliebt; aber er wußte mein Mitleid zu erregen. Er wollte sich umbringen; ich glaubte ihm dies und versprach ihm, nachts in den Garten zu kommen, wo er mich erwarten wollte. Ich ging aber nur in der Absicht hin, ihn zu bitten, daß er sich entfernen möchte. Er tat dies auch; aber erst nachdem er seine böse Lust befriedigt hatte.«

»Er hat Ihnen also Gewalt angetan?«

»Nein, das würde ihm nicht gelungen sein; aber er weinte, warf sich vor mir auf die Knie und bat mich so inständig, daß ich ihn gewähren ließ, nachdem er mir versprochen hatte, daß er sich nicht das Leben nehmen und nicht wieder in den Garten kommen würde.«

»Und haben Sie nicht befürchtet, daß Ihre Gefälligkeit Folgen haben würde?«

»Ich verstand nichts davon, denn ich hatte immer geglaubt, daß mindestens drei Male notwendig seien, um zu empfangen.«

»Unglückselige Unwissenheit! Wieviel Unglück richtet sie an! Er hat Sie also nicht mehr gequält, um neue Zusammenkünfte zu erlangen?«

»Er hat mich oft darum gebeten, aber ich habe ihm keine mehr bewilligt, weil unser Beichtvater mir das Versprechen abnahm, ihm nichts mehr zu gewähren, wenn ich meine Absolution haben wollte.«

»Haben Sie Ihren Verführer genannt?«

»Nein, natürlich nicht; das würde der gute Beichtvater mir nicht erlaubt haben, denn damit hätte ich eine große Sünde begangen.«

»Haben Sie dem Beichtvater etwas von Ihrem Zustande gesagt?«

»Auch das nicht; aber er wird sich die Wahrheit gedacht haben. Er ist ein ehrwürdiger Greis, der ohne Zweifel für mich zu Gott gebetet hat, und Ihre kostbare Bekanntschaft ist vielleicht die Frucht seiner Gebete.«

Ich war tief gerührt und schwieg, in meine Gedanken versunken, fast eine ganze Stunde lang. Ich sah, daß das Unglück des reizenden Mädchens nur von ihrer Unwissenheit und Aufrichtigkeit, von ihrer vollkommenen Unschuld und von einem übel verstandenen Mitleid herrührte, das sie veranlaßte, diesem geilen Ungeheuer etwas zu bewilligen, worauf sie wenig Wert legte, weil sie niemals verliebt gewesen war und darum von dessen Bedeutung keine Ahnung hatte. Sie hatte Religion, aber es war eine gewohnheitsmäßige, gedankenlose und darum sehr schwache Religion. Sie verabscheute die Sünde, weil sie sich durch die Beichte davon reinigen mußte, wenn sie sich nicht der Strafe ewiger Verdammnis aussetzen wollte, und sie wollte nicht verdammt sein. Sie besaß viel natürlichen Menschenverstand, wenig Geist, weil sie niemals in der Lage gewesen war, ihn zu üben, und im übrigen eine Unwissenheit, wie man sie nur einer Nonne verzeihen kann. Indem ich dies alles erwog, sah ich voraus, daß ich es sehr schwierig finden würde, von ihr die Gunstbezeugung zu erlangen, die sie dem Herrn de Coudert nicht hatte abschlagen können; sie hatte diese zu sehr zu bereuen gehabt, um sich von neuem der gleichen Gefahr auszusetzen.

Die Bäuerin kam wieder herein, legte zwei Gedecke auf einen kleinen Tisch und trug uns das Abendessen auf. Mundtücher, Teller, Gläser, Löffel, Messer usw. – alles war neu und von einer sehr appetitlichen Sauberkeit. Die Weine waren sehr gut und die Speisen köstlich, weil es keine erkünstelten Gerichte waren. Es gab gebratenes Wildbret, Fisch, Rahmkäse und sehr gutes Obst. Ich verbrachte anderthalb Stunden damit, mir dies alles gut schmecken zu lassen, trank dazu zwei Flaschen Wein und plauderte mit meiner Nonne, die sehr wenig aß. Ich war ganz in Feuer; die Bäuerin war von meinen Lobsprüchen entzückt und versprach mir, mich jeden Abend in derselben Weise zu bewirten.

Als ich mit meiner Nonne allein war, deren Zauberantlitz so feurige Erinnerungen in mir weckte, sprach ich mit ihr über ihre Gesundheit und besonders von den Folgen, die die Befreiung von einer neun Monate lang getragenen Bürde nach sich zu ziehen pflegte. Sie sagte mir: »Ich befinde mich sehr gut und kann zu Fuß nach Chambéry zurückkehren. Das einzige, was mich belästigt, sind meine Brüste; aber die Bäuerin hat mir versichert, die Milch werde morgen verschwinden und sie werden dann ihre natürliche Form wieder annehmen.«

»Gestatten Sie mir, sie zu untersuchen; ich verstehe mich darauf.«

»Sehen Sie!«

Sie entblößte sich; sie dachte gar nicht daran, daß dies mir angenehm sein könnte, sondern wollte nur höflich sein; außerdem traute sie mir keine Hintergedanken zu. Ich betastete zwei Halbkugeln von einer Weiße und Formschön heit, daß sie einen Lazarus vom Tode erweckt hätten. Ich hütete mich, ihre Schamhaftigkeit zu verletzen, doch fragte ich sie mit der allerruhigsten Miene, wie sie sich ein bißchen weiter unten befinde. Gleichzeitig streckte ich sanft meine Hand aus. Sie hielt mich jedoch sachte zurück und bat mich, nicht dorthin zu fassen, weil sie noch etwas unwohl wäre. Ich bat sie um Verzeihung und sprach die Hoffnung aus, daß ich sie am nächsten Tage wieder völlig hergestellt finden würde. »Die Schönheit Ihres Busens«, fügte ich hinzu, »vermehrt noch die Teilnahme, die Sie mir eingeflößt haben.« Mit diesen Worten preßte ich meinen Mund auf den ihrigen, und ich fühlte, wie ein Kuß gleichsam unwillkürlich ihren Lippen entschlüpfte. Dieser Kuß drang in alle meine Adern; ich fühlte mich aufs höchste erregt und sah, daß ich schnell aus ihrer Gesellschaft fliehen mußte, wenn ich mich nicht der Gefahr aussetzen wollte, ihr ganzes Vertrauen zu verlieren. Ich entfernte mich daher, indem ich sie zärtlich als meine liebe Tochter grüßte.

Es regnete in Strömen, und ich war bis auf die Haut durchnäßt, als ich in meinem Zimmer ankam. Dieses Bad war freilich sehr gut, um meine Glut zu dämpfen, aber es war schuld daran, daß ich spät aufstand. Nachdem ich mich angekleidet hatte, steckte ich die beiden Porträts, die meine M. M. als Nonne im Ordenskleid und als Venus in Naturzustande darstellten, in die Tasche. Ich war sicher, daß sie mir bei meiner neuen Nonne gute Dienste leisten würden.

Da ich die schöne Zeroli nicht zu Hause traf, ging ich nach dem Brunnen, wo ich sie denn auch wirklich fand. Sie machte mir zärtliche Vorwürfe, die ich für bare Münze hinnahm, und wir versöhnten uns auf einem Spaziergange. Nach dem Mittagessen legte der Marquis de Prié eine Bank; da ich jedoch nur hundert Louis sah, so begriff ich, daß er viel zu gewinnen, aber wenig aufs Spiel zu setzen wünschte. Ich legte hundert Louis vor mich hin, und als er mir sagte, wir spielten ja nur zu unserer Unterhaltung, und ich möchte daher nicht nur auf eine einzige Karte spielen, antwortete ich ihm, ich würde einen Louis auf jede der dreizehn Karten setzen.

»Sie werden verlieren.«

»Das wollen wir einmal sehen.«

Damit breitete ich das ganze Buch auf dem Tisch aus und setzte auf jede Karte einen Louis.

Nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit hätte ich allerdings verlieren müssen; aber das Schicksal entschied anders, denn ich gewann achtzig Louis.

Um acht Uhr machte ich der Gesellschaft meine Verbeugung und ging den gewohnten Weg nach dem Tempel meiner neuen Liebe. Ich fand die Kranke entzückend. Sie sagte mir, sie habe ein leichtes Fieber gehabt; aber die Bäuerin habe ihr gesagt, es sei nur das Milchfieber und sie werde schon am nächsten Tag wieder ganz gesund sein und aufstehen können. Als ich meine Hand ausstreckte, um die Decke aufzuheben, ergriff sie sie und küßte sie, indem sie mir sagte, sie fühle das Bedürfnis, mir diesen Beweis ihrer kindlichen Liebe zu geben. Sie war einundzwanzig Jahre alt, ich fünfunddreißig. Welch eine Tochter für einen solchen Vater! Was ich für sie empfand, glich denn auch keineswegs väterlicher Liebe. Indessen sagte ich ihr: das Vertrauen, das sie mir zeige, indem sie mich entkleidet im Bette liegend empfange, vermehre meine Zärtlichkeit für sie; aber am nächsten Tage würde ich traurig sein, wenn ich sie wieder als Nonne gekleidet sähe.

»Nun, so werden Sie mich im Bett finden! Ich tue Ihnen diesen Gefallen recht gern; denn bei der Hitze ist mein wollenes Kleid mir sehr unbequem; aber ich glaubte Ihnen mehr zu gefallen, wenn ich anständiger gekleidet wäre; da es Ihnen jedoch einerlei ist, so soll Ihr Wunsch erfüllt werden.«