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Er weiß, dass sie die eine für ihn ist, doch ihre Liebe ist absolut tabu ...
Holden Catalano ist ein Bad Boy, wie er im Buche steht. Der attraktive Drummer der Band After Friday liebt es, auf Tour zu sein, und genießt die Vorzüge seiner Popularität. Doch Holden hat eine Schwäche: Laney, die kleine Schwester seines verstorbenen besten Freundes. Diesem hat er versprochen, die junge Wissenschaftlerin für immer zu beschützen - und damit sind jegliche Flirtversuche absolut tabu! Das ist leichter gesagt als getan, denn Holden hat nicht damit gerechnet, dass Laney seine neue Nachbarin wird und er der unglaublichen Anziehung zwischen ihnen jeden Tag aufs Neue widerstehen muss ...
»Eine Story voller Gefühle, die mich zum Lachen und Schwärmen gebracht hat!« THE GEEKERY BOOK REVIEW
Band 2 der neuen Reihe des Bestseller-Duos Vi Keeland & Penelope Ward
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Seitenzahl: 541
Titel
Zu diesem Buch
Leser:innenhinweis
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
29. Kapitel
30. Kapitel
31. Kapitel
32. Kapitel
33. Kapitel
Epilog
Danksagung
Die Autorinnen
Die Romane von Vi Keeland und Penelope Ward bei LYX
Impressum
VI KEELAND / PENELOPE WARD
Men of Manhattan
MY BEST FRIEND’S SISTER
Roman
Ins Deutsche übertragen von Antje Görnig
Holden Catalano weiß, was er vom Leben will: den Durchbruch für seine Band After Friday und Spaß mit vielen Frauen. Der attraktive Drummer ist sich bewusst, dass er kein Kandidat für eine ernsthafte Beziehung ist, und genießt das Rockstarleben daher in vollen Zügen. Umso problematischer also, dass er eine fatale Schwäche hat: Laney, die kleine Schwester seines verstorbenen besten Freundes Ryan. Schon seit Kindheitstagen weiß Holden, dass sie etwas ganz Besonderes ist und er mehr für sie empfindet. Aber er hat Ryan versprochen, die junge Wissenschaftlerin vor der Art Frauenheld zu beschützen, wie er selbst einer ist. Und nicht nur das: Laney ist auch noch verlobt, und jegliche Flirtversuche sind somit gleich doppelt tabu! Doch als sie für ein Forschungsstipendium nach Manhattan zieht und ausgerechnet Holdens neue Nachbarin wird, müssen sie versuchen, der unglaublichen Anziehung zwischen ihnen jeden Tag aufs Neue zu widerstehen …
Liebe Leser*innen,
Men of Manhattan – My Best Friend’s Sister enthält Elemente, die triggern können.
Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.
Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch!
Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.
Euer LYX-Verlag
Was zum Teufel ist das?
Ich nahm den Umschlag, den mir meine Eltern geschickt hatten, und sah mir dann noch einmal den kleineren Umschlag an, den ich darin gefunden hatte. Den großen hatte eindeutig meine Mutter beschriftet. Aber die Handschrift auf dem anderen war meiner verdammt ähnlich, nur schlampiger. Ich hatte mir jedoch nichts selbst zugeschickt, und bestimmt nicht an die Adresse meiner Eltern in Philadelphia. Und warum würde mir jemand etwas an meine Heimatadresse schicken und mich als Absender angeben?
Dann dämmerte es mir schlagartig.
Heilige Scheiße!
Das kann nicht sein, oder?
Ich hatte den Umschlag tatsächlich selbst beschriftet, und zwar vor langer Zeit!
In der zehnten Klasse hatte uns Mr Wolf, mein Lehrer für kreatives Schreiben, die Aufgabe gestellt, in einem Brief an uns selbst im Alter von dreißig zu beschreiben, was uns seinerzeit wichtig gewesen war. Wir hatten die Briefe frankiert und abgegeben, und er hatte versprochen, sie uns im Jahr unseres dreißigsten Geburtstags zuzuschicken. Natürlich hatte ich damals noch bei meinen Eltern gewohnt und meinen Brief entsprechend adressiert.
Heilige Scheiße. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, was ich geschrieben hatte, und war ziemlich neugierig darauf, es herauszufinden. Mit fünfzehn hatte ich nicht gerade durch gutes Benehmen geglänzt. Also riss ich den Umschlag auf und faltete einen schäbigen Zettel auseinander.
Alter,
falls du es vergessen hast – weil du uralt bist, wenn du diesen Brief bekommst: Mr Wolf hat von uns verlangt, dass wir einen Brief an uns selbst schreiben. Wir sollen erzählen, was uns wichtig ist, weil er denkt, dass unsere Prioritäten anders aussehen, wenn wir dreißig sind. Es ist die einzige Hausaufgabe in diesem Jahr, die mir gefällt, vor allem weil es um mich geht, und ich bin absolut großartig. Dann mal los …
Was ist Holden Catalano heute wichtig? Das ist eine ziemlich einfache Frage. BLOWJOBS. Verdammt geile Sache. Letzten Monat hat Laurie Rexler mir einen gegeben, und seitdem kann ich an nichts anderes mehr denken. Sie ist in der Elften, und sie meinte, sie hätte es zum ersten Mal gemacht. Aber das nehme ich ihr nicht ab, dafür konnte sie es viel zu gut. Jedenfalls sind Blowjobs hammermäßig. Wahrscheinlich gibt es deshalb so viele Ausdrücke dafür: Fellatio, Französisch, Oralsex, Schenkelschnorcheln, Mundkoitus und so weiter … Für Hausaufgaben gibt es nur EIN Wort. Warum wohl? Weil Hausaufgaben ätzend sind und BLOWJOBS der HAMMER sind.
Anmerkung: Mr Wolf, Sie haben gesagt, Sie öffnen die Briefe nicht. Aber falls doch, hoffe ich, dass Sie oft einen Blowjob kriegen. Besonders von Miss Damarco von der Klasse gegenüber. Denn sie ist verdammt heiß und sieht aus, als hätte sie es voll drauf. Ich wette, sie schluckt sogar. Laurie Rexler tut es nicht … noch nicht. Aber ich arbeite daran. Wenn wir uns noch einen Brief schreiben müssen, lasse ich Sie wissen, wie es gelaufen ist.
Jetzt aber zurück zu mir und was mir heute wichtig ist … Das Schlagzeug ist mit den BLOWJOBS gleichauf. Ohne Musik könnte ich nicht leben. Und da sind natürlich meine Kumpels Colby, Ryan, Owen und Brayden. Sie stehen bei mir auch ziemlich weit oben. Aber das dürfen sie nicht wissen, sonst ziehen sie mich mindestens vier Wochen lang auf, weil ich gesagt habe, dass sie mir wichtig sind.
Außerdem …
Freiheit
Meine Haare (die ich mit dreißig hoffentlich noch habe)
Meine Eltern
UndschließlichdasSchlagzeug(Ichweiß,dashabeichschonerwähnt,aberesistderAnfangunddasEndevonallem.EinBlowjobbeimTrommelnstehtjetztaufmeinerTo-do-Listeganzoben.Wiesobinichnichtschonfrüherdaraufgekommen?)
Was ist mir sonst noch wichtig? Ich traue mich fast nicht, es aufzuschreiben, weil ich Angst habe, dass ich den Brief irgendwo liegen lasse und Ryan ihn in die Finger bekommt. Aber Mr Wolf meinte, wenn man in einem Brief nicht ehrlich zu sich sein kann, wird man nie dazu in der Lage sein. Also muss ich Lala erwähnen, alias Laney Ellison, die kleine Schwester meines besten Freunds Ryan. Sie ist das einzige Mädchen, mit dem ich wirklich über das Leben reden kann. Ich habe sie schon immer gemocht. Aber sie ist anderthalb Jahre jünger als ich, und Ryan würde mich FERTIGMACHEN, wenn ich etwas in der Richtung unternehme. Und ich kann es ihm nicht mal verübeln. Denn Lala Ellison hat etwas weitaus Besseres verdient als mich, verdammt. Sie ist eine Intelligenzbestie, ein echtes Genie. Wahrscheinlich wird sie eines Tages ein Heilmittel gegen Krebs entwickeln oder so. Aber obwohl sie für mich tabu ist, bedeutet sie mir wahnsinnig viel. Ich mag sie so sehr, dass sie, wenn ich alles neu sortiere, sogar vor den BLOWJOBS stehen würde. Und das will etwas heißen, oder?
Ich schätze, das ist so ziemlich alles. Ansonsten gibt es nicht viel, was mir wichtig ist. Jetzt wird mir langweilig. Ich habe schon mehr geschrieben als in den letzten zwei Jahren zusammen.
Bis dann,
Holden
PS: Wenn du es bis jetzt nicht auf das Cover des Rolling Stone geschafft hast, verpass dir bitte einen Arschtritt.
PPS: Wenn Lala Single ist, wenn du das liest, und du es immer noch nicht bei ihr versucht hast, bist du ein Riesenfeigling.
»Das wird aber auch Zeit.« Colby schüttelte den Kopf. »Wir wollten schon ohne dich anfangen. Ich komme doch nur noch einmal im Monat raus, seit ich in den Ketten der Ehe gefangen bin. Ich muss die Chance nutzen und will zügig zum feucht-fröhlichen Teil nach unserem Meeting übergehen.«
Ich schüttelte den Kopf. Der Mann laberte nur dummes Zeug. In den Ketten der Ehe gefangen … von wegen. Er war der glücklichste verheiratete Mann, den ich kannte, und hatte eine der coolsten Frauen, die mir je begegnet waren. Aber weil ich spät dran war, ließ ich ihn mit seinem Scheiß davonkommen und schüttelte Owen und Brayden die Hand, bevor ich mich an den Tisch setzte. Meine drei besten Freunde und ich waren gemeinsam Eigentümer eines Mietshauses. Einmal im Monat trafen wir uns in der Bar um die Ecke zu einer geschäftlichen Besprechung, die meist nur eine halbe Stunde dauerte. Danach betranken wir uns in der Regel.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, sagte ich. »Der Band-Transporter hatte mal wieder eine Panne.«
Eine der Kellnerinnen brachte mir ein Bier, ohne dass ich darum bitten musste.
Ich zwinkerte ihr zu. »Danke, meine Schöne.« Dann hob ich die Flasche und stieß mit den anderen an – unsere Art, die Versammlung zu eröffnen.
»Eine Frage, bevor wir anfangen«, sagte Owen. »Habt ihr auch die Briefe bekommen, die wir in der zehnten Klasse an uns selbst schreiben mussten?«
Colby nickte lachend. »Sind eure endlich angekommen? Ich habe meinen schon letztes Jahr bekommen, weil ich älter bin als ihr. Ich habe eine Menge über meine Haare geschrieben und darüber, wie wichtig es ist, seine Bong sorgfältig zu reinigen.«
Wir schmunzelten.
»Ich sollte es euch eigentlich nicht verraten, weil ihr mich dafür fertigmachen werdet«, sagte Owen. »Aber ich habe geschrieben, dass mir mein SAT-Testergebnis wichtig ist. Und eine halbe Seite habe ich den Brüsten von Mrs Wagner gewidmet. Ich hatte völlig vergessen, wie verknallt ich in sie war.«
Ich runzelte die Stirn. »Mrs Wagner? Die Mathelehrerin? Die war doch mindestens fünfzig.«
Owen nahm die Serviette, auf der seine Flasche stand, zerknüllte sie und warf sie nach mir. »Sie war keine fünfzig, du Idiot. Sie war um die dreißig und hatte einen tollen Vorbau.«
»Sorry«, sagte ich achselzuckend. »Ich war wohl zu beschäftigt mit den Mädchen, die so alt waren wie wir. Du weißt schon, weil ich nämlich im Gegensatz zu dir in der Lage war, die aufzureißen.«
»Leck mich.« Owen kippte die Hälfte seines Biers hinunter und nickte in meine Richtung. »Was stand in deinem Brief? Du hast davon geträumt, ein Auto zu haben, das wirklich funktioniert, wenn ich mich recht erinnere.« Er stieß Brayden, der neben ihm saß, mit dem Ellbogen an. »Manches ändert sich nie.«
Ich durfte auf keinen Fall verraten, dass ich über Ryans kleine Schwester Lala geschrieben hatte. Sonst hätte ich eins auf die Nase oder eine Standpauke bekommen, wahrscheinlich beides. Und ich wollte ganz gewiss nicht erzählen, dass ich am vergangenen Abend zu viel getrunken und versucht hatte, sie anzurufen. Gott sei Dank war sie nicht zu erreichen gewesen. Was zur Hölle hätte ich überhaupt gesagt, nachdem wir so lange nichts voneinander gehört hatten?
»In meinem Brief ging es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben, meine Herren«, erklärte ich. »Ich war offenbar sehr reif für mein Alter, denn meine Prioritäten haben sich nicht geändert.«
Brayden nickte grinsend. »Dein Thema war Wichsen, hm?«
»Nein, du Blödmann. Ich habe über Trommeln und Blasen geschrieben.«
Die Jungs lachten.
»Klingt plausibel«, meinte Owen.
Ich zeigte auf Brayden. »Was hast du geschrieben?«
Er grinste. »Ich habe ganze zwei Sätze geschrieben: Es ist mir wichtig, weniger Hausaufgaben zu machen. Deshalb ist mein Brief hier zu Ende.«
Ich schüttelte den Kopf. »Typisch.«
Wir bestellten noch eine Runde Bier und kamen zur Sache. Colby sprach von den alten Klimageräten im Haus, die er durch neue mit einer besseren Energieeffizienz ersetzen wollte. Die Kosten dafür würden sich nach seiner Berechnung in nur zwei Jahren durch den geringeren Stromverbrauch amortisieren. Owen berichtete von einem Haus in unserer Straße, das für viel mehr verkauft worden war, als wir geschätzt hätten, und ich reichte die Kostenvoranschläge für ein neues Dach herum, das wir dringend brauchten.
Wir hatten gerade begonnen, über eine Erhöhung der Mieten wegen der Renovierung zu reden, als mein Handy in meiner Tasche summte. Ich zog es heraus, und mein Herz machte einen Sprung. Lalas Name leuchtete auf dem Display auf. Zuerst wollte ich die Mailbox rangehen lassen, aber dann hätte ich die ganze Nacht kein Auge zugetan und gegrübelt, ob mit ihr alles okay war. Es war schlimm genug, dass ich mir gestern die Kante hatte geben müssen, um nicht mehr an sie zu denken und überhaupt einschlafen zu können.
Ich entschuldigte mich also und ging nach draußen, um den Anruf anzunehmen.
»Hallo?«
»Holden?«
»Ja?«
»Hier ist Laney … Lala.«
Ich versuchte, cool zu bleiben. »Oh, hey Lala. Lange nichts gehört. Wie geht’s dir?«
»Ich habe gestern einen Anruf von dir verpasst und wollte nur nachhören, ob alles okay ist.«
Mist. »Äh … tut mir leid. Muss ein Hosentaschenanruf gewesen sein oder so«, log ich, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich habe es gar nicht gemerkt.«
»Oh, das ist witzig. Weil ich nämlich vorhatte, dich am Wochenende anzurufen.«
»Echt?«
»Ja. Ich komme nächste Woche kurz nach New York. Ich habe ein Bewerbungsgespräch für ein Forschungsstipendium und dachte, ich komme mal bei euch vorbei, um Hallo zu sagen und mir euer Haus anzugucken. Ihr wohnt da doch noch alle zusammen, oder?«
»Stimmt. Wann kommst du?«
»Am Mittwoch. Das Gespräch ist am Donnerstagmorgen.«
»Wo übernachtest du?«
»Ich habe noch kein Hotel gebucht. Ich habe erst gestern Nachmittag den Anruf bekommen.«
»Dann übernachte bei mir.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich meine, du kannst bei uns übernachten. Eine der Wohnungen im Haus haben wir für Kurzzeitvermietungen vorgesehen. Wir testen gerade Airbnb. Die Einkünfte sind höher, und der Bedarf scheint da zu sein.«
»Oh, wow. Meinst du, sie ist Mittwoch auf Donnerstag frei?«
Wenn nicht, storniere ich die Reservierung. »Ganz bestimmt.«
»Okay. Das wäre super. Dann kann ich euch sehen und muss nicht stundenlang mein Hotel suchen. In Manhattan bin ich echt verloren.«
»Kommst du mit dem Auto oder mit dem Zug?«
»Mit dem Auto, denke ich.«
»Ich schicke dir die Infos zu einem Parkplatz in der Nähe unseres Hauses, der nicht zu teuer ist.«
»Perfekt. Vielen Dank, Holden. Ich freue mich auf euch.«
Nach dem Gespräch starrte ich eine Weile auf mein Handy. Zufälle gibt es nicht, sagte meine Mutter immer. Ich hatte nie genauer über den Spruch nachgedacht, aber in dem Moment hoffte ich irgendwie, dass sie recht hatte …
Ich war mindestens zwei Jahre lang nicht mehr auf Facebook gewesen. Doch genau da landete ich, als ich um Mitternacht betrunken nach Hause kam und den Brief, den ich an mich geschrieben hatte, noch weitere drei Male gelesen hatte. Insbesondere einen Satz las ich immer wieder:
Wenn Lala Single ist, wenn du das liest, und du es immer noch nicht bei ihr versucht hast, bist du ein Riesenfeigling.
Ich gab »Laney Ellison« in die Suchleiste ein und betrachtete stirnrunzelnd das Profilbild, auf dem sie und ihr Dr. Nerd zu sehen waren. Ich holte mir noch ein Bier. Das Foto stammte offenbar vom Tag ihrer Verlobung, denn dieser Wissenschaftler in Strickjacke hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt, und sie hielt die Hand in die Kamera, um ihren Ring zu zeigen. Ich sah ihn mir in der Vergrößerung an, während ich einen großen Schluck trank.
Ein winziges Steinchen. Lala verdient einen fetten Klunker.
Meine Abneigung gegen Dr. Nerd wuchs, weil er ihr keinen anständigen Ring gekauft hatte.
»Knauseriger Mistkerl«, brummelte ich und sah mir ihre restlichen Fotos an.
Das nächste Bild war von ihrer Promotion an der Brown University. Sie hielt ihre Urkunde in der Hand, und ihre Eltern standen stolz neben ihr. Ich vergrößerte das Bild und entdeckte das kleine Kreuz an ihrem Hals. Es hatte Ryan gehört, ein Geschenk seiner Eltern zu seiner Erstkommunion, die er am selben Tag empfangen hatte wie ich. Er hatte es ständig getragen. Nach seinem Tod hatte Lala es an sich genommen, aber ich hatte nicht gewusst, dass sie es immer noch trug. Eine Überraschung war es jedoch nicht. Die beiden waren ein einzigartiges Geschwisterpaar gewesen. Ryan und Lala hatten sich immer gut verstanden, auch in jüngeren Jahren, lange vor seiner Diagnose. Er hatte im Hinblick auf sie einen starken Beschützerinstinkt gehabt. Deshalb hatte er mich, als er im Sterben lag, gebeten, ein wachsames Auge auf seine kleine Schwester zu haben. Und nun schaute mein Freund wahrscheinlich gerade zu mir herunter und verfluchte mich allein dafür, dass ich ihr im Internet nachstellte.
Ich klickte auf das nächste Bild und riss die Augen auf. Nicht zu fassen. Bully lebt noch!
Ryan hatte sich die fette Bulldogge zu Highschool-Zeiten zugelegt, sie musste inzwischen mindestens fünfzehn Jahre alt sein. Ich konnte nicht glauben, dass sie immer noch gesund und munter war. Lala kniete auf dem Bild vor dem Weihnachtsbaum und hatte einen Arm um Bully gelegt. Der Hund trug einen Weihnachtspullover. Wenn Ryan nicht schon sauer war, weil ich seine kleine Schwester stalkte, dann war er es ganz sicher beim Anblick seines Hundes in einem Pullover.
Ich prostete mit meiner Flasche Richtung Himmel. »Entschuldige, Kumpel, das habe ich nicht gewusst.«
In der nächsten Viertelstunde sah ich die restlichen Fotos durch, obwohl ich vermutlich die meiste Zeit bei einem bestimmten verweilte. Es war eins von Lala im Bikini. Sie war schon immer sehr hübsch gewesen und hatte eine gute Figur gehabt, aber seit ich damals in ihrem Garten heimliche Blicke auf sie im Badeanzug geworfen hatte, war viel Zeit vergangen, und das dünne Mädchen hatte sich in eine Frau mit gefährlichen Kurven verwandelt. Mit Kurven, denen ich nicht zu nah kommen durfte, wenn ich keine Schwierigkeiten bekommen wollte.
Als ich das allerletzte Bild anklickte, stockte mir der Atem. Ryan und Lala saßen am Strand auf einem Stück Treibholz, und ich hatte dieses Foto gemacht. Nach seiner dritten Chemo hatte Ryan keine Haare mehr auf dem Kopf gehabt. Er hatte eigentlich noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben sollen, doch er hatte die Ärzte dazu überredet, ihn früher zu entlassen, um seinen zweiundzwanzigsten Geburtstag mit seinen Leuten verbringen zu können. Ich, Owen, Brayden, Colby, Ryan und Lala waren nach Ocean City gefahren, wo wir schon nach dem Highschool-Abschluss gefeiert hatten. Wir waren den ganzen Tag am Strand gewesen und hatten ein Lagerfeuer gemacht, das erst nach Sonnenaufgang erloschen war. Diesen Tag würde ich nie vergessen, vor allem weil es der letzte gute Tag mit Ryan gewesen war. In der Nacht darauf war er verstorben.
Bei diesem Gedanken klappte ich meinen Laptop zu. Das Gute an diesem Foto war wohl, dass es mich davon abhielt, Lala weiter zu stalken. Nachdem mich das Bikinifoto von ihr angetörnt hatte, war das letzte wie eine kalte Dusche gewesen. Und genau das hatte ich gebraucht. Lala Ellison war tabu für mich, die einzige Frau auf der Welt, der ich niemals zu nahe kommen durfte. Na ja, zumindest bis sie in der nächsten Woche hierherkam … und in der Wohnung übernachtete, die zufällig gleich neben meiner lag.
Klopf, klopf, klopf.
Mannomann, ich bekam wahrhaftig feuchte Hände. Wie alt war ich – zwölf?
Lala hatte sich vor ein paar Stunden für etwa fünf Uhr am Nachmittag angemeldet, und die Uhr an der Mikrowelle zeigte 17:01. Das letzte Mal war ich so nervös gewesen, als wir mit der Band auf einem Festival vor zehntausend Leuten gespielt hatten. Ich musste mir die Hände an der Hose abwischen.
»Hey.« Ich öffnete lächelnd die Tür.
Aber mein Lächeln schwand auf der Stelle, als ich feststellte, dass Lala nicht allein war. Jemand stand neben ihr.
Lala schaute die dralle Rothaarige an und zeigte mit einem zögernden Lächeln zwischen ihnen beiden hin und her. »Wir waren zusammen im Aufzug und sind auf derselben Etage ausgestiegen. Und wie sich herausstellte, haben wir beide das gleiche Ziel.«
Fiona – die Frau, die ich vergangenes Wochenende in einer Bar kennengelernt hatte – zuckte die Achseln. »Entschuldige, dass ich hier einfach so reinschneie, aber ich war in der Nähe und dachte, ich checke einfach, ob du da bist. Ich habe neulich etwas bei dir vergessen.«
»Ach?«
Sie zeigte augenzwinkernd in die Wohnung. »Ich glaube, sie hängen noch an deinem Bettpfosten.« Fiona schaute zu Lala und wieder zu mir. »Kann ich sie mir schnell holen? Dann bin ich auch direkt wieder weg.«
Weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, trat ich zur Seite und ließ Fiona herein. Lala blieb mit ihrem Koffer vor der Tür stehen. Ich langte kopfschüttelnd nach dem Griff. »Entschuldige. Komm bitte herein.«
Bevor ich ihren Koffer in den Flur rollen und die Tür schließen konnte, kam Fiona aus meinem Schlafzimmer zurück. Sie hielt ein Paar Handschellen hoch. »Gefunden.«
Ich schloss die Augen. Großartig. Einfach großartig.
Die Tür fiel hinter dem Rotschopf ins Schloss. Als ich mich zu Holden umdrehte, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
»Ich kann es erklären …«, sagte er schließlich.
Ich hob lachend die Hände. »Das kannst du bestimmt, aber ich glaube, ich will es nicht hören.«
Holden fuhr sich mit der Hand durch seine Strubbelmähne. »Kann ich verstehen.«
Dann wurde er rot. Er schien verlegen zu sein, was mich überraschte, denn es war ja nicht so, als wären seine Frauengeschichten ein Geheimnis.
»Also, das war echt eine misslungene Begrüßung.« Er breitete die Arme aus. »Herzlich willkommen in unserem Haus, Lala.«
»Danke. Ich freue mich wahnsinnig, hier zu sein.« Als er mich umarmte, begann mein Körper zu kribbeln.
Ich spürte, wie schnell sein Herz schlug, was ich interessant fand. Und ihn umwehte dieser köstliche Frisch-aus-der-Dusche-Duft – Seife und Eau de Cologne –, der sich mit seinem berauschenden Eigengeruch vermischte. Er erinnerte mich an das letzte Mal, da wir einander derart nah waren – als wir auf der Hochzeit von Colby und Billie miteinander getanzt hatten.
Ich sah mich um. »Deine Wohnung ist so, wie ich sie mir vorgestellt habe, Catalano.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Wieso?«
»Schlagzeug in der Ecke, schwarze Möbel …«
»Bitte sag jetzt nicht: Handschellen am Bettpfosten.«
Ich seufzte. »Das auch.«
Er schloss wieder die Augen, offenbar war es ihm wirklich peinlich. Dann schenkte er mir ein wunderschönes Lächeln.
Ich hatte schon immer eine Schwäche für Holden. Nicht nur in körperlicher Hinsicht. In unserer Jugend hatten wir viel miteinander geredet. Ryan hatte von diesen vertraulichen Gesprächen nichts gewusst. Zu dem einen oder anderen Zeitpunkt war ich wohl in jeden von Ryans Freunden einmal verschossen gewesen, aber nicht so sehr wie in Holden, und das hat auch nie aufgehört. Doch er wäre der Letzte, den mein Bruder sich für mich gewünscht hätte. Holden war einfach nicht beziehungstauglich, auch wenn sich die Frauen – mich selbst eingeschlossen – nicht an ihm sattsehen konnten. Als wir noch Teenager waren, hatte Ryan in einem Sommer mitbekommen, wie ich Holden anhimmelte. Er hatte mich beim Glotzen erwischt, als Holden aus unserem Pool geklettert war und sich abgetrocknet hatte. Mein Bruder hatte mich gewarnt, »nicht mal daran zu denken«. Ryan liebte Holden, aber wahrscheinlich hätte ihn der Gedanke an mich und ihn als Paar umgebracht – wenn er nicht schon tot wäre.
»Also …« Holden klatschte in die Hände. »Sollen wir nach nebenan gehen?«
»Ja, ich bin schon gespannt. Danke nochmals für die Übernachtungsmöglichkeit.«
»Ist doch selbstverständlich. Für Ryans kleine Schwester tun wir alles.«
»Danke, aber klein bin ich nicht mehr.«
»Ist mir nicht entgangen.« Er lächelte.
Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich Holden in den Flur folgte und er mir die Tür zu dem Apartment öffnete.
Ich sah mich um. Wow. Die Wohnung war fantastisch.
Im Wohnzimmer standen nagelneue cremefarbene Ledermöbel. Einige dicke Strickdecken auf den Sofas schufen eine gemütliche und zugleich moderne Atmosphäre. Alles roch noch ganz neu. An den offenen Wohnbereich schloss sich die Küche an, und die helle Granitarbeitsfläche passte ausgezeichnet zu den Erdtönen im restlichen Apartment.
»Das habt ihr wirklich super hingekriegt. Es ist wunderschön.«
»Ja, danke. Wie gesagt, wir testen zurzeit die Vermietung bei Airbnb aus. Du hast Glück, dass die Bude gerade frei war.«
»Aber echt.« Ich ging in die Küche. »Oh, Gott sei Dank. Eine Kaffeemaschine mit Kapseln. Ich habe schon überlegt, ob ich morgen früh genug Zeit habe, um mir einen Kaffee zu besorgen.«
»Wenn du irgendetwas brauchst, ich bin direkt nebenan«, entgegnete er.
Wie könnte ich das vergessen? »Vielen Dank.«
Dass sich Holdens Wohnung direkt nebenan befand, machte mich nervös und gab mir zugleich ein wohliges Gefühl.
»Dann erzähl mal von dem Nerd-Abenteuer, das dich hergeführt hat.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Du meinst das Bewerbungsgespräch für das Forschungsprojekt.«
»Ich will dich doch nur aufziehen. Aber du bist einfach viel zu schlau. Neben dir haben wir Jungs immer viel dümmer ausgesehen, als wir eigentlich sind.« Er seufzte. »Aber im Ernst, erzähl mir davon.«
»Bei dem Gespräch geht es um ein Stipendium zur Erforschung der Auswirkungen von Dopamin in Bezug auf Alzheimer.«
»Interessant.« Er kratzte sich am Kinn. »Dopamin ist so was wie ein Sexualhormon, oder?«
Das kam ihm natürlich als Erstes in den Sinn. »Es ist ein Neurotransmitter, den der Körper herstellt. Es wirkt sich darauf aus, wie wir Freude empfinden. Zu viel oder zu wenig davon kann schädlich sein. Aber ja, es wird unter anderem in Reaktion auf sexuelle Stimulierung produziert.«
»Moment mal, heißt das, zu viel Dopamin ist nicht unbedingt gut? Kann man dadurch den Verstand verlieren?«
»Nun, im Übermaß ist alles schlecht, nicht wahr? Aber diese Studie beschäftigt sich mehr mit dem Zusammenhang von Dopaminmangel und erhöhtem Alzheimerrisiko.«
Er nickte. »Ah. Je mehr Sex man hat, desto geringer ist also die Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu bekommen?«
Ich räusperte mich. »Die Forschung scheint in diese Richtung zu weisen, ja.«
»Verdammt. Dann bin ich gerüstet. Mein Verstand bleibt messerscharf.« Holden zwinkerte mir zu.
Ich verdrehte die Augen. »Sex ist für vieles gut und birgt nur wenige Risiken – wenn man vorsichtig ist.«
»Ich bin immer vorsichtig«, versicherte er mir mit ernster Miene.
»Gut.«
»Vor allem mit Colby als Beispiel«, fügte er hinzu.
Colby hatte, fünf Jahre bevor er mit Billie zusammengekommen war, eine Frau bei einem One-Night-Stand geschwängert. Seine Tochter Saylor war zwar ein Geschenk, aber die Geschichte war eine harte Lektion für uns Jungs gewesen: Ein Fehler konnte das ganze Leben verändern.
Holden legte den Kopf schräg. »Erzähl mir mehr über die positiven Auswirkungen von Sex.«
»Meinst du das ernst?«
»Ja, schon. Aber in erster Linie macht es mir Spaß zuzusehen, wie du rot wirst – so wie jetzt gerade.«
Ich fasste mir an die Wangen. »Wirklich?«
»Ein bisschen. Aber ich bin wirklich neugierig. Ich habe noch nie über Hormone und so weiter nachgedacht, und über die langfristigen Auswirkungen. Aber es ist gut zu wissen, dass Sex auch einen gesundheitlichen Nutzen hat.«
»Die Ausschüttung von Oxytocin und Dopamin beim Orgasmus senkt den Spiegel des Stresshormons Cortisol.«
Er nickte. »Deshalb ist man hinterher so entspannt.«
»Genau.«
»Aber ich habe nicht gewusst, dass diese Hormone das Gehirn schützen können. Ist ja Wahnsinn.«
»Fast jede Entscheidung, die wir treffen, wirkt sich auf unsere allgemeine Gesundheit aus – beispielsweise was wir unserem Körper zuführen, also Essen oder so.« Ich lächelte. »Weißt du, was sonst noch den Dopaminspiegel erhöht?«
»Was?«
»Musik.«
»Ah. Cool. Noch ein Plus für mich.«
»Die Gänsehaut, die du bei einem Konzert bekommst? Dafür ist Dopamin ebenfalls größtenteils verantwortlich.«
»Aber wie du sagtest, zu viel kann schlecht sein, oder?«
»Zu viel Dopamin kann tatsächlich negative Auswirkungen haben, wie innere Unruhe, Schlaflosigkeit und einen übersteigerten Geschlechtstrieb.«
»Dann werde ich also ein perfektes Gedächtnis haben, aber weiter als geiler Bock durchs Leben gehen, mit gelegentlichen Panikattacken.« Er nickte. »Verstanden. Klingt gut.«
Ich lachte.
»Danke für die Aufklärung, Lala. Du bist so clever.« Holden lächelte. »Es ist schön, dich wiederzusehen. Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit.«
Soll ich es ansprechen? »Ja, ich glaube, das letzte Mal haben wir uns auf Colbys Hochzeit gesehen, oder?«
»Ja.« Er nickte bedächtig. »Ein Jahr. Viel zu lange her.«
Er sah mir in die Augen, und ich musste sofort an unseren gemeinsamen Tanz denken. Warren war zur Toilette gegangen, und als ich aufsah, hatte Holden plötzlich vor mir gestanden. Ich hatte gebetet, dass Warren nicht zurückkehrte und mich mit Holden tanzen sah. Es war ein langsameres Lied gewesen, und ich hatte nicht gewollt, dass er irgendetwas Unanständiges vermutete. Aber das rührte vielleicht nur da her, dass ich unanständige Gedanken hatte. Und genau in dem Moment, als der Tanz zu Ende war, hatte Holden die Tanzfläche verlassen, und Warren war wiederaufgetaucht. Mein Verlobter hatte also nichts von dem Tanz mit meinem Jugendschwarm mitbekommen.
Es war, als wäre es nie passiert – nur dass ich den ganzen Abend daran gedacht hatte. Ich hatte immer wieder zu Holden hinübergeschaut und mich schuldig gefühlt, weil dieser Tanz irgendwie besonders gewesen war, auch wenn ich es nicht genau benennen konnte. Mochte mich Holden auf diese Art? Nein, das glaubte ich nicht, aber er schien mit voller Absicht in dem Moment aufgetaucht zu sein, als Warren gegangen war. Vielleicht war ihm die sentimentale Atmosphäre der Hochzeit an die Nieren gegangen. Hochzeiten sind wichtige Ereignisse. Sie lassen uns erkennen, dass das Leben kurz ist. Vielleicht hatte ihn die Musik auch berührt, weil er Ryan vermisste. Und da ich seine Schwester war, hatte er möglicherweise deshalb in diesem Moment meine Nähe gesucht.
»Jedenfalls …«, unterbrach Holden meine Gedanken, »wollen dich heute Abend eine Menge Leute gern sehen. Colby und Billie laden alle zum Dinner ein. Ich soll dich mitbringen. Wir sind schon ein bisschen spät dran, glaube ich.«
Ich rieb mir den Bauch. »Oh ja, das klingt großartig. Ich sterbe vor Hunger. Warte, ich bin gleich fertig.«
Ich sprang schnell ins Bad, dann gingen wir zu Colbys Wohnung.
Seine Tochter Saylor öffnete die Tür und hüpfte begeistert auf und ab. »Lala!«
»Hallo, Süße. Es freut mich unheimlich, dass du dich an mich erinnerst.« Ich bückte mich, um sie zu umarmen. »Unfassbar, wie groß du geworden bist.«
Wir waren uns nur ein paarmal begegnet, aber auf der Hochzeit hatten wir schöne Stunden miteinander verbracht. Saylors Mutter war kein Bestandteil ihres Lebens. Nach der Heirat hatte Colbys Frau Billie die Mutterrolle übernommen, und es schien wunderbar zu funktionieren.
Saylor berührte meine Haare. »Du hast so tolle Locken!«
Ich schüttelte meine blonde Mähne auf. »Ich weiß! Ein verrückter Wuschelkopf.«
»So schön wild, gefällt mir«, bemerkte Holden von hinten.
»Danke«, sagte ich etwas verlegen.
Billie kam auf mich zu und umarmte mich. »Wir dachten schon, du kommst nie, Lala! Wo warst du denn so lange?«
Sie war eine supercoole Frau, die ich unbedingt besser kennenlernen wollte. Ihr gehörte das Tattoostudio im Erdgeschoss. So hatten sie und Colby sich kennengelernt.
»Tut mir leid!«, sagte ich. »Es war unheimlich viel Verkehr, und dann hat mir Holden noch das Apartment gezeigt.«
»Es ist meine Schuld. Ich habe sie eine Weile festgehalten.«
Festgehalten? Angesichts seiner Wortwahl kamen mir ziemlich anschauliche Bilder in den Sinn.
Ich räusperte mich. »Das Apartment ist toll. Ich kann euch gar nicht genug dafür danken, dass ihr mich hier wohnen lasst.«
Owen – auch am Abend noch im Dreiteiler – kam, um mich zu umarmen. »Machst du Witze? Das ist Ryans Haus. Du wirst hier immer eine Bleibe finden. Auch wenn wir Holden rauswerfen müssen, um Platz zu schaffen.«
»Ich würde ihn persönlich vor die Tür setzen«, sagte Brayden, der mich als Nächster in die Arme schloss.
Die Jungs hatten mir wirklich gefehlt. Sie erinnerten mich so sehr an meinen Bruder, und ich spürte Ryans Anwesenheit regelrecht.
Colby tauchte als Letzter auf. Er war in der Küche gewesen und stellte eine Schüssel mit irgendetwas Leckerem auf den Esstisch.
»Hey, Lala!« Er wischte sich die Hände ab und umarmte mich.
Kurz darauf saßen wir alle am Tisch und genossen das Dinner, bestehend aus Pasta, Hackbällchen, Salat und Knoblauchbrot. Saylor verkündete stolz, dass sie den Salat ganz allein gemacht habe.
Beim Essen fragte mich Colby ein bisschen aus.
»Also, Lala …«, sagte er. »Da Ryan nicht hier ist, wirst du verstehen, dass wir die Rolle der fürsorglichen großen Brüder übernehmen müssen. Leider kriegst du gleich vier zum Preis von einem.«
»Vier Brüder, hm? Das ist … eine Menge.« Ich schmunzelte.
»Ich habe vier Onkel!«, rief Saylor. »Drei hier und einen im Himmel.«
Ich lächelte. »Da hast du recht.«
»Ich muss dir also ein paar Fragen stellen«, fuhr Colby fort. »Erstens weiß ich im Grunde nicht viel über Warren. Ich habe ihn ja auf der Hochzeit gesehen, und er scheint ein netter Kerl zu sein, aber im Grunde kenne ich ihn nicht. Erzähl mir von ihm. Warum ist ausgerechnet er der Richtige, wo es so viele Männer auf der Welt gibt?«
»Ach, lass sie ihn Ruhe.« Billie gab ihm einen Klaps auf den Arm. »Sie muss niemandem ihre Gefühle erklären. Manchmal kann man gar nicht genau sagen, warum man jemanden liebt. Wenn es so ist, dann ist es einfach so.« Sie lächelte mich an.
»Entschuldige.« Colby zuckte mit den Schultern. »Ich halte die Frage für berechtigt.«
Ich schaute zu Holden, der wiederum mich ansah. Er schien wie alle anderen auf eine Antwort zu warten.
Ich wischte mir den Mund ab und wandte mich Billie zu. »Ist schon okay. Er hat recht. Ryan hätte mich das schon längst gefragt. Er hätte darauf bestanden, Zeit mit Warren zu verbringen und ihn auf Herz und Nieren zu prüfen.«
Brayden verschränkte die Arme. »Okay, warum sollten wir ihn also akzeptieren?«
»Mal überlegen …« Ich hielt kurz inne. »Er ist superklug. Und witzig. Ihm liegt wirklich etwas an mir. Er gibt mir Sicherheit. Und er ist ehrlich, was mir sehr wichtig ist …« Ich blickte in die Runde.
»Das war’s?«
Billie schlug ihm wieder auf den Arm. »Was willst du mehr?«
»Er heilt doch Krebs oder so, stimmt’s?«, fragte Owen.
»Er ist Krebsforscher, ja.«
Holden spielte mit den Nudeln auf seinem Teller. »Ich will jetzt nicht wie ein Idiot klingen, aber was tut ein Krebsforscher genau? Ich meine, er geht morgens zur Arbeit, und was dann?«
Ich straffte die Schultern. »Nun, ein typischer Tag sieht bei Warren so aus, dass er zum Beispiel Krebszellen unter dem Mikroskop beobachtet und prüft, wie sie mit einem bestimmten Organismus interagieren. Man muss viele Stunden Arbeit investieren und immer wieder neue Versuche durchführen, um Schritt für Schritt herauszufinden, was das Zellwachstum einschränkt und was nicht.«
»Ein sehr ehrenhafter Beruf«, sagte Billie.
»Ja, er ist ein ehrenhafter Nerd«, fügte Holden hinzu.
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Na, dann passen wir ja gut zusammen, du hast mich auch immer als Nerd bezeichnet.«
»Ja, aber du weißt ja, es ist liebevoll gemeint«, sagte Holden augenzwinkernd.
Colby schaute von ihm zu mir. Hoffentlich spürte er meine seltsamen Gefühle für Holden nicht. Er hatte uns beim Tanzen beobachtet und war anscheinend der Einzige gewesen, dem wir aufgefallen waren.
Nach dem Dessert stand ich vom Tisch auf. »Ihr müsst Saylor bestimmt ins Bett bringen, und ich möchte mich noch auf das Gespräch morgen vorbereiten. Es ist besser, wenn ich jetzt verschwinde.«
Billie stand auch auf. »Wir machen das öfter, wenn du das Stipendium bekommst. Vielleicht einmal in der Woche.«
Ich nickte. »Das wäre schön.«
Holden erhob sich und begleitete mich zur Tür. Als er sie öffnete und in den Flur trat, sah ich ihn fragend an. »Du gehst auch?«
»Ja, das Essen ist vorbei, oder?«
Ich verabschiedete mich schnell von den anderen und folgte ihm den Flur hinunter.
Vor meiner Tür blieb Holden stehen und gab mir die Schlüssel. Als ich sie entgegennahm, berührten sich unsere Finger.
Er hielt einen Moment inne, dann fragte er plötzlich: »Willst du noch auf einen Drink mit zu mir kommen?«
Mein Magen kribbelte. Warum rief eine einfache Frage eine solche Reaktion in mir hervor? Es war nur ein Drink. Aber irgendwie kam mir alles, was mit Holden zu tun hatte, gefährlich vor. Es lag nicht daran, dass ich ihm nicht vertraute – oder mir selbst. Ich hielt es nur nicht für eine gute Idee, die Gedanken, die seit meiner Ankunft durch meinen Kopf schwirrten, noch zu befeuern.
»Lieber nicht«, entgegnete ich. »Ich muss noch auspacken, und morgen früh will ich topfit sein.«
»Stimmt. Natürlich.« Er schaute auf seine Schuhe. »Dann ein andermal.« Er seufzte. »Wenn du den Job bekommst, und das wirst du. Denn du bist Lala.«
»Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht.«
»Du kriegst das hin.« Er lächelte und ließ meinen Blick einen Moment lang nicht los.
Ja. Zwischen uns bestand wirklich eine eigenartige Spannung. Ich hatte sie schon auf Colbys Hochzeit und im Lauf der Jahre immer mal wieder gespürt. Ich wusste nur nicht, ob er sie auch spürte.
Ich hob die Hand. »Also … Gute Nacht.«
»Nacht, Lala.«
Holden wartete, bis ich in der Wohnung war. Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, atmete ich erleichtert auf. Endlichallein.
Ich stellte mich unter die heiße Dusche, was ich dringend gebraucht hatte, und trocknete mir die Haare. Danach wäre ich am besten direkt zu Bett gegangen, aber ich war noch zu aufgedreht. Ich warf einen Blick in den Kühlschrank, der zu meiner Überraschung nicht leer war. Ich fand Kaffeesahne und eine Schachtel darin, und als ich sie öffnete, hatte ich mit einem Mal einen Kloß im Hals: ein Dutzend Donuts mit Vanillefüllung und Schokoglasur – die hatte Ryan am liebsten gemocht. Auf der Schachtel klebte ein Zettel.
Ryan sagt: »Du schaffst das, Schwesterchen. Zeig’s ihnen!«
Mir kamen die Tränen, und ich griff nach meinem Telefon.
Lala: Sind die von dir? Die Donuts?
Holden: Ich dachte, du brauchst was zum Frühstück.
Lala: Du hast mich zum Weinen gebracht. Danke. Das war total lieb.
Holden: Keine Ursache, Süße.
Nun kribbelte es am ganzen Körper. Ich war eine einzige heulende, kribbelnde Katastrophe. Meine Güte. Ich hatte einen Verlobten. Ich durfte nicht so auf Holden reagieren. Vielleicht lag es nur an der Aufregung. Wenn ich das Stipendium bekam und mich in New York eingelebt hatte, würden sich meine Gefühle beruhigen. Und überhaupt, selbst wenn ich keinen Verlobten hätte, wäre Holden Catalano keine Option für mich. Jemanden wie ihn konnte ich nicht in meinem Leben gebrauchen. Der Moment, den wir auf der Hochzeit miteinander hatten, sorgte in meinem Kopf offensichtlich immer noch für Chaos.
Nachdem ich einen der Donuts verschlungen hatte, putzte ich mir die Zähne und ging zu Bett. Ich war einmal mehr beeindruckt von dem großartigen Apartment, als ich die bequeme Memoryschaum-Matratze unter mir spürte. Ich stellte den Wecker meines Handys und testete kurz den Alarmton, um auf der sicheren Seite zu sein.
Als ich meinen Kopf auf das Kissen legte, hörte ich ein Klopfen an der Wand. Zuerst dachte ich, ich bilde es mir nur ein, aber dann klopfte es wieder.
Ich nahm mein Handy erneut zur Hand.
Lala: Bist du das?
Die drei Punkte bewegten sich, während er schrieb.
Holden: Was meinst du?
Dann noch ein Klopfen.
Lala: Das Klopfen an der Wand!
Holden: Welches Klopfen?
Es passierte wieder.
Lala: Hast du das gehört?
Holden: Natürlich, ich mache es ja.
Lala: Holden! LOL
Holden: Wusstest du, dass unsere Schlafzimmer aneinandergrenzen?
Lala: Jetzt weiß ich es.
Holden: LOL
Lala: Oh Gott, ich bekomme es doch hoffentlich nicht mit, wenn du jemanden zu Gast hast, oder?
Holden: Ich werde mich bemühen, auf deine Anwesenheit Rücksicht zu nehmen.
Lala: Danke im Voraus für deine Bereitschaft, nicht so laut zu sein.
Holden: Laut wird es nur bei meinen Sexpartys, aber die sind bloß einmal im Monat.
Lala: Sexpartys?
Holden: Peitschen. Ketten. (Handschellen.) Das volle Programm. Dopamin im Überfluss.
Meint er das ernst?
Holden: LOL. Ich scherze nur. Keine Sexpartys.
Lala: Bei dir weiß man nie.
Holden: Den Witz habe ich praktisch verschwendet, weil ich nicht sehen konnte, wie du rot geworden bist.
Lala: Seufz. Ich muss schlafen.
Holden: Okay. Ich werde dich nicht mehr stören.
Lala: Nacht, Holden.
Holden: Nacht, Lala.
Ich zwang mich, die Augen zu schließen. Eigentlich hätte ich beim Einschlafen meine Antworten noch einmal durchgehen sollen, die ich für das Bewerbungsgespräch vorbereitet hatte, doch stattdessen malte ich mir aus, bei einer Sexparty an Holdens Bett gekettet zu sein.
Schnupper. Schnupper.
Wie zur Hölle konnte ein Bettlaken noch nach jemandem riechen, der schon vier Tage weg war?
Aber egal, ich musste es ignorieren, denn es war meine Aufgabe, das Apartment für den neuen Airbnb-Mieter herzurichten, der morgen einziehen würde. Ich ging um das Bett herum, zog das Spannbettlaken ab und knüllte es zusammen.
Doch als ich es mir unter den Arm klemmte, stieg mir der Duft erneut in die Nase.
Ich sah mich um, als könnte außer mir noch jemand in der Wohnung sein, dann vergrub ich die Nase im Laken.
Einmal tief einatmen. Verflucht noch mal, musste sie so gut riechen, wie sie aussah, diese verdammte Lala Ellison?
Die Frau machte mich verrückt. Ich hatte an nichts anderes mehr denken können, seit ich den Brief an mich selbst erhalten hatte, und seit Lala hier übernachtet hatte, hatte ich keine Nacht mehr ruhig geschlafen. Prompt musste ich gähnen.
Ein kleines Nickerchen könnte ich jetzt wirklich vertragen. Ich betrachtete das Laken in meiner Hand. Nein. Tu es nicht.
Aber warum nicht, verdammt?, fragte ein anderer Teil meines Gewissens. Es war bloß ein Bett. Und es war neu und bequem – im Gegensatz zu meinem, das ich in den letzten paar Monaten zweimal reparieren musste. Ich brauchte einfach nur eine Mütze voll Schlaf.
Ja, natürlich. Mach dir ruhig was vor!
Es war aber doch einleuchtend, oder? Ich war müde, stand vor einem schönen neuen Bett und hatte ein fast sauberes Laken in der Hand. Ich konnte es einfach wieder aufziehen. Ich musste nicht einmal alle vier Ecken befestigen – zwei würden genügen. So hatte ich weiß Gott schon häufig geschlafen. Niemand würde von meinem kleinen Nickerchen erfahren.
Aber du weißt es, du mieser Lakenschnüffler.
»Halt verdammt noch mal die Klappe.«
Jetzt begann ich auch noch, Selbstgespräche zu führen. Großartig, einfach großartig. Ich brauchte wirklich dringend Schlaf. Und so verdrängte ich meine albernen Gedanken, zog das Laken auf und legte mich hin.
Ich atmete tief ein …
Weil man das so machte, wenn man erschöpft war und einschlafen wollte – und nicht, weil es nach Lala roch.
Das Lächeln in meinem Gesicht, während ich dreieinhalb Stunden schlief, hatte übrigens auch nichts mit Lala zu tun.
»Was geht ab, Ladys?«, begrüßte ich die Jungs, als ich zu unserem allmonatlichen Pokerabend in Owens Wohnung kam. Sie saßen schon an ihren Stammplätzen. Ich stellte einen Zwölferpack Coors Light auf den Tisch und nahm mir eins.
Owen hatte die Karten in der Hand und brannte schon darauf, sie auszuteilen. »Du bist verdammt spät, das geht ab.«
»Tut mir leid.« Ich öffnete meine Flasche und warf den Verschluss als Einsatz in die Mitte. »Ich hab gerade ein herrliches Nickerchen gemacht. Deshalb hatte ich auch keine Zeit mehr, Bargeld zu holen, und muss wohl oder übel hiermit bezahlen.«
Brayden schüttelte den Kopf. »Du bist mir vielleicht einer. Du hast nie Bargeld bei dir, und du legst dich nachmittags aufs Ohr.«
Ich zeigte grinsend auf mein Gesicht. »Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Wie soll ich die Frauen sonst dazu kriegen, dass sie mir Drinks kaufen, wenn ich kein Bargeld habe?«
Colby schmunzelte. »Gib mir ein Bier, Blödmann.«
Ich hielt ihm die Flasche hin wie ein Kellner, der Champagner serviert. »Ich hoffe, der Jahrgang ist dir recht.«
Owen begann, die Karten zu verteilen. »Du bist ziemlich gut gelaunt. Ich nehme an, du warst nicht allein im Bett?«
Ich trank einen Schluck Bier und lehnte mich mit einem lauten »Aaah« zurück. »Doch, ganz allein, mein Freund. Ich freue mich einfach nur, hier bei meinen besten Kumpels zu sein.«
Colby schnippte seinen Bierverschluss in die Luft. Er prallte gegen meine Stirn und landete mitten auf dem Tisch.
Ich grinste. »Dann ist mein Einsatz wohl zwei Dollar.«
Owen gab jedem fünf Karten und legte den restlichen Stapel zur Seite. »Weiß einer von euch, wie viele Reservierungen wir für das Airbnb-Apartment bereits haben?«
»Ich glaube, wir haben am Monatsende noch eine, aber das war’s vorläufig. Wir haben den Reservierungskalender lediglich für sechs Monate geöffnet.«
»Können wir diese Reservierung stornieren?«
Ich zuckte mit den Achseln. »Der Kunde wird sich ärgern, aber ja, wir haben die Möglichkeit zu stornieren. Warum?«
Owen blickte in die Runde. »Weil Lala das Stipendium bekommen hat.«
Ich erstarrte. »Woher weißt du das?«
»Sie hat mich heute angerufen. Sie soll schon Montag anfangen. Es ist ein staatliches Stipendium, was bedeutet, dass sie bis Ende des Monats beginnen müssen, das Geld auszugeben, sonst wird es vom Budget für das kommende Jahr abgezogen. Sie wollte wissen, ob wir ihr das Apartment vermieten können. Ich habe ihr versprochen zurückzurufen, sobald ich die Verfügbarkeit geprüft habe, aber ich wollte euch vorher fragen, was ihr davon haltet, es ihr mietfrei zu überlassen. Es ist ja nur ein halbes Jahr, und wir hätten dieses Haus nicht, wenn Ryan uns nicht seine Lebensversicherung vermacht hätte. Es erscheint mir angemessen.«
Die Jungs nickten alle.
»Absolut«, sagte Brayden.
Ich war jedoch noch mit Owens erstem Satz beschäftigt. »Warum hat sie dich angerufen und nicht mich?«
Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich, weil ich netter bin und besser aussehe. Oh, und ich bin ein Erwachsener, der keinen Mittagsschlaf hält.«
Ich war beleidigt, weil Lala sich an Owen gewandt hatte, aber als Colby mich mit wissender Miene ansah, überspielte ich es, so gut ich konnte. »Ja, klar. Ist schon okay.«
»Wir sind uns also einig und lassen sie mietfrei hier wohnen?«, hakte Owen noch einmal nach.
Alle nickten.
»Na gut«, sagte er. »Dann rufe ich sie nachher an und sage ihr, dass sie das Apartment so lange haben kann, wie sie es braucht.«
»Hey. Gut, dass du zu Hause bist.«
Owen stand bei mir vor der Tür. »Was gibt’s?«
»Lala kommt so gegen zwei hier an, und mich hat gerade ein Kunde angerufen, der sich jetzt gleich eine Wohnung anschauen möchte, an der er großes Interesse hat, und ich habe schon ein Angebot von einer anderen Agentur. Eigentlich wollte ich Lala und Warren beim Tragen helfen. Könntest du vielleicht für mich einspringen?«
Ich fühlte mich schlecht dabei, Nein zu sagen, aber Dr. Nerd sollte doch in der Lage sein, das Gepäck selbst zu tragen. Das Apartment war voll möbliert, also war es ja nicht so, als hätte er größere Sachen zu schleppen.
»Tut mir leid.« Ich zuckte die Achseln. »Ich habe was vor.«
»Mist. Okay. Dann versuche ich es bei Brayden und Colby.«
»Na dann, viel Erfolg heute.«
»Danke, Mann.«
Owen wandte sich zum Gehen, dann drehte er sich noch einmal um. »Übrigens habe ich Frick und Frack, die höllischen Teenager von der 410, gestern Abend wieder auf dem Dach erwischt. Diesmal hatten sie mehrere Eimer Wasser dabei und wollten sie arglosen Fußgängern auf den Kopf schütten.«
»Im Ernst? Vor zwei Tagen hat sich Mrs Martin von der 408 bei mir darüber beschwert, dass bei ihnen die ganze Nacht laute Musik lief. Als ich nach oben ging, um dem Spuk ein Ende zu bereiten, waren sie allein zu Hause. Ich dachte, ich hätte sie ein bisschen eingeschüchtert, aber das hat wohl nicht geklappt. Hast du die Mutter in der letzten Zeit gesehen?«
»Nein. Und wir haben diesen Monat auch keine Miete bekommen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Vom Alter her brauchen sie eigentlich kein Kindermädchen mehr, aber sie sind noch nicht alt genug, um allein zu leben. Ich schaue nachher mal, ob die Mutter da ist, und rede mit ihr.«
»Danke.«
Als ich die Tür schloss, fühlte ich mich wie ein Riesenstück Scheiße, weil ich mich gedrückt hatte. Das Letzte, was ich brauchte, war eine Begegnung mit Lala und ihrem Verlobten. Da sie gleich nebenan einzog, würde ich zwangsläufig mitbekommen, wenn sie kamen, und dann würde ich mich noch beschissener fühlen, wenn ich mich in meiner Wohnung versteckte. Deshalb musste ich mich aus dem Staub machen und suchte in meinen Kontakten nach jemandem, mit dem ich mich verabreden konnte. Ich musste nicht lange suchen.
Ich hatte mich bisher ein paarmal mit Anna getroffen, und erst letzte Woche war ich ihr zufällig in der U-Bahn begegnet. Sie hatte gesagt, ich solle ihr schreiben, und das tat ich jetzt. Ich lud sie zur Nachmittagsvorstellung ins Kino ein, obwohl ich keine Lust hatte, mir einen Film anzusehen. Sie antwortete schnell und begeistert, und ich fühlte mich umso mieser.
Weil ich bei Lalas Ankunft unbedingt aus dem Haus sein wollte, duschte ich kurz und beschloss, einen gemütlichen Spaziergang zu dem Kino zu machen, wo ich Anna in einer Stunde treffen wollte. Doch als ich aus der Haustür trat, gab es einen Tumult auf der Straße. Ein Mann stand schreiend und mit den Armen rudernd hinter seinem Auto, mit dem er vorwärts schon halb in eine Parklücke eingebogen war. Ein anderer Wagen, der rückwärts auf die Lücke zugesteuert war, stand schräg daneben. Erst als eine Frau aus diesem Wagen stieg und die Tür zuknallte, begriff ich, dass es Lala war, die hier angebrüllt wurde. Scheiße. Ich rannte hinüber, als der andere Fahrer auf sie zumarschierte.
»Hey.« Ich stellte mich schützend vor sie und hob die Hände. »Immer langsam, Kollege. Was ist hier los?«
Lala zeigte auf den Typen. »Ich wollte rückwärts in die Lücke fahren, und er ist plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht und will mir den Platz wegschnappen. Er war definitiv noch nicht hinter mir, als ich zurückgesetzt habe.«
Ich musterte den Mann. Er hatte eine Glatze, einen dicken Bauch und ein rotes Gesicht. »Hören Sie, die Lady zieht gerade in dieses Haus hier ein.«
»Ist mir doch schnuppe«, gab er zurück. »Ich habe die Lücke zuerst gesehen.«
Lala stemmte die Hände in die Hüften. »Haben Sie nicht!«
»Kommen Sie, Kollege. Auch wenn Sie zuerst da waren, können Sie nicht einfach ein Gentleman sein und ihr den Parkplatz überlassen?« Ich zeigte auf das Gepäck auf dem Rücksitz. »Sie hat eine Menge Zeug, das reingetragen werden muss.«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie können mich mal.«
»Sehr freundlich.« Ich schüttelte den Kopf. »Wie ich sehe, sind Sie ein richtiger Schatz.«
Lala öffnete die Heckklappe ihres Wagens. »Gut, wenn Sie nicht wegfahren, lasse ich mein Auto eben hier stehen und trage jetzt meine Kartons hoch. Ich habe ziemlich viele, und es wird eine Weile dauern – falls Sie warten wollen, bis ich fertig bin.«
»Äh, Lala.« Ich beugte mich zu ihr und raunte ihr zu: »Ich weiß nicht, ob du deinen Wagen so stehen lassen solltest.«
Sie schürzte die Lippen und zerrte einen Karton aus dem Auto. »Sei’s drum.«
Ich sah den Mann achselzuckend an. »Sie haben gehört, was die Lady gesagt hat.« Dann schnappte ich mir ein paar Kartons und ging mit Lala zur Haustür. Der Typ brüllte irgendwas von »abschleppen lassen«.
Lala drehte sich um und erwiderte: »Verpiss dich, Glatzkopf!«
Im Aufzug grinste ich sie an. »Das war echt krass.«
Sie stellte ihren Karton ab und zeigte mir ihre bebenden Hände. »Daran war wohl das Adrenalin schuld. Guck mal, wie ich jetzt zittere. Ich bin nämlich ein ziemlicher Feigling.«
Ich schmunzelte. »Da wäre ich nicht drauf gekommen.«
Auf unserer Etage angekommen, bedeutete ich Lala mit dem Kinn, als Erste auszusteigen. Und dann, auf halbem Weg den Flur hinunter, platzte der unterste Karton auf, den ich in den Armen hielt, und der gesamte Inhalt fiel heraus.
»Scheiße.«
Lala und ich stellten alles ab, und ich versuchte vergeblich, das Klebeband wieder anzudrücken, wo es sich gelöst hatte.
Ich schüttelte den Kopf. »Das hält nicht. Dieser Karton muss in die Mitte der anderen beiden, damit der Boden nicht auseinandergehen kann. Dann können wir die Sachen wieder reinpacken und schaffen es hoffentlich bis zu deiner Tür.«
»Gute Idee.«
Wir verstauten alles wieder in dem Karton und stellten den dritten obendrauf. Lala nahm ihren Karton, und wir machten fünf, sechs Schritte, dann gab dieses blöde Ding den Geist auf, und wieder lagen ihre Sachen am Boden.
»Oh nein!« Lala bückte sich. »Kann Klebeband schlecht werden?«
»Wenn es alt ist. Dann trocknet es aus und klebt nicht mehr. Wie alt ist denn das Klebeband, das du verwendet hast?«
Sie verzog das Gesicht. »Ich habe es in Ryans Schrank gefunden. Es war wahrscheinlich von der Aktion übrig, als wir ein paar Monate nach seinem Tod einen Teil seiner Kleidung gespendet haben.«
Oh, Mist. »Hast du es für alle Kartons genommen?«
Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe.
Ich schmunzelte. »Ich habe Packband in meiner Wohnung. Wir nehmen es gleich mit nach unten und bringen die anderen Kartons in Ordnung, bevor wir sie hochtragen.«
Wir packten den zweiten aufgeplatzten Karton neu und schafften es, unsere Ladung ohne weitere Probleme ins Apartment zu bringen.
Ich ging das Packband holen und kehrte kurz darauf wieder zurück. »Wollte Warren dir nicht beim Einzug helfen?«
»Er ist total im Stress wegen eines Projekts, und ich dachte, ich komme allein klar.«
Der dritte Minuspunkt für Dr. Nerd. Der zweite war der armselige Verlobungsring, den er ihr gekauft hatte, und der erste … Nun, der erste war seine pure Existenz.
Ich runzelte die Stirn. »Komm, wir gehen wieder runter.«
»Kann ich noch schnell zur Toilette?«
Ich zeigte auf die Tür. »Bitte.«
Während sie im Bad verschwand, ging ich nach nebenan und holte uns zwei Flaschen Wasser. Als sie herauskam, bot ich ihr eine an.
»Oh, vielen Dank. Ich habe einen Wahnsinnsdurst. Vor der Abfahrt habe ich nichts getrunken, weil ich nicht an einem Rastplatz anhalten und mein ganzes Zeug unbewacht lassen wollte.«
»Das war gut.« Ich öffnete die Flasche und trank ein paar Schlucke. »Bereit für die nächste Runde? Der nette Mann da unten kocht wahrscheinlich inzwischen vor Wut.«
Doch als wir aus dem Haus traten, grinste der Idiot über das ganze Gesicht. Seine gute Laune hatte sicher mit dem Abschleppwagen zu tun, auf den Lalas Auto gerade verladen wurde. Ich lief zu dem Kerl an der Kurbel.
»Hey, warten Sie, Mann. Die Eigentümerin des Wagens ist hier.« Ich zeigte auf den Verursacher des Problems. »Dieser Typ wollte ihr den Parkplatz wegnehmen und hat Streit angefangen. Wir waren höchstens zehn Minuten weg. Sie zieht in das Haus da ein, und ihre ganzen Sachen müssen nach oben. Haben Sie ein bisschen Verständnis. Wir fahren den Wagen weg, sobald sie ihn vom Haken lassen, versprochen.«
Der Fahrer des Abschleppwagens stemmte einen Fuß gegen die Stoßstange. »Ich weiß nicht, Officer Agostino, was meinen Sie? Soll ich Verständnis haben für die Dame hier?«
Das Sackgesicht lächelte boshaft. »Auf keinen Fall. Weg mit der Karre, Johnny.«
Oh, verdammt. Ich ließ den Kopf hängen. Das Arschloch ist ein Cop …
Ich seufzte und wandte mich an Johnny. »Können wir Ihnen nicht einfach den Einsatz bezahlen, und Sie lassen den Wagen wieder runter, und wir fahren ihn weg? Ersparen Sie uns doch wenigstens die Fahrt zum Abschlepphof.«
Der Fahrer sah den Cop erneut an. Der Blödmann schüttelte mit einem strahlenden Lächeln den Kopf, als hätte er sich lange nicht mehr so gut amüsiert.
Als der Fahrer Lalas Wagen aufgeladen hatte, gab er mir eine Visitenkarte. »Ich mache wahrscheinlich erst mal Mittag, das kann also eine Weile dauern.«
»Können wir wenigstens die Kartons herausnehmen, bevor Sie fahren? Das fliegt doch sonst alles im Wagen herum.«
»Das geht leider nicht.« Er ging nach vorn.
Ich sah Lala an. »Es tut mir leid.«
»Ist ja nicht deine Schuld.« Sie zeigte auf den Cop. »Sondern seine.«
Der Officer stieg mit einem selbstgefälligen Grinsen ein. »Ich wünsche euch beiden noch einen beschissenen Tag.«
Danach wurde es nicht besser. Lala und ich fuhren mit einem viel zu teuren Uber nach Brooklyn, um ihr Auto abzuholen. Aber als wir dort ankamen, war es noch nicht da. Fast eine Stunde später trudelte der verdammte Abschleppwagen endlich ein. Dann wollten wir bezahlen, aber Kreditkarten waren nicht erwünscht, und weder Lala noch ich hatten genug Bargeld dabei. Also mussten wir sechs Blöcke zum nächsten Geldautomaten laufen. Als wir mit den dreihundertfünfzig Dollar zurückkehrten, die unverschämterweise von uns verlangt wurden, wollte der Zuständige Lala den Wagen nicht übergeben, weil sie die Zulassung nicht dabeihatte. Und nachdem wir ihn schließlich davon überzeugt hatten, dass Lala keine Autodiebin war, die der Abschleppfirma ihre eigene elf Jahre alte Karre klauen wollte, sprang der Motor nicht an.
»Die haben dein Auto kaputtgemacht. Ich werde diesen Fahrer umbringen.« Ich wollte aussteigen, aber Lala hielt mich fest.
»Nein, das glaube ich nicht, Holden.« Sie schüttelte den Kopf. »Heute Morgen musste ich den Nachbarn bitten, mir Starthilfe zu geben. Er meinte, es sei wahrscheinlich die Lichtmaschine.«
»Oh. Verstehe.« Ich sah mich um, aber es war keine Menschenseele zu sehen. »Ich gehe schnell noch mal ins Büro und frage, ob uns jemand helfen kann. Bin sofort wieder da.«
Aber unsere Pechsträhne riss nicht ab. Der Wagen sprang nicht an, obwohl wir die Batterie aufluden und es eine halbe Stunde lang mit Starthilfe versuchten.
Schließlich klappte ich die Motorhaube von Lalas Auto zu und wischte mir die Hände an der Hose ab, bevor ich der Frau, die uns geholfen hatte, die Hand reichte. »Vielen Dank für Ihre Bemühungen. Kennen Sie hier in der Nähe einen Automechaniker, der einen nicht abzockt?«
Sie nickte. »Die Werkstatt Banner ist etwa anderthalb Kilometer die Straße hinunter auf der rechten Seite. Der Mann ist fair.«
»Könnten Sie den Wagen dorthin abschleppen?«
Sie schaute auf die Zeitanzeige ihres Handys. »Es ist Sonntag und fast achtzehn Uhr. Jetzt hat er zu. Ich kann den Wagen gleich morgen früh hinbringen lassen, aber ich muss es Ihnen in Rechnung stellen.«
Ich blies die Wangen auf und sah Lala an.
Sie zuckte die Achseln. »Was bleibt mir anderes übrig? Aber was ist mit meinen Kisten? Ich habe nicht mal eine Zahnbürste und Kleidung für die Arbeit für morgen.«
»Ich rufe Dylan an, den Bassisten meiner Band. Vielleicht kann er uns und das Gepäck abholen. Er wohnt in Brooklyn, und der Band-Transporter steht bei ihm in der Einfahrt.«
Dylan konnte uns tatsächlich helfen, doch bis wir zu Hause waren und alles ausgeladen hatten, war es schon fast halb neun.
Lala sah sich in ihrem vollgestellten Wohnzimmer um. »Könntest du bitte meine Nummer wählen? Ich habe keine Ahnung, wo mein Handy ist. Ich hoffe, ich habe es nicht im Transporter liegen gelassen.«
Ich hielt mein Telefon hoch. »Das würde ich ja machen, aber der Akku ist schon seit Stunden leer.«
Lala schlug sich die Hand vor den Mund und lachte. »Oh, mein Gott, Holden. Wenn ich nicht über diesen Tag lache, den wir hinter uns haben, dann müsste ich jetzt heulen.«
Ich lächelte. »Ein richtiger Scheißtag, was?«
»Ich habe einem Cop gesagt, er soll sich verpissen, und ihn Glatzkopf genannt!«
Wir mussten beide lachen, und ich wies mit dem Kopf zur Tür. »Komm, gehen wir zu mir. Ich suche das Ladekabel, damit wir dein Telefon finden können, und du holst uns ein kaltes Bier aus dem Kühlschrank.«
»Das klingt himmlisch. Danke.«
Doch kaum hatten wir Lalas Apartment verlassen, wurde mir klar, dass wir noch meilenweit von »himmlisch« entfernt waren: Eine Frau stand vor meiner Tür – eine Frau, die ich, wie mir komplett entfallen war, vor Stunden am Kino hätte treffen sollen.
Anna sah mich an, dann Lala. Sie presste ihre Lippen zusammen.
Mist, das wird jetzt ziemlich unschön.
»Du bist so ein Arschloch. Nicht zu fassen, dass ich extra hergekommen bin, weil mir Sorgen gemacht habe, dass dir etwas passiert ist, nachdem du mich sitzen gelassen hast und nicht ans Telefon gegangen bist.« Sie schaute zu Lala. »Genieß es für eine Nacht, denn mehr wirst du nicht kriegen.« Damit stürmte sie davon.
»Anna, warte! Entschuldige! Es ist etwas dazwischengekommen, und mein Handy war leer, und dann …«
Sie zeigte mir über die Schulter den Mittelfinger und ging einfach weiter.
»Das tut mir sehr leid«, sagte Lala. »Ich wusste nicht, dass du verabredet warst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Mein Fehler. Ich habe total vergessen, dass ich mit ihr ins Kino wollte.«
»Nett, dass du es auf deine Kappe nimmst, aber darf ich dich wenigstens zum Essen einladen? Es ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich deinen Tag durcheinandergebracht und dein Date ruiniert habe.«
»Nur wenn ich Bier und Wein beisteuern darf.«
Sie lächelte. »Abgemacht.«
Wir bestellten chinesisches Essen und aßen es gleich aus der Schachtel, während Lala auspackte und ich die Kartons zerlegte. Trotz der ganzen Schwierigkeiten an diesem Tag fühlte ich mich ihr heute so nah wie früher in unserer Jugend.
»Darf ich dich etwas fragen?«
»Klar. Wenn ich dich auch etwas fragen kann.« Sie hielt mir ihre Schachtel Hühnchen und Brokkoli hin. »Willst du den Rest? Ich bin satt.«
Ich sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Hast du reingespuckt?«
Sie stutzte. »Was? Nein!«
Ich nahm ihr schmunzelnd die Schachtel aus der Hand. »War nur ein Witz.«
Lala verdrehte die Augen, aber sie lächelte, als sie den letzten Karton mit dem Teppichmesser öffnete. »Was wolltest du mich fragen?«
»Warum hast du Owen angerufen, um nach dem Apartment zu fragen, und nicht mich?«
Lala erstarrte. »Äh … Ich weiß nicht. Wahrscheinlich war er der Erste von euch, auf den ich in meinen Kontakten gestoßen bin.«
Das ergab keinen Sinn, denn sowohl mein Vorname als auch mein Nachname kamen im Alphabet vor Owen. Doch sie vermied plötzlich den Augenkontakt, und weil ich nicht wollte, dass es wieder merkwürdig zwischen uns wurde, ließ ich das Thema auf sich beruhen.
»Du bist dran«, sagte ich.
»Hm?« Lala zog die Nase kraus. »Womit?«