Mensch und Zeit - Tanja Rüschenschmidt - E-Book

Mensch und Zeit E-Book

Tanja Rüschenschmidt

0,0

Beschreibung

Das Leben ist vielfältig. Doch unzählige Kleinigkeiten passieren, ohne das sie bewusst gesehen, gehört oder anderweitig bemerkt werden. Ein Gedicht über diese Dinge zu schreiben, ist ein wunderbares Mittel gegen das Nichtbeachten und das Vergessen. In »Mensch und Zeit« hat Tanja Rüschenschmidt all diese Kleinode gesammelt und bewahrt. Ein Spaziergang im Frühlingswald, eine rasante Schlittenfahrt im Winter oder eine ganz neue Blickrichtung in die Welt, weil man in eine Sackgasse geraten ist ..., das alles und noch vieles mehr werden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auf den Seiten dieses Buches finden. Feinsinnige Gedichte, manchmal gewürzt mit einer Prise Humor, die beweisen, dass Außergewöhnliches nicht nur in der großen weiten Welt zu finden ist, sondern auch hier bei uns, direkt vor und hinter der eigenen Haustür.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 63

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Genieße jeden Augenblick,

laut lachend oder stumm.

Genieß auch diesen Augenblick,

denn jetzt schon ist er um.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Daheim und unterwegs

Durch das Jahr

Krampenroder Wandertag

Mensch und Zeit

Über die Autorin

Alphabetisches Verzeichnis der Gedichte

Vorwort

Schon während meiner Schulzeit schrieb ich lieber kurze Gedichte als lange Texte. Auch viele meiner Freundinnen und Freunde erhielten aus dem Urlaub gereimte Urlaubspostkarten, und mit der Zeit füllten sich einige Notizhefte mit meinen Gedichten. Ganz egal, ob man mit dem Hund im Wald spazieren geht, ob man mit dem Fahrrad die Umgebung erkundet oder einen Einkaufsbummel durch die Stadt macht, überall begegnen einem Menschen, Tiere, Landschaften und Gedanken, über sie es sich zu schreiben lohnt.

Diese kleinen Geschichten und Erlebnisse streifen meist nur kurz unseren Sinn und verschwinden dann wieder. Sie festzuhalten in unserer wunderschönen Sprache, ihnen Reim und Rhythmus zu geben und so lange an ihnen zu feilen, bis sie sich gut lesen lassen, das bereitet mir große Freude.

Ich hoffe, diese Freude kann man beim Lesen der Gedichte spüren.

Bedanken möchte ich mich herzlich bei Elke Diestelhorst für die wunderbaren Bilder, die sie für dieses Buch gezeichnet hat.

Tanja Rüschenschmidt

Daheim und unterwegs

Die Standuhr

Die große Uhr, die im Wohnzimmer steht,

erinnert daran, wie die Zeit vergeht.

Viermal die Stunde schlägt sie an,

viermal ertönt ihr Glockenklang.

Dann ist eine ganze Stunde vorbei,

das geht so schnell, fast wie Zauberei:

Die Zeit, die gerade im Sande verrann,

gehört schon jetzt der Vergangenheit an.

Es war ein kleiner Teil meines Lebens,

hab ich ihn genutzt oder war er vergebens?

Das kann ich nicht sagen, ich weiß es nicht,

ich schrieb in der Zeit an diesem Gedicht.

Im stillen Haus

Ein Mensch ist ganz allein zu Haus,

denn alle andern gingen aus.

Nun schließt er alle Türen zu,

genießt die viel zu selt’ne Ruh’.

Er kocht sich eine Tasse Tee

und setzt sich auf sein Kanapee.

Er tut, was Menschen halt so tun,

haben sie Zeit, sich auszuruh’n.

Kein’ Laut hört er um sich herum,

das ganze Haus ist still und stumm.

Doch schon nach einer kurzen Zeit,

ist er sie leid, die Einsamkeit.

Da dreht ein Schlüssel in der Tür:

Die anderen sind wieder hier,

sie drängeln und poltern und wuseln ins Haus

und breiten in alle Räume sich aus.

Mit ihrem Erzählen, Schimpfen und Lachen,

mit Musik hören und Scherze machen,

kommt Leben in das Haus zurück –

so ein Glück.

Apfelkuchen

Einen Kuchen will ich backen,

süß und fruchtig soll er sein,

darum kommen gute Sachen

wie Butter, Honig und Eier hinein.

Mehl natürlich, Schokolade,

Äpfel frisch vom Apfelbaum,

zusammenrühren, in den Ofen,

oh, es duftet wie im Traum.

Goldbraun ist er und riecht so lecker,

ein bisschen Sahne noch dazu,

schon haben ein paar Schleckermäuler

ihn ruckzuck weggeputzt im Nu.

Nur ein paar Krümel bleiben über,

die kriegt unser kleiner Hund,

denn ein ganzes Stück vom Kuchen,

das wär’ für ihn zu ungesund.

Später Besuch

Ich komme aus der Welt nach Haus

und ziehe Schuh’ und Mantel aus.

Ich möchte nichts mehr sehen, nichts hören

und niemand soll den Frieden stören.

Ich nehm’ mir Tee und Buch daher,

ansonsten brauch ich heut nichts mehr.

Doch es klingelt an der Tür,

es will noch jemand was von mir.

»Ach, du bist es, dann komm herein,

ich gieß dir auch ein Tässchen ein.«

Wir reden, trinken Tee dabei,

so geht der Abend schnell vorbei.

Und als du gehst, da wird mir klar,

wie schön die Zeit mit dir doch war:

Wie gut, dass du gekommen bist,

da war mein Abend nicht so trist.

Wenn die Kinder ausziehen

Kleine Kinder werden groß,

ziehen in die Welt hinaus.

Die Eltern sitzen dann allein

im großen, leeren Elternhaus.

Genießen kurze Zeit die Stille,

doch dann kommt schon die Einsamkeit,

schleicht ganz leise durch die Türen,

macht sich in jedem Zimmer breit.

Kein Lachen und Trampeln auf den Treppen,

in den Fluren kein Geschrei,

sind die Kinder ausgezogen,

ist solch ein Trubel auch vorbei.

Doch bis unsere Kinder gehen,

vergeht bestimmt noch ganz viel Zeit,

denn für ein großes, leeres Haus

bin ich noch lange nicht bereit.

Die Zeiger der Standuhr

Der Sekundenzeiger auf der Uhr

läuft ständig seine Runde,

immerzu den gleichen Kreis,

sechzigmal die Stunde.

Und nach jeder Runde geht

auch der Minutenzeiger einen Schritt,

sechzigmal in einer Stunde

geht er ein kleines Stückchen mit.

Der Stundenzeiger dreht sich auch,

das tut er ohne Eile,

bis sich sein Kreis geschlossen hat,

das dauert eine Weile.

Auch wenn sie Teil der Standuhr sind,

sie dürfen niemals stehen.

Damit kein Mensch die Zeit verpasst

müssen sie sich stetig drehen.

Ein entspannter Tag

Ohne Hast und ohne Eile,

endlich Zeit für Langeweile.

Und es hat auch das Gewissen

heute noch nicht zugebissen.

Ganz entspannt ist dieser Tag,

so, wie man ihn gerne mag.

In der Hängematte

Ganz sachte geht es hin und her,

hin und her,

hin und her,

wie die Wellen auf dem Meer,

immer hin und her.

Und es schaukelt auch mein Sinn,

her und hin,

her und hin,

bis ich fast am Schlafen bin,

immer her und hin.

Lock-down

Herrlich ruhige Lock-down-Zeit,

wo bist du nur geblieben?

Gemütliche Stunden im Garten zu Haus,

mit denen, die wir lieben.

Wir beide und die Kinder nur,

sonst blieben wir allein,

und niemand musste noch mal los,

wir waren viel daheim.

Jetzt sind wir wieder unterwegs,

Termin folgt auf Termin.

Und weil wir nichts verpassen wollen,

gehen wir zu jedem hin.

Immer sind wir überall

und unser schöner Garten

steht ganz allein und einsam da,

muss immer auf uns warten.

Das elektrische Licht

Zwischen Tag und jungem Morgen

erlebt die Welt eine düstere Zeit.

Zwischen Tag und jungem Morgen

regiert bei uns die Dunkelheit.

Sie fällt am Abend auf die Erde,

breitet übers Land sich aus,

sie verschlingt das, was wir mögen,

den Wald, den Garten und das Haus.

Höllenschwärze jede Nacht,

das gefiel den Menschen nicht,

drum erfand einst ein Erfinder

für alle das elektrische Licht.

Geht nun das Tageslicht zur Neige,

die Dunkelheit kommt wieder ran,

kann das uns Menschen nicht mehr stören:

Wir schalten, knips, die Lampen an.

Nachts um drei Uhr siebzehn

Plötzlich bist du wach geworden,

und das mitten in der Nacht,

denn irgendetwas hat im Hause

ein seltsames Geräusch gemacht.

All deine Sinne sind gespannt,

besonders deine Ohren lauschen,

doch was sie alleine hören,

ist im Baum das Blätterrauschen.

Eine kleine Mücke summt

im Dunkeln rum um dein Gesicht,

das aber hat dich nicht geweckt,

die kleine Mücke war es nicht.

Sonst ist alles still im Haus,

nur der Wind weht leis’ im Baum.

Vielleicht war das Geräusch nicht hier,

vielleicht war es in deinem Traum?

Ja, ganz bestimmt, das ist die Lösung,

so wird es wohl gewesen sein.

Noch einmal lauschst du in das Dunkel,

dann schläfst du müde wieder ein.

Der Blumenstrauß

Ein schöner Gruß von Mensch zu Mensch,

das ist ein Blumenstrauß.

Doch irgendwann riss irgendwo

ein Mensch die Blumen aus.

Es wuchs so schön am Wegesrand

und auch im Blumenbeet,

was jetzt, vom Leben abgetrennt,

in einer Vase steht.

Die Blumen haben einst geblüht,

Insekten zu ernähren

und, damit die Pracht besteht,

sich selber zu vermehren.

Jetzt stehen sie da und welken nur

ganz langsam vor sich hin

und fragen selbst im Untergang

noch nach des Lebens Sinn.

Die Menschen schauen beim Verblühen

den schönen Blumen zu,

die zum Schluss im Biomüll

gehen zur letzten Ruh’.

Jeden Tag die gleiche Frage

Jeden Tag die gleiche Frage:

Was kommt heut’ Mittag auf den Tisch?

Hähnchenschenkel, Schweinsrouladen