Methoden zur Bewertung von IT-Projekten - Roman Hinka - E-Book

Methoden zur Bewertung von IT-Projekten E-Book

Roman Hinka

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich BWL - Controlling, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit versucht die Frage zu beantworten, welche Bewertungsmethode ein Entscheidungsträger benutzen kann, wenn er ein IT-Projekt implementieren und in wirtschaftlicher Sicht beurteilen möchte. Die Aufgabe ist komplex, da die Informationstechnologien sowie der Implementierungsprozess sich von den anderen Investitionsgütern wesentlich unterscheiden. IT-Projekte treten meist als ein komplementärer Produktionsfaktor auf, dessen materielle und immaterielle Nutzen sogar ex-post noch schwer zu erfassen sind. Die Kosten eines IT-Projektes sind inhomogen und größtenteils irreversibel, sodass die Fehlerrate hoch ist. Noch eine wichtige Eigenschaft ist die hohe Unsicherheit, die den Nutzen sowie die Kosten des Projektes sowohl mindern als auch steigern kann. Zur Analyse werden die DCF-Methode und der Realoptionen-Ansatz herangezogen. Die Aufmerksamkeit für die DCF-Methode ist durch ihre breite Anwendung in der Investitionsplanung bedingt. Es werden in erster Linie die grundlegenden Prinzipien und impliziten Annahmen untersucht, die den Informationsgehalt des NPV-Wertes in Bezug auf die Eigenheiten des IT-Projektes determinieren. Große Aufmerksamkeit wird auch dem Diskontierungssatz und den erwarteten Cashflows als Kernvariablen der Methode gewidmet. Die Arbeit konzentriert sich nicht nur auf die Eigenschaften, die einen exklusiven Einfluss auf IT-Projekte haben, sondern berücksichtigt auch die Unternehmenspraktiken, die auch für die anderen Investitionsgüter gelten. Der Realoptionen-Ansatz ist eine relativ neue Methode, die zurzeit eher kontrovers beurteilt wird, aber ihre Befürworter räumen ihm eine dominante Position bei der Bewertung riskanter Investitionen wie IT-Projekte ein. Der Ansatz erweitert den traditionellen NPV um den Wert von Realoptionen, die die Flexibilität des Managements bei Risikosteuerung darstellen. In der Arbeit werden zuerst die theoretischen Grundlagen des Ansatzes dargelegt, wie Begriff, Arten und Bewertungsmodelle für Realoptionen. Die Analyse von Annahmen und Variablen wird in Bezug auf das Black-Scholes-Modell durchgeführt, weil die vorhandenen Fallstudien sich auf die IT-Projekte nur mit einer Realoption begrenzen. Jedoch wird auch eine gewisse Aufmerksamkeit den zusammengesetzten Realoptionen geschenkt, da sie ein großes Potenzial für praktische Probleme besitzen.

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Inhaltsverzeichnis
1. IT als Investitionsgut
1.1. Definition des IT-Projektes
1.2. Kostenstruktur des IT-Projektes
1.3. Quantitative und qualitative Aspekte der Nutzenermittlung
1.4. Arten von IT-Risiken
2. Bewertung von IT-Projekten mit der NPV-Methode
2.1. Grundlagen von NPV
2.2. Bewertung von IT-Nutzen
2.2.1. Bewertung von immateriellem Nutzen
2.2.2. Berücksichtigung der Volatilität von IT-Nutzen
2.3. Bewertung von IT-Kosten
2.4. Bewertung von IT-Risiken
3. Bewertung von IT-Projekten mit dem Realoptionen-Ansatz
3.1. Definition und Wertgrundlage von Realoptionen
3.2. Klassifikation von Realoptionen
3.3. Methoden für die Optionsbewertung
3.3.1. Modelle zur Bewertung von einfachen Realoptionen
3.3.2. Modelle zur Bewertung von zusammengesetzten Realoptionen
3.4. Bewertung von IT-Nutzen im Realoptionen-Ansatz
3.5. Bewertung von IT-Kosten im Realoptionen-Ansatz
3.6. Bewertung von IT-Risiken im Realoptionen-Ansatz

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Einführung

Diese Arbeit versucht die Frage zu beantworten, welche Bewertungsmethode ein Entscheidungsträger benutzen kann, wenn er ein IT-Projekt implementieren und in wirtschaftlicher Sicht beurteilen möchte. Die Aufgabe ist komplex, da die Informationstechnologien sowie der Implementierungsprozess sich von den anderen Investitionsgütern wesentlich unterscheiden. IT-Projekte treten meist als ein komplementärer Produktionsfaktor auf, dessen materielle und immaterielle Nutzen sogar ex-post noch schwer zu erfassen sind. Die Kosten eines IT-Projektes sind inhomogen und größtenteils irreversibel, sodass die Fehlerrate hoch ist. Noch eine wichtige Eigenschaft ist die hohe Unsicherheit, die den Nutzen sowie die Kosten des Projektes sowohl mindern als auch steigern kann.

Zur Analyse werden die DCF-Methode und der Realoptionen-Ansatz herangezogen. Die Aufmerksamkeit für die DCF-Methode ist durch ihre breite Anwendung in der Investitionsplanung bedingt. Es werden in erster Linie die grundlegenden Prinzipien und impliziten Annahmen untersucht, die den Informationsgehalt des NPV-Wertes in Bezug auf die Eigenheiten des IT-Projektes determinieren. Große Aufmerksamkeit wird auch dem Diskontierungssatz und den erwarteten Cashflows als Kernvariablen der Methode gewidmet. Die Arbeit konzentriert sich nicht nur auf die Eigenschaften, die einen exklusiven Einfluss auf IT-Projekte haben, sondern berücksichtigt auch die Unternehmenspraktiken, die auch für die anderen Investitionsgüter gelten. Der Realoptionen-Ansatz ist eine relativ neue Methode, die zurzeit eher kontrovers beurteilt wird, aber ihre Befürworter räumen ihm eine dominante Position bei der Bewertung riskanter Investitionen wie IT-Projekte ein. Der Ansatz erweitert den traditionellen NPV um den Wert von Realoptionen, die die Flexibilität des Managements bei Risikosteuerung darstellen. In der Arbeit werden zuerst die theoretischen Grundlagen des Ansatzes dargelegt, wie Begriff, Arten und Bewertungsmodelle für Realoptionen. Die Analyse von Annahmen und Variablen wird in Bezug auf das Black-Scholes-Modell durchgeführt, weil die vorhandenen Fallstudien sich auf die IT-Projekte nur mit einer Realoption begrenzen. Jedoch wird auch eine gewisse Aufmerksamkeit den zusammengesetzten Realoptionen geschenkt, da sie ein großes Potenzial für praktische Probleme besitzen.

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Die Bewertungsmethoden, die zum Kern andere als finanzielle Kriterien, z. B. Gewichtungsfaktoren, Expertenbefragung usw. haben, werden in der Arbeit nicht berücksichtigt wegen ihrer hoher Anfälligkeit für subjektive Verzerrungen der Ergebnisse. Auch wird die Problematik der ex-post Bewertung von IT-Projekten ausgelassen. Sie versucht einen funktionalen Zusammenhang zwischen IT-Kosten und IT-Nutzen festzustellen, hat bisher aber keinen bemerkenswerten Erfolg zu verzeichnen. Die strategischen Realoptionen, deren Wert an der Beschaffung neuer

Investitionsmöglichkeiten in der Zukunft liegt und die die Analyse des IT-Portfolios eines Unternehmens erfordern, werden wegen der Vorschriften hinsichtlich des Umfanges für die Diplomarbeit nicht berücksichtigt.

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1. IT als Investitionsgut

IT unterscheiden sich von anderen Investitionen durch folgende Merkmale:11. Ihr Nutzen ist nur schwer zu erfassen;

2. Kosten und Nutzen von IT sind mit Unsicherheiten hinsichtlich ihrer Größe und Ungewissheit ihrer Eintrittwahrscheinlichkeiten verbunden; 3. Der Technologielebenszyklus beeinflusst die Ausprägungen von Kosten und Nutzeneffekten;

4. Die Einführung neuer IT betrifft die Ablauf- und Aufbaustruktur der

In der modernen Wirtschaftsliteratur gibt es zurzeit keinen allgemeinen Begriff für Informationstechnologien als Investitionsgut2. Häufig bedient man sich des eher technischen Begriffes, der die Informationstechnologien als einen Satz von miteinander gebundenen computerbasierten Komponenten definiert, die Informationen zum Zwecke der Entscheidungs- und Kontrollunterstützung in einem Unternehmen sammeln bzw. gewinnen, verarbeiten, speichern und verteilen3. Jedoch scheint solche Definition des Untersuchungsgegenstandes unzureichend zu sein, weil sie die Fehlinterpretation wecken kann, dass es sich lediglich um die Beschaffung und Instandsetzung von Rechner und Software handelt, was allerdings nur ein Teil der Realität ist. Informationssysteme bestehen aus unzähligen Verbindungen unter verschiedenen Geschäftsprozessen und Datenflüssen, die sicherstellen, dass Daten aus einem Geschäftsbereich von einem anderen erreichbar sein können; sie helfen, überflüssige Aktivitäten zu vermeiden und bessere Entscheidungen zu treffen. Um das zu erreichen, muss man auf die gewaltigen organisatorischen Veränderungen eingehen.4Informationen, die früher von verschiedenen Systemen und verschiedenen Abteilungen und Funktionsbereichen bereitgestellt wurden, müssen nun integriert und für das ganze Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Die Geschäftsprozesse müssen eng integriert, die Arbeitsaufgaben neu gestaltet und neue Prozesse geschaffen werden. Die Mitarbeiter sind normalerweise unvorbereitet, ihre neue

1Vgl. Schumann (1993), S. 168.

2Aufgrund keiner klaren theoretischen und praktischen Trennung oder Widerspruch werden die Begriffe IT

und Informationssysteme in dieser Arbeit synonym verwendet.

3Laudon und Laudon (2004), S. 14.

4Vgl. Robey u. a. (2002), S. 37f.

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Rolle einzunehmen. Die Organisationsmitglieder müssen sich das Wissen über die neuen Unternehmensregeln und Geschäftsprozesse aneignen sowie gleichzeitig das, was sie bisher anzuwenden gewohnt waren „verlernen“. Somit muss man die Investitionen in Technologie im Kontext eines komplexen Implementierungsprojekts betrachten5.

1.1. Definition des IT-Projektes

Der Begriff „Projekt“ beinhaltet zeitlich befristete außergewöhnliche Aufgaben, die relativ komplex und neuartig sind.6Projekte sind oft einmalig und benötigen funktionsübergreifendes Wissen. Ein IT-Projekt kann in folgenden Investitionsstufen vollzogen werden:7

-Anfang: die Investition existiert als eine Möglichkeit (wahrscheinlich als Ergebnis einer früheren Investition);

-Wahrnehmung: die Investition wird als realisierbar wahrgenommen;

-Aufbau: die Investition wird durchgeführt;

-Betrieb: die Investition ist in Betrieb genommen und produziert direkt messbare sowie indirekte Erträge;

-Veralterung: die Vermögenswerte und Funktionalitäten der IT-Investition werden obsolet.

Van der Zee behauptet, dass die IT-Investitionen gemäß den Organisationszielen bewertet sein sollen.8Er unterscheidet fünf Typen oder Klassen der IT-Investitionen angesichts ihrer Verwendungszwecke in Unternehmen. Der erste Typ bezeichnet obligatorische Investitionen, erzwungen von behördlichen Vorschriften oder notwendig für den internen Geschäftsablauf in Unternehmen oder die IT-Anwendungen, die für die weitere Wettbewerbsfähigkeit entscheidend sind. In diesem Fall geht es um die Investitionen auf die ein Unternehmen eingehen muss, um zu überleben. Bei der Investitionsplanung wird große Aufmerksamkeit dem möglichst kostengünstigen Erwerb notwendiger IT Anwendungen geschenkt.

Den zweiten Typ bilden die IT-Investitionen, deren Ziel der Abbau und/oder das Vermeiden von Betriebs- und Arbeitskosten sowie die Überwachung der

5Vgl. Brynjolfsson und Hitt, (1998), S. 52.

6Vgl. Krüger (1993), Sp. 3559.

7Vgl. Benaroch (2002), S. 52.

8Vgl. Van der Zee (2002), S. 35ff.

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Geschäftsprozesse ist. Ihr Wertbeitrag kann durch die Kosten, Qualität und Geschwindigkeit von internen Geschäftsprozessen ermittelt werden. Die dritte Klasse, die strategischen IT-Investitionen, bezwecken den nachhaltigen Wettbewerbsvorteil durch Neugestaltung von Geschäftsprozessen, dem Geschäftsumfeld und dem Geschäftsumfang. Die Kosten-Nutzen-Analyse muss in diesem Fall um das Risiko des organisatorischen und technologischen Scheiterns erweitert werden. Die Kriterien des langfristigen Erfolges, der strategischen Angemessenheit und des Wettbewerbsvorteils müssen auch berücksichtigt werden. Es sei zu betonen, dass bei diesem Typ der IT-Investitionen das Urteil der Unternehmensleitung eine kritische Rolle spielt.9

Die vierte Klasse, die IT-Infrastruktur, bringt keine unmittelbaren Erträge, aber ermöglicht technisch die Erzielung von Erträgen von anderen Anwendungen. Es ist unmöglich den unmittelbaren Wert der Infrastruktur zu berechnen, weil er auf den Wert der von auf ihr aufgebauten Anwendungen bedingt ist.

Die fünfte Klasse ist die IT-Forschung, sie erlaubt dem Unternehmen mit dem technischen Fortschritt Schritt zu halten. Die Forschungsprojekte werden normalerweise pauschal finanziert und die Summe des Budgets sowie die Forschungsziele werden aus geschätzten zukünftigen Bedürfnissen der Organisation abgeleitet.