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Ein neues spannendes Ferienabenteuer mit Millie – auch für Couchreisen bestens geeignet! Häuser mit schnörkeligen Giebeln an Grachten, blauer Himmel und die leckeren Waffeln mit Karamellgeschmack! Hmmmmmm! Millie gefällt es in Amsterdam. Sie gewöhnt sich schnell an die klingelnden Fahrräder, die überall um die Ecke gesaust kommen. Nur ihre kleine Schwester Trudel nervt manchmal, aber im Rijksmuseum haben sie viel Spaß miteinander, als sie auf den Bildern von Rembrandt die Zutaten für Pfannkuchen suchen. Und die Bootsrundfahrt auf den Kanälen und der Besuch des Keukenhofs mit seinen Millionen von bunten Tulpen sind auch toll. Vor allem weil es überall so leckeres Eis gibt. »Ik hou van Amsterdam – Ich liebe Amsterdam« wird Millie am Ende ihrer Reise sagen. Mit Stadtplan und Millies Spezial-Amsterdam-Lexikon und vielen farbigen Bildern von Gitte Spee
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Seitenzahl: 143
Dagmar Chidolue
Millie in Amsterdam
Mit farbigen Bildern von Gitte Spee
FISCHER E-Books
Millie erzählt ihren Freunden Gus und Wulle, dass sie Ende der Woche nach Holland fahren wird. Natürlich mit Mama, Papa und Trudelchen, ihrer kleinen Schwester. Es geht nach Amsterdam! Am Donnerstag fahren sie los. Dann beginnt ein verlängertes Wochenende. Wegen Feiertag! Und danach haben die Lehrer auch noch Schulkonferenz. Also fünf Tage, um Juhu zu machen! Juppheidi und Juppheida!
»Amsterdam? Holland?«, fragt Gus blöd nach. »Da laufen die Leute nur in Holzpantoffeln rum.«
»Ehrlich?«
»Meinst du, ich denke mir das aus?«
Ja, das hat Millie gedacht. Weil Gus ein Großmaul ist, eine richtige Schnullipflaume, und oft Sachen sagt, die gar nicht stimmen.
»Und ich weiß auch, wie die Holzpantoffeln auf Holländisch heißen«, behauptet er.
»Sag mal!«
»Was krieg ich dafür?«
Ist Gus bescheuert?
Millie will’s gar nicht wissen. Sie wartet ab. Soll er doch am Holzpantoffel ersticken!
Gus wartet auch ab. Weil aber von Millie nichts weiter kommt, öffnet er schließlich seine Klappe.
»Die Schuhe heißen Klompen. Damit du’s weißt.«
Ja, jetzt weiß sie’s. Sie wird den Leuten mal auf die Füße schauen, wenn sie in Amsterdam ist. Ob sie wirklich alle Klumpenschuhe tragen.
»Und sie essen den lieben langen Tag nichts als Fisch«, macht Gus weiter und grinst. Er weiß genau, dass Millie keinen Fisch mag. Er will sie bestimmt nur ärgern.
Wulle mischt sich ein: »Ich weiß nur, dass der Käse aus Holland kommt.«
Ach, Wulle, und auch sonst noch woher!
Holländischen Käse kennt Millie natürlich. Der ist lecker. Jetzt weiß sie wenigstens, dass sie in Amsterdam nicht verhungern wird. Käsebrötchen könnte sie jeden Tag essen. Und nun hat sie tatsächlich Hunger und geht lieber nach Hause. Außerdem muss sie sich manchmal um ihre kleine Schwester kümmern. Sonst macht Trudel Theater. Das kann man nämlich nicht gut aushalten. »Tschüs, du Schnullipflaume«, traut sich Millie zu sagen und hat sich schon umgedreht.
»Was hast du gesagt?«, ruft Gus ihr nach.
»Nix«, sagt Millie. Es ist nur im Moment ihr Lieblings-Schimpfwort. Ärger mit Gus kann sie jetzt nicht gebrauchen. Die beiden Jungs sollen sich mal mit sich selber beschäftigen. Oder sich zoffen. Ist Millie egal.
Mama und Papa haben entschieden, mit der Bahn nach Amsterdam zu fahren. Das ist die größte Stadt in Holland. Eigentlich heißt das Land gar nicht Holland, sondern Niederlande. Aber alle Leute sagen nur Holland. Die größte Stadt ist auch die berühmteste Stadt im Land. Und die Hauptstadt. Doch die Leute, die das Sagen haben – die Regierung und der König und die Königin –, die leben eigentlich in Den Haag. Den Haach! Wenn sie in Amsterdam weilen, dann sind sie dort nur zu Besuch. Wie Millie.
Zug fahren ist prima. Millie und Trudel stehen im Abteil am Fenster und schauen hinaus. Und sobald sie in Holland sind, huschen draußen unendlich große Tulpenfelder an ihnen vorbei. In allen Ostereier-Farben: Weiß, Gelb, Orange, Rosa, Rot und Lila. Und mit Blüten, die sogar Fransen haben und gefüllt oder ungefüllt sind und dick, dünn, fett und schlank sein können. Die eleganten Tulpen sehen mit ihren grünen Blättern auf den Stängeln aus wie Balletttänzerinnen.
Trudelchen sagt: »Sssöne Nulpm!«
»Tulpen!«, verbessert Millie.
»Jaha«, sagt die kleine Schwester, »sssöne Nulpm!«
Trudel ist auch eine Schnullipflaume. Eine, die sich das Lispeln noch nicht abgewöhnen konnte!
Schlagartig hören die Blumenfelder auf. Hin und wieder sieht Millie eine Windmühle. Leider kann sie nicht hören, ob die Mühlen klappern. Nee, tun sie nicht! Die Mühlenflügel bewegen sich nämlich keinen Millimeter. Da kann Trudel vom Abteil aus so viel und so heftig pusten, wie sie will. Sie ärgert sich.
»Pussste mal, Millie!«, fordert sie ihre große Schwester auf. Ihre Zunge flutscht zwischen den Zähnen raus. »Mach maaa! Pussste!«
Na, so schon gar nicht!
Vom Zugabteil aus kann Millie niemanden in Klumpenschuhen sehen. Und der Bahnbeamte, der die Fahrkarten kontrolliert, trägt auch keine. Gus spinnt!
Was? Sie sind bereits in Amsterdam? Dann geht’s ja raus aus dem Zug! Rucksack auf den Rücken, Trolleys runter von der Gepäckablage … und ab die Post!
Gut, dass sie nicht mit dem Auto hierhergereist sind. Man kann in Amsterdam gar nicht parken! Alle Plätze sind vollbesetzt … von Fahrrädern. Autos gegen Fahrräder … die Räder haben gewonnen! Wow!
Wo müssen sie überhaupt hin? Mama studiert den Stadtplan. »Lass mich mal gucken«, fordert Millie sie auf. Auch Trudel zieht kräftig am Faltplan. Als ob sie eine Landkarte verstehen würde! Trudel macht das Papier noch kaputt, so sehr reißt sie dran.
»Na, na, na«, ermahnt Mama sie.
»Nur gucken«, sagt die kleine Schwester.
Sie ist doch zu dumm zum Gucken! Öhhh … zu klein zum Verstehen.
Auf der Karte sieht Amsterdam aus wie eine halbe Geburtstagstorte. Die Tortenstücke kann man auch erkennen … Straßen und Kanäle schneiden die halbe Torte durch. Leicht zu kapieren. Verlaufen kann man sich gar nicht.
Wenn man an Torte denkt, bekommt man Hunger! Ganz plötzlich! Millie hat schon entdeckt, dass es ganz in der Nähe vom Bahnhof was zu essen gibt. Pommes! Hoffentlich mit lecker Majonäse! Das Schild, das Millie anlockt, ist von weitem zu sehen: Vlaams Friteshuis Vleminckx.
Mama? Papa?
Mama seufzt, und Papa verdreht die Augen. Mit leerem Magen kann man einfach nicht die Stadt erforschen! Nicht mal das Hotel finden!
»Aufpassen!«, mahnt Papa. »Hier haben die Fahrräder Vorfahrt!«
Ja, Papa.
Millie hat ihren Rucksack geschultert und geht voran. Links gucken, rechts gucken, links gucken … so, wie sie es immer macht. Weg frei! Und weiter: Links gucken, rechts gucken, links gucken … Weg frei. So schafft die ganze Familie den Weg über die Gleise, die Kanalbrücke, die Busfahrspuren und …
Plötzlich ist Millie rettungslos verloren. Gerade noch hat sie den ersten Schritt auf einen Fußgängerüberweg gemacht … Da ist doch ein Zebrastreifen! Und weit und breit war nichts zu sehen! Aber gleich nach diesem ersten Schritt klingelt und bimmelt es vor ihr, hinter ihr und neben ihr wie verrückt. Sie ist von Fahrrädern umzingelt! Umklingelt! Umbimmelt! Es gellt in ihren Ohren! Es sind bestimmt Hunderte von Fahrradfahrern. Männer in kurzen und langen Hosen, Frauen in kurzen und langen Hosen und kurzen und langen Röcken. Der eine oder andere Rock ist so knapp, dass Millie die Unterhose sehen kann. Aha: Fast alle Frauen mit den sehr kurzen Röcken tragen schwarze Unterwäsche. Das ist interessant. Nur hört die unendliche Fahrradlawine nicht auf. Sie rollt und rollt um Millie herum, dass ihr fast schwindelig wird. Sie muss aufhören, hinzusehen und schließt die Augen.
»Bleib stehen!«, ruft Mama, und Trudel muss es ihr gleich nachmachen: »Ssstehn beibn! Millie!!! Du sssollsst ssstehen beibn!«
Sowieso. Millie ist nicht so blöd, sich mit einer Horde Fahrradfahrern anzulegen! Und nach einer Weile erstirbt schlagartig das Geklingel und Gebimmel. Weg frei? Millie kann die Augen öffnen.
Ach so! Hier gibt es eine Fahrradampel! Die hat den Radfahrern Grün angezeigt. Millie hätte vor dem Zebrastreifen stehen bleiben sollen. Hat sie nicht gewusst! Hat sie nicht gesehen! Weiß sie aber jetzt und für alle Zukunft! Denn so ein ohrenbetäubendes Klingeln möchte sie nicht noch einmal hören. Vor Schreck hätte sie sich fast in die Hose gemacht! Schnell auf die andere Seite! Zu schnell! Millie stolpert über die niedrige Bordsteinkante. Sie knallt hin, und zwar auf die Knie. Sie stützt sich mit den Händen ab. Oh, oh … die rechte Hand schmerzt. Mama, guck doch mal.
Zunächst hilft Papa ihr, sich aufzurichten. Er schaut sich die Hand an. Alle schauen sich die Hand an. Sogar Trudel muss gucken! Millie hat sich schwer verletzt. Da muss ein blödes Steinchen gelegen haben, und ausgerechnet darauf muss Millie sich mit der Hand abgefangen haben. Es blutet! Nicht viel, aber immerhin.
Schitti!!!
»Das fängt ja gut an«, meint Mama. »Tz, tz, tz, tz.«
Kram lieber ein Pflaster aus deiner Tasche, Mama! Sie pustet erst einmal den Staub von Millies Handfläche und tupft das Blut mit einem Stofftaschentuch ab. Das reicht nicht, Mama! Her mit dem Pflaster!
Toll … es ist ein Pflaster für große Leute. Nicht so ein Kinderkikikram-Pflaster mit einer Giraffe drauf oder einem Leoparden. Trudel schaut ehrfurchtsvoll auf Millies Hand. Guck du nur! »Geht dir ssslecht?«, fragt sie und fügt hinzu: »Sssöne Ssseissse.«
Papa und Mama sehen sich nur kurz, doch sehr bedeutungsvoll an. Tz, tz, was diese Kinder im Kindergarten so lernen!
Hat Millie eigentlich geheult? Nee!
Jetzt ist alles gut. Nun gibt es endlich die ersehnte Tüte Pommes. Für Millie … Patat met oder Patat zonder? Für Trudel Patat met oder Patat zonder?
»Met!«, ruft Millie.
Trudel schaut ihre große Schwester an. Was die will, will Trudel auch. Klar. »Met!«, ruft sie also. Mit Majonäse!
Mama und Papa nehmen zusammen eine Portion Patat zonder.
Leider, leider müssen sie stundenlang anstehen, weil alle Besucher in Amsterdam Fritten essen wollen. Schließlich jedoch: Mann, sind die lecker! Und mit der Majonäse beschmieren sich Millie und ihre kleine Schwester bis zu den Ohren hinauf.
»Wisss maaa Mund ab, Mami!« Trudel hält Mama ihre kleine Schnute hin.
Die Pommes sind wirklich lecker. Leider kann man sie nur zur Hälfte schaffen. Viel zu viel!
»Das habe ich gewusst!«, knurrt Papa. »Nächstes Mal teilt ihr euch eine Portion.«
Ja, Papa. Doch bis dahin können Millie und Trudel so eine Portion locker schaffen. Bis dahin haben sie Übung drin!
Mama muss Millie auch die Schnute abwischen. Dann ab in die richtige Straßenbahn und das Hotel aufsuchen.
Das Zimmer haben sie von zu Hause aus gebucht. »Een tweepersoonskamer«, sagt Mama trotzdem zum glatzköpfigen Portier des Hotels und fügt hinzu: »Met twee bijkomend bedden.«
Hups! »Woher kannst du denn Holländisch?«, fragt Papa leise.
»Viel mehr kann ich nicht«, murmelt sie.
Aber der Mann an der Rezeption hat sie sowieso schon verstanden. Er händigt den Schlüssel aus. Dann sieht er Millies verletzte Hand. Kann man ja nicht übersehen!
»Van harte beterschap!«, sagt er.
Häh? Millie schaut Mama an.
»Ik begrijp het niet«, sagt Mama.
Och, Mama! Millie hat sogar begriffen, dass der Portier ihr gute Besserung gewünscht hat! Und zwar … von Herzen!
Bevor sie oben ihr Zimmer aufsuchen, guckt Millie noch schnell um die Ecke vom Empfangstresen. Ob der glatzköpfige Portier vielleicht Klumpenschuhe anhat. Hat er nicht.
Im Zimmer, das wegen der zwei Betten und einem Ausziehsofa ziemlich vollgestopft ist, pfeffert Millie ihren Rucksack auf den Boden und lässt sich aufs Sofa plumpsen. Oh, man kann ganz toll drauf wippen. Hops, hops, hops … das quietscht so schön.
Trudel macht es ihr nach. Hops, hops, hops und quietsch, quietsch, quietsch.
Das Geräusch geht Papa auf die Nerven. »Kinder, geht uns nicht auf den Keks! Ihr seid bestimmt müde.«
»Nein!«, rufen Millie und Trudel wie aus einem Mund. Schlafen können sie wieder zu Hause! Jetzt erst einmal die Stadt unsicher machen! Vorsicht vor den Radfahrern! Das hat Millie jedoch längst kapiert!
Amsterdam ist eine komische Stadt. Straßen und Wasserkanäle wechseln sich ab.
»Diese Kanäle heißen Grachten«, behauptet Papa. »Gracht.«
Kracht? Vielleicht … wenn man reinfällt, dann … dann kracht man hinein in die Krach-Kanäle.
Mama sagt: »Chracht heißen die.«
Was?
»Chracht!«
Millie und Trudel müssen das üben. Wenn man zehnmal das Wort Gracht auf Holländisch sagt, bekommt man Halsschmerzen. Oder Mandelentzündung oder sogar Pickel im Rachen!
Über hunderttausend Brücken müssen sie laufen, wenn sie quer durch die Mitte gehen wollen. Nicht hunderttausend! Amsterdam hat nur rund zwölfhundert oder fünfzehnhundert Brücken. Einer sagt so und der andere so. Beides ist vielleicht gar nicht so weit weg von hunderttausend! Uff, uff, uff! Zu Fuß ist es ganz schön anstrengend, immer wieder eine Brücke über einen Krach-Kanal hinaufzustampfen und wieder hinunterzulaufen. Runter geht schneller, und dann flitzt Trudelchen los. Sie ist sehr schnell! Nicht, dass sie noch stolpert! Vorsichtshalber nehmen Mama und Papa die kleine Schwester an die Hand.
»Wo gehen wir denn überhaupt hin?«, überlegt Papa.
»Einfach nur schnuppern«, meint Mama.
Macht Millie … einfach nur die Luft erschnuppern. Die riecht nach Wasser … nach Meer … und nach Pommes. Fritten! Da kriegt man schon wieder Hunger! Oder … nur Appetit? Und zwar von Herzen. Van harte!
Millie denkt bei dem ersten Spaziergang durch die Stadt blöderweise nur an ihren Bauch. An den Magen! An Pommes! Sie wird schließlich aber abgelenkt. Nicht nur wegen der Rennerei und Hopserei über die Krach-Kanal-Brücken, sondern auch wegen der vielen schönen kleinen Geschäfte, die links und rechts in den engen Gassen von Amsterdam zu sehen sind. Manche befinden sich in ziemlich schmalen Häusern. Ob man da nicht eingeklemmt wird, wenn man die Treppe raufläuft? Jedenfalls würde ein Elefant drin stecken bleiben!
Millie will sich auf alle Fälle die Namen der Straßen merken. Falls Mama und Papa den Rückweg nicht mehr wissen. Oder Millie verlorengeht. Das wird sicherlich nie, nie, nie passieren, doch … weiß man’s?
Also … über die Prinsengracht, die Keizersgracht und die Herengracht laufen. Pickepackeleicht zu merken: Prinzen-Krach-Kanal, Kaiser-Krach-Kanal, Herren-Krach-Kanal. Holländisch lernen ist ein Klacks!
An der nächsten Kanalbrücke müssen sie einfach stoppen! Das müssen sie! Denn hier werden die schönen Tulpen, die Millie schon vom Zug aus gesehen hat, auf einem extra Tulpenmarkt angeboten. Und verkauft. Eigentlich kann man hier fast nur Tulpenzwiebeln erstehen. Man muss sich die Blumensträuße wohl selber züchten. Wäre das was für den Garten zu Hause? Oder sogar ein Mitbringsel für Tante Gertrud? Sie hat keinen eigenen Garten, aber sicherlich einen Blumentopf. Und man kann Zwiebeln in Dosen kaufen! Sogar welche, die schwarze Tulpenblüten hervorbringen! Echt?
Trudel greift nach einer Dose, auf der rotgelbe Blüten abgebildet sind. »Sssöne Nulpm«, meint sie und reicht Mama die Zwiebeldose hin.
Mama ist auch noch so doof, ihr die abzunehmen. Die kleine Schwester greift bereits nach der nächsten Zwiebeldose, und nach der nächsten und nach der … Mann, diese Schnullipflaume!
»Nein, nein«, sagt Mama und legt alle Dosen wieder zurück.
Trudelchen schaut ganz entsetzt drein. Dann runzelt sie ihre Augenbrauen. Wie grimmig sie gucken kann! »Allesss sssöne Nulpm!«, sagt sie. »Allesss für Tante Gäääätruuud!«
»Später, Schätzchen«, versucht Mama Trudel zu beruhigen. »Später.«
»Ssspäta?«, fragt die kleine Schwester nach. Allmählich glättet sich ihr Gesichtchen. »Bessstimmt?«
»Ja, ja«, sagt Mama. Vielleicht meint sie es gar nicht. Tante Gertrud ist ihre Tante, Millies und Trudels Großtante, und die ist nicht ganz einfach. Vielleicht wird sie sagen: »Eine Zwiebel in der Dose? Wo gibt’s denn das?«
In Amsterdam, Tante!
»Um Andenken oder Mitbringsel müssen wir uns nicht gleich kümmern«, meint Mama. »Übrigens kann sich heutzutage jeder Tulpen leisten.«
Na klar. Als Blumenstrauß!
»Früher jedoch waren Tulpenzwiebeln Gold wert.«
Was? Wie viel Gold?
»Nun, da haben drei Zwiebeln bis zu dreißigtausend Gulden gekostet.«
Gulden? Das ist bestimmt … Geld. Oder Gold. Geld und Gold ist teuer!
»Wann war das?«, will Millie wissen. »Wann war früher?«
»Anfang des siebzehnten Jahrhunderts«, weiß Mama.
Das ist ganz schön früher. Viel früher! Und heutzutage? Sind dreißigtausend Gulden vielleicht so viel wie dreißigtausend Cent? Die hat Millie sicherlich sogar in ihrer Spardose. Dann könnte sie sich sofort drei Häuser in Amsterdam kaufen. Es müssten schöne Häuser sein, nicht ganz so schmale, in denen ein Elefant stecken bleibt. Obwohl sie ja nie einen Elefanten mit in ihr Haus nehmen würde.
»Siebzehntes Jahrhundert?«, fragt Papa nach. »War das nicht die Zeit, als Rembrandt …«
»Genau«, stimmt Mama ihm zu. »Das war um die Zeit herum, als der berühmte Maler Rembrandt hier wirkte.«
Mama! Ein Maler malt! Der wirkt nicht. Oder etwa doch? Und wie hieß der? Rennrad? Aha.
Den Blumenmarkt haben Millie und Trudel und Papa und Mama schnell durchquert. Sie haben auch ein paar Tulpensträuße gesehen. Manche aus Plastik und einige sogar in echt. Aber was sollten sie jetzt damit anfangen? Die Zwiebeln in der Dose für Tante Gertrud können sie sicherlich am letzten Tag kaufen. Hoffentlich fängt so eine Zwiebel nicht schon in der Dose an zu sprießen. Sie könnte ja denken … huch, was ist es hier drinnen dunkel, ich muss schnell mal ans Licht kommen … und dann angelt sie sich empor. Kommt dann nur bis an die Dosendecke, hihi.
Da haben sie auf ihrem Spaziergang das Herz der Stadt erreicht: Damrak. Damenrock? Oder wie heißt das? Ach so, es hat was mit Damm zu tun. Hier floss nämlich früher der Fluss Amstel. Den gibt’s immer noch, aber man hat einen Fluss-Arm einfach zugeschüttet, also einen Damm gebildet. Und nun ist es kein Fluss-Arm mehr, sondern ein Damm-Arm … Damrak. Rak kommt bestimmt von strecken und recken. Nun, Millie muss sich das nicht merken. Es reicht, wenn sie an Damenrock denkt.
In Amsterdam ist die ganze Welt zu Hause. Es ist eine bunte Stadt, und alle Bewohner der Erde – aus Ost und West und Süd und Nord – gehen hier bummeln. Nun, nicht die Pinguine vom Südpol oder die Eisbären vom Nordpol! Mit Bewohner meint Millie … Leute! Menschen! Die meisten strömen in die Andenkenläden. Gibt’s hier zuhauf!
Millie muss mal gucken, was es da so gibt. Sie drückt sich