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Der Mensch als Zurückzieher, nur raus aus der Gesellschaft, alle wollen nur noch in Ruhe ihr Ding machen. Danach eine Geschichte über eine gescheiterte Ehe aus den verschiedensten Blickwinkeln der unterschiedlichen Beteiligten. Zum Schluß noch die Lebensgeschichte eines Typen, der allerhand Blödsinn zu erzählen hat. Unterhaltung gemischt mit Visionen, alles und nichts.
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Seitenzahl: 36
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Anno Dazumal
Misanthropia
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Misanthropia
Seitenwechsel
Impressum neobooks
„Es war eine andere Welt, in der sie lebten. Nicht vergleichbar mit der unsrigen, aber irgendwie vielleicht doch. Nur daß in ihrem Fall die Individualisierung des Einzelnen seinen Höhepunkt erreicht hatte. Die Menschen lebten längst nicht mehr zusammen, jeder bewohnte für sich ein Haus und diese Häuser standen einige hundert Meter voneinander entfernt. Natürlich war das alles nur möglich, weil es nicht mehr sonderlich viele Menschen gab, zumindest nicht auf jener Insel, welche von allen „Misanthropia“ genannt wurde. Man redete nicht mehr miteinander, da man sich nicht ausstehen konnte. Der Mensch ist des Menschen Wolf, diesen Ausspruch hatten die Leute verinnerlicht und daran wollten sie auch nicht rütteln. Jeder hatte es sich in seiner eigenen Welt bequem gemacht und fühlte sich wohl. Ja, es war tatsächlich so, denn die Humanoiden kannten es nicht anders, sie waren in diese Welt hinein geboren worden und hatten es so gelernt. Man überließ die Kinder sich selbst, niemand kümmerte sich um die anderen Personen und irgendwie funktionierte es. Kaum einer konnte sich vorstellen, daß es mal anders gewesen sein könnte, nur hin und wieder traf man auf einen alten Mann, der behauptete, vor vielen Jahrzehnten wäre mal alles ein kleines bißchen anders gewesen, doch die Schauermärchen aus vergangenen Zeiten interessierten nur die Wenigsten. Man lebte so vor sich hin, kümmerte sich um die eigenen Belange und war glücklich und zufrieden. Unvorstellbar für Leute, die das heute lesen, aber es war so. Der Mensch als solcher paßt sich den Gegebenheiten an, er hinterfragt nicht und wenn er es doch tut, dann bekommt er Ärger mit den Machthabern. Jene existierten auf Misanthropia nicht, denn jeder war sich selbst der Nächste und sein eigener Chef. Nach vielen Jahrtausenden voller Leid, Elend, Krieg und Gier hatten die Leute festgestellt, daß es keinen Sinn machte, zusammen in einer Gemeinschaft zu leben, da ohnehin nur jeder auf den eigenen Vorteil bedacht war. Deshalb hatte man sich leichten Herzens dazu entschlossen, das Ganze sinnvoll zu lösen und dafür gesorgt, daß jeder Mensch für sich alleine leben konnte. Nein, Misanthropia war sicherlich keine Insel der Glückseligen, doch dadurch, daß man den menschlichen Kontakt untereinander vermied, hatte es dort schon lange keine Verbrechen und keinen Krieg mehr gegeben. Zweifellos war es ein hoher Preis, den man dafür zahlen mußte, doch die Jüngeren kannten gar keine sozialen Kontakte, weshalb sie jene auch nicht vermißten.“