Miss Sunshine & der böse Wolf - Natascha Scholtka - E-Book

Miss Sunshine & der böse Wolf E-Book

Natascha Scholtka

0,0

Beschreibung

Als die Autoimmunerkrankung systemischer Lupus erythematodes mein Leben komplett auf den Kopf stellte, fing ich an, mich auf die Suche nach Heilung auf allen Ebenen zu begeben. Dabei ist dieses Buch entstanden. Vollgepackt mit Wissen, Offenheit, Erfahrungen, Experteninterviews, veganen und glutenfreien Rezepten, Yogaübungen, ganz viel Liebe u.v.m.. Für Menschen mit einer Autoimmunerkrankung, Angehörige, Mitarbeiter*innen des medizinischen Bereichs und für Menschen, die auf der Suche nach sich selbst, dem Glück und einem achtsamen Leben sind. Ich freue mich, wenn du ein kleines Stückchen deines Weges mit mir gehst und das Lesen dieses Buches dir das Gefühl einer innigen Umarmung vermittelt. XOXO MISS SUNSHINE

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 147

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Haftungsausschluss

Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen und geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für medizinschen Rat, sondern dienen der Begleitung und der Anregung. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne Gewährleistung oder Garantie seitens der Autorin oder des Verlages. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen. Liebe Leser*innen, hier sind alle Menschen gleichermaßen angesprochen. Egal welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen - Ich habe versucht, das in meinem Buch so gut wie möglich umzusetzen.

Autorin: © Natascha Scholtka www.hellomisssunshine.com

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2023

© 2023 by Avocado Verlag, ein Imprint der Avocado Publisher GmbH, Berlin, Deutschland, www.avocado-verlag.de

Lektorat: Eva Reiß, www.leuchtturm-lektorat.de

ISBN: 978-3-98813-010-5

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Für meinen Bruder Freddy.

wear your scars like wings

A kid asks his mom

When will this pain pass

She blows gently on the scratch

And says

It will not last

Yet it leaves a mark

A teen asks her dad

Why her heart still hurts

He tells her

One day it will sing

Yet it leaves a sting

You shout into the universe in disbelief and cry

The only question: Why

You think it won’t pass

Yet one day your tears will dry

There is a bright blue sky

With all those scars and a little smile

You’ll spread your wings and fly

Frederic Scholtka

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Teil: Dein Körper braucht dich jetzt

1.1 Nervensystem

1.2 Ernährung

1.3 Mikronährstoffe

1.4 Säure-Basenhaushalt

1.5 Darmgesundheit

1.6 Bewegung

1.7 Lymphsystem

2. Teil: Seelenpflege

2.1 Meditation

2.2 Emotionen

2.3 Hochsensibilität

2.4 Selbstliebe

2.5 Wald

2.6 Dankbarkeit

3. Teil: Du & Ich

3.1 Fatigue

3.2 Was kann ich als Angehörige*r tun?

3.3 Meine persönliche Geschichte

4. Teil: Aktuelles

4.1 CAR-T-Zellen bei SLE

5. Teil: Nach der Theorie kommt die Praxis

5.1 Food Chart

5.2 Säure- und Basentabelle

5.3 Saisonkalender

5.4 Rezepte

5.5 Yogaübungen

Nachwort

6. Teil: Ergänzungen

6.1 Glossar

6.2 Kontaktdaten

6.3 Quellenangaben

Hey it`s me, Miss Sunshine!

Ich möchte dich gerne auf meine persönliche Reise mitnehmen. Ich habe den bösen Wolf getroffen und er und ich haben einige Kämpfe ausgefochten. Über eine sehr lange Zeit habe ich viele Federn gelassen. Das war die schlimmste und gleichzeitig beste Reise meines Lebens, mit der Person, die am wichtigsten für mich geworden ist:

ICH. Das hatte ich viele Jahre lang vergessen.

Aber von vorn: Warum eigentlich „Miss Sunshine“? Ich habe in meinem Leben immer wieder gehört: „Du strahlst wie die Sonne“, „Du bist so optimistisch“ – auch während der akuten Krankheitsphase. Oberflächlich gesehen war das auch immer so und dieses Bild von mir hat mir sehr gut gefallen. Die starke Optimistin, die alles im Griff hat, die die Kontrolle nie verliert, die rundum zufrieden und glücklich ist. Das entsprach aber nie so richtig der Wahrheit. In meinem Inneren sah es oft ganz anders aus. Die letzten Jahre habe ich mich immer leerer und ausgelaugter gefühlt, egal, wie gut es von außen betrachtet lief.

Ich hatte immer das Gefühl, dass in mir irgendetwas fehlt, um wirklich glücklich zu sein. Alles hat sich unglaublich schwer und anstrengend angefühlt. Aber ich dachte: Wenn ich mich nur mehr anstrenge, dann bin ich bestimmt glücklich. Wenn ich noch ein bisschen abnehme, bin ich bestimmt glücklich. Wenn ich mehr Geld verdiene, bin ich bestimmt glücklich. Meine persönliche „WENN ICH…“ Aufstellung war erschreckend lang. Auf dieser Suche nach dem Glück war ich eigentlich schon immer. Aber was sucht man da genau und wo? Etwas, das erfüllt, komplett macht, uns ankommen lässt? Uns besonders fühlen lässt? Kennst du dieses Gefühl? Eigentlich fängt man immer im Außen an zu suchen. Mit tollen Reisen, dem neuen Auto, beim Shopping – die Liste ist endlos lang. Auch ich habe auf diesem Weg versucht, meine innere Leere zu betäuben.

Dann kam der böse Wolf um die Ecke. Plötzlich war ich körperlich so schwach, dass ich mich mit mir selbst auseinandersetzen musste. Ich hatte keine Möglichkeit mehr, mich in irgendeiner Art und Weise abzulenken, mir Zerstreuung zu suchen oder mich mit anderen Menschen zu beschäftigen. Je mehr Rückschläge ich einsteckte, je mehr ich mich zurückziehen musste, weil ich für die Welt da draußen keine Kraft mehr hatte, desto mehr fing ich an, mich selbst zu sehen.

Vor allem fing ich an, zu verstehen, dass da ganz viel in mir schlummerte, dem unbedingt Beachtung geschenkt werden musste. Dieser Gedankengang brachte den Stein ins Rollen. Ich beschäftigte mich mit diesem kleinen ausgelaugten Häufchen Elend und je länger ich das tat, desto mehr habe ich auch verstanden, um was es bei Heilung geht. Der Körper und die Seele bilden eine feste Einheit und beide benötigen ungeteilte Aufmerksamkeit, wenn man sich auf seine persönliche Reise macht. Eine Reise der ganzheitlichen Heilung.

Vom Nervensystem über die Ernährung bis hin zur Selbstliebe habe ich in diesem Buch alles zusammengefasst, was für mich auf meinem Heilungsabenteuer wichtig war. Ich hoffe, ich kann dich damit auf deiner eigenen Reise ein kleines Stück begleiten, dich inspirieren und dir an der einen oder anderen Stelle auch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wenn du also Lust hast, trotz deines persönlichen „bösen Wolfes“ ein glückliches Leben zu führen, dann sauge alle Informationen auf und vielleicht können wir dann bald gemeinsam einen „Happy Dance“ aufführen. Ich freue mich schon sehr auf dich! Es ist ein Geschenk für dich, du tapfere*r Kämpfer*in! Ich möchte, dass du es von Anfang an leichter hast, dass deine Lieben dieses Buch lesen und dich besser verstehen und unterstützen können. Ich wünsche mir, dass du trotz allem vor Lebensfreude nur so strotzen kannst und dass du dir deine Welt zurückeroberst, in deinem Rhythmus und in deiner Art.

Jetzt geht es los! Wir stellen uns dem bösen Wolf, unseren Gefühlen, unserer Lebensführung und lassen es gemeinsam so richtig krachen.

Es wird erschreckend, lustig, liebevoll, traurig und wundervoll zugleich!

XOXO, Miss Sunshine

Hey it`s me, der böse Wolf!

Auch bekannt als „systemischer Lupus erythematodes“. Ich habe unendlich viele Gesichter und bin deshalb auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen. Man bezeichnet mich als eine eher seltene Autoimmunerkrankung. In Deutschland vermutet man mich ca. 30.000-mal.

Ich lasse deine Gelenke anschwellen, kann Entzündungen an Herz und Nieren auslösen, kann deine Lunge angreifen und deine Haut. Typisch ist, dass Nase und Wangen sich schmetterlingsförmig röten. Ich verursache aber auch Hautveränderungen, die wie eine Art Schuppenflechte auftreten. Auch deine Hände, dein Rücken, dein Gesicht und deine Kopfhaut suche ich mir manchmal aus. Ich kann epileptische Anfälle auslösen, Schlaganfälle, Kopfschmerzen, Entzündungen im Rückenmark, kognitive Störungen, psychische Symptome und Durchblutungsstörungen. Vor allem gefällt es mir, mich bei Frauen im gebärfähigen Alter einzunisten. Man vermutet, es liegt an den Hormonen1. Es gibt mich aber auch bei Kindern, Jugendlichen und Männern.

Wie mache ich das alles?

Ich bin eine Autoimmunerkrankung, ich verursache, dass dein Immunsystem2 sich gegen dich selbst richtet, und deshalb entstehen diese vielfältigen Symptome. Eben weil ich so unterschiedlich in Erscheinung trete, ist es nicht ganz leicht, mich zu erkennen. Um sicher zu gehen, muss man ganz spezielle Werte im Blut überprüfen, und oft dauert es mehrere Jahre, bis die Diagnose gestellt wird. Ich bin immer noch nicht ganz erforscht und man ist sich nicht sicher, was genau diese Reaktionen im Körper auslöst. Bevor ich richtig ausbreche und die ersten Symptome auftreten, schlummere ich oft schon lange im Körper der betroffenen Personen. Die Wissenschaftler*innen und Mediziner*innen gehen davon aus, dass ich durch Medikamente, Hormone, Sonne, Infektionen, Vitamin-D-Mangel und Rauchen aktiv werden kann.

Wieso heiße ich eigentlich „Wolf“?

Der Name Lupus erythematodes wurde mir von dem lombardischen Chirurgen Roger Frugardi (um 1140–1195) gegeben, er ist aber auch schon im 10. Jahrhundert belegt. Der Begriff „Lupus“ leitet sich vom lateinischen Namen für den Wolf ab. Früher verglich man die Narben, die nach dem Abheilen der Hautschäden verbleiben, mit Narben von Wolfsbissen. Heute kommt es dank moderner Behandlungsmöglichkeiten nur noch selten zu diesen Narben. Das Wort „erythematodes“ bedeutet „errötend“ und verweist auf die Hautrötungen des Schmetterlingserythems, das ich bei vielen Betroffenen auslöse.

Wie wird man mich wieder los?

Die Wahrheit ist, wenn ich einmal da bin, gehe ich leider nicht mehr. Ich bin eine chronische Krankheit. Aber man kann mich zähmen. Die Ärzt*innen behandeln die jeweiligen Symptome mit verschiedenen Medikamenten. Diese haben allerdings viele Nebenwirkungen und die Suche nach der richtigen Therapie dauert oft lange. Miss Sunshine habe ich, wie so viele andere, ganz schön geärgert.

Bis sie dann plötzlich angefangen hat, verschiedene Dinge auszuprobieren, die mich verwirrt und schließlich gezähmt haben. Ich wollte ihr ja gar nicht so sehr wehtun, aber so bin ich halt. Irgendwann hat sie sich sogar mal bei mir bedankt, dass ich ihr die Augen geöffnet habe. Sie hat gesagt, sie hat sich zu wenig um sich selbst gekümmert, und dann musste sie es plötzlich.

Ich glaube nicht, dass wir gute Freunde werden. Aber wir haben viel voneinander gelernt und das will sie euch hier alles erzählen. Gleich bekomme ich mein Fett weg, glaube ich!

XOXO, der böse Wolf

Nervensystem

Als ich im Mai 2019 nach über vier Wochen, die ich zum Teil auf der Intensivstation verbringen musste, aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war ich weit entfernt von gesund. Ich hatte immer noch Wasser in meiner Lunge und meine Niere war weiterhin stark geschädigt. Die Entzündung im Herzen war immerhin wieder abgeklungen. Aber ich war zu schwach für jeden einzelnen Schritt und jeder Atemzug tat mir unendlich weh. Was mir aber am meisten zu schaffen machte, war mein Nervensystem, das von dem monatelangen Stress völlig aus der Balance geraten war.

Wenn mir damals schon bewusst gewesen wäre, dass man hier etwas tun kann, wären mir die ersten Monate definitiv leichter gefallen. Ich war wie ein anderer Mensch. Ich heulte stundenlang, bei der geringsten Anstrengung lief mir der Schweiß in Strömen den Körper runter. Ich habe das liebevoll „Nervenschwitzen” genannt, aber schön war es nicht! Ein Telefongespräch oder Besuch waren undenkbar, weil ich danach so erschöpft war, dass ich nicht mehr aufstehen konnte. Über ein Jahr habe ich keine Nacht durchgeschlafen, oftmals habe ich gar nicht geschlafen, weil ich Angst hatte, nicht mehr aufzuwachen. Mein Kreislauf spielte verrückt, der Puls hüpfte, ich hatte Herzrasen. Ich war nur in der Lage, im Bett zu essen, konnte ausschließlich ruhige Dokumentationen ohne Gewalt und grelle Lichter schauen.

Dauernd war da ein Gefühl von extremer innerer Unruhe, Kleinigkeiten warfen mich emotional völlig aus der Bahn. Ich musste mir also in irgendeiner Art und Weise eine kleine Welt erschaffen, in der nur Liebe, Harmonie und Frieden herrschten. Na, was denkst du, wie das gelaufen ist? Richtig, eher nicht so gut. Schließlich läuft die Welt weiter und man kann nicht einfach auf Pause drücken.

Ich hatte regelmäßige Kontrolltermine bei meinem Hausarzt, die mich so sehr angestrengt haben, dass ich danach wieder zwei Wochen nicht aufstehen konnte. Menschen aus meinem direkten Umfeld machten sich natürlich Sorgen und wollten wissen, was los ist. Von allen Seiten prasselte es auf mich ein: Hast du dich schon an die Berufsunfähigkeitsversicherung gewandt? Können Sie zur Reha gehen? Wie geht es weiter? Am Anfang habe ich nur funktioniert. Dabei war ich ehrlicherweise noch nie in meinem Leben so überfordert, weil mein Körper einfach nicht mehr konnte. Aber das habe ich zu Beginn gar nicht richtig begriffen. In meinen Nachrichten an meine Arbeitskolleg*innen habe ich aus voller Überzeugung immer geschrieben: „Ich bin bald wieder da”, weil die Zeit gefehlt hat, mich wirklich mit meiner Situation und mir auseinanderzusetzen. Mein Nervensystem war vollkommen überfordert – und das hat es mich spüren lassen.

Um besser zu verstehen, wie unser Nervensystem arbeitet und was im Körper passiert, wenn es aus der Balance gerät, gibt es jetzt ein paar Fakten. Das Nervensystem des Menschen gliedert sich, entsprechend seiner Lage im Körper, in das zentrale und das periphere Nervensystem:

Das zentrale Nervensystem (ZNS) besteht aus Rückenmark und Gehirn und ist zuständig für die Verarbeitung und Weiterleitung von körpereigenen und von der Außenwelt kommenden Reize. Diese lösen im Körper Reaktionen wie z. B. Schmerzempfinden aus. Das ZNS koordiniert außerdem sämtliche motorischen Eigenleistungen unseres Körpers und reguliert dabei ablaufende Abstimmungsvorgänge zwischen den Organen, auch hormoneller Art.

Das periphere Nervensystem (PNS) umfasst den Teil des Nervensystems, der außerhalb des Gehirns und Rückenmarks gelegen ist. Es umfasst alle Nerven, z. B. die Hirnnerven, die Nerven aus dem Rückenmark, das Darmnervensystem, Nerven, die eine Verbindung zwischen zentralem Nervensystem und Körperperipherie1 schaffen, z. B. Sinnesorgane oder Muskeln.

Sowohl das ZNS als auch das PNS sind weiter unterteilt in das vegetative Nervensystem (oder auch viszerales, autonomes Nervensystem oder Vegetativum genannt) und das somatische Nervensystem.

Über das vegetative Nervensystem werden die lebenswichtigen, unbewussten Funktionen wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Stoffwechsel kontrolliert und gesteuert. Auch andere Organe oder Organsysteme werden vom vegetativen Nervensystem beeinflusst, so beispielsweise Hormone, Schweißdrüsen, das Blutgefäßsystem (Blutdruck) oder die inneren Augenmuskeln (Pupillenreaktion).

Man untergliedert das vegetative Nervensystem nach funktionellen2 und anatomischen3 Gesichtspunkten in:

Sympathisches Nervensystem (Sympathikus)

Parasympathisches Nervensystem (Parasympathikus)

Enterisches Nervensystem (ENS) – das Nervensystem des Magen-Darm-Trakts, das ein vollkommen selbstständiges Regelsystem ist, jedoch durch Signale vom Sympathikus und Parasympathikus beeinflusst wird.

Der Sympathikus ist für eine Aktivitätssteigerung des Organismus zuständig (Kampf/Flucht). Der Parasympathikus steht für Ruhe- und Regenerationsphasen sowie für die Verdauung. Sie sind also funktionell gesehen Gegenspieler.

Das Somatische Nervensystem (auch animales/animalisches, cerebrospinales oder auch willkürliches Nervensystem genannt) ermöglicht beim Menschen eine bewusste Wahrnehmung der Umwelt und des eigenen Körpers über die Sinnesorgane und willentliche Aktionen über die Muskeln. Nervenzellen4 reagieren und interagieren durch elektrische Impulse. Sie sind darauf spezialisiert, Signale von anderen Zellen zu empfangen und ihrerseits Signale an andere weit entfernte Zellen schnell und zielgenau zu übermitteln. Diese Signale ermöglichen es dem Menschen, vereinfacht gesagt, zu fühlen, zu handeln und zu denken. Wenn man sich also die komplizierten Aufgaben des Nervensystems bewusst macht, sieht man, wie viele verschiedene „Störungen“ auftreten können. Dauerhafte Stresssituationen, unverarbeitete Emotionen, Schockerlebnisse und vieles mehr können Auslöser sein.

Bei jedem länger anhaltenden emotionalen und gesundheitlichen Problem leidet das Nervensystem mit – und die Heilung wird erschwert. Das betrifft Menschen mit chronischen Krankheiten ganz besonders, weil der Körper eigentlich nonstop unter Stress steht. Dazu kommen die Ängste und Sorgen. Ich glaube, gerade wenn man ganz neu eine Diagnose bekommen hat, ist man überwältigt von der körperlichen Schwäche und der Angst davor, wie alles weitergehen soll.

Was kannst du also tun, um dein Nervensystem zu beruhigen?

Komm mit zum „Nervensystem-Heilungskommando“! Die goldene Regel lautet: Vermeide jegliche Art von Stress – gerade in den Hochphasen der Krankheit. Ich weiß, das ist viel leichter gesagt als getan, aber es ist für dich jetzt absolut essentiell und das musst du dir immer wieder klarmachen! Baue regelmäßige Ruhe und Entspannungsübungen in deinen Alltag ein. Um wieder zu Kräften zu kommen und dein Stresslevel so niedrig wie möglich zu halten, musst du lernen, ein*e „Gesundheitsegoist*in” zu werden. Das war bei mir ein sehr langer und holpriger Prozess.

Was meine ich mit „Gesundheitsegoist*in“?

Hör auf, dich zu rechtfertigen und mit emotionalem Ballast von anderen zu beladen. Hör auf, dich schlecht zu fühlen, weil vielleicht gerade jemand anderes deine Arbeit übernehmen muss. Hör auf, dir utopische Ziele zu setzen, das setzt dich nur noch mehr unter Druck. Hör auf, dir Gedanken zu machen, warum sich jemand plötzlich nicht mehr bei dir meldet oder komisch reagiert, weil du gerade nicht so funktionierst, wie gewohnt. Grenze dich klar ab. Verstehst du, was ich meine? Alles, was gerade um dich kreist und dir nicht guttut, egal ob körperlich oder seelisch, wird erstmal ausgeblendet. Das bedeutet nicht, dass du dir die Decke über den Kopf ziehen musst und dich in einer Höhle verkriechen sollst. Das bedeutet nur: Du bist jetzt der wichtigste Mensch der Welt und kümmerst dich mit ganz viel Liebe um deine Heilung. Aber auch wenn du in Remission5 bist, solltest du ganz genau auf dein Stressniveau achten, weil zu viel Stress und Anspannung wieder neue Schübe auslösen können. Vor dem Ausbruch meiner Krankheit dachte ich immer, dass es ganz normal sei, ständig Stress zu haben und gehetzt durch den Alltag zu rennen. Ist es aber eigentlich nicht – und schon gar nicht gesund! Also: Auch wenn diese Zeilen gerade ein völlig gesunder Mensch liest: Stress ist einfach nicht mehr „in“.

Es gibt verschiedene Methoden, um mit herausfordernden Situationen umzugehen und Stress zu mindern. Ich habe mich zum Beispiel intensiv mit meinen Emotionen auseinandergesetzt, mich mit dem Thema Selbstliebe beschäftigt und die Meditation für mich entdeckt. Genauso wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung.

Denn nur wenn das Nervensystem mit ausreichend Vitaminen und Nährstoffen versorgt wird, kann es in Balance bleiben. Wenn du dann deine hübsche Nase auch noch regelmäßig im Wald an die frische Luft reckst und Bewegung in deinen Alltag integrierst, wirst du bald eine Verbesserung deines Nervensystems wahrnehmen. Ausführlichere Informationen zu den Themen Selbstliebe, Ernährung, Bewegung, Meditation und noch vieles mehr findest du in diesem Buch.

Zur Unterstützung bieten sich auch pflanzliche Medikamente an, die dir bei der Entspannung deines Nervensystems helfen können. Das ist besonders während eines Schubs empfehlenswert, denn oftmals fehlt gerade am Anfang die Kraft, lächelnd in der Yoga-Hose grüne Säfte zu schlürfen und das Bio-Gemüse künstlerisch wertvoll auf dem Teller anzurichten. Es gibt eine ganze Bandbreite an pflanzlichen Präparaten, die sanft dein Nervensystem beruhigen und auch einen gesunden Schlaf fördern. Mir persönlich hat ein pflanzliches Medikament auf Basis von Jasmin sehr gut geholfen. Bitte suche dir hierzu aber erstmal medizinischen Rat und kläre auch unbedingt ab, ob sich die pflanzlichen Medikamente mit deiner Basistherapie vertragen.