1,49 €
Eine von sechs unglaublich romantischen Geschichten des Sammelbands ›The Unexpected Meet-Cute – Geschichten zum Verlieben‹ Audrey Love ist dazu verflucht, der Schlüssel zu deinem oder deiner Seelenverwandten zu sein, das Mädchen, das du für deine wahre Liebe fallen lässt. Als ihr bester Freund wenige Stunden vor seiner Hochzeit am Valentinstag verschwindet, befürchtet Audrey, dass sie das Undenkbare getan und ihn auf der Junggesellenparty gestern Abend geküsst hat. Mithilfe des Trauzeugen geht sie auf Spurensuche, um den verschwundenen Bräutigam und mit etwas Glück auch ihre wahre Liebe zu finden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 55
Veröffentlichungsjahr: 2025
Audrey Love ist dazu verflucht, der Schlüssel zu deinem oder deiner Seelenverwandten zu sein, das Mädchen, das du für deine wahre Liebe fallen lässt. Als ihr bester Freund wenige Stunden vor seiner Hochzeit verschwindet, befürchtet Audrey, dass sie das Undenkbare getan und ihn auf der Junggesellenparty den Abend zuvor geküsst hat. Mithilfe des Trauzeugen geht sie auf Spurensuche, um den verschwundenen Bräutigam und mit etwas Glück auch ihre wahre Liebe zu finden.
Ashley Poston
The Unexpected Meet-Cute 5
Aus dem amerikanischen Englisch von Niklas Wagner
Für alle, die mit Romcoms aufgewachsen sind
Meine Mutter hat immer gesagt, dass die Familie Love mit Glück gesegnet sei.
Sie meinte damit kein großes Glück, wie einen Sechser im Lotto oder den Hauptpreis bei einem Gewinnspiel, sondern Glück der kleinen Sorte. Zum Beispiel, jedes Mal fünf Minuten vor einem heftigen Wolkenbruch nach Hause zu kommen, im Flugzeug ein Upgrade in die Businessclass zu erhalten oder bei viel Betrieb einen Parkplatz direkt vorm Supermarkteingang zu ergattern. Glück haben wir nur in den kleinen Momenten, die unterm Strich keine Rolle spielen.
Eigentlich ist es vielmehr ein Fluch.
Schließlich sollte man meinen, dass wir auch in Bezug auf unseren Nachnamen Glück haben.
Im Grunde deutet alles darauf hin.
Meine Großmutter war eine berühmte Heiratsvermittlerin, meine Mutter schreibt erfolgreich Liebesromane, und meine Schwestern verdienen mit Beziehungstipps ihr Geld – die eine arbeitet als Kummerkasten-Kolumnistin, die andere als Sextherapeutin. In unserer Kindheit führten beide einen Kussstand, den jeder in unserem Städtchen kannte. Nach einem Kuss von Lila oder Rosa war man davon überzeugt, seinen Seelenverwandten gefunden zu haben. Aber was weiß man mit dreizehn schon von der Liebe? Das haben zumindest die Eltern immer kopfschüttelnd gesagt.
Davon ließen sich meine Schwestern jedoch nicht abhalten. Immer dann, wenn die Sommerhitze besonders drückend wurde und die Lippen wieder nach Erdbeereis schmeckten, nahmen sie ihren Stand in Betrieb und verdienten genug Geld, um mich ins Kino einzuladen, wo wir uns zu dritt einen Jumboeimer Popcorn und ein Getränk teilten.
Ich selbst habe nie bei dem Kussstand mitgemischt. Ansonsten wäre die Geschichte meines ersten Kusses, genau wie die meines zweiten und dritten und zehnten, sicher nicht so schockierend verlaufen. Wobei »schockierend« wohl der falsche Ausdruck ist, und auch »herzzerreißend« trifft es nicht ganz. Nach dem dritten Kuss wurde mir klar, dass es den Familienfluch wirklich gibt. Und ein Glückspilz bin ich in allem außer der einen Sache, die ich mir mehr als alles andere wünsche:
Liebe.
Da liegt nämlich der Haken: Die Frauen in der Familie Love sind Meisterinnen der Romantik und Verkupplung, aber immer nur dann, wenn es um andere geht. Wie schon meine Großmutter, meine Mutter und meine Schwestern bin auch ich dazu verdammt, die ewige Vorletzte zu sein. Die Lückenbüßerin – die Partnerin, die am Anfang einer Liebeskomödie vorkommt, aber deren Name kaum jemand kennt, weil sie immer nur das verkörpert, was die Hauptfigur eben nicht braucht. Die Ex, die man sofort wieder vergisst.
»Ich weiß, das klingt verrückt«, erzählte ich meinem zukünftigen besten Freund an dem Tag, als wir uns auf dem College kennenlernten, »aber ich bin immer die letzte Person, die man küsst, bevor man seine wahre Liebe findet.«
Rhett hatte mich nach einer besonders niederschmetternden ersten Statistiksitzung auf einen Kaffee eingeladen, und weil er so freundlich und charmant war, durfte ich ihm auf keinen Fall falsche Hoffnungen machen. Ich musste ihn warnen. Außerdem wären wir in dem Kurs beide durchgefallen, wenn wir nicht nebeneinandergesessen hätten, um uns die Antworten zuzuflüstern, die wir von dem angehenden Jahrgangsbesten in der Reihe vor uns abschauten.
Ich weiß immer noch nicht, ob er es mir abgekauft hat, aber damals zuckte er einfach lächelnd mit den Schultern. »Ich bin gerade auch nicht auf der Suche, es sei denn, du hast die Musterlösung für die Klausur am Freitag?«
Ich atmete zischend ein. »Uff, sorry. Da hast du dich mit der Falschen angefreundet. Mein Gehirn besteht nur aus Twilight-Zitaten und Omegaverse-Fakten, da ist kein Platz mehr für Mathe.«
»Was ist denn das Omegav… Mist, ich hab nicht genug dabei«, raunte er, als er die Münzen aus seinem Geldbeutel zählte. »Deinen bezahle ich trotzdem. Für mich bestell ich nur ein Wasser.«
»Ach, Quatsch. Warte kurz.« Ich ließ meinen Blick über den Boden gleiten. Unter der Gebäckauslage blitzte etwas Silbernes hervor, und ich bückte mich, um das 25-Cent-Stück aufzuheben. »Sollte reichen, oder?«
»Das hast du gerade einfach so auf dem Boden gefunden?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist ein Fluch.«
Das brachte ihn zum Lachen. »Nein, du bist ein Glückspilz«, stellte er fest, und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
»Wie man’s nimmt.«
Und damit war es besiegelt.
Wir beide sehen in dem anderen nichts Romantisches. (Was gut ist, weil Rhett von einer Partnerin zur nächsten hüpft wie bei einer sadistischen Partie russisches Roulette: Welche von ihnen würde ihm wohl diese Woche die Kreditkarte stehlen oder ein Messer in den Oberschenkel rammen? Und ich bleibe in Sachen Liebe, wie bereits erwähnt, sowieso immer außen vor.)
Wir sind in jeder Hinsicht beste Freunde.
Wie konnte ich also Nein sagen, als Rhett mich zehn Jahre später anrief, um zu fragen, ob ich seine Trauzeugin sein wollte? Was tat es da schon zur Sache, dass er Carmilla erst seit sechs Monaten kannte – und seine Datingvergangenheit … gelinde gesagt bedenklich war.
Aber ich hätte ja wohl kaum antworten können: »Ganz ruhig, Tiger, du springst da gerade ohne Fallschirm.«
Nein. Wenn mein bester Freund ungesichert vom Himmel purzelt, ist es wohl das Mindeste, dass ich unten stehe, um ihn aufzufangen.
Und wow, wie sehr ich diese Entscheidung jetzt bereue. Wenn ich ihm gesagt hätte »Mach mal halblang, du stürzt viel zu schnell«, würde ich jetzt vielleicht nicht bäuchlings auf einer Couch liegen, mit höllischen Kopfschmerzen von einem (hoffentlich) legendären Junggesellenabschied, an den ich mich nicht erinnern kann, und mein bester Freund wäre nicht verschollen.
Dabei hat alles so gut angefangen. Also, so gut, wie der Tag vor dem größten Schritt seines Lebens eben verlaufen konnte.
Rhett wartete bereits am Flughafen, wo wir von einem Fahrer abgeholt wurden, und fast während der gesamten Fahrt durch das winterliche Connecticut fummelte er an seinem Verlobungsring herum und schaute hinaus auf die karge Februarlandschaft. Er war nervös. Sein Kiefer war dauerhaft angespannt, und was am auffälligsten war: Er zeigte nicht auf jede einzelne Kuh, an der wir vorbeifuhren. Sonst fand er immer Gefallen daran, bei Roadtrips kein Farmtier unkommentiert zu lassen.