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Lady Georgie gibt ihre erste Hausparty, doch nichts ist ein größerer Stimmungskiller als ein Mord …
Ein neuer Cosy-Krimi der New York Times Bestseller-Autorin Rhys Bowen
Gerade zurück aus Paris und hochschwanger stehen für Lady Georgie eine Reihe gesellschaftlicher Verpflichtungen und Hauspartys in der Nachbarschaft an. Der kürzlich zugezogene berühmte Horror-Roman-Autor Sir Mortimer Mordred leiht sich sogar Pierre, Georgies neuen Küchenchef aus Paris, für seine Dinnerparty aus. Sein kürzlich erworbenes elisabethanisches Herrenhaus ist berühmt für seinen Giftgarten, den die Gäste auf der Hausführung bestaunen können. Doch der wahre Horror beginnt, als nach dem Bankett mehrere Gäste erkranken und einer von ihnen stirbt. Anscheinend wurde das Opfer mit Beeren aus dem Garten vergiftet. Doch wie ist das möglich, wo doch alle das selbe köstliche Essen genossen haben – zubereitet von Georgies Chefkoch. Sie muss dringend herausfinden, wer wirklich hinter dem Mord steckt, um nicht nur Pierre, sondern auch ihren eigene Ruf zu retten …
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Erste Leser:innenstimmen
„Spannung pur in dieser Fortsetzung von Cosy Krimi-Expertin Rhys Bowen!“
„Britischer Charme und tödliche Geheimnisse!“
„Der neueste Fall von Lady Georgie bietet alles, was man sich von einem Cosy Crime wünscht: interessante Charaktere, eine fesselnde Handlung und ein bisschen britischen Humor.“
„Lady Georgie ist eine herrlich sympathische Ermittlerin!“
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Seitenzahl: 423
Veröffentlichungsjahr: 2024
Gerade zurück aus Paris und hochschwanger stehen für Lady Georgie eine Reihe gesellschaftlicher Verpflichtungen und Hauspartys in der Nachbarschaft an. Der kürzlich zugezogene berühmte Horror-Roman-Autor Sir Mortimer Mordred leiht sich sogar Pierre, Georgies neuen Küchenchef aus Paris, für seine Dinnerparty aus. Sein kürzlich erworbenes elisabethanisches Herrenhaus ist berühmt für seinen Giftgarten, den die Gäste auf der Hausführung bestaunen können. Doch der wahre Horror beginnt, als nach dem Bankett mehrere Gäste erkranken und einer von ihnen stirbt. Anscheinend wurde das Opfer mit Beeren aus dem Garten vergiftet. Doch wie ist das möglich, wo doch alle das selbe köstliche Essen genossen haben – zubereitet von Georgies Chefkoch. Sie muss dringend herausfinden, wer wirklich hinter dem Mord steckt, um nicht nur Pierre, sondern auch ihren eigene Ruf zu retten …
Deutsche Erstausgabe September 2024
Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten
E-Book-ISBN: 978-3-98998-398-4 Hörbuch-ISBN: 978-3-98998-438-7
Copyright © 2023, Janet Quin-Harkin Titel des englischen Originals: The Proof of the Pudding
Published by Arrangement with Janet Quin-Harkin. c/o JANE ROTROSEN AGENCY LLC, 318 East 51st Street, NEW YORK, NY 10022 USA.
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Übersetzt von: Lennart Janson Covergestaltung: Buchgewand unter Verwendung von Motiven von stock.adobe.com: © Veronika, shutterstock.com: © Raftel, © Vectorpocket, © Nomad_Soul, © randy andy, © Vibrant Image Studio, © Trevor Buttery depositphotos.com: © brebca, © inarik Korrektorat: Dorothee Scheuch
E-Book-Version 02.09.2024, 08:45:20.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.
Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
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Dieses Buch ist den Ehepartnern meiner Kinder gewidmet: Tim, Tom und Meredith. Stets liebevoll, stets hilfsbereit. Ich habe die beste angeheiratete Verwandtschaft der Welt und liebe diese Menschen wie meine eigene Familie. Mein Kompliment an jedes meiner Kinder für den guten Geschmack.
25. Juni 1936 Eynsleigh, Sussex
Aufgeregt und nervös ob der bevorstehenden Ankunft. Donnerwetter, ich hoffe, alles geht gut. Ich hoffe, Queenie benimmt sich und macht keine Probleme.
Ihr habt vermutlich davon gehört, dass Darcy und ich im August ein Kind erwarteten, doch es war nicht dessen Ankunft, die mich in diesem Augenblick nervös machte. Die Geburt lag in so großer Ferne, dass ich mir noch keine Sorgen darum machte. Jedes Mal, wenn ich an mein Kind dachte, stellte ich mir vor, ihn oder sie in meinen Armen zu halten und in das hinreißende, kleine Gesicht zu schauen. Vielleicht würde ich dann Darcys blaue Augen und sein dunkles, lockiges Haar sehen. Die Gedanken an den tatsächlichen Vorgang der Geburt und alles, was damit einherging, hatte ich in die dunkelsten Ecken meines Verstandes gedrängt. Ich wusste tatsächlich nur wenig darüber. So etwas wird in der Schule nicht unterrichtet. Meine Mutter hatte einst erzählt, es sei das Schlimmste, was man sich vorstellen kann, und sie habe auf der Stelle beschlossen, es nicht zu wiederholen. Allerdings neigte meine Mutter auch dazu, über die Maßen dramatisch zu sein.
Die Ankunft, die mich im Augenblick mehr beschäftigte, war die unseres neuen Kochs Pierre. Wir lebten schon seit fast einem Jahr in Sir Hubert Anstruthers wunderschönem, elisabethanischen Haus mit dem Namen Eynsleigh. Sir Hubert war mein Patenonkel und einer der vielen Ehemänner meiner Mutter. Da er den Großteil seiner Zeit damit verbrachte, Berge zu besteigen, lud er Darcy und mich ein, in sein Haus zu ziehen. Es war eine wundervolle Einladung, die wir ohne zu zögern angenommen hatten, da wir beide mittellos waren und einer schrecklichen Wohnung in London entgegengeblickt hätten.
Nach einem holprigen Anfang hatten wir das Leben hier lieben gelernt. Ich war im Herzen immer ein Landmensch gewesen, nachdem ich in einem Schloss in den schottischen Highlands aufgewachsen war (Mein Vater war der Duke of Rannoch.). Es gefiel mir gut, in weitläufiges Parkland hinauszublicken und jeden Morgen mit meinen Hunden spazieren zu gehen. Es hatte ein Problem mit den Bediensteten gegeben, als wir eingezogen waren, doch zum Glück hatte die ehemalige Haushälterin Mrs. Holbrook eingewilligt, zurückzukommen und sich um das Haus zu kümmern, sodass mittlerweile alles vorbildlich lief. Wir hatten ein Hausmädchen, einen Lakaien und Chauffeur, ein persönliches Dienstmädchen für mich und einen Gärtner eingestellt, die alle aus der örtlichen Bevölkerung stammten und sehr zufriedenstellend arbeiteten. Doch was uns immer noch fehlte, war ein Koch oder eine Köchin.
Bislang hatte mein ehemaliges Dienstmädchen Queenie für uns gekocht. Ja. Diese Queenie. Diejenigen unter euch, die meine Taten verfolgen, werden sich daran erinnern, dass Queenie eine wandelnde Katastrophe war. In ihrer Zeit als meine Zofe hatte sie mein einziges gutes Samtkleid gebügelt und dabei den Flor weggebrannt. Und sie hatte an meinem Hochzeitstag meine Schuhe verlegt. Tatsächlich gab es mehr Unglücke, als ich aufzählen konnte. Ich habe sie im Dienst behalten, da sie sich gelegentlich als überaus mutig erwiesen hatte, und ich genau wusste, dass niemand anderes sie einstellen würde. Allerdings hatte sich herausgestellt, dass sie keine schlechte Köchin war. So hatte sie die Küche von Eynsleigh übernommen, und bislang war das Haus nicht abgebrannt. Allerdings war ihr Kochen auf Gerichte beschränkt, die sie aus ihrem Leben als Cockney kannte. Entsprechend aßen wir häufig Nierenfettkuchen, Würstchen im Teigmantel und Shepherd’s Pie; nicht die eleganten Speisen, die man in einem Haushalt der Oberschicht erwarten würde. Man konnte dem niederen Adel aus der Gegend schlecht Pudding mit Trockenfrüchten vorsetzen.
Darcy hatte mir immer wieder damit im Ohr gelegen, einen richtigen Koch zu suchen, doch ich hatte die Sache aufgeschoben. Ich bin nicht sehr gut darin, Bedienstete einzustellen. Allerdings sind jüngst zwei Dinge passiert: Wir hatten einen Brief von Sir Hubert erhalten, indem er uns darüber informierte, dass er damit fertig sei, jeden Gipfel der Anden zu besteigen, und rechtzeitig für die bevorstehende Geburt nach Hause kommen werde. Und wir waren gerade aus Paris zurückgekehrt, wo ich einen Koch kennengelernt hatte, der eine Anstellung brauchte. Pierre hatte als Kellner gearbeitet, als ich ihm begegnete, da er nicht in der Lage gewesen war, auf dem kompetitiven Pflaster von Paris eine Stelle als Koch zu ergattern. Doch ich hatte entschieden, dass jeder, der eine französische Kochschule besucht hatte, besser kochen würde als Queenie. Ehrlich gesagt hätte ich nicht damit gerechnet, dass er die Stelle annehmen würde, da er bekennender Kommunist war, doch er hatte eingewilligt und würde bald eintreffen.
Es gab nur ein Problem, und das war Queenie. Als sie erfuhr, dass ich einen französischen Koch zu uns holen wollte, war sie sehr aufgebracht. Sie sagte, sie wolle keine Fremden, die in ihrer Küche ausländischen Fraß kochten. Sie war sehr verletzt, weil ihre Kochkunst nicht gut genug für uns war. Sie habe geglaubt, ich würde ihre Kuchen und Kekse mögen, da ich sie gern zu essen schien.
Ich sagte ihr, dass das auch so war. Sie konnte sehr gut backen und ihre Kuchen waren köstlich. Doch wenn Sir Hubert nach Hause kam, würde er Dinnerpartys abhalten wollen. Queenie würde unmöglich ein mehrgängiges Menü für zwanzig Leute auftischen können.
Sie stimmte mir zu, dass das ihre Fähigkeiten vermutlich übersteigen würde, insbesondere wenn die Gäste ausgefallenen Kram wie diesen Coq au Vin wünschten, den sie zu Weihnachten hatte kochen müssen. Dann sagte sie mir, es würde ihr weniger ausmachen, wenn ich eine anständige, englische Köchin eingestellt hätte, eine nette Dame wie die, mit der wir in Norfolk zusammengearbeitet hatten. Aber nicht so einen Kerl aus der Fremde, der sie herumkommandieren würde.
„Wenn er kommt, dann kündige ich“, sagte sie.
Donnerwetter, das brachte mich in eine Zwickmühle. Ich wäre in vielerlei Hinsicht froh darum, sie zu verabschieden, und sie würde vermutlich in einem anderen Haushalt eine Arbeit als Köchin finden, doch dann überlegte sie es sich anders.
„Ich werde einfach wieder Ihre Zofe sein“, sagte sie. „Sie können dieser Maisie sagen, dass sie wieder wischen und abstauben soll, oder sie kann sich als Küchenmädchen um diesen ausländischen Kerl kümmern.“
Sie stampfte davon, sodass die Dekorationen auf den Regalen klapperten und klirrten. Sie war eine kräftige junge Frau und lief stets so, als wäre sie Teil einer vorrückenden Armee. Ich ging in den Salon, in der Hoffnung, dort meinen Großvater anzutreffen. Seit einem weiteren schweren Anfall von Bronchitis lebte er in Eynsleigh, weil ich ihn davon überzeugt hatte, herzukommen und sich umsorgen zu lassen. Das war reichlich schwierig gewesen, da er sich in einem so großen Haus nicht wohlfühlte; insbesondere mit Bediensteten, die sich um ihn kümmerten. Es war einfach zu untypisch für einen ehemaligen Cockney-Polizisten. Und falls ihr euch fragt, warum mein Vater ein Duke mit eigenem Schloss und mein Großvater ein waschechter Londoner ist, sollte ich wohl erklären, dass mein Vater Queen Victorias Enkel war. Er hatte meine Mutter geheiratet, die zwar eine berühmte Schauspielerin und Schönheit, aber von bescheidener Herkunft war (die sie mittlerweile lieber vergessen wollte).
Mein Großvater las Zeitung, als ich eintrat. Er hob den Blick und sah mich. „Was ist los, Liebes?“, fragte er. „Du siehst aus wie sieben Tage Regenwetter.“
„Es geht um Queenie.“ Ich ließ mich in den Sessel sinken, der ihm gegenüberstand.
„Was hat sie jetzt wieder angestellt?“ Er wirkte amüsiert. „Hat sie vergessen, das Würstchen in den Teigmantel zu stecken?“
Ich seufzte. „Sie hat gar nichts getan; nur sehr deutlich gemacht, dass sie nicht mehr als Köchin arbeiten wird, wenn ich Pierre aus Paris herbringe.“
Mein Großvater lächelte immer noch. „Nun, das ist doch nicht allzu schlimm, oder? Ich glaube nicht, dass es ein schwerer Verlust wäre. Und hattest du mir nicht erzählt, dass Darcys Verwandte viel von ihr halten? Sie könnte wieder zu ihnen zurückkehren.“
„Das war noch nicht alles, was sie gesagt hat.“ Ich seufzte erneut. „Sie sagte, sie würde einfach wieder meine Zofe werden müssen, und ich solle Maisie loswerden.“ Ich warf ihm einen flehenden Blick zu. „Was soll ich nur tun, Großvater? Ich will sie nicht als meine Zofe haben. Ich mag Maisie. Sie ist lieb. Sie ist fähig. Das einzige Problem mit ihr ist, dass sie ihre Mutter nicht zurücklassen will, was mir das Reisen erschwert, aber mit einem Neugeborenen werde ich ja nicht in aller Welt unterwegs sein, oder?“
„Dann musst du Queenie gegenüber ehrlich sein“, sagte er. „Sag ihr, dass du mit deiner aktuellen Zofe sehr zufrieden bist und keine Pläne hast, sie zu ersetzen.“ Er streckte den Arm aus und tätschelte mein Knie. „Du bist immerhin die Hausherrin, Liebes. Zeig ihr, wer hier das Sagen hat.“
„Ich weiß“, sagte ich. „Ich bin bloß nicht gut darin, Bedienstete herumzukommandieren. Ich weiß, dass so etwas Leuten wie mir leichtfallen sollte, doch bei mir war das nie der Fall. Meine Schwägerin Fig hat keine Probleme damit, andere herumzukommandieren, aber ich fühle mich dabei immer schlecht.“
„Du bist zu gutherzig“, sagte er. „Das hast du von mir. Deine Mutter scheint auch keine Probleme damit zu haben, anderen Befehle zu geben, oder?“
Ich musste lachen. „Definitiv nicht“, sagte ich. „Sie macht wirklich das Beste aus ihrem Leben als verwitwete Duchess, selbst wenn sie sich offiziell gar nicht mehr so bezeichnen darf.“
Mein Großvater legte die Stirn in Falten. „Nun, das ist eine der Sachen, die sie aufgeben muss, wenn sie diesen Deutschen heiratet, oder? Dann ist ihre Anrede schlicht ‚Frau‘. Und ich werde nicht zu dieser Hochzeit gehen. Nicht, wenn sie einen Deutschen heiratet. Ich glaube, sie macht einen großen Fehler, du nicht auch?“
„Tatsächlich, ja“, sagte ich. „Ich mag Max sehr, aber es gefällt mir nicht, was dieser Tage in Deutschland vor sich geht. Du hättest die Deutschen sehen müssen, denen ich in Paris begegnet bin, Großvater. Wenn meine Mutter einkaufen ging, hatte sie eine Aufpasserin – eine furchteinflößende Frau, die ihr auf Schritt und Tritt folgte.“
„Deutschland hat noch nie etwas Gutes hervorgebracht“, sagte er. Eine recht allgemeine Aussage, angesichts der Tatsache, dass ich einige deutsche Weine und Komponisten sehr zu schätzen wusste. Doch mein Großvater war voreingenommen, da sein einziger Sohn, mein Onkel Jimmy, den ich nie kennengelernt hatte, im Weltkrieg gefallen war. „Ich weiß nicht, warum sie diesen Kerl heiraten will. Sie lebte doch mit den meisten ihrer Männer nur zu gerne in Sünde, oder nicht?“
„Er heißt Max“, sagte ich. „Er ist geschniegelt und gestriegelt und möchte das Richtige tun.“
„Das wird sie bedauern, merk dir meine Worte“, sagte er und wedelte mit dem Finger in meine Richtung.
„Wenn sie dann Frau Soundso ist, wird sie ihre britische Staatsangehörigkeit aufgeben müssen, oder? Und dann wird sie nicht mehr gehen können, selbst wenn sie es will.“
„Donnerwetter, du hast recht“, sagte ich. „Ich wäre im Moment nicht gern in Deutschland gefangen, selbst wenn sie eine der wenigen Begünstigten sein wird.“
Mein Großvater seufzte. „Nicht dass sie auf einen von uns hören würde. Das hat sie noch nie getan. Kommt sie zur Geburt deines Kindes her?“
„Sie hat es mir versprochen.“
Er gluckste. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie zur Großmutter taugt. Sie hat bei der Versorgung ihrer eigenen Tochter nie einen Finger gerührt, oder? Ich glaube, sie ist nach Südfrankreich gereist, kaum dass du auf der Welt warst.“
Ich dachte darüber nach. Ich hatte nur wenige Erinnerungen an meine Mutter, erst recht aus der Zeit meiner Kinderstube. Das Kindermädchen hat sich um mich gekümmert, mich ins Bett gebracht und für mich gesungen. Gott sei Dank war sie eine gütige und liebevolle Frau. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre. Ich hatte vor, mich sehr viel mehr an der Erziehung meines eigenen Kindes zu beteiligen.
Mein Großvater faltete die Zeitung zusammen. „Wann soll dieser Froschliebhaber eintreffen?“, fragte er.
„Bis zum Ende der Woche.“
„Und möchtest du, dass Queenie in der Küche bleibt? Als seine Gehilfin?“
„Das wäre ideal“, sagte ich. „Ich kann von einem anständigen Koch nicht verlangen, all seine Vorbereitungen und das Aufräumen allein zu machen.“
„Dann wirst du Queenie zur Küchenmagd degradieren?“
Ich starrte aus dem Fenster und schaute mir an, wie die Bäume im Park in der steifen Brise tanzten. Warum musste das Leben so kompliziert sein?
30. Juni Eynsleigh
Heute ist es soweit. Pierre trifft ein. Ich dachte, ich hätte noch ein paar Tage Zeit, um die Situation mit Queenie zu klären, doch gestern wurde ich in einem Telegramm davon unterrichtet, dass er den Zug zur Fähre bestiegen habe. Er bat darum, am Bahnhof abgeholt zu werden. Er ist also nicht gerade der bescheidene Bedienstete, der bereit wäre, vom Bahnhof aus kilometerweit zu laufen, falls er keinen Ackerwagen findet, auf dem er mitfahren kann. Wenn ich Queenie schon nicht bändigen kann, wie soll ich dann mit ihm fertig werden? Ich frage mich langsam, ob die ganze Sache ein großer Fehler war. Pudding mit Trockenfrüchten ist doch gar nicht so schlimm, oder?
Darcy war bereits aufgestanden, als Maisie mir meinen morgendlichen Tee brachte. Mit Queenie als Zofe hatte ich mir nie sicher sein können, ob dieser Tee rechtzeitig eintreffen würde, ob er auf die Untertasse geschwappt war oder ob ich ihn überhaupt erhalten würde. Doch Maisie war so pünktlich wie ein Uhrwerk und dazu noch gutmütig.
„Guten Morgen, Mylady. Es ist wieder ein wunderschöner Tag“, sagte sie, als sie das Tablett auf meinem Nachttisch abstellte. Dann lief sie zum Fenster hinüber, um die Vorhänge zu öffnen.
Darcy kam aus seinem Ankleidezimmer und versuchte, sich im Gehen die Krawatte zu binden. Er hielt kurz vor dem Spiegel der Frisierkommode inne, um die Sache zu Ende zu bringen, und sah wie immer über die Maßen attraktiv aus. Ich beobachtete ihn und fragte mich, wie sich so ein schneidiger Mann jemals für mich hatte entscheiden können. Er bemerkte meinen Blick und zwinkerte mir zu, woraufhin ich errötete.
„Diese junge Frau ist eindeutig eine Verbesserung gegenüber der letzten, nicht wahr?“, fragte er. „Nun ja, ein unnötiger Kommentar. Jeder mit zwei Armen und zwei Beinen wäre eine Verbesserung gewesen.“
Er sah, wie mir die Gesichtszüge entglitten. „Was in aller Welt ist los?“
„Oh, Darcy. Ich weiß nicht recht, was ich tun soll“, sagte ich. „Du weißt, dass der neue Koch bald hier ist. Queenie sagte, dass sie nicht mit einem Mann aus dem Ausland zusammenarbeiten, sondern wieder meine Zofe sein will.“
„Ich verstehe nicht, was daran so schwer ist.“ Darcy berührte im Vorbeigehen meine Schultern. „Sag ihr, dass du schon eine zufriedenstellende Zofe hast und sie gern in der Küche bleiben oder sich anderswo Arbeit suchen kann.“
„Aber das ist ja das Problem“, sagte ich. „Wer würde sie einstellen? Ich weiß, dass sie keine schlechte Köchin ist, aber ihr passieren reichlich Missgeschicke.“
„Wir könnten sie zu meiner Tante zurückschicken“, sagte Darcy. „Dort mochte man sie.“
„Das stimmt wohl.“ Ich schwang die Beine aus dem Bett und griff nach meiner Teetasse. „Ich weiß nur nicht so recht, ob ich sie wegschicken möchte. Sie hat mir mehr als einmal das Leben gerettet, weißt du?“
„Ich weiß. Mach dir nichts daraus. Du wirst eine Lösung finden. Du bist jetzt die Herrin eines großen Hauses. Du musst in diese Rolle hineinwachsen.“
Ich trank einen Schluck Tee. „Das stimmt wohl“, wiederholte ich.
„Ich mache mich dann auf den Weg“, sagte er.
„Darf ich fragen, wohin?“ Bei Darcy konnte das alles bedeuten, Frankreich, Südamerika … Er arbeitete nicht offiziell für die britische Regierung, erledigte aber eine Menge verdeckte, heimliche und gefährliche Arbeit, was er sehr genoss und der Grund für meine Sorgen um ihn war.
„Ich muss mit einem Mann über einen Hund sprechen“, sagte er mit einem verschwörerischen Lächeln. Gemein.
„Darcy! Das sagst du immer!“ Ich funkelte ihn an.
„Oh, na gut. Ich muss in London mit einem Mann über einen Hund sprechen.“
„London?“
Er lächelte mich verschmitzt an. „Wäre es dir lieber, wenn ich meine Mätresse in Mayfair besuchen würde?“
Ich lächelte ebenfalls. „Ich weiß genau, dass du keine Mätresse in Mayfair hast. Das könntest du dir gar nicht leisten.“ Ich hielt inne und hoffte auf mehr. „Geht es um deine Arbeit? Irgendetwas für die Regierung?“
„Georgie, du weißt, dass ich dir das nicht sagen kann.“
Alarmglocken läuteten in meinem Kopf. „Man wird dich doch nicht weit wegschicken, oder? Du hast versprochen, zur Geburt zu Hause zu sein.“
„Ich gehe nicht weit weg, versprochen.“ Er beugte sich herab und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Zum Abendessen bin ich wieder da, solange nichts dazwischenkommt.“ Er zögerte. „Falls es denn überhaupt Abendessen geben wird. Der neue Koch wird nicht wissen, wie irgendetwas funktioniert, und Queenie wird die Flucht ergriffen haben.“
„Sag so etwas nicht“, sagte ich. „Das ist meine schlimmste Befürchtung.“
„Ich mache nur Scherze, Liebling. Alles wird gut.“
Was nur einmal mehr zeigte, wie ahnungslos Männer sein können.
***
Ich zog mich an und atmete tief durch, bevor ich das Schlafzimmer verließ. Als ich die Tür öffnete, hörte ich das Tippeln kleiner Füße. Nun, so klein waren sie gar nicht mehr, stellte ich fest, als die beiden Hunde mit flatternden Zungen und wild wedelnden Schwänzen auf mich zugerannt kamen.
„Ihr ungezogenen Tiere“, sagte ich. „Ihr wisst, dass ihr nicht nach oben kommen dürft!“ Das lag daran, dass sie alles zerkauten, was sie ins Maul bekamen; insbesondere Schuhe.
Sie schauten mich mit ihren anbetenden Blicken an. „Ihr wisst, wie sehr wir euch lieben, und als wir gehört haben, dass ihr euch bewegt, sind wir gekommen, um euch zu begrüßen“, schienen diese Augen zu sagen. Wie üblich konnte ich ihnen nicht lange böse sein, als sie an meiner Seite tänzelten, während ich die Treppe hinunterstieg.
Ich wurde nicht von köstlichen Gerüchen empfangen, als ich das Speisezimmer betrat. Die Anrichte war leer. Kein Speck, keine Nierchen, keine Eier, nichts. Ich läutete die Glocke. Phipps, unser Lakai, kam mit einem voll beladenen Toastständer herein.
„Verzeihung, Mylady“, sagte er, „aber Queenie meinte, sie werde nicht mehr kochen. Mrs. Holbrook kocht Euch gerade ein Ei, und ich werde noch den Kaffee bringen.“
„Oh, je. Vielen Dank, Phipps.“
Er erwiderte mein Lächeln nicht. Tatsächlich lag sogar ein feindseliger Ausdruck in seinen Augen. „Wenn Ihr erlaubt, dass ich frei heraus spreche, Mylady, ich halte das für regelrecht gemein von Euch.“
„Was? Dass ich einen französischen Koch herhole?“
„Nein, nicht das. Natürlich braucht Ihr einen vernünftigen Koch. Ich meinte, dass Ihr die arme Maisie hinauswerft. Ich weiß, dass sie wegen ihrer kranken Mutter nicht mit Euch reisen wollte, aber das ist doch kein Grund, sie zu entlassen, nachdem sie so gute Arbeit geleistet hat.“
„Sie entlassen?“ Ich legte die Stirn in Falten.
„Ganz recht. Sie ist gerade oben, packt ihre Sachen und weint sich die Augen aus.“
„Aber ich habe nichts Derartiges gesagt. Sie wirkte recht fröhlich, als sie mir meinen Morgentee brachte.“
„Das war bevor Queenie zu ihr kam und sagte, sie solle wieder Eure Zofe werden und Maisie könne verschwinden. Queenie sagte, die Mistress würde Maisie hinauswerfen, weil sie nicht wie eine anständige Zofe mit der Familie reisen wollte.“
„Queenie traut sich vielleicht was!“ Ich legte den Toast ab, den ich mir gerade ausgesucht hatte. „Ich habe nichts dergleichen gesagt und hege keinerlei Absicht, Maisie zu entlassen. Ich sollte sofort zu ihr gehen. Und ich muss mit Queenie sprechen. Sie ist gerade sehr schwierig. Vielen Dank dafür, dass Sie mir das erzählt haben, Phipps.“
Ich eilte die Haupttreppe hinauf, den Flur entlang und dann über die zweite Treppe zu den Zimmern der Bediensteten. Die zweite Treppe erklomm ich ein wenig langsamer, da ich etwas zusätzliches Gewicht mit mir herumschleppte. Ich hatte mittlerweile eine beeindruckende Wölbung am Bauch. Ich war mir nicht sicher, welches Zimmer Maisie gehörte, doch es war leicht auszumachen, da ich sie weinen hörte. Die Tür war nur angelehnt. Ich klopfte an und trat ein.
Ein kleiner Koffer lag offen auf ihrem Bett und sie war dabei, ihre Schubladen auszuräumen. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter, woraufhin sie vor Schreck zusammenzuckte.
„Maisie, meine Liebe“, sagte ich. „Alles ist gut. Weine nicht. Du gehst nirgendwohin.“
Sie sah mich mit tränenüberströmten Wangen an. „Aber Queenie sagte, Ihr würdet mich nicht mehr brauchen. Sie sagte, sie sei an allen möglichen fernen Orten gewesen, habe sich nie beschwert und würde jetzt ihre alte Stelle wieder antreten.“
„Queenie hatte kein Recht, so etwas zu sagen“, erklärte ich. „Sie wird deine Arbeit nicht übernehmen, Maisie. Du bist gut und ich bin sehr zufrieden mit dir. Außerdem werde ich mit einem Neugeborenen nirgendwohin reisen, sodass sich dieses Problem erst einmal nicht mehr stellt.“
Ich sah Hoffnung in ihren Augen aufkeimen. „Dann muss ich nicht gehen?“
„Nein, musst du nicht. Ich möchte, dass du meine Zofe bleibst.“
„Oh, vielen Dank, Mylady. Ich bin Euch so unendlich dankbar.“ Ich dachte für einen Moment, sie würde mich umarmen. „Ich weiß nicht, was meine Mutter ohne das Geld tun würde, das ich ihr gebe. Sie hat so schrecklich viele Arztrechnungen.“
„Dann ist das geklärt“, sagte ich. „Trockne deine Tränen und mach dich wieder an die Arbeit.“
„Ja, Mylady.“ Sie lächelte mich mit feuchten Augen an und machte sich daran, ihre Kleidung wieder in ihre Kommode zu räumen.
Ich stieg vorsichtig die Treppen hinunter, da mein Gleichgewichtssinn nicht mehr der beste war, ging durch die mit grünem Vlies bespannte Tür und nahm die Steintreppe, die mich in die Küche führte. Ich wurde ausgelassen von zwei jungen Hunden begrüßt, die sich sehr freuten, mich zu sehen, doch Queenie war nirgends zu entdecken. Mrs. Holbrook tauchte auf, als ich die Hunde davon abhielt, an mir hochzuspringen, und sie streichelte.
„Oh, Mylady. Ist alles in Ordnung? Ich weiß nicht, was in Queenie gefahren ist. Sie war heute Morgen sehr dickköpfig und meinte, sie sei nicht mehr Eure Köchin.“
„Sie ist verärgert, weil ich einen französischen Koch eingestellt habe, Mrs. Holbrook. Ich bin sehr enttäuscht von ihrem Verhalten. Wissen Sie, wo sie ist?“
„Ich habe sie den ganzen Vormittag nicht gesehen. Könnte sie uns ohne jegliche Nachricht verlassen haben?“
„Wer weiß.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Bei Queenie ist alles möglich.“
„Zu schade“, sagte sie. „Denn ich fand, als Köchin machte sie sich ganz gut. Da gab es nicht zu viele Katastrophen, wenn Ihr wisst, was ich meine.“
„Ja, ich weiß.“ Ich lächelte sie an. „Schicken Sie sie zu mir, sobald sie auftaucht.“
„Mache ich. Aber kehrt jetzt zu Eurem Frühstück zurück. Ich bringe Euch gleich das Ei und noch etwas Toast hinauf. Die erste Portion ist mittlerweile gewiss kalt.“
Wir suchten noch die Kellerräume ab, dann kehrte ich nach oben zurück. Im Speisezimmer war Queenie auch nicht. Ich wollte gerade weiteressen, als mir noch ein anderer Gedanke kam. Ich ging nach oben in mein Schlafzimmer und fand Queenie, die gerade die Kleidung in meinem Schrank umsortierte.
„Queenie, was tust du hier?“, wollte ich wissen.
„Ich bringe alles in die richtige Ordnung, Mistress“, sagte sie. (Wie ihr seht, hatte sie nie gelernt, mich mit „Mylady“ anzusprechen. Als ich noch nicht verheiratet war, nannte sie mich „Miss“, jetzt waren wir bei „Mistress“ angekommen. Ich war mir nie ganz sicher, ob sie das mit Absicht tat, oder ob sie einfach nicht die Klügste war.)
Ich atmete tief durch. „Ein für alle Mal, du bist nicht meine Zofe. Ich habe eine ausgezeichnete Zofe namens Maisie, und du hattest absolut kein Recht dazu, ihr zu erzählen, sie sei entlassen. Du hast großes Glück, dass ich dich nicht auf der Stelle für deine Unverschämtheit entlasse. Aber lass mich eines klarstellen: Du kannst als Küchenhilfe in diesem Haushalt bleiben und hoffentlich von einem gelernten Koch ein paar Fähigkeiten lernen, die dir eines Tages zu einer Stelle als Chefköchin verhelfen werden, oder du kannst deine Kündigung einreichen und dich nach einer anderen Stelle umsehen.“
„Dann werde ich genau das tun“, murmelte sie. „Ich lasse mir nicht von einem fremdländischen Gentleman sagen, was ich zu tun habe. Das habe ich einmal versucht, und es hat mir nicht gefallen. Und es wird Ihnen leidtun, wenn ich fort bin.“
Mit diesen Worten stolzierte sie aus meinem Schlafzimmer. Oh, je.
30. Juni Eynsleigh
Ich hasse Streit und komme nicht umhin, wegen Queenie besorgt zu sein. Doch sie wusste, dass ihre Stelle nur temporär war, bis wir einen ausgebildeten Koch fänden, oder nicht? Und sie musste gewusst haben, dass sie als Köchin nur für die einfachsten Gerichte qualifiziert ist. Es ist töricht, doch ich würde sie vermissen, wenn sie gehen sollte. Ich frage mich, ob sie blufft.
Ich beendete mein sehr einfaches Frühstück, konnte aber keine Ruhe finden, während wir auf Pierres Ankunft warteten.
„Tue ich das Richtige, Großvater?“, fragte ich. „Diese Sache scheint den ganzen Haushalt aufgewühlt zu haben.“
„Du tust genau das, was von dir erwartet wird, Liebes“, sagte er. „Du weißt, dass Sir Hubert bald zurückkommt, und als er das letzte Mal hier war, bat er dich, einen neuen Koch zu suchen, und sagte, er würde bezahlen. Nun ja, du hast dir Zeit gelassen und er wäre enttäuscht, wenn bei seiner Rückkehr kein Koch zugegen ist.“
„Du hast recht“, stimmte ich zu. „Ich habe die Aufgabe aus genau diesem Grund aufgeschoben. Ich wollte Queenie nicht verärgern.“
„Wenn du mich fragst, war diese junge Frau überaus lästig, seit du sie eingestellt hast“, sagte er. „Ich würde sie zu Darcys Tante zurückschicken und dann auf Nimmerwiedersehen.“
„Ich weiß, Großvater“, sagte ich. „Das Problem ist, dass sie so mutig und loyal war und sich nie beschwert hat, wenn ich sie an ungewöhnliche Orte wie Transsylvanien geschleppt habe. Deshalb fühle ich mich für sie verantwortlich. Aber wie du schon sagst, ging es ihr bei Darcys Tante und Onkel gut. Doch dann müsste ich nach einer neuen Küchenassistenz suchen, und ich hasse es, Bedienstete einzustellen.“
„Das wird sich alles klären, du wirst schon sehen.“ Er lächelte. „Mrs. Holbrook wird eine junge Frau für dich finden, wenn du eine brauchst. Sie ist gut, nicht wahr?“
Ich spürte, dass mein Großvater ein wenig in sie vernarrt war. Er hatte dieses sehnsüchtige Lächeln im Gesicht, wann immer er über sie sprach. „Ja. Und ich hoffe, dass sie uns noch für eine Weile erhalten bleibt. Ich weiß, dass sie im Pensionsalter ist.“
„Sie macht sich gerne nützlich und wird gern gebraucht. Ich verstehe gut, wie es ihr geht. Es ist traurig, zu merken, dass einen niemand mehr will oder braucht, und dass man reif für den Schrottplatz ist.“
Ich nahm seine Hand. „Großvater, du bist hier sehr erwünscht und wirst gebraucht. Ich weiß deine Gesellschaft sehr zu schätzen.“
„Das ist sehr nett, Liebes“, sagte er, „aber es ist ja nicht so, als hätte ich hier irgendetwas Nützliches zu tun, oder?“
„Dann finden wir etwas für dich. Darcy und ich haben darüber gesprochen, den Hof wieder zu bewirtschaften. Angefangen mit einigen Hühnern und vielleicht ein oder zwei Schweinen.“
Das ließ ihn glucksen. „Als ob ich irgendetwas über Schweine wüsste!“
„Du könntest es lernen.“
„Wie war es damit, einem alten Fuchs neue Tricks beizubringen?“ Doch er lächelte.
Ich blickte aus dem Fenster, als ich ein Geräusch auf der Zufahrt hörte. Doch es war nur der Postbote auf seinem Fahrrad.
„Ich frage mich, wann Pierre eintreffen wird“, sagte ich. „Er schrieb, er würde vom Bahnhof aus anrufen, damit er abgeholt werden kann.“
„Hoffen wir, dass das noch vor dem Abendessen geschieht, sonst werden wir alle verhungern“, sagte mein Großvater.
„Donnerwetter, ich hoffe, es war kein Fehler, ihn einzustellen“, sagte ich. „Ich habe noch nie von seiner Kochkunst gekostet.“
„Nicht?“ Er hob den Blick und runzelte die Stirn. „Dann hast du von jemandem eine Empfehlung erhalten?“
„Nicht ganz.“ Ich merkte, dass ich auf meiner Unterlippe herumkaute. Das hatte ich als kleines Mädchen immer getan, wenn ich nervös war. „Ich habe ihn in Paris kennengelernt. Er arbeitete als Kellner, erzählte mir aber, er sei qualifiziert, als Koch zu arbeiten. Er konnte in Paris bloß keine Stelle finden. Deshalb habe ich ihm die Stelle bei uns angeboten. Ich dachte, wer in Paris als qualifizierter Koch gilt, muss auf jeden Fall besser sein als Queenie.“
„Vielleicht konnte er aus gutem Grund keine Stelle finden.“
„Donnerwetter, sag so etwas nicht. Er ist ein Dichter. Und er ist passionierter Kommunist. Hoffen wir, dass er es nicht zu seiner Mission macht, die gesamte Aristokratie zu vergiften.“
***
Queenie oder sonst irgendjemand schaffte es, zum Mittagessen die Suppe vom Vortag aufzuwärmen. Gebäck zum Tee wäre wahrscheinlich zu viel erwartet gewesen. Ich machte einen langen Spaziergang mit den Hunden und war gerade erst zurückgekehrt, als sie wild bellend zur Haustür rannten.
„Holly! Jolly! Platz! Beruhigt euch, ihr Wüstlinge.“ Ich versuchte, sie zu packen. Sie waren sechs Monate alt und immer noch sehr verspielte Jungtiere. Sie hatten keinerlei böse Absichten, doch sie waren mittlerweile recht groß und konnten Besucher durchaus verängstigen. Zum Glück tauchte Phipps auf und öffnete die Tür, während ich die Hunde an ihren Halsbändern festhielt. Draußen stand Pierre, verschwitz, mit rotem Gesicht und einem großen Koffer in der Hand.
„Mon dieu“, sagte er und musterte die Hunde argwöhnisch. „Ich dachte, ich würde dieses Haus gar nicht mehr erreichen“, sagte er auf Französisch, während er hereinkam und den Koffer auf dem Marmorboden abstellte.
Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihm zu sagen, dass der Dienstboteneingang ebenerdig an der Seite des Hauses war.
„Ich dachte, Sie würden anrufen, damit wir jemanden zum Bahnhof schicken können“, sagte ich ebenfalls auf Französisch.
„Das hatte ich auch vor“, sagte er, ging an mir vorbei und betrachtete die Treppe, die Portraits an den Wänden und die Ritterrüstung. „Doch ich bin am Bahnhof einem Mann begegnet, der sagte, er würde an Eurem Haus vorbeifahren. So dachte ich, ich würde Euch die Mühe ersparen, jemanden zu schicken. Allerdings wusste ich nicht, dass die Strecke vom Tor zum Haus so lang ist, und das an einem so heißen Tag …“ Er hielt inne, um sich die Stirn abzuwischen.
Die Hunde zogen an ihren Halsbändern, um voranzukommen und ihn mit feuchten Zungen abzuschlecken. Doch er wich zurück. „Diese Tiere, sind sie gefährlich?“
„Nur für Menschen, die wir nicht mögen“, antwortete ich. „Nein, sie sind noch jung und sehr lieb.“ Ich wandte mich an Phipps. „Nehmen Sie die Hunde und sperren Sie sie fürs Erste in die Spülküche, Phipps. Dies ist unser neuer Koch Pierre. Ich werde ihm die Küche und seine Unterkunft zeigen.“
Pierre sah zu, während die Hunde davongeschleift wurden.
„Wenn Sie mir jetzt bitte folgen würden“, sagte ich. „Ich habe nie gefragt, wie gut Ihr Englisch ist. Sie werden mit den anderen Bediensteten kommunizieren müssen.“
„Ich spreche … ein wenig“, sagte er. „Meine amerikanischen Freunde. Sie versuchen mir beizubringen.“
„Dann hoffe ich, dass Sie fleißig üben und besser werden. Ich spreche zwar Französisch, aber gehen Sie nicht davon aus, dass das für alle in diesem Haushalt gilt.“ Ich deutete auf den Koffer. „Kommen Sie mit.“
Er schnappte sich seinen Koffer und folgte mir den Flur hinunter.
„Ist sehr groß“, sagte er auf Englisch.
„Ja. Sehr groß. Aber zu Ihrem Teil des Hauses geht es hier entlang.“ Ich öffnete die mit grünem Vlies bespannte Tür und stieg die Treppe hinab, die zur Küche und den Räumlichkeiten der Bediensteten führte.
„Dies wird Ihr Hoheitsbereich sein“, sagte ich. „Die Küche ist hier.“
Er sah sich um. Ich konnte in seinem Gesicht nicht ablesen, ob er zufrieden war oder nicht.
„Ist groß“, sagte er. Dann runzelte er die Stirn. „Aber alt. Nicht modern.“
„Nein. Nicht sehr modern. Dieses Haus wurde im sechzehnten Jahrhundert erbaut.“
Er lief umher und ließ einen Finger über die Oberflächen gleiten, als wäre er die unverheiratete Tante, die zu Besuch kommt. Ich hoffte, dass er nicht zu temperamentvoll sein würde. In Paris hatte er freundlich und entspannt gewirkt.
„Und zu Ihrem Zimmer geht es hier entlang.“ Ich verließ die Küche, ging an Mrs. Holbrooks kleinem Wohnzimmer vorbei und öffnete die Tür zu einem Schlafzimmer. Es war nicht mehr benutzt worden, seit der vorherige Koch das Haus verlassen hatte, da Queenie ihr Zimmer im obersten Stockwerk behalten hatte. Die Vorhänge waren zugezogen und es roch modrig. Pierre wirkte entsetzt.
„Nein, nein.“ Er wedelte mit den Armen. „Das ist unmöglich. Ich kann hier nicht schlafen.“ Er fiel wieder ins Französische. „Es ist dunkel und stinkt. Ich kann nicht unter der Erde leben. Nur Ratten und Fledermäuse mögen solche Orte.“ Er wandte sich ab. „Jetzt wisst Ihr, warum ich Kommunist bin. Ihr lebt in einem großen, prächtigen Haus, aber Eure Bediensteten müssen in Löchern unter der Erde hausen. Das ist nicht gerecht.“
Ich musste ihm zustimmen. Es war nicht das ansprechendste Zimmer. Doch ich wollte dafür sorgen, dass wir einen guten Start hatten, damit Pierre den Haushalt nicht herablassend betrachtete oder dem Rest der Bediensteten seine kommunistischen Ideen darlegte.
„Pierre, ich hoffe, Sie wissen noch, dass ich Ihnen eine Chance gab, als ich Ihnen diese Stelle anbot“, sagte ich, wieder auf Französisch. „Sie wollten als Koch arbeiten, konnten aber in Paris keine Stelle finden, und mussten sich als Kellner verdingen. Als bescheidener Kellner, Pierre. Ich gehe mit Ihnen ein Risiko ein. Ich habe Ihre Kochkunst nicht einmal getestet. Wer weiß, vielleicht taugen Sie nichts als Koch und konnten deshalb keine Stelle finden.“
Ich sah, wie er vor Entrüstung errötete. „Ich bin ein sehr guter Koch“, sagte er. „Ihr werdet schon sehen.“
„Das freut mich zu hören“, fuhr ich fort. „Die Arbeit hier wird Ihnen nicht schwerfallen. Sie werden hauptsächlich für meinen Ehemann und mich kochen, und später noch für meinen Patenonkel, dem dieses Haus gehört. Sie werden in der Lage sein, neue Gerichte auszuprobieren und sich einen Ruf zu erarbeiten. Machen Sie das Beste daraus.“
Er nickte enthusiastisch. „Oh, Madame, ich bin sehr froh über diese Chance. Ja. Aber Ihr müsst verstehen, dass ich auch ein Poet bin. Ich habe die Seele eines Poeten. Ich kann nicht in Finsternis und Schwermut leben. Meine Seele würde verkümmern und vergehen.“
„Nun gut“, sagte ich. „Ich werde Ihnen ein Zimmer im obersten Stockwerk geben, bei den anderen Bediensteten. Diese Zimmer sind nicht groß, aber Sie werden reichlich Licht haben. Doch zuerst sollte ich Ihnen Mrs. Holbrook vorstellen. Sie ist die Haushälterin und hat hier das Sagen. Eine sehr freundliche Frau.“
Während ich das sagte, lief ich zur Tür ihres Wohnzimmers und klopfte. Niemand öffnete und ich vermutete, dass sie ihr nachmittägliches Nickerchen machte. Stattessen durchquerte ich die Küche und betrat das Speisezimmer der Bediensteten auf der anderen Seite. Ich erwartete, eines der Dienstmädchen hier anzutreffen, das für Pierre ein Zimmer im obersten Stockwerk vorbereiten konnte.
Ich hatte recht. Maisie war dort, zusammen mit dem Hausmädchen Sally. Sie waren beide mit Flickarbeiten beschäftigt und sprangen auf, als sie mich sahen. Sie musterten Pierre neugierig.
„Die Damen, das hier ist Pierre, der neue Koch“, sagte ich. „Ihr werdet ihn mit ‚Küchenchef‘ ansprechen, und ich erwarte, dass ihr ihm dabei helft, sein Englisch zu verbessern.“
„Ja, Mylady“, murmelten sie einstimmig.
„Und er wünscht ein Zimmer im obersten Stockwerk, bei euch anderen. Sally, wärst du so gut, nach oben zu gehen, ein Zimmer auszuwählen und das Bett zu machen?“
„Ja, Mylady.“ Sie knickste und eilte davon. Im Vorbeigehen warf sie Pierre ein kesses Grinsen zu. Ich hatte nicht in Betracht gezogen, dass ein gutaussehender Franzose der sprichwörtliche Sand im Getriebe des Haushalts werden könnte.
„Und Maisie“, sagte ich. „Würdest du Queenie suchen gehen und ihr sagen, dass sie dem neuen Koch zeigen soll, wo sich in der Küche alles befindet? Und wir hätten gern zur üblichen Zeit etwas Tee im Salon.“
„Sehr wohl, Mylady.“ Maisie wirkte argwöhnisch, wenn nicht gar verängstigt. Ich vermutete, dass sie nicht froh darüber war, sich mit Queenie auseinandersetzen zu müssen, die dieser kleinen und zierlichen jungen Frau eine eindrucksvolle Präsenz entgegensetzen konnte.
Ich wandte mich zu Pierre um. „Ich weiß nicht, wie viel davon Sie verstanden haben, Pierre. Die erste junge Frau, Sally, wird ein Zimmer für Sie suchen und das Bett machen. Die zweite junge Frau, Maisie, ist meine Zofe und geht Queenie suchen, die bislang hier die Köchin war.“
Ich sagte das alles auf Französisch und er nickte. „Wird diese Frau jetzt mein Souschef sein?“, fragte er.
„Ich bin mir nicht sicher. Sie hat sich noch nicht entschieden, ob sie in diesem Haushalt bleiben möchte. Sie ist eine respektable Köchin, hat aber keine Kenntnisse von der Haute Cuisine. Wenn sie bleibt, werden Sie sie ausbilden müssen.“
„Ich werde mein Bestes geben, Mylady“, antwortete er.
Ich seufzte erleichtert. Er hatte sich von seinem langen Marsch über die Zufahrt erholt und gab sich Mühe, sich einzufügen. Wir hoben beide den Blick, als wir Schritte auf der Steintreppe hörten. Queenie tauchte auf, schnaufend und mit gerötetem Gesicht.
„Sie wollen, dass ich diesen Fremden in meiner Küche herumführe?“, wollte sie wissen. „Das werde ich nicht …“ Sie verstummte, als sie Pierre erblickte. Ihr Mund blieb offenstehen. „Du liebe Güte, Mistress“, sagte sie. „Er sieht gar nicht schlecht aus!“
Immer noch der 30. Juni Eynsleigh
Vielleicht ergibt sich am Ende doch alles.
Queenie starrte immer noch Pierre an.
„Queenie“, sagte ich. „Das ist Pierre. Wenn du dich dafür entscheidest, Teil dieses Haushalts zu bleiben, wirst du ihm in der Küche aushelfen. Du wirst ihn mit ‚Küchenchef‘ ansprechen.“
Queenie trat einen Schritt vor und streckte die Hand aus. „Hallo“, sagte sie. „Ich bin Queenie. Bonjour.“
Ein Lächeln breitete sich auf Pierres Gesicht aus, als er ihre Hand ergriff. „Ah, Sie sprechen meine Sprache.“
„Ich habe mir ein wenig vom guten, alten Parlez-vous angeeignet, als ich mit der Mistress in Südfrankreich war“, sagte Queenie.
Es gab immer noch Wunder. Dass Queenie, die nicht einmal die englische Sprache richtig gemeistert hatte, überhaupt Französisch aufgeschnappt hatte, war ein Mirakel.
„Sehr gut“, sagte er. „Sie werden mir alles zeigen, was ich wissen muss, oui?“ Er legte reichlich Vieldeutigkeit in diesen Satz. Queenie lief scharlachrot an.
„Oui, oui“, sagte sie und lachte schallend über ihre eigenen Worte.
„Ist das witzig?“ Er legte die Stirn in Falten.
„Wee-wee“, wiederholte sie. „Das sagen die englischen Kinder, wenn sie pinkeln gehen.“
Das überstieg seine Englischkenntnisse.
„Wir wollen doch unserem Küchenchef keine unschönen Worte beibringen, Queenie. Warum führst du ihn nicht in der Küche herum, bis sein Zimmer bereit ist?“
„Wird schwuppdiwupp erledigt, Mistress“, sagte sie.
Pierre runzelte erneut die Stirn. „Schwuppdi-was?“, fragte er. „War das wichtig?“
„Nur eine Redenwendung, Pierre. Oder ein umgangssprachlicher Ausdruck.“
Pierre schüttelte den Kopf. „Warum …“
„Ich fürchte, Queenie hat gelegentlich ihre eigene Art zu sprechen.“
„Ich kann auch anständig sprechen, wenn ich will“, sagte Queenie. „Kommen Sie mit, Ducks. Folgen Sie mir.“
Pierre legte abermals die Stirn in Falten. „Ducks? Es gibt Enten hier? Canard? Ja?“
„Nein, Ducks. Das ist ein englischer Ausdruck. Sie nennt Sie einen Freund.“
„Ah. Ein Freund ist also eine Ente, oui?“
Ich ahnte schon, dass das kompliziert werden würde. „Dann überlasse ich es dir, ihn herumzuführen, Queenie.“
Ich floh in den Salon.
Auf wundersame Weise traf zur richtigen Zeit der Tee ein, auf einem Tablett, mit passenden Tassen und Untertassen, Broten mit Brunnenkresse und einer schönen Auswahl an Keksen. Ich sagte mir, dass alles gut werden würde. Queenie würde sich offensichtlich große Mühe geben, um Pierre zu beeindrucken. Jetzt musste ich nur noch darauf hoffen, dass Pierre seinerseits Darcy und mich beeindrucken würde.
Darcy kehrte um kurz nach fünf nach Hause zurück. Ich war gerade zusammen mit meinem Großvater und den Hunden draußen auf dem Rasen und genoss den warmen Sonnenschein. Die Hunde rannten dem Automobil entgegen, als es die Zufahrt heraufrollte, und sprangen an Darcy empor, sobald er ausgestiegen war.
„Ist ja gut, ihr wahnwitzigen Bestien“, sagte er und lachte, während er die beiden abwehrte. „Platz. Nicht springen.“ Er kam zu mir herüber. „Also ehrlich, Georgie, wir müssen uns dieser Kreaturen annehmen. Sie verhalten sich unmöglich. Wir müssen sie trainieren.“
„Ich habe es versucht“, sagte ich. „Sie benehmen sich wie widerspenstige Kinder. Wenn ich tatsächlich mit ihnen übe, tun sie, was ich sage. Sie hören auf ‚sitz‘, ‚bleib‘ und ‚komm‘, aber nur, wenn sie wollen. Ich hoffe, dass sie so faul werden wie andere Labradore, sobald sie älter werden.“
Darcy hob einen Ball auf und warf ihn weit in den Park. Die Hunde hetzten hinterher.
„Ist der Koch eingetroffen?“, fragte er. „Und ist Queenie voller Empörung davonmarschiert?“
„Die Antwort auf die erste Frage lautet: Ja, er ist eingetroffen. Aber dann ist ein kleines Wunder geschehen. Queenie hat ihn sich angesehen, angemerkt, dass er sehr attraktiv sei, und beschlossen zu bleiben.“
„Ist er denn so attraktiv?“, fragte Darcy.
„Kann man so sagen. Dunkle Haare, typisch französisches Aussehen und grüblerisch wie ein fremdländischer Dichter.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich meine Frau mit einem hübschen Franzosen allein lassen will“, sagte Darcy, während er mich mit seinem Blick neckte.
Ich tätschelte meinen runden Bauch. „Ich bin wohl kaum in der Lage, zu verführen oder verführt zu werden“, entgegnete ich. „Außerdem habe ich schon einen dunkelhaarigen und attraktiven Mann. Der reicht mir.“
Darcy nahm mich in die Arme und gab mir einen Kuss. „Es dauert nicht mehr lang“, sagte er. „Ich brenne darauf, zu erfahren, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, du nicht auch?“
„Ja“, sagte ich. Dann zögerte ich. „Wirst du enttäuscht sein, wenn es ein Mädchen ist?“
„Natürlich nicht. Danach ist noch reichlich Zeit für einen Jungen. Wobei wir auch mit zehn Mädchen dastehen könnten …“
„Zehn? Ich mache das nicht zehnmal durch“, sagte ich. „Wenn du zehn Kinder haben willst, dann bring du sie zur Welt.“
„Das hat deine Großmutter auch gesagt, als sie deine Mutter zur Welt brachte“, sagte mein Großvater von seinem Gartenstuhl aus. „Sie meinte, wenn wir noch ein Kind haben wollen, sei ich an der Reihe.“
„Das würde definitiv das Bevölkerungswachstum in Schach halten, wenn Männer die Kinder bekämen, oder?“ Ich lachte mit ihm.
„Meinst du, wir erhalten heute Abend eine Kostprobe von Pierres Kochkunst?“
„Ich bezweifle es. Lass dem armen Kerl etwas Zeit, um sich einzugewöhnen“, sagte ich. „Außerdem vermute ich, dass Queenie ihm ihre Fähigkeiten wird präsentieren wollen. Vielleicht werden wir gut verköstigt.“
„Das ist schön“, sagte Darcy. „Ich hatte schon etwas Sorgen, dass dein Patenonkel Bohnen auf Toast serviert bekommt, wenn er nach Hause zurückkehrt.“
***
Zum Abendessen gab es eine dicke Gemüsesuppe, gefolgt von einer Lammkeule mit allem Drum und Dran.
„Himmel!“ Darcy hob den Blick, als Phipps ihm seine Portion servierte. „Es ist doch nicht Sonntag? Oder Ostern?“
„Ich bin so überrascht wie du“, sagte ich. „Ich wusste nicht einmal, dass wir Lammkeule vorrätig haben. Und sie ist perfekt zubereitet. Vielleicht hat Pierre doch gleich übernommen.“
Dann kam das Dessert, und es handelte sich um Sirup-Pudding (ein gedämpfter Nierenfettkuchen mit goldgelbem Sirup; sehr köstlich, aber definitiv keine Haute Cuisine). Das war der Beweis dafür, dass Queenie zumindest diesen letzten Gang zubereitet hatte. Es waren dennoch gute Neuigkeiten: Sie hatte ein exzellentes Mahl zubereitet und bewiesen, dass sie konnte, wenn sie nur wollte, oder sie hatte bereits gelernt, mit Pierre zusammenzuarbeiten.
„Bitten Sie Queenie, ins Speisezimmer heraufzukommen, Phipps“, sagte ich, als er uns die Käseplatte servierte.
„Sie ist doch nicht in Ungnade gefallen, oder?“, fragte er.
„Ganz und gar nicht. Ich möchte nur kurz mit ihr sprechen.“
Sie erschien, als wir unseren Kaffee tranken, mit einem recht selbstgefälligen Gesichtsausdruck.
„Queenie, wir brennen darauf, zu erfahren, wer dieses Mahl zubereitet hat“, sagte ich. „War es ein Gemeinschaftswerk?“
„Darauf können Sie lange warten, Mistress. Das war ich allein. Pierre sagte, er brauche Zeit, um zu lernen, wie alles funktioniert, darum hat er mir zugesehen. Und ich wollte ihn nicht glauben lassen, dass wir Engländer nicht gut zu speisen wissen. Daher habe ich beschlossen, die Lammkeule zu machen, die Mrs. Holbrook für den Sonntag geholt hat. Und die Suppe hatte ich bereits für das morgige Mittagessen vorbereitet. Also musste ich nur noch schnell den Pudding zubereiten. Er war sehr interessiert, das kann ich Ihnen sagen. Ich glaube nicht, dass er schon jemals einen Nierenfettkuchen gesehen hat. Aber die Lammkeule hieß er gut. Er sagte, die Engländer müssten reiche Menschen sein, wenn sie sich solche Fleischstücke leisten können. Aber ich erklärte ihm, dass das nicht stimmt. Jede Familie kann sich einen Sonntagsbraten leisten, selbst Familien wie die meine unten im East End.“
„Glückwunsch, Queenie. Du hast uns stolz gemacht“, sagte Darcy, woraufhin sie ihn voller Verehrung anstrahlte. „Ich sehe schon, dass wir uns mit eurer gemeinsamen Arbeit auf gute Mahlzeiten freuen können.“
Als Queenie in die Küche zurückgekehrt war, wandte er sich an mich. „Siehst du, du hast dich völlig grundlos aufgeregt. Es läuft alles reibungslos.“
1. Juli Eynsleigh
Ich bin sehr erleichtert. Queenie wird hart arbeiten, um Pierre zu beeindrucken, und er wirkt recht entgegenkommend. Wenn Sir Hubert heimkehrt, wird alles reibungslos laufen.
Am folgenden Morgen wollte ich gerade mit dem Frühstück beginnen, als Pierre im Speisezimmer auftauchte.
„Madame, ich muss mit Euch sprechen“, sagte er. Er wirkte verwirrt.
„Natürlich. Was gibt es denn?“
„Madame – wird von mir erwartet, dieses Frühstück zuzubereiten?“, fragte er. „Diese Tierteile und Fische und Gott weiß was noch?“
„Das ist unser übliches Frühstück“, sagte ich.
„Aber ein Küchenchef, der bereitet nicht das Frühstück zu. Seine Aufgabe ist es, das perfekte Abendessen zu kreieren, oui? Zum Frühstück gibt es Croissants und Baguette vom Bäcker, dazu noch etwas Marmelade und voilà. C’est tout. Das ist ein vernünftiges Frühstück. Nicht diese Fress-Orgie. Es ist nicht gesund, den Körper mit so viel Essen zu wecken. Ihr werdet früh sterben.“
„Ich fürchte, so machen wir das in England.“
Er zuckte verzweifelt mit den Schultern.
„Vielleicht können wir das Frühstück Queenie überlassen“, sagte ich. „Es wird ihr guttun, für etwas zuständig zu sein. Sie neigt zur Faulheit, also müssen Sie dafür sorgen, dass sie fleißig arbeitet.“
„Sie kommt mir sehr umgänglich vor“, sagte er.
Ich wollte ihm nicht sagen, dass das daran lag, dass er ein gutaussehender Mann war. Ich wollte ihn nicht auf dumme Gedanken bringen.
„Gibt es sonst noch etwas, Pierre?“
„Ja, Madame. Meine Uniform. Mrs. Holbrook wies mich an, ins Uniformregal zu schauen und mir etwas Passendes herauszusuchen, aber … da sind nur Schürzen. Ein Koch trägt keine Schürze. Ich brauche eine anständige Jacke und eine Mütze. Das sind die Voraussetzungen für meinen Beruf.“
„Sie haben keine Jacke mitgebracht?“
„Nein, Madame. Es obliegt meiner Arbeitgeberin, zu entscheiden, ob sie eine weiße oder eine schwarze Jacke will.“
Ich atmete tief durch. „Nun gut, Küchenchef. Wir werden sehen müssen, wo wir Ihnen eine solche Jacke kaufen können. Gibt es Läden, die solche Kleidung verkaufen?“
„Ich weiß nicht, wie die Dinge in Eurem Land funktionieren“, sagte er. „Ich weiß nur, dass ich keine Mahlzeiten für Euch zubereiten kann, wenn ich keine anständige Jacke habe.“
„Vielleicht können wir etwas Stoff kaufen und sie lokal anfertigen lassen“, sagte ich, doch noch während ich die Worte aussprach, erinnerte ich mich daran, wie mein Ballkleid ausgesehen hatte, nachdem die Frau des Wildhüters zu imitieren versucht hatte, was sie in einer Frauenzeitschrift gesehen hatte. Nicht gerade ein hübscher Anblick. Dann kam mir eine brillante Idee. „Ich werde meine Freundin in London anrufen. Sie hat einen Koch. Sie wird so etwas wissen.“
Er lächelte mich strahlend an. Queenie hatte tatsächlich recht. Er war überaus attraktiv. Er lief zufrieden davon und ich rief meine gute Freundin Zou Zou an (auch bekannt als Prinzessin Zamanska), wobei ich dafür betete, dass sie zu Hause war, und nicht in ihrem kleinen Flugzeug in irgendeinen abgelegenen Teil der Welt geflogen war. Ihr Dienstmädchen nahm ab, und kurz darauf hatte ich Zou Zou persönlich am Hörer.
„Georgie, ist alles in Ordnung?“, fragte sie mit atemloser Stimme. „Es ist doch gewiss noch zu früh für das Kind, oder?“
„Alles bestens, Zou Zou“, sagte ich. „Ich brauche nur einen Rat. Ich habe endlich einen französischen Koch gefunden, habe aber keine Jacke für ihn, und er sagt, es sei die Verantwortung der Arbeitgeberin, die Uniform zur Verfügung zu stellen.“
„Ganz richtig“, sagte sie. „Natürlich hast du cleveres Ding einen französischen Koch gefunden. Die sind sehr gefragt.“
„Ich dachte, du wüsstest vielleicht, wo man eine Kochjacke kaufen kann.“
„Schätzchen, ich ließ meinen Schneider eine Jacke für Robert anfertigen“, sagte sie. „Sie sieht hervorragend aus. Allerdings sieht der Mann ohnehin schon umwerfend aus.“
„Aber ich habe keinen Schneider, Zou Zou.“
„Dann lass ihn nach London kommen und schicke ihn zu meinem.“
Ich musste lachen. „Deinen Schneider kann ich mir erst recht nicht leisten, meine Liebe.“
„Das geht auf mich“, sagte sie. „Es soll einfach sagen, Prinzessin Z schickt ihn.“
„Zou Zou, du kannst mich doch nicht die ganze Zeit beschenken. Das ist nicht gut“, sagte ich.
„Sei nicht albern. Das bereitet mir Freude. Ich habe keine Familie mehr, nachdem sie alle abgeschlachtet wurden. Du und Darcy seid jetzt das Nächste, was ich zu einer Familie habe. Ohne euch wäre mein Leben trostlos und langweilig.“
„Trostlos und langweilig?“ Ich gluckste. „Wohin wolltest du fliegen, als wir uns das letzte Mal unterhielten?“
„Casablanca, Schätzchen. Es war recht fade, abgesehen von den Orangen.“ Sie hielt inne. „Wie auch immer. Ich betrachte dich jetzt als Familie und genieße es, die gute Fee zu spielen.“
„Das erinnert mich an etwas, Zou Zou“, sagte ich. „Darcy und ich möchten wissen, ob du die Patentante unseres Kindes werden willst.“
„Das ist herzallerliebst! Nur zu gern“, sagte sie. „Oh, wie schön.“ „Aber du darfst ihn oder sie nicht verwöhnen.“