Morla: Eine Vents-Geschichte (Cyberpunk-Roman) - Michael Cremann - E-Book

Morla: Eine Vents-Geschichte (Cyberpunk-Roman) E-Book

Michael Cremann

0,0
0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Sie war nicht das, was man am Steuer eines Raumschiffs erwartete. Aber das war Morla egal. Morla hatte eigene Pläne und die hatten nichts mit Katzenfutter zu tun. Zumindest vorerst." Offene Rechnungen und eine Chance auf ein neues Leben. Doc Morla ist zurück – und sie hat einen Plan, vier Raumschiffe und unverschämt gute Laune. Eine alleinstehende Geschichte im Universum von "Vents – Schwarzer Sand" von Michael Cremann und Robin Thier.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



MORLA

Eine Vents-Geschichte

Michael Cremann · Robin Thier

IMPRESSUM

Inhaltswarnungen auf der letzten Seite

Besuchen Sie uns im Internet auf

klappkatapult.de

Vollständige Ausgabe 2024

1. Auflage

©Klappkatapult, Münster.

Verlag: Klappkatapult

Hörsterstraße 37

48143 Münster

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf, vollständig oder teilweise, nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung, Satz: Robin Thier

Lektorat: Lena Hortian, Ann-Kathrin Hickert

Prolog

»Andockvorgang abgeschlossen«, meldeten die automatischen Systeme des Liners, »Andockklammern: Grün. Luftschleuse: Grün. Atemluftkontrolle: Anomalie entdeckt. Quarantäne empfohlen.«

Der Schiffsbot der Arkos aktivierte das Quarantäneprotokoll. Erst jetzt meldeten seine inneren Sensoren die Gefahr in der Luft. Als der erste Alarm durch das Schiff schallte, erkannte das Coronarimplantat seines Kapitäns bei ihrem Träger eine erhöhte Herzrate. Der Kapitän des Schiffes stand an dem abgeriegelten Schott des Patientenraums. Das war eine weitere Anomalie: Protokollgemäß blieb der Kapitän beim Andocken auf der Brücke. Eine im Hintergrund ablaufende Prüfung der Sensorenlogs ließ auf Manipulationen des Systems schließen. Hätte ein Schiffsbot sich betrogen fühlen können, so hätte er das jetzt getan. Stattdessen stufte er das gesamte Personal des Schiffes als »nicht vertrauenswürdig« ein und unterband die manuelle Überbrückung des Schotts, die der Kapitän gerade versuchte. »Quarantäneprotokoll aktiv.« Hätte der Bot Mitleid empfinden können, hätte er es getan. Doch so beobachtete er nur kalt durch seine Sensoraugen, wie der Kapitän vom Schott abließ, ein Stück zurückwankte und eine Wolke aus kränklich gelbem Staub hustete. Wie er panisch umherkroch. Wie er schließlich zusammenbrach und sich seine Herzrate immer weiter senkte.

»Auffüllen der Sauerstofftanks unnötig«, meldete die Arkos dem Liner, »keine Verbraucher an Bord.«

_01 Weltraumzäpfchen

Doc Morla saß in dem einzigen Sitz hinter der Cockpitscheibe in dem blitzenden weißen Kuriershuttle und ging die Vorstartsequenz durch. Sie hatte lange nicht mehr im Pilotensessel gesessen, nicht mehr seit den Tagen im Flugsimulator bei den ‚Friedenstruppen‘. Aber mit den ganzen Unterstützungssystemen hier hätte jeder Gecko von Cato fliegen können. Ein Gecko hinter der Scheibe wäre ein Anblick, der vielen Menschen wahrscheinlich weniger merkwürdig vorgekommen wäre, als der ihre: Eine alte Frau mit perfekter, schwarzer Dauerwelle, weiß glänzenden Zahnimplantaten, in einem feinen, flauschigen Hausanzug mit Katzenaufdruck und mit einem Respirator in der Nase, dessen feine Schläuche zu dem kleinen Gerät in ihrem Nacken führten. So sah eine Oma auf den zentralen Planeten aus. Mit so einer Oma machte man Werbung für Katzenfutter. Sie war nicht das, was man am Steuer eines Kurierschiffs aus der neuesten Designgeneration erwartete. Aber das war Morla egal. Morla hatte eigene Pläne und die hatten nichts mit Katzenfutter zu tun. Zumindest vorerst.

Der Computer meldete mit einem Piepsen seine Bereitschaft und Morla tippte auf den Start-Button. Ein Symbol erschien, das sie darüber informierte, dass sich noch Personen im Hangar befänden und gestartet würde, sobald dies möglich sei.

»Hast du keine Sprachausgabe?«

Ihre Stimme klang noch immer ungewöhnlich für ihre Ohren. Nicht nur hatte sie über Jahrzehnte eine Maske vor Mund und Nase getragen, bei ihrem letzten Stopp hatte sie sich ein frisches Paar synthetischer Stimmbänder spendiert. Zwar klang sie nun jünger, schöner, lebendiger … aber so richtig auf den Punkt hatte sie ihre frühere Stimme nicht getroffen.

»... helfen?«

»Was hast du gesagt? Jaja, was auch immer, du reagierst ab sofort auf den Namen ‚Schiff’ und wirst diese widerliche Stimme gegen etwas Schönes tauschen: Findest du in deinem winzigen Hirn eine Stimmaufzeichnung von Whoopie Goldberg? Nutz’ die für deine Stimme!«

Mit der warmen Stimme einer fast vergessenen, jedoch von Morla äußerst geschätzten Frau antwortete der Computer: »Sehr wohl, Administratorin Doktor Morla!«

Morla schnaubte:»Und lass diesen unterwürfigen Scheißdreck. Antworte, wie dir der Schnabel gewachsen ist!«

»Ja!«

»Besser.«

Morla räkelte sich in dem Pilotensitz und fand ihn reichlich unbequem. Ganz allgemein war dieses Schiff einer Doc Morla unwürdig. Ein glänzendes Weltraumzäpfchen in Weiß, stromlinienförmig und geradlinig. Eine einzelne Koje mit winzigem Bad weiter hinten direkt neben der Ausstiegsluke und im Oberdeck ein Speisezimmer mit Minibar und einem Schrank voller Fertiggerichte allerbester Qualität. Dieses Schiff war wohl extra für Rendezvous gebaut worden. Widerlich. Hatten die auch extra ein Schiff, um aufs Klo zu gehen?

»Der Hangar ist leer. Starte das Schiff«, mit diesen Worten und unter leichten Vibrationen schoss das Weltraumzäpfchen ins Nichts. Morla gab einen Kurs zum Liner ein, dem riesigen Frachtschiff, das noch immer gemächlich in Richtung des Sprungtores am Rande des Systems beschleunigte. Das Zäpfchen schoss voran und die Beschleunigung drückte sie fest in den Sitz.

»Und jetzt wird Tante Morla erstmal ein hübscheres Schiff und ein wenig Bergungsgut von dem alten Riesen besorgen.«

»War das eine Anfrage?«

»Nein! Halt die Schnauze, bis ich dich mit ‚Schiff’ anspreche! Tante Morla redet schonmal gern …«

»Ja.«

Wieso nur hatte Bot, ihre makellose, in all den Jahren trainierte KI, auf dem Planeten bleiben müssen? Bot war die Einzige, der Morla hinterhertrauerte.

»Jaja, gute alte Bot …« Morla seufzte. Die paar Stammzellproben und das bisschen veralteten Op-Krimskrams, das alles warf sie mit Kusshand in den nächsten Müllschlucker für diese Chance. Aber nicht Bot. Bot hatte ihr jahrelang treu gedient. Bot wusste, was sie wollte, bevor sie es wollte. Bot hatte sogar ein paar eigene Ideen gehabt, oder zumindest eine so gute Mustererkennung, dass sie wirklich praktische Vorschläge gemacht hatte. Die gute Bot.

Morla seufzte.

Ein Warnton riss sie aus ihren trübsinnigen Gedanken. Sie spähte auf das geschwungene Display, das den Weltraum vor ihr zeigte, vor dessen Leere sich die hässliche Silhouette des Liners abzeichnete.

»Na guck mal, diese Glitzerrakete ist ja wirklich so schnell, wie sie aussieht. Schiff, scan den ganzen Liner und finde alle angedockten Shuttles, die Spuren von mindestens fünf verschiedenen Systemen aufweisen.

---ENDE DER LESEPROBE---