Mydworth - Auf Ganovenjagd in New York City - Matthew Costello - E-Book
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Mydworth - Auf Ganovenjagd in New York City E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Es ist so weit! Endlich bekommt Lady Mortimer die Gelegenheit, ihrem Ehemann Harry ihre geliebte Heimatstadt New York City zu zeigen. Aber die Metropole leidet unter der schlimmsten Hitzewelle des Jahrhunderts und das Nachtleben ist durch die Prohibition lahmgelegt. Aber im Untergrund der Stadt brodelt es, und als Teddy Crowther - der Enkel eines steinreichen Industriellen - von der Mafia entführt wird, bittet die Familie Kat und Harry um Hilfe. Die beiden tauchen in die Abgründe New Yorks ein und finden sich bald in einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel wieder ...

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

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Seitenzahl: 163

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über die Autoren

Titel

1. Ein Abend im Village

2. New York, New York!

3. Der Vorstandsvorsitzende

4. Die Familie

5. Der Anruf

6. Die Übergabe

7. Pläneschmieden bei Champagner

8. Ein Sonntag in New York

9. Familienangelegenheiten

10. Ein vertrauliches Gespräch mit Joseph

11. Gestatten, die Reillys

12. Mittagessen im Ronaldo's

13. Warten ...

14. Ein Anruf und ein Hinweis

15. Coney Island

16. Ein Raum voller Ganoven

17. Kein Entkommen

18. Home Run

In der nächsten Folge

Impressum

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

Über diese Folge

Es ist so weit! Endlich bekommt Lady Mortimer die Gelegenheit, ihrem Ehemann Harry ihre geliebte Heimatstadt New York City zu zeigen. Aber die Metropole leidet unter der schlimmsten Hitzewelle des Jahrhunderts und das Nachtleben ist durch die Prohibition lahmgelegt. Aber im Untergrund der Stadt brodelt es, und als Teddy Crowther – der Enkel eines steinreichen Industriellen – von der Mafia entführt wird, bittet die Familie Kat und Harry um Hilfe. Die beiden tauchen in die Abgründe New Yorks ein und finden sich bald in einem gefährlichen Katz-und-Maus-Spiel wieder ...

Die Hauptfiguren

Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant ...

Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen ...

Über die Autoren

Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.

Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u. a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte.

Seit 2013 schreiben das transatlantische Duo Matthew Costello und Neil Richards die Serie CHERRINGHAM, in der inzwischen 38 Folgen erschienen sind. MYDWORTH ist ihr neues gemeinsames Projekt.

MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS

Auf Ganovenjagd in New York City

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

1. Ein Abend im Village  

Teddy Crowther stürzte den letzten Rest seines Old Fashioned herunter, knallte das Glas auf den Tisch und blickte sich in dem vollen Schankraum um.

Chumley's. Eine Flüsterkneipe und – für Teddy – der Himmel auf Erden. Heute Abend war es gerappelt voll und jeder Tisch besetzt. Die Band in der Ecke schmetterte eine Nummer von Irving Berlin, und in dem kleinen Bereich, der als Tanzfläche herhielt, drängten sich die Leute so dicht, dass es aussah, als müsste nur eine Person umkippen, damit sie alle hinfielen.

Unterdessen wurde an der Bar so wild mit erhobenen Armen gefuchtelt, dass die Bedienungen mit den weißen Schürzen ins Schwitzen gerieten, so schnell mussten sie mit Gläsern, Martini-Shakern und Whiskeyflaschen hantieren ...

Und Teddy dachte: Angeblich gibt es über zwanzigtausend Flüsterkneipen in New York. Wenn es um drei Uhr morgens an einem Mittwoch bei allen so aussieht, wer hält dann verdammt noch mal die Stadt am Laufen?

Er schaute sich nach Zoe um. Die umwerfende Zoe mit ihrem kurzen Haar, den roten Lippen und den langen Beinen raubte einem in diesem schimmernden grünen Seidenkleid glatt den Atem.

Ja, da war sie – wie immer – mitten in der Menge. Die Musik wummerte in diesem überfüllten Kellerraum, und die Salonlöwen mit ihren flotten Sprüchen dachten ausnahmslos, dass Zoe ein naives Püppchen sei.

Leicht zu haben.

Von wegen, Jungs, dachte Teddy lächelnd. Denn er wusste, dass Zoe, die übrigens blitzgescheit war, nur Augen für ihn hatte, so wie sie für ihn das einzige Mädchen in der Stadt war.

Als hätte sie seine Gedanken gelesen, blickte sie zu ihm hinüber, winkte und blies ihm mit ihren perfekten Lippen einen Luftkuss zu.

Er hielt ihr leeres Glas in die Höhe und gestikulierte: Noch einen?

Doch anstatt zu nicken, wie er es erwartet hatte, kam sie von der Tanzfläche zu ihm und sank auf seinen Schoß.

»Süßer, es ist spät«, sagte sie, nachdem sie ihm einen sehr langen Kuss gegeben hatte.

»Für mich fühlt es sich früh an«, entgegnete Teddy. »Hey! Einige von der Gang wollen nach Uptown. Es heißt, in Pincheon ist richtig was los. Die Nacht ist noch jung. Lass uns weiterfeiern!«

»Oh, führe mich nicht in Versuchung, Baby«, sagte Zoe, berührte seine Lippen mit dem Finger und gab ihm noch einen Kuss.

Ihr Duft war göttlich.

»Du weißt doch, dass ich heute nicht die ganze Nacht ausbleiben und spielen kann.«

Nun fiel es Teddy wieder ein. Zoe hatte um Punkt neun Uhr am nächsten Morgen ein Vorsprechen für eine große neue Broadway-Show. »Dein Job ruft«, sagte er. »Entschuldige, den Termin habe ich vollkommen vergessen. Kannst du mir verzeihen? Ich bin ein Idiot!«

»Nein, kein Idiot«, erwiderte Zoe. »Du bist mein teurer Teddybär. Mein Ritter in schimmernder Rüstung.«

Er lachte und küsste sie erneut. Dann legte er seine Arme um ihre Taille, schob sie von sich und stand auf. »Genau! Und dieser Ritter bringt dich jetzt heim, damit du deinen Schönheitsschlaf bekommst. Auf der Stelle.«

»Oh, ich denke, ich brauche mehr als ein wenig Schönheitsschlaf«, flüsterte Zoe ihm ins Ohr, wobei sie sich scheu gab. »Das heißt, wenn ich morgen wirklich Eindruck machen will.«

»Na schön – worauf warten wir noch?«, fragte Teddy.

Arm in Arm gingen sie zur Treppe, die aus der Bar hinausführte.

Auf der Bedford Street angekommen, schloss sich die unauffällige Tür zum Chumley's fest hinter ihnen, sodass Teddy kaum noch die Band hören konnte, die tief unterhalb des Gehwegs spielte

Er wartete, als Zoe sich an ein Geländer lehnte, um ihre hohen Schuhe wieder anzuziehen.

»Was sagst du ... zu mir oder zu dir?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte.

Zoes Räumlichkeiten waren zwar nett, aber kaum größer als ein Pensionszimmer.

Hingegen bot sein Apartment – dank seines Daddys – nicht bloß ein Dach, auf dem man sitzen konnte, um eine leichte Brise zu genießen, sondern sogar den raren Luxus einer Klimaanlage.

Und selbst um diese nächtliche Stunde war die Hitze gnadenlos. Eine brutal schwüle New Yorker Sommernacht – die für Teddy und Zoe hoffentlich bald noch heißer werden würde.

»Zu dir, Dummerchen«, sagte Zoe und kam zu ihm. »Ich hoffe, du hast deinen Eisschrank aufgefüllt. Ich brauche Eis. Jede Menge. Und nicht nur für die Drinks.«

Kichernd hakte sie sich bei ihm ein, und gemeinsam gingen sie die Bedford Street entlang zur 9th Avenue und von dort nach Hause.

Zoe hatte sich an ihn gelehnt, und sie kamen hin und wieder an Nachtschwärmern vorbei, die auf den Eingangsstufen hockten, glühende Zigaretten in den Händen, und sich leise unterhielten – das Beste, was sie tun konnten, um sich ein wenig abzukühlen.

Doch ansonsten war Greenwich Village verlassen. So gut wie jeder versuchte zu schlafen, auch wenn es nur ein paar Grad kühler war als tagsüber.

Überall in den dunklen Straßen sah Teddy weit geöffnete Fenster, mit denen die Menschen verzweifelt versuchten, kühlere Nachtluft in ihre stickigen Wohnungen zu bekommen. Ventilatoren auf Fensterbänken liefen auf Hochtouren.

Die letzte Woche war brütend heiß gewesen. In der Stadt hatten die Kinder in den Wasserfontänen der Hydranten gespielt, und die Eiswagen waren ununterbrochen unterwegs gewesen.

Ein Ende der Hitzewelle ist nicht in Sicht.

»Bist du glücklich?«, fragte er und lehnte seine Wange auf Zoes Haar.

»Mmm«, machte sie. »Sehr, Teddybär. So sehr.«

Er lächelte vor sich hin und versuchte, seine Gedanken nicht in die Zukunft abschweifen zu lassen: College, für Daddy arbeiten und – noch dunklere Gedanken – Schulden, Kredite, Geld, das reinkam, und solches, das fällig war ...

Eine Menge Themen, die er noch nicht zu klären wusste.

Zum Beispiel, was er wegen des Briefs von seiner Bank tun sollte, der morgens gekommen war und in dem man ihm geschrieben hatte, er müsse dringend seine Finanzen bis zum Monatsende in Ordnung bringen.

Denn sonst?

Oder was die Buchmacher tun würden, wenn sie erkannten, dass er sich beim Rennen am Samstag, ähm, ein bisschen übernommen hatte. Oh – und an den Spieltischen neulich Abend?

Verdammt!

Wurden die Zahlungen an die Kredithaie fällig, zahlte man lieber.

Denn sonst?

Nein, all diese Gedanken mussten für den Tag reserviert bleiben. In den Nächten mit Zoe hatten sie nichts verloren.

»Wir sind fast da«, sagte er, als sie die Hudson Street überquerten. Hier waren die Straßen noch ruhig, obwohl sie von parkenden Automobilen gesäumt waren und Leute aus anderen Flüsterkneipen kamen. Für die meisten war die Nacht endlich vorbei.

Sie bogen in seine Straße ein. Sein Apartment befand sich in dem Haus am anderen Ende. Weiter vorn sah er ein paar Männer auf dem Gehweg stehen, die an einem Wagen lehnten und sich leise unterhielten. Vielleicht Freunde, die nach einem spaßigen Abend nach Hause kamen.

Als Teddy und Zoe sich ihnen näherten, traten die beiden zur Seite, um sie vorbeizulassen.

»Schöner Abend, oder?«, sagte Teddy, der Zoe durch die Lücke vorausgehen ließ. Er war nicht besorgt, nur höflich.

»Ist es«, antwortete einer der Männer. Dann, als sie beinahe an ihnen vorbei waren, hielt der andere Mann eine Zigarette in die Höhe und fragte: »Hey, hast du mal Feuer, Kumpel?«

Teddy blieb stehen. »Klar«, sagte er und griff nach dem Feuerzeug in seiner Tasche.

Der Mann kam näher und steckte sich die Zigarette in den Mund. Teddy gab ihm Feuer, und im Schein der Flamme sah er das Gesicht deutlicher.

Eine Narbe an einer Wange. Harter Blick. Als würde der Mann über etwas nachdenken ... Kalte Augen.

Und plötzlich ahnte Teddy, dass er einen sehr schlimmen Fehler gemacht hatte.

Angst durchfuhr ihn, brachte sein Herz zum Rasen. Er wollte sich wegdrehen, näher zu Zoe und weg von diesen Männern, die nicht mehr wie harmlose Partygänger aussahen.

Doch während er es tat, spürte er aus dem Nichts eine Hand, die seinen Arm packte und auf seinen Rücken bog, sodass er glaubte, es würde ihm den Muskel zerreißen. Irgendwie schlug ihm gleichzeitig etwas seine Beine weg, sodass er mit dem Gesicht seitlich gegen den Wagen knallte. Es gab ein scheußliches Knacken in seinem Mund, der sich umgehend mit Blut füllte.

»Zoe!«, rief er in der Hoffnung, dass sie bereits weglief. Aber sie war noch da, und er hörte sie schreien, als einer der Männer sie zu Boden drückte. Teddy wollte ihr helfen, doch alles passierte zu schnell.

Die Tür zu dem Wagen schwang auf, Teddy bekam eine schwere Kapuze über den Kopf gestülpt – sie wurde so fest zugeschnürt, dass er kaum noch atmen konnte. Man drehte ihn herum und stieß ihn in den Wagen.

Dann röhrte der Motor los, die Tür fiel zu, und einer der Männer hockte sich auf ihn, als der Wagen mit quietschenden Reifen losfuhr.

Draußen schrillten Zoes Schreie durch die Nacht. Als Teddy ebenfalls zu rufen und zu schreien anfing, krachte etwas Hartes auf seinen Schädel – und um ihn herum wurde alles dunkel.

2. New York, New York!  

Sir Harry Mortimer stand auf dem obersten Deck des prächtigen Cunard-Kreuzfahrtschiffs Mauretania in der frühen Morgenbrise und beobachtete, wie das große Gefährt an der Freiheitsstatue vorbeiglitt. Sie befand sich links von ihnen, und winzige Gestalten, die das Denkmal besichtigten, winkten dem tutenden Schiff zu.

An seiner Seite war natürlich seine amerikanische Frau, Lady Mortimer, die in ihrer Heimatstadt New York besser als Kat Reilly bekannt sein dürfte.

Harry liebte es, von Kats Kindheit und Jugend in der Bronx zu hören. Letztere hatte sie zu einem nicht unerheblichen Teil als Bedienung in der Bar ihres Vaters, dem Lucky Shamrock, verbracht.

Und diese Reise mit Kat als Fremdenführerin? Die wird ein Riesenspaß werden!

»Alles okay, Harry?«, fragte sie, schmiegte sich enger an ihn und blickte ihm in die Augen.

Harry erriet, warum sie fragte. Das letzte Mal war er als kleiner Junge hier gewesen. Ganz allein. Plötzlich eine Waise. Mit Hunderten anderen Überlebenden des Titanic-Unglücks von Nova Scotia nach New York verschifft, um rasch an Bord der Carpathia nach England zurückgeschickt zu werden.

Seine Eltern galten offiziell noch als »vermisst«, zwei Menschen unter – laut den Schätzungen – tausendfünfhundert.

Vermisst.

Maggie, seine Nanny, war ehrlich zu ihm gewesen und hatte ihm unter Tränen erzählt, dass sehr wahrscheinlich das Schlimmste geschehen war.

Er sah Kat an. »Weißt du was? Mir geht es gut«, antwortete er lächelnd. »Erstaunlich gut. Ich dachte, mich würden all die furchtbaren Gefühle und Erinnerungen wieder einholen, aber es geht mir gut. Und ich muss sagen, dass ich froh darüber bin.«

»Die Zeit heilt alle Wunden, lieber Harry«, sagte sie. »Mag sein, dass es doch keine leere Redewendung ist.«

Dann hielt sie ihn fest in den Armen, während sie beide sich wieder umdrehten und inmitten der Menge an der Reling zur faszinierenden Skyline von New York schauten.

»Lass mich raten«, sagte er nach einer Minute und nickte zu dem gigantischen blitzenden Turm in der Mitte Manhattans. »Das da muss das Wunderwerk sein – das Chrysler Building?«

»Ja, das höchste Gebäude hier – vorerst. Das neue Empire State Building wird es sogar noch überragen, wenn es in ein oder zwei Jahren fertig ist.«

»Verblüffend«, sagte Harry. »Ich will es unbedingt besichtigen ... und mir die Stadt auch von dort oben aus ansehen.« Ihm entging nicht, dass er sich wie ein aufgeregtes Kind anhörte.

»Oh ja. Wir könnten sogar eine private Führung bekommen«, sagte Kat. »Ich habe vor der Abreise meine Fühler ausgestreckt.«

»Ach, hast du? Und was für Überraschungen hast du noch für unseren kleinen Urlaub geplant?«

»Nun, wenn ich sie dir verrate, sind es ja keine Überraschungen mehr, oder? Aber der erste Halt ist das Plaza Hotel. Es ist immer gut, ein wenig Raum für Spontaneität zu lassen.«

»Oh ja, Spontaneität. Darin sind wir schon immer gut gewesen, nicht wahr?«

»Ich muss dich allerdings warnen. Es gibt ein Pflichttreffen im Shamrock, also wirst du ... die Familie kennenlernen.«

»Ich kann es kaum erwarten«, sagte Harry, und als er ihren Gesichtsausdruck sah, grinste er und senkte die Stimme. »Nein, ehrlich, das meine ich ernst. Ich bin gespannt. Und ich will sämtliche Geschichten hören. Wie das zarte Mädchen aus der Bronx es geschafft hat ...«

»Zart?«, fragte sie und hob scherzhaft ihre Fäuste. »Ich muss doch sehr bitten! Lass dir gesagt sein, dass ich es mit jedem der Broadway-Ganoven aufnehmen konnte.«

Harry lachte und fuhr fort: »Kannst du immer noch, möchte ich wetten. Und wie gesagt, mich interessiert brennend, wie du es frisch aus der Bronx in den gefährlichsten Zweig des diplomatischen Dienstes für Uncle Sam geschafft hast.«

»Hm, ich denke, den letzten Teil behalten wir lieber für uns«, sagte Kat. »Soweit der Reilly-Clan weiß, bin ich bloß eine bescheidene Sekretärin gewesen, die zufällig häufiger in der Welt herumversetzt wurde als die meisten anderen.«

»Ah ja, also sage ich nichts.«

»Lieber nicht. Und wir erwähnen unsere jüngsten kleinen Eskapaden in England mit keiner Silbe.«

»Absolut nicht. Ich werde ihnen erzählen, wie wunderbar du dich in die Rolle der Gutsherrin einfindest, Sommerfeste eröffnest, bei Einweihungen aller Art Bänder zerschneidest und große Teepartys auf dem Anwesen gibst.«

»Schön wär's. Es spricht eine Menge für solch ein ruhiges Leben.«

»Und für diese Spritztour? Niemand, der unsere Hilfe braucht? Perfekt. Obwohl ich erwarte, mit einer Truhe voller Andenken zurückzukehren.«

»Ah, apropos Truhe, Sir Harry, wir sollten nachsehen, ob unsere bereit sind, von Bord gebracht zu werden.«

Mit diesen Worten nahm sie seine Hand, und sie gingen unter Deck, als sich das prächtige Schiff den Chelsea Piers näherte.

Ihr Taxi fuhr durch die Straßen von Manhattan – Endstation Plaza Hotel –, und Kat hoffte, das klassische Hotel war gut mit Ventilatoren ausgestattet.

Die Temperatur war erdrückend schwül, und der faulige Geruch in der Luft versetzte sie geradewegs in jene Jahre zurück, in denen sie hier während der sogenannten »Hundstage« gelebt und gearbeitet hatte.

Nicht, dass es Harry bisher viel auszumachen schien. Vielleicht hatte er bei seinem Einsatz in Kairo gelernt, Hitze zu ignorieren.

Auf der Fahrt drehte er sich immer wieder um, zeigte aufgeregt auf Sehenswürdigkeiten, die er erkannte – und auf fantastische neue Bauten, die es noch nicht einmal gegeben hatte, als Kat zuletzt hier gewesen war. Und überall sahen sie Straßenverkäufer, spielende Kinder, Händler mit Bauchläden, elegante Automobile und rumpelnde Karren. Die Stadt war belebt, sogar an diesem frühen Samstagmorgen.

Die Gerüche und Klänge hier sind beinahe hypnotisierend.

Vor dem Plaza blieben Kat und Harry stehen, während Pagen eilig Koffer und Reisetruhen nach drinnen brachten. Sie verrenkten sich halb das Genick, als sie an dem absurd hohen Gebäude nach oben schauten. Dann schlenderten sie durch die edlen Türen ins Hotel wie ein Paar auf Hochzeitsreise.

Als sie in dem großen Aufzug nach oben fuhren, sagte Kat zu Harry, dass sie immer davon geträumt habe, einmal hier in diesem berühmten Hotel zu wohnen.

Harry erinnerte sich, dass sie es einmal erwähnt hatte – deshalb hatte er ihnen die Zimmer hier gebucht.

Eine Suite im siebten Stock.

Und als der Page sein Trinkgeld bekommen hatte und gegangen war, schritten sie durch den luxuriösen Salon mit den bodentiefen Fenstern, die einen freien Blick auf den Central Park boten. Ein Standventilator surrte vor sich hin, und Kat wandte sich zu Harry, um ihn noch mal zu umarmen.

»Ist das hier nicht absolut perfekt?«, fragte sie. »Das wird eine erinnerungswürdige Woche.«

Im selben Augenblick wurde höflich an die Tür geklopft und ein Umschlag durch den Spalt darunter geschoben.

Harry warf Kat einen Blick zu, ehe er hinging und den Umschlag aufhob.

»An Lady Mortimer«, las er und reichte ihr die Nachricht. »Persönlich und vertraulich.«

Kat betrachtete den Umschlag. Auf der Rückseite stand: Sean O'Driscoll, Rechtsanwalt.