Mydworth - Eine tödliche Affäre - Matthew Costello - E-Book

Mydworth - Eine tödliche Affäre E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Kat und Harry beschließen, ihren Hochzeitstag in Venedig zu verbringen. Doch statt romantischer Sonnenuntergänge und glamouröser Partys erwartet die beiden eine gefährliche Ermittlung: Das amerikanische Außenministerium bittet sie um Hilfe bei der Aufklärung des mysteriösen Todes eines Undercover-Agenten. Innerhalb weniger Stunden befinden sich Kat und Harry in einem tödlichen Wettlauf, denn sie müssen eine Verschwörung aufdecken, bevor ein weiterer Mord geschieht ...

Über die Serie:

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

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Seitenzahl: 201

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Die Hauptfiguren

Titel

1. Die Premiere

2. Nachts in Venedig

3. Der Sommer kommt

4. Dinner im Metropole

5. Die Kanal-Leiche

6. Das Geheimbüro

7. Zum Lido

8. Cocktails im Excelsior

9. Eine Warnung

10. Die Einladung

11. Mitten in der Nacht

12. Gefährliche Geheimnisse

13. Einige Antworten

14. Alles wird klar

15. Ein Abend in der Oper

16. Die dunkle Lagune

17. Der letzte Abend in der Serenissima

Über die Autoren

Impressum

Leseprobe – Der Mallorca Mord Club: Tödliche Hitze

Prolog

1. Klatsch und Tratsch bei Alba

2. Alemana

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Über diese Folge

Kat und Harry beschließen, ihren Hochzeitstag in Venedig zu verbringen. Doch statt romantischer Sonnenuntergänge und glamouröser Partys erwartet die beiden eine gefährliche Ermittlung: Das amerikanische Außenministerium bittet sie um Hilfe bei der Aufklärung des mysteriösen Todes eines Undercover-Agenten. Innerhalb weniger Stunden befinden sich Kat und Harry in einem tödlichen Wettlauf, denn sie müssen eine Verschwörung aufdecken, bevor ein weiterer Mord geschieht ...

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

Die Hauptfiguren

Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant ...

Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen ...

MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS

Eine tödliche Affäre

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

1. Die Premiere  

Jim Levine kippte seinen Champagner hinunter, der nicht direkt sein Geschmack war. Ganz und gar nicht. In Baltimore, wo er aufgewachsen war, galt ein schönes kühles Bier, eventuell mit einem Schuss Canadian Club, als der Gipfel der Kultiviertheit.

Nicht, dass sich sein Geschmack nicht erheblich verbessert hätte, seit er von der US-Regierung nach Italien geschickt worden war – in diesem Fall vom Finanzministerium. Sie hatten in ihm das Potenzial gesehen, Dinge zu ermitteln, die dem Ministerium, wie sie es ausdrückten, »große Sorge« bereiteten, und das, obwohl er einer der Jüngsten im Büro war – und kein Yale- oder Harvardabsolvent wie die meisten seiner Kollegen.

Also hatte er seinen Geschmack verfeinert, was Speisen, Getränke und alles von schöner Kunst bis hin zu Musik anging. Und – das musste er zugeben – auch, was Frauen betraf.

Gegenwärtig war es im Besonderen eine Frau, die viele unterschiedliche Arten von Reizen verkörperte, wie sie im verschlafenen Baltimore nie zu haben gewesen waren. Dort hatte ein Tag im Stadion – mit Hotdog und Bier in der Hand, während man den sich stets abmühenden Baltimore Orioles über neun Innings zuschaute – schon das Äußerste an Spannung dargestellt.

Vor allem heute Abend war es überaus erhebend im Teatro La Fenice gewesen, Venedigs Juwel von einem Opernhaus, auch wenn er einen »geschäftlichen« Grund gehabt hatte, dort zu sein.

Es war die Premiere der Saison: La Traviata. Er musste zugeben, dass die Geschichte nicht schlecht war: Die hinreißende Pariser Kurtisane Violetta, die sich den grimmigen Realitäten des Lebens stellen musste, während sie sich der Ambitionen ihres feurigsten Liebhabers zu erwehren hatte.

Und die Musik? Selbst als jemand, der nichts über Musik gelernt hatte, von Opern ganz zu schweigen, fand er die Signore Verdis sehr klangvoll und ... bewegend. Am Ende hatten die stehenden Ovationen des Publikums das Haus erfüllt.

Ein Kellner mit weißen Handschuhen glitt mit einem Silbertablett durch den Ballsaal – noch mehr Champagnerflöten, die wie Soldaten an der Front aufgereiht waren, um die Party in Schwung zu halten. Drinnen strömten die winzigen Perlen nach oben.

Wie hieß es noch in der Oper: »Libiamo, ne' lieti calici!« – »Laben wir uns aus Bechern der Freude!«

Levine lächelte und nahm sich ein Glas. Dies war ohne Frage eine extravagante Premierenfeier, sogar mit einigen der Stars des heutigen Abends. Alles recht glanzvoll. Doch er hatte nur Augen für eine Person auf dieser Feier. Die, die seine Einladung in diesen Palazzo arrangiert hatte.

Die Wohnung erstreckte sich über eine ganze Etage – das Piano nobile. Und dieser Ballsaal, sofern es denn einer war, bot mit Leichtigkeit Raum für solch eine prächtige Veranstaltung.

Levine schätzte, dass er hier in Gesellschaft von reichlich altem Geld war und nicht zu wenigen nouveaux riches, wie die Franzosen sie nennen würden. Männer in den Fünfzigern mit halb so alten Frauen im Arm.

Levine selbst besaß nichts außer seinem Gehalt und einem kleinen Spesenetat, weshalb er hier alles andere als in seinem Element war.

Aber wahre Liebe überwindet alles ...

Er drehte sich zu dem Grund um, weshalb er zu dieser exklusiven Party gekommen war.

Marcella Russo.

Ihr pechschwarzes Haar war zu einer bemerkenswerten Welle aufgesteckt und fing das Licht der Kronleuchter ein, deren unzählige Kerzenflammen den Raum erleuchteten.

Ein funkelndes Collier aus Diamanten und Gold zierte ihren Hals.

Und dieses Kleid ...

Wie es sich für eine Premiere ziemte, war es aus edlem rotem Brokat. Er war so geschnitten, dass er den Blick auf weiße Schultern freigab – was für ein Kontrast zu dem dunklen Rot!

Diese Frau war schlicht atemberaubend.

Und Levine war hoffnungslos verliebt in sie. Was so unerwartet wie erstaunlich war.

Sie drehte sich um, und der Blick ihrer unendlich tiefen dunklen Augen begegnete seinem.

Sie lächelte und bewegte die Lippen kaum merklich, um wenige Worte zu formen, die unausgesprochen blieben.

Levine erriet sie mühelos.

Während der ersten Monate in Venedig hatte Jim Levine einige wilde Partys und mehr auf dem Lido genossen. Aber seit er Marcella Russo kennengelernt und diese Verbundenheit gespürt hatte, war all das für ihn vorbei gewesen.

Seit er ihr Flüstern aus nächster Nähe vernommen und aus nur Zentimetern Entfernung in diese Augen geschaut hatte ...

Für ihn, den Jungen aus Baltimore, bedeutete es einen Nervenkitzel, den er noch nie zuvor empfunden hatte.

Ein Problem gab es indes. Ein kleines Detail: Marcella war verheiratet.

Und zwar mit Salvatore Russo, dem heutigen Gastgeber. Einem ebenso mächtigen wie gefährlichen Mann.

Und als hätte Jim ihn allein durch seine Gedanken heraufbeschworen, erschien nun Russo aus der Menge der Gäste und ging auf Marcella zu.

Er war braun gebrannt und drahtig, fühlte sich jedoch offenbar nicht ganz wohl auf dieser eleganten, kultivierten Soirée. Jim wusste, dass Marcello auf Sizilien in Armut aufgewachsen war und sich seinen Weg in die noblen venezianischen Kreise hatte erkämpfen müssen.

Natürlich hatte auch geholfen, dass er in eine alte vermögende Familie eingeheiratet hatte.

Jim beobachtete, wie Salvatore seine Hand an die Taille seiner Frau legte und den kahlen Kopf nah an ihre Wange neigte.

Marcella gefror an seiner Seite zu Eis.

Jim sah, dass sie erst die Stirn runzelte, dann nickte, als würde sie eine Anweisung entgegennehmen. Und alles, woran Levine denken konnte, war: Ich muss sie hieraus befreien. Irgendwie.

Levine erblickte seine Chance. Einer der Soprane trat an den Flügel und stimmte eine Arie an, die Jim als eine aus Don Giovanni wiedererkannte.

Sofort verstummten die Gäste und lauschten aufmerksam. Aber nicht alle.

Er bemerkte, dass Salvatore Russo nach hinten zu den großen Fenstern mit Blick auf den Canal Grande ging, in ein hitziges Gespräch mit ähnlich musikalisch desinteressierten Männern vertieft.

Die Arien können sie offensichtlich mal gernhaben.

Und er sah, dass Marcellas Blick von dem Flügel abschweifte, als hielte sie nach einem neuen Glas Champagner Ausschau.

Dann jedoch drehte sie sich rasch um und eilte zu den Flügeltüren, von denen Levine wusste, dass sie in die Diele führten.

Und sie verschwand.

Jim Levine stellte seine eben geleerte Sektflöte ab und folgte ihr. Nicht hastig – als hätte er Dringendes zu erledigen – sondern mit steten, ruhigen Schritten. Derweil stieg seine Anspannung.

Diese Wirkung hatte die Frau immer auf ihn. Ihre Schönheit. Ihr Lächeln. Sogar der leichte Akzent, der in ihrem eindrucksvollen Englisch mitschwang.

Levines Italienisch war gewiss passabel, aber kein Vergleich damit, wie gut Marcella seine Muttersprache beherrschte.

Er ging ihr nach aus dem Saal und durch einen Korridor, an dessen Wänden edle Gemälde hingen. An der prächtigen Treppe nach oben blieb sie kurz stehen, bis sie weiter in den Bereich des Korridors eilte, der dunkel war. Vielleicht zu einer Damentoilette in der Nähe?

Doch nun verharrte sie erneut, gerade weit genug im dunklen Korridor, dass sie für niemanden zu sehen wäre, der die Treppe hinauflief – oder nach draußen in die venezianische Nacht.

Einen Moment später war er bei ihr. Er sah sie an, wusste nicht, was er sagen sollte, so benommen war er davon, ihr nah zu sein.

Es war Salvatore Russos Frau, die reagierte.

Rasch kam sie zu ihm und küsste ihn leidenschaftlich. Dieses Ungestüm liebte er an ihr.

Und nach dem Kuss sagte sie: »Ich muss zurück, pronto, mein Lieber. Salvatore bemerkt immer, wenn ich nicht da, nicht an seiner Seite bin.«

Levine äußerte das Offensichtliche: »Ich liebe dich.«

Die Worte zauberten ein Lächeln auf Marcellas Gesicht, bei dem sie den rot geschminkten Mund ein wenig öffnete.

Doch es gab noch eines zu bestätigen in diesem kurzen Moment.

»Morgen?«, fragte er. »Wirst du kommen können? Wie letztes Mal am Nachmittag?«

Jenen Moment würde er nie vergessen. Und er hoffte, dass dasselbe für die wagemutige Frau vor ihm galt.

»Ja. Mein Mann muss geschäftlich weg.« Ihr Lächeln wurde strahlender, bevor sie in einem rauchigen Flüstern sagte: »Ich werde da sein.« Und wie zur Bestätigung ergänzte sie: »Mi amore.«

Jim wollte sie wieder küssen, aber Marcella drehte sich um, als spürte sie, dass jemand kommen und sie sehen könnte.

»Nein, ich muss gehen. Ich sehe dich – und du mich – morgen.«

Er ergriff ihre Hand, als sie bereits losging, und sie riss die Augen weit auf.

Ein letzter Blick, dann lief sie durch den langen Korridor zurück zum Ballsaal, aus dem eine andere Arie zu hören war.

Einen Moment blieb Jim stehen.

Schließlich holte er tief Luft. All dies war, anders konnte man es nicht ausdrücken, schwindelerregend.

Zeit zu gehen.

Morgen musste er früh raus. In seiner Ermittlung stand Wichtiges an. Und je früher er aufbrach, desto eher wäre er zurück in seiner kleinen Wohnung in einer engen Calle unweit der Rialto-Brücke. Und desto eher würde der nächste Tag anbrechen.

Er ging in Richtung Treppe. Es war unnötig, zur Feier zurückzukehren. Er könnte sich einfach seinen Mantel, Schal und Hut aus der Garderobe holen und verschwinden.

Er erreichte die Treppe.

»Signore Levine.«

Jim drehte sich um und sah Salvatore Russo aus einer dunklen Nische treten. Der Mann entzündete ein Benzinfeuerzeug und steckte sich eine Zigarre in den Mund.

Jims Herz schlug schneller.

Hat Salvatore Marcella und mich gesehen? Wie wir uns geküsst haben?

Falls ja, wollte Jim sich die Folgen nicht einmal ausmalen.

»Sie gehen schon?«, fragte der Gastgeber, lächelte und blies Rauch in die Luft.

»Ich ... äh ... ja ... leider. Ich muss morgen sehr früh arbeiten.«

»Oh, was für ein Jammer! Wir hatten gar keine Gelegenheit, uns zu unterhalten.« Russo kam näher und runzelte die Stirn. »Sie wirken ... erhitzt, Signore Levine. Geht es Ihnen nicht gut?«

Jim lachte, was zu einem halben Hüsteln geriet. »Ach ja, nur ein wenig Heiserkeit. Gewiss ist es nichts. Diese venezianischen Winter sind so feucht, wissen Sie? Und heute ist es besonders kalt.«

»Die Kälte an sich ist schon der Tod, sagt man«, antwortete Salvatore und nahm einen langen Zug von seiner Zigarre, deren Spitze im dunklen Korridor hellrot glomm. »Sie müssen vorsichtiger sein, junger Mann.«

»Ja, Sie haben recht. Werd' ich beherzigen. Übrigens, danke für den heutigen Abend.«

»Jederzeit gern«, antwortete Salvatore und legte eine Hand auf Jims Schulter. »Kommen Sie gut nach Hause.«

Und nun drehte Jim sich zur Treppe um und lief nach unten. Dabei zwang er sich, langsam zu gehen, nicht in Eile zu kommen und sich nicht umzuschauen.

Ihm war bewusst, dass Salvatore noch oben stand und ihn beobachtete.

Draußen auf den Marmorstufen des Palazzo fröstelte Jim.

Venedig hatte den Schalter von brütender Hitze im Sommer auf Herbstnächte mit eisigem Nebel umgelegt, der von den Kanälen aufstieg und sich bereit machte, das endlose Labyrinth von Gassen und Brücken zu verhüllen.

Doch mittlerweile war Levine gut darin, sich in dieser Stadt zu orientieren.

Mit seinem hochgeschlossenen Mantel, dem Hut und dem Seidenschal – eine kleine Extravaganz – machte er sich auf den Weg in die Stadt und dachte bereits an den kommenden Tag.

2. Nachts in Venedig  

Jim Levine wartete an der nächsten Vaporetto-Haltestelle, wo sich die verlässlichen Boote, die als öffentliche Verkehrsmittel auf den Kanälen dienten, erstaunlich genau an den Fahrplan hielten.

Sie waren ein lebenswichtiger Teil der Serenissima –der Ernsten –, wie sie genannt wurde.

Als er dastand und durch den Nebel nach dem nächsten Vaporetto spähte, nahm er die Gebäude zu beiden Seiten des Canal Grande wahr: Die prächtigen Palazzi der Reichen und Mächtigen waren von dichtem Nebel verschleiert, der sich an ihre Fassaden heftete.

Die Seiten zum Kanal waren stets die schönsten, wie Levine wusste. Seitlich und nach hinten hingegen waren die Bauten von einer Schlichtheit, die in einem verblüffenden Widerspruch zu den edlen Bögen und Säulen der imitierten gotischen Fassaden stand.

Vielleicht war es bezeichnend für diese Stadt, dachte Jim. Was man auf den ersten Blick sah, entsprach nicht dem, was man hinter dem Vorhang vorfand.

Dann bemerkte er ein Licht. Schwach funkelte es in den Nebelschwaden, die über dem Wasser waberten. Das nahende Vaporetto war klugerweise langsamer als normal.

Während Jim dort stand, kam eine alte Frau angeschlurft, die fest mit ihrem Gehstock auf das Pflaster schlug. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, hatte einen Schal fest um ihren Kopf gewickelt und ging so krumm, dass ihr Körper die Form eines Fragezeichens besaß.

Levine fragte sich, woher sie kommen mochte. Wahrscheinlich von irgendeiner undankbaren, schweren Arbeit, die bis spät in die Nacht getan werden musste.

Für viele war Venedig nicht das fantastische Wunder von Gondeln, Sonnenuntergängen, Kanälen, Grandhotels und fabelhaften Cafés.

Der Alltag jener Menschen hier sah vollkommen anders aus.

Als der Kapitän das Vaporetto vorsichtig näher lenkte, kam der Deckarbeiter zur Bootsseite, um hinüberzuspringen und das Boot zu vertäuen – eine Aufgabe, die an jeder Haltestelle wiederholt wurde. Und sie wurde schnell und effizient erledigt.

Das Vaporetto glitt geschmeidig ans Dock. Der Deckarbeiter sprang mit den Tauen für vorn und hinten von Bord. Rasch befestigte er sie an den großen Klampen, bevor er zur Laufplanke eilte und sie für die Fahrgäste in Position schob.

Dann bedeutete er ihnen mit einem Nicken, dass sie einsteigen konnten.

Als er wartete, dass das Vaporetto wieder ablegte, blickte Levine zu den anderen Leuten auf dem Wasserbus. Einige wenige gut gekleidete Passagiere redeten zu laut und setzten den Spaß, den sie an diesem Abend wohl genossen hatten, fort. Doch die meisten anderen waren wie die alte Dame: Sie saßen finster da und wünschten sich einfach nur, dass diese kühle Nacht endete. Und, wie Levine vermutete, sie schlafen gehen konnten.

Der Deckarbeiter begann gerade, die kleine Laufplanke einzuholen, da hörte Levine Stimmen. Zwei Männer hasteten auf das Vaporetto zu, hielten jedoch bei dem Deckarbeiter an.

Gehörten sie zusammen? Beide sahen jünger aus als die anderen Leute auf dem Boot – mit Ausnahme von Levine.

Aus einer Diskussion wurde schnell ein Streit. Levine nahm an, dass der Deckarbeiter ihnen erklärte, er könne sie nicht mehr an Bord lassen, weil sich das Boot dann verspäte.

Dann aber kam ein Ruf vom Kapitän – ein gekläffter Befehl –, und der Matrose gab nach. Er ließ die Spätankömmlinge an Bord, wo sie sich an entgegengesetzte Enden begaben.

Levine schaute zu einem von ihnen, da sah der Mann auf und direkt zu ihm. Und hielt Levines Blick.

Er besaß harte Züge, ähnlich denen der Fischer in dieser Gegend, den Teint zu einem dunklen Bronzeton gegerbt und mit tiefen Furchen, die Wind und Sonne ebenso geschuldet waren wie der Arbeit, tagein, tagaus einen Fang nach dem anderen einzuholen.

Große Hände, wie Levine feststellte, gezeichnet vom jahrelangen Umgang mit den groben Netzen und den Kisten voller Fisch.

Der Mann betrachtete Jim, als wäre er hier das Kuriosum. Jim wandte sich ab.

Er wünschte, dieses verflixte Vaporetto würde endlich dort ankommen, wo er von Bord springen und nach Hause eilen konnte.

Es war spät, und er freute sich sehr auf sein warmes Bett.

Es gab noch einige Haltestellen, an denen Leute ausstiegen, aber niemand ein.

Die letzte Fahrt der Nacht. Nun stand die alte Frau auf und begab sich nach vorn, wo ihr die Laufplanke ausgelegt wurde.

Doch während Levine sie beobachtete, fiel ihm auf, dass ihn noch jemand anstarrte. Der andere von den beiden, die in letzter Minute zugestiegen waren.

Und dieser Blick beunruhigte Jim.

Was, wenn die beiden zusammen mit ihm ausstiegen?

Prompt musste Levine an eine Menge Sachen denken. Die Arbeit, die er hier sehr unauffällig machte, wie er glaubte. Diskret. Für das Finanzministerium der Vereinigten Staaten.

Doch selbst noch so diskrete Erkundigungen konnten leicht Dinge aufwühlen. War Diskretion in einer Stadt wie Venedig überhaupt möglich?

Und es gab noch einen Grund zur Sorge, wie er freimütig zugab: Marcella.

Wie stand es hierbei um Diskretion? Eine Affäre mit der Frau eines der mächtigsten und – wie es hieß – skrupellosesten Männer in Venedig?

Levine stellte fest, dass sich seine Gedanken überschlugen.

Sein übliches Selbstvertrauen wich einer nächtlichen Paranoia.

Das Boot legte an Levines Haltestelle an.

Er stand auf und ging an einem der Männer vorbei. Auch wenn er keinen der beiden ansah, war er sich sicher, dass sie ihn im Blick hatten.

Ungeduldig wartete er, dass die Taue festgezogen und die Laufplanken mit einem lauten Klappern ausgefahren wurden.

Bisher spürte Levine nicht, dass jemand hinter ihm stand.

Es würde also sonst niemand aussteigen.

Und das ist gut ...

Der Deckarbeiter löste das Tau, das als Sperre vor dem Ausstieg diente, und als Levine an ihm vorbeiging, murmelte er: »Grazie.«

Der Mann nickte, obwohl ihn Dank wenig scherte, und Levine eilte auf das Straßenpflaster, das glitschig vom Nebel war.

Er fand rasch Halt und machte sich auf den Weg zu seiner Unterkunft.

Nur Minuten entfernt.

Levine ging schnell, zumal sein dicker Mantel die nasskalte Luft nicht abhielt. An einer Stelle bog er um eine Biegung in der Calle und schritt auf eine schmale Brücke zu. Hier konnte er im Nebel kaum drei Meter weit sehen, als er den kleinen Kanal überquerte.

Zwar brannten in einigen der Häuser, an denen er vorbeiging, noch Lichter, die waren jedoch zu einem dumpfen Glimmen gedimmt, sodass sie wie Glühwürmchen wirkten.

Er passierte eine Tabaccheria, die er kannte und in der man einen Kaffee, Zigaretten und die Regionalzeitung bekam. Natürlich war sie um diese Zeit längst geschlossen.

Aber der Laden bedeutete, dass er auf dem richtigen Weg war. Er wurde schneller, und seine Schritte hallten auf dem Gehweg.

Dann war da ein Echo.

Ein Echo, das seine Schritte zu spiegeln schien. Irgendwo hinter ihm.

Bis Levine der Gedanke kam: Das ist kein Echo!

Er blieb stehen, neigte den Kopf zur Seite, als würde es ihm helfen, genauer zu hören. Doch jetzt war gar nichts mehr. Was auch immer – wer auch immer! – dieses Geräusch gemacht hatte, musste in eine andere Gasse und zu einer anderen Brücke abgebogen sein.

Levine ging weiter.

Und da waren sie wieder ... Schritte! Diesmal war er sich sicher. Das war kein Echo, und diese Schritte ahmten die seinen auf merkwürdige Art und Weise nach. Bei diesem Gedanken wurde er schneller. Er hatte nur noch eine kleine Biegung zu schaffen.

Einen Pfad eher. Die Abkürzung zu einem offenen Campo, von dort müsste er nur noch eine andere enge Gasse hinunter und wäre – endlich – bei seiner Wohnung.

Wieder beschleunigte er und ballte die Fäuste ... für alle Fälle.

Nur noch ein kleines Stück. Wenn ich in der Gasse bin, renne ich. Wen kümmert es, wie das aussieht? Ein gut gekleideter Yankee, der durch eine dunkle Ecke von Venedig flitzt. Sicherheit geht vor.

Er erreichte den Eingang der Gasse, schaute sich um und sah nichts. Waren die Schritte noch zu hören gewesen?

Er bog in die dunkle Gasse ein, begann zu rennen, sodass seine Schuhsohlen laut auf das nasse Pflaster knallten.

Und er rannte – verdammt! – in eine Mülltonne hinein!

Er stolperte und drohte zu stürzen, war jedoch gerade noch imstande, sich abzufangen. Dann aber kam ihm ein verwirrender und beunruhigender Gedanke.

Viele Male war er schon diese Gasse entlanggegangen, manchmal unter vollen Wäscheleinen und zwischen wild spielenden Kindern hindurch, vorbei an offenen Haustüren, in denen alte Männer saßen, Pfeife rauchten und zuschauten, wie das Leben vorbeizog.

Und all die Male ... Er entsann er sich nicht, jemals eine Mülltonne gesehen zu haben.

Und noch während er sich zu erinnern versuchte, musste er anhalten.

Denn nun sah er, dass diese Gasse, die zum offenen Campo führen sollte, auf dem hoffentlich noch sein Bacaro geöffnet hatte ... an einer Mauer endete.

Eine Sackgasse.

Irgendwie musste er in die falsche Gasse gelaufen sein. In eine, die nirgends hinführte.

Sein Atem ging nun sehr schnell, obwohl er sich ermahnte, nicht panisch zu werden. Es war bloß ein dummer Irrtum. Eine Geschichte, die er morgen erzählen konnte: »Da dachte ich, ich kenne Venedig ganz gut, aber gestern Abend ...«

Sie würden lachen, wenn sie bei Cicchetti zusammensaßen, den köstlichen venezianischen Snacks. Und dazu ein Glas vom hiesigen Wein, dem Ombra, tranken. Diese Vision schien im Moment allerdings Welten entfernt.

Er drehte sich um. Es wurde Zeit, dass er schnellstens aus dieser Sackgasse kam.

Nur hörte er jetzt Schritte näher kommen.

Sein erster Gedanke war: Lächerlich!

Jemand anders musste ebenfalls falsch abgebogen sein. In diese falsche Gasse im dunklen Zentrum der Stadt. Gleichzeitig war er sich vollkommen sicher, dass das einfach nicht sein konnte.

Er hob die Fäuste. Nicht, um bedrohlich zu wirken, sondern um bereit zu sein. In jeder Stadt, sogar einer solch magischen und schönen wie Venedig, geschahen schlimme Dinge.

Die Schritte kamen stetig näher. Bis jemand zu sehen war. Ein Umriss im Dunkeln. Ein Mann mit einer Mütze auf dem Kopf.

Noch ein lächerlicher Gedanke. Vielleicht wohnte dieser Mann hier, in einem der Häuser? Und wollte nach einem langen Abend bloß nach Hause? Noch jemand, der Schlaf brauchte?

Der Mann blieb einige Schritte entfernt stehen. Stumm.

Womit Jim Levine der Rückweg versperrt war.