Mydworth - Mord an einem Toten - Matthew Costello - E-Book

Mydworth - Mord an einem Toten E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Als in einer dunklen Seitengasse von Mydworth die Leiche eines Mannes gefunden wird, steht die Polizei vor einem Rätsel: Das Opfer ist der ehemalige Lokführer Len Skinner, der vor Monaten bei einem tragischen Zugunglück ums Leben kam. Seine verängstigte Witwe bittet Kat und Harry um Hilfe. Doch schon bald wird klar, dass der Fall komplizierter ist als gedacht ... Denn um den Mörder zu finden, müssen sie nicht nur Skinners Tod, sondern auch ein weiteres Verbrechen aufklären.

Über die Serie:

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

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Seitenzahl: 181

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Die Hauptfiguren

Titel

1. Drohende Probleme

2. Die ignorierte Warnung

3. Eine Frau in Not

4. Mehr Fragen als Antworten

5. Zahlen sagen alles

6. Der mysteriöse Mr Skinner

7. Auf Farmen und Rangierbahnhöfen

8. Das Zugpersonal

9. Schwierige Erinnerungen

10. Eine interessante Unterhaltung

11. Unerwarteter Besuch

12. Eine verblüffende Entdeckung

13. Nachhilfe in Geschichte

14. Ein Fremder

15. Die Wendung zum Schlechteren

16. Der Mörder entkommt

17. Besuch von Nicola

Über die Autoren

Impressum

Leseprobe: Mörderisches Somerset – Das Geheimnis um Avalon

Prolog

1. Kapitel

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Über diese Folge

Als in einer dunklen Seitengasse von Mydworth die Leiche eines Mannes gefunden wird, steht die Polizei vor einem Rätsel: Das Opfer ist der ehemalige Lokführer Len Skinner, der vor Monaten bei einem tragischen Zugunglück ums Leben kam. Seine verängstigte Witwe bittet Kat und Harry um Hilfe. Doch schon bald wird klar, dass der Fall komplizierter ist als gedacht ... Denn um den Mörder zu finden, müssen sie nicht nur Skinners Tod, sondern auch ein weiteres Verbrechen aufklären.

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

Die Hauptfiguren

Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant ...

Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen ...

MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS

Mord an einem Toten

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

1. Drohende Probleme  

Arthur Wells, der Lokführer des Zugs von Portsmouth nach London um fünf nach acht, trat aus seinem Abteil im Bremswagen, als die Sonne bereits tief am Himmel stand und die Wärme des Tages verflogen war.

Er schaute sich auf dem Bahnsteig um. Die letzten Passagiere stiegen ein, obwohl es bis zur Abfahrt noch zehn Minuten dauerte.

In diesem Zug war es am Freitagabend im Sommer immer ruhig – kaum jemand wollte so spät noch nach London.

Nun ja – für ihn wäre es auch nichts. Aber so war der Fahrplan nun einmal, und hinterher konnte er sich auf das Wochenende freuen. Es war herrliches Wetter angesagt, also würde er seinen Garten genießen, sich um die Blattläuse auf seinen Rosen kümmern und vielleicht einige Herbstzwiebeln setzen.

Eventuell gelang es ihm sogar, seine arme alte Mutter nach draußen in den Sonnenschein zu locken – damit sie mal aus ihrem tristen Schlafzimmer kam!

Er blickte an den Wagen entlang zur Lok, die gewaltige Dampf- und Rauchschwaden ausstieß, als würde sie mit den Hufen scharren.

Arthur zog seine Taschenuhr hervor, die er letzten Sommer als Anerkennung für zwanzig Dienstjahre bekommen hatte. Kein weltbewegendes Geschenk, aber die neue Eisenbahngesellschaft war erst wenige Jahre alt und würde niemals erlauben, dass sich Gefühlsduselei der »modernen Betriebswirtschaft« in den Weg stellte.

Dennoch war es ein sehr gutes Modell. Arthur glich sie mit der großen Bahnhofsuhr ab: auf die Sekunde genau.

Und jetzt, da nur mehr Minuten bis zur Abfahrt blieben, kam noch ein Paar angelaufen, um rasch in den Zug zu steigen.

Beim Blick nach vorn zur Lok sah er Jim Collins, den Heizer, der auf der Plattform stand und mit dem Lokführer Len Skinner ins Gespräch vertieft war. Ein gutes, verlässliches Gespann, wie Arthur wusste, da sie oft zusammen in einer Schicht arbeiteten. Collins winkte ihm, als wollte er ihn sprechen.

So kurz vor der Abfahrt wunderte es Arthur.

Das ist höchst ungewöhnlich. Stimmt etwas nicht?

Wieder schaute er auf seine Uhr. Wenn er sich beeilte, könnte er noch schnell hinlaufen und fragen, was der Mann wollte.

Er eilte den Bahnsteig entlang, wobei er aus purer Gewohnheit in sämtliche Abteile blickte. Wie er bereits erwartet hatte, saß kaum eine Handvoll Passagiere im Zug, und die meisten Abteile wirkten leer.

Als er sich Collins und Skinner näherte, betrachtete er die mächtige Zugmaschine – die Zephyr, wie diese wunderschöne Lokomotive hieß. Die großartige schwarz-grüne Lok glich einer schnaufenden Bestie, und Arthurs Meinung nach war sie eines der Wunder dieser modernen Ära.

Collins, der jüngere der beiden Männer, drehte sich mit einem warmherzigen Lächeln zu ihm um.

Skinner zögerte indes noch einen Moment und vermied es, Arthur direkt anzusehen.

Weshalb Arthur unweigerlich das Gefühl hatte, dass hier wirklich und wahrhaftig etwas nicht stimmte.

Der Heizer begrüßte ihn. »Guten Abend, Arthur.«

»Jim«, antwortete er, und weil der Lokführer viel Wert auf die angemessene Ansprache legte, ergänzte er: »Und einen guten Abend Ihnen, Mr Skinner.«

Collins sah Skinner an, als wartete er darauf, dass der Befehlshaber des Zugs reagierte.

Was nicht geschah.

Collins füllte die Lücke. »Weil Freitag Abend ist und so, haben Len und ich uns gefragt, ob Sie sich auf ein Pint zu uns gesellen mögen, sobald wir uns frisch gemacht haben. Bevor wir dann auf den letzten Zug zurückspringen ...«

Arthur sah von dem Heizer zum Lokführer. Hatten sie ihn den ganzen Weg herlaufen lassen, um ihn das zu fragen?

»Ah, ähm, sehr freundlich von Ihnen, aber wie Sie wissen, mache ich mich nach einer Spätschicht gern direkt auf den Heimweg. Meine Mutter ... sie ist recht gebrechlich.«

»Ja, natürlich«, sagte Jim und klopfte Arthur grinsend auf die Schulter. »Heim zur Familie. Guter Mann.«

»Man darf die Mutter nicht verärgern, was, Wells?« Endlich drehte Skinner sich zu Arthur um und sah ihn leicht hämisch an. Sein Tonfall war seltsam matt.

Arthur war unsicher, woher diese plötzliche Feindseligkeit rühren mochte.

Und nun bemerkte er es. Ein verräterisches Zeichen.

Skinner hatte fraglos schon getrunken. Daher diese Mattigkeit. Nicht, dass der Lokführer schwankte oder zu torkeln drohte, aber er hatte offensichtlich schon einige Drinks gehabt, bevor er zur Schicht gekommen war. Und Arthur bemerkte eine Fahne.

Nicht von dem schwachen Bier, das dieser Tage leider allgegenwärtig war – sogar hier auf dem Führerstand. Nein, Skinners Fahne roch nach etwas weitaus Stärkerem.

Whisky.

Und das war besorgniserregend.

Arthur wandte sich wieder Collins zu, und das gewinnende Lächeln des Heizers wirkte merklich gedämpft. Vielmehr blickte er Arthur wissend an.

Skinner nahm den schmutzigen Lappen, der aus einer Tasche seiner Latzhose hing, und wischte sich den Schweiß von der Stirn, ehe er die Metallstange packte, um die Stufen hinauf in die Lok zu steigen.

»Also, Wells, alles in Ordnung dahinten?«, fragte er. Seine Stimme hatte ihren Biss verloren und klang wie immer.

»Ja, gewiss doch, Mr Skinner. Alles bestens.«

»Guter Mann«, sagte Skinner. »Wie es aussieht«, erneut war da eine winzige Andeutung eines Lallens, »sind wir pünktlich. Genauso, wie wir es mögen, was?«

Skinner zog sich nach oben, schien keine Probleme mit den Stufen oder dem Geländer zu haben, und dennoch dachte Wells: Sollte ich etwas sagen? Das hier melden?

Arthur war klar, dass es seine Pflicht wäre, sollte er den Verdacht hegen, dass der Lokführer in irgendeiner Weise beeinträchtigt war.

Doch kaum war Skinner oben in der dampfenden Lok und außer Hörweite, trat Collins näher zu Arthur.

»Äh, hören Sie, Arthur, ich weiß ... nun ja ... Vielleicht haben Sie schon bemerkt ...«

Arthur beendete den Satz für ihn. »Dass unser Mr Skinner schon ein oder zwei Pints hatte?«

Collins wurde ernst. »Ich befürchte, es sieht ganz so aus.«

»Und nicht nur Bier, glaube ich, Jim«, sagte Arthur.

Er sah, wie Collins hinauf zur Lok blickte, als wollte er sichergehen, dass Skinner nicht zuhörte. Dann runzelte er die Stirn. »Hören Sie, alter Knabe, Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich bin hier und behalte alles im Blick.« Er legte eine Hand auf Arthurs Schulter. »Wie ich es immer tue. Sie kümmern sich um die Passagiere, und wir kommen hier vorn klar.«

Und nun sah Arthur, wie Collins auf seine Taschenuhr schaute. Seine aufgekrempelten Ärmel gaben sehnige Unterarme preis, gestärkt von Jahren, in denen er die allzeit gierige Feuerbüchse gefüllt hatte.

»Tja, dann fahren wir lieber mal los, nicht?«, sagte Collins. »Oh, eines noch. Sicher haben Sie schon gesehen, dass wir eine verlangsamte Strecke einige Meilen nördlich von Mydworth haben.«

Ja, Arthur hatte es gesehen und sich gemerkt. »Die war am Brett angeschlagen«, antwortete er.

»Also volle Kraft und bei Hickman's Curve runter auf zwanzig«, sagte Collins.

Arthur nickte. Er kannte Hickman's Curve gut – ein Gleisbereich hoch über einer malerischen Senke, die bei Wanderern sehr beliebt war. Allerdings auch mit einem berüchtigten Abhang zur Seite, und wenn das Wetter seinen Tribut forderte, war besondere Vorsicht vonnöten. Angesichts der starken Sommerregenfälle vermutete Arthur, dass die Streckenarbeiter das Wochenende durcharbeiten würden.

Nun blickte er Collins nach, der hinauf in die Lok stieg.

»Wir verlieren ein paar Minuten, aber die sollten wir später aufholen können«, sagte der Heizer grinsend.

Er packte seine Schaufel, nahm eine volle Ladung Kohlen auf und warf sie in die rot glühende Feuerbüchse, sodass jede Menge Rauch aufstieg.

Wenn Arthur ganz ehrlich sein sollte, war er trotz Collins' Versicherung doch sehr beunruhigt wegen Skinner und wie betrunken der Mann sein mochte.

Doch wenn Collins sagte, er hätte alles im Blick, gab es vielleicht keinen Grund zur Besorgnis.

Und ganz sicher wollte Arthur nicht der sein, der einen Kollegen um seine Arbeit brachte. Wäre es eventuell gut, das Problem nächste Woche anzusprechen? Vertraulich?

Arthur eilte zurück nach hinten, wo er sich ein letztes Mal auf dem Bahnsteig umschauen würde, bevor er in den Bremswagen und sein Abteil ging.

Dann winkte er mit der grünen Flagge nach vorn, wo Skinner auf das »Alles klar«-Signal zur Abfahrt wartete.

Danach würde der Zug zu seiner schnellen Reise in den Sommerabend aufbrechen – von der Küste über die grünen Hügel von Sussex und in die Großstadt London.

Als sie den Bahnhof von Mydworth verließen, nahm Arthur einen Schluck von seinem Tee aus dem angeschlagenen Metallbecher.

Er war nicht mehr ganz so heiß, wie Arthur ihn mochte, aber immer noch angenehm genug, genauso wie die grünen Felder, die sich dunkler färbten, als der Himmel einen satten Violettton annahm.

Automatisch überprüfte er den Fahrplan, obwohl er ihn auswendig kannte. Sie hatten Mydworth verlassen, den letzten Halt in dieser Grafschaft, und das auf die Sekunde pünktlich. Jetzt waren es noch dreißig Minuten bis zum nächsten Bahnhof, und der Zug bewegte sich mit geschwinden vierzig, vielleicht sogar fünfzig Meilen die Stunde vorwärts.

Bemerkenswert, dachte Arthur. Diese Zeit des modernen Reisens, die heutigen Dampflokomotiven ... Sie waren ein Meisterwerk britischer Ingenieurskunst. Kurz drifteten Arthur Wells' Gedanken zu dem Vortrag ab, den er beim nächsten Jahrestreffen der Mydworth Historical Society zu halten gebeten worden war.

Vielleicht etwas über Dampfloks und das Empire?

Er blickte aus dem Fenster zu dem üppigen Farmland mit den vielen Reihen von Heugarben. Noch herrschte Zwielicht, doch es wurde minütlich dunkler.

Er hatte diese Tour schon so oft gemacht, dass er keine Schilder brauchte, die ihm sagten, wo er war, wie lange es bis zum nächsten Halt dauerte und an welchem Punkt der Strecke sie sich befanden.

Entspannt lächelte Arthur vor sich hin, während der Zug weiter durch die Sussex Downs rollte und die Meilen dahinrauschten.

Bis heute liebte er das Dramatische, Romantische und schier berauschend Aufregende der Zugfahrt genauso sehr wie in jungen Jahren, als er seine erste Stelle antrat.

Dieses leidenschaftliche Gefühl war geblieben – trotz der Berge von Papierkram, die am Ende seines Arbeitstags erledigt sein wollten.

Doch jetzt, als er hinaus zu den vertrauten Lichtern eines Dorfes auf einem fernen Hügel blickte, wurde ihm noch etwas anderes bewusst.

Etwas zutiefst Beängstigendes.

Das Rattern der Zugräder auf den Gleisen ... es wurde nicht langsamer. Überhaupt nicht.

Das sollte es aber.

Hickman's Curve konnte nur noch eine halbe Meile weit weg sein.

Und Arthur wusste, dass sie nicht schneller als zwanzig Meilen die Stunde fahren durften, wenn sie in diese Kurve gingen.

Sonst ...

In dem kleinen Kabuff, seinem Reich, überkam ihn eine entsetzliche Furcht.

2. Die ignorierte Warnung  

Arthur schob das Fenster links von sich auf, um sich zu vergewissern, dass er wirklich richtig einschätzte, wo sie sich befanden.

Er streckte den Kopf nach draußen, wo Rauch und Dampf vorbeiflogen, während der Zug mit an die fünfzig Meilen die Stunde dahinraste.

Und mit der Geschwindigkeitsbegrenzung nur noch Minuten vor ihnen müssten sie merklich langsamer werden.

Arthur stellte dahingegen fest, dass sie das Tempo kein bisschen drosselten.

Er versuchte zu begreifen, was hier vor sich ging.

Hatten Collins und er es missverstanden? Galt die neue Geschwindigkeitsbegrenzung nur für einen späteren Zug, weshalb Skinner sie ignorierte?

Dann jedoch sah er ein gelbes Warnlicht und ein 20-mph-Schild vorbeirauschen.

Und nun stand für Arthur zweifelsfrei fest ... dass da etwas entsetzlich schiefging!

Er trat vom Fenster zurück, murmelte vor sich hin und versuchte, sich zu erklären, warum die Zephyr immer noch so schnell fuhr.

Da die Kurve unmittelbar vor ihnen lag, wusste er, dass er handeln musste, ganz gleich, was auf dem Führerstand der Lok los sein mochte.

Er eilte zum Bremshebel und packte ihn fest. Das hier hatte er seit über zehn Jahren nicht mehr getan, und auch damals nur, um einer Gruppe von Lehrlingen zu zeigen, wie man die Notbremse korrekt bediente.

Jetzt zog er daran – mit aller Kraft.

Es gab einen gewaltigen Ruck, und Arthur hörte, wie das Bremssystem das Vakuum überwand, welches den Rädern freien Lauf gewährte, und die dampfgetriebene Luft schwere Bremsen an jedem einzelnen Rad greifen ließ.

Ein ohrenbetäubendes Kreischen von Metall auf Metall erfüllte die Abendluft auf der gesamten Zuglänge.

Doch würde es reichen? Wie lange dauerte es, bis der rasende, Hunderte Tonnen schwere Zug tatsächlich zum Stehen kam? Eine Viertelmeile ... vielleicht mehr?

Wieder streckte Arthur den Kopf aus dem Fenster, als der Zug – Gott sei Dank! – endlich langsamer wurde und das schwindelerregende Tempo fiel.

Doch als er den Bogen vor sich auf der Strecke ausmachte, kam ihm ein ernüchternder und Furcht einflößender Gedanke.

Ja, er hatte die Notbremse gezogen.

Aber war es zeitig genug gewesen, um ein zu schnelles Einbiegen in die Kurve und damit einen Absturz des ganzen Zugs zu verhindern?

Arthur fühlte, wie der Bremswagen vor- und zurückruckelte.

Er presste sich mit dem Rücken an die Wagenseite und packte die Tischkante, um sich festzuhalten, während seine Teekanne vibrierend zur Kante glitt, hinüberkippte und scheppernd auf dem Boden landete.

Natürlich hatte Arthur Angst. Vor allem aber dachte er an die Passagiere. Selbst über das Kreischen der Bremsen hinweg hörte er ihre Schreie aus den Waggons weiter vorn.

Er konnte nur noch beten, dass die Wagen auf dem Gleis blieben.

Dann ... änderte ein Geräusch alles.

Ein enormes Krachen, gefolgt von einer Explosion, wie Arthur sie seit seinen Jahren auf den Schlachtfeldern Flanderns nicht mehr vernommen hatte.

Dieser Lärm – und ja, dessen Bedeutung war vollkommen klar – hieß, dass die Lok entgleist war und in diesem Moment in den Abgrund stürzte.

Wahrscheinlich zog sie die Waggonreihe mit sich. So viele Leben, ausgelöscht an einem lauen Sommerabend.

Doch im nächsten Augenblick ... hielt der Zug mit einem heftigen Ruck an.

Arthur flog nach vorn, prallte mit Wucht gegen eine Metallwand und stolperte rückwärts, bevor er auf die Knie und schließlich der Länge nach auf den Boden sank.

Schwer atmend blieb er dort und keuchte, als wäre die Luft selbst zu zäh zum Atmen geworden.

Und dann, nachdem es für kurze Zeit still geworden war – bis auf wenige kleinere Explosionen weiter vorn –, rappelte Arthur sich wieder auf.

Er lebte. Zitterte. Und es war vollkommen klar, was er zu tun hatte.

Seine Pflicht.

Er griff nach seiner Laterne, öffnete die schwere Tür des Bremswagens und stieg hinunter in das raue Gleisbett, wo er abermals stolperte, hinfiel und direkt wieder aufstand, um die schaurige Szene zu betrachten.

Weit vorn in der Dunkelheit konnte er mindestens vier – nein, fünf – Waggons sehen, noch aufrecht stehend, aber anscheinend doch entgleist.

Was an sich schon ein kleines Wunder war.

Dahinter jedoch war keine Spur von der Lokomotive und dem Tender zu erkennen. Kein Dampfen, keine Rauchwolken, kein rotes Glühen der Feuerbüchse.

Die Lok war einfach ... verschwunden!

Und was war mit dem sechsten Wagen? War er auch in die Tiefe gestürzt?

Trotz des Schocks wusste Arthur, was in solch einer Situation zu tun war. Er musste schnellstens die Notfallsignale vor und hinter ihnen auslegen, um nahende Züge zu warnen.

Danach musste er zum nächsten Signalpfosten laufen und das neu installierte Telefonsystem nutzen, um die Gefahr zu melden.

Erst danach durfte er in allen Wagen nach den Passagieren sehen, Hilfe organisieren, Aufgaben delegieren und Verletzte versorgen.

Es war so viel zu tun ... und Arthur hatte kein großes Vertrauen in sein Urteilsvermögen, so erschüttert wie er von diesem furchtbaren Ereignis war.

Er holte tief Luft und machte sich auf den Weg am Gleis entlang ...

Rasch fand sich ein Mitarbeiter außer Dienst, den Arthur losschicken konnte, um sich um die Signale zu kümmern. Dann erschien gleichsam aus dem Nichts ein junger Bursche, der unverletzt geblieben war und sich freiwillig meldete, zum Signalpfosten zu laufen.

Also konnte Arthur sich den Waggons widmen, und er war wieder einmal heilfroh, dass der Zug an diesem Freitagabend nicht voll war.

Trotzdem galt es, benommene und unter Schock stehende Fahrgäste dazu zu bewegen, so geordnet wie möglich – aber schnell – aus den Abteilen und hinunter ins Gleisbett zu steigen.

Manche wirkten mehr als erschüttert von dem Vorfall. Einige wenige hatten Mühe mit dem Gehen, als hätten sie sich Prellungen zugezogen oder – schlimmer noch – etwas gebrochen.

Nach und nach leerten sich die Waggons, und Arthur ging weiter nach vorn zu der Stelle, an der sich normalerweise der Rest des Zuges und die Lokomotive befanden.

Hier draußen, weit weg von irgendwelchen Ortschaften, müsste es eigentlich stockfinster sein. Doch Arthur sah ein grelles Leuchten in der Biegung, dessen Schein die nahen Bäume in ein flackerndes Rot tauchte. Gleichzeitig stiegen dicke Rauchschwaden auf, und Dampf schoss in die Höhe.

Die verbogenen Gleise verrieten Arthur, dass die großartige Lokomotive vollständig entgleist und in die Senke unter der Kurve gestürzt sein musste.

Und, was noch schlimmer war, er konnte sie sogar von hier aus riechen.

Das war nicht nur der Geruch von Kohle, sondern ein Gemisch aus allem Möglichen: Das scharfe Brennen von Öl, Sträuchern und Bäumen stieg ihm in die Nase.

Er versuchte, nicht daran zu denken, welch grausiges Schicksal seine Kollegen Collins und Skinner ereilt hatte. Seine erste Pflicht galt den Passagieren.

Schließlich erreichte er den sechsten Wagen, der auf der Seite lag, die Fenster zerschmettert und ein Großteil der Holzverkleidung zersplittert und eingedrückt. Arthur konnte sich vorstellen, welche Kräfte am Werk gewesen waren, als die Lok entgleiste und sich von diesem Waggon löste, sodass er auf der Seite liegend noch ein Stück weitergeschlittert war.

Einige Leute waren dabei, oben durch die kaputten Fenster und die in den Angeln hängenden Türen nach draußen zu klettern. Sie waren sichtlich angeschlagen, wohl auch verletzt.

Doch dann bemerkte er eine kleine Gruppe von Passagieren, die über jemanden auf den Gleisen gebeugt war.

Arthur ging näher, heiser von dem einen Satz, den er schon Dutzende Male wiederholt hatte, als er das Wrack abgewandert war: »Ist alles in Ordnung?«

Ein junger Mann in einem verblichenen Anzug kniete in der Mitte der Gruppe, die Augen weit aufgerissen, und hielt die Hand eines alten Mannes, der auf dem Rücken lag. Der Alte stöhnte. Es ging ihm sichtlich schlecht.

Arthur erkannte, dass er die Augen offen hatte, auch wenn sie ein wenig eingetrübt und verdreht wirkten. Als Arthur bei ihnen war, blickte der junge Mann auf.

»Er ist mein Dad, verdammt!«, brachte er mit erstickter Stimme heraus. »Sie müssen ihm helfen! Er braucht einen Arzt, dringend!«

Arthur nickte, als wäre alles unter Kontrolle. »Ja, ich schicke jemanden, der um Hilfe ruft. Bald werden Leute hier sein. Vielleicht sollten Sie ...«