4,99 €
Lady Lavinias jährlicher Maskenball auf Mydworth Manor ist einer der gesellschaftlichen Höhepunkte in dem kleinen Städtchen. Aber als einer der Gäste am See des Anwesens tot aufgefunden wird, ist die Party schlagartig vorbei. Zunächst sieht es aus wie ein Herzinfarkt. Aber Harry und Kat vermuten, dass der Tote mit der Maske tatsächlich das Opfer eines cleveren Mörders geworden ist, und beginnen zu ermitteln ...
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 159
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie
Über diese Folge
Die Hauptfiguren
Über die Autoren
Titel
Impressum
1. Partystimmung
2. Ein denkwürdiger Abend
3. Tanzen wir die Nacht durch!
4. Tod in Venedig
5. Ein morgendlicher Besuch von Tante Lavinia
6. Spuren im Gras
7. Die Sängerin und der Star
8. Wilfred Carmodys gefährliches Geheimnis
9. Ein Mordmotiv
10. Eindeutig Mord
11. Jemand Lust auf Tennis?
12. Die Wahrheit über Mr Carmody
13. Ein stiller Moment
14. Ein Ausflug ans Meer
15. Ein Geständnis
16. Die Maske fällt
17. Versammlung der Lügner
18. Spaß im Ballsaal
19. Ein letzter Punkt
20. Tee für drei
In der nächsten Folge
Leseprobe - Fennek, Ein unerhörter Mord im High Park
Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste ihrer Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
Lady Lavinias jährlicher Maskenball auf Mydworth Manor ist einer der gesellschaftlichen Höhepunkte in dem kleinen Städtchen. Aber als einer der Gäste am See des Anwesens tot aufgefunden wird, ist die Party schlagartig vorbei. Zunächst sieht es aus wie ein Herzinfarkt. Aber Harry und Kat vermuten, dass der Tote mit der Maske tatsächlich das Opfer eines cleveren Mörders geworden ist, und beginnen zu ermitteln ...
Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant …
Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen …
Matthew Costello ist Autor erfolgreicher Romane wie Vacation (2011), Home (2014) und Beneath Still Waters (1989), der sogar verfilmt wurde. Er schrieb für verschiedene Fernsehsender wie die BBC und hat dutzende Computer- und Videospiele gestaltet, von denen The 7th Guest, Doom 3, Rage und Pirates of the Caribbean besonders erfolgreich waren. Er lebt in den USA.
Neil Richards hat als Produzent und Autor für Film und Fernsehen gearbeitet sowie Drehbücher für die BBC, Disney und andere Sender verfasst, für die er bereits mehrfach für den BAFTA nominiert wurde. Für mehr als zwanzig Videospiele hat der Brite Drehbuch und Erzählung geschrieben, u. a. The Da Vinci Code und, gemeinsam mit Douglas Adams, Starship Titanic. Darüber hinaus berät er weltweit zum Thema Storytelling. Bereits seit den späten 90er Jahren schreibt er zusammen mit Matt Costello Texte, bislang allerdings nur fürs Fernsehen.
Seit 2013 schreiben das transatlantische Duo Matthew Costello und Neil Richards die Serie CHERRINGHAM, in der inzwischen 36 Folgen erschienen sind. MYDWORTH ist ihr neues gemeinsames Projekt.
MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS
Mord beim Maskenball
Aus dem Englischen von Sabine Schilasky
Deutsche Erstausgabe
»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Titel der britischen Originalausgabe: »Mydworth Mysteries – Murder Wore a Mask«
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Julia Feldbaum
Lektorat/Projektmanagement: Kathrin Kummer
Covergestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung von Motiven © aopsan / Getty Images; Bogdan Vija / Shutterstock; juriskraulis / Getty Images; anilakkus / Getty Images; piolka / Getty Images; firina / Getty Images; grapix / Getty Images
eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)
ISBN 978-3-7325-7320-2
Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes »Ein unerhörter Mord im High Park« von Andreas Fennek.
www.be-ebooks.de
www.lesejury.de
Harry stand im frühen Abendlicht am Erkerfenster des Wohnzimmers im Dower House und blickte hinaus in den Garten.
Mr Grayer, der Gärtner, den sie von Harrys Tante Lavinia ausgeliehen hatten, hatte die Hortensien kunstvoll gestutzt und auch alle anderen Sträucher und Büsche ordentlich in Form gebracht.
Zwar arbeitete Harry selbst gern draußen, doch Kat und er waren so beschäftigt gewesen und häufig zwischen Mydworth und ihrer Londoner Wohnung hin- und hergereist, dass sie die Gartenarbeit lieber in professionelle Hände gegeben hatten.
Nun, als Harry in vollem Kostüm am Fenster stand, war er versucht, sich ein paar Fingerbreit Scotch einzuschenken.
Es würde sicher ein langer Abend werden. Auf Mydworth Manor fand eine große Party statt — die Art von Festlichkeit, wie sie Harrys Meinung nach einzig Tante Lavinia auf die Beine stellen konnte. Ein echter venezianischer Maskenball mit Hunderten von Gästen, und der Champagner würde die ganze Nacht in Strömen fließen.
Da war es klug, sich zu mäßigen.
Harry wartete auf Kat und war gespannt auf ihr Kostüm, denn sie hatte es vor ihm versteckt gehalten.
Er drehte sich um, als Maggie, die Haushälterin und die Person, die Harry in seinem Leben am längsten kannte, das Zimmer betrat.
»Sind Sie bereit, Sir Harry?«
»Jetzt machen Sie mir keine Angst, Maggie. Werde ich meine Frau er…«
In diesem Augenblick sah er wenige Schritte hinter der Haushälterin Kat, die bereits ihre schwarze Karnevalsmaske trug und ihr Haar nach hinten gebunden hatte.
Das ist meine Frau … in dieser absolut überwältigenden Verkleidung.
»Also, ich muss schon sagen … Ich glaube, es hat mir die Sprache verschlagen, Lady Mortimer.«
»Gefällt es dir?«
»Ich liebe es.«
Das lange Samtkleid war tief ausgeschnitten, schmiegte sich eng an ihren Oberkörper und wurde nach unten in einem umgedrehten V weiter. Es saß perfekt, wobei zweifelsohne Maggie hier und da mit Nadel und Faden im Einsatz gewesen war. Der schimmernde schwarze Stoff schien sämtliches Licht im Raum zu absorbieren.
»Du siehst«, er suchte nach den richtigen Worten, »absolut umwerfend aus. Aber wer sollst du sein? Nicht, dass es mir wichtig wäre, denn wer es auch sein mag, ich sage einfach nur … Wow!«
Kat lachte. »Deine Tante hatte vor Wochen einige wunderschöne Schnittmuster geschickt, und ich habe mir dieses hier ausgesucht. Es heißt ›Kurtisane‹.«
»Ach ja? Hilf mir auf die Sprünge. Was tun Kurtisanen noch gleich?«
Kat machte eine kleine Drehung. Offensichtlich genoss sie die Wirkung ihres Kleides auf ihn. »Weiß ich nicht, Sir Harry. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass wir es heute Abend herausfinden.«
Harry wandte sich ihrer Haushälterin zu. »Und ich nehme an, dass Sie hierbei geholfen haben, was, Maggie? Ich glaube, Sie haben Ihren Beruf verfehlt.«
Maggie grinste breit. »Machen Sie sich darauf gefasst, dass heute Abend eine Menge Augen auf Sie beide gerichtet sein werden!«
»Also, Harry«, sagte Kat, »hast du einen Hinweis für mich … deine Kostümierung betreffend?«
Was den prächtigen Stoff anging, konnte es Harrys Verkleidung mit Kats aufnehmen, doch da endeten die Gemeinsamkeiten auch schon. Er trug ein hüftlanges Cape, darunter ein gerüschtes Hemd, das oben aufgeknöpft war; eine Hose, die sich eher für die Beine eines Tänzers eignete … Und das Ganze wurde gekrönt von einem Hut, den Harry nur als «verwegen« beschreiben konnte und aus dem hinten eine lange Feder ragte.
»Das verrate ich dir lieber gleich. Ich … bin ein Pirat.«
Harry grinste, als er ein Bein vorstreckte und sich halb verneigte.
»Tja, ich bin ja schon einigen Piraten begegnet, aber das …«
»Ist auch nicht ganz das, was ich erwartet habe. Doch anscheinend hatten die Kapitäne zu Zeiten von Walter Raleigh und anderen Halunken, die Schiffe enterten, auch einen Sinn für Mode.«
»Und das hier …?«, fragte Kat und nickte zu dem Entermesser, das in seiner Scheide an Harrys Gürtel hing.
Harry ging auf Distanz, zog die lange Klinge und nahm eine Duellierpose ein.
«Ein Erbstück von Urgroßonkel William, seines Zeichens berühmter Schwertkämpfer in der 16. der Queen’s Lancers und Held der Schlacht von Aliwal, damals ’46, jawohl!«
Er schwang den langen Säbel einige Male durch die Luft, als würde er unsichtbare Angreifer abwehren, bevor er ihn zurück in die Scheide schob.
»Dieses Entermesser wohnt gewöhnlich im Ballsaal oben im Herrenhaus. Lavinia hat gesagt, ich darf es behalten, und ich dachte, ich hänge es in meinem Arbeitszimmer an die Wand.«
»Na, dann weiß ich ja, an wen ich mich wenden kann, sollte es nötig werden, meine Ehre zu verteidigen«, sagte Kat.
»Zähl lieber nicht auf mein Können«, entgegnete Harry. »Meinen letzten Fechtkampf vollzog ich in der Schule.«
»Solche Sätze hört man in meiner Heimat Brooklyn wahrlich nicht oft.«
»Fechten, meine gute Frau, ist fester Bestandteil der Schulbildung für einen englischen Gentleman.«
Sie kam einen Schritt näher. »Hast du deine Maske vergessen?«
Harry griff in die innere Seitentasche seines Capes und zückte eine knallrote Maske, die er sich aufsetzte.
Für einen Moment stand er da und betrachtete seine Frau, die ihn plötzlich ernst anschaute. Die Maske wirkte.
Und er dachte, dass sie diese Party vielleicht einfach Party sein lassen sollten.
»Es wird Zeit für Sie beide zu gehen. Ich räume hier noch auf, damit alles hübsch ordentlich ist, wenn Sie zurückkommen.«
Harry drehte sich zu Maggie um. »Wollen Sie wirklich nicht mitkommen? Sicher könnten wir etwas finden, das Ihnen passt.«
Maggie lachte. »Meine Maskenballtage sind lange vorbei, Sir Harry. Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass sie je stattgefunden haben. Und jetzt beeilen Sie sich. Wer weiß, welche Hilfe Ihre liebe Tante noch braucht!«
Harry nahm Kats Hand und führte sie zur Tür, als würde er eine wunderschöne Fremde eskortieren.
Die »Nacht in Venedig« konnte beginnen.
Kat fühlte sich sagenhaft in dem fantastischen Kleid, als sie Arm in Arm mit Harry die lange Auffahrt von Mydworth Manor hinaufschritt, an der seitlich Fackeln brannten, um der Veranstaltung gleich den richtigen geheimnisvollen Rahmen zu verleihen.
In der Ferne, über die sanft abfallenden Wiesen hinweg, konnte sie das Herrenhaus erkennen, das im goldenen Licht des frühen Abends leuchtete. Klänge einer Jazzband wehten ihnen entgegen, vermengt mit Lachen und Plaudern.
Anscheinend war die Party bereits in vollem Gange!
Hin und wieder rollten Fahrzeuge mit maskierten Gästen in immer exotischeren Kostümen an ihnen vorbei — Kardinäle, Soldaten, Tänzer, Narren, französische Höflinge – alle fröhlich lachend in Wagen mit offenem Verdeck.
Es hat etwas Surreales.
Andere Paare aus dem Dorf hatten eindeutig ebenfalls beschlossen, lieber zu Fuß zu kommen, anstatt zu fahren. Und Kat glaubte, dass sie einige Gesichter hinter den Masken erkannte — teils Freunde, die sie gefunden hatte, seit sie als Harrys mysteriöse New Yorker Braut hierhergekommen war.
»Eines steht fest, Harry. Deine Tante weiß, wie man eine Party schmeißt«, sagte sie.
»Oh ja. Als ich hier aufwuchs, fanden regelmäßig große Feste statt. Und man wusste nie genau, wen man antreffen würde.«
»Alles, was Rang und Namen hat?«
»Und manchmal auch Leute von zweifelhaftem Ruf. Lavinia hat einen recht … ähm … breit gefächerten Geschmack. Solange man witzig und interessant ist, braucht man nicht mehr zu bieten, um an eine Einladung zu kommen. Doch natürlich sind auch immer die da, die eingeladen werden müssen.«
»Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen — sowohl die von Rang und Namen als auch die von zweifelhaftem Ruf«, sagte Kat, als sie das Haus erreichten und sich der kleinen Traube von Gästen anschlossen, um die wenigen Stufen zur bereits vollen Eingangshalle hinaufzugehen.
An der Tür wurde Kat von einem Diener mit einem Glas Champagner begrüßt. Sie trat ins Haus und fand diese Feierstimmung jetzt schon ziemlich gut.
Neben ihr schüttelte Harry in alle Richtungen Hände, bevor er ihre ergriff. Es war ein gutes Gefühl inmitten dieser Menschenmassen. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menge zu den Salons und dem Rest des Hauses.
»Wollen wir uns auf die Suche nach der Tanzfläche machen?«, fragte er, und sie zogen los. »Die Nacht ist noch jung, und wir sind es auch.«
Kat war im Rahmen ihrer Arbeit für die amerikanische Regierung schon bei vielen großen Partys in diversen europäischen Hauptstädten gewesen. Aber diese hier war etwas vollkommen anderes.
Das gesamte Erdgeschoss des Herrenhauses war geöffnet worden – sogar der große Ballsaal hinten, der äußerst selten benutzt wurde. Bisher kannte Kat ihn nur mit abgedeckten Möbeln und geschlossenen Fensterläden.
Jetzt sah sie den großen Raum regelrecht funkeln. Spiegel blendeten, Kronleuchter schienen hell, und der edle Parkettboden, auf dem sich eine Menge von Gästen verhalten zur Musik der vierköpfigen Jazzband in der Ecke wiegten, glänzte.
Noch wird nicht wirklich getanzt, dachte sie. Doch so, wie der Champagner floss, würde es gewiss nicht mehr lange dauern.
Harry führte sie durch andere Räume, die ebenso voll waren. Und während sie sich Hand in Hand durch die Masse und vorbei an den langen Büfetttafeln bewegten, an denen maskierte Gäste anstanden, raunte er ihr die nötigen Informationen zu.
»Na schön, siehst du die Dame am Kamin? Die mit den Straußenfedern? Sie war letztes Jahr für einen Skandal mit dem Prinzen verantwortlich.«
»Und ich muss nicht mal fragen, mit welchem Prinzen«, sagte Kat.
»Ja, die Königsfamilie sorgt stets für Kurzweil. Und diese Burschen, die sich da in der Ecke unterhalten …«
Kat blickte hinüber zu einer Gruppe alter Männer in arabischen Gewändern, die Zigarren pafften.
»… einige unserer höchstdekorierten Generäle, glaube ich. Und der Mann im Cowboykostüm auf der Chaiselongue — amerikanischer Romanautor, sehr beliebt. Den Namen vergesse ich immer. Oh, sieh mal, dort auf der Terrasse …«
Durch die offenen Glasflügeltüren konnte Kat einen Zirkel von Männern und Frauen in schimmernden chinesischen Seidenkostümen und mit aufwendigem indischem Kopfschmuck ausmachen.
»Lavinias alte Bloomsbury-Clique. Maler, Schriftsteller, Theaterdirektoren und so weiter. Schwer zu sagen, ob sie verkleidet sind oder nicht. Ich frage mich, wer am Ende der Party mit wem schläft. Wir sollten eine Wette abschließen! Oh … schau mal dort.«
Auf sein diskretes Nicken hin blickte Kat zur Tür.
»Der Oppositionsführer höchstpersönlich, als Robin Hood verkleidet. Gütiger Himmel, sieh dir diese Strumpfhose an. Die ist eindeutig zu eng.«
Kat lachte und zeigte auf ein paar Bischöfe in violettem Ornat, die in ein ernstes Gespräch vertieft an der Tür lehnten.
»Und die beiden?«, fragte sie.
»Das sind tatsächlich echte Bischöfe«, antwortete Harry.
»Huch, dann sollte ich meine Zunge im Zaum halten.«
»Keine Sorge, du glaubst nicht, was ich von den beiden schon für Zoten gehört habe!«
Kat vernahm Jubelrufe von draußen.
»Komm mit«, sagte sie, hakte sich bei Harry ein und strebte zu den Terrassentüren. »Schauen wir mal, was da los ist.«
War das Treiben im Inneren von Mydworth Manor schon extravagant, stellte Kat auf der Terrasse fest, dass der Garten des Anwesens noch faszinierender aussah.
Auf dem kleinen See hinterm Haus brachten zwei Gondeln Paare zu der kleinen Insel mit dem weißen Gebäude und wieder zurück. Der Bau wurde »Staffage« genannt, auch wenn Kat keine Ahnung hatte, warum.
Auf dem Rasen begleitete ein klassisches Streichquartett einen eleganten Sopran bei einer Arie.
»Puccini, wenn ich nicht irre«, sagte Harry.
»Einer meiner Lieblingskomponisten. Die erste Oper, die ich in der Met in New York gesehen habe, war Tosca. Oh, sieh mal, ein Feuerschlucker!«
Harry trat einen Schritt zurück, als ein junger Mann mit freiem Oberkörper ins Blickfeld trat, der Flammen in den Abendhimmel spie. Eine kleine Gästeschar hatte sich um ihn herum versammelt.
»Kommen gleich auch noch Clowns und Seiltänzer?«, fragte Kat.
»Ich denke, es wird ein langer Abend. Was hältst du davon, wenn wir zunächst ans Büfett gehen?«
»Eine sehr gute Idee«, sagte Harry.
Als sie sich umdrehte, um zurück nach drinnen zu schlendern, bemerkte Kat eine Bewegung in einer Baumgruppe hinter der Terrasse. Ein großer Mönch, der die Kapuze seiner schwarzen Kutte aufgesetzt hatte, stand bei jemandem, der als Heinrich VIII. verkleidet war — das glaubte Kat zumindest zu erkennen. Der Mann hatte einen beachtlichen Bauch.
Der Gestik und dem Kopfschütteln nach stritten sich die beiden, erhoben jedoch nicht ihre Stimmen.
Etwas an der Art, wie sie zusammenstanden, ließ Kat für einen Augenblick innehalten. Die beiden blickten sich immer wieder verstohlen um.
Fast so, als würden sie sich verstecken.
»Alles in Ordnung?«, fragte Harry.
»Ja«, antwortete Kat, drehte sich um, wendete sich Harry zu und folgte ihm. »Einige dieser Kostüme sind richtig verrückt, oder?«
»Dein Koch McLeod hat sich heute Abend selbst übertroffen, Tante Lavinia«, sagte Harry, der seinen Teller abstellte und sich die Hände an einer Serviette sauber wischte.
Kat blickte auf und sah Lavinia auf die Ecke zukommen, in die Harry und sie sich zum Essen zurückgezogen hatten.
Inmitten dieser Scharen von Kardinälen, Dogen, Kurtisanen und Piraten sah Lavinia in ihrer Robe — die einer Herzogin? — aus wie ein Paradiesvogel. Wellen von blauem Stoff schimmerten im Schein der Lampen und Kerzen.
»Das will ich doch hoffen«, entgegnete Lavinia lachend. »Wir haben Unmengen zusätzliches Küchenpersonal für heute eingestellt, damit alles reibungslos läuft. Aber irgendwie …«
»Stimmt etwas nicht?«, fragte Kat.
»Nun, da sind diese ganz wunderbaren kleinen Hummerhäppchen, die eigentlich schon serviert sein sollten. Ich möchte, dass meine Gäste gut versorgt sind.«
»Soll ich mal in der Küche nachhaken?«, bot Harry an. »Ich kann sehr diskret sein. Sie werden gar nicht merken, dass ich dort bin.«
Kat musste sich noch daran gewöhnen, ihren Mann als Piraten zu sehen, das Gesicht unter einer Maske verborgen, was ihn, wie sie zugeben musste, noch attraktiver machte.
»Wärst du so lieb, Harry? Ich muss mich dringend unter die Leute mischen.« Lavinia berührte sacht Kats Unterarm. »Von manchen der Gäste hier weiß ich nicht mal, wie sie heißen! Lädt man einen aus einer bestimmten Clique ein, hat man sie gleich alle auf der Gästeliste!«
Ehe Harry sich auf den Weg nach unten in die Küche machte, in der reichlich Trubel herrschen dürfte, fragte er: »Kommst du hier zurecht, Kat? Ich bin nur ein oder zwei Minuten weg.«
»Sicher doch«, sagte Kat. »Alles bestens. Immerhin bin ich eine Kurtisane.«
Sie sah, wie Harry und seine Tante grinsten, bevor beide von dannen eilten. Dann stand sie allein mit ihrem Champagnerglas da. Ganz allein.
Andererseits fühlte sie sich hier auf Mydworth Manor in gewisser Weise auch zu Hause.
Sie stellte ihren Teller ab und ging in Richtung Ballsaal, wo die Band eines ihrer Lieblingsstücke von Cole Porter spielte: What Is This Thing Called Love.