Mydworth - Mord im Landhaus - Matthew Costello - E-Book

Mydworth - Mord im Landhaus E-Book

Matthew Costello

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Beschreibung

Party Time in Mydworth!

Lady Lavinia lädt ihre Künstlerfreunde zu einem exklusiven Sommerfest auf Mydworth Manor ein. Die Gästeliste kann sich sehen lassen, sogar ein Prinz ist mit von der Partie! Zunächst sieht alles nach einer gelungenen Veranstaltung aus: Der Champagner fließt in Strömen, die Musik ist mitreißend und die Horsd’œuvres sind sensationell. Doch als plötzlich eine Leiche im Schlafzimmer des Prinzen auftaucht, ist die gute Stimmung schlagartig vorbei.

Wer ist der Tote? Ist der Prinz etwa in dunkle Machenschaften verwickelt? Erneut sind die außerordentlichen detektivischen Fähigkeiten von Harry und Kat gefragt, die in dieser überaus delikaten Angelegenheit ermitteln. Können sie das Verbrechen aufklären, bevor die Krone Großbritanniens in einen Skandal verwickelt wird?

Über die Serie:

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

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Seitenzahl: 160

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Die Hauptfiguren

Titel

1. Ein übersprudelnder Empfang

2. Der erste Überraschungsgast

3. Der zweite Überraschungsgast

4. Anruf bei Nacht

5. Ein guter Plan

6. Ausritt am frühen Morgen

7. Ein Hinweis

8. Ziemlich interessant, dieser Verdächtige

9. Eine gewinnbringende Suche

10. Lust auf Krocket?

11. Durch die Tore

12. Ein rascher Ausflug nach London

13. Noch mehr Enthüllungen

14. Dumb Crambo

15. Das Spiel ist aus

16. Eine letzte Überraschung

17. Tee auf der Terrasse

Über die Autoren

Impressum

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Über diese Folge

Lady Lavinia lädt ihre Künstlerfreunde zu einem exklusiven Sommerfest auf Mydworth Manor ein. Die Gästeliste kann sich sehen lassen, sogar ein Prinz ist mit von der Partie! Zunächst sieht alles nach einer gelungenen Veranstaltung aus: Der Champagner fließt in Strömen, die Musik ist mitreißend und die Horsd’œuvre sind sensationell. Doch als plötzlich eine Leiche im Schlafzimmer des Prinzen auftaucht, ist die gute Stimmung schlagartig vorbei. Wer ist der Tote? Ist der Prinz etwa in dunkle Machenschaften verwickelt? Erneut sind die außerordentlichen detektivischen Fähigkeiten von Harry und Kat gefragt, die in dieser überaus delikaten Angelegenheit ermitteln. Können sie das Verbrechen aufklären, bevor die Krone Großbritanniens in einen Skandal verwickelt wird?

MYDWORTH – Ein Fall für Lord und Lady Mortimer. Die Serie

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver – das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre – für Fans von Metropolis Berlin, Downton Abbey, und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.

Die Hauptfiguren

Sir Harry Mortimer (32) kehrt nach langer Zeit im Ausland in seinen Heimatort Mydworth zurück. Der Sohn der wohlhabenden englischen Adelsfamilie hat als Pilot im Ersten Weltkrieg gekämpft und war danach zehn Jahre offiziell im diplomatischen Dienst tätig – in Wirklichkeit aber arbeitete Harry für den britischen Geheimdienst. Bei einem Einsatz in Kairo trifft er die wunderschöne Amerikanerin Kat Reilly, die ebenfalls verdeckt für ihre Regierung arbeitet. Die beiden verlieben sich und heiraten nach einer stürmischen Romanze. Das ungleiche Paar beschließt, zusammen nach England zu ziehen, um zur Ruhe zu kommen und sich dort ein beschauliches Leben aufzubauen. Aber es kommt anders als geplant ...

Kat Reilly (32) kommt aus einer anderen Welt als ihr adliger Ehemann. Sie stammt aus New York und ist in ärmlichen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen. Aber sie ist tough, intelligent und abenteuerlustig. Sie erkämpft sich ein Stipendium an der Universität, arbeitet im Ersten Weltkrieg als Krankenschwester auf den Schlachtfelder Frankreichs und wird dann vom amerikanischen Außenministerium rekrutiert. Ihr scharfer Humor und ihre modernen Ansichten bringen frischen Wind in das verschlafene Mydworth. Aber an ihre Rolle als Lady Mortimer muss sie sich erst noch gewöhnen ...

MATTHEW COSTELLONEIL RICHARDS

Mord Im Landhaus

Aus dem Englischen von Sabine Schilasky

1. Ein übersprudelnder Empfang  

Lady Lavinia Fitzhenry lehnte sich auf der Chaiselongue zurück, trank einen Schluck Champagner – ein recht köstlicher 1921er Dom Pérignon – und schaute zu ihren im Salon von Mydworth Manor versammelten Gästen hinüber.

Bisher schien ihr Wochenende für den kleinen Chelsea Arts Club ein voller Erfolg zu sein. Die jährliche Party für eine ausgewählte Gruppe von Clubmitgliedern hatte bei ihr Tradition, allerdings veränderte sie die Gästeliste gern immer wieder. Neue Gesichter, neue Begegnungen ... Mit der lebhaften Schar vom Arts Club war es immer nett. Es war sogar schon vorgekommen, dass die Dinge ein wenig »aus dem Ruder« liefen ... Bei der Erinnerung musste Lavinia schmunzeln.

Noel Coward saß, wie nicht anders zu erwarten, an dem großen Bösendorfer-Flügel und improvisierte lächelnd eine Melodie, von der Lavinia vermutete, dass sie bald veröffentlicht werden würde.

Was für ein kreativer Geist, dachte sie. Ob Worte oder Musik, er beherrschte beides und machte anscheinend eine Menge Geld mit seinem Talent. Ein West-End-Erfolg nach dem anderen!

Wie schön für ihn.

André Caras, seines Zeichens Agent, Produzent, stets überschwänglich und dem Ruf nach ein wahrer Partylöwe, lehnte neben Noel am Flügel und nickte im Takt der Musik.

In diesem Moment kam die amerikanische Schauspielerin Myrna Thornhill zu Lavinia herüber – eine Alumna des Treffens vom letzten Jahr. Mit ihrem gewinnenden verschmitzten Lächeln hatte sie die Herzen zu beiden Seiten des großen Teichs erobert, im West End wie am Broadway. Sie war eine Frau, deren Präsenz jeden Raum einnahm, den sie betrat. Zwar war sie kein ganz junges Starlet mehr, doch ihre blitzenden Augen passten zu Champagner und Kerzenschein.

Sanft stieß sie ihre Sektflöte gegen Lavinias und setzte sich zu ihr.

»Ich muss sagen, meine Liebe«, begann Myrna, während sie eine Zigarette in eine lange Spitze steckte und sie anzündete, »Sie haben in diesem Jahr eine ziemlich bunte Mischung hier versammelt.«

Lavinia erwiderte ihr Lächeln. »Natürlich. Es erhöht die Chance auf glückliche Zufälle und Unerwartetes ungemein, finden Sie nicht?«

»Und wer kann schon etwas gegen glückliche Zufälle haben?«, pflichtete Myrna ihr bei und blies elegant eine Rauchwolke aus. »Wie ich sehe, hat Noel unseren Geldsack auf sich aufmerksam gemacht.«

»André, meinen Sie? Ja, ich weiß. Niedlich, oder? Er hat mir erzählt, dass Noel eines seiner West-End-Idole ist, und wie wir beide wissen, blüht Noel richtig auf, wenn man ihn bewundert.«

»Oh ja. Aber das muss ich Sie fragen ... Dieses schlanke junge Ding dort drüben, ist sie auch ein Clubmitglied?«

Lavinia nickte. »Aber ja, das ist Cassandra Jones.«

»Hm, der Name sagt mir nichts.«

»Weil Sie, liebe Myrna, noch auf den Geschmack kommen müssen, was Ballett angeht. Ich habe die Dame im Mercury in einer Aufführung von Marie Ramberts Kompanie gesehen. Recht atemberaubend, wie sie tanzt, beinahe so, als könnte sie fliegen!«

»Nun, bei solch einem Körper würde es mich nicht wundern. Ein kräftiger Windstoß, und sie dürfte weggeweht werden!«

Lavinia lachte. Sie genoss es, mit der allzeit witzigen Myrna zu plaudern, die bekannt dafür war, ihre eigenen spritzigen – und teils derben – Dialoge zu kreieren, wenn ihr die im Skript festgeschriebenen nicht zusagten.

»Wie ich sehe, haben Sie auch beide Kiers eingeladen?«, fragte Myrna.

Lavinia bemerkte, dass ihre Freundin hinüber zum Kamin blickte, wo das fragliche Paar ins Gespräch vertieft war.

Georgia Kier verdrehte dramatisch die Augen, und ihr Mann Gavin gestikulierte wild.

»Man kann nicht einen von ihnen einladen und den anderen nicht – wurde mir zumindest gesagt.«

»Sie sind alle beide ein klein wenig ... ernst«, sagte Myrna.

»Anscheinend sind sie sehr ernste Künstler«, bestätigte Lavinia lachend. »Da leuchtet das wohl ein.«

»Aber Gavin ist so ermüdend. Immerzu beklagt er sich über irgendetwas.«

Lavinia fragte sich, warum Myrna sich so negativ über das Paar äußerte, ja, geradezu verächtlich. Dann jedoch fiel ihr das Gerücht von vor einigen Jahren wieder ein: Myrna und Gavin sollen eine kurze Affäre gehabt haben.

Das ist natürlich bloß ein Gerücht. Aber vielleicht ...

»Und sie zanken sich auch noch«, fuhr Myrna fort, die offenbar nicht loslassen konnte.

»Ach, na ja, sie sind beide extrem begabt. Und die Kunstwelt ist dieser Tage ja so aufregend.«

»Ist sie das?«, fragte Myrna und blies mit geschürzten Lippen Rauch aus.

Lavinia beschloss, Myrnas gegenwärtige Stimmung zu ignorieren. »Wie ich höre, geht es für Georgia derzeit aufwärts.«

»Mit ihren Preisen auch. Ich wette, das behagt ihrem kommunistischen Mann nicht.«

»Er ist Kommunist?«, fragte Lavinia. »Ich hatte ihn eher für einen Anarchisten gehalten.«

»Aber, meine Liebe, Anarchisten sind schon seit letztem Jahr passé«, sagte Myrna.

»Und was ist mit Georgia? Sagten Sie nicht, sie lebe nach den gleichen Prämissen?«

»Ach nein, jetzt, da sie richtig gut verdient, hat sie die Politik offensichtlich aufgegeben. Deshalb auch das viele Gestreite.«

Lavinia fragte sich, ob Myrna recht hatte. Ein Paar, bei dem es unterschwellig brodelte, könnte das Gleichgewicht dessen, was sie als zwangloses Wochenende geplant hatte, empfindlich stören.

»Gewiss beruhigen sie sich wieder«, sagte Lavinia, obgleich sie sich nicht so sicher war. »Ein Jammer, dass Charles nicht bei uns sein kann«, wechselte sie das Thema.

»Man sollte für Kleinigkeiten dankbar sein«, sagte Myrna leise.

Lavinia war bekannt, dass Myrna schon bald nach ihrer Heirat mit Charles Thornhill vor zwei Jahren einige unerfreuliche Dinge über ihn herausgefunden hatte, die sie ihre impulsive Entscheidung hatten bereuen lassen.

»Wie Sie sagten, hat er an diesem Wochenende dringende Geschäfte zu erledigen?« Myrna antwortete nicht, sondern wandte den Blick ab. Lavinia schaute sich um, ob niemand in Hörweite war. »Ich nehme an, zwischen Ihnen beiden stehen die Dinge nicht besser?«

»Wenn überhaupt, ist es schlimmer«, sagte Myrna. »Doch ehrlich gesagt kümmert es mich nicht mehr. Mein Mann lässt mich vollkommen kalt.«

»Tut mir leid, das zu hören.«

»Keine große Sache. Gott sei Dank muss ich ihn nicht mehr lange ertragen.«

»Nicht?«, fragte Lavinia überrascht und hoffte, ihre Freundin würde es näher erklären.

Was sie nicht tat.

»Was war ich für eine Närrin! Es beweist mal wieder, wie naiv Amerikaner sein können. Seine Behauptung, er habe Anspruch auf einen Titel und könne eine Jahrhunderte zurückreichende Familiengeschichte vorweisen ... Wer hätte da nicht geglaubt, dass er vermögend wäre?«

»Barmittel?«

Myrna lachte. »Die auch! Ich hatte mir das Leben hier mit ihm ganz anders vorgestellt. Nun ja, es entpuppte sich ja auch als anders. Eingepfercht in der kleinen Wohnung, und ich weiß nie, wann er nach Hause kommt ... Was er an Geld gehabt haben mag, ist jedenfalls futsch.«

Lavinia legte ihre Hand auf Myrnas und fragte sich, ob es dunklere Geheimnisse in der Beziehung gab, als Myrna jemals enthüllt hatte. »Ich bin immer für Sie da, meine Liebe, falls Sie Unterstützung brauchen«, sagte sie. »Ganz gleich, was es ist.«

»Sorgen Sie sich nicht um mich«, antwortete Myrna und drückte ihre Zigarette aus. »Vielleicht schreibe ich eines Tages ein Buch darüber. Wie man die englische Oberschicht überlebt. Oh, Verzeihung ... Anwesende sind natürlich ausgenommen!«

Hierüber lachte Lavinia. Tatsächlich war sie froh, dass Charles Thornhill nicht zur Party gekommen war. Sie war ihm schon bei diversen Dinnergesellschaften und Clubveranstaltungen begegnet und musste zugeben, dass sie ihn ... schwierig fand. Sehr von sich eingenommen, ohne Frage. Und nicht besonders witzig oder schlagfertig. Also, ja, es war erheblich besser, die lebhafte Myrna allein hier zu haben. Zugleich wusste sie, dass ihre Schauspielerfreundin sich gern mal in kleinere Schwierigkeiten brachte, wachte kein Ehemann über sie.

Myrna stand auf und leerte ihre Sektflöte. »Ich gehe mir mal die Nase pudern, ehe ich mir mehr Champagner hole.«

Mit diesen Worten verschwand sie.

Plötzlich erschien Lavinias Butler Benton mit einem Getränketablett neben ihr. »Noch ein Glas Champagner, Mylady?«, fragte er.

»Danke, Benton.« Sie gab ihm ihr leeres Glas und nahm sich ein frisches. Dabei bemerkte sie, dass Benton die Stirn runzelte, was ungewöhnlich war. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie.

»Ja, Mylady.« Dann stockte er. »Obwohl ... es gab eine Bitte von Mr Coward.«

»Ach ja?«

Benton musste man solche Informationen stets so mühsam entlocken wie einer Auster ihr Inneres.

»Mr Coward fragte, ob er anstelle des Champagners etwas namens Rob Roy bekommen könne.«

»Verstehe. Natürlich kann er.«

Wie sie feststellte, rührte Benton sich trotzdem nicht.

»Ja, Mylady, aber leider weiß ich nicht, wie man solch ein Getränk zubereitet. Ich bin mir sogar sicher, dass ich noch nie davon gehört habe.«

Dieser Tage wurden beinahe täglich neue Drinks ersonnen, und Lavinia hatte ebenfalls keine Ahnung, was in einen Rob Roy gehörte. Überdies fragte sie sich, ob es schlicht typisch Noel war, ihr ländliches Personal mit verrückten Bitten zu verunsichern. Oder hatte er den Drink im Theaterviertel von Manhattan kennengelernt, wo er kürzlich gewesen war? Als er auch dort zum Stolz der Stadt geworden war.

Aber Lavinia wusste eine Lösung.

Selbstverständlich.

»Ich schlage vor, Sie fragen McLeod, Benton. Ich meine, ein Drink namens Rob Roy? Mich würde sehr wundern, sollte der unserem schottischen Koch noch nicht untergekommen sein.«

Benton nickte, doch ein erleichtertes Lächeln blieb aus. Was daran lag, dass Benton und McLeod kaum gegensätzlicher sein könnten. »Ja, Mylady, wie Sie meinen.«

Er ging weg, als die Klaviermusik schneller wurde. Diese Melodie kannte sie! Sie war aus Noels jüngstem Operettenhit, Bitter Sweet.

Sehr hübsche Melodie, dachte sie. Und passend zur Partystimmung, die lebhafter wurde.

Lavinia stand auf und gesellte sich zu ihren rund um den Flügel versammelten Gästen.

Nach einer weiteren Runde Musik hatte Noel verkündet, er habe »keine Inspiration mehr«. Nun saß er mit Myrna auf der Fensterbank, wo sie Klatsch und Tratsch austauschten.

Lavinia stand mit André am Grammofon und ging ihre Schallplatten nach der perfekten Musik durch, um die Partyatmosphäre vor dem Dinner zu erhalten.

Wie sie bemerkte, musste André bei seinem zweiten oder sogar dritten Glas Champagner angekommen sein, und mit jedem Schluck wurde sein Humor eigenwilliger.

»Also«, sagte er und neigte sich näher zu ihr. »Ich habe Gavin gesagt: ›Mein lieber Junge, natürlich hast du zu kämpfen! Was erwartest du? Du bist Künstler – da musst du zu kämpfen haben!‹« Er lachte laut über seinen Scherz, und Lavinia sorgte sich, dass er ihren Künstlerfreund brüskiert haben könnte. Sie blickte sich um: Georgia Kier saß am Flügel und schlug gedankenversunken Tasten an, doch Gavin war nirgends zu entdecken.

Ach du meine Güte!

»Mein lieber André, er hat es hoffentlich nicht schlecht aufgenommen.«

»Nein, keine Sorge. Ich habe ihm erzählt, dass ich Verbindungen zu den besten Londoner Galerien hätte und wisse, dass einige von ihnen noch Ausstellungen im Herbst unterbringen könnten. Eventuell sogar eine große Retrospektive? Das hat seine Laune merklich gebessert.«

Lavinia sah ihn streng an. »Und ist das auch ... wahr?«

»Liebe Lavinia, selbstverständlich ist es wahr. Ich meine, wen in all den hier vertretenen Welten kenne ich nicht?«

Lavinia sah keinen Grund, an ihm zu zweifeln. André stand in dem Ruf, abgesehen von seinem beißenden Witz auch großzügig und ein Förderer künstlerischer Bemühungen jedweder Art zu sein.

Obwohl es hieß, dass sein Privatleben allen Rätsel aufgab.

Was in Ordnung war, denn Lavinia mochte Rätsel.

»Aha!«, sagte er und zog eine Schallplatte aus der Hülle. »Fats Waller: Ain't Misbehavin'! Perfekt. Was wäre besser für unsere kleine Soiree in Sussex?«

Als André die Platte auflegte, hörte Lavinia, dass es an der Tür läutete.

Sie blickte zu Benton, der die Augenbrauen hochzog.

Wer könnte das sein?

Es wurde niemand mehr erwartet.

Benton warf Jenny, dem jungen Hausmädchen mit dem Tablett voller Häppchen, einen strengen Blick zu. Die hatte McLeod aus der Küche nach oben geschickt, sozusagen als Vorgeschmack auf ein fraglos hervorragendes Dinner.

Dann marschierte Benton ins Ungewisse ... oder ... in diesem Fall ... hinaus in die Diele.

Da die Musik inzwischen spielte, schien niemand zu bemerken, dass der Butler zur Tür gegangen war.

Lavinia konnte vage Stimmen aus der Diele ausmachen – und dann kehrte Benton in den Salon und eilig zu ihr zurück.

Es kam selten vor, dass Lavinia ihn unsicher erlebte. Jetzt jedoch ... Bemerkte sie da einen Anflug von Furcht?

Er beugte sich außergewöhnlich nahe zu ihr, und dennoch konnte sie sein Flüstern kaum verstehen. »Ein unerwarteter Gast, Mylady.«

»Ach ja? Ausgerechnet jetzt?«

»Ja.«

»Nun, wer ist es?«

»Ähm.« Benton runzelte die Stirn. »Es ist, äh ...«

»Spucken Sie es schon aus, Benton!«

»Ja, Mylady. Nun, es ist ... es ist seine Königliche Hoheit, der Prince of Wales.«

2. Der erste Überraschungsgast  

Als würde er eine Bühne betreten, kam Prinz Edward festen Schrittes in den Salon, in einer Hand eine Zigarette, und zeigte sein weltberühmtes – und recht attraktives – Lächeln. Auf ziemlich überragende Weise jungenhaft und charmant zugleich, dachte Lavinia.

Der künftige König blickte sich im Raum um. In diesem Moment drehten sich alle zur Tür.

Der Klang von Fats Wallers Ain't Misbehavin' schien Lavinia auf einmal schrecklich laut – und unangebracht.

Zum Glück wurde André gleichfalls klar, dass es nicht das passendste Lied war, um den Prinzen zu empfangen, und er hob rasch die Nadel von der Schallplatte.

Wenige Sekunden lang herrschte absolute Stille.

Dann stand der gute Noel auf. Er hatte nun, wie Lavinia feststellte, keine Sektflöte, sondern eines ihrer Waterford-Kristallgläser mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in der Hand hielt – der undefinierbare Rob Roy vielleicht? Er streckte die Hand mit dem Glas aus und sagte theatralisch: »Ein Hoch auf seine Königliche Hoheit!«

Edward stand da, als sich alle Herren (mit Ausnahme von Gavin Kier) verbeugten und die Frauen einen Knicks machten.

Lavinia tat es ihnen gleich. Ihr unerwarteter Gast schaute zu seiner überraschten Gastgeberin und lächelte noch strahlender. Dann zog er eine Augenbraue hoch, was bei einem künftigen Monarchen geradezu schelmisch wirkte.

Lavinia lächelte ebenfalls.

Was in aller Welt ist hier los?

Der Prinz kam direkt auf sie zu.

»Königliche Hoheit«, sagte sie und machte noch einen Knicks.

Doch Edward ergriff ihre rechte Hand. »Lavinia, wie schön, Sie zu sehen.«

Wieder lächelte Lavinia. Plötzlich fühlte es sich an, als wäre sie der Gast auf einem Empfang des Prinzen.

»Ganz meinerseits, Sir ...«

»Na, na, wir sind doch alte Freunde, nicht wahr? Edward genügt vollkommen. Und ich fürchte, ich schulde Ihnen eine Erklärung.«

Lavinia hatte keine Ahnung, was das für eine sein könnte.

Der Prinz trat einen Schritt näher. »Und vielleicht auch eine Entschuldigung, weil ich Sie nicht vorgewarnt habe.«

»Eine Entschuldigung ist absolut nicht nötig, Sir«, antwortete Lavinia, der es unmöglich war, den Prinzen anders anzusprechen. »Sie sind selbstverständlich jederzeit willkommen in Mydworth Manor.«

»Zu freundlich, danke. Es ist nämlich so, dass mir ein kleines Vögelchen von dieser Wochenendfeier erzählt hat. Und bei meiner Liebe zu allen Künsten und der glänzenden Gesellschaft, die Sie hier zweifellos versammelt haben, habe ich mich dazu entschlossen, meinen königlichen Aufsehern zu entfliehen.« Wieder grinste er breit, und da war ein Funkeln in seinen Augen.

Schon häufiger hatte Lavinia gedacht, dass das in ihren jüngeren Jahren interessant gewesen wäre. »Dann bleiben Sie das Wochenende? Ich hoffe doch sehr!« Sie konnte beim besten Willen nicht einschätzen, wie ihr Personal es verkraften würde, welches Zimmer am geeignetsten für ihn sein mochte oder wie es ihre Pläne für die nächsten zwei Tage beeinflussen würde.

Er zog einen leichten Schmollmund. »Falls Sie mich aufnehmen. Ich verspreche auch hoch und heilig, nicht zur Last zu fallen. Es ist nur ... die Paläste in dieser Jahreszeit? York House ist leer und so langweilig. Ich musste einfach fliehen.«

Lavinia wusste, dass dieser künftige König bekannt für seine »Fluchten« war. Sehr zum Verdruss seines Vaters, König George V., wie es hieß.

»Ich bin entzückt, dass Sie hier sind, und gewiss sind es die anderen Gäste nicht minder.«