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Das Vermächtnis einer jungen Frau: selbstbestimmt die Krankheit und den Tod leben
Warum ist Nanas Geschichte so anders? Normalerweise meint man, ein schwerkranker, dem Tod geweihter Mensch versteckt sich und zieht sich zurück. Nana jedoch hat sich in dieser Zeit selbst gefunden und dies öffentlich gemacht. Mal zeigt sie sich selbstbewusst, mal verletztlich, mal verspielt, mal nachdenklich, mal tough auf den beeindruckenden Bildern, die in ihrem letzten Lebensjahr entstanden sind. Zuerst waren es private Fotos bis sie sich traute, professionellen Fotografen Modell zu stehen. Aus den Bildern hat Nana Kraft geschöpft. Und so entstand ihre Idee, dies auch anderen Patienten zu ermöglichen. Der von ihren Eltern Axel und Barbara Stäcker gegründete Verein Nana - Recover your smile e.V. ist Nanas Vermächtnis.
Nana ...der Tod trägt Pink ist ein Buch, das berühren will und auf seine besondere, lebensbejahende Art allen Hilfe und Trost ist, die wie Nana und ihre Angehörigen vom Leben herausgefordert werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 198
Aus Nanas Facebookseite
(Rubrik »Lieblingszitate«):
»I believe in pink. I believe in kissing, kissing a lot. I believe in being strong when everything seems to be going wrong.
I believe that happy girls are the prettiest girls. I believe that tomorrow is another day, and I believe in miracles ♥«
(Nach Audrey Hepburn)
Wenn ich im Nachhinein überlege, wann mir das erste Mal in den Sinn kam, die Geschichte meiner am 10. Januar 2012 mit 21 Jahren verstorbenen Tochter Nana weiterzuerzählen, so war dies bereits wenige Monate nach ihrer Krebsdiagnose. Hoffnung auf Heilung hatte ich lange – und doch beschlich mich schon früh die böse Ahnung, dass bei der Schwere ihrer aggressiven Erkrankung die Chancen für sie extrem gering sein dürften.
Bild 24
Bereits in der Zeit, als all die ausdrucksstarken Fotos von Nana entstanden, drängte sich mir angesichts der immer größer werdenden Anzahl der Gedanke an ein Vermächtnis förmlich auf: Welch wertvollen Schatz Nana mit all diesen Bildern hinterlässt!
Nana gelang es unter Aufbietung aller Kraft und mit ihrer gesamten Kreativität, innerhalb kürzester Zeit unzählige Fotoshootings zu absolvieren. Zeitgleich konnte ich beobachten, dass meine Tochter, die sich niemals in den Vordergrund drängte, plötzlich Journalisten Interviews gab. Dass meine zurückhaltende Nana sogar bereit war, ihre Erlebnisse einer breiten Öffentlichkeit vor der Kamera zu schildern. Nach Nanas Tod ist es mir da eine regelrechte Verpflichtung, ihre Geschichte weiterzugeben – war es doch ihr großer Wunsch, aus ihrem eigenen Erleben heraus anderen Betroffenen Mut zu machen. Aus diesem Grund haben Dorothea Seitz und ich geradezu in Nanas Auftrag sehr bald dieses Buch geschrieben.
In vielen intensiven Gesprächen sind Dorothea und ich zu der tiefen Überzeugung gelangt, dass Nanas Selbstbestimmtheit und Stärke, ihr Sterben in Frieden anzunehmen, anderen Todkranken und deren Angehörigen ein Stück weit auf ihrem so schweren Weg helfen können.
Meine Tochter, die mich so viel gelehrt hat, prägte den Satz, der mich seitdem in allen schweren Tagen und Stunden begleitet, der mich durchhalten lässt: »Wenn Nana das kann, schaffe ich das auch!«
Barbara Stäcker
Bild 25
Als ich am Abend nach Nanas Tod die Familie Stäcker besuchte, war ich überrascht, wie erstaunlich gefasst alle waren. Nanas Mutter Barbara begann, bewegend und eindringlich die letzten Stunden ihrer Tochter zu schildern. Dabei scheute sie sich nicht, klare Formulierungen zu finden, und fasste ihre Gefühle ohne Sentimentalitäten in prägnante Worte. Immer wieder kamen Freunde zu Besuch. Alle im Raum konnten Nanas Präsenz fühlen. Dank Barbaras anschaulicher Erzählung rekonstruierten sich Nanas letzte Stunden, Tage, Monate zur bewegenden Geschichte einer mutigen jungen Frau.
Aus der Ferne und doch nah hatte ich Nanas Weg beobachten dürfen. Barbara arbeitet seit vielen Jahren als medizinische Fachangestellte in der internistischen Praxis meines Bruders Dr. Christoph Seitz. Von vielen Berichten aus ihren Krankheitsmonaten beeindruckt, führte ich im Herbst 2011 ein Interview mit Nana, dessen Veröffentlichung sie kurz bevor sie starb zustimmte. Schon am Abend des 11. Januar 2012, keine 36 Stunden nach ihrem Tod, wurde es über Facebook verbreitet. Schnell zeichnete sich ab, dass Nana mit ihren Fotos, aber auch mit ihrer enormen Kraft andere in den Bann ziehen würde. Nanas Geschichte musste weitererzählt werden!
Ich spürte das starke Bedürfnis aufzuschreiben, was Barbara an jenem Abend schilderte. Als ich sagte: »Du musst ein Buch über Nana machen!«, lachte sie zunächst. Und dann weinte sie – trug sie doch diesen Gedanken schon lange in sich. Durch die Interviews, die wir mit Nanas Wegbegleitern – Familie, Freunden, Ärzten und Fotografen – für dieses Buch führten, lässt sich erspüren, welch enorme Magie von Nana ausgeht. Nana berührt durch ihre Fotos, die ausnahmslos in ihrem letzten Lebensjahr entstanden, ebenso wie durch ihre Klarheit und Kraft, mit der sie der größtmöglichen Katastrophe das Beste entlockte. Nana und ihre Familie machten in jeder Phase der Krankheit und des Sterbens für sich alles richtig. Insofern können wir, die wir oft ängstlich sind, viel lernen von denen, die aushalten müssen.
Dorothea Seitz
Bild 26
»Wie würde ich wohl reagieren, wenn ich erfahre, dass ich nur noch wenige Monate zu leben habe?« Diese Frage haben sich sicher viele von uns im Laufe ihres Lebens schon einmal gestellt. Den Nachlass regeln, eine große Reise machen, wichtige Gespräche führen, sich von Freunden verabschieden? Tod und Beerdigung planen?
Wie sähe er aus, der perfekte Tod? Trifft er uns allein? Wird uns jemand begleiten, den wir dafür auswählen dürfen? Wird es ein leidvolles Ende unter großen Schmerzen? Sich mit diesen Fragen im Rahmen einer Krebserkrankung beschäftigen zu müssen, macht Angst. Da denkt mancher: lieber von einem Moment auf den anderen tot umfallen!
Nana hatte diesbezüglich keine Chance: Sie musste sich ihrer Endlichkeit unter dramatischen Umständen stellen. Ob und wie lange sie überleben würde, konnte ihr im Oktober 2010, als Nana mit der Diagnose »Ewing-Sarkom« konfrontiert wurde, niemand vorhersagen – es war sogar fraglich, ob sie Weihnachten noch leben würde. Die Prognosen waren schon rein statistisch gesehen extrem schlecht. Denn diese Form des Knochenkrebses ist nicht nur extrem aggressiv, sondern auch extrem selten, sodass nur bedingt Erfolg versprechende therapeutische und pharmazeutische Erfahrungen vorliegen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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