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Auf zu neuen Abenteuern!
Zum ersten Mal Weihnachten auf Burg Kuckuckstein! Ein Grund für Nele, sich wie verrückt auf das Weihnachtsfest zu freuen. Aber als ihre Klassenlehrerin Frau Kussmund eine ans Herz gehende Weihnachtsgeschichte vorliest, wird Nele plötzlich ganz nachdenklich und sie beschließt, in der Adventszeit möglichst viel Gutes zu tun. Doch bald stellt sie fest, dass es gar nicht so einfach ist, gute Taten zu begehen, auch wenn man die besten Absichten hat ...
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Seitenzahl: 82
Usch Luhn
Mit Illustrationen von Franziska Harvey
Das erste Kapitel
beschert Nele einen tollen Sonntagmorgen beweist, dass Sammy hüpfen kann wie eine Springmaus zeigt, dass Plemplem ein echt zickiger Vogel ist aber Nele lässt sich nicht unterkriegen, denn
Juchhe! Endlich Winter!
Bevor Nele noch ganz aufgewacht war, spürte sie es bereits in ihrem linken kleinen Zeh. Etwas war anders an diesem frühen Sonntagmorgen. Sie schnupperte erwartungsvoll.
Nein. Mama hatte keine heiße Schokolade zum Frühstück gekocht, Großtante Adelheid nicht ihren Spezialmarmorkuchen gebacken. Trotzdem duftete es besonders.
Nach einer Sache, die Nele sehr lange vermisst hatte.
Im gleichen Augenblick hörte sie ihren Hund Sammy laut und ungestüm bellen. Anscheinend war der Langschläfer auch schon auf seinen vier Pfoten. Das war wirklich ungewöhnlich.
»Es wird doch nicht …«, murmelte Nele. »Heute gibt es doch nicht etwa …«
Schlagartig war sie hellwach und schnellte wie ein Stehaufmännchen aus ihrem warmen Bett hoch. Drei große Hüpfer, dann war sie am Fenster und schaute erwartungsvoll hinunter in den Burghof.
»Jipppieh!«, brüllte Nele los. »Es schneit, es schneit, es schneit!« Sie riss das Fenster auf und hielt den Kopf in die eisige Luft. Dann streckte sie die Zunge heraus und versuchte so viele Schneeflocken wie möglich damit aufzufangen. »Hmmm. Schmeckt nach Winter«, rief sie begeistert.
»Wuffwuffwuff!«, stimmte ihr Sammy zu. Er raste wie verrückt durch den Hof und jagte den Schneeflocken hinterher. Aber die frechen Biester waren einfach schneller. Schließlich versuchte er es mit einer neuen Methode.
Er sprang aus dem Stand hoch und warf den Kopf mit geöffnetem Maul weit nach hinten in den Nacken. So landeten die Schneeflocken direkt in seinem Schlund.
Lange hielt Sammy das allerdings nicht durch. Schon nach wenigen Minuten war er total erschöpft und streckte alle viere von sich. Er hechelte so heftig wie sonst nur, wenn Nele mit ihm und seinem Hundekumpel Otto durch den Wald gelaufen war.
Bereits eine ganze Weile wohnte Nele mit Mama, Papa und ihrem Bruder David auf Burg Kuckuckstein, die einem ziemlich schrägen Vogel gehörte. Dem Papagei Plemplem nämlich. Nele hatte Burgherr Plemplem vom ersten Tag an in ihr Herz geschlossen. Auch wenn Plemplem heute zickig, morgen witzig, übermorgen frech und überübermorgen alles auf einmal war und seine angeknabberten Walnusskerne überallhin spuckte.
Gerade versenkte er sie am liebsten in die Keksdose auf dem Küchentisch, was Neles Mama so richtig rasend machte.
Plemplem wiederum gehörte Adelheid. Die muntere Großtante von Nele hatte den Vogel zusammen mit Burg Kuckuckstein geerbt. Weil Adelheid aber viel lieber durch die Welt reiste, als auf einer Burg zu versauern, wohnte Neles Familie auf Kuckuckstein und passte auf Plemplem auf. Der Papagei brütete nämlich ganz schön viel Unsinn unter den Federn aus. Wenn Adelheid gerade nicht auf Abenteuersuche war, teilte sie sich den höchsten Turm mit ihrem Papagei. So wie gerade jetzt.
In dieser Sekunde kam Plemplem aus seinem Turmzimmer herbeigesegelt.
Im Gegensatz zu Nele und Sammy war er anscheinend gar nicht begeistert von dem Schnee. Er schimpfte mit den Schneeflocken wie ein Rohrspatz herum.
»Verrückt! Verrückt! Verrückt!«, kreischte er und versuchte, die Flocken mit seinen Flügeln aufgeregt zu vertreiben. Aber sosehr er sich auch aufplusterte. Es schwebten immer neue Schneeflocken vom Himmel herunter.
Schließlich landete er auf dem Brunnenrand und streckte seinen gelben Schnabel in die Höhe wie eine beleidigte Leberwurst. Dabei plapperte er pausenlos vor sich hin. »Plemplem! Plemplem! Plemplem!« Die zarten Schneeflocken fingen sich in seinen Kopffedern und bildeten darauf einen feinen Kranz. Der sah fast aus wie eine Krone.
»König Plemplem!«, rief ihm Nele zu. »Guten Morgen, mein Süßer. Ist das nicht ein herrlicher Sonntag?« Sie warf ihm eine Walnuss zu. Davon hatte sie immer einen Vorrat in ihrem Zimmer.
Plemplem fing die Walnuss geschickt mit seinem Schnabel auf und zermalmte sie bedächtig. Danach blinzelte er zu Nele hinauf und krächzte laut: »Du bist verrückt, mein Kind.«
Diesen Satz hatten Nele und ihre Freundin Tanne dem Papagei im Sommer beigebracht. Das war gar nicht leicht gewesen, und zur Belohnung hatte Nele ihn mit so vielen Walnüssen gefüttert, bis er richtig moppelig geworden war.
»Selber verrückt!«, antwortete Nele ihm fröhlich. Sie grinste zufrieden in den Himmel. Es schien nicht so, als würde es so schnell wieder aufhören zu schneien. Ein perfekter Tag, die Burg festlich zu schmücken.
Nele wunderte sich ein wenig, dass ihre Großtante noch nicht losgelegt hatte. Aber vielleicht hatte ihre Familie schlicht vergessen, dass Weihnachten vor der Tür stand. Mama und Papa waren ständig mit allem möglichen Kram beschäftigt und vergaßen dabei oft das Allerwichtigste. Höchste Zeit also, dass Nele sie daran erinnerte.
Das zweite Kapitel
beweist, dass Eltern echte Schlafmützen sein können schickt Nele in das Burgverlies ruft jede Menge Vierbeiner auf den Plan und lässt Nele ein ganz neues Wort erfinden –
Weihnachtsalarm!
»Es schneit! Es schneit!« Mit dieser sensationellen Neuigkeit stürmte Nele zu ihren Eltern ins Schlafzimmer und hechtete kopfüber zu ihren Eltern ins Bett.
»Aua, meine Nase«, jaulte Herr Winter auf.
»Musst du so früh Alarm schlagen? Der einzige Tag, an dem ich ausschlafen kann!«, jammerte Barbara Winter und zog sich die Decke schützend bis über beide Ohren.
»Aber es schneit draußen!«, rief Nele noch ein wenig lauter. »Wir müssen sofort die Burg schmücken, bevor Weihnachten ist.«
Ihre Eltern rührten sich nicht. Konnte es sein, dass sie tatsächlich wieder eingeschlafen waren? Erbarmungslos zog sie ihnen die Decke weg. »Aufstehen, ihr Faulpelze!« Das sagte Mama sonst immer zu ihr, wenn sie nicht in die Schule gehen wollte.
»Ne-le Win-ter! Bist du total verrückt?«, kreischte ihre Mutter los und eroberte sich erbost die Decke zurück.
Nele bekam einen gigantischen Lachanfall. Ihre Mutter hörte sich haargenau so an wie der Burgherr Plemplem.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, krabbelte sie aus dem Bett. Erwachsene waren wirklich schwer zu verstehen. Während der Woche machten sie Hektik und konnten gar nicht früh genug aus den Federn kommen. Am Sonntag standen sie dann gar nicht mehr auf und waren total faul. Selbst dann nicht, wenn es endlich schneite und Weihnachten vor der Tür stand.
»Dann schmücke ich die Burg eben alleine!«, sagte sie drohend. »Egal, ob euch das später gefällt oder nicht.« Aber das hörten ihre Eltern schon gar nicht mehr, sie waren nämlich schon wieder tief und fest eingeschlafen.
Als Allererstes musste Nele herausfinden, wo die Weihnachtsdekoration geblieben war. Damit wollte sie die Burgzinnen verschönern.
»Im Burgverlies!«, sagte Nele laut zu sich selber. »Die Sachen sind bestimmt noch in den vielen Umzugskartons.« Rasch zog sich Nele an und schlüpfte in ihre Gummistiefel. Danach suchte sie in Papas Werkstatt nach einer großen Taschenlampe.
Im Keller der Burg gab es keinen Strom und es war ganz schön unheimlich. Auf der Einweihungsparty hatten sie eine ganze Mäusefamilie aufgestöbert.
»Sammy! Kommst du mit ins Verlies?«, rief Nele ihren Hund herbei. Einen Wachhund mitzunehmen war vielleicht gar nicht schlecht. Mit Sammy an ihrer Seite fürchtete Nele sich nicht so sehr.
»Wuffwuffwuff!«, antwortete Sammy und schüttelte heftig seine Ohren. Das hieß eindeutig nein. Er raste lieber den Schneeflocken hinterher.
»Pah«, sagte Nele. »Dann gehe ich eben alleine. Ich bin ja kein Angsthase.« Sie stapfte beleidigt davon.
Im Verlies war es kalt und es roch ziemlich muffig. Als sie die Taschenlampe anknipste, sah sie unheimliche Schatten über den Boden davonhuschen.
Jetzt freute sie sich, dass sie so schlau gewesen war, ihre Hausschuhe gegen Gummistiefel einzutauschen. Kalte Mäusepfoten auf nackten Füssen fühlten sich bestimmt nicht so toll an. Nele lief eilig durch die verschlungenen Gänge. Hoffentlich fand sie wieder zurück. »Ich habe keine Angst, ich habe gar keine Angst«, murmelte sie sich selber Mut zu.
Sie hatte die Kellertür offen gelassen, auch wenn Papa das verboten hatte. Er wollte nicht, dass es sich die Nagetiere überall in der Burg gemütlich machten.
Im hintersten Winkel fand sie einen Berg Umzugskartons. Zum Glück hatte Mama die Kartons ordentlich beschriftet.
Kuscheltiere. Altes Geschirr. Camping.
Der Karton mit den Kuscheltieren machte sie neugierig. Die musste sie unbedingt aus ihrem Gefängnis befreien. Allerdings nicht heute.
Ausgerechnet auf dem Karton mit der Aufschrift Weihnachten hatte sich eine ganze Großfamilie Spinnen angesiedelt.
»Macht mal Platz, ihr Süßen. Ich muss da mal kurz ran. Bald ist nämlich Weihnachten«, versuchte Nele es erst einmal nett. Leider war den Spinnen Weihnachten schnurzegal. Sie rührten sich nicht vom Fleck.
Nele seufzte. Die Spinnen anzufassen hatte sie echt keine Lust. Sie leuchtete mit der Taschenlampe den Steinboden und die Wände ab, auf der Suche nach etwas, womit sie die Spinnen wegscheuchen konnte.
Zunächst weckte sie aber nur ein paar Fledermäuse, die ärgerlich um ihren Kopf schwirrten, bevor sie sich ein ruhigeres Plätzchen suchten.
»Ihhhh!«, kreischte Nele erschreckt. Schließlich entdeckte sie in einer Nische zwischen total verstaubten Marmeladengläsern, die sicher noch von Baronin Kuckuckstein stammten, einen ausgefransten, uralten Handfeger.
Nele vergewisserte sich, dass er spinnenfrei war, bevor sie ihn anfasste.
»So«, sagte sie so resolut wie sonst Mama, wenn diese etwas Wichtiges vorhatte. »Geht mal spielen. Ich muss da ran.« Sie wischte die Spinnen mutig von dem Weihnachtskarton herunter. Empört wuselten sie davon. Eine besonders dicke Spinne versuchte Neles Gummistiefel zu erklimmen, aber die Oberfläche war glücklicherweise viel zu glatt und sie rutschte wieder hinunter.
Nele öffnete den Karton und holte meterlange goldene Weihnachtsgirlanden, von ihr selber gebastelte Schmuckketten und jede Menge Strohengel hervor.
Bepackt wie der Weihnachtsengel persönlich hastete sie die Kellertreppen hinauf. Sie konnte es plötzlich gar nicht eilig genug haben, aus dem finsteren Verließ aufzutauchen. Oben an der geöffneten Kellertür stieß sie mit ihrem Bruder David zusammen, der neugierig hinunterlugte. Er war im Schlafanzug und gerade erst aufgestanden. Seine Haare waren noch ganz verstrubbelt.
»Was geht denn hier ab?«, fragte er verblüfft.
»Weihnachtsalarm!«, teilte ihm Nele wichtig mit. »Wenigstens einer muss sich ja darum kümmern, dass Familie Winter das Weihnachtsfest nicht verpennt.«
Das dritte Kapitel
führt Nele bis auf die Burgzinnen