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Wie kommt es, dass Menschen von unangenehmen Emotionen und Wahrnehmungen überschwemmt werden, ohne die Kontrolle darüber zu haben? Woher kommen Panikattacken? Warum gibt es plötzlich auftretende körperliche Schmerzen – an Stellen, die scheinbar nicht erklärlich sind? Es gibt Menschen, die behaupten, das Trauma-Thema sei maßlos überbewertet, aber ist das wirklich so? Was sagen Statistiken? Was sagen Wissenschaftler/innen, Behörden, Organisationen? Was ist Trauma überhaupt? Gibt es unterschiedliche Arten von Traumata? Was hat Trauma mit dem Geschlecht zu tun? Wirkt sich manches Trauma je nach Geschlecht anders aus? Hat Trauma nur mit der Psyche zu tun? Macht Trauma etwas mit dem Gehirn, dem Körper – oder gar etwas mit unser Fähigkeit zu sprechen? Kommt Trauma nur im Krieg vor? Hat Trauma auch mit nachteiligen Kindheitserfahrungen zu tun? Und wenn ja – können wir in Folge von Trauma krank werden? Wird das Immunsystem beeinträchtigt? Verändert Trauma unsere Gene? Und: Heißt das etwa, dass Trauma von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden kann? Fragen über Fragen, auf die es Antworten gibt. Auch auf die Fragen, wie es mit unserer Erinnerung aussieht – und warum. Womit wir bei den Emotionen wären. Diese spielen bekanntermaßen ebenfalls eine Rolle bei Trauma. Denn: Sie erfüllen eine wichtige Funktion. Welche? Lesen Sie und schauen Sie, auch auf Farben, Grafiken und Bilder im Anschluss an jedes Kapitel. Am Ende dieses Buches werden Sie wissen, warum Ihr autonomes Nervensystem so selbstständig ist, dass Sie froh darüber sein können. Und weshalb Erstarrung (Freeze) manchmal das Beste war, was Betroffenen geschehen konnte. Dieses Buch lädt Sie ein zu einem Plädoyer für Verständnis für uns selbst, für Selbstmitgefühl und für Selbstliebe sowie für die Entwicklung neuer Kraft. Am Horizont dämmert es: Was wollen wir eigentlich, gesellschaftlich, menschlich? Es wird Zeit, dass wir zur Kenntnis nehmen. Sind Sie bereit für Antworten?
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Cynthia Doll-Hartmann
Neue Erkenntnisse zu Trauma:
Was in Körper, Gehirn und unseren Gefühlen vorgeht
Von Wertschätzung, Anerkennung und dem Finden neuer Kraft
Für Betroffene sowie für Profis in Therapie und Coaching
Copyright © 2024
Cynthia Doll-Hartmann, Fachberaterin für Psychotraumatologie
Illustrationen: Janina Röhrig – www.janina-roehrig.de
Astrid Wunsch, Heidelberg
Coverdesign: Janina Röhrig – www.janina-roehrig.de
Lektorat, Satz & Umschlag: Erik Kinting – www.buchlektorat.net
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg
Softcover 978-3-384-29776-1
Hardcover 978-3-384-29777-8
E-Book 978-3-384-29778-5
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:
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Vorbemerkungen
Die Autorin hat sich nach Beratung mit möglichen Leser/innen für eine Form der Berücksichtigung der weiblichen Form entschieden, die ein möglichst flüssiges Lesen und Aussprechen ermöglicht.
Mein Dank geht an alle Autor/innen, die ich auf meiner Reise in Zusammenhang mit der Traumathematik entdecken und kennenlernen konnte, sowie an alle Autor/innen, die ich in dieser Veröffentlichung zitieren durfte.
Da es in dieser Veröffentlichung vorrangig um das Legen von Grundlagen zum Verständnis von Trauma geht, wurden viele Menschen, die insbesondere im Feld der Therapie unterwegs sind, namentlich nicht erwähnt. Zum Teil kommen Therapeut/innen aus unterschiedlichen Ländern zu Wort, wenn es in den inhaltlichen Zusammenhang der jeweiligen Kapitel passt. Darüber hinaus gibt es weltweit im Traumabereich so viele versierte Therapeut/innen – und dies insbesondere auch im deutschsprachigen Raum –, dass mir daran liegt, an dieser Stelle eine Würdigung für diese so wichtige Arbeit zum Ausdruck zu bringen.
Mein Dank geht ebenfalls an Kolleg/innen, die ich punktuell für Rückmeldungen als Testleser/innen in Anspruch nehmen durfte, unter anderem aus Fachverbänden wie dem Hessischen Heilpraktikerverband e. V., dem Verband für Klopfakupressur e. V. sowie dem Verband Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater e. V.
Für im Text enthaltene Links auf externe Webseiten übernehmen der Verlag sowie die Autorin keine Haftung. Beide machen sich die Links nicht zu eigen, sondern verweisen lediglich auf den Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung.
Hinweis wegen möglicher Triggergefahr
Zu Ihrer und meiner Sicherheit möchte ich an dieser Stelle einen Triggerhinweis aussprechen. Ein Trigger ist ein Anstoss, der eine – im Augenblick noch unbewusste und insofern auch unbekannte – Erinnerung an eine traumatische Erfahrung anstoßen könnte. Konsultieren Sie bitte im Bedarfsfall Ihren Arzt / Ihre Ärztin oder Ihre Therapeutin / Ihren Therapeuten. Stellen Sie gegebenenfalls vor dem Lesen sicher, dass Sie sich an einem für Sie sicheren Ort befinden oder dass ggf. eine helfende Person in Ihrer Nähe ist. Bitte lesen Sie das Vorwort, hier finden Sie weitere Anregungen zur Selbsthilfe, wie auch in verschiedenen Kapiteln. Danke.
Nachfolgend finden Sie Hilfe-Telefonnummern für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Stand Dezember 2023:
• Deutschland
- Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (https://www.hilfetelefon.de), anonym und kostenfrei: 116 016 und 08000 116 016;
- Telefon Seelsorge (https://www.telefonseelsorge.de/): 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222;
- Kinder- und Jugendtelefon (https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendberatung/kinder-und-jugendtelefon/), anonym und kostenfrei montags bis samstags von 14 Uhr bis 20 Uhr:116 111
• Österreich
- Telefonseelsorge (https://www.telefonseelsorge.at/): 142 (Notruf);
- Frauenhelpline (http://www.frauenhelpline.at/): 0800 222 555; Beratung für Kinder und Jugendliche (https://oegkjp.at/anlaufstellen/): Tel. 147 und
- Helplines für Kinder, Jugendliche und Familien (https://www.kinderjugendgesundheit.at/themenschwerpunkte/corona/helplines-fur-familien/)
• Schweiz
- Frauennottelefon (https://www.frauennottelefon.ch/): 052 213 61 61;
- Beratung für Kinder und Jugendliche (https://www.147.ch/):Tel. 147;
- PRO FAMILIA Schweiz (https://www.profamilia.ch/familien/familienratgeber/stichworte/jugendberatung)
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Vorbemerkungen
Hinweis wegen Möglicher Triggergefahr
Vorwort
Anmerkungen:
Kapitel 1: Trauma – Hat das was mit mir zu tun? Ein Blick auf verschiedene Begriffe; Daten und Fakten zum Einstieg
Was hat Schock mit Trauma zu tun? Eine kleine Einleitung
Der Begriff Schock in der Umgangssprache
Der Begriff Schock im 1. Weltkrieg
Der Begriff Schock in der Notfallmedizin
Der Begriff Schock im ICD-10 Kapitel V (F)
Der Begriff Schock in der Psychotraumatologie
Der Begriff Schock in den Medien
Wie die Autorin den Begriff Schock verwendet
Anmerkungen:
Trauma – Ein Begriff genauer untersucht
Woher kommt der Begriff Trauma?
Trauma in der Unfallchirurgie
Trauma und Krieg
Trauma … geschieht auch außerhalb von Krieg
Psychotrauma und Psychotraumatologie
Monotrauma /Monotraumatisierung und Polytrauma/Polytraumatisierung
Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung, Komplextrauma und Entwicklungstrauma
Large-T-Trauma / (Trauma mit großem T) und Small-t-trauma (trauma mit kleinem t)
Die Autorin zu Large-T-Trauma und Small-t-trauma
Die Autorin zur Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung nach ICD-11
Die Autorin zu Monotraumatisierung und Polytraumatisierung
Monotraumatisierung
Polytraumatisierung
Die Autorin zu Psychotraumatisierung und Psychotrauma
Anmerkungen:
Es geht immer um Sicherheit – Trauma, wie es die Autorin erklärt
Ressourcen … und mehr
Kommen wir nun zur Definition von Trauma
Stichwort: Das Erleben
Stichwort: Das Beobachten
Stichwort: Einmalig oder häufiger wiederkehrend
Stichwort: Empfindung von Lebensbedrohlichkeit
Empfindung von Lebensbedrohlichkeit, Teil 2
Häufige Erfahrungen von Lebensbedrohlichkeit in Kindheit und Jugend
Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Überwältigtsein
Automatische Auslösung des Selbstschutzprogramms
Ausschaltung willentlicher Steuerung
Manche Traumata sind schwerwiegender als andere
Anmerkungen:
Die ACE-Studie, aktuell wie eh und je
So fing es an: Festgestellter Zusammenhang zwischen Übergewicht und sexuellen Gewalterfahrungen
Die ACE-Fragen
Die deutsche Übersetzung der ACE-Fragen
Achtung: Triggerwarnung!
Hinweis:
Als Sie aufwuchsen, während Ihrer ersten 18 Lebensjahre:
Addieren Sie nun Ihre Ja-Antworten: _____ Das ist Ihr ACE-Wert.
Anmerkungen:
Anzahl der nachteiligen Kindheitserfahrungen bis zum 18. Lebensjahr: Die Ergebnisse
ACEs und ihr Verhältnis zum Gesundheitszustand der Studienteilnehmer/innen
Anstieg riskanter Verhaltensweisen bei hohem ACE-Wert
Anstieg von Risiken für die Gesundheit / von Krankheiten bei hohem ACE-Wert
Anmerkungen:
Zahlen und Daten zu Trauma und PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung)
Wie häufig kommt Trauma vor?
Beschreibungen zur Posttraumatischen Belastungsstörung
Wie häufig kommt PTBS vor?
Sind Männer und Frauen unterschiedlich von Trauma und PTBS betroffen? Studien der 1990er
Gewalt gegen Frauen: Eine EU-weite Erhebung von 2014
Warum sind Frauen häufiger von PTBS betroffen als Männer?
Weitere Fakten zu Trauma und PTBS
Wie zeigt sich PTBS bei Kindern?
Sexuelle Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen – in der BRD
Körperliche Folgen von Trauma und PTBS
Psychische Folgen von Trauma
Hatten die Covid-19-Pandemie und die Lockdowns Auswirkungen hinsichtlich eines Anstiegs traumatisierenden Geschehens (insbesondere gegenüber Frauen und Kindern)?
WHO: Covid-19 und Gewalt gegen Frauen, Was der Gesundheitssektor/das Gesundheitssystem tun kann
TU-München und RWI – Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung: Gewalt an Frauen und Kindern in Deutschland während COVID-19-bedingten Ausgangsbeschränkungen
Zahlen und Fakten zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche während der Pandemie
DAK-Gesundheit Kinder- und Jugendreport 2022, Gesundheit und Gesundheitsversorgung vor und während der Pandemie
Psychreport DAK-Gesundheit 2021 und 2022: Ausfall durch psychische Erkrankungen
Anmerkungen:
Kommt Trauma in der Diagnose von Krankheiten vor?
Diagnose von Störungen oder Krankheiten in anerkannten Diagnoserichtlinien
Das DSM-5
Die ICD-10 und ICD-11
Beschreibung von Erscheinungsbildern ohne Beschreibung von Möglichen Ursachen
PTBS: Die Posttraumatische Belastungsstörung
DESNOS: Folgen von extremem Stress
Entwicklungsbezogene Traumafolgestörung
Komplexe Traumafolgestörungen
Was würde geschehen, wenn Diagnosen wie DESNOS oder Entwicklungsbezogene Traumafolgestörung gesellschaftlich anerkannt würden?
Einsparung von volkswirtschaftlichen Kosten – das Was-wäre-wenn-Spiel
Anmerkungen:
Kapitel 2: Trauma: Geht es hier um den Kopf, die Psyche oder um den Körper?
Das menschliche Nervensystem
Zur Anatomie des Nervensystems: Wo liegt was?
Funktionen des Nervensystems: Bewusstes und Unbewusstes
Anmerkungen:
Das Gehirn: Wir nähern uns an
Klassische Dreiteilung des Gehirns: Das Gehirnmodell von Dr. Paul D. MacLean
Anmerkungen:
Der Hirnstamm: Grundlegend lebenserhaltende Funktionen
Formatio reticularis: Ein Netz von Nervenkernen
Oliven- und Brückenkerne, schwarze Substanz und Hirnnervenkerne
Anmerkungen:
Das Kleinhirn: Koordination von Bewegung
Wenn das Kleinhirn nicht richtig funktioniert …
Anmerkungen:
Die Basalganglien: Gezielte und flüssige Bewegungsmuster, Motivation und Belohnung
Was geschieht, wenn die Basalganglien beschädigt sind?
Basalganglien – Teil des limbischen Systems?
Anmerkungen:
Der Cortex cerebri
Präfrontaler Cortex / Präfrontalcortex: Erkenntnis und soziales Verhalten
Das Broca-Areal: Hier geht es ums Sprechen
Anmerkungen:
Die Insula: Selbstgewahrsein – Den eigenen Körper wahrnehmen, sich lebendig fühlen?
Einfluss von Trauma auf die Insula
Was tut der Insula traumatisierter Menschen gut?
Anmerkungen:
Emotionales Gehirn unter der Lupe: Thalamus, Amygdala, Hippocampus und Co.
Das Tor zur Großhirnrinde: Der Thalamus
Riechen hat Vorrang: Der Bulbus olfactorius (Riechkolben)
Feuerwehr der Stressabwehr: Die Amygdala (der Mandelkern)
Kein Gedächtnis ohne den Hippocampus
Gedächtnis, Selbstwahrnehmung, soziales Verhalten: Der Gyrus cinguli
Anmerkungen:
Kapitel 3: Trauma – Es geht immer um Sicherheit, Polyvagal-Theorie und: Vom Nutzen der Emotionen
Warum heißt das autonome Nervensystem autonom?
Was wird vom autonomen Nervensystem gesteuert?
Autonomes Nervensystem: Aktivität oder … Ruhe und Aufbau von Reserven
Das enterische Nervensystem: Hauptaufgabe Verdauung
Das sympathische Nervensystem: Von Drüsen und himmelblauen Orten
Das parasympathische Nervensystem: Mehr als der Gehirnnerv Nervus vagus
Anmerkungen:
Neuer Blick auf das autonome Nervensystem: Die Polyvagal-Theorie
Anmerkungen:
Das autonome Nervensystem und seine Entwicklung nach Dr. Stephen Porges
Anmerkungen:
Die Neuentwicklung bei Säugetieren und Menschen: Der myelinisierte Vaguskomplex
Anmerkungen:
Der unmyelinisierte Vaguskomplex: Innehalten
Anmerkungen:
Es geht immer um Sicherheit: Das neue Wort Neurozeption
Anmerkungen:
Das menschliche autonome Nervensystem: Regulierung vom Du zum Du
Anmerkungen:
Das System soziales Engagement: Kommunikation bringt Sicherheit und Verbindung
Anmerkungen:
Emotionen: Autonomes Nervensystem und das Herz spielen eine wichtige Rolle
Spiegelneuronen: Zuschauen, mitfühlen, nachmachen
Spiegelneuronen: Grundlage von Mitgefühl und Empathie?
Spiegelungen: Training von Anfang an
Gefühle: Innerliche Handlungsaufforderung zur Erfüllung von Bedürfnissen
Angst, Unruhe, Panik: Gefahr im Anmarsch
Wut: Aktivierung von Verteidigungskräften
Ärger wegen dem, was unfair ist
Schuldgefühl: Etwas wieder gut machen
Scham: Hoffentlich merkt es keiner
Trauer: Der Verlust tut weh
Ekel: Das kommt hier nicht rein
Freude: Das Herz singt
Liebe: Mehr als eine Emotion
Anmerkungen:
Die Studie: Bad is stronger than good
Anmerkungen:
Kapitel 4: Wie hilft uns das Gehirn bei Stress?
Das Gehirn hat zwei Hälften
Die Gehirnhälften sind unterschiedlich
Sichere Bindung ermöglicht gesundes Gehirnwachstum
Linke und rechte Gehirnhälfte
Vorrangig: Die Entwicklung der rechten Gehirnhälfte
Die sogenannte Regulationsfähigkeit wächst mit stabilen Bindungen
Wenn die linke Gehirnhälfte dominiert …
Trauma: Auswirkungen auf die Arbeit der Gehirnhälften
Trauma: Auswirkungen auf die Sprache
Anmerkungen:
Die HPA-Achse: Steuerung von Stresshormonen
Der Hypothalamus: Das Innenministerium des Körpers
Die Hypophyse: Ausführungsorgan des Hypothalamus
Die Nebennieren: Cortisol, Adrenalin und Co.
Anmerkungen:
Der Beginn des Lebens: Hier wird schnell und viel gelernt
Was Kinder brauchen: Frühe und vielfältige Lernerfahrungen
Gehirnwellen – Da schwingt was
Gehirnwellen: Gemeinsame Aktivität von Nervenzellen
Delta-Wellen: Unbewusstes und tiefer Schlaf
Theta-Wellen: Unterbewusstsein und Kontakt zu Emotionen
Alpha-Wellen: Tagträume, Bewusstsein und hohe Kreativität
Beta-Wellen: Aufmerksamkeit, Konzentration und Denkprozesse
Gamma-Wellen: Hohe Aufmerksamkeit und tiefes Mitgefühl
Anmerkungen:
Kapitel 5: Autonomes Nervensystem: Abhauen, kämpfen, nichts geht mehr – Wie geht das mit dem Überleben?
Das sympathische Nervensystem (Sympathikus)
Alles, was der Aktivierung dient
Herunterfahren, was nicht gebraucht wird
Neurotransmitter: Übermittler von Informationen
Was haben Emotionen mit dem Sympathikus zu tun?
Anmerkungen:
Das parasympathische Nervensystem (Parasympathikus)
Der besondere Vagusnerv und seine beiden Komplexe
Von der Nahrungsaufnahme über die Verdauung bis zur Reparatur und Fortpflanzung
Ohne Schlafen keine Speicherung von Langzeiterinnerungen
Anmerkungen:
Kämpfen, flüchten oder erstarren: Fight – Flight – Freeze
Der Orientierungsreflex
Der Kollaps: knapp am Tod vorbei
Bei voller Fahrt in die Bremsen
Im Rausch der Hormone: Die Dissoziation
Gefühle vor Eintritt der Bewegungslosigkeit: Hilflosigkeit, Verzweiflung, Panik
Lösung der Erstarrung: Entladung festgehaltener Energien
Kann Hilflosigkeit erlernt werden?
Kann es zur Sucht nach Adrenalin und Endorphin kommen?
Die schleichende Erstarrung – Vermeidung der Vollaktivierung?
Anmerkungen:
Kapitel 6: Dissoziation – Ein findiger Prozess bei Traumatisierung
Dissoziation – Was ist das?
Dissoziation und ihre vielen Gesichter
Dissoziiertes kann sich später wieder zeigen
Frühe Dissoziation und ihr Preis
Vorteil der Reinszenierung: Chance auf ein neues gutes Ende
Was zur Dissoziation dazu gehört: Die entstandene Überzeugung
Dissoziieren oder distanzieren: Gezielter Einsatz in der Therapie
Anmerkungen:
Der Körper trägt die Last nach Robert C. Scaer
Trauma und Dissoziation: Antworten auf ungelöste Fragen
Beispiel: Schleudertrauma bei einer Mutter
Was noch geschehen kann: ein Potpourri von körperlichen Wahrnehmungen und Symptomen
Anmerkungen:
Die dissoziative Kapsel – Ein Erklärungsmodell nach Robert C. Scaer
Mögliche Inhalte der dissoziativen Kapsel
Viele Kapseln bedeuten viele Auslösemöglichkeiten
Anmerkungen:
Dissoziation und fluktuierendes (ständig wechselndes) autonomes Nervensystem
Aufprallunfall und Diarrhö (Durchfall)
Der Körper zeigt das Trauma
Auch abgespaltene Körperbereiche zeigen das Trauma
Was der Friseur bemerkte
Anmerkungen:
Empfindlicheres autonomes Nervensystem? – Was bedeuten Kindling und Irradiation?
Anmerkungen:
Dissoziation in den Diagnoserichtlinien: Ein kurzer Eindruck
Weitere Anmerkungen der Autorin:
Anmerkungen:
Kapitel 7: Autonomes Nervensystem bei Traumatisierten: Vom Aufruhr über Daueralarm bis zum Gleichgewicht?
Autonomes Nervensystem in Aufruhr
Oszillation aus dem Ruder
Küken-Studie, Autounfall-Opfer und überschießende Reaktionen
Anmerkungen:
Window of Tolerance – Das Fenster der Toleranz?
Hyperarousal und Hypoarousal – Übererregung und Untererregung?
Achtsames Wahrnehmen körperlicher Empfindungen
Die Autorin zum Begriff Toleranzfenster:
Anmerkungen:
Daueralarm: Was früh im Leben beginnt …
Es geht immer um Sicherheit
Wer weniger atmet, fühlt weniger
Angst: Gefahrenabwehr im Vordergrund
Was hat Trauma mit Daueralarm zu tun?
Trauma, Dauerstress und Depression
Atmung, Herzschlag, Puls: Höhere Grundeinstellungen
Kiefergelenk, Hals, Nacken und Rücken: Muskeln in chronischer Anspannung
Kollabierte Körperhaltung – Was ist das?
Verdauung und Stress vertragen sich nicht
Dauerstress schwächt die Immunabwehr
Dauerstress beschleunigt die Zellalterung
Tut abschalten gut?
Dauerstress bedeutet in der Regel Gewichtszunahme
Dauerstress erschwert Sex
Anhaltender Stress: Der Hippocampus leidet
Kontrolle hilft, Mögliche Außenreize zu reduzieren
Anmerkungen:
Kapitel 8: Die Sache mit den Erinnerungen: Trauma vergessen?
Erinnerungen – Und was ist die Funktion von Gedächtnis?
Speichern Synapsen Erinnerungen?
Dem Gedächtnis auf der Spur …
Erinnerungen und Funktionen des Gedächtnisses:
Gedächtnisfunktionen und ihre Unterscheidung
Das Ultrakurzzeit-, das Kurzzeit- und das Arbeitsgedächtnis
Das Langzeitgedächtnis: Der bewusste Teil
Das unbewusste Langzeitgedächtnis funktioniert einfach so
Anmerkungen:
Langzeitgedächtnis: Die Rolle von Amygdala und Hippocampus
Die Amygdala: Emotionen verstärken Erinnerungen
Anmerkungen:
Das deklarative (explizite) Gedächtnis: Entscheidend ist der Hippocampus
Hippocampus und mehr: Der sogenannte Papez-Schaltkreis
Was, wenn der Hippocampus nicht funktioniert?
Besonderheit im Hippocampus: Die sogenannten Ortszellen
Weitere Besonderheit im Hippocampus: Die Langzeitpotenzierung
Wie wandern Gedächtnisinhalte zum Langzeitgedächtnis in der Großhirnrinde?
Neuere Erkenntnisse aus einer Studie 2018
Anmerkungen:
Nicht-deklaratives (implizites) Gedächtnis: Amygdala, Angstgedächtnis und Hochgefühle
Überwältigende Ereignisse: Die Amygdala arbeitet alleine weiter
Wenn beim Lernen Angst im Spiel war …
Das Belohnungs- und Motivationssystem macht Lernen richtig schön
Anmerkungen:
Wie haltbar sind Erinnerungen? Können sich Erinnerungen verändern?
Sich erinnern und sich etwas vorstellen – Gibt es Gemeinsamkeiten?
Falsche Erinnerungen?
Der verbale Überschattungseffekt: Veränderung bestimmter Erinnerungen durch Sprechen
Was geschieht, wenn jemand sich erinnert?
Sind alle wachgerufenen (alten) Erinnerungen verformbar?
Hemmung der Gedächtnisrekonsolidierung bei traumatischen Erinnerungen
Folgerungen für die Befragung von Zeug/innen
Haltbares Traumagedächtnis?
Anmerkungen:
Nicht-deklaratives (implizites) Gedächtnis: Die Konditionierung
Die klassische Konditionierung: Verbindung zugehöriger Wahrnehmungen
Ist eine Löschung der klassischen Konditionierung Möglich?
Die operante Konditionierung: Lernen durch Erfolg bzw. durch Konsequenzen
Welche Gehirnbereiche sind an der Konditionierung und ihrer Speicherung beteiligt?
Anmerkungen:
Nicht-deklaratives (implizites) Gedächtnis: Die prozedurale Erinnerung
Wo werden prozedurale Erinnerungen gespeichert?
Prozedurales Gedächtnis bei Trauma
Pendelbewegung als ursprünglichste Form der prozeduralen Erinnerung
Was heißt nun eingeprägte Erinnerung? Wo hinein wird etwas geprägt?
Anmerkungen:
Trauma und unterschiedliche Erinnerungsformen – Zusammenfassung
Anmerkungen:
Weitere Überlegungen zum Speicherort von Erinnerungen
Kommunikation zwischen Nervenzellen: Synapsen und mehr
Prof. Candace B. Pert: Das Wunder der Zellmembranen
Verbindungen zwischen Geist und Körper
Kommunikation im Netzwerk: Die sogenannte Psychoneuroimmunologie (PNI)
Was haben Zellmembranen mit Gefühlen, Erinnerungen und Trauma zu tun?
Wer oder was schickt Peptide auf die Reise?
Funktioniert die Zellmembran wie ein Computer-Chip?
Quantenphysik? Meer aller Möglichkeiten? Hintergrundfeld? Göttliche Matrix?
Das Feld und die Beziehung des Menschen zum Feld
Was haben Nahtoderfahrungen (NTE) mit Quantenphysik zu tun?
Selbstrezeptoren… – Rezeptoren des Selbst?
Quantenphysik: Die Entstehung von Materie hat mit Gefühlen zu tun
Anmerkungen:
Kapitel 9: Verändert Trauma unsere Gene? Therapie auch?
Steuern die Gene unser Leben?
Was sind Genom, Chromosom, DNA und RNA?
Epigenetik: Auf die Umwelt kommt es an
Mäuse-Studie 1: Die Agouti-Mäuse
Von beschädigten Chromosomen und Hungersnöten in einer Gemeinde am Polarkreis
Von Umweltgiften und veränderter Umgebung
Mäuse-Studie 2: Kirsche-Mandel-Duft
Mäuse-Studie 3: Stress allgemein
Ratten-Studie: Von den Auswirkungen verstärkten Pflegeverhaltens
Verändert Traumatisierung epigenetische Einstellungen beim Menschen?
Prof. Rachel Yehuda: Forschungen mit schwer Traumatisierten und deren Nachkommen
Cortisolwerte bei Betroffenen von PTBS und deren Kindern
Folgen niedriger Cortisolwerte
Anmerkungen:
Welche Rolle spielt Elternschaft? Haben Therapie oder Meditation Einfluss auf unsere Gene?
Prof. Yehuda und M. E. Bowers, PhD: Auswirkung von Stress auf nachfolgende Generationen
Therapie mit Beruhigungsmitteln? Oder mit Hydrocortison?
Kann Psychotherapie epigenetische Veränderungen bewirken?
Schalten Yoga oder Meditation ebenfalls bestimmte Gene an oder aus?
Meditation bei PTBS?
Die Studien von Dr. Joe Dispenza
Epigenetische Veränderungen in der DNA nach persönlichen Transformationen?
Dann kam Covid: Erweiterung der aktuellen Studie
Anmerkungen:
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Die Autorin
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Kapitel 1:
Trauma – Hat das was mit mir zu tun? Ein Blick auf verschiedene Begriffe; Daten und Fakten zum Einstieg
Was hat Schock mit Trauma zu tun? Eine kleine Einleitung
Wer sich mit dem Stichwort Trauma befasst, wird über kurz oder lang auch dem Begriff Schock begegnen und sich möglicherweise wundern, wie unterschiedlich und kreativ manche – besonders Fachleute – mit beiden Begriffen umgehen. Fest steht: Die Begriffe Schock und Trauma sind eng mit dem traumatischen Geschehen verknüpft. Beide Begriffe haben ihre eigene Geschichte, wurden und werden in unterschiedlichen Berufsfeldern und Zusammenhängen benutzt und sind z. T. mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt.
Die Verwendung von Kombinationen unterschiedlicher Begriffe sowie unterschiedliche Bedeutungen von Fachbegriffen können zu Verwirrungen führen, sowohl in Fachkreisen als auch in der interessierten Öffentlichkeit. Natürlich dürfen wir hierbei berücksichtigen, dass es immer eine Herausforderung darstellt, scheinbar komplizierte Vorgänge gut und treffend zu beschreiben. Dies fordert die Schöpfung neuer Wortkombinationen geradezu heraus. Und wir als Betroffene – die beschrieben werden – sind aufgefordert, zu prüfen: Was funktioniert für mich persönlich, was hört sich plausibel an?
Für welche Begriffe mögen Sie sich also entscheiden? Welche Begriffskombination erscheint Ihnen stimmig? Aus diesem Grunde hat sich die Autorin entschieden, allen weiteren Ausführungen eine Herleitung einer Vielzahl von Begriffen voranzustellen (wie z. B. medizinischer Schock, psychischer Schock, Schockreaktion, Schockphase etc.). Dieser Herleitung aus unterschiedlichen (Berufs-)Feldern schließt sich teilweise eine Stellungnahme der Autorin an, für welchen Begriffsgebrauch sie sich persönlich entschieden hat. Im folgenden Text finden sich außerdem eine Vielzahl von Hinweisen auf weitere nachfolgende Kapitel.
In diesem ersten Kapitel geht es um den Gebrauch und Einsatz des Begriffs Schock, im nachfolgenden Kapitel um den Begriff Trauma mitsamt der Wortergänzungen und -kombinationen. Sollte Ihnen dieser Einstieg zu trocken sein, können Sie ihn einfach überspringen und bei Bedarf flexibel darauf zurückkommen.
Der Begriff Schock in der Umgangssprache
Der Begriff Schock kommt ursprünglich vom französischen choc, was so viel bedeutet wie Stoß, Schlag, Erschütterung, Aufprall.
In der Übersetzung des englischen Begriffs shock finden sich eine Vielzahl möglicher Bedeutungen, die dem französischen Begriff des choc entsprechen. Neben Erschütterung, Stoß, Schlag gehören dazu ebenso Betroffenheit und Schreck.
In der deutschen Umgangssprache findet der Begriff Schock im allgemeinen Anwendung im Sinne einer abrupten und plötzlichen starken emotionalen Belastung bzw. Erschütterung. In Zusammenhang mit dieser Belastung wird Schock häufig als eine wenige Sekunden – selten wenige Minuten – andauernde emotionale und körperliche Wahrnehmung von Lähmung und/oder Angst angesehen.
Wird der Begriff in diesem Sinne gebraucht, erinnert er aus Sicht der Autorin an die Anteile des traumatischen Geschehens, in denen eine überwältigende Angst sowie das Herunterfahren von Körperfunktionen eine Rolle spielen (siehe hierzu auch das nachfolgende Kapitel Trauma – ein Begriff genauer untersucht). Schock – umgangssprachlich benutzt – reicht nicht bis zum völligen Bewusstseinsverlust, wie es in der voll ausgeprägten Erstarrungsreaktion (Freeze) im Rahmen einer Traumatisierung der Fall sein kann. Zu diesen Zusammenhängen findet sich mehr im betreffenden Kapitel, in dem es um Flucht – Kampf – Erstarrung (Flight-Fight-Freeze) bis hin zum Kollaps geht.
Schock in der Umgangssprache kann aus Sicht der Autorin als ein Zustand angesehen werden, der in der Zeitschiene einer möglichen Traumatisierung vor der vollen Erstarrungs- bzw. Kollapsreaktion liegt, die mit einem traumatischen Erleben einhergehen kann. Im Stadium vor der vollen Erstarrungsreaktion wäre dieser Zustand noch umkehrbar, noch nicht vollkommen lebensbedrohlich und würde insofern auch noch nicht in völliger Hilfsund Ausweglosigkeit münden. So könnte ein Schock – umgangssprachlich benutzt – möglicherweise sogar zur Auslösung einer Kampf-oder-Flucht-Reaktion führen (um dem Auslöser des Schocks zu entfliehen oder ihn gar zu bekämpfen). Wäre der Schock allerdings größer, könnte er in die traumatische Erstarrungsreaktion übergehen.
Es ist eine Überlegung wert, ob der Begriff Schock auch in der Umgangssprache zur Beschreibung bestimmter Phänomene benutzt wurde, für die es inzwischen genauere fachliche Beschreibungen gibt. Beispielhaft ist es denkbar, dass eine Person, die in der Vergangenheit traumatisiert und nun aktuell getriggert (im Sinne von durch einen Auslöser in einen alten traumatisierten Zustand zurückversetzt) wurde, sich in einem Zustand befindet, in dem eine alte, ungelöste traumatische Erfahrung wieder aktiviert wurde. Dies kann sich z. B. als akuter Lähmungszustand zeigen, in dem insbesondere auch die Fähigkeit zu klarem Denken oder Sprechen extrem eingeschränkt ist. Dieser Zustand wird auch als Abspaltung (auch Dissoziation genannt) bezeichnet. Hierzu siehe auch das nachfolgende Kapitel zum Stichwort: Was bedeutet Dissoziation?
Der Begriff Schock im 1. Weltkrieg
Im Falle der Bezeichnung shell-shock in Zusammenhang mit Traumatisierung von Soldaten im 1. Weltkrieg machten sich diese Soldaten z. B. folgenden Reim auf ihre Symptome: Der Wind der explodierenden Granate würde durch die Veränderungen des Luftdrucks die Gehirnflüssigkeit der Betroffenen beeinflussen. Deshalb sprachen englische Soldaten z. B. auch davon, windy zu sein.
Nicht lange nach dem 1. Weltkrieg hat sich die ärztliche Fachwelt und auch das englische Militär von dem Begriff shell-shock verabschiedet, weil offensichtlich nicht alle traumatischen Erscheinungen durch Erschütterungen in Folge von Granatendetonationen ausgelöst worden waren und somit der Begriff als medizinisch inkorrekt angesehen wurde.
Der Begriff Schock in der Notfallmedizin
Wie im Falle des Begriffs Traumatologie ist auch der Begriff des Schock bereits von der Medizin belegt.
Schock bezeichnet in der Notfallmedizin grundsätzlich einen lebensbedrohlichen Zustand, bei dem eine schwere Kreislaufstörung sowie die Gefahr des Versagens innerer Organe vorliegt. Mögliche Ursachen hierfür sind vielfältig:
• z. B. kann das Herz selbst versagen,
• oder die Menge des zirkulierenden Blutes ist verringert,
• oder durch eine Blutvergiftung oder eine plötzliche allergische Reaktion versagt die Kreislaufregulation in bestimmten Körperbereichen.
Das Blut zirkuliert in den sogenannten Blutgefäßen. Dabei handelt es sich um die Adern, körperliche Strukturen in Röhrenform. Die kleinsten Blutgefäße werden auch Kapillaren genannt.
Zu Beginn jedes Schockverlaufs – z. B. wenn das Blutvolumen (also die Blutmenge) durch Blutverlust zurückgegangen ist – versucht der Körper, durch ausgleichende Maßnahmen den Blutdruck aufrechtzuerhalten. Dazu gehört z. B. die Ausschüttung der Botenstoffe Adrenalin und Noradrenalin ins Blut, wodurch zum einen die Engerstellung der kleinsten Gefäße bewirkt und zum anderen die Muskelkraft des Herzens erhöht wird. Gleichzeitig beschleunigt sich die Atmung. Dieser Mechanismus wird auch Zentralisierung genannt und dient dazu, so lange wie möglich die Organe, die am empfindlichsten auf Blut- bzw. Sauerstoffminderversorgung reagieren, zu schützen: das Gehirn und das Herz.
Nimmt generell die Zirkulation von Blut ab, hat dies eine Unterversorgung des Körpergewebes mit Sauerstoff sowie einen mangelnden Abtransport von Stoffwechselabfällen zur Folge. Die dabei entstehende Übersäuerung des Gewebes wirkt sich ab einem bestimmten Punkt schädigend auf die kleinsten Blutgefäße aus. Diese werden durchlässig, was zum Übertritt von Flüssigkeit ins umliegende Gewebe und zu einer (weiteren) Verringerung des Blutvolumens führt. Dies wiederum führt zur Verstärkung der Unterversorgung des Körpergewebes … etc.
Im Verlauf des Geschehens kann es zu weiteren ernsten Folgeschäden kommen (wie zur Bildung von kleinsten Blutklümpchen, auch Mikrothromben genannt). Der gesamte Vorgang wird auch als Schockspirale bezeichnet. Nimmt beispielsweise das Blutvolumen weiter ab – oder ist z. B. die Versorgung des Herzens selbst durch Verstopfung von Blutgefäßen vermindert –, sind dem Bemühen des Körpers natürliche Grenzen gesetzt. Vor allem kommt es hier auf schnelles Handeln in der Notfallmedizin an, um die Schockspirale so schnell wie möglich zu unterbrechen (also z. B. Hochlegen der Beine zur Erhöhung der Versorgung von Herz und Gehirn und Entlastung des Kreislaufs, Einsatz von Infusionen zur Erhöhung des Blutvolumens oder von Blutverdünnern zur Auflösung von Blutgerinnseln etc.).
Das oben beschriebene erinnert an die Vorgänge im Körper in Zusammenhang mit einem als überwältigend wahrgenommenen Geschehen: wenn das sympathische Nervensystem zwecks Kampf-oder-Flucht-Reaktion aktiviert wird. Und auch hier werden (neben Cortisol) Adrenalin und Noradrenalin ins Blut abgegeben, um die Pumpleistung des Herzens zu erhöhen sowie die Engstellung kleinster Blutgefäße zu bewirken, wodurch der Blutdruck erhöht wird (siehe hierzu auch das Kapitel Das sympathische Nervensystem).
Ein über längere Zeit anhaltender oder häufig wiederkehrender extremer Kampf-oder-Flucht-Zustand führt zu einem dauerhaft erhöhten Blutdruck, belastet das Herz-/Kreislaufsystem und die Blutgefäße bzw. wirkt sich auf Dauer schädigend auf beides aus. Hier könnte sich möglicherweise eine Erklärung für die Diagnose des sogenannten essenziellen Bluthochdrucks erschließen.
Im Falle der vollen Erstarrungsreaktion (Freeze) bei einem überwältigenden traumatischen Erleben – die einem Kollaps, also einem vollständigen Zusammenbruch des Körpers entspricht –, werden alle Körperfunktionen weitestgehend heruntergefahren. Auch hier kommt es zu einer Abnahme der Blutzirkulation, einer Unterversorgung des Körpergewebes, wie insbesondere auch des Gehirns und des Herzens mit Sauerstoff etc., wie oben beschrieben. In besonderen Fällen kann es also durch ein traumatisches Erleben – oder sogar durch eine Retraumatisierung – ebenso zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen (unter Retraumatisierung verstehen wir die Wiederaktivierug einer alten Traumatisierung). Mehr hierzu findet sich auch im nachfolgenden Kapitel zur Erstarrungsreaktion.
Im Zusammenhang mit der Aktivierung des dorsalen Vagusnervs bei der Erstarrungsreaktion (siehe hierzu auch das Kapitel Das parasympathische Nervensystem) kann es zu einer extremen Aktivierung von Verdauungsfunktionen (hier: unwillkürlichem Urin- und Stuhlabgang) kommen, wie es als spätes Symptom im Rahmen des lebensbedrohlichen Zustands eines medizinischen Schocks beschrieben wird (s. a. das Kapitel Von Kampf oder Flucht bis hin zum Kollaps – Flight – Fight – Freeze).
Der Begriff Schock im ICD-10 Kapitel V (F)
ICD-10 Kapitel V (F) heißt: International Classification of Diseases (Internationale systematische Einteilung von Krankheiten). Sie wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben und regelmäßig überarbeitet. Im 5. Kapitel (V) geht es um Mental and behavioural disorders (geistige und Verhaltensstörungen), in der deutschen Übersetzung auch kurz als psychische Störungen bezeichnet. Das F in Klammern steht für den Anfangsbuchstaben aller Diagnosen dieses Kapitels (F00–F99).
1992 von der WHO eingeführt, wurde das Diagnosesystem des ICD-10 knapp 30 Jahre lang in Fachkreisen (Gesundheitswesen, Versicherungswesen, Rechtswesen etc.) eingesetzt. Nach über 10 Jahren Arbeit in internationalen Arbeitsgruppen hat die WHO für den internationalen Raum den neuen ICD-11 herausgegeben, gültig ab dem 01. Januar 2022. Erst nach einer flexiblen Übergangszeit von mindestens 5 Jahren soll die Berichterstattung nur noch ICD-11-codiert erfolgen., so zu lesen in einer Mitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte in Deutschland.1 Auf der Webseite des Bundesinstituts findet sich eine erste Version einer deutschen Übersetzung, die … unter anderem in Kooperation mit dem Schweizer Bundesamt für Statistik erarbeitet wurde.2 Der … Qualitätssicherungsprozess in Kooperation mit den wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften wird … voraussichtlich noch längere Zeit in Anspruch nehmen …3
Die Autorin geht davon aus, dass sich mit Blick auf die Definition von Schock wenig Veränderungen ergeben haben.
Was die sogenannte psychische Erschütterung angeht, verweist die Notfallmedizin auf die Diagnose der akuten Belastungsreaktion (F43.0 im ICD-10 Kapitel V (F) der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen). In dieser Diagnose geht es um eine vorübergehende Störung von beträchtlichem Schweregrad … als Reaktion auf eine außergewöhnliche körperliche und seelische Belastung …4 Zu den dort aufgeführten auslösenden Belastungen gehören überwältigende traumatische Erlebnisse, die die persönliche Sicherheit wie auch körperliche Unversehrtheit betreffen. Hierzu zählen klassisch Naturkatastrophen, Unfälle, Verbrechen und Krieg wie auch plötzliche und bedrohliche Veränderungen der sozialen Stellung, der Verlust der eigenen Wohnung durch z. B. Brand oder auch der Verlust von Nahestehenden durch Tod.
In der gesamten Beschreibung der Diagnose F 43.0 findet sich der Begriff Schock nicht– außer im letzten Abschnitt, in dem dazugehörige Begriffe aufgelistet werden. Neben den Begriffen akute Krisenreaktion, Kriegsneurose (combat fatigue) und Krisenzustand findet sich dort als letzter Begriff: psychischer Schock.5
Der Begriff Schock findet sich zusätzlich noch bei einer weiteren Diagnose, und zwar der Anpassungsstörung (F43.2). Bei dieser handelt es sich um … Zustände von subjektivem Leiden und emotionaler Beeinträchtigung, die … nach einem belastenden Lebensereignis oder bei Vorhandensein oder der drohenden Möglichkeit von schwerer körperlicher Krankheit auftreten.6 Auch hier taucht der Begriff des Schocks nicht in der ausführlichen Beschreibung der Diagnose Anpassungsstörung auf – außer wieder im letzten Abschnitt unter dazugehörige Begriffe. Hier wird als 3. von 4 Begriffen Kulturschock aufgeführt. Auch in der Diagnose der Akuten Belastungsreaktion im Rahmen des ICD-10 Kapitel V (F) taucht der Begriff des psychischen Schocks auf. Seine Verwendung legt nahe, dass der Begriff dort als Reaktion auf ein traumatisches Erlebnis betrachtet wird. Er ist nicht als der Zeitpunkt der psychischen Erschütterung selbst zu sehen, wie es andere Bezeichnungen wie Schocktrauma beispielsweise nahelegen (siehe hierzu auch der übernächste Abschnitt).
Diese feinen Unterscheidungen können bei der Betrachtung und dem Verständnis des traumatischen Geschehens durchaus von Bedeutung sein. Die Kapitel zum autonomen Nervensystem sowie zur Dissoziation und zur Erstarrungsreaktion (Freeze) befassen sich jeweils eingehender mit diesen Feinheiten.
Der Begriff Schock in der Psychotraumatologie
Der Begriff Schock wird im Lehrbuch der Psychotraumatologie von Fischer und Riedesser z. B. in der Kombination von Schock und Trauma benutzt. Schocktrauma wird hier definiert als ein Trauma, das … das Individuum unvorbereitet und zeitlich überraschend trifft. Vermutlich in Abgrenzung hierzu findet sich der Satz: Gewalterfahrungen wie Folter beispielsweise sind, wenn sie sich über längere Zeit erstrecken, nicht mehr im zeitlichen Sinne überraschend.7
Im Rahmen einer Typisierung von Traumatisierung findet sich in oben stehendem Lehrbuch eine Unterscheidung in Typ I-Trauma und Typ II-Trauma. Das Typ-I-Trauma wird an verschiedenen Stellen im Lehrbuch unterschiedlich beschrieben: Einmal ist die Rede von einer einfachen schweren Traumatisierung,8 dann von einem Typ I-Schocktrauma9 oder aber von einem einmaligen traumatischen Erlebnis (Typ I-Trauma), letztere Definition erfolgt in Zusammenhang mit einer Typisierung von Kindheitstraumata.10
In der gleichen Veröffentlichung finden sich Auszüge aus dem Text der Informationsbroschüre für Gewaltopfer aus dem Kölner Opferhilfe Modell. Der erste Abschnitt Während der Gewaltsituation beinhaltet noch keine Aufnahme des Begriffs Schock. Vielmehr wird Schock in den zeitlichen Abschnitt nach dem traumatischen Erleben verwiesen, und zwar in den Abschnitt Reaktionen auf ein Gewalterlebnis. Hier findet sich der Begriff Schock im Rahmen einer Unterteilung von drei aufeinanderfolgenden Phasen: Die 1. Phase wird als Schockreaktion bezeichnet. In dieser tritt in der Regel … zunächst ein schockartiger Zustand auf, in dem Betroffene noch sehr aufgeregt, verwirrt, traurig oder wütend sind.11 In diesem zeitlichen Zusammenhang wird auch der Zustand der Betäubtheit bei manchen Opfern beschrieben, der nach Stunden bis Tagen zurückgehe. Auf die Beschreibung der Schockreaktion folgen Beschreibungen der Einwirkungsphase und Erholungsphase.
An anderer Stelle in oben genannter Veröffentlichung wird die Schockreaktion, wie sie in der Informationsbroschüre des Kölner Opferhilfe Modells beschrieben wird, als Schockphase bezeichnet. Sie ordnet sich ein im Rahmen eines differenziellen Verlaufs der traumatischen Reaktion (differenziell: unterscheidend) im Anschluss an ein traumatisches Geschehen und wird folgendermaßen beschrieben:
Sie dauert von einer Stunde bis zu einer Woche. (…) Charakteristisch ist ein Gefühl von Unbeweglichkeit, darauf folgt oft Verleugnung. Oft wird auch die Tatsache verleugnet, dass man sich bedroht fühlte oder ängstlich war.12
Ebenso wie an die Schockreaktion der Informationsbroschüre des Kölner Opferhilfe Modells schließen sich in der Beschreibung dieses Verlaufsmodells die Einwirkungsphase und nachfolgend die Erholungsphase an die Schockphase an.13
Bei der Betrachtung der Verwendung der Definitionen fällt auf, dass Begriffe wie Schockreaktion oder Schockphase anscheinend gleichbedeutend verwendet und definiert werden als Phase nach einem Gewalterlebnis, auf das sozusagen ein – länger anhaltender – schockartiger Zustand folgt.
Der Begriff des inescapabable shock (unausweichlicher Schock) findet sich u. a. in Tierstudien zur Beeinflussung des Immunsystems durch Stressoren (Stressauslöser) bei Mäusen. In einer Studie wurden Mäuse einem Schock im Sinne eines elektrischen Schlages ausgesetzt, dem sie nicht ausweichen bzw. auf den sie nicht mit einer Fluchtreaktion reagieren konnten. Im Gegensatz hierzu wurde das Anbringen eines elektrischen Schlages mit nachfolgender Fluchtmöglichkeit als escapable shock (ausweichlicher/befreibarer Schock) bezeichnet.14
Verwendung findet der Begriff auch bei Bessel van der Kolk15 sowie bei Lutz-Ulrich Besser, Mitbegründer des Zentrums für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin.16
Der Begriff Schock in den Medien
Neben dem Begriff psychischer Schock findet sich in manchen Veröffentlichungen zum Thema (z. B. im Hörfunk oder in Artikeln im Internet) auch der Begriff psychogener Schock. Aus Sicht der Autorin ist die Begriffskombination von psychogen und Schock in Zusammenhang mit überwältigendem Geschehen wie Trauma fachlich nicht ausreichend genau. Dies wird deutlich aus der Definition der Begriffe psychisch und psychogen:
• Psychisch bedeutet: die Psyche betreffend. Das heißt (so die Interpretation der Autorin) im Falle des psychischen Schocks: Etwas, das von außen einwirkt, löst einen Schock aus – was wiederum die Psyche betrifft. Dies können wir demnach einen psychischen Schock nennen.
• Psychogen bedeutet psychisch bedingt bzw. von der Psyche ausgehend. Ein Schock jedoch entsteht nicht von der Psyche ausgehend, sondern stellt eine Reaktion der Psyche auf eine äußerliche Einwirkung dar und betrifft diese also.
Wird – wie auch am Anfang dieses Kapitels bereits erwähnt – die erfolgte Abspaltung eines früheren traumatischen Erlebnisses getriggert, dann entspricht dies einer Reaktion aus dem prozeduralen (unbewussten) Gedächtnis der/des Betreffenden auf einen Auslöser. Auch in diesem Fall wäre die Definition eines von außerhalb erfolgenden – möglicherweise als Schock wahrgenommenen – Auslösers als von der Psyche ausgehend unzutreffend. Mehr hierzu findet sich in den Kapiteln zu Dissoziation sowie zu Erinnerungen und Funktionen des Gedächtnisses.
Wie die Autorin den Begriff Schock verwendet
Beim weiteren Lesen der vorliegenden und nachfolgenden Veröffentlichungen wird auffallen, dass die Autorin bestimmte Begriffe in Zusammenhang mit Schock nicht verwendet.
Neben der medizinischen Bedeutung des Begriffs Schock in der Notfallmedizin benutzt die Autorin den Begriff Schock umgangssprachlich (wie in diesem Kapitel eingangs beschrieben) im Sinne einer abrupten bzw. plötzlichen emotionalen Erschütterung, die nur einen Augenblick oder wenige Sekunden andauert und mit einer körperlichen Wahrnehmung von Sprachlosigkeit, Lähmung oder Betäubung einhergehen kann. Dabei ist die betreffende Person bei vollem Bewusstsein, die Denk- und Sprechfähigkeit kann jedoch unterschiedlich lang beeinträchtigt sein, je nach Stärke der empfundenen Erschütterung (siehe hierzu die Auswirkungen auf bestimmte Gehirnbereiche im nachfolgenden Kapitel zu den Gehirnfunktionen).
Eine länger anhaltende Bewegungslosigkeit oder Beeinträchtigung der Wahrnehmungsfähigkeit ordnet die Autorin in den Bereich der zunehmenden Dissoziation ein, da sie über den Begriff der plötzlichen emotionalen Erschütterung hinausgehen.
Der Augenblick der Wahrnehmung eines überwältigenden (traumatischen) Ereignisses ist aus Sicht der Autorin ebenfalls ein plötzlich auftretendes Geschehen und kann insofern auch als schockhaft (im Sinne einer plötzlichen körperlichen und seelischen Erschütterung) bezeichnet werden.
Den Begriff inescapable shock verwendet die Autorin nicht, weil das Wesen eines Schocks aus Sicht der Autorin eine plötzliche Erschütterung darstellt, auf den die Eigenart von Ausweichlichkeit oder Unausweichlichkeit nicht zutreffen kann. Salopp gesagt: Entweder es ist ein Schock oder es ist keiner. Kurz nachdem der Schock allerdings geschehen ist, kann sich herausstellen, wie schnell sich die/der Betroffene erholt, ob eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion möglich oder ob die Situation für die/den Betroffenen vollkommen überwältigend ist. Letzteres würde dann zu einer Traumatisierung führen. Das heißt in anderen Worten, die Erschütterung (der Schock) hätte eine Situation zur Folge, in der die/der Betreffende entweder flüchten oder die Bedrohung aktiv bekämpfen kann … oder in der alle Abwehrmaßnahmen zusammengebrochen sind (siehe hierzu auch die Kapitel zum autonomen Nervensystem sowie die Ausführungen zur sogenannten Erstarrrungsreaktion).
In Zusammenhang mit Traumatisierung konzentriert sich die Autorin auf die Reaktionen des autonomen Nervensystems auf Bedrohungen und insbesondere auf überwältigendes Geschehen (im Sinne einer Wahrnehmung von Lebensbedrohung), wobei die/der Betroffene sich vollkommen hilflos und ausgeliefert bzw. überwältigt fühlt (siehe hierzu auch das Kapitel Trauma, wie es die Autorin erklärt).
Körperlich sehr ernste Situationen, die in dokumentierten Fällen als Reaktivierung früherer abgespaltener (dissoziierter) traumatischer Erlebnisanteile erkannt wurden, können in sehr seltenen Fällen zu lebensbedrohlichen Zuständen führen, die dem Verlaufsbild eines medizinischen Schocks nahekommen (Beschreibungen hierzu finden sich im Kapitel Was bedeutet Dissoziation?).
Beschreibungen wie sie sich im Lehrbuch der Psychotraumatologie von Prof. Dr. Gottfried Fischer und Prof. Dr. med. Peter Riedesser zu den Begriffen Schockreaktion oder Schockphase finden, erinnern die Autorin zum Teil an Zustände bzw. Symptome, die mit der jeweiligen aktuellen Dominanz eines Teils des aus dem Gleichgewicht geratenen autonomen Nervensystems zusammenhängen und wie sie in der Regel im Anschluss an ein traumatisches Erleben auftreten. Beschreibungen dieser Vorgänge finden sich in den nachfolgenden Kapiteln zum Gehirn, dem autonomen Nervensystem, dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem, der Erstarrungsreaktion, dem oszillierenden (auf- und abpendelnden) autonomen Nervensystem, den Phänomenen Kindling und Irradiation etc.
Die Autorin empfindet die Nutzung des Begriffs Schock in Kombination mit verschiedenen Zusätzen als verwirrend. Aus Sicht der Autorin ermöglichen die Begriffe Schockreaktion oder Schockphase sowie die Beschreibung der weiteren Phasen17 in den oben erwähnten Veröffentlichungen eine vereinfachte Sicht auf das traumatische Geschehen und seine Folgen. Der Preis hierfür ist aus Sicht der Autorin ein Weniger an Klarheit, was die körperliche Seite des traumatischen Geschehens angeht. Die Einbeziehung der Informationen aus den im vorhergehenden Absatz erwähnten Kapiteln ermöglichen aus Sicht der Autorin einen erweiterten Blick auf das Geschehen.
Die Autorin lädt die Leserschaft dazu ein, diese Veröffentlichungen als einen Beitrag zu einem aufmerksamen und genauen Blick auf jegliche Begriffe in Zusammenhang mit Trauma und Traumatisierung zu nutzen und zu entscheiden, welche Begriffe für einen selbst jeweils als sinnvoll und hilfreich angesehen werden. Manche Zusammenhänge scheinen kompliziert und nicht leicht zu beschreiben. Das Ziel der Autorin ist es, zu möglichst großer Transparenz und Verständnis für traumatische Vorgänge beizutragen.
Anmerkungen:
1. https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-11/ node.html
2. ebenda
3. ebenda
4. Horst Dilling, Werner Mombaur, Martin H. Schmidt: Internationale Klassifikation psychischer Störungen, ICD-10 Kapitel V (F), Klinisch-diagnostische Leitlinien, 10. überarbeitete Auflage, 2015, S. 205 ff
5. ebenda
6. Horst Dilling, Werner Mombaur, Martin H. Schmidt: Internationale Klassifikation psychischer Störungen, ICD-10 Kapitel V (F), Klinisch-diagnostische Leitlinien, 10. überarbeitete Auflage, 2015, S. 209 ff
7. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 159 ff
8. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 138
9. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 161
10. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 288
11. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 353 ff
12. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 170
13. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 170 ff
14. MA Visintainer, Volpicelli JR, ME Seligman: Tumor rejection in rats after inescapable or escapable shock, Science, 23 Apr 1982, Vol 216, Issue 4544, pp.437–439, https://doi.org/10.1126/science.7200261
15. B. Van der Kolk, M. Greenberg, H. Boyd, J. Krystal: Inescapable shock, neurotransmitters, and addiction to trauma: toward a psychobiology of post traumatic stress, 1985 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2858226
16. Lutz-Ulrich Besser, Vortrag im Rahmen der Jubiläumstagung der Klinik am Waldschlösschen, Dresden, August 2018, Small-t-Traumata, ihre Bedeutung in der Psychotherapie; Ohrfeigen für die Seele, Emotionale Gewalt – und die Folgen für Gehirn, Persönlichkeitsentwicklung und die Familie
17. Gottfried Fischer, Peter Riedesser: Lehrbuch der Psychotraumatologie, 4. Auflage, 2009, S. 169 ff
Trauma – Ein Begriff genauer untersucht
Der Begriff Trauma findet sich in vielen Zusammenhängen und Berufsbereichen sowie wiederum auch in Kombination mit anderen Begriffen. Dieses Kapitel soll helfen, das eigene Verständnis zu ergänzen und den unterschiedlichen Gebrauch bestimmter Bezeichnungen klar gegeneinander abgrenzen zu können. Im darauffolgenden Kapitel findet sich eine einfache Beschreibung des traumatischen Geschehens aus Sicht der Autorin.
Woher kommt der Begriff Trauma?
Der Begriff Trauma stammt aus dem Altgriechischen (Mehrzahl: Traumata) und bedeutet übersetzt Verletzung, Wunde. Der Begriff Traumen für die Mehrzahl ist grammatikalisch korrekt in der deutschen Sprache, wird jedoch eher selten verwandt. Vielen ist der Begriff Trauma zunächst im medizinischen Zusammenhang bekannt sowie im Zusammenhang mit Verletzungen des Körpers, beispielsweise als stumpfes Trauma. Bei Letzterem handelt es sich um eine Prellung, also eine stumpfe Gewalteinwirkung von außen auf ein Gewebe, ohne dass dieses durchdrungen wird. In der Regel hat dies einen Bluterguss zur Folge. Aber auch stärkere Verletzungen darunterliegender Körperstrukturen (Knochen, Bänder, Sehnen, innere Organe) sind möglich.
Trauma in der Unfallchirurgie
Die Traumatologie (Verletzungskunde) ist Bestandteil der Unfallchirurgie und befasst sich mit der Versorgung kleinerer und größerer Verletzungen. Zu diesen gehört auch die Kombination einer Vielzahl von Verletzungen an verschiedenen Körperregionen, von denen einzelne Verletzungen lebensbedrohlich sein können. Eine solche Kombination von Verletzungen wird Polytrauma genannt (poly: viel).
Neben der Unfallchirurgie betrifft die Traumatologie ebenfalls die Sportmedizin, Orthopädie (befasst sich mit dem Stütz- und Bewegungsapparat des Körpers) und die Physiotherapie (Körpertherapie). Traditionell ist der Begriff der Traumatologie also ursprünglich belegt von einem Berufsfeld, das sich auf die Reparatur gewaltsamer Verletzungen des Körpers konzentriert.
Trauma und Krieg
Dass und wie auch feinere Strukturen innerhalb des Körpers – wie das autonome Nervensystem und mit ihm die Regulation von Stress – von gewaltsamen Einwirkungen auf den Menschen betroffen sein können – und wie sich dies sowohl körperlich als auch auf das Verhalten eines Menschen auswirken kann, wurde lange nicht erkannt und konnte dementsprechend nicht richtig eingeordnet werden.
Bereits aus jahrhundertealter Literatur kennen wir Beschreibungen von Auswirkungen gewaltvoller Erfahrungen auf das menschliche Verhalten. Diese finden sich beispielhaft in der Ilias von Homer, in der es u. a. um Kriegshandlungen im Altertum geht, später z. B. in Shakespeares Macbeth